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Sächsische Mprlung. AmtMM für das Königliche LMMichl und den Aadlrath gi Schandau, sowie für den MlNMMcW rn Hohustein, Achtunddreistigstcr Jahrgang. — " Schandau, Sonnabend, den 29. December 1884. Die 1. Kummer auf das Jahr 1895 erscheint nächste» Mittwoch Nachmittag 4 Mr. dLS In« »MIM Anke. Ein ncncr Herrscher hat bestiegen Nunmehr den ew'gen Thron der Zeit — Es forscht die Welt in seinen Zögen, Zn welchem Thun er sei bereit . . . Doch will sein Antlitz noch nicht kiindcn, Wie er das Sceptcr sichren wird, Es läßt sein Blick noch nicht empfinden, Ob mild, ob streng' er wohl regiert. Und dennoch jauchzen wir entgegen So froh bewegt dir, neues Jahr — Wir alle hoffen ja, daß Segen Aus dir wird sprieße» wuuderbar — Daß du mit Rose» »ur bekränze» Wirst unser Wirken früh und spat, Und wirst mit mildem Licht beglänzen Nu» unser aller Pilgerpfad! Wohlan, so sei nus denn willkommen, O neues Jahr, in deinem Schein, Was dn auch bringst, es möge frommen Uns stets in unser'm Erdensein — Sv wäg' die Hvsfunng nns beleben, Daß gnädig unser all' Geschick — Drum sei die Losung ansgegeben: Ein neues Jahr, ein neues Glück! W. Neuendorff. Wenn im ewigen Strome der Zeiten das alte Jahr in das Meer der Ver-! gangcnhcit hinabsinkt und ein nenes jnugcs Jahr seinen Lauf beginnt, so pflegen die Menschen, eingedenk der kurzen Spanne Zeit, welche sic ans dieser Erde zuweilen haben und eingedenk'des jähen Wechsels, der ost das menschliche Leben unterworfen ist, eine ^age an die Zukunft zu thnn, und je nach der Berufsstellung, den Anschauungen und Wünschen wird die Frage verschiedenartig zu beantworten gesucht. Ter Eine blickt am Jahreswechsel weit hinaus in das große Wcltenschauspiel und will die zukünftige Ent wickelung der Weltgeschichte enträthseln, der Andere beschäftigt sich, von bangen Sorgen oder auch guten Hoffnungen erfüllt, mit den wirthschaftlichen und socialen Näthseln der Gegenwart deren Lösung naturgemäß tief in sein eigenes Vernfs- und Familienleben einqrcifeu würde, und ein Dritter flüchtet am Sylvesterabcnd mit seinem ganzen Sinn und Fühlen, Denken und Streben in das innerste Kämmerlein seines eigenen Herzens und sncht dort, ganz losgelöst von den Einflüssen und Irrungen der schwankenden Tagcsmeittimg, mit seinem Gewissen, seinem sittlichen Bewußtsein und seinem Glauben an die Ideale der ewigen Menschheitsveredelung nach dem Willen des allwcisen Gottes und Allvaters Vertrauen in die Zukunft und ans die Erfüllung edclcr selbstloser Wünsche zu finden, wenn er cs redlich nnd unbefleckten Geistes sncht, denn in dem sittlichen Bewußtsein des Menschen nnd in seiner Befähigung, sich noch der göttlichen Vernunft, die ihm gegeben ist, zu vervollkommnen, liegen nach der Ueberzengnng aller wahrhaft großen Ncligionsstifter, Dichter nnd Denker die wahren, die bleibenden Güter des Menschen, ja sein wirkliches Ich, seine vernünftige Seele. „In deiner Brust sind deines Schicksalssterne!", diese unsterblichen Worte des großen Schillers aus seinem Wallenstein-Drama müssen auch der Wahlsprnch aller vernünftig nnd edel denkenden Menschen am Jahreswechsel sein, denn die Näthscl der Zukunft bleiben nus bis vor ihrer nnnültelbarcu Lösung ver schlossen nnd Orakelsprüche und menschliche Prophezeihungen sind doch zu viel Jrrthümcrn unterworfen, daß mau noch sonderlich auf sie bauen möchte. Amtlicher Theil. Das untcrzcichuctc Amtsgericht wird am