Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188104220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810422
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-04
- Tag 1881-04-22
-
Monat
1881-04
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 22.04.1881
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
S1 Freitag, de« 22. April 1881 y Drrs-MrAourM Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nichtamtlicher Theil »«t. wird Rahe. »»r«. o«««tt»m a«a ü«ut»ct>«ll koiad« tritt?o»t- uoü 3t«op»t»o»«t»l»s iuaav. Lrlieb: . . 1» MrUek: 1 Hart bü?t m«l»« Hasuvar»! 10 ?t. Lörsevnochrichte«. Telegraphisch« Witterungsbericht«. Inserate. Feuilleton. Nedigin »on 12eeo Banck. »Ja,* erwiderte sie erregt. „Dies ist der Name, Herr Doctor, den wir beide, Schwcster Marcha und ich, in den Phantasien deS Herrn Grasen so oft hören.* — Noch einen Mick, der weniger streng als der erste, warf der Arzt auf die rm Innersten erschütterte Frau, dann öffnete er die Thüre, gmg voran und bedeutete ihr, ihm zu folgen. — Die Liebe allein kann Alle- vollbringen. Ein Bild deS Schmerzes trat Rosine vor deS Geliebten Lager und sah in seine entstellten Züge, aber kein Ton kam über ihre Lippen, lautlos kniete sie vor ihm nieder. Der Ausdruck edler Weiblichkeit neben strenger Selbstbeherrschung hatte den Doctor besiegt; er verließ stille das Gemach. — Nach einiger Zeit trat die barmherzige Schwester ein und begrüßte Rosine in wohlthurnder Weise als eine Angehörige ihres Kranken. Auf einer kleinen Sp»r»tu-flamme hatte sie im Hindergrund deS ZimmerS rasch eine Tasse Thee bereitet, den sie der, nun auch in Frost erzitternden Frau bot. »Bitte, berichten Sie mir von ihm, denn mehr, als daß er verwundet, wußte ich nicht vor meiner Ab reise,* sagte Rosine zur Schwester. »Der Herr Graf erhielt einen Schuß durch die Schulter, eine sehr schwere, schmerzhafte Verwundung, der Fltbrrgrad ist em sehr hoher und das Bewußtsein selten vorhanden. Wie ich hörte, sind Sie die Dame, nach welcher er in allen Tönen der Liebe und der Sehnsucht verlangte, hosten wir, daß chm da» Glück, Eie zu erkennen, zu Theil wird.* Dürfen wir auf die Erhaltung feine» Leben» hoffen, Schwester?* fragte mit stockendem Athem Rosine. e. I »,r»^ >I«I4 I», t Abend« Ub^ «i»I- >1 « id . kann. Daß die Socialisten mit den Communisten nicht nur fympathisirten, sondern auch eng und innig verbrüdert waren, darüber konnte schon vor 10 Jahren kein Zweifel mehr obwalten, als nach den Schrecken und Gräueln der Parifer Commune die deutschen So- cialisten kein Bedenken trugen, ihre innigste Sympathie mit den Mördern und Petroleur» offen und heraus fordernd zu bekennen. Die Nihilisten in Rußland indesfen hielt man bisher immer noch für eine ganz aparte Spielart von RcvolutionSmachern, vielleicht und Mit gutem Grund, weil Rußland der übrigen civilisir- ten Welt gegenüber feine ganz aparten Zustände hat und mit ganz aparten Factoren rechnet. Der trium- phirende Jubel aber, welcher die Kunde von dem nihi- listlfchen Kaisermord in St. Petersburg gleichwie mit emem Moseöstab überall weckte und sprudeln ließ, wo immer auf der Erde eS Socialisten oder Communisten, oder aus Rußland geflüchtete Nihilisten giebt, er hat den dunkeln Wolkenfchleier unklarer Vorstellungen zer- theilt und der menschlichen Gesellschaft eine Trias un zähmbarster, unversöhnlichster und unbarmherzigster Feinde gezeigt, die gleich