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Bifitzosssrverda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtsamtes und des Ktadtrothes zu Dischafswerda 11870 Z^SLs Mittwoch, den 30 November Ä6l) ä) ^ ll KAM L?7 »kür .0'--.- - A-chÄ -' rx-RUs^i WH.'iK ÄÜrsK MMi. - . DUK Aeitschrist rtscheint'wöchenlUch »weiMal, MittwöchS und DoNuabendS, und koket einschliMch der Sono- abkndr «rschm:enden „belletristischen Beiläg?< vierteljährlich 12'^, Np«» Potttische Nachrichten. Berlin, 26. Nov. Heute genehmigte der Reichstag die Mittel zur Fortsetzung des Krieges gegen 4 Stimmen. Es gelang den Abgg. Bebel und Liebknecht .durch Beden, die sich soeben wohl durch Unpatriotismus der Gesinnung, als durch Rücksichtslosigkeit in der Form auszeichneten, Scenen hervorzurufen, wie sie der Reichstag noch nicht erlebt und hoffentlich nie wieder erleben wird. Es läßt sich kaum beschreiben, wie groß die Em pörung über die Denkungsart und das.Betragen jener beiden Mitglieder nicht blos im Reichstage, sondern in der hiesigen Bevölkerung überhaupt ist. Man muß diese Reden lesen, um dies für möglich zu halten. Für heute sei bemerkt, daß von den Abgg. Bebel und Liebknecht folgender Antrag ein gebracht worden war, der nach Schluß der Debatte zur Verlesung kam: „Der Reichstag wolle beschließen, den Gesetzentwurf bjulehnen und Folgendes anzunehmen: In Erwägung, daß der am iS. Juli von Louis Bona parte, damals Kaiser der Franzosen, an Deutschland erklärte Krieg .durch Besiegung der französischen Heere und Gefangen nahme Louis Bonaparte's und Niederwerfung des französischen Kaiserreichs thatsächlich sein Ende .erreicht hat, in Erwägung, daß nach den eigenen Worten des Königs von. Preußen in der Thronrede und Proklamation an das französische Volk der Krieg der deutschen Staaten nothwendig .ein B.errheidigungskrieg und keiner gegen das französische Volk sei, ' in 'Erwägung, daß der Kneg, welcher trotzdem seit dem 4. September geführt wird, im schroffsten Widerspruche mit der königlichen Proclamation steht, weil er nicht ein Ver- chridigungs-, sondern ein Eroberungskrieg, nicht für die Unabhängigkeit Deutschlands , söndern die Unterdrückung der edlen französischen Ration geführt wird (Gelächter), beschlicht der Reichstag, die Bewilligung der Gelder abzulehnen und fyrdxrt den Bllndeskanzle« auf,,.h.ahip^zu wirken, daß unter Lerzichtleistung auf jede Anneriön französischen Gebietes mit der französischen Republik schleunigst Friede geschloffen werde." ^Schallendes, langes Gelächter.) ' s Für diese« Antrag erhoben sich bei der Ab- stimmnng nur die 4 Abgeordneten Bebel, Liebknecht, Vr. Schweitzer -Und Hasenckver. — Am Schluffe der, Sitzung gäß Staatsminister Delbrück-die mit ÄegeffteriiMb aufgenoMÜtene Erklärung ab, Mit Würdemberg und Baiern sich alle Com- viS^ DaüeU des Reichstages. Eine räsOArläüfeMWMvn- M >z« erwarten: (Dr. I. s' '^München,-'24. Novbr. -„Correspondenz Hoff- Fünfundzw-nzigster Jahrgang. mann" bestätigt, daß der Vertrag über Abschluß des Berfassvngsbündnifses gestern in Versailles vorbe haltlich Allerhöchster Ratification unterzeichnet wurde. Stuttgart, 27. November. Anläßlich der Unterzeichnung des Vertrages, betreffend den Ein tritt Würtembergs in den Deutschen Bund, sind die Hauptstraßen der Stadt geflaggt. Auch in München brach ein wahrer Jubelsturm los, als die Kunde sich verbreitete, daß Baiern dem deutschen Bunde beigetreten sei, und daß Nun Deutschland ein einig Volk von Brüdern geworden. Viele Häuser flaggten und illuminirten, als wenn ein großer Sieg errungen worden wäre. Metz wird auf ausdrücklichen Befehl aus dem deutschen Hauptquartier als deutsche Festung ersten Ranges behandelt und eingerichtet. Zwei in Preußen neugebildete Jäger-Bataillone'haben die bezeichnete Benennung „erstes und zweites lothringisches Jäger- Bataillon" erhalten. Der Ehrenrath der in Erfurt internirten fran zösischen Offiziere hat gegenüber den unverschämten Lügen und Entstellungen französischer, belgischer und englischer Journale über Vie Lage der französischen Kriegsgefangenen in Deutschland an die „Erfurter Zeitung" eine Erklärung gerichtet,"in welcher der selbe jene Lügen und Behauptungen gebührend zurückweist. - - Wenn sich 100,000 Esser' durch die eiserne Mauer durchschlagen könnten, so wäre es für Paris eine Erleichterung von acht Tagen; denn in dieser Riesenstadt geht alles zu Ende, , der-Proviant, die gute Laune und die Energie -Und es steigt der Hunger, der Jammer und das Elend, in Gestalt von-Krankheiten aller Art, namentlich des Hunger typhus ukd der Blattern. Alle Zeitungen, die rothen ausgenommen, rufen im Chor, es müsse ein Ende gemacht werden, wenn ein Entsatz von außen nicht schnell komme, Friede oder doch rasche Einberufung einer Nationalversammlung. Der Finanzminister erklärt, auch das Geld gehe zu Ende, er habe allein an die Nationalgarde täglich 500,000 Francs auS- züzahlen/ abgesehen von den Mobilgarden und Linien soldaten und ki8 von den Armen, die unterhalten werden müssen. Am humansten ist daS deutsche Hauptquartier, es sammelt bereits ungeheure Dor- räthe von LebeniMitteM-, die '-VM' den hüngernden Parisern gestürmt werden, »denn die Thore aufgehen.