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Dresdner Journal : 31.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-31
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1896
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vez««»»ret»: AR» Dresden vierteljährlich: ÄMorkdvPs, Heiden Kaiser lich dänischen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer- tzrlb de« Deutschen Reiche» Post- und Stenchelzuschlaa Einzelne Nummern: 10 Pf Erschetue«: Dägluh mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr. 12-5 Dresdner S Journal Nntün-t,»«,»gebühre«.' Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift >0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Zifiernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber. Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. SO Fernspr -Anschluß: Nr. 12-5 M303 1896 Donnerstag, den 31. Dezember, abends. DM" Des Neujahrsfestes wegen erscheint die nächste Nummer dieses Blattes Sonnabend abend. Amtlicher Teil. Dresden, 31. Dezember. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Alix, Großherzogin von Toskana, ist gestern Abend 10 Uhr 40 Min. nach Salzburg abgereist. Dresden, 31. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Senatspräsidenten beim Oberlandesgerichte Karl Moritz Lamm und Max Alfred Thierbach auf ihr Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen, den vortragenden Rath im Justizministerium Geheimen Justizrath Karl Bruno Kurtz und den Oberlandesgerichtsrath Oberjustizrath Johannes Heinrich Hardraht zu Senatspräsidenten beim Oberlandesgerichte, den Landgerichtspräsidenteu vr. Heinrich Theodor Müller in Chemnitz zum Präsidenten des Landgerichts Dresden mit dem Range in Klasse 11 der Hofrangordnung, den Oberlandes- gerichtsrath Emil Rudolf Ortmann zum vortragen den Rath im Justizministerium mit dem Titel und Range eines Geheimen Justizraths, den Landgerichts direktor Julius Emil Frey iu Leipzig zum Präsi denten des Landgerichts Chemnitz, die Landgerichts- dircktoren Paul Richard Baumbach in Freiberg und Paul Gotthold Hugo Wilsdorf in Dresden zu Lber- landesgerichtsräthen, den Landgerichtsrath I)r. Otto Stvhwasser in Bautzen zum Landgerichtsdirektor beim Landgerichte Freiberg, den Landgerichtsrath Or. Albrecht Wilhelm Vogel in Dresden zum Land- gerichtsdirektor beim Landgerichte Leipzig, deu Land gerichtsrath 1)r. Friedrich Karl Ludwig Wulfert in Dresden zum Landgerichtsdirektor beim Land gerichte Dresden, den Assessor beim Amtsgerichte Dresden Or. Alfred Theodor Martin Minckwitz zum Amtsrichter bei diesem Gerichte, die Assessoren beim Landgerichte Dresden Albin Otto Kunz, Moritz Oskar Prölß und Franz Robert Klemm zu Land richtern bei diesem Gerichte, den Assessor beim Amts gerichte Scheibenberg vr. Karl Friedrich Georg Jahn zum Amtsrichter beim Amtsgerichte Annabcrg, den Assessor beim Amtsgerichte Leipzig Horst Heinrich Abraham Reinhard von Einsiedel zum Landrichter beim Landgerichte Leipzig, den Assessor beim Land gerichte Leipzig Gustav Richard Adam zum Amts richter beim Amtsgerichte Leipzig und den Assessor der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig charakterisieren Staatsanwalt I)r. Hermann Otto Kunze zum Staatsanwalt beim Landgerichte Leipzig zu ernennen sowie zu genehmigen, daß der Land- genchtsrath vr. Heinrich Adam Felix Steinmetz in Leipzig zum Landgerichte Dresden und der Amts richter vr. Arthur Esche in Annaberg zum Amts gerichte Dresden versetzt werde. Dresden, 3l. Dezember. Se. Majestät der König haben dem Zoll- und Steuerdirektor Vr. Löbe den Titel und Rang eines Geheimen Raths Allergnädigst zu verleihen geruht. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist die durch die Versetzung des Geheimen Rathcs vr. Fischer nach Berlin zur Erledigung ge kommene Function des Vorsitzenden der Commission für das Veterinärwesen vom 1. Januar 1897 ab dem vortragenden Rath im Ministerium des Innern Ge heimen Regierungs-Rath vr. jur. Forker-Schu- bauer übertragen worden. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem als Hülfsarbeüer im Ministerium des Kunst und Wissenschaft. Lelbstbiographie und Briefe. (Schluß.) Von stärkerem Gewicht und größerer Allgemein bedeutung, wenngleich nicht entfernt so wechselvoll und buntfarbig, dafür nach der Seite der Darstellung ungleich vollendeter und wertvoller zeigen sich die „Lebens- crinncrungen" von Jakob v. Falke (Leipzig, Verlag von Georg Heinrich Meyer, 1897). Der Mitbegründer und langjährige Leiter des österreichischen Museums für Kunst und Industrie hat insofern ein von dem üblichen Gelehrtendasein stark abweichendes Leben zu erzählen, als ihn Neigung und Zufälle auf Seitenpfade führten, auf denen er m:t rühmlichen Leistungen auch rühmliche Geltung erwarb Geboren zu Ratzeburg, dem Hauptstädtchen des Herzogtums Laucnburg, da« diese Erinnerungen in einem vortrefflichen „Jugendidyll" schildern, hat Falke nach dem Besuch des dortigen Domgymnasiums auf den Universitäten Erlangen und Göttingen Philologie und Geschichte studiert, dann einige Jahre hindurch am Gymnasium zu Hildes heim und in der fürstlichen Familie von Solms-Braunfels als Lehrer und Erzieher gewirkt Er hat also im fünften Kapitel seine« Buches „Wie ich zur Kunst kam" über die Anfänge desjenigen Interesses zu berichten, das seine späteren Bestrebungen leitete und seine Lebenswege be herrschte Bon früh auf besaß er eine eigentümliche Naluranlage, alle« Geschaute vor dem inneren Gesicht festzuhalten und wieder heraufbeschwören zu können. „Ich glaube nicht", sagt er bescheiden, „daß ich ein Künstler von Bedeutung geworden wäre, auch wenn ich so vom Glücke begünstigt gewesen, um noch in früher Jugend Hand und Auge auszubilden Meine Phantasie, soviel ich davon besitze, ist nicht erfindender, nicht schöpferischer Innern angestellten seitherigen Finanzrath Vr. für. Walter Friedrich Ernst ScheIch er Titel und Rang als Oberregierungsrath zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vom 1. Januar 1807 ab mit der Funktion eines ständigen Beiraths in Medicinal Angelegenheiten beim Ministerium des Innern betrauten Direktor der Centralstelle sür öffentliche Gesundheitspflege und ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule hier, Professor vr. Friedrich Renk Titel und Rang als „Obermedicinalrath" zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vortragenden Rath für Medicinalangelegen heilen im Ministerium des Innern, Geheimen Medicinalrath vr. weck. Lehmann, die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand mit Belassung seiner Titels und Ranges zu bewilligen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Professor und Vorstand des akademi schen Ateliers für Holzschneidekunst an der Akademie der bildenden Künste zu Dresden, Bürkner, die nach- gcsuchte Versetzung in den Ruhestand bewilligt worden. TreSde», 31. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist dem Bezirksschulinspektor, Oberschulrat Professor Michael in Zittau die nachgesuchte Ver setzung in den Ruhestand unter Gewährung der ge setzlichen Pension bewilligt worden. Dresden, 31. Dezember. Se. Majestät der König haben den zeitherigcn Oberlehrer am Wettiner Gym nasium zu Dresden, Professor Vr. Georg Gottfried Müller, unter Verleihung des Titels und Ranges als „Schulrat" zum Bezirksschulinspektor im Bezirke der Amtshauptmannschaft Zittau und den zcitherigen Oberlehrer am Lehrerinnenseminar zu Dresden, Ernst Theodor Reil zum Bezirksschulinspektor im Bezine der Amtshauptmannschaft Oschatz vom l. Januar 1897 an Allergnädigst zu ernennen geruht Dresden, 2!'. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Sekretär bei der Staatsschuldenverwaltung Mißbach das Verdienst kreuz zu verleihen. Wekanntrnuchung, die Ein- und Durchfuhr von Rindern ans der Bukowina betreffend. Nachdem jeiten der Königlich Preußischen Regierung wegen wiederholter Einschleppung der Maul- und Klauenseuche die Rindereinfuhr aus der Bukowina für das Königreich Preußen verboten worden ist, findet sich das unterzeichnete Ministerium des Innern ver anlaßt, auf Grund von Art. 6 des Viehseuchen lieber einkommens zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn vom 6. December 1891 auch für das Gebiet des Königreichs Sachsen die Ein- und Durch fuhr von Rindern aus der Bukowina, wie hier mit geschieht, bis auf Weiteres zu untersagen Dieses Verbot tritt sofort in Kraft. Dresden, am 29. December 1890. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner. Wekcrnntrnachung. Von dem Ministerium des Innern ist beschlossen worden, den Hofrath vr. Hofmann hier seinem An suchen entsprechend von der bisher bekleideten Function als Apothekenrevisor, jedoch unter fernerer Belassung in seiner Stellung als Mitglied des Landcs-Medicinal- Collegiums und als Vorsitzender der Commission für Bearbeitung der Arzneitaxe, vom l. Januar 1897 ab zu entbinden und von demselben Zeitpunkte ab dem Apotheker und Chemiker Vr. pbil. F. Elsner in Leipzig die Stelle eines Apothekenrevisors mit der Maßgabe zu übertragen, daß derselbe sich vorerst und bis auf Weiteres dem RevisionSgeschäfte im zweiten der mittels Verordnung vom 18. September 1874 — Seite 309 des Gesetz- und Verordnungs-Blattes vom Jahre 1874 — unter II anderweit abgegrenzten Revisionsbezirke zu unterziehen hat, während der hiermit bisher beauftragt gewesene Apothekenrevisor Professor vr. Geißler in Dresden den ersten Revisionsbezirk übernimmt Dresden, den 30. December 1890». Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner. ('eruennuttgen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tepartrment des Kultus u»S öffentliche» Unterrichts. Erledigt: cine ständige Lehrerstell.' an ter katholischen Schule zu Chemnitz Kollalor: da» Apostolische Vikariat im König reiche Sachsen Ter «Schalt beträgt lüvo M. (einschließlich Wvhnungsgeld) und steigt, vom 25. Lebensjahre des Stellen inhabers an gerechnet, aus den unteren Stusen von 3 zu 3 Jahren, aus den obncn von 4 zu 4 Jahren bis zum Höchstbetrage von 3300 M Bewerbungen sind bis zum 18 Januar 1897 an das Apostolische Vikariat einzureichcn. Nichtamtlicher Teil. Zum ^ahrtsschluffr. Am achten Tage nach Weihnachten, also am Neu- jahrstage, ist einst das Kind der Maria in die Volks gemeinschast Israels aufgenommen worden und hat dabei den Namen „Jesus" empfangen. Das ist eine bedeutsame Thatsache geworden. Denn heute, nach Hunderten von Jahren, können wir aus der Geschichte der Völker bestätigen, was einst der Apostel wenige Jahrzehnte nach des Herrn Auftreten verkündete: daß der Name Jesu der Name über alle Namen ist, vor dem sich beugen aller derer Knie, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind. Jst's so, dann erscheint es berechtigt, den Anfang eines neuen Jahres unter diesen heiligen Namen zu stellen und mit dem frommen Dichter zu rusen: „Jesus soll die Losung sein, da ein neues Jahr erschienen." Im Laufe des Jahres vergegenwärtigen wir uns selten die Eile und Flüchtigkeit der Tage, kommt