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Dresdner Nachrichten : 07.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187310071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-10
- Tag 1873-10-07
-
Monat
1873-10
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.10.1873
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Sorgte nicht das bewegliche, stets Neues erfindende Volk der Franzosen für Unterhaltung, so wäre es auf der politischen Bühne, soweit sie den Nichteingeweihten sichtbar ist, entsetzlich langweilig. Die Wahlbewegungen in Oesterreich und Preußen haben für uns, die «vir weder das Vergnügen noch die Ehre Habei«, schwarzgelb oder schwarzweiß zu sein, wenig greifbares Interesse. Nördlich und süd lich unserer Landesgrenzen regnet es von Wahlprogrammen, Can- didatenreden, politischen Hirtenbriefen, Versammlungen und Casinos. Trotzdem klagt man allgemein, daß das Volk Oesterreichs kein sehr großes Verständniß zeigt für die zum ersten Male vorzunehmenden direkten Wahlen in den ReichSrath, sowie daß die Bevölkerung Preu ßens ein nur geringes Interesse bekundet für die Wahlen in den Landtag. Darüber, ob Bismarck mit seinem kaiserlichen Herrn Mitte die ses Monats in Wien zusammentrifft oder ob er „fern von den Staatsgeschäften" in dem Lichtpunkte Pommerns, in Varzin ver bleibt, hat sich bis jetzt schon eine kleine Literatur gebildet. Kommt kr? Kommt er nicht? Den Wienern wäre das halbe Vergnügen verdorben, wenn blos der König, der den Nibelungenhort erbeutet hat, käme, und der grimme Hagen, der den Siegfried erschlug, da heim bliebe. Die Clerikalcn, die es schon wurmte, daß der „kirchen- schänderische" König Victor Emanuel seinen Fuß in die k. k. aposto lische Hofburg in Wien setzte, schneiden, seitdem es ziemlich sicher ge worden, daß der Mann mit den drei Haaren die schöne blaueDonau passiren wird, Gesichter gleich dem Teufel im Weihkessel. „Wird der Mann mit der eisernen Stirn", fragt das „Vaterland", „es wagen, im Gefolge seines fortwährend „ringenden" und fortwährend „fort gerissenen" Herrn nach Wien zu kommen? Und wird der „Wiener Pöbel in Seidenhüten" ihm einen solennen Empfang bereiten? Das andere Mal wird Bismarck „der oberste Reichssacristan des neuen Kaiserreiches und das Urexemplar der deutschen Gottesfurcht und frommen Sitte im Neichsrathe von Berlin" titulirt, Bismarck wird sich voraussichtlich durch solche taktvolle gastfreundliche Einladungs worte nicht abhalten lassen, an der Seite seines Herrn zu erscheinen, wenn es das Reichsinteresse gebietet. Auch wird es den Clerikalcn nicht gelingen, den Samen der Zwietracht zwischen den Monarchen zweier Reiche zu streuen, die darauf angewiesen sind, in freundschaft lichem Verhältnis zu einander die Rechte und Interessen ihrer Völ ker friedlich zu vertreten. Das österreichische Budget wirft zur Aufbesserung des Ein kommens des kärglich besoldeten niederen kölnischen Clerus den Betrag von 500,000 Gulden aus. Die einzelnen Geistlichen haben ihre Gesuche um Berücksichtigung aus diesem Fonds an ihre Bischöfe zu richten, die dann die Gesuche an den Statthalter übersichtlich zu befördern haben. Die Bischöfe weigerten sich jedoch, diese Vermit telung zu übernehmen und bezeichneten die Annahme jener Staats beihilfen sogar als eine sündhafte Handlung. Nun mußten sich die armen Schlucker von Dorfpfarrern direct an den Staat wenden, denn Hunger lehrt nicht blos beten, sondern «veist die Beter auch an die Quellen der leiblichen Nahrung. Während nun iin vorigen Jahre 125 Geistliche Tirols sich trotz des Verbotes der Bischöfe von Brixen und Trient mit Gesuchen an den Staat wandten, «vagen in diesem Jahre 345 Geistliche diesen Schritt. Die Wiener Weltausstellung ist jetzt zahlreicher als je besucht und die