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für ilsdrnff, Tharandt, Rosseu, Sicbculch» und die UmgcWudcn. Umtsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. Dienstag den 25. April 1871. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht vom 31. März zum 1. April d. I. I. aus einem Seitengebäude im Dorfe Burkhardtswalde 1. ein Paar blauweiße, sogeuaunte Gesuudheitsunterhosen, 2. ciu Paar graubraune Lama-Unterhosen, 3. zwei leinene Betttücher, das eine neu, das andere defect, beide 0. 0. gez., 4. drei leinene Win deln 8. gez., 5. ein Kiuderhcmdchcn 8. gez., 6. 5^ Paar wollene Fraucnstrümpfe und zwar 1 Paar braune mit weißen Rändern, 1 Paar chocoladenbraune, ^c. 0. gez., 1 Paar graue angestrickte, 1 Paar graubraune, 1 Paar aschgraue und ein weißwollener, glatt und verwendet gestrickt, 7. ein Paar Kinderstrümpfe, bräunlich, der eine jedoch mehr braun, der andere ins graue fallend, 8., ein Paar weiß-braune Socken von Vigogne-Wolle, 9. ein Paar Socken, die eine blau, die andre grau, beide 0. 0. gez., 10. zwei blaue Leinwandschürzcu El. 6. und 6l. 7. gez. und 11. eine blaue Leiuwandschürze und II. aus einer Parterrestube iu dem Dorfe Kleinschönberg 1. zwei zinnerne Bierkrüge mit Deckel, der eine „Nauus 1827" gez., 2. eine Kaffeemühle mit weißem Beschläge, von welcher an dem Bodenbrete die eine Ecke abgcspalteu ist, 3. eine große, feine, weiß und roth geblumte Kleiderbürste, 4. ein geblumtes Thibcttuch mit Fransen, ö. ein Paar halblange, rindledcrnc Stiefel, sogen, ungarische mit Doppelsohlcu, 6. eine neue Stoffweste, grau mit schwachen schwarzen Streifen, 7. eine kleine gelbe Handlaterne, 8. 14 Stück Eier, vom Diebe zum Theil in der Stube ausgetrunken, 9. 10 Stück Cigarren, 10. V2 Brod, 11. ein schwarzbraun getippelter Sommerstoffrock, Taillenrock mit Klappen, die Taschen desselben enthielten ejn kleines Trennmesser mit schwarzen Hornschalen und einfacher langer Klinge und einen graublauen gestrickten Geldbeutel mit stählernen Ringen, in welchem sich ein einer Münze ähnliches Marienbild mit lateinischer Schrift befand und 12. eine graue Sommerstosfwcste spurlos gestohlen worden. Behufs Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gestohlenen werden diese Diebstähle hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königs. GerichtsamL Wilsdruff, am 24. AM 1371. Leonhardi, Tagesgeschichte. Wilsdruff, 25. April 1871. Gestern erfolgte der Umzug veS Herrn Wachtmeister Pause aus dem alten ins neue Arresthans. Nur zwei Gefangenen war es ver gönnt, an diesem Umzüge nnfreiwilligerweise Theil zu nehmen. Wünschen wir, daß cs dem Herrn Wachtmeister Pause und seiner Familie in dem nenbczogenen Local immer recht Wohl gehen möge. — Die am 23. dieses Monates in Dresden abgehaltene Vorvcr- sammlmig weltlicher Syuodalwahtmünncr war ziemlich zahlreich be sucht. Sie wählte zunächst den Vorstand des provisorischen Comitoes Director der Döhlencr Gußstahlfabrik Grahl zum Vorsitzenden, zog alsdann das von dem Vereine weltlicher Kirchenvorsteher zu Leipzig aufgestellte Programm in Discussion und machte mit Ausschluß des Abschnitt 4: „Die Kirchgemeinde hat das Recht der Selbstbesteuerung unabhängig von der politischen Gemeindevertretung" der auf Antrag des Advocat So in in er aus Wilsdruff verworfen wurde, zu dem ihrigen. Als zu wählenden geistlichen Abgeordneten schlug der Vorsitzende unter dem Bemerken, daß der anfänglich als solcher in Aussicht ge nommene Ober-Pfarrer Meier in Dohna jedenfalls in Pirna gewählt werden werde, den Diaconns Katzer in Pirna vor und wurde der selbe alsdann auch gegen eine Stimme als Wahl-Candidat von der Versammlung ausgestellt. Bezüglich der Wahl eines weltlichen Abgeordiretcn rcfcrirtc der Vorsitzende,'daß eine Anzahl Wahlmänner zunächst bei Advocat Heubner und später bei Kausmanu Jordan in Dresden angesragt, ob sie eine Wahl annehmen würden, und hierbei von Ersterem er fahren, daß er in Dresden als Candidat ausgestellt werde, von pfetzterem ablehnende Antwort erhalten und man nunmehr den Ad vocat Sommer in Wilsdruff in Vorschlag bringe. Nachdem Letzterer für sich und im Auftrage seines Mitwahl- manncs Stadlraih Engelmann in Wilsdruff der Versammlung angelegcullichst den Redacteur der Coustitutionellen Zeitung Adv. Siegel in Dresden als bewährten freisinnigen Kämpen auf kirch lichem Gebiete zur Wahl empfohlen, darauf hingewiesen, daß er diesem gegenüber nur als Neuling betrachtet werden könne, und ge beten Halle, zu dessen Gunsten von stiner Wahl abzusehen; und sich nur, wenn die Versammlung sich dennoch sür ihn entschiede, bereit erklärt hatte, sich als Wahlcandidat ausstellen zu lassen und alsdann die Versammlung verlassen hat, diese darauf dennoch den Adv. Sommer in Wilsdruff gegen eine Stimme als ihren weltlichen Wahlcandi daten aufgestellt. Möge Einigkeit der geistlichen und weltlichen Wahlmänncr der kirchlich freisinnigen Partei im dritten Synodal-Wahlbezirke den beiden Landidaten, die Beide das erwähnte und unten abgedruckte Leipziger Programm unterzeichnet haben, zum Siege verhelfen. Wahl-Programm: 1) Die bisherige Vereidigung der Geistlichen und Ne- ligionslehrer ist durch ein Angelöbnisz zu ersehen, welches auf dein Boden der evan gelisch-christlichen Grundlehren einer gewissenhaften Uebcrzeugung freien Naum ge währt. 2) Das Patronat ist abzuschasfen; die Anstellung der Geistlichen erfolgt unter mitcntfcheidender Bethelligung Ler Gemeinde oder ihrer gewählten Vertreter, ij) Der Kirche gebührt ein Ginflub auf die Schule nur durch Uebcrwachung des Re ligions-Unterrichts. 4) Die Kirchgemeinde hat das Recht der Selbstbcsteuerung, un abhängig von der Politischen Gemeindevertretung. 0) Die ee>yuvde muh so zusam mengesetzt und in solcher Weise gewählt werden, das; sic sich als eine wahrhafte Vertretung der Kirche »gemeinden darstellt. 6) Die Instanzen des Kirchenrcgiments in seiner gegenwärtigen Gestalt sind zu vermindern, die Selbständigkeit der Kirchen- vorstündc ist zu erweitern. Das Mccraucr Tageblatt meldet aus Meeraue vom 18. April: „Gestern Nachmittag haben sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der mechanischen Fabrik von Hrn. C. F. Schmieder u. Co. hier die Arbeit eingestellt. Wie es heißt, ist ihren Forderungen auf eine 25proe. Lohnerhöhung nicht nachgegeben worden. Heute früh haben auch die Arbeiter in der mechanischen Fabrik der Herren Straff und Sohu und in der der Herren Gebrüder Schmieder die Arbeit ein gestellt." Glanchan, 19. April. Welchen Umfang die Arbeitseinstellung in Meerane eingenommen hat, dies ergiebt sich aus einer hente er lassenen Bekannlmachnng der von der in den mechanischen Fabriken beschäftigt gewesenen Arbeitern gebildeten Deputation. Dieselbe lautet: „Infolge der Arbeitseinstellung in den mechanischen Webereien von C. F. Schmieder u. Co., Gebrüder Schmieder und Straff n. Sohn sind circa 1000 Arbeiter brvdlos geworden. Aus Humanität sowohl, wie im Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit scheint cs geboten, die Arbeitslosen zn unterstützen durch Vermittlung von anderer Arbeit und Unterkommen irgend welcher Act. Jeder Arbeiter- frcnnd möge hierzu die Hand bieten. Die stinkenden Arbeiter und Arbeiterinnen ersuchen wir, Gesetz und Ordnung nicht aus den Allgen zu lassen, das nöthige Schweigen zn beobachten und den Anordnungen des Cvmitees zn folgen; dann dürfen wir auch hoffen, daß dieser Strike siegreich endet." Es läßt sich nicht leugnen, daß die zur Ar beitseinstellung gewählte Zeit eine den Arbeitern äußerst günstige ist, da die Geschäfte seit dem FriedenSschlnß einen großen Aufschwung genommen haben und die Nachfrage eine sehr bedeutende ist. Es ist nun abzuwarten, wer die Stockung am längsten auszuhalten vermag. Die „C. Z." berichtet ans Dresden: Die Herren Socialdemo- kraten fangen an, etwas kleiumüthig zu werden. Ihr Partei-Congreß, den sie zu Pfingsten hier abhallen wollten, ist abgesagt worden und des Weitern haben die Braunschweiger erklärt, die Leitnng der Parteiangelegenheiten nicht wieder übernehmen zn können. Inzwischen sind das nur Kennzeichen einer Rückwärtsbewegung; daß sie wirklich damit eingetreten, wird von den Zeilschriften der Partei ebensowenig eingeständen, als wie ihre Vorbilder, die Organe der Pariser Commune, jemals eine Niederlage der Pariser Machthaber zngestehen werden. Das „Lpz. Tgbl." schreibt: Alle Wahrnehmungen lassen darauf schließen, daß gegenwärtig in Leipzig, wie in Sachsen überhaupt,