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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-24
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1883
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Erscheint täglich jrüh 6'/, Uhr. Kr-arlion und Lr»ediU<» JohaaneSgaffe SS. Sprecht»»-» der Ledarlls»: Vormittags 10—1» Uhr. Nachmittage 5—6 Uhr. »w dt« «,«»»«»»H» fick »i, «twacu»» »M eip.rigtr Auustz«, »er für »te »dchftfrl»«»»» Nummer »eftimmte« IiUerste au Wochentage« bis 8 Uhr Nachmittags, a» Sonn- und Festtage« srüd dt«'/,» Uhr 3» den Filialen fkr Ins.-Annahmrl Ott« Klemm, UaiorrsitärSstraß» »1. Louis Lösche, Kathariuenstroße iS. d uur dt« /,L Udr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,L0V. L-onnemratrpreis viertelt. 4'/, Ml. iucl. Briugerloh» 5 LN.. > durch die Post bezogen « LN. grd« einzelne Nummer 90 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» »ür Extrabetlaoo» ohne PostbesSrderuag SS LL Mit Poftdeiörderuug «8 LU. Znserate gespaltene Petitzeile 30 Pf. Größere Schrille» laut a»jerr» Preis- oerzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher« Tarif. ilcelamrn unter dem Krdactionistrich dir Svaltzeile SO Bf. Inserate sind siet« an die Srprdtttau zu jenve». — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung pnroouwarunllo oder durch Post- »ach »ahme. 287. Mittwoch den 24. Ottober 1883. 77. Jahrgang. Amütcher Theik. L "E Nkkauolmachniit. Die revidirte bez. neuaufgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eine« Schöffen oder Ge schworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom 15. bi« mit 24. October dsS. I«.. mit Ausnahme de« Sonntag«, in den Stunden von Vormittag« 8—12 Uhr und Nachmittag- von 3 — v Uhr im Meldeamt. Abthrilung ll de» Pvlizeiaml«, NeichSstraßc 53,54, 1. Etage, zu Jedermann« Einsicht öffentlich auöliegen. Diejenigen, welche nach der unten abgedruckten Beilage ^ de- Gesetze- vom S. Mai 187g vom dem Schöffen- oder Geschworenenamte befreit zu werden wünschen, haben inner halb der vorstehend angegebenen Frist entweder ibre Gesuche schriftlich bei unS einzureichen oder bei dem mit der Aus legung der Liste beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder Uber SO Jahrr alte Ortseinwohner wegen Uebergehuna seiner Person, dascrn er zu dem Amte eine- Schössen oder Geschworenen fähig zu fein glaubt, sowie wegen Uebcraehung fähiger oder wegen er folgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 11. October I8SS. Der Rath -er Ttadt Leipzig, r. G« ' " " vr. Georg». Beilage vr. Wangcmann. Gertchtsversaffunasgesetz vom 37. Iaaaar 1877. st LI. Da» Amt eines Schöffe» ist et» Ehre»amt. Dasselbe kann »ur vo» einem Deutschen versehen werben. tz. 82. Unfähig z» dem Amte eine- Schöffen sind: 1) Personen, welche die Befähigung tu Folge strafgrrichtllcher Beruttheilung verloren haben; st) Personen, gegen welch« daö Hauptversahreo «egen eines Bcr- brechen« oder Bergede»« eröffnet ist, da« die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit z»r Bekleidnag öffenilicher Aemter zur Folge haben kann; S) Personen, welche m Folge gerichtlicher Anordnm» i» der Bersüquag über ihr Vermögen beschränkt sind. h. 88. Hu dem Amte eine« Schüssen sollen nicht brrnsen werden: 1) Personen, welche »ur Zeit der Aufstellung der Urliste da- dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; L) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste den Wohnsitz in der Gemeind« noch nicht zwei volle Jahre haben; L) Personen» welche sür sich oder ihre Fawiltr Armeu-Uuter- stützung aus öffentlichen Mitteln empfangen oder in den drei letzten Jahre», von Ausstellung der Urliste »urückgerechnet, empiangen haben; 4) Personen, »reiche wegen geistiger oder körperlicher Gebreche» zn dem Amte nicht geeignet sind; 5) Dienstboten. 