Weltausstcllcr «vic die Geschäftsinhaber in Wien fangen an, bessere Geschäfte zu machen. So hat der König von Italien zahl reiche Einkäufe in der Industrieausstellung selbst bewirkt und von dem berühmtesten Leder- und Bronccgalantcrieivaarengcschäft (M. Klein am Stephansplatz) eine beträchtliche Menge zierlicher Nipp sachen käuflich erworben. Letztere rechtfertigen seinen Nus als eines galanten Kenners weiblicher Schönheiten, denn sie sind sämmtlich — für Damen bestimmt. Aber auch die bürgerlichen Besucher der Aus stellung kaufen tüchtig. Leider zeigt sich, daß in der deutschen Ab teilung nur wenig Aussteller Verkäufer oder Commissionaire an ihre Schaukästen gestellt haben. Die in ihren plumpen blauen Röcken herumschlendcrndcn gedienten Unteroffiziere, die unter dein Namen von Aufsichtsbeamtcn ii« der deutschen Abtheilung zu finden sind, wissen, wie wir es oft erlebt, nur auf die wenigsten Fragen von Fremden Antwort und Aufschluß zu geben. Wenn daher unsere In dustriellen nicht solchen Absatz mache««, wie es der inncrc Gehalt der ausgestellten Gegenstände verdiente, so liegt die Schuld zun« Thcil an ihnen selbst. Ucbrigens haben die Japanesen und Chinesen alle Völker Europas in diesem Puncte beschämt. Sie wußten stets Vor rath von ihren Artikeln zu halten und durch Verkäufer an den Mann zu bringen. In dein zukünftigen Reiche „Heinrich'S des Doppelzüngigen" rüsten sich Königliche «vie Republikaner zur entscheidenden Schlacht. Die Königlichen haben ein Hausscconsortiu»« gebildet, umdcnCours der französischen Renten gleichmäßig mit dein Fortschreiten des Ne staurationswerkes in die Höhe zu treiben. Man muß wissen, wie die Franzosen an dem Steigen der Rente interessirt sind, um die Be deutung dieses Manövers zu würdigen. Thiers hat sich mittels sei nes Schreibens ai« dei« Geineinderath von Nancy an die Spitze der republikanischen Bewegung gestellt. Er hat das Stichwort ausge geben : daß die Nationalversammlung von Versailles nicht befugt sei, ohne das gesammte Land zu befragen, die Monarchie cinzusetzcn. So natürlich dieser Gedanke erscheint, so natürlich ist es auch, daß die KönigSmacher hierauf nicht eingehen, sondern — und wäre cs mit t'ini'i' Das liberale englische Ministerium hat durch fortdauernde Nie- j derlagen bei einzelnen Wahlen, aus denen stets die Conscrvativen als Sieger hervorgingcn, so viel Einbuße an Ansehen erduldet, daß ihm ein kleiner Vortheil einmal wohl zu gönnen ist. Derselbe wird durch den Ausweis über die erste Hälfte des abgelaufenen Finanz jahres geboten. Trotz der Abzahlung der Alabamaentschädigung von 3 Millionen Pfund Sterling, trotz der Verminderung der Ein kommensteuer und der Zuckerabgabe sind die Voranschläge des eng lischen Budgets bedeutend überschritten. Die Gesammteinnahmen belaufen sich auf volle 35,023,553 Pfd. Sterling, d. i. 820,329 Pfd. Sterl. mehr, als im Vorjahre. Mit einigem Interesse sieht England außerdem einem neuen Experimente australischer Fleisch versendung entgegen, das eben im Gange ist und bei den fortwäh rend steigenden Fleischprcisen yicht nur für England, sondern auch für Deutschland von Bedeutung werden könnte. Diesmal handelt es sich nicht um präservirtes, früher durchgesottenes Fleisch, von dem Australien schon so viele Gattungen zusandte, ohne daß auch nur eine einzige davon sich eingebürgert hätte, sondern um frische, unge kochte große Rinder- und Hammelstücke, die vermittelst einer ent sprechenden Verpackung so frisch in Europa anlangen sollen, als wä ren sie erst Tags zuvor aus dem Leibe der betreffenden Thicrc her ausgeschnitten worden. Das angewandte Verfahren ist kein Geheim- niß, unterscheidet sich aber von ähnlichen früheren Versuchen dadurch, daß es eine vollständige Gefricrung, oder richtiger Vereisung, der