es uns weniger zum Bewußtsein, wie dunkel für uns die unmittelbare Zukunft, wie unsicher der Pfad ist, auf dem wir wallen. Sorglos im ganzen treten wir jeden neuen Morgen in unsre gewohnte Arbeit ein, unsres Berufes zu warten. Am letzten Tage des alten, am ersten des neuen Jahres aber ergreift uns das heiße Verlangen, uns nach einem sichern Halt in der Flucht der Tage umzusehen. Emen solchen Halt aber kann uns nur die Person Jesu bieten, wenn anders wir die Bestimmung unsres Daseins in uns und nicht außer uns, nicht im Irdischen, sondern im Himmlischen, nicht im Vergänglichen, sondern im Unvergänglichen suchen, wenn wir sittlich, religiös bestimmt handeln, wenn wir aus den tiefen unsicht baren Quellen Kraft schöpfen und nicht an der Ober fläche des Daseins und seiner Erscheinungen hängen bleiben, sondern bis auf die letzten Gründe und Ur sachen alles Lebens zurückgehend uns bemühen wollen, die ewigen Ideen von Wahrheit und Recht, von Liebe und Pflicht, von Glück und Freude in fruchtbare Thaten unizusetzen. Oft hört man, die Welt sei alt. Und in der That trägt sie Spuren eines Alters an sich, bei dem Jahre und Zahlen in Betracht kommen, die über alle menschliche Voistellung hinausgehen Aber als Christen rechnen wir mit anderen Zahlen. Für uns, die wir die Jahre nach Christi Geburt zählen, nach der Zeit, mit der eine völlige Erneuerung aller Verhältnisse anhebt, ist die Welt noch nicht alt Denn was sind tausend Jahre tHr Gott? In der Frische und mit der Hoffnung, die der Jugend eigen, treten wir daher ein in das neue Jahr. Gemessen an der Riesenaufgabe, an welcher die, die nach uns kommen werden, Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang noch zu arbeiten haben an der Aufgabe, die Gedanken des in Jesu gegebenen Reiches Gottes der ganzen Menschheit zu eigen zu machen, christlichen Glauben, Gesittung und Kultur unter alle Völker der Erde zu tragen, muß uns die Welt noch jung erscheinen Was für ein Ringen der Geister, für ein Kämpfen und Gäre», Siegen und Verlieren, welche Umgestaltung in Sitten und Kultur steht da der Welt noch bevor! Und wenn wir unser deutsches Volk betrachten wie mächtig regen sich doch in ihm noch die wider christlichen Bestrebungen, wie lebendig sind doch noch die Geister und Strömungen, die uns deutlich zeigen, daß es auch bei uns noch viel unbesetztes und von den Gedanken des Evangeliums noch unerobertes Ge biet giebt, daß in ernster christlicher Arbeit noch un endlich viel zu schassen und zu wirken ist. Und das Losungswort „Jesus", mit dem wir ins neue Jahr wieder eintreten wollen, ist auch nicht etwa ein Zauber stab, unter dem sich die Dinge leicht wandeln oder ein Zaubermitte!, das schnelle Veränderungen hervor- brüchte. Nein, das Evangelium tritt schlicht auf den Mark des Lebens hin und bietet sich, aller Aufdringlich keit abhold, als Helfer, Berater, Arzt und Freund nur denen an, die eL haben wollen. Und wo gekämpft wird, tritt es selbst oft genug dem falschen Feuer gegenüber und weist im Ringen und Streiten an f die allein rechten Wassen hin, mit denen die Geistesschlachten zu schlagen sind. Wer aber gläubigen, kindlichen Herzens mit dem Losungsworte „Jesus" hineinzieht in das neue Jahr, der findet darin im Leid des Lebens Trost und Hoff nung, die über das Irdische Hinausweisen, gegenüber der Sünde die Kraft, durch Buße und Beugung vor dem heiligen Gott sich zu erneuern und angesichts der Pflicht, „liebe deinen Nächsten wie dich selbst", Ge horsam und Selbstverleugnung zu lernen. Und nur wenn die Zahl solcher Streiter für deu Herrn immer und immer mehr auwächst, ist auf diejenige Erstarkung des öffentlichen Gewissens und Urteils zu hoffen, welche allein unserem Volke eine Zukunft gewährleisten kann. Tagesgeschichte. Dresden, 31. Dezember. Ihre Majestäten der König und die Königin empfingen heute nachmittag um 2 Uhr in der Königl. Villa Strehlen die Herren des früheren Königl. Dienstes und danach den Pfarrer der Christusparochie in Vorstadt Strehlen, Hrn. Vie. tbeol. Richter, zur Entgegennahme der Glückwünsche aus Anlaß des bevorstehenden Jahreswechsels. Am morgigen Neujahrstage, nachmittags von 1 Uhr an werden bei Sr. Majestät dem Könige in den Paradesälen des Königl. Residenzschlosses die üb licheu Glückwünschungscouren der am Königl. Hofe vorgestellten fremden und einheimische« Herren vom Zivil und vom Militär stattfinden. Abends 8 Uhr wollen Se. Majestät der König und die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, Königl. Hoheiten, in einer Präsentationscour die Vorstellung der angemeldeten Damen und Herren annehmen, worauf in den Paradesälen die übliche große Assemblee folgt, zu der die Hofgesellschaft mittels An sage eingeladrn worden ist. Dresden, 31. Dezember An der am gestrigen Tage von Sr Königl. Hoheit dem Prinzen Georg auf Jahnishauscner Revier veranstalteten Fasanenjagd nahmen, wie gestern schon erwähnt wurde, Se. Majestät Natur, sie ist ausnehmend, kombinierend, reproduzierend, und sie besitzt, wenn man so sagen darf, Gedächtnis. Was ich sehe und gesehen habe, vermag ich auch in der Bor stellung festzuhalten. Nach vielen Jahren noch vermag ich es so im inneren Gesichte wieder erstehen zu lassen, eS mit anderem zu verbinden, zu vergleichen, aus der Vergleichung Gedanken zu erwecken und Schlüsse zu ziehen." Ein längerer Aufenthalt in Wien und Falles An stellung am neubegründeten Germanischen Museum zu Nürnberg ließen diese Geistesanlage reifen und den Kon servator der Kunstsammlungen an dem neuen Museum hauptsächlich mit den Schätzen deutscher Kunst vertraut werden In Nürnberg war es auch, wo der junge wer dende Kunsthistoriker seine nachmalige Lebensgefährtin in der jungen Irländerin Miß Emma Stevenson kennen lernte, der er in dem Kapitel „Ein Frauenbild" die an mutigste und zugleich die wehmütigste seiner Lebenserinner ungen widmet Nachdem im August 1858 di? entschei dende Wendung in Falkes Leben eingetreten war, durfte er daran denken, sich in der österreichischen Kaiserstadt ein Heim zu gründen. „Der regierende Fürst Alois von Liechtenstein, der mich seit jener Zeit, da ich mit der fürstlichen Familie Solms sein Gast in Liechtenstein und Eisgrub gewesen war, in wohlwollender Erinnerung be halten hatte, berief mich als seinen Bibliothekar und be traute mich zugleich mit der Ausgabe seines Beiräte« in Dingen der Kunst und deö Altertums, zu denen der Fürst al« Kunstliebhaber, al« Bauherr im großen Stil, al« da maliger Präsident des Altertumüvercins mannigfache Be ziehungen hatte Eine kunstverständige Persönlichkeit mochte ihm dabei wohl dienlich sein, wie mir denn auch der erste Auftrag wurde, mit dem Maler Amerling und dem alten hoHbetagtcn Galeriedirektor Dallinger eine Prüfung der Bildergalerie vorzunehmen, in welche mit der Zeit allerlei Unwürdige« hineinarkommen war Mein sehnlichster Wunsch wurde damit erfüllt Wien hatte e« mir ja angethan Ich fand volle Muße, meinen schrift ¬ stellerischen 'Neigungen nachzugehen, unterstützt von einer Bibliothek, die nur ein erwünschtes Hilssmaterial der mannigfachsten Art dnrbot Wie wenige in Wien, selbst solche, die sich um Litteratur und Wissenschaft küm mern, kennen diese Bibliothek! Niemand aus der Fremde sucht sie auf und iveiß von ihr Und doch wäre sie eine Sehenswürdigkeit von Wien. Fast versteckt liegt sie hinter