erste» Mittwoch jede» Monats von Vormittags '/,lO Uhr an zu Hohnstein !m Gasthofe zur „Sächsischen Schweiz" Gerichtstag halten. Schandau, am 21. December 1894. Köniqliches A m t s q c r i ch t. Ihle. Wesranntnrachnng. Sonnabend, den 5. Januar 1895, Vorm. 11 Uhr, sollen in Krippen m dem als Bersteigerungsort bestimmten Gasthaus „zum Deutschen Kaiser" 1 grössere Masse Strohblnmcn, 1 eiserner Ofen, 1 Sopha, 1 »Ausziehtisch, 4 Nohrstühle, mehrere Gardinen nnd verschied, andere Sachen mehr durch den Unterzeichneten öffentlich versteigert werden. Schandau, am 28. December 1894. Schollig, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Die Sparkasse zu Schandau ist wegen des vorzunchmcndcn Rechnungs abschlusses snr Nückzahlungeu vom 3tt. December dieses Jahres bis mit 22. Januar künftigen Jahres geschloffen, dagegen bleibt dieselbe für Einzahlnngen bis mit 5. Jannar künftigen Jahres geöffnet. Am 23., 24., 25. und 2li. Januar k. I. wird vormittags von 9—12 Uhr und nachmittags von 2—4 Uhr für sämtliche Sparkassengeschäfte, darnach aber wie gewöhnlich Mittwochs und Sonnabends vormittags von 9—12 Uhr für Ein- und Rückzahlungen und an den Nachmittagen sämtlicher Wochentage von 2—4 Uhr nur für Einzahlungen cxpcdirt werden. Schandau, am 19. Dezember 1894. Dev Stadtrat. Wieck. Aufgebot Der NcchtSanwalt Juughauö zu Stettin hat als Pfleger des Nachlasses des am 21. Mai 1893 in Folge eines Unfalles beim Segeln in der Nähe der Insel Nügm verstorbenen Chemikers l)r. Gustav Nichard Laube aus Stettiu das Aufgebot der unbekannten Erben desselben beantragt. Der p. Laube ist am 22. Januar 185l zu Tauzberg (Paroch'c Magdcborn) im Königreich Sachsen als unehelicher Sohn der unverehelichten Christiane Wilhelmine Heldner (Tochter des Hausbesitzers Carl Gottlieb Heldner nuö Krumhermsdorf) geboren nnd durch Vertrag vom 7/17. Februar 1854 (landesherrlich bestätigt am 8. März 1854) von dem Königlich Sächsischen Forstinspector Fürchtegott Leberecht Laube zu HintcrhcrmSdorf unter Ausschließung des Erbrechts arrogirt worden. Au alle unbekannten Erben des p. Laube ergeht hiermit die Aufforderung, ihre Ansprüche auf den Nachlaß desselben spätestens in dem auf den 22. November 1895 Mittags 12 Uhr an hiesiger Gcrichlsstelle, Elisabelhstr. No 42 Zimmer No. 53 anberanmtcn Termin au« zumeldcn, widrigenfalls dieselben mit ihre» Ansprüchen und Rechten auf den Nachlaß aus geschlossen werden und der Nachlaß dem rechtmäßigen Erben zur freien Verfügung werden wird. Der sich erst später meldende Erbe muß alle Verfügungen des Erbschafts» besitzerö anerkennen und kann weder Rechnungslegung noch Ersatz der Nutzungen, sondern nur Herausgabe des noch Vorhandenen fordern. Stettin, den 17. December 1894. Königliches Amtsgericht, Abth. X!. Jahresrundschan für das Königreich Sachsen. Wen» wir, an der Ausgangspforte des Jahres 1894 stehend, nochmals znrückschanen auf die für unser sächsisches Vaterland bemerkenswerthesteu Jahrcsmvmentc, so treten uns zunächst die Ereignisse in unserem geliebten Herrscherhause entgegen. Gerade un Wendepunkte zweier Jahre, z» Sylvester 1893, erfolgte die Geburt eines neuen Svrossen des Hauses Wettin, des Prinzen Friedrich Christian, zweiten Sohnes des Prinzen Friedrich August und seiner Gemahlin Lonise, Erzherzogin von Toskana. Mit Bewegung begrüßte man in allen Volkskreisen die willkommene Kunde, daß der' Stamm der Wettiner abermals ein nenes kräftiges Neis getrieben, hat doch das Sachseuvolk von jeher innigsten Antheil au allen hervorragenderen Vorfällen in seinem Herrscher- Hause genommen. Diese loyalen nnd patriotischen Gefühle offenbarten sich mich wieder bei der schweren Erkrankung König Alberts un Febrnar 1894, welche tiefste Theil- nahme im ganzen Lande erregte, groß war daher auch die allseitige Freude über die vollständige Wiedergenesnng des verehrten Monarchen. Wie immer, so wurde auch diesmal der Geburtstag des königlichen Herrn, der am 23. April sein 66. Lebensjahr vollendete, alterorten festlich begangen. Kaiser Wilhelm erschien selbst in Dresden, nm seine» erlauchten väterlichen Freund nnd hohen Nichtaintlich er Theil. Verbündeten persönlich zn dessen Gebnrtsfest zn beglück wünschen, nachdem König Albert seinerseits zur persön lichen Beglückwünschung' des Kaisers an dessen 35. Ge- bnrtsfeste in Berlin gewesen war. Eine dritte Begegnung zwischen beiden Fürstlichkeiten im laufenden Jahre fand daun anläßlich der Reise König Alberts zn den Kaiser- manövcrn in Ostpreußen statt. Zwischen die Geburt des Prinzen Friedrich Christian nnd die Geburtstagsfeier des Königs fiel ein anderes festliches Ereignis; in der Köuigs- familie, die am 5. April zu Stuttgart vollzogene Ver mählung des Prinzen Johann Georg mit Prinzessin Marie Isabella, Herzogin von Württemberg. Die am 15. Mürz zum Abschluß gelangte jüngste Sitzungsperiode des sächsischen Landtages schloß insofern ein Jubiläum für denselben in sich ein, als sich mit dieser Session der 25. ordentliche Landtag erfüllte. Allerdings war die „Jnbelsession"gerade nicht dnrch gesetz geberische Schöpfungeil allerersten Ranges ausgezeichnet, immerhin kamen in ihrem viermonatigen Laufe einige be- mcrkeuswerthere Vorlagen zn Stande. Von ihnen ist an erster Stelle der Staatshaushalt zu erwähnen, er bekundete in seinen Einzelheiten, wie m seiner Gesammtheit wieder, in welch' geradezu glänzendem Zustande sich die sächsischen Staatsfinanzen befinden. Weiter gehörten zu den hervor ragenderen Ergebnissen der Landtagssession die Gesetze über die Aufnahme einer dreiprocentigen Nentenanleihe, über die Abänderung des Einkonunenstenergesetzes, über den Nach tragsetat (Dotationen) und nicht znm wenigsten auch über den Bau mehrerer neuer Staatsbahulinicu. Die letzteren sind die Strecken Kohlmühle-Hohnstein, Mulda-Sayda, Crauzahl- OberwieseutchchNippach-Poserna-PlagwitznudNippach-Po- serna-Markranstädt, ferner Wilzschhans-Carlsfeld, Limbach- Wüstenbrand nnd Waldheim-Kriebethal. Mit diesen vom Landtage bewilligten neuen Linien, welche vorwiegend längst empfundenen localen Verkehrsbedürfnissen in ver schiedenen Landestheilen entgegenkommen, erfahren die Maschen des ausgedehnten Netzes der sächsischen Staats bahnen eine weitere Vermehrung. Zu nennen ist dann anch die vom Landtage ausgesprochene Bewilligung der verhältnißmäßig sehr kostspieligen Umbauten der Dresdner Bahnhöfe; die vielen Millionen, welche von den Ständen für diesen Zweck bewilligt worden sind, werden sicherlich nicht lediglich den verkehrspolitischen Interessen der Resi denzstadt zu Gute kommen, sondern anch den Interessen des ganzen Landes. Endlich verdient noch hcrvvrgehobeu zn werden, daß dnrch die ertheilte Zustimmung deö Land tages zn dem Vorschläge der Negierung, eventuell einen allgemeinen Zuschlag zur Einkommensteuer zu erheben, die sonst nicht zn umgehende Einberufung eines außerordent lichen Landtages vermieden woroen ist. Jedenfalls b-K,