8- 84. Zn dem Amt« eiar« Schöffen sollen ferner nicht be- rufen werden: 1) Minister; 2) Mitglieder der Senate der frrtrn Haasestädte; 3) Reichsbeamte, welche jederzeit einstweilig io den Ruhestand versetz» werden können; 4) Staatsbeamte, welche aus Grnnd der LandeSgcsetze jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werde« können; 51 richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwaltschaft; 6i gerichtliche and polizeiliche BollstreckungSbeamte; 7) Religionsdiener; 8) Bvlksschullehrer; 9) dem activen Heere oder der acttvru Marine angrhürrud« Milltairpersonea. Die Laadesgesetz« könne» anher d«n vorbezeichneteu Beamten stöbere Berwallnngöbeamtr bezeichnen, welche za dem Amte eine« Schöffen nicht berufen werden sollen. 8- 84. Da« Amt «lue« Geschworenen ist et» Ehrenamt. Da«, selbe kann »nr von einem Deutsche» versehen werden. 8- 83. Dir Urliste für die Auswahl der Schöffen dient -»gleich als Urliste sür die Auswahl der Geschworenen. Die Vorschriften der KZ. 82 bis 35 über die Berufung zum Schöffenamte finden auch auf da« Geschworene»«»»» Anwendung. Gesetz, Vir Bestimmungen zur Anssühruna der SertchtSverfaffuugS- Ärsetzea vo« 37. Lanuar 1877 rc. enthaltend; vom 1. März 187S. Zu H. 34. Zu dem Amte eine« Schöffen und eine« Geschworenen sollen nicht berufen werden: 1) die Abtheilnngövorstände und Vortragende» Räthe t» den Ministerien; 31 der Präsident de» Lande-consistorimn»; 31 der Generoldirector der Staat-bahuen; 41 die Kreis- und Amtrhauptleute; 5) die Vorstände der SicherheltSpolizei-vehördr» der Städte, wesche von der Zuständigkeit der Amt-Hauptmauuschaste» aus- genommen sind. Vtkannlmachung. Wegen der am 28. dsS. MtS. statt findenden Enthüllung de- LeibnizdenkmalS und der Vorbereitungen dazu wird am 23. und 28. -sS. MtS. der Obstmarkt vom TbomaSkirchhofe aus den Fletscherplatz verlegt. Leipzig, am 22 October >883. Der Rath der Stadt Leipzig Hen Vr. Georgi. nnig. Vcrmiethnng in der Rrischhalle am Plauen'schen Platze. In obiger Fleischhalle soll die miethsrei werdende Nb theilnng Nr. 17 vom 8. November d«. J-. a> gegen einmonatliche Kündignna Sonnabend, de« 27. dieses Mo»at», Vormittags LI Uhr ans dem Rathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die BermiethnngS- und Bersteigerung-bedinaungen liege» ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 11. October 1883.' Der Rath »er Stadt Leipzig. Sti vr. Georgi. -löst. Da» a« 18. November 1879 von der unterzeichne«»» Behsrd, dem »ellner Alfred Neubauer an« Gotha -usjrstrllt» Dieusthuch ist vor längerer Zeit verloren gegangen. Dasselbe ist im AusfindungSialle anher abznltrfer». Leipzig, a« SO. October 1883. Da« Voltzetnntt ver «tadt LRpG» Bretschurider. Bezugnehmend aus die Bckannimüchniig vom 15. d. Ml-., die Gnthöllnng de- LeibatzdeakmateS betreffend, bitten wir die Anwohner derjenigen Straßen und Plätze, durch welche sich der Festiug bewegen wird, durch Schmückung und Beflagguag der Gebäude die Feier de- Tage- erhöhen zu wollen. Betroffen werde»: der AngustuSplatz, die Grimmaische Straße, der Marktplatz, das TbomaS- gäßche» und der ThomaSkirchhof. Leipzig, den 23 October 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr Georgi. vr. Wangeman». PtkarlirlMlichung, die Wahl der Beisitzer fär das GewerdeschtedS. Gericht betr. Behufs der laut OrlssialulS sür daö GewerbeschiedSgerichl zu Leipzig in Verbindung mit dem von der Königs KreiS- yauptmaiinsckasl durch Beschluß vom 20. December 1880 be stätigten Nachträge hierzu aus die Zeildauer von 3 Jahren vorzunehmenden Wahl von 50 Beisitzern für diese- Schieds gericht, welche zur Hälfte Arbeitgeber und zur anderen Hälfte Arbeitnehmer fein »rüsten und von denen die ersteren ausschließlich von Arbeitgebern, die letzteren ausschließlich von Arbeitnehmern zu wählen sind, werden hierdurch alle Skimui- bcrcchtiglen. und zwar ohne Unterschied de- Geschlecht- ». in der Ablhciluiig der Arbeitgeber alle diejenigen Kausleute, Fabrikanten und selbstständigen Gcwerb- treibenden. welche volljährig sind und in Leipzig nach Z. 14 der Gewerbeordnung ihr Gewerbe angemeldet haben, b. in der Abthrilung der Arbeitnehmer alle diejenigen von ihnen, welche volljährig und in einem hiesigen Gewcrbeetablissement zur Zeit der Wahl beschäs- tigt sind. geladen, zur Ausübung ihre- Wahlrecht- und bei Verlust desselben sür diese Wahl Montag, den 12. November 1883, in der Zeit von 12 Ubr Mittag- bi- 8 Uhr Abend- im Wahllokal, Obstmarkt Rr. S, Part., Zimmer Nr. 59. in Person sich einzusinden und ihren aus SO wählbare Personen der betreffende» Ablheilnnq lautenden Stimmzettel abzugebcn. Die an der Wahl sich Bctheiligenden haben sich vor dem Wahlausschüsse, insoweit diesem nicht die Wahlberechtigung bekannt ist. aus Erfordern über ihre Wahlberechtigung aus- zuweisen, unv zwar die Arbeitgeber durch Zeugnisse de- RatheS als der Gcwerbepolizeibchörde. die Arbeitnehmer durch Zeugnisse ihrer Arbeitgeber, resp. de- Polizeiamts, durch welche bestätigt wird, daß der Arbeitnehmer wirklich hier in Arbeit steht. Formulare sür diese letzteren Zeugnisse werden ebenso, wie die ersteren Zeugnisse selbst im Stadthau), Obst markt Nr. S. part., Zimmer Nr. 62. schon von jetzt an un- entaeltlich verabfolgt. Wählbar sind unter den oben snd » und b aufgesührten Stimmberechtigten nur Männer, wclcke sich im Besitze der bürgerlichen Ebrenrechte befinden, da- 25. Lebensjahr erfüllt haben und in Leipzig wohnhaft sind. Leipzig, den l9. October 1883. Gtadtrath Dtetel, Vorsitzender de- GewerbeschiedSgerichl- und Wahlvorsteher. Versteigerung. Douner-tag, den 33. October 1888 nod folgenden Tag von Vormittags 10 Uhr ab sollen im Grundstück Berliner Strafte Nr. v hier 21 Stück Arbeitspferde, 21 Stück vollständige Pferdegeschirre, 10 Stück Kastenwagen mit Zubehör, 2 Kutschwagen, 2 Kutsch, geschirrt, 14 Stück Kummete, 1 Rennlchlittcn mit Pelzdccke, 1 Reilsattel mit Dccke, 1 Häckselschneidemaschine, sowie eine große Partie guter Möbel, alS: 3 SophaS, Tische, Stühle, 2 Schreibtische, Spiegel, 2 Regulatore, GlaS- und Porzellan- gegenstände n. s. w. meistbietend gegen sofortige Boarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 19. October 1883. Lteinbrck, Gerichtsvollzieher. Concurs-Verfahren. In dem Concurs-Berfahreu über da» Vermögen der Brauerei- und Mälzerei-BesitzerS Alexander Kätscher zu Wuitz ist in Folge eines von dem Semeiuschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangöverglciche VergleichSterini» ans -e« 14. November 1883, vormittags 11 Ahr, vor dem königlichen Amtsgerichte Hierselbst, Geschäftszimmer Nr. 8, auberaumt. Zeitz, den 18. October 1883. Richter, Serichilschretber de« köuigl. Amtsgericht«. Nichtamtlicher Theil. Die portugiesische Lauernbewegung. Au- dem sonst so ruhigen Portugal, wo in der Regel, im Gegensätze zu seinem Nachbarland« Spanien, wenig politische Dinge von Bedeutung vorzuqehen pflegen, kommt diesmal eine überraschende Nachricht. Im Thale de- Minho, in der Um gebung der unmittelbar am Strome gelegenen Grenzfestung Berlentz«, baden sich, wie übereinstimmend au- Madrid und Pari- gemeldet wird, gegen dreitausend Bauern empört, die Republik hoch leben lassen und die zur Herstellung de» gesetz lichen Zustande- erschienenen Truppen zurückgevrängt. wo zu einem blutigen Zusammenstöße führte, in dem e» aus beiden Seiten Tobte und Verwundete gegeben hat. Wenn man den seither vorliegenden spanischen Blättern Glauben schenken darf, soll diese Baueruerbebung mehr einen agrarischen al< politischen Charakter haben. Die furchtbaren Verwüstungen der Pbhllorrra, heißt eS. hätten deu Woblstand der vom Weinbau lebenden Landbevölkerung im Minhothal« gänzlich vernichtet und da dürfe mau sich nicht wundern. oaor l au», daß die Bewegung im Minhothal« in einem gewissen verwandtschaftlichen Zusammenhänge mit dem berüchtigten Grbeimbunde ^Llano negru" in Spanien stehe. Da» Alle« klingt nicht unwahrscheinlich und erregt um so mehr Bedenken, weil e« Thatsach, ist. daß gerade i« Norden Portugal-, wo der Aufstand au»gebroche«, die republikanische Partei im Königreiche ihren Haupkanhang hat. Bisber sind, wenn man von den carltsiiscben Erbebnngen im Baskengcbiete absieht, alle revolutionairen Bewegungen aus der pyrenäisckcn Halbinsel entweder au- derArmee oder der städtischenBevölkerung kcrvorgegangen. Die Landleute darrten ruhig unk gekulvig der Dinge, welche solche Erbebungen bringen sollten und waren nur schwer zum Anschlüsse zu bewegen. Zumal galt die» von der arbeitsamen Bevölkerung Portugal», bw. weniger kriegerisch unk minder abenteuerlich gesinnt, mehr aus prat- tischen Erwerb bedacht ist. in welcher Beziehung sie sich von den Landbewohnern Mittel- und SüdspanienS wesentlich unterscheidet. Ter lange, sreundschaslliche Verkehr der portu giesischen Bevölkerung mit ken Engländern dal ihr manche Eigenarten des britischen Charakters verlieben; namentlich gilt die- von den nördlichen Weinbau treibenden Land- ichasteu, au» denen die Engländer feit langer Zeit den bei ihnen so beliebten Portwein holen. Wenn trotzdem diese Bevölkerung die Fahne des Ausruhr- erbebt und von der bestellenden Staatsordnung nicht- mehr wissen will, so muß dies seine ganz besondere» Gründe haben. Man wird, wie wir schon angedeutel, kaum fehlgehe», wenn man die Ursache der Erhebung in der geradezu verzweifelte» wirtb- schaftlichen Lage sucht, in welche kiese Bevölkerung allmälig durch den immer mehr zusammeiischmelzeiiken Ertrag ihrer Weinberge gedrängt worden ist. denen sie bisher säst aus schließlich ihren Wohlstand zu verdanken batte. So mag die Ab'icht, ihre bcdauernSwcrlbe Lage zu verändern, die wenig gebildeten Massen zu einer Erhebung verleitet haben, welche ihnen freilich nicht DaS bringen kan». waS sie von ihr erwarten. Daran, daß politische Veränderungen die ver nichteten Weinberge nicht wieder erlragssähig machen können, scheinen die revottirenden portugiesischen Bauern gar nicht gedacht zu haben; auch die spanischen Anarchisten in Andalu>t«n und Valencia glaubten ganz ähnliche agrarische Uebelstände durch die unsinnigsten Gewalllhateu beseiligen zu können. Ob die Bauernbewcgung am Minho vereinzelt bleiben oder eine größere Ausdehnung und ernsteren politischen Charakter annehmrn wird, scheint von den Führern adzu- hängen, die hinter der Erhebung stehen; auch bürste eS stch bald der.nSstellen, ob die Unruhe» mit gewissen Plänen der republikanischen Partei in den großen Städten und im Nachbar land« Spanien zusammenhängen. wo bekanntlich auch seilen der französischen Rothen stark gewühlt wird. Die republi kanische Partei in Portugal sucht schon seit längerer Zeit im Parla mente und publicistisch für ihre Sache Propaganda zu machen, bat aber in den eigentlichen DolkSkreiscn nock wciug Anhang gesunden. Schon dw nächsten Tage dürften darüber Ausschluß bringen, ob die jüngste Bauernrevolte al- eine Schilderhcbung der porlugiestsch'spanischcit Republikaner oder alS ein Er eigniß rein localer Natur zu betrachten ist. In den bisher vorliegenden spanischen Blättern schenkt man der Bewegung nur wenig Beachtung, war freilich die Bcnnuthung nicht auSschließt, daß diese zur Schau getragene Geringschätzung vielleicht eine absichtliche sei. Nichtig ist indeß allerdings, daß die an da- Minhothal grenzenden spanischen Gebiete zu den ruhigsten de- Königreichs gehören und sich noch niemals an revolutionairen Unternehmungen betheiligt habe». Auch die agrarisch-socialistischen Verbindungen zählen dort nur wenig Anhänger. Schlimmer stände es an der Südgrenze, wo eS nicht an Elementen für da- Zustandekommen einer revolutionairen iberischen Union fehlen würde; dort treibt auch noch die .Schwarze Hand' ihr Unwesen, welchen gefährlichen Gehcimbund die Behörden noch nicht völlig zu unterdrücken vermochten. Für die portugiesische Regierung dürfte eS kaum schmierig sein, dir Ruh« im Minhothale wieder her,»stellen, weil sie mittelst ihrer Dampfer binnen wenigen Tagen größere Truppenmassen nach dem Schauplatze der Un ordnungen zu senden vermag. Diel schwieriger ist aber die Ausgabe, wie nach der Unterdrückung de« Ausstande» die wirlhschaftliche Lage der Landbevölkerung zu verbessern sei. Den vernichteten Weinbau vermag selbstverständlich die Re alten Ordonnanzen Pombal'S zurückgreifen, welcher die Wein- pflanzungcn am Minho in Getreidefelder umzuwandcln be- ähl, so wäre auch damit der srübere Wohlstand der Be- völkerung noch lange nicht wiedcrhergestellt. weil da- Erträaniß de« Getreidebaues hinter dem be- früher so schwunghaft betriebenen Weinhandel« weit Zurückbleiben müßte. Mit einem Worte, die verwüsteten Wem Pflanzungen in Portugal und Spanien sind nicht allein eine agrarische, sondern auch «ine politische Calamität, weil die Unzufriedenheit einer Be völkerung in der Regel in ihren verringerten Erwerbsquellen zu suchen ist. Sowobl in Spanien al- in Portugal werden die Regierungen diesen bedrohlichen Zuständen ihre ganz« Ausmerksamkett zuwrnden müssen. Leipzig, 24. October 1883. * lieber die gegenwärtige Lage des Unfallver- sicherung-entwurfs ist in den letzten Tagen eine Mit- theilung in die Oesfentlichkeil gedrungen, welche, da sie von der anerkannt osfinSsen Presse mit einem gewissen Nachdruck weiter verbreitet worden ist, wohl al» au- den maßgebenden Kreisen hervorgegangrn betrachtet werden kann. Mit auf richtiger Befriedigung ist au« derselben zu entnehmen, daß die Arbeiten aus diesem Gebiete rüstig fortgesetzt werden, eine Thatsach« übrigen», an der Niemand in, Ernst zweifeln konnte. De- Hmweise« aus die außerordentlichen Schwierig keiten, mit welchen offenbar die lange Dauer der Arbeiten entschuldigt werden soll, hätte e« nicht bedurft. Der Regie rung ist »nsrreS Wissen- in dieser Richtung noch nie ein Vorwurf gemacht worden; wohl aber haben ihre Preßorgane seinerzeit die Nationalliberalen aufs Bitterste getadelt, al- dieselben nicht gleich die -rste unreife und nachher vom Reichs kanzler selbst verworfene Regierungsvorlage kurzerhand an- nrhmen wollten. Wenn jetzt im Lause der Verhandlungen die Regierung-Vertreter die volle Einsicht in die Verwickelt« beit der Einzelsragen gewonnen haben, so wird man dessen dürfen, daß auch die qouvernementale Press« diese Dinge endlich mit etwa« mehr Objektivität bebandeln wird. Das soll e« z. B heißen, wenn »,e „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" bei jeder Gelegenheit über de» angeblich ganz plötzlich erwachten Eifer der Nationalliberalen in der Angelegenheit bcr Socialresorm hämische Bemerkungen mache« zu müssen glaubt? Die nationalliberale Partei ist dem allgemeinen Plane dieser Reform von vornherein so sehr wie nur irgend Jemand ent gegengekommen; ihr verbrechen hat lediglich darin bestanden, daß sie sich über die Schwierigkeiten, die beute auch regierungs seitig anerkannt werden, nicht bat hinweqsetzen können. Will man sie deswegen tadeln? Unsere- Erachten» hätten die NcgieruiiaSorgane dazu um so weniger Veranlassung, al- cine Durchführung der socialresormatoriscken Gesetzgebung ohne Mithilfe deS gemäßigten Liberalismus schlechterdings undenkbar ist. Ein wirkliche- Verdienst kan» sich die officivse Presse erwerben, wenn sie die conerelen Schwierigkeiten der Unfallversicherung erörtern und die Mittel und Wege zur Beseitigung derselben untersuchen will. Begreiflicherweise siebt man in den weiten an dieser Frage unmittelbar belbeiliglcn Kreisen mit Ungeduld den ueuen Regierungs- Vorschlägen entgegen. Leider wird diese vollauf berechtigte Dißbcgierve biS,eyt gar nicht befriedigt. Au» der erwähnten Notiz ist materiell Neue« nicht zu ersehen; nicht einmal über die nuiimehrigr Stellung der Reich-reaierung zur Frage der Einbeziehung der lanvwirthscdasklichen Arbeiter in die Unfall versicherung — die letzte ReichStagSconimission hat sich be kanntlich sür die Einbeziebung ausgesprochen — erfahren wir etivaS. Die Versicherung durch berusSgenossenschaslliche Corporationen nach dem Grundsätze der Gegenseitigkeit ist auch die Grundlage de« letzten Entwurf- gewesen. Dw Frag« ist aber, wie die Berus-genossenschast gedacht ist. Umfaßt dieselbe lediglich die Betriebe eines bezw. mehrerer unter einander verwandter GcwerbSzwrige? Oder wird sie durch die derselben Gefahrenclasse angehörenden Betrieb« gebildet? Oder endlich, liegt da- Kriterium de- Genossenschaftlich« in der Gewerbthätigkeit al« solcher überhaupt? Bor Allem aber wird sich fragen, ob die genossenschaftlichen Bildungen ausschließlich auf dem Principe de» Zwange- beruhen solle» oder ob daneben auch unter gewissen Tantel« da« freiwillige Zusammentreten der versicherung-pflichtig« gestattet fein soll. Ferner bleibt im Dunkel, ob der »«« Entwurf den von der letzten Reich-tag-- Commission ein stimmig verworfenen Zuschuß au« öffentlichen Mitteln wieder ausnchinen wird oder nicht. Die erwähnte Notiz glaubt die osfnung aussprechen zu können, daß di« hauptsächlichsten chwierigkcilen der Vorbereitung de- Entwurf- jetzt über wunden seien. Wenn dem so ist. so kann mau nicht dringend einig wünschen, daß wenigsten« di« Grundzüa« der neu« lrbeit so bald wir nur irgend möglich der Oefsentlichkeit übergeben werden. E« muß Alles daran gesetzt werden, de» Unsallversicherung-gesetz in der bevorstehenden Reichstag«» session zu Stande zu dringen. Diese Aufgabe würde wesent lich erleichtert werden, wenn die Abgeordneten noch vor Beginn der Session in der Lage wären, sich mit dm Sach verständigen ihrer Wahlkreise üver die hauptsächlichst« Einzel, heilen in» Einvernehmen zu setzen. * Im Reich»tag«Wahlkreis Greif«wald» Grimmen hat die Fortschrittspartei «in« Niederlage erlitten. Nack der letztm Nackricht warm für dm fra- conservativrn Lavdrath Gras Behr 75S7, für dm fortschritt« licken Senator Schwarz 8117 Stimmen abgegeben; S Bezirke fehlten noch, die selbstverständlich an dem Gesammresultat nicht« mehr ändern können, überdie- auch vorwiegend eon« servativ gewählt haben dürsten. Der Wahlkreis hatte in dieser Legislaturperiode bereit- zum dritten Mal z« wählen, da die beiden ersten Vertreter. Professor Hüter und Bau meister Stoll, beide der Fortschrittsparte, anaehvrig, uach- dem sie kurze Zeit da« Mandat au»geübt, gestorben warm. Bei der Wahl von 1881 siegte Hüte,r mit 7059 gegm 6055, bei der Wahl von 1882 «toll mit L1S4 gegm 5454 Stimmen. Während die fortschrittlich« Stimmen« zahl sich seit dem vorigen Jahr ziemlich gleich blieb, haben sonach die Conservalivm einen bedeutenden Zuwachs erlangt. Früher war der Wahlkreis in dm Legislatur- Perioden 1871—74 und 1878—81 ebenfalls durch Frei- conservative. 