Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den «»scheint wSchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. In sertionspreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und -offen Umgebung. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. .HL 1L4. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanoebohn in Eibenstock. «1. A-hrga-g. Donnerstag, den 27. September L8S4 Konkursverfahren. Das KonkurSversahren über raS Vermögen ocS Müllers und Landwirths Imiusiiii«! in Sos« wird, nachdem der in dem Ber- gleichStermine vom 3. September 1804 angenommene ZwangSoergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 3. September 1894 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Eibenstock, den 22. September 1894. Königliches Amtsgericht. Siebdrat, Ass. Bekannt gemacht durch: Akt. Friedrich, G.-S. Bekanntmachung. Am 30. September d. Js. sind der 2. Einkommensteuer-, sowie der 3. Landrenten- u Landesknlturrenten-Termin für ras Jahr 1894 fällig Mil dem 2. Einkommensteuertermine ist gleichzeitig zur Deckung des Aufwandes der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen von den berheiligten Gewerbetreibenden ein Beitrag von zwei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes für ba« Jahr 1894, welcher auf vaS im Einkommen steuerkataster eingestellte Einkommen aus dem Handel und Gewerbe entfallen würde, mit einzuheben. ES wird dies hiermit bekannt gegeben mit dem Bemerken, daß zur Zahlung der Einkommensteuer und des Zuschlags für die Handels- und Gewerbekammer zu Plauen eine Frist bis zum 20. Oktober ds. Js. nachgelassen ist, hier nach aber sosort mit der zwangsweisen Einziehung der etwaigen Reste vorge gangen wird. Eibenstock, am 19. September 1894. Der Rath der Stadt. »i-. Körner. Beger. Eine Warnung vor unbcsonncnen Streichen. Die Auswanderung aus dem deutschen Reiche nach fremden Ländern, und besonders über den Ozean, ist erfreulicherweise in Len letzten Jahren recht erheb lich gesunken, ein beredtes Zeichen dafür, daß man allmählich doch einsieht, wie man in Deutschland wohl arbeiten muß, wenn man leben und sein Auskommen haben will, drüben aber nur so schuften muß, um zu vezctiren. Der Fall, daß heute noch ein armer Ein wanderer drüben durch allerlei Glücksumstände zum Millionär wird, ist gerade so selten, als wenn bei un« in Deutschland Jemand einen tüchtigen Gewinn in der Lotterie macht. Trotzdem ist manchen jungen Leuten nicht auszureden, daß sie drüben ihr Glück mit den Fingern ergreifen wollen, und sie verlassen das Vaterland, mit dem geheimen Beweggrund neben bei, sich der Militärpflicht zu entziehen. Die Aus wanderung von noch militärpflichtigen Leuten ist nicht so leicht, aber mit allerlei Kniffen und Pfiffen wird sie ja doch mitunter ermöglicht, wie späterhin die Aufruse der Gerichte beweisen, wenn junge Leute zur Verantwortung vorgeladen werden, welche sich der Dienstpflicht, die jedem wehrfähigen Deutschen obliegt, eigenmächtig entzogen haben. Auch die Einwanderungs vorschriften in den Vereinigten Staaten von Nord amerika sind streng und gegen früher wesentlich er schwert; indessen es schlüpfen immer noch gewandte Ausreißer durch die Maschen des amerikanischen Ge setzes. Geradezu unsinnig sind aber die Anschauungen, die in manchen Volkskreisen noch gang und gäbe sind, bezüglich der Rückkehr von Ausgewanderten, die sich eigenmächtig der Militärpflicht entzogen. So hört man noch vielfach die Annahme aussprechen, nach dreijähriger Abwesenheit könne ein Ausgewanderter wieder au» Amerika heimkehren und wenigstens ein halbe» Jahr in Deutschland bleiben. Da» ist einfach Unsinn. Gewinnt ein Ausgewanderter nach Verlauf der durch die amerikanischen Gesetze vorgeschriebenen Frist das nordamerikanische Bürgerrecht, dann wird er allerdings bei einer späteren Heimkehr nach Dentsch- land kaum mehr bestraft. Aber die Behörden zeigen durch die häufig stattfindende Ausweisung solcher Schlaumeier vom Reichsboden, daß dem Gesetze nicht so leicht eine Nase gedreht werben kann. Wer das amerikanische Bürgerrecht nicht erlangen kann, bleibt Deutschland unbedingt militärpflichtig, und er kann nach zwanzig Jahren noch in den bunten Rock gesteckt werden, falls er nicht direkt untauglich ist. In jedem Falle ist er strafbar. Viel schärfer, als unsere deutschen Gesetzesbestimmungen für den Fall unerlaubter Aus wanderung militärpflichtiger junger Leute sind die französischen Bestimmungen, nach welchen auch solche Franzosen bestraft werden, die in fremden StaatS- verband eingetreten sind. Hingegen kann, wer ord nungsmäßig auSwandert, sich vor den deutschen Kon sulaten in den Vereinigten Staaten von Nordamerika bezüglich seiner Brauchbarkeit zum Militärdienst ärzt lich untersuchen lassen, hat also nicht nöthig, deshalb in die Heimath zurückzukehren. Am gescheidtesten thut jedenfalls, wer da zu Hause bleibt. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der neue Entwurf eine« Gesetzes über die Organisation des Hand werks und die Regelung de» LehrlingSwesenS ist im preußischen Staatsministerium sertiggestellt. Der Verfasser, Minister von Berlepsch, hat sich, wie die „B. B. Z." erfährt, anscheinend für einen bedingten JnnungSzwang gewinnen lassen. Alle Handwerker, die mindestens eine fremde Arbeitskraft, Lehrlinge oder Gesellen beschäftigen, sollen zum Eintritt in die Innung gezwungen werden. Soweit das JnnungSstalnt eine Meisterprüfung zur Voraussetzung der Mitgliedschaft Hai, soll eS für diesen allgemein erzwungenen Beitritt aller bereit» selbstständigen Meister suspendirt sein. Die Fachgenossenschaften de» vorjährigen Entwurfs konnten jetzt natürlich aufgegeben werden. — Die Huldigungsfahrt der Westpreußen zum Fürsten Bismarck nach Varzin hat am 23. d. stattgefunden. Fürst Bismarck hat bei dem Empfang eine noch viel bedeutsamere Rede gehalten als eine Woche zuvor an die Posener. War es darauf zurück zuführen, daß der Fürst sich körperlich besser befand als vor acht Tagen oder daß die von ihm erwähnte Thorner Rede des Kaiser» ihn dazu bewog — gleich viel, die gestrige Ansprache nahm einen ungleich höheren politischen Flug; sie erinnerte durchaus an die großen politischen Reden Bismarcks im Reichstag. ES sei nur hervorgehoben, wie der erste deutsche Reichskanzler eS rund heraus auSsprach, daß die polnische Agitation die Wiederherstellung ve» allen PolenreichcS erstrebte, und wie er die internationale Bedeutung eine» etwaigen derartigen Staates Polen erörterte. Die Rebe schloß mit der bedeutungsvollen Hervorhebung der Thatsache, daß der Kaiser seiner Thvrner Aeußerung zufolge die Gesinnung der Versammlung theile, und mit dem Wunsche, daß Gott dem Kaiser Räthe und Diener geben möge, welche im Sinne de- Kaiserlichen Pro gramms handeln. Fürst Bismarck» Rede an die Westpreußen ist, wie die „B. N. 'N." schreiben, jedenfalls eine der glänzendsten, welche der unvergleichliche Staatsmann in seiner langen politischen Wirksamkeit gehalten hat; um so glänzender, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Fürst Bismarck 80 Jahre zählt und daß eS un gleich schwieriger ist, unter freiem Himmel vor einer nach Tausenden zählenden Zuhörerschaft als vom Mini stertisch und im ParlamentSsaal zu sprechen. Der reiche Inhalt der Rede bedarf eines Kommentars nicht, sie ist verständlich für Jedermann, der Ohren um zu hören und Augen um zu sehen hat. Aber die Rede ist zugleich auch ein Meisterstück durch ihre Klarheit und Schärfe, durch die Mischung von kaustischem Witz und ernster Mahnung, durch ihre schlagenden und treffenden Charakteristiken. ES dürfte wenige Redner in deutschen Landen geben, die sich diesem achtzigjährigen Redner, dem die »Nordd. Allg. Ztg." vor zwei Jahren attestirte, »daß seine Erinnerungen sich zu verwirren beginnen", an die Seite stellen könnte. DeS tiefen Eindruck« wird diese Rede nirgend in Deutschland verfehlen. Weit über den Kreis der ihn umgebenden wackeren Westpreußen hinaus richtete sie sich an da» gesammte Deutschland, und auch in Oesterreich wird die Stelle nicht unbemerkt bleiben, an welcher der ehrwürdige Staatsmann warnend den Finger aufhebt. Die »Deutlichkeit", welche die pol nischen Zeitungen an der Rede vom vorigen Sonntag frohlockend vermißten, ist ihnen nunmehr in vollem Umfange zu Theil geworden: den Kampf auch gegen die polnischen Umsturzbeslrebungen wird das gesammle Deutschland mit freudiger u. zielbcwußter Entschieden heit aufnehmen. Fürst Bismarck konnte dem Jahres tage seines einstigen Amtsantrittes keine schönere Weihe geben, als indem er ihn von 'Neuem zu einem bleibenden historischen Erinnerungstage gestaltete! — Die Eisenbahnen und die Schlagfertig keit des Heeres. Die möglichst schnelle Mobil machung und der rasche Aufmarsch der Feldarmee sind die ersten Erfordernisse, die die Schlagfertigkeit bedingen. Der rasche Truppen- und MaterialkranS- port hängt wieder direkt von der Anzahl der verfüg baren Transportmittel ab. Eine Zusammenstellung ergiebt rund: Deutschland 15,000 Lokomotiven, Oester reich 6000 Lokomotiven, Italien 4000 Lokomotiven, zusammen 25,000 Lokomotiven. Rußland 3500 Loko motiven, Frankreich 10,000 Lokomotiven, zusammen 13,500 Lokomotiven. Es ist demnach leicht ersichtlich, welch' großen Vortheil die Mächte res Dreibundes hierdurch beim Aufmarsch ihre« Heeres haben würden. — Karlsruhe. Der Verband deutscher Ge werbevereine beschloß, eine Petition an den Reichstag zu richten, in der die Annahme eines Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb befürwortet wird, ferner an den Reichskanzler eine Petition um Ab änderung de» Submissionswesens abzusenden. -Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Septbr. König Albert von Sachsen ist heute Vormittag hier eingetroffen und vom Kaiser und dem Erzherzog Albrecht, welche Beide sächsische Uniform trugen, am Bahnhofe empfangen worden. Hier war eine Ehren kompagnie aufgestellt. Zum Empfange war eine An zahl hervorragender Persönlichkeiten auf dem Bahn hofe anwesend. Nach herzlicher Begrüßung fuhren der Kaiser und der König von Sachsen, welcher österreichische Dragoner-Uniform angelegt hatte, nach Schönbrunn. Nachmittags erfolgte die Abreise nach «Steiermark zu den Jagden auf Hochwild. — Rußland. In den Zeitungen sind neuer dings ungünstige Nachrichten über den Gesundheits zustand de» Kaisers verbreitet. Der Aufschub der geplanten Reise der Kaiserfamilie nach der Krim wird sowohl von der »Köln. Ztg." al» von der Wiener »N. Fr. Pr." auf eine ungünstige Wendung im All gemeinbefinden des Zaren zurückgeführt, welche die Bevölkerung der russischen Hauptstadt in hohem Maße beunruhigen soll. Die »Köln. Ztg." mißt dem schlech ten Wetter die Schuld an der Verschlimmerung im Zustande de» Kaisers bei; die »N. Fr. Pr." meint, ob unter solchen Umständen die weite Reise nach der Krim überhaupt noch zu Stande kommt, sei wohl sehr fraglich. Ohne den wahren Charakter der Krank heit de» Kaisers zu kennen, werde sein Zustand in St. Petersburg doch a!» sehr ernst aufgefaßt. Man befürchtet, daß eine weitere plötzliche Verschlimmerung eintreten könnte. Ein Bericht de» »Krakauer Cza»" au» zuverlässiger Quelle bezeichnet den Zustand de» Zaren al» sehr bedenklich. Bei seiner Ankunft in Spala habe der Zar sich so schwach gefühlt, daß er au» dem Waggon getragen werden mußte. Andere Meldungen wollen von einem Schlaganfall wissen. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Nur wenige Wochen noch und der in Korea früh und heftig hereinbrechende Winter wird den Japanern