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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr»mim«!ranlln. Inserate werden biS spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 2V Pf. berechnet. Zwönitz unh 11 n «egend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 132. Donnerstag, den 1V. November 1881. 6. Jahra. Öffentliche Stadtgemein-eratsfitznng Freitag den 11. November a. c. nachmittags 6 Uhr. Tagesordnung ist am Verhandlungstage in der Hausflur des Rathauses ausgehängt. Auktion. Im hiesigen Rathhaus-Restaurationslokale sollen Sonnabend den 12. November 1881 vormittags 11 Uhr verschiedene Pfandstücke als: 1 Winterrock, 1 Frauenkleid, 1 Koffer und 1 Handwagen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Zwönitz, am 9. November 1881. Hammer, RathSvollzieher. Tagesbericht. — Nach einer mit der kaiserlichen Unterschrift verseheneil Ver ordnung im „Dresdn. Journ." wird der Reichstag ain 17. Novbr. d. I. in Berlin zusammentreten und ist der Reichskanzler mit den zu diesem Zwecke nöthigen Vorbereitungen beauftragt. — In den Nächten des 11. bis 14. und am 27. November wird ein Sternschnuppenschwarm, der der sogenannten Leoniden, am Sternenhimmel zu beobachten sein. — Zwickau, 4. November. Nachdem vor nicht zu langer Zeit kurz hinter einander zwei der schönsten Exemplare unserer weißen Schwäne im städtischen Park erbissen worden waren, ist gestern aber mals ein Schwan ganz auf gleiche Weise zum Opfer gefallen. Da bei dem zweiten der vorgekommenen Fälle von einem Vorübergehen den gesehen morden ist, daß ein langhaariger schwarzer Hund den Schwan getödtet hat, dies auch genügend zur Kenntniß der Ein wohner gebracht worden ist, so dürfte der Besitzer des betreffenden Hundes hinreichende Veranlassung gefunden haben, zur Vermeidung von Wiederholungen geeignete Vorkehrungeil zu treffen. Daß dies, wie es nach dem letzten Vorgang scheint, nicht geschehen, ist geradezn unbegreiflich und steht zu befürchten, daß der Bestand unserer Schmuck vögel auf diese Weise bald ruinirt seiu wird. — Eibenstock, 7. Novbr. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr traf der Untersörster von Minkwitz aus Wildeuthal auf Abtheilung 33 des Allersberger Staatsforstreviers einen angeblich aus Böhmen gebürtigen und in Johanngeorgenstadt wohnhaften Wilddieb auf dem Anstand. Nach Anrufen und Nennung des Namen desselben Seiten des Untersörster von Minkwitz schoß der Wilddieb in Entfernung von 10 Schritten auf deu letzteren sein niit Posten und Schrot ge ladenes Geivehr derart ab, daß von Minkwitz an der linken Hand und rechten Brust schwer verletzt wurde. Aerztliche Hilfe war zwar von mehreren Seiten schnell zur Hand, jedoch ist der Zustand des Unglücklichen nicht ohne Lebensgefahr, da ein Posten durch die Lunge desselben gegangen und im Rückgrat sitzen geblieben ist. Heute Nach mittag gegen 2 Uhr ist der angebliche Thater bereits in das hiesige Gerichtsgefängniß eingeliefert worden. — Oelsnitz, 4. November. Die plötzlich eingetretene Winter kälte hat hier schon ein Opfer gefordert. Der Weber Christian Heinrich Deegen aus Voigtsberg, der verheirathet und 56 Jahre alt war, ist vorgestern auf der Straße nach Roßbach in erstarrtem Zu- staiive aufgefuudeu und nach dem Bezirksarmenhause Voigtsberg transportirt worden, wo er gestern früh gestorben ist. — In Taucha hat die gesammte Schützengesellschaft dieser Tage bei einem ihrer Mitglieder, dem Schuhmachermeister Wilhelm Schäffler, welchem am 16. v. M. Drillinge geboren