einem der Liechtenstein-Paläste in der Herrengasse und verbirgt, wie man sagen möchte, ihre Schütze Biele be suchen die Böscndorserschen Konzertsäle, welche aus der ehemaligen Reitschule gemacht worden, und kaum einer ahnt, daß darüber in einem Riesensaale zahlreiche Kostbar keiten der Litteratur sich befinden, daß dort eine große Bibliothek wohlgeordnet vorhanden ist. Sie mag gegen hunderttausend Bände zählen " Aus so glücklichem Port ließ sich der Strom des Wiener Lebens gut überblicken und mutig befahren Die Mitteilungen, di? Jakob Falke über seinen lebendigen Verkehr mit Wiener Gelehrten und Künstlern macht, sind knapp, aber charakteristisch Hoch ehrt ihn, daß er noch heut, nach länger als dreißig Jahren, d?n Verlust des Dichters Friedrich Hebbel empfindet „Zu dem Kreise, der sich in jenen frühen Jahren häufig gesellig zusammenfand, gehörte unter anderen auch der Dichter Hebbel, der leider der erste war, der uns entrissen wurde; kaum zwei Jahre verkehrten wir noch miteinander Als er schon auf dem Sterbebette lag, äußerte er zu uns, ahnungslos seines frühen Endes, die herzlichen Worte: „Wenn ich wieder gesund bin, werde ich mich bei euch einnisten " Wie gern hätten wir e« gesehen! Wir kannten ihn in seiner schönsten Zeit, für un« war er stets liebenswürdig und so blieb uns sein Bild, trotz der häßlichen Biographie von Emil Kuh " Der gröbere Teil der Erinnerungen gilt indes, wie billig, nicht den geselligen Beziehungen, sondern der Leben«- arbeit de« PersasserS Wie Falke in den Anfängen seiner Biographie zu berichten hat, wie er zur Kunst kam, muß er im zweiten Teil hcrvorheben, durch welche Anregungen und Verbindungen er zu einem der berufensten und ent schlossensten, auch der erfolgreichsten Vorkämpfer für die ästhetische Reform des Kunstgewerbes wurde. Seine Schriften und Bücher, seine Museumsgründung und seine Bemühungen um die kunstgewerblichen Ausstellungen sind von tiefeingrcifendcr Bedeutung gewesen und können nicht verloren sein, obschon ihm der Kummer aller derer, die sür einen Sinn in der Welt wirken, nicht erspart ge blieben ist, der Kummer, den Unsinn immer wieder im Vordergründe zu sehen Er selbst meint wohl mit humo ristischem Achselzucken: „Wohin sind wir gekommen, meine Wenigkeit und die hundert und aber hundert Genossen, die wir uns ein ganzes Menschenalter und länger schon um die Besserung des Geschmacks im Volke, um künst lerische und vernunstmäßige Gestaltung in den Dingen des Gewerbes ehrlich und redlich bemüht haben! Da schreibt eine Dame in einem der großen Familienblätter, das zu Hunderttausendcn in der Welt verbreitet ist, den Erfahrungssatz: „Das moderne Bestreben bei der Woh nungseinrichtung ist Gegenstände zu einem ihrer ursprüng lichen Bestimmung entgegengesetzten Zwecke umzuprägen" Bisher haben wir gerade das Gegenteil erstrebt, jedem Dinge sein Recht werden zu lassen, ihm seine eigene recht mäßig begründete Gestaltung zu geben, und nun hören wir, wie sehr wir alle aus dem Holzwege waren Und was thut nun diese Dame in solcher Weise „ihr Heim zu schmücken", wie jetzt die Redensart lautet? Sie nimmt einen alten Eylinderhut und macht daraus einen „allerliebsten" Arbeitsständer — „er ziert nun meinen Arbeitsplatz in der Fensternische." Was nicht alle« aus alten Hüten werden kann! Und eine so geniale Erfindung steht nicht einmal vereinzelt da; der Hut hat Seitenstücke und die Erfinderin Schwestern gleichen Geiste« Da erzählt un« eine Dame, wa« man mit drei Besenstielen anfangen könne, die in der Wirtschaft unbrauchbar geworden Ein jeder würde denken in« Feuer damit, oder wer grob sein
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