Volltext Seite (XML)
^11 Akukinh und Umgegend Unabhängige Zettung für alle Ständein Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Vellage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Dmck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 DerSSHWLrMer Tageblatt fürZMOwerda Akukinh und Almgegend Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da« zur Veröffmtlichung der amtlichen Bekannt» machtmgen der Ämtshauptmannschaft, des Hauptzollamt» und des Be» «Msckulamts zu Bautzen sowie des Finanzamt« und de« Stadtrats zu Bischofswerda und der Demeindebehyrdm behördlicherseits bestimmt» Blatt tkrscheiaung, weist: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tag«. vttugrpm» für «e Zett «ine« halben Monat»; Frei in» Hau» halbmonatlich Mark Ust heim «bholen in der Geschäft»- stelle wöchentlich « Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend- nummer 1ö Pfg.) . ^Fernsprecher «ml Bischof,werde Rr. «1« und 445. Mt Falle von Betriebsstörungen, oder Unterbrechung der veförderungselnrichtungen durch höher, Gewalt hat der Be- -tehrr keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zettung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Anzeigenpreis: Die 4S mm breite einspaltige Mlllimeterzeile 8 Rpf. Im Textteil die SV ww breite Millimeterzeile 2S Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da. Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. , Nr. 2Y7 , Donnerstag, den 5. September 1935 so. Jahrgang WW— : — - — !> MIMW WNM W AwIMUil «ei!» Tagesschau. * Di« gestrige Sitzung de, völkerbund,r«l« über den ilalle. nischabtjsinischen Sönslikl ist zunächst ohne jede, Ergebnis abge- schlofstn worden. Der Vertreter Italien», voran «loifl, erhob schwere Anklagen gegen Abessinien Und lehnte « ab. mit diesem lend« an einem rische zu fitzen. Die abesfinische Regierung wird » den italienischen Anklagen Stellung nehmen. Darauf wird der Völkerbund erneut zusammeatreken. * »er Vertreter Abessinien, in Genf wird' heule vormittag neu« Instruktionen erhallen, die dahin gehen sollen, den bleheri- I«n Skandpunkl nicht zu verlassen und keins Sompromifie «inz«. gehen. * Dle Erdbebenwarte von Faenzd bei Mailand zeichnete in der vergangenen Rach» ein anßzrordenllich starke, Fernbeb« in vstweMicher Richtung auf. Der Herd d« Reben,, da, in^esam» «ine Dauer von zwei Stunden Halle, dürfte in einer Entfernung von »rvo Kilometer zu suchen sein. * Rach den letzten Meldungen au» Florida Hal die wirbel- flnrmkakostroph« furchtbare Verwüstungen ««gerichtet. Ganze Se- biinde und Häuserblock, würden durch die Lust gewirbelt. Di« Gesamtzahl der loten wird auf 700 geschätzt. — <> 's Auosiihellch« ss aud«rr Gtzstk wahrscheinlich zu halten. Der „Matin" schreibt, am Mitt» wochabend sei die Lage nicht bedenklicher gewesen als vor her, sie werde in den nächsten Tagen bedenklicher werden. Eine unmittelbare Gefahr bestehe nicht. Man habe noch drei Wochen vor sich, um die verbleibende kleine Aussicht, einen Streit zu vermeiden, zu pflegen. Sollte der Streit trotz allem entbrennen, sei der Völkerbund wiederum zur Stelle, um ihn möglichst rasch zu beenden, vielleicht, nach dem Italien militärische Genugtuung erlangt haben werde. Das Wort „Sühnemaßnahme" sei am Mittwoch in Genf überhaupt nicht gefallen. „Excelsior" drückt seine Freuds darüber aus, Laß sich die Besorgnisse, die der Streit der letz ten Zeit hervorgerufen habe, nicht bewahrheitet hätten. Das „Oeuvre" erklärt, man könnte beinahe versucht sein, auf