Volltext Seite (XML)
Mittwoch —— Nr. I6S. —— 18. Junius 181S ZUM Dmtsche AVgemeitte Aettmt-. WM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» __ Zur Nachricht. <ruf das am I. Juli 1815 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und ZeitungSexpeditionen deö In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übri gen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. «eb-rbli». Deutschland, -f Lus Sachsen-Deutschland und Rußland. s Hannover. Der Gustav-Adolf-Verein in Hildesheim- — Die würrtembergische zweite Kammer. Hr. Federer. — Polizeistrafgesehbuch in Hessen. — DaSLud wigSdenkmal in Darmstadt. * Frankfurt a.M. DieDeutsch-Kntholiken. MleeuOö«. * Vertin- Die SchutzzollaaitatioN. *Äus dem Hatberstäd- tiscyen. Wislicenus, t Von der Ltbe- Die protestantischen Freunde- * Königsberg. Äie jüdische Reform. * Posen- Die Censur. Neue Zei tung. — Fanatismus in Essen. Deutsch-Katholiken in Danftg und Görtits. Spanten. Die Königin in Barcelona. Don 'Carlos. Hr. Bulwer. WraUPtttannten. Parlament. Die Limes über Griechenland. O'Con nell. Der Punch. Krankreich. Parlament. Algerien. Ein Bischof in Cochinchina. ** Paris. DaS Ministerium und die Opposition- Die Legitimisten. Schweiz, -t- Zürich. Die berner Regierung. — Die Amnefiiefrage in ?uzern. vr. Steiger. Der große Rath von St-Gallen. ««Oland «Nd Mole«, f Warschau. Die Juden. «Südamerika. Der Anschluß von Lejas. Da «lata-Staaten. Niederlage der Montevideaner- Die Blockade von Montevideo. ÄNtsfenschast «nd KtUNsk. Universitäten. — Prof. Romberg. — Das Goethedenkmal. — Dupin. Handel und Audnslri«. * Frankfurt a. M. Börsenbericht "Leip- tia. Börsenbericht. * Dresden- Die Jmmobiliar-BrandversicherungSanstalt. Leipzig. Wollbericht. — Berlin. «akündigunseu. De«tfchla«d. sÄUS Sachsen, 16. Jun. vr. Stricker in seiner für Deutsche und Nichtdeutsche interessanten Schrift: „Die Verbreitung des deutschen Volks über die Erde", (Leipzig 1815), hat vollkommen recht, wenn er sagt, daß „wir keine Gelegenheit versäumen sollten, das deutsche Volk zu ermahnen, daß eS seine Blicke unausgesetzt nach dem Nordosten Europas richten möge und weder von Denen Belehrung annchme, welche aus lau ter Patriotismus und aus beinahe kindischem Vertrauen auf die Zauber kraft früherer Lorbcerkränze keine Gefahr anerkennen wollen, noch aber auch von Denen sich täuschen lasse, die aus wohlbekannten Absichten und Hoffnungen unter den einschläfernden Gesängen der Sirenen im Schwar zen und Baltischen Meer (Konstantinopel und Kiel) unS zu beschleichen suchen. DaS groß«, nordöstliche Slawenreich, durch Germanen einst ins Leben gerufen und noch jetzt im Westen mit germanischen Elementen ver seht, nimmt eine ähnliche Stellung zu Deutschland ein wie im Alter- thume Makedonien unter Philipp zu Griechenland!"— Sollte auch dieser Vergleich nach der einen Seite hin etwas hinken, so ist doch im Uebrigcn jene Mahnung in der Hauptsache vollkommen gegründet, und sie geht mit Nothwendigkeit aus Demjenigen selbst hervor, was in der obgedachten Schrift über die RussificirungSversuche in Betreff der deutschen Ostsee- provinzcn bemerkt wird. Der Haupthcbel dieser Russificiruna ist die grie chische Religion, welche mit dem Russcnthum unauflöslich fest verbunden ist. Die Gesetze, daß alle unehelich oder in gemischter Ehe erzeugten Kin der in der griechischen Kirche erzogen werden müssen; daß ein Religions wechsel nur zu dieser stattfindcn darf; daß, wer einmal das Abendmahl nach griechischer Weise genossen hat, schon dadurch der griechischen Kirche angehört: alle diese Bestimmungen führen der letzter» jährlich eine Menge mehr oder weniger unfreiwilliger Bekenner zu. Namentlich das letzterwähnte Gesetz ist besonders wichtig bei dem Heere, wo einzelne lu therische Soldaten unter lauter griechischen dienen und die übrigen Cere- mottien der griechischen Kirche unter den Waffen mitmachen müssen (wie man AehnlicheS in Baiern mit der Kniebeuaung von Seiten der protestan tischen Soldaten beabsichtigte). Jene Nussisicirung der deutschen Ostsee provinzen ist ebenso eine Undankbarkeit gegen die Deutschen, als unpoli tisch. ErstereS, indem Rußland den Deutschen wenn auch gerade nicht Alles, doch jedenfalls Vieles verdankt; Letzteres, weil cs, wie der Rei sende Kohl irgendwo bemerkt, „das Glück zu schätzen wissen sollte, daß «S ein Stück von Deutschland zu seiner Verfügung hat, aus dem es wie aus einer Pflanzschule viele sehr nützliche Männer und treue Unterthanrn ziehen kann, und eS daher den guten deutschen Geist auf alle Weise zu erhalte» suchen sollte", statt daß nun diese Ausrottung deutscher Sitte und Sprache zugleich eine völlige Ausrottung deutschen Geistes und deut scher Tüchtigkeit in sich enthält. Um so mehr aber ist cs Pflicht, Deutsche von der Einwanderung nach