reißenden Thieren auf der Lauer liegen und nm lechzenden Zungen und gefletsch ten Zähnen zum Sprunge bereit sinv. Und wenn die drei revolutionären Verbindungen bisher wenigsten- äußerlich getrennt und auch nicht nach einem gemein schaftlichen Plane zu Werke gingen, so wird daS nun mehr anders werden, denn bereits ist aus London ein Aufruf erlassen worden, welcher die Nihilisten, die Communisten und die Socialisten der ganzen Welt emladet, gemeinschaftlich daselbst im Januar nächsten Jahres einen Congreß zu halten. Das löscht die letzten noch vorhanden gewesenen Scheidelinien zwischen den genannten drei gemeingefährlichen Parteien auS und macht alle Zweifel schwinden; die menschliche Ge sellschaft weiß jetzt, woran sie mit ihren professionellen RevolutionSmachein ist, und sie mag sich bereit halten, dem drohenden Unheil zu begegnen. ES fällt mir nicht ein, der focialen Frage ihre Berechtigung abzusprechen, aber dieselbe ist nicht DaS, wozu jene Revolutionäre sie zu machen so krampfhaft bemüht sind. Ich meine, w,r sollten unserm guten Geschick danken, daß eS eine sociale Frage giebt, oder besser: daß diese öffentlich und auf dem Wege fried licher Gesetzgebung gelüst werden kann. Wer da glaubt, dre sociale Frage ser erne Ausgeburt der Neuzeit, der irrt sich, denn so lange die Ungleichheit de» Besitze» existrrt, so lange befindet sich die Menschheit einer w- cialen Frage gegenüber. In früheren Jahrhunderten behandelte man die Sache nur anders. Die Mächtigen und Reichen klopften nämlich die Leibeigenen und Besitzlosen bei vorwitzigen Fragen so lange mit Feuer und Schwert aus den Mund, blS dieselben entweder verstummten, oder sich aufbäumten. Glaubt man etwa, den furchibaren Bauernkriegen sei keine sociale Frage vorausgegangen? Ein sociales Elend gab eS gewiß, denn der dritte Mensch war damals ein Bettler, und es gab Bauern, die sich, als sie gehenkt werden soll ten, zum ersten Mal in ihrem Leben satt gegessen hatten, während sie die Henkersmahlzeit vor sich ge habt. Und war eS etwa kein sociales Elend, wenn in einer einzigen der im Mittelalter häufigen Hunger- epidemren, in den damals dünn bevölkerten Ländern, Hunderttaufende elend zu Grunde gingen, während die Reichen und die Mächtigen im Ueberfluß schwelgten? Freuen wir uns, daß die sociale Frage heute laut und überall besprochen w rd, denn nur von Allen ge meinsam kann dieselbe gelöst werden; aber sehen wir auch zu, daß wir sie schauen, wie sie ist, und nicht wie hirnverbrannte oder schwärmerische Menschen sie vor un- erscheinen lassen. »Unser Jahrhundert*, sagt Gladstone, »ist die Aera der Arbeiterklasse*, und für- wahr, je mehr die Cultur vorgeschritten ist, je mehr die Wissenschaft auf allen Gebieten die höchste Aus Ieröot. Die unterzeichnete Königliche Kreithauptmannschast t auf Grund -11 de» ReichSgefetze» gegen die ge- ingefährlichrn Bestrebungen der Socialdemokratie « 21. Oktober 1878 die Nr. 15 der periodischen mckschrift: »Arbeiterstimme. Wochenblatt für do- arbeitende Volk in der Schweiz Offizielle- Organ der socialdemokratischev Partei der Iu»en»to>»pr«l»»r dir <l»o klauw «»« k«ttt»»il« tv kt. llottr -i» Lell« SO kt. Lr»vN«t»«»r VSpUM mit Fu«mkm« «ter 3cmo- »»0 keiert»^» abooü» für «tea sol^enü«« Ti-z. Ueber Saadbäder. » Der berühmte griechische Arzt Erasistrato», geboren 297 vor Ehr., ist nufer» Wissen» der Erste, welcher Lenk mit crg- Hr. . Bezirk«, mit Frl. . Bürger- in