be treffenden Fleischstücke zu Wege bringt, während durch die bisherigen Methoden der Eiöverpackung nur die Außenrinde gefror. Statt die Fleischstücke auf Cls zu legen, werden sie in einen doppelten Bietall behälter eingeschlosscn. Da der „Norfolk", welcher 300 Centner Fleisch in der neuen Weise verpackt an Bord ««ahm, schon am 23. Juli aus Melbourne absegelje, dürste er ehestens in England ein- treffen, wo es sich Herausstellen wird, ob die neue Methode die Probe tüchtig bestanden hat. Gewiß, cs wäre eine große Errungenschaft, wenn alle Theile der Erde einander mitFlcischkost gerade so wie mit Brodfrüchten aushelfen und einander von ihrem Ueberflusse abgebcn könnten in Zeiten von Thierseuchen wie in schlechten Erntejahren. mit einer einzigen Stimme Majorität — Heinrich als König von Frankreich und Navarra einsetzen werde». Ob der Prozeß gegen Marschall Bazaine, der gestern in Trianon eröffnet werden sollte, die Aufmerksamkeit der Franzosen von jenem monarchischen Projecte ableitcn wird, oder ob er fördernd oder hindernd auf dasselbe ein wirkt, kann sich nur aus seinem Verlaufe ergebe««. Auf interessante Zwischenfälle, auf unerwartete Episoden haben wir uns aber jeden falls gefaßt zu machen. Locales und Sächsisches. — Der zeitherige Assessor bei der Gcneraldirection der Staats eisenbahnen, Jencke, ist zum DirectionSrath bei der genannte,« Ge- neraldirection ernannt worden. — Mr haben leider mitzuHeilen, daß Se. Majestät der König die Nacht vom Sonntag auf gestern beinahe vöSsy schlaflos zuge bracht hat und die Kräfte des hohen Patienten noch immer nicht zu nehmen wollen. — Wie die „Gazetta di Vinczia" berichtet, hat König Victor Emanuel an den König von Sachsen nachstehendes Telegramm gerichtet: „An Se. Majestät re. Indem ich die Staaten Eurer Majestät passire, empfinde ich das lebhafteste Be dauern, hier nicht verweilen zu können; aber ich seiide meine herz lichen Grüße und Wünsche für das Wohlergehen und das Glück Eurer Majestät und der königlichen Familie." — Der Rittmeister Meier im 3. königl. sächs. Reiter-Regiment, ein früherer hannöverscher Offizier, uud als einer der besten Reiter und Pferdckenner in der sächsischen Armee bekanut, ist vom deutschen Kaiser zu seinem Stallmeister ernannt worden. — Wenn cs möglich sein wird, dem nächsten Landtage nicht nur die Gehalte der Staatsdiener und Pensionäre, sowie das Ein kommen der Lehrer den jetzigen Lebensmittelpreiscn entsprechend zu erhöhen, sondern auch für Straßen- und Eisenbahnbauzwcckc und andere productive Ausgaben die nöthigcn Geldmittel zr« bewilligen, ohne zu einer sonst kaum vermeidlichen Erhöhung der direkten Steuern zu schreiten, so verdankt das Land diesen glücklichen Um stand der französischen Kriegsentschädigung. Der auf Sachsen ent fallende Antheil hieran beziffert sich, wie wir vernehmen, auf etwas über 3,900,000 Thlr. Es ist Sorge dafür getragen, daß dem Landtage sofort bei seinem Zusammentritt das Staatsbudget vorge- lcgt werden kann. Dasselbe wird dasjenige der letzten Finnnzperiodc nicht unwesentlich übersteigen. Namentlich wird das außerordent liche Budget (die einmaligen Ausgaben) stärker als sonst sein. — Für den Anfang Octobcr erwartete man in unseren Mili tärkreisen mehrere nicht unbedeutende Veränderungen in der Besetz ung höherer Chargen. Es verlautete, daß mehrere hochgestellte Offi ziere in Wartcgeld zu treten beabsichtigten und mar gespannt, in welcher Weise die Neubesetzung erfolgen sollte. Das crstere ist zum Theil geschehen. So erfahren «vir, daß der Ulancnobcrst v. Schrei- bcrshofen um seinen Abschied eingekommcn ist. Wenn gleichwohl es jetzt von dem bevorstehenden Avancement und sonstigen Verände rungen stille geworden ist, so führt man dies auf den Gesundheits zustand unseres allverchrten Königs zurück. Die asthmatischen Lei den, die ihn fortdauernd heimsuchen, lassen es als wünschenswcrth erscheinen, daß nur die allerdringendsten Angelegenheiten ihn« zur Erledigung vorgelegt werden. Andere, weniger dringliche Staats- geschäftc bleiben so lange in der Schwebe, bis der Zeitpunkt cintritt, in dem der Inhaber der höchsten Regierungsgewalt künftig sich wie derum einer andauernd kräftigen Gesundheit erfreuen wird. — Paßt auch für uns! Berliner Offizierkrcise, die seit Jah- den von einer Klasse von Wucherern hcimgcsucht werden, welche unter der liebenswürdigsten Maske besonders jüngere Offiziere zum Schul- dcnmachen, natürlich gegen enorme Zinsen, verleiten und dadurch be reits viele derselben ins Unglück gestürzt haben, beabsichtigen jetzt, gegen diese Halsabschneider von Profession energisch vorzugchcn, in dem sie deren Namen warnend durch die Vorstände ihrer Casinos in den betheiligten Kreisen veröffentlichen lassen «vollen. — Wir können nach cingcgangencr Erkundigung mitthcilcn, daß die etwa noch beabsichtigten Anmeldungen zum Abonnement im Hoftheater in der Neustadt nunmehr in aller kürzester Zeit er folgen «nüssen. Die außerordentlich giinstig gestellten Abonne ments-Bedingungen sind einzusehen in der Tagescasse daselbst. — In Dresden starb dieser Tage der polnische General Cle mens Kölaczkowski, einer der letzten Generale des Aufstandes von 1830. In der Provinz Posen geboren, trat er als achtzehnjähriger Jüngling in das Geniecorps der damaligen polnischen Armee dsS Königreichs Polen und stieg, durch seine Fähigkeiten empfohlen, schnell zu den höheren militairischen Chargen auf. Im Jahre 1828 beim Ausbruch des türkischen Krieges als Stabsoffizier zur russisch« Armee berufen, machte er mitAuszeichnung die ganze türkische Cam pagne mit. Im Jahre 1830 schloß er sich der aufständischen pol nischen Armee an und erhielt den wichtigen Auftrag, die Stadt Warschau gegen einen Angriff der russischen Armee zu befestigen, welches Auftrages er sich zur großen Zufriedenheit des polnischen Oberbefehlshabers entledigte. Nach Unterdrückung des Aufstandes ging er in seine Heimathprovinz auf das ihm gehörige Gut Zarniki bei Kruschwitz. Vor einigen Jahren siedelte er nach Dresden über, wo er in hohem Alter sein Leben beschlossen hat. — Es liegt für Viele in dem Doctortitel ein eigener Reiz; sich „Herr Doctor" genannt;» sehen, scheint ihnen ein Ziel „aufs Innigste zu wünschen" und Solchen gilt es auch ganz gleich, aus welcherOuelle ihnen der „vr." zugeschwommen kommt. Die amerikanische Uni versität Philadelphia erweist sich den Titcldurstigen als willkommene Quelle und es bedarf keines Mosesstabes, um sie fließen zu machen — nein, sie schlängelt sich sogar ganz von selbst heran und komischer Weise sogar nach Leuten, die gar keinen Durst haben. Zu ihrem nicht geringen Erstaunen empfangen vor wenigen Tagen die Fabri kanten Herren Knauth und Wcidinger hier einen Brief aus Jersey (England), welchem sie ein Circular der schon genannten Universität und folgendes Schreiben entfalten: „21. September 1873. Geehr ter Herr! Ich habe das Vergnügei«, Ihnen mitzutheilen, daß ich Agent bin des Delegates der amerikanischen Universität von Phila delphia, welche eine der berühmtesten in den Vereinigten Staaten ist. Ich kann Ihnen von dieser Universität das in lateinischer Sprache in Ihrem Namen ausgestellte Pergamcnt-Doctor-Diplom verschaffen gegen Zahlung der sämmtlichen Honorare und Spesen zusammen von 160 Thlr. Ihrer umgehenden Antwort entgegensetzend, werde ich mit Vergnügen Ihnen auf Verlangen weitere Nachrichten mit- theilen. Ich verbleibe mit Hochachtung ergebenst vr. x. F. A. van der Vyver."