Rußland oder nach Polen abzumahnen, zu mal dergleichen Einwanderer, wie dies auch, nach Stricker, in einer öf fentlichen Warnung der Negierung zu Stettin (Allgemeine Preußische Zei tung vom II. Sept. 1811) ausgesprochen worden ist, nur gar zu häufig „leeren Vorspiegelungen und bitlern Täuschungen" aufgeopfert worden find. Es gibt ja, wenn nun einmal von Deutschland aus Colonisations plane ausgeführt werden sollen, genug andere Länder und Gegenden Eu ropas, wohin dies zum Heil der Auswanderer geschehen kann und wo man das deutsche Element nicht blos zum eignen Vorthcil benutzt, um es hernach zu vernichten, wo man es vielmehr zu schätzen und zu pflegen die rechte Einsicht und den guten Willen hat. So empfiehlt G. Stieg litz in seinem „Istrien und Dalmatien" (1815) Istrien selbst im Allge- acmeincn für deutsche Colonien, als ein Revier, zugleich ergiebig für Jagd, Ackerbau und Schiffahrt. „Hug geleitet, sagt er, und zu Anfang ener gisch unterstützt, mußten Ansiedelungen in diesen menschenarmen Gegenden von entscheidendem Erfolge sein und würden zugleich das germanische Ele ment, das kräftigend verjüngende, in einem für Cultur jeder Art empfäng lichen Landstriche heimisch machen." s-Hannover, 11. Jun. Wie im Laufe der letzten Wochen die mei sten in unserm Lande bestehenden Localvereine zur Gustav-Adolf- Stiftung, so hat auch der Hildesheimer Verein, dessen erste Jah- resrechnung mit dem 15. Mai schloß, an diesem Tage sein Stiftungsfest gefeiert. Die Provinzialblättcr, welche darüber berichten, stellen den Gu° stav-Adolf-Berein des Fürstcnthums Hildesheim den kräftigsten und blü hendsten unser- Landes au di« Seite. Um die Kraft einer Stiftung z« erkennen, wollen sie eS zwar weniger auf Zahlen als auf den Geist, der die Mitglieder beseelt, ankommen lassen, führen cd aber doch als erfreu lichen Beweis für das Gedeihen des Vereins an, daß derselbe, nach den vorliegenden Verzeichnissen, schon 1102 Theilnehmer zählt (es ist dabei nicht zu übersehen, daß ein bedeutender Theil der Einwohner Hildesheims sich bekanntlich zur römisch-katholischen oder theilweise seit neuester Zeit zur deutsch-katholischen Kirche bekennt). Dabei sind noch nicht einmal aus allen Gemeinden neben den Geldsendungen auch die Namenverzeich nisse eingeliescrt, und «s läßt sich mit vieler Sicherheit annehmcn, daß im Laufe des ersten Jahres gegen 1500 evangelische Christen der Provinz Hildesheim ihre Gaben zu den Zwecken deS Gustav-Adolf-VereinS gespen det haben. In 29 Ortschaften des Fürstcnthums ist der Verein schon Gemeindesache geworden und hat daselbst kleinere Localvereine hervorgeru- fen. Das Zuftlmmenwirken dieser Gemeinden mit dem Verein in der Stadt Hildesheim hat eS möglich gemacht, daß Nach Abzug der im erste» Rechnungsjahre natürlich bedeutenden Ausgaben schon die Summe von 288 Thlr. verwendet werden könnt«. Die Generalversammlung faßte dar über folgende Beschlüsse: DaS erste Drittheil, 96 Thlr., erhält die sehr hülfSbcdurftigc Gemeinde Baccum in der Nicdergrasschaft Lingen; das zweite Drittheil verwendet der Centralverein zu Leipzig an eine von dem selben zu bestimmende Gemeinde im Königreiche Hannover; das letzte Drittheil bleibt der freien Verfügung des Centrälvercins überlassen. — In der Sitzung der wüvttemdergifche« zweiten Kammer am 12. Jun., worüber der Schwäbische Merkur berichtet, erhob sich der Abg. Mack, der bekannte Vertreter der hierarchischen Interessen, gegen die Adresse der Amtsversammlung zu Ravensburg (Nr. 103), welche seinen Versicherungen in Betreff der katholischen Stimmungen ein Dementi ge geben'hatte. Er behauptete, ein Recht zu einer solchen Erklärung stehe einer Behörde, einer Amtsversammlung nicht zu, sie sei über ihre Steh- lung hinausgegangrn. Mehre Abgeordnete, wie Wiest und Teufel, schlos sen sich ihm an. Römer fand wenigstens das in der Adresse gewählte Mittel zweckwidrig; Duvernoy meinte, eS sei zu wünschen, daß öffentliche Behörden nicht in ihrer Eigenschaft als solche ein Urtheil fällten. Andere machten dagegen darauf aufmerksam, daß die AmtSversammlung keine Staatsbehörde sei. In der That, auch wenn sie das wäre, wie sie eS nicht ist, würde kaum abzusehcn sein, warum sie nicht die von einem Ab geordneten behauptete, ihr falsch erscheinende Thatsache in Abrede stellen dürfte; es würde auch die Adresse schwerlich angefochten worden sein, wenn sie, statt wider, für jenen Abgeordneten gezeugt hätte. Sehr anerken- nenswerth ist eS, daß der Abg. Federet in derselben Sitzung erklärte, so gern er auch im Namen seines HauseS und in Verbindung mit andern Bankhäusern eine Submission für die Anleihe von 7 Mill. Fl. cingereicht Kälte, er doch durch seine Stellung als Mitglied der ständischen Corw- mission, welche dieselbe zu vermitteln habe, sich veranlaßt finde, darauf