Anna- Kirchberg. Menzarzt «corpii zu mann iu >ard Köh« denanstatt Löwe in Zwickau kibenstock. Schellen« Dresden in Drc« Lhemnitz. otokollant ma Lange »berlthrer Melchior > Alberti Frl Hc- knderlein ckermarn Tochter titut zu e Werner u Laura sbach in ir Gra sels. Hr. verehel. ld Hr. > Klein - ossinSky, Justine Müller, Dre-den, 21. April. Die Gefahren der socialistifch-nihilistischen Propaganda beschränken sich nicht emz'g und allein auf Europa, wie wir auS einem, von einem frühern Mitglied« der preußischen Fortschritt-Partei in der »N-w.Dorker StaatS-Zeitung* veröffentlichten Artikel folgern dürfen. Der Verfasser deS Artikels betrachtet vielmehr den SocialiSmuS als eine Gefahr für die gefammte Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Wir entnehmen den hochinteressanten Ausführungen deS Deutschamerikaners das Folgende: »Der an Alexander 11. verübte Meuchelmord muß als erne Katastrophe ernstlichster und großartigster Be deutung nicht nur für Rügland, fonvern für das ge- sammte Europa und auch für unser Amerika ausgifaßt werden. D>e Nachricht davon zuckte wie ein Blitzstrahl in dunkler Nacht über da- auf fernem Wege vorwärts tappende Europa und ließ mit Einem Male erkennen, in welcher Lage und welchen Gefahren ausgesetzt das selbe sich schon seit Jahren befindet, ohne sich derselben recht bewußt zu werden, obgleich es an belehrenden und warnenden Zeichen nicht fehlte. Jetzt müssen auch dem Blödesten die Schuppen von den Augen gefallen und ihm klar geworden jein, daß der russische Ni hilismus, der deutsche SocialiSmuS und der franzö sische CommuniSmuS nicht- Andere- zu einander sind, al- die Glieder einer Dreieinigkeit, wie eine solche thatsächlicher und solidarischer nicht gedacht werden »Bei Gott ist kein Ding unmöglich* erwiderte Schwester Martha mit cherlnehmendem Blich Die Pflege des Kranken übernahm nun, mit Hilfe leistung der Schwester, Rosine, die jede Bewegung und jeden Laut überwachte. Der Zustand war in den zwei Tagen, feit sie bei ihm war, ganz derselbe geblieben, und al- sie freudig erschauernd zum ersten Mal ihren Namen von ihm hörte, war e- ein irrer Blick, auS glänzenden Fieberaugen, der über sie hinzog, den Namen ferner Gattin rief er nur ein Mal, mit drohender Geberde. Der Doctor, welcher ost kam, legte wirkliche Lheil- nahme und Interesse für den Leidenden an den Tag und behandelte Rosine mit rücksichtsvoller Artigkeit. — Rach einer besonder- schweren Nacht faßte sie sich da» Herz und bat ihn um eine» offenen Au»lpruch. »Sie sind keine der Schwächsten Ihre» Ge schlecht»*, erwiderte er langsam, »aber der Kranke ist Ihle Welt.* Er schwieg. Eine Liebe, deren nur da» Weib fähig ist, eine Liebe, deren Kraft überirdisch scheint, die über Tod und Grab sich erhebt, stand in ihren Augen, al» sie den Blick auf ihr versinkende» Glück wandte und keine Wimper zuckte. »Wird er noch lange leiden müssen?* »Nein*, sagte der Doctor. E»e zuckte zusammen, also bald ihn hergeben, rang ihre Seele, stille, ihm Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Mittwoch, 29. April, Abends. (W. T. B.) Der Gro-Herzog hat die Entlassungs- grsuche des Ministers des Jauern, Stösser, und des Jnstiz«inisters Grim« genehmigt und dem Präsidenten des Staatsministeriums, Turban, daS Ministerium des Innern übertragen. Das „Grsetzverordnungsdlatt" veröffentlicht eine Verordnung des GroßherzogS, betreffend die Or ganisation der oberen