wurden, Pathe gestanden. In festlichem Zuge ward niit den Täuflingen zur Kirche marschirt, wo die Chargirten als Taufpathen ain Altar mit Platz nahmen, während sich die anderen im Schiff aufstellten. Später zog man vom Kindtausshause aus mit Musik nach dem Schützenhaus, woselbst der Verein eine opulente Tauffestlichkeit auf seine Kosten hergerichtet hatte; nur war dein Kindtaufsvater das schwierige Amt auferlegt worden, seine gesammten Gäste persönlich zu bedienen. Deutschland. Bei einer Unterredung, die Fürst Bismarck kürzlich mit einem jüdischen Industriellen hatte, hat sich der Reichs kanzler folgendermaßen über die antisemitische Bewegung ausge sprochen: „Ich mißbillige ganz entschieden diesen Kampf gegen die Juden, sei es, daß er auf confessioneller oder gar auf der Grund lage der Abstammung sich bewege. Mit gleichem Rechte könnte man eines Tages über Deutsche von polnischer oder französischer Ab stammung herfallen wollen und sagen, es seien keine Deutschen. Daß die Juden mit Vorliebe sich mit Handels-Geschäften befassen, nun das ist Geschmacksache; durch ihre frühere Ausschließung von anderen Berufsarten mag das wohl begründet sein. Aber sicherlich berechtigt es nicht, über ihre größere Wohlhabenheit jene aufreizenden Aeußer- ungen zu thun, die ich durchaus verwerflich finde, weil sie den Neid und die Mißgunst der Menge erregen. Ich werde niemals darauf eingehen, daß den Juden die ihnen verfassungsmäßig zustehenden Rechte in irgend einer Weise verkümmert werden. Die geistige Orga nisation der Juden iin Allgemeinen macht sie zur Kritik geneigt und so findet man sie wohl vorzugsweise in der Opposition, aber ich mache keinen Unterschied zwischen christlichen und jüdischen Gegnern meiner Wirtbschaftspolitik, die ich nach meiner Üeberzeugung als ersprießlich für das Land verfechte. Wenn ich zustimmende Adressen und Telegramme beantwortet habe, so erfülle ich damit eine Pflicht der Höflichkeit, wie ich dies schon Richter erwiderte; «ich würde mit Vergnügen ebenso höfliche Antworten auf Zustimmungsworte der Fortschrittspartei gegeben haben, ich habe nur keine erhalten." Oesterreich. Wien, 4. November. Das Armeeverordnungs blatt veröffentlicht heute ein vom Kaiser am 24. October sanctio- nirtes provisorisches Wehrgesetz für Bosnien und der Herzegowina. Schweiz. Am 2. November Morgens 9 Uhr 50 Minuten ist der erste directe Zug durch den Gotthardtnnnel von Airolo in Göschenen angelangt. Die Fahrt dauerte 50 Minuten. 100 Per sonen nahmen daran theil. — Es werden alle Anstalten getroffen, daß der Verkehr der Gotthardbahn, wie bestimmt ist, am 1. Mai k. I. eröffnet werde. Beamte zur Bahn werden nur ausgenommen, wenn sie wenigstens der deutschen und der französischen Sprache mächtig sind. Die Fahrtaxen der Gotthardbahn von Zürich bis Mailand werden sich folgendermaßen stellen: 1. Klasse 39 Francs 80 Ctms., 2. Klasse 27 Francs 20 Ctms., 3. Klasse 19 Francs 90 Ctms. Rußland. Petersburg, 5. November. In der hier tagenden Militär-Reform-Commission sprach sich auch General Baron Seddler gegen die Zweitheilung des Kriegsministeriums und für Beibehaltung des jetzigen Systems aus, indem er seine Ansicht dabei, wie verlautet, unter Anderem noch auf einen Ausspruch des Grafen Moltke stützte, welcher einmal ihm gegenüber die Theilung des preußischen Kriegs- ministeriums als eine Unvollkommenheit bezeichnet haben soll. So wird in hiesigen Militärkreisen erzählt. Wir zweifeln etwas an jenem angeblichen Ausspruch unseres Schlachtendenkers, der einmal