di« Möglichkeit eines verhältnismäßig friedlichen Ausganges zu schließen. Hinter den Kulissen beginne in Genf setzt ein« neue Dreierbesprechung, in deren Verlauf England und Frankreich die Vorschläge Edens empfehlen würden. Da» „Echo de Paris" will aus der Tatsache, daß der Mittwoch glimpflich verlaufen sei, keine Schlußfolgerung auf «in Nach geben Italiens ziehen. Wenn Mussolini allerdings den Krieg wolle, dürfe er es in Genf nicht dazu kommen lasten, daß Frankreich und England sich auf ein gemeinsame» Bor- zur abessinischen Regierung keinerlei Vertrauen mehr haben. Das Grundprinzip des Völkerbundspaktes sei, daß kein Staat Mitglied des Völkerbundes sein könne, der nicht «ine Reihe von allgemeinen Voraussetzungen erfülle. Diese Vor aussetzungen seien in Abessinien nicht gegeben. Äloisi verwies auf verschiedene Verhandlungen über die Sklaverei, die man in abessinischen Angelegenheiten selbst im Völkerbund gehabt habe, und er schloß mit einer außer ordentlich deutlichen Erklärung folgenden Inhalts: Indem die italienische Regierung ihre außerordentliche Denkschrift dem Völkerbundsrat überreiche, und dle Gründe ihrer Haltung auseinandersehe, sei er gezwungen, formell zu erklären, daß Italien sich lief in seiner würde als zivil!» fierte Ration verletzt fühlen würde, wenn es im Rahmen des Völkerbunde» auf dem Fuße der Gleichheit mit Abessi nien eine Auseinandersetzung fortsehen solle. Es weigere sich. dieGleichberechtigungAbes- sinken« anzuerkennen, die ein Privileg für die Mitglieder des Völkerbundes sei und nicht für einen Staat, der die ihm auferleglen Verpflichtungen nicht habe erfüllen wollen. Aloisi schloß mit folgenden Worten: „Da es sich um die Lebensinteressen und um eine Angelegenheit allererster Ordnung für die italienische Sicherheit und Zivilisation handelt, würde Vie italienische Regierung ihre grundlegen den Pflichten verletzen, wenn sie nicht endgültig Abrssinisn ihr Vertrauen entziehen würde, Und wenn sie sich nicht'jede Freiheit des Handelns Vorbehalten würde bis zu allen Maß nahmen, die für die Notwendigkeit der italienischen Kolonien und für die Sicherheit der eigenen Interessen Italiens not wendig werden könnten." Abessinien wahrt seinen Standpunkt. Nach Aloisi erhielt der abessinische Delegierte Hawariate Isze das Wort zu einer langen Rede, in der er zunächst die Erklärungen des englischen und französischen Delegierten begrüßte, die ganz im Rahmen der abessinischen Politik lägen. Er sei aber erstaunt über die Anklage Italiens, die in vollem Umfange ungerechtfertigt sei. Es sei eine ernste und gefährliche Sache, wenn man innerpolitische Angelegen heiten eines Landes im Völkerbundsrat erörtere und dar aus den Schluß ziehe, die Anklage gegen ein Land zu er heben und es Gewaltmaßnahmen unterwerfen zu wollen. Professor Isze erörterte dann noch einmal das ganze Der- fahren, in dessen Verlauf der Zwischenfall von Ual-Ual eine Rolle gespielt habe. Auf Grund der von dem Schiedsgericht ergangenen Entscheidung betrachte er Abessinien nicht al» schuldig. Die Angelegenheit Ual-Ual sei damit im allge meinen erledigt, und man könne jetzt nach seiner Auffassung zu einer Erörterung kommen, in welcher die italienisch abessinischen Gegensätze überwunden werden könnten. Jedenfalls müsse der Völkerbundsrat jetzt zeigen, ob er die Macht zur Verhinderung eines Krieges habe. Nach der Rede des abessinischen Vertreters und einer kurzen Erklärung schloß der Präsident die Verhandlung, mit dem Bemerken, daß die abessinische Regierung Zweifel- los zu den Erklärungen des italienischen Vertreters Stel lung zu nehmen wünsche. Der Rat werde deshalb erneut zusammentreten. Der Zeitpunkt werde noch bekanntgegeben werden. Genf. 5. September. Die gestrige öffentliche Sitzung de» Lälkevbundrrates über den italienisch-abessinischen Kon flikt ist nach den Reden der Hauptdelegiertett der inter- essiecken Staaten zunächst ohne jedes äußer« Ergebnis ge- schlyffen^wörden. Ein Dermin für eine neue Sihung wurde nicht angegeben. Es sprachen nacheinander Völkerbunds- Minister Äden, Ministerpräsident Labal, Mlttsolinis Beaus- tragckr Baron Aloisi und per Vertretet Abessiniens Profes sor Idze. Eden entwickelt« noch einmal die Angebote, die Frank reich und England den Italienern in Paris gemacht hatten, di« aber von Mussolini abgelehnt worden war«n. Diese Mitteilungen Edens bringen nichts Neues gegenüber den bereits in der Presse erörterten Einzelheiten. Laval sprach dann sehr allgemein und versuchte, den Wert des Völkerbun des und de» Kollektivsystems in den Vordergrund zu schie ben, ohne einer der streitenden Parteien dabei nqbezutreten. Dann Baron Aloisi. Seine Rede war ein scharfer An griff gegen Abessinien, mit welchem Lande an einem Tische zu sitzen, Italien ablehnen müsse. Das ist die schroffe Ab- lehntma jeder direkten Verhandlung mit Abessinien. Der abessinische VMxeter. der, danach zu, Wort kam, verschanzte sich Wter dem salomonischen Schiedsspruch über den Ual- UechFall, der kein« Seite schuldig spricht, und unterstrich di« Bedeutung her Stunde für den Völkerbund, der nun zu habe, ob et zur Kriegsverhinberung fähig und mach- Die Erklärungen Edens enthalten immerhin eine Mög lichkeit zu einer weiteren Verständigung; allerdings unter einer für den Völkerbund und dle gesamte europäische Poli tik sehr kritisch« Voraussetzung. Es steht fest, daß Verhand lung»» Zwischen Italien und Abessinien auf gleichem Fuß nicht mehr möglich find, wenn also ein militärischer Kon flikt vermieden werden soll, müßten England und Frankreich ich entschließen, Abessinien an Italien unter Bruch der abes sinisch« Souveränität auszuliesern. Ver Sitzungsverlauf Zunächst teilte der Ratspräsident mit, daß der Schieds spruch über den Zwischenfall von Uql-Ual als einstimmige Entscheidung vorliege und den Mitgliedern des Rates bal digst mitgeteilt würde. Dann erhielt sofort der englische Volkerbundsminister Eden das Wort zu seinem Bericht über di^ Pariser Verhandlungen- bei denen bekanntlich die drei Mächte eine Bereinigung der Gegensätze zwischen Ita lien und Abessinien versuchen sollten. Eden erklärte, die Besprechungen hätten ergeben, daß Italien ganz besondere Interessen in Abessinien geltend mache. England und Frankreich hätten daraufhin ein Programm aufgestellt, das dann der italienischen Delegation unterbreitet worden wäre. ' Man habe im einzelnen voraeschlagen? daß Abessinien, dessen innere Lage nach ausgedehnten Reformen verlange, von sich aus in der vollen Souveränität und ohne irgend einen Gegensatz zu seiner Unabhängigkeit und Integrität solche Reformen in Gang bringe. Man habe daran gedacht, daß Abessinien als Mitglied des Völkerbundes sich an den Bund wende, um di« notwendige Unterstützung anderer Entscheidung in Genf. Steden aber Keine Täte«. r Mächte, besonders bei der wirtschaftlichen Entwicklung und der Reform der Verwaltung des Landes zu erreichen. Frank reich, England und Italien als Nachbarmächte Abessiniens sollten gegenseitig bereit sein, diesen Beistand zu leