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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000510027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051002
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-10
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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Abend-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polj in Leipzl^ Jahrgang Donnerstag den l0. Mai 1900. Feuilleton «1 oo wo Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Lbeud-Au-gabe Wochentags um ö Uhr. mit c«Ü. SIU,70 SIS,SO 84.45 SIS,so lodsmoNsro, irtd Ivvo S., U«it> «ior. »oik. r»Id. Io»t oioo »ko l.Lserv/Labr kr". !k VSI-doteo.» iso,so 75,10 147,— 55.75 80.75 SIS,75 tkir. rud. i»ks so Isek slkd. rr»a !k«il ?.-L. >s»»t ll Liodrvelks >r«o eurUek- eteo, a» a», sotso v»r«o o 4—b kr«. «r xsärUellt. .-Lct., 1311» ?»«ia« 75 Zukunft lehren. Sanguinische Politiker tragen sich mit der Erwartung, daß mit Hilfe dieses Nothparagraphen ein neues, gerechteres Wahlgesetz geschaffen werden solle, das das Zu landckommcn eines arbeitsfähigen Parlaments verbürge. Man muß abwartcn, ob diese Hoffnung irgendwie begründe! ist und ob Körber oder ein Anderer zu dieser Ehrenrettung des tz 14 die Hand bieten wird. Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-AuSgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge»-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». AnzeigenPreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclame» unter demRedactionsstrich ^ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichtra (6gespalten) 40.^. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. «uox ckltd. ik .coo. i»ok I»ok Ik. isek ivkk it.S. rssd Ut«r 8k? : - Sxv :d»o aok. ikdr. >ötU. Die österreichische Regierung hätte in der Sprachen frage kaum eine eindringlichere Mahnung an die Tsch echen richten können, als cS eben durch den Mund des Minister präsidenten v. Körber geschehen ist, der in der nachdrücklichsten Weise auf die Gefahren aufmerksam machte, die sich aus der Fortdauer der gegenwärtigen Zustände für das Land und für seine parlamentarischen Einrichtungen ergeben würden. WaS war der Erfolg? Gleich am ersten Tage beginnen die Tschechen mit der Obstruction, gleich am ersten Tage kommt eS zu Lärmsceueu, die denen aus der schlimmsten Zeil des österreichischen Parlaments kaum uachsleheu. Auch wenn die übrigen Parteien der Rechten der Obstruction keinen Vor schub leisten, sind die Tschechen doch in der Lage, durch Herbei führung namentlicher Abstimmungen, für die eine Unterstiitznng durch .'>0 Stimmen genügt, und schließlich auch auf dem Wege der „gewaltsamen" Obstruction die Thätigkeit deS ReichSrathS zu lähmen und das gesetzliche Zustandekommen der „StaatS- nothwendigkeiten" vor dem 1. Juni zu verhindern. Bis jetzt haben sie bereits die hübsche Summe von 2758 Petitionen cingebracht, zu denen 48 Redner vvrgemerkt sind. Es wäre ein gefährlicher Optimismus, nach alledem noch an die Wahrscheinlichkeit einer Einigung zu glauben» und so ist denn gleich nach dem ersten BerhandlungStag deS wieder eröffneten ReichSrathS die Frage nach de» Plänen, mit denen sich die Negierung für den Fall trägt, daß auch dieser Versuch scheitert, wieder brennend geworden. Herr v. Körber schloß seine Rede mit der Versicherung, die Regierung werde alle Kräfte daransetze», um das bestehende Verfassungsleben auf recht zu erhallen, und von den ihr znstehenden Vollmachten nur den Gebrauch machen, den die Erhaltung und die Ver waltung deS Staates gebieterisch erheischen. Selbst der an- gefochtenste EcnstitutionaliSinnS fei werthvoller als die Rück kehr zu einer Form der Gesetzgebung, die die Völker von der Mitwirkung ausschließe. WaS der Ministerpräsident damit hat sagen wollen, ist nicht ohne Weiteres klar, nur so viel scheint aus seinen Worten herrorzugehen, daß der Gedanke einer Auflösung deS gegenwärtigen NeichSralheS von der Regierung nicht ernstlich in Erwägung gezogen wird. Wenn also das in den letzten Tagen vielfach ge hörte Wort, das Ministerium wolle die „Arbeitsdisposition des Hauses nicht bis zum Aeußersten prüfen und nicht bis zur Erschöpfung belasten", einen thatsächlichen Hinter grund hat, so muß die Regierung wohl andere Schritte vorbereiten. Welcher Art diese sind und ob sie nicht am letzten Ende auf den tz 14 als unter den „angefochtenen Eoustilutionalismuß" fallend hinauslaufen werden, muß die w ILkS 8 7?. »ste j Ix. »kv Lr-action und Expedition: Jo-anni-pafie 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen peöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. WaS die len Heinze betrifft, so hat der ablehnende Stand- puuct der Vereine für innere Mission und zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit in Leipzig gegen die §8 181s. und 18td leine Wirkung auf conser- vative Kreise nicht verfehlt. Wen» man den Goethebündleru mehr oder weniger verblümt Religiosität und sittliches Empfinden abspricht, so kann man daß bei derartigen Ver einen nicht Wohl thuu, wenn man nicht einem wichtigen und einflußreichen Theile der conservativen Anhängerschaft dircct iuS Gesicht schlagen will. Die „Kreuzzt g." tritt denn also dafür ein, daß die vielangefochtenen Paragraphen eine andere Fassung erhallen. Sie schreibt wörtlich: „Wenn eS also möglich wäre, dem wesentlichen Inhalt jener Paragraphen eine andere, vom Standpnucte des Kunst- interesses weniger verfängliche Form zu geben, ohne dabei dem Hauptzwecke des Gesetzes zu nahe zu treten, so wäre, wie uns scheint, rin solcher Versuch allerdings der Mühe werth." Hier wird also zugegeben, daß nach der bisher von der Mehrheit deS Reichstags beliebten Fassung die lex Heinze allerdings für das Kunstinteresse verfänglich ist, und zwar nicht für nur angebliche, sondern für wirkliche Interessen der Kunst. Gegen verfängliche Gesetze anzukämpfcn, ist dock aber wobl ein gutes Recht Aller, die an den dadurch gefährdeten Interessen irgendwie betheiligt sind. Die „Kreuzztg." giebt aber ferner zu, „daß cs den Leitern der gegen die lex Heinze gerichteten Bewegung im Grunde einzig und allein darum zu thun ist, die tztz 181a und 181b aus der Vorlage zu entfernen." Wenn uuu diese Männer ein selbst nach der Meinung der „Kreuzztg." be rechtigtes Ziel verfolgen, warum hat man eS denn bisher gestattet, daß die „Heinzebündlcr" mit Hohn und Spott über schüttet und als eine Art gebildeter NowdicS hingestellt wurde»? Indem aber die „Kreuzztg." diese Zugeständnisse macht, giebt sie zugleich zu, daß der Widerstand der liberalen Parteien gegen daS Gesetz ein berechtigter und nütz licher gewesen ist, denn sonst wäre ja die wx Heinze, die Zustimmung deS BundeSrathS vorausgesetzt, in einer Fassung Gesetz geworden, die „eine vom Standpuncte des Knnst- interesseS verfängliche Form" dargestcllt hätte. UebrigenS wird die „Kreuzztg." wohl wissen, daß jetzt, nachdem die beiden Paragraphen bereits iu dritter Lesung angenommen find, das Suchen nach einer unverfänglichen Form für diese Session keinen Zweck mehr hat. Wünschen die „Kreuzztg." und ihre Gesinnungsgenossen eine solche Form ernstlich, "so müssen sie jetzt das ganze Gesetz ablehnen und dafür sorge», daß ein neuer, alle Klippen vermeidender Gesetzentwurf iu der nächsten Tagung nicht nur eingcbracht, sondern auch vor jeder Verschlechterung bewahrt wird. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm » Eortt». UniversitätSstraße 3 (Pauli:ium„ Leut» Lösche. ReltzmimM la, Part, und KöutgSplatz L katholischen Hofkirche Dienst leisten, allein steht. Noch weniger verständlich als diese Auffassung erscheint uns die andere, daß infolge der Besprechung der ganzen Angelegenheit in der Presse die Verhandlungen des LandcsconsistoriumS mit dem Kriegs ministerium wegen der Heranziehung evangelischer Cadetlen als Pagen zu katholischen Gottesdiensten dem Scheitern nahe gebracht worden seien. Gerate diese öffentliche Besprechung, sollte man meinen, halte dem Landesconsistorium will kommenen Anlaß zu nachdrücklichster Betonung seines Verlangens und dem KriegSministerium den Beweis der Dringlichkeit desselben liefern müssen. Oder wollte der Herr Oberconsistorialrath mit seinem Vorwurfe gegen die Presse dasselbe sagen, was Herr Superintendent Metzer- Zwickau in die Morte faßte, ihm sei berichtet worden, der Kriegsminister habe geäußert: nun gerade erst recht sollten :c.? Darüber sollte doch Klarheit geschaffen werden, schon im Interesse des KriegsministeriumS. In der „KniebkUgnngSfrage" hat gestern auch die Sächsische kirchliche Eonfcrenz in Chemnitz Stellung genommen durch die einstimmige Annahme einer von dem Vorsitzenden vorzeschlagenen Resolution, an deren Schluß die Hoffnung ausgesprochen wird, „daß in Zukunft evangelische Soldaten, Cadetten und Officirre zu Dienstleistungen bei katholischen Processionen nicht zugezogen werden." Die einstimmige Annahme dieser Resolution hat dem Vertreter deS evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums, Herrn Oberconsistorialrath Clauß, den schlagenden Beweis erbracht, daß er mit seiner Auffassung, so lange man nicht so weit sei, daß alle evangelischen Soldaten den evangelischen Gottesdienst besuchen können, verschlage eS wenig, ob die Soldaten ihrem Zeitvertreib nachgehcn oder in der VezugS-Pret- der Hauptexpedition oder de» im Stadt» tzezirk und de« Bororten errichtete» Au«- ^bestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, Sei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 5^0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertetzährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung in« Ausland: monatlich 7.ö0. Der Krieg in Südafrika. —Vorläufig ist, da nördlich von Brandfort die zerstörte Bahnlinie wieder hergestellt werden muß, WaS etwa acht Tage in Anspruch nehmen wird, ein Stillstand des Roberts scheu Vormarsches nöthig geworden. Wo die Boeren sich ihm entgegen stellen, ist noch unklar; auch in dem englischen Haupt quartier weiß mau keinen rechten Bescheid. Die eine Meldung läßt vermuthen, daß der Feind nicht einmal die zur Verteidigung gut geeignete Zandfluß-Linie halten will, sondern sich über Len Vaal, also auf Transvaaler Gebiet zurückzieheu wird, eine andere, daß er wenigstens in Kroonstad Stand zu halten entschlossen ist. Hiernach kann der Auf- klärungSdienst der bis an den Zandriver vorgeschickten eng lischen Cavallerie wieder nur ein höchst unzulänglicher sein, sonst müßte Roberts genauer orientirt sein. Zur Sache er halten wir folgende Nachricht: * London, 10. Mai. (Telegramm.) „Daily Mail" meldet aus Louren oo-Marques vom 9. d. M.: Es verlautet hier aus guter Quelle, daß der Sitz der Regierung des Oranje- Freistaates bereits von Kroonstad nach Heilbronn verlegt worden sei. AuS dieser Meldung läßt sich wenigstens so viel folgern, daß die Boeren vorläufig nicht im Sinn haben, über den Vaal zurückzugchen, sondern den Feind südlich von Kroonstad, vcrmuthlich bei VenterSburg zu erwarten. Daß die Boeren in den neuerding- occupirten Theileu des OranjefreistaatcS die Waffen abliefern, ist nichts auffallende« und hat nur wenig zu bedeuten. Dasselbe geschah ja auch nach dem Einmarsch der Engländer in Bloemfontein in den umliegen den Distrikten. WaS abzeliefert wurde, waren aber nur alte unbrauchbare Schießprügel, während die Boeren ihre guten Büchsen vergraben hatten, um sie im passenden Augenblick wieder hervorzuholcn und zur Front zu gehen. Ebenso wenig ist aus daS Gerede „unterworfener" Boeren zu geben, zwischen Freistaatlern und Transvaalern sei ein großer Streit aus gebrochen und die ersteren würden bald die Waffen strecken. Ein Boer hat einem Engländer seit Ausbruch der Feind seligkeiten schwerlich je die Wahrheit gesagt. Von der aiigekündigteu, überraschenden Action «nller's hört man noch nichts, statt dessen meldet die „Morning Post" au- Ladysmith vom 9. d. M., der General habe am 1. d. M. eine Proclamatiou erlassen, in der er bekannt macht, daß er alle Bewohner von Natal, die den Feind jetzt verlassen wollen, freundlich aufnehmen und sich der Interessen Aller, die sich freiwillig den Civilbchörden stellen, annehmen werde, da sie eine mildere Behandlung verdienten, als diejenigen, die nach dieser Aufforderung noch gegen die Engländer weiter kämpften. — Diese Proclamatiou dürfte wenig nützen, denn eiMrr TligMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Aattjes und Noli^i-Amtes -er Lta-t Leipzig. 83.60 83,75 83,50 88^80 100,— 82,— 58,— 103,16 66,80 SS,— 16,30 Unter egyptrscher Sonne. Roman aus der Gegenwart von Katharina Zitelmann. Nachdruck vrrvolen. Wie schwerrnüthig sie sprach! Welch' ein Zug tiefen Kummers auf ihrem Antlitz lag! Es wäre ihm ganz natürlich erschienen, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten. Wie kannst Du trau rig sein in dieser Stunde, da wir uns gefunden, so sprach seine Seele zu ihr. Wirf von Dir, was Dich drückt! Laß Vergangenes vergangen sein. Vor uns liegt ja das Glück! Und wie sie nun in sein leuchtendes Gesicht schaute, da lächelte sie. All' die stolze freudige Lebenszuversicht, die in ihm brannte, daS sieghafte Glücksbewußtsein, das ihn erfüllte sie ver ¬ stand es; eS riß sie fort, so daß auch sic, ihr Leid vergessend, froh ausrief: ^Ncin, Sie sind nicht lebensmüde! — Aber toll kühn sind Sie", setzte sie ernster hinzu. „Sie brauchen Jemand, der auf Sie aufpaßt. Wäre ich nicht dagewesen, — Sie wären sicher gestürzt!" „So danke ich Ihnen mein Leben!" rief er heiter. „DaS läßt mich hoffen, daß es besonders günstige Sterne sind, dir seinen Lauf bestimmen. Wir sind ja hier im Lande der Stern deuter. Schade, daß wir sie nicht zu Rathe ziehen können. Eins aber weiß ich auch ohne sie. Daß ich hier oben auf der großen Pyramide stehe und diese Stunde erlebe, ist eine Gnade des Schicksals, für die ich mein Leben lang dankbar sein werde." „Ich auch!" fiel sie ein. „O, eS ist wundervoll! Man schaut so über Zeit und Raum hinaus, nicht wahr? Man erscheint sich selbst so winzig wie ein Sandkorn gegenüber dieser Unendlich keit! Sech« Jahrtausende! Man kann'« kaum ausdenken. Und nun die Perspective nach rückwärts! Ein Volk, das diese Bauten ersinnen und ausfiihren konnte — daS war schon auf der Höhe angekommen!" Er hörte ihr voll Staunen zu, nnd unwillkürlich stellte er Daisy Summer« neben sie in ihrer triumphirenden Schönheit. Die würde auch hier oben die Hauptsache sein wollen, würde mit ihrer bezaubernden Liebenswürdigkeit sich als den schönsten Er satz des fehlenden Pyramidengipfels fühlen und darstellcn. Er lochte in sich hinein. Daisy Summers, schöne Materie, für diesen Gipfel bist Du viel zu klein! Du bist, von hier gesehen, wie das'Körnlein Wüstenstaubes, von dem sie sprach. Rur der Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit d« Morgen-AuSgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderung 70.—. ward er sich selbst. Nur eins stand ihm fest: daß er sie auf suchen müsse, um zu sehen, ob eine Phantasmagorie ihn ge täuscht. Bis er das festgestellt, konnte er sich ja dem holden Wahn hingeben, an die Geliebte zu glauben. Und wie er sich nun mit ihr beschäftigte, ihre zarte Gestalt, ihr durchgeistigtes Gesicht vor sein inneres Auge traten, er sie sprechen hörte, als sei es wirklich der sanfte Laut ihrer Stimme, der sein Ohr be rührte, — da schienen ihm wieder seine Zweifel unwürdig, da wollte ihn die süße Gewißheit überkommen, daß Alles Wahrheit, wunderbare Wahrheit sei. Und mit dieser Ueberzeugung zugleich regte sich in seiner Seele die Frage, ob er der Geliebten auch würdig sei? Es schien wie eine Fügung Gottes, daß er sie kennen gelernt, losgelöst von allem Erdenbeiwerk, daß es das rein Menschliche in ihr sei, das ihn gewonnen, das den tiefsten besten Kern seines Wesens, dessen er sich selbst so selten bewußt ward, getroffen. Beschämt erkannte er plötzlich, unter welchem Wust von Vorurtheilen, Thorheiten, gedankenlosem Mitschleppen des Herkömmlichen er sein Ich dahin getragen. Er hatte es im ge wohnlichen Schlendrian des Tages, unter lauter Aeußerlichkeiten verkümmern lassen, wie eine arme Schattenpflanze, der Sonne und Wasser fehlten. Aber zu ersticken hatte er es nicht vermocht. Es war da und lebte und mahnte ihn, bald leiser, bald lauter, — er hatte es nur nicht beachtet. Als er sich nun das Pflänzchen seines Ich besah, fand er allerlei zarte Triebe daran, die nur der günstigen Be dingungen harrten, um lustig zu grünen und emporzuschießen. Mochte die eghptische Sonne sie ans Licht locken! Fortan wollte er versuchen, ein besserer Gärtner zu sein, und zu pflegen, was sich dort so vernehmlich meldete. Aus dem Baron, EorpS- studenten, Cavallerie-Resrrveleutnant und preußischen Re- aierungsbeamten sollte rin Mensch werden, ein denkender, ver stehender, fühlender, sich bis an die Grenzen seines Wesens ent wickelnder Mensch, der dieses hohen Namens würdig war, der würdig war der Geliebten. Die Sonne, die den Zenith erreicht, brannte jetzt heiß auf Harald s Scheitel nieder und trieb ihn endlich auf. So schritt er dem Sphinx zu, um in dem schmalen Schattenstreif an dessen Fuß die Mittagsstunde zuzubringen. Jetzt erst schenkt« er dem Riesenthier mit dem Menschrnhaupt seine Beachtung, und da« räthselhafte Gebilde ergriff ihn, weil es wunderbar zu der großen Natur paßte, die es umgab. Es erschien ihm wie die Verkörperung der Wüste, die sich hier, wo die Pyramiden nach Osten die Nilebene und die ferne Stadt verhMli,, in. scheuwa» westveraeffener Einsamkeit breitete. Vor Allent aber entzückte sich sein Farbensinn an dem Goldgelb des Sandsteins, der sich herrlich gegen den dunkelblauen Himmel ab- »tti», i» s». llsrtk» I-ivi«- ipksr „l'rlsr" »ak ck,r a»d»rr, von i Lotvsrpeii »»cd «I, »U« vier iprer „Oslks" j b) .8»v«ro° K/5> -koeill" »ir» <8/5 > ck,r vier Vood«n tr: ScvoeU ro»»»- IS/b, .1.«»»" W/L, >>«» Salti l/b, „Solsock" Se»,tll«o ' IH5, .rvotic II SSO 138,— 138 60 157, — ISS,40 168.70 148.75 170.— 128.75 53,— 205.10 IOH— 108.75 213.75 205.75 170,— 217,— 201.— 168,— 273,— 80,— 158, — 240,— 750.- 218.70 176,— 105.10 70.40 180.50 170.50 83,50 214.70 150.10 260,— 84.40 Kot« Utltz 7».8 o. 10 ». 3 >«»d. I-iii. Isieii »sud. Geist ist's, der lebendig macht! — Aber, wie stand es denn mit ihm selber? Hatte er ein Recht, den Maßstab der Höhe an Andere zu legen, bevor er sich selbst gemessen? All' seine Selbst gewißheit, sein Dünkel, sein Sldelsstolz schmolzen in diesem Augenblick und erschienen ihm recht kläglich und läppisch. Das war ja aber Vergangenheit! Die Zukunft lag vor ihm! Er lernte ja, säete in die frisch gefurchte Erde — und wenn der Tag der Ernte kam, dann sollte er reife Frucht finden! — Und sie, ohne Scheu, als spräche sie zu einem alten Freunde, als spreche sie mit sich selbst, fuhr fort: „Das Interessanteste in diesem Wunderlande sind doch die Pyramiden. Sie sind so gigantenhaft, so groß, wie die Natur selbst. Man begreift es gar nicht, daß es Menschen waren, die sie bauten. Wenn ich mir vorstelle, daß Chufu unsterblich ist und von oben herunter schaut und hört und sieht, wie tue Menschen sich über sein Werk den Kopf zerbrechen und trotz aller ihrer Maschinen gar nicht daran denken können, etwas gleich Gewaltiges zu schaffen, er müßte noch im Himmel hochmüthig werden." Sie lachte. „Und all' die dummen Bemerkungen, die hier oben gemacht werden. Ihm muß die Welt von heute doch höchst lächerlich vorkommen. Und sie selbst kommt sich so klug vor." „So glauben Sie nicht an einen Fortschritt der Menschheit?" fragte er lebhaft. Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich glaubte ganz fest daran, — früher. Hier bin ich zweifelhaft geworden. Sie waren schon recht weit, die alten Egypter." „Und das mit der Unsterblichkeit, — glauben Sie wirklich, daß Chufu —" „Das weiß ich auch nicht!" entgegnete sie lachend. „Ich weiß überhaupt gar nichts. In meinem ganzen Leben bin ich mir noch nicht so thöricht und unwissend vorgekommen, wie hier, wo jeder Schritt uns zu rathen giebt und zum Lernen auffordert." „Da haben Sie recht", stimmte er seufzend z». „Herr Gott! Ich verplaudere mich! Ich sollte in anderthalb Stunden wieder unten sein! Ich bin ja beinahe dreiviertel Stunden oben! Leben Sie wobl! Es war — sehr — schön, daß wir uns trafen!" Sie reichte ihm die Hanh. Er war wie vor den Kopf geschlagen durch diesen plötzlichen Abschied. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Er konnte nicht sprechen vor Schreck und Bewegung. SS fiel ihm auch gar nicht ein, daß er noch eine Welt von Fragen an sie zu ricyten hätte, sehr nothwendige Fragen, die in dem erhöhten Seelenzustand unwichtig scheinen mochten, in der That aber sehr wichtig waren. Und so drückte er nur stumm ihre Hand und sgH sie an nut einem Blick voll Schpixrz und Schreck und stamjneUr: „Auf Wiedersehen" — und sie entschwand. Politische Tagesschau. * Leipzig, 10. Mai. Obgleich der Reichstag gestern nicht nur die dritte Lesung deS Dampfersubventionsgesetzes erledig», sondern auch die zweite Berathung deS Gewerbe-Unfallversiche- rungSaesetzes erheblich weiter gefördert bat, ist eS doch höchst unwahrscheinlich, daß das HauS seine Arbeiten bis Pfingsten werde bewältigen können. DaS wird sich auch der Seniorenconvent sagen müssen, der heute Zusammentritt, um über die Wetterführung der parlamentarischen Arbeiten und den eventuellen Schluß der Session zu bcrathen. Was ihm vorgetragen werden wird, kann man bereits in der „Köln. Ztg." lesen, in der eS heißt: „DieUnsallversicherungsgesetze werden noch mindestens acht Tage die ganze Kraft in Anspruch nehmen, kleinere Vorlagen erfordern gleichfalls noch einige Tage. Die Flottenvorlage und die damit in Verbindung gebrachten Steuerpläne sind in der Commission in erster Lesung in einer ziemlich oberflächlichen Form festgcslellt. Mau beabsichtigt deshalb mit Recht, die zweite Lesung um einige Tage hinauszuschieben, damit die Interessenten, die durch die neuen Steuervorlagen zum Theil ganz unerwartet getroffen werden, zu sach licher Begründung ihrer Einwendungen Zeit gewinnen. Tie bessere Orirntirung der Mitglieder der Commission wird aber möglicher weise dahin führen, daß die Verhandlungen nicht in dem erwarteten schnellen Tempo fortschreiten werden. Aber selbst, wenn das in etwa acht Tagen geschehen sein sollte, so sind die schriftlichen Berichte, welche beschlossen sind, Loch nicht im Handumdrehen fertig zu stellen. Namentlich wird der wichtige Bericht über die finanzielle Deckung der Flottenvorlage und über die neuen Steuer gesetze mindestens einige Tage in Anspruch nehme». Bis der Bericht von der Commission sestgestellt, gedruckt und vertheilt sein kann, werden mindestens 14 Tage vergehen. Es besteht nun die Absicht, im Plenum zuerst die Steuervorlagen unter Dach zu bringen, ehe man sich bindet auf die Bewilligung der Schlachtflotte. Dann fragt cs sich aber, ob eS zweckmäßig ist, noch vor Pfingsten an Liese ent scheidenden Vorlagen heranzutreten, oder ob es nicht empfehlens« Weither ist, zuHimmelfahrt die wenigen bisher fleißig auSharren« den Reichsboten iu die Pfingstserien zu schicken und dann nach Pfingsten noch einmal für acht Tage alle Manu an Deck zn rufen, um in schneller Folge alle wichtigen Vorlagen zu erledigen, die nur vor beschlußfähigem Hause durchzudrücken sind. Dazu gehören die Flotten- und Steuergrsrtze, das Münzgesetz, die Fltischbeschauvorlage, evcnt. die lex Heinze, das Seuchengesetz und die Seemannsordnung. Tie Erfahrung lehrt aber, daß für eine solche kurze, intensive Arbeitsperiode viel leichter »ach den Ferien als vorher eine ausreichende Zahl zusammen- zubringe» ist." Nach unseren Informationen wird zwar auf die Er ledigung der Seemannsordnung nicht mehr gerechnet; mit dem Verzicht auf ihre Durchberathung wird aber nicht allzuviel Zeit zu gewinnen sein. Auch dürfte man sich in der Annahme täuschen, daß eS genügen werde, nach Pfingsten auch einmal „für acht Tage" alle Mann an Deck zu rufen. In der auf Pfingsten folgenden Woche, und zwar am 