1874—78 durch einm Nationallibcealm »er« treten. Die Niederlage der Fortschritt-Partei ist um so ausfallender, als noch vor Kurzem in dem benachbarten und ganz ähnlich gearteten Wahlkreis Stralsund sich ein starker Umsckwung nach links kundzugeben schien. Wenn da« Unglück den Nationalliberalen pafsirt wäre, so möckten wir nur seben, wieviel Ellen Leitartikel Uber dm Niedergang dieser Partei die fortschrittliche Presse daran- gemacht hätte. Nach Hamburg H ist die» nun der zweite Wahlkreis, den die Fortschrittspartei im laufenden Jahre verliert. Sie thäte besser, ibren Besitzstand sorgfältig zu hüten, als ihre Kraft in CroderungSzüge» gegen die Nattonalliberalen zu erschöpfen. * Die Eröffnung der preußischen Landtags session soll, wie wir kören, in dm Tagen zwischen dem 13. und 20. November stattfindm. * Mil Bezug aus die letzten Stadtverordneten wahlen in Berlin läßt sich eine hervorragend« Schweizer Zeitung, die „Basler Nachrichten", wie folgt vernehmen: „Der Berliner hat sich seit den letzten großen Kriegen zu seinem Borthei! veränderi. gerade wie der preußische Gardrlicuienant schreck lichen Angedenken». iähemalS verletzend, anmaßend wie dieser, ist er auch wie dieser, nachdem seine Leistungen hinreichend sür ihn sprachen, umgänglich, zutraulich, ja bescheiden geworden. Berlin war vor SV Jahren, ichon wegen der in die Augen springenden Aermlichkeit im gelammten Lebenttiande seiner Bewobner, wegen der allgemeinen finan ziellen Gedrücklheit, die noch au« dem dreißigjährige», dem siebenjäh rigen Kriege und den nopoleaniichen Kriegen hcrrübrte, trotz seiner Seelenzahl kaum eine Großstadt, am allerwenigsten eine Weltstadt zu nennen. Heute ist dir» Berlin eine Weltstadt. Berlin ist Weltstadt geworden durch den gewaltigen Ausichwuag, den Preußen als di« tührendr Mach» DeutichlaudS genommen, und dieser Aufschwung ist wiederum die Frucht der tüchiigen Ihorasiereigenschajtr« der norddeutschen Vevälkerung, als deren kräftigster Vertreter der echte Berliner gelte» muß. Nach der Seite de« Verstaube« stärker aiiSgedildel als nach derjenigen der Phantasie, von Hanl« au« arm und da der zu kräftigerem Wikrrstnnde gegen die Ungunst der Verhältnisse ge,w,ing«n. also abgedäriet in der Schul« der Nvth, zur Venüaiainkeii erzogen, in Folge dessen im Besitze eiue« nicht letch» versiegenden VorrathS innerer Fr-Hlichkett, rührig, durchaus nicht schüchtern, durch große Ersolge mii begründetem Trlaftvertrauen ausgerüstet, voller Ehrgeiz und damit auch vaster Ehrgetühl — Mit laichen VolkSelementen läßt sich Vieles erreichen. Und !o ist eS denn in der Thal gelangen, aus dem Aeiullchru, spießbürgerlichen «emeinweieu, welche» die preußische Hauptstadt noch vor wenigen Fahrzehnien gewesen. eine Weltstadt za machen, welche in vielem Augenblick ln der schönsten Phase ihrer über« raschende« Entwickelung steht. Da« Veste, WaS die Negiert»- zu dieser Entwickelung Berliu« getha», war, daß st« sich »»glichst weuia darein milchte und Berlin den Berlinern überließ, die wirklich an aasapsernden Leistungen in der Telbftregierung sich mit un vergänglichem Ruhm bedeckt haben. Mit dem rasche» Wachs- tbvm der Stadt dielt stet« die Lhatkrast ihrer aus der Mitte der Bevglkerung gewählten veh-rdru gleichen Schritt, mit der Aus dehnung des Leibe» nahm in organischem WachSthvm dir «ie
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