Staatsbehörden. Durch diese Verordnung wird da- Handelsmini sterium aufgehoben und dessen Zuständigkeit dem Mi nisterium de» Innern übertragen. Da- Ministerium de» großherzogl. Hause» wird von dem Ministerium der Justiz getrennt und mit dem Präsidium de» Staats- mtnisterlum» verbunden; da- Departement deS CultuS und de» öffentlichen Unterricht» wird dem Justizmini sterium zugetheilt. Zu« Minister der Justiz, deS Cultus und des öffentliche» Unterrichts ist der Direktor deS Ober- schnlraths» Nokk, ernannt worden. Amtlicher Theil. Dresden, 21. April. Ihre Durchlauchten der ri«z «id die Frau Prinzessin Friedrich zu »hrnzvllern find gestern Abend 6 Uhr 2V Mm. uh Berlin zurückgereist. relegraphische Nachrichten. Zeitnugsschan. (New Aorker StaatS-Zeitung.) Tagetgeschicht». (Berlin. Braunschweig. Paris. Lau sanne. Rom. Stockholm. Bukarest. Peking.) Zur orientalische« Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte». (Leipzig. Zwickau. Zschopau. OelSnitz i. B. Großenhain. Nossen.) vermischtes. Statistik and Lolkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Lagrskalender. Inserate. In der Thalmühle. R»»«llr »in M. I. Rupp. (Fortsetzung zu Rr SS.) »Ist der verwundete Graf Halden der Ihrige?* fragte sie tonlo». »ES ist*, rief er, dar Gesicht mit beiden Händen bedeckend, »mein Herr, den ich al» Kind auf den Ar men getragen, mit dem ich spielte, al» er ein wilder Junge geworden — wenn er stirbt, kann ich nicht weiter leben.* Die zwei Menschen, denen er Alle» war, trauerten hier zusammen. — »Christof*, sagte Rosine, »Ihr Herr ist auch mir theuer, lassen Sie aber Niemand ahnen, daß ich bei Ihnen war und ebenso wenig, daß ich morgen zu ihm reise, ich werde Ihnen Nachricht geben, sobald ich bei ihm bin.* »Wenn Eie ihn lieben, dann werden Sie ihn auch finden*, erwiderte, wie abwesend, der Alte, »ich bin i« letzten Jahre gichtkrank geworden, würde vielleicht unterwea» liegen bleiben und er dort und ich wo ander» sterben. Sott lohne Ihnen, daß Sie zu ihm gehen — ich werde schweigen, wie da» Grab, nur der Jammer hat «ich plötzlich so schwach gemacht, wie Eie mich sehen.* »Adieu Christof, beten Sie für ihn.* Sie drückte de« Manne die Hand nnd eilte davon. — Reisefertig trat Rosin« in der ersten Morgenfrühe hei der vafe ein, de sich erstaunt i« Bett aufrichtet«. Dkhweiz und ve» Allgen». wewtrtschaftsoun- de»* vom 9. Mai 1881. Herau»gegeben zu Neumünster - Zürich. Druck uud Expedition: Schweiz. Berein-buch- druckerei. irboten. Dre»den, am 21. April 1881. Königliche Kreishauptmannschaft. »on Einsiedel Körting, S. »Frage mich nicht, Base, wohin ich reise, noch wann ich wieder kommen werde, ich gehe einen trau rigen Weg, der dunkel vor mir liegt, aber kerne Macht der Welt könnte mich von ihm zurückhalten. Wenn die Adendglocke läutet und Du für die bekümmerten Menfchenherzen Dein Vaterunfer betest, fo denke dabei an mich.* »Ich habe da- Vertrauen zu Dir, Rosine, daß Du nur in einer guten Sache fort gehst, und dann wird auch der Segen nicht fehlen*, antwortete die Alte. — Sie reiste und reiste, und nur, wenn die in solchen Zeiten vorkommenden Unterbrechungen stattfanden, legte sie den Kopf in eine Ecke und schloß die Augen. Nahe vor ihrem Ziele trat noch eine Verkehrsstörung ein, die sie um einen ganzen Tag zurückhielt. Nach Qualen der Ungewißheit, nach erfolglosen Gängen, nach Bitten und Bestechungen war sie endlich m dem Hause, wo er lag. Ein