14. Juni, ist FronleichnamStag; eS ist mithin auzunehmen, daß dann wegen, der Abhaltung der katholischen Mitglieder deS Hauses wieder eine Unterbrechung von mehreren Tagen ein treten werde. Als er sich von seiner Betäubung erholte, begriff er, daß er ihr folgen könne, daß er auch lange genug hier oben geweilt. Sg winkte er den Beduinen, die bereits Zeichen der Ungeduld ge geben, und machte sich ebenfalls auf den Rückweg. Ein ganzes Stück tiefer schon schwebte die Gestalt des geliebten Mädchens, die sich leicht und unbegreiflich schnell die Stufen hinabschwang. Er wurde indeß bald inne, daß seine Augen ihr nicht länger folgen dürften, sondern auf den Weg achten müßten, da jeder Fehltritt ihn auf ungeahnt schnelle Weise in die gähnende Tiefe befördern konnte. Dieser Abstieg war viel unangenehmer und gefährlicher als der Aufstieg, und Kniee und Arme schmerzten ihn so, daß er sich ein paar Mal ausruhen mußte. Als er an den Eingang der Pyramide und auf den sicheren Fußsteg gelangt war, spähte er nach dem Mädchen aus, das ihm längst ent schwunden Ivar. Unten hielten jetzt eine Menge von Wagen, nnd endlich erkannte er sie in einem derselben neben einem Herr», der in den Fond zurückgelehnt saß. Sie war bemüht, eine Reiscdecke über seine und ihre Kniee zu breiten, und Harald sah aus der Ferne, daß der Mann jung war. Nun wandte sie den Kopf und blickte suchend um sich. Sic erkannte ihn sogleich, winkte mit der Hand, grüßte noch einmal; die Pferde zogen an, nnd der Wagen rollte den Berg hinab. * * * Harald stand einen Augenblick wie im Traum; dann ging er den Fußpfad hinunter, auf dem ihm jetzt mehrere Trupps auf wärts steigender Herren und Damen mit ihren zahlreichen Führern entgegenkamen. Unten lobnte er seine Beduinen ab, die sich sofort auf neue Ankömmlinge stürzten; Harald aber zog eS in die Einsamkeit. Dann wanderte er in die Wüste hinein und warf sich, durch eine Welle des Bodens den Blicken der auf dem Wege Vorübergehenden entzogen, in den Sand nieder, um allein zu sein mit sich, um Klarheit in das Chaos seiner Empfindungen und Gedanken zu bringen. Nun, in der tiefen Ruhe dieser erhabenen Natur, da nur das Antlitz des großen Sphinx ihn anstarrte, als wolle es ihm daS Räthsel seines Herzens lösen, machte sich der Ueberschwang seiner Gefühle Luft. Er barg die Äugen in den Händen und weinte in tiefer Erschütterung. Als er ^ch endlich beruhigt hatte, ging er ernstlich mit sich irüs Gericht. Er hatte nicht übel Lust, sich seiner unmännlichen Thronen zu schämen und seinen ganzen Zustand als eine Art von Geistesverwirrung zu betrachten. Er fragte sich, ob nicht nur die Exaltation einer unbegreiflichen Stimmung ihm das Mädchen, dxffzn,Ngmeu unh Herkunft er nicht eiunzal kannt», ast? dk ErwüWe ssffne^ HexM5yakk liess»,. Und je mehr seine Erregung sich legte, desto unverständlicher o» 576,— Il382 L.sU«l» 3500 I I 24,10 »r I s-i. 253.75 125.75 262,— 402.— 217,— 227.75 238,10 157,60 128.75 128,90 I58K0 elioer koock»- » k»eiüo L«. Urisk 8300 8400 SO 5050 - - 3575 18100 19250 — 3800 4250 — 2875 I3S00 20100 — 10100 15225 M » 8700 16400 —— 6625 2S00 — » — 5025 M— 800 — — 2225 > - 4375 1250 — 2450 2525 — ° 2S75 4200 4250 18002 16200 — 1625 3100 3250 1700 1850 IS7S 75 SO 2100 — 4400 — 300 !2800 23200 1210 1250 5000 5100 2875 40 60 ,4800 15050 — 725 5000 5100 — 1250 — 4600 15800 16300 1400 1430 u»a lulio«
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