—Ein Doctordiplom einer kaufmännischen Firma, zwei Herren zugleich anzubieten, das ist in der That naiv, es ist aber auch gleichzeitig von solchen englisch-amerikanischen Doctorfabrikanten sehr «inverschämt, achtungswerthen Leuten aus freien Stücken solch ein entehrendes Angebot zu stellen. Uebrigens ist der ehrenhafte Agent gar nicht billig. Wir geben zu, daß den meisten ordentlichen Dok toren ihr „vr." mehr Geld gekostet hat, aber für ein werthloses Stück Papier — denn weiter ist ja ein solches Doctor - Diplom nichts — bleiben 160 Thlr. immer ein hübsches Sümmchen. Man sieht, der Doctor-Schacher der Universität Philadelphia begnügt sich nicht mehr mit der Reclame auf dem Jnseratenwege, sondern hat die Dreistigkeit, sich direct an Private zu wenden. Der Herr van der Vyver inuß im Allgemeinen die Deutschen doch für recht dumm halten. — Falls es sich bestätigt, daß die „liebe und leidige" Vogel wiese noch nicht ganz aus Dresdens Gegend abgezogen ist, sondern daß beim wilden Manne, zwischen dort und Trachau ein neues SchicßhauS und ein neues Vogelschießen eingerichtet werden soll, so möchten wir erinnern, daß in jener Gegend schon mehr als einmal tüchtig gepufft worden ist. Im Ernste 1760,1813 re., und im Scherze wenige Jahre vorher bei Gelegenheit eines großen «nilitäri- schcn Spcctalels. So war den 2. bis 7. Juni 1753 die General- Revue der sächsischen Armee, die in einem Lager bei Uebigau cam» pirte. Es waren hier 13 Infanterie-Regimenter, 8 Reiter - Regi menter verschiedener Gattungen, ein Artillenecorps mit Genietrup pen und die Generalität zusammen. Nach verschiedenen Hebungen wurde am 7. Juni im Lager von Uebigau und längs der Waldgrenze eine Feldschlacht aufgeführt; auch wurden Schanzen gestürmt und Bresche geschossen. Darauf bewirthetc der Cavaleric-Gcneral Fürst Eugen von Anhalt den Hof in seinem Hauptquartier zu Felde, im „Wilden Mann", dem uralten Gasthose an der Großenhainer Straße, welches Gasthaus ein integrirender Besitz von« Rittcrgutc daneben war. Die Gutsherrschaft hatte am Thore einen steinernen, fast nackten „Wappenhalter" neben ihrem Schilde ausgestellt, daher im Volke der Name entstand. Prinz Xaver wohnte im Schlosse zu Uebigau und bewirthete den Hof in diesen« seinen Besitze auch »och später. — Sonst und jetzt! Wenn früher die Hausfrau erwachte und kaum ein Täßchen Kaffee zu sich genommen hatte, mußte sie sich ge hörig mühen und sputen, um alle Bedürfnisse des Tages herbeizu- schaffen und die korbbepackte Ricke oder Amalie leuchte bald unter der Last dessen, was sie vom Markt oder „aus der Stadt" iiach Hause schleppte. Jetzt kommt, kaum daß der Morgenschlummer beendet ist, der Bäckerjunge mit den warmen Frühstückssemmcln; ihm folgt die Milchfrau, dieser die Kohlen-, Bier-, Sodawasser-, Eis- und Fisch- Ambulance», der Colporteur mit den dringend nöthigcn Dresdner Nachrichten, und so geht cs fort bis zun« Dunkelwerden. Unsere Hausfrauen, anstatt wie früher herumzulaufen, ersparen für sich und ihre Dienstlcute dadurch viel Zeit. Jent hat sich diesen ««ändernden Geschäften ein neues angerciht: die Petrolcum-Ambulance, deren rothc Wagen sich seit einigen Tagen auf unseren Straßen tummeln. Mit Vorsicht ist Alles, was Schmutz und Geruch ver ursachen könnte, vermieden und durch die markirten Flaschen ist Jedermann ii« den Stand gesetzt, zr« controlircn, ob ihm das richtige Quantum geliefert wird. Wir hören, daß sich das Untcniehmen noch in diesem Monat über die ganze Stadt ausdehnen wird. — Gegen den Chef des zahlungsunfähig gewordenen Bank geschäfts von Grengel u. Findeiscn ist Seitens der Staatsanwalt schaft Untersuchung eingeleitet worden. Derselbe befindet sich in Haft. Voi« den ihn, anvertraut gewesenen Depositen soll sich sc» gut wie nichts vorfinden, wohl aber eine Anzahl Wechsel siUfsiyry
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