Blick, der sie erblassen machte, traf sie von dem, den Verwundeten behandelnden Arzt, al» sie dessen Frage, ob sie die Gattin de» Grafen sei, mit nein beantworten mußte. Ob e» Zufälle giebt im Leben? Al» Rosine noch vor dem Arzte stand, ging eine Thüre auf, auS welcher ein Bursche trat und offenbar nach dem Doctor au»schaute. »Der Herr Graf phantasirt wieder stärker, und da ich de» Herrn Docior'S Stimme hörte* — »Ueben Sie Erbarmen, Herr Doctor, und lassen Sie mich zu ihm,* stieß Rosine hervor, — »Sie sehen keine Unwürdige in mir.* Der Angerrdete zögerte mit der Antwort, der Bursch horchte auf und trat näher — »Heißen Sie vielleicht Rosine, Madame?* bildung erfahren hat, und je mehr sie Kenntnisse, Bil dung und Gesittung verbreitet — je mehr die tech- nifchen Fertigkeiten ausgebildet sind und eine Pro- ductionSfähigkeit entwickelt ist, die alle» bi»her für möglich Gehaltene weit überragt — kurz je mehr die intellektuellen und materiellen Fortschritte un» mit ge- rechtem Stolze erfüllen, einen um so größern Contrast zu dieser Cultur bilden die Zustände der arbeitenden Klassen. Ihnen gegenüber erbleicht die Cultur, und die unabläffige und unhaltbare Lage der weitaus größien Mehrzahl der Menschen tritt in den Vorder grund. Daß die Lage des untern Volke» in früheren Jahrhunderten noch elender war, al» m der Gegen wart, daS macht die jetzige Lage der arbeitenden Klaffen nicht weniger unerträglich. E» ist einfach lächerlich, den Arbeiter damit zu trösten, daß feine Vorfahren in Erdhöhlen gewohnt und von Eicheln gelebt haben. Jeder Mensch vergleicht sich und seine Lage mit den Durchschnitt-bedingungen seiner Zeit. Diejenigen, welche um daS öffentliche Wohl pfllchtmäßig öffentlich zu forgen haben, Regierungen und Volksvertretungen, können nicht mehr umhin, m eine Erörterung darüber einzutreten, aus welchen Ursachen die zu den Grund lagen des heutigen gesellschaftlichen und staatlichen LibenS in feindseligem Gegensatz stehenden revolutio nären Parteien so vielen Tausenden als die allem mit heilkräftigen Mitteln versehenen Orgaaifationeu erschei nen. Bismarck'S Scharfblick hat daS richtig genug erkannt; darum hat er selber die sociale Frage in die Hand genommen, um, wenn möglich, den Socialisten, in Deutschland wenigstens, den Wind auS den Segeln zu nehmen. Alle Regierungen, alle leitenden Staatsmänner sollten dem Beispiele Bismarck'S folgen und ebenfalls Hand anlegen an die sociale Frage, und wäre e» auch vor der Hand nur, damit den Revolutionären por excsUeQcv daS sehr triftige und gefährliche Argument genommen würde, die Regierungen kümmerten sich nicht um die wahren Bedürfnisfe de» Volke». Auch unsere republikanische Regierung sollte endlich aufhören, die sociale Frage vornehm zu »gnonren, denn diese entwickelt sich darum nur um so ungestörter in ihrer eigenen Weise. Man wende nicht dagegen ein, daß die Umstürzler m unserm Lande der Freiheit kein Feld und keinen Boden haben für ihre zersetzende Thatigkeit, denn wenn wir auch keine Könige und Fürsten von Gotte» Gnaden haben, keine Adel»kaste und keine sonstigen Uedrrrrfte einer bedauern-tvenhen Feudalzeit, so haben wir doch ein von Reichthum auf geblähtes Patricierthum und eine Monopollsten-S»pp- schast, die um keine Schattirung besser find und m unsinniger Blindheit da» Ihre dazu beitragen, den Umstürzlern in die Hände zu arbeiten. In unserm freien Lande sollte nicht in sträflicher Sorglosigkeit gewartet werden, bi- die sociale Revolution die Thüre sprengt, sondern wir sollten unsere constitutlonelle Freiheit und Macht hochherzig dazu benutzen, m unserm Lande gesellschaftliche Umwälzungen nicht nur unnöthig, sondern unmöglich zu machen. DaS, wa- heute al» »roher Kräfte sinnlos Wallen* die öffentliche Wohl fahrt und staatliche Ordnung bedroht, wurde al-dann, in seinem treibenden Gedanken erkannt und auf Grund dieser Er kenntlich von einer weisen Gesetzgebung ge regelt, sich als ein neues fundamentale» Element m unser republikanisches StaaiSleben e«nfügen und das selbe sördern helfen. In dem wohllhätigeu Schatten unserer Constilut.on ist Raum für Alle, welche wirklich die Freiheit lieben und wahrhaftig nach Wohlfahrt streben, und unter den Socialisten giebt eS sicherlich Viele, die Einsicht und Bürgerjinn genug Haden, um ihre Sonderstellung aufzugeden, sobald sie sehen, daß sie auch ohne dieselbe ihren »dealen Zielen nachstreben können. Ist eS denn nicht der Mühr werth, jene» ge fährliche Dogma zu bekämpfen und zu vernichten, Der Kürst Alexander von Bulgarien stattete heute der aroßherzogl. Kamille einen Besuch ab uud kehrte Abends nach Darmstadt zurück. Paris, Mittwoch, 2V. April, Abeuds. (Lorr.- Bur.) Di« Meldung einer möglichen Absetzung des Beps von Tunis verursachte iu tunesischen Negierungskreisev große Aufregung. Der tune sische Pre«iermiaister soll demtsfionirt und die Schätze auf Malta in Sicherheit gebracht habeu. Belgrad, Mittwoch, 2V. April, Abends. (Lorr.-Bur.) Jowan Poliwka, Director der serbi sche« Eisenbahn, wurde seines Dienste- enthoben. (Poliwka, Beamter der Buschtiehrader Elsendahnge- sellschaft, hatte von der letzter« Urlaub erhalten, um in serbische Dienste zu treten. Mit dem Sturze deS Minister- Ristic war auch seine Stellung in Serbien unhaltbar geworden.) Bukarest, DonuerStag, 21. April. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Demeter Bratiano wurde sogleich nach seiner Ankunft vom König empfangen und confrrirte sodann mit mehreren Senatoren und Drpntirtev. Die Neubildung deS CabinetS dürfte im Laufe deS TageS erfolgen. Athen, Donnerstag, 21. April. <Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Ministcrpräsident Komun- duroS bemerkte bei der Uebercetchung der Collec- tivnote der Mächte, er behalte sich deren schrift liche Beantwortung vor Im Uebrigen könne er nur bedauern, daß die Gesandten der Mächte die Stelle seiner Antwort auf die erste Note, welche daö Schicksal der durch die neue Grenzlinie von Griechenland ausgeschlossenen griechischen Bcvölke ruug betreffe, mit Stillschweigen übergingen. GennabinS ist nach Konstantinopel gereist, um an Stelle deS hierher berufenen Konduriotls alS Geschäftsträger zv fungiren. TuniS, Donnerstag, 21. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der französische Generalconsul Noustan machte iu einem gestern an den Bey ge richteten Schreiben denselben und seinen Premier minister Mustapha verantwortlich, falls das Blut eines Franzosen oder irgend eine» Ausländer» ver gossen würde. in»«r»t«n«ni»»l,»»« »orUn wto» l-dixet? - »»—I ». M K-U »so«»«, : Li. /nvalrüenüartt, : Hl Nr«»»«»: T, Uar«»u; ». L.: K VuokU»uülua8; StrUt» O. Lrrnn»e»r! O UoeUn -Urnntllnr» «. M.- Darrtet 60., F Lteactpea, AU Lton«'. L«r»a»U«d,ri XüiuLl. L»p«titL0o ü« t-r««üo» loanuU», 1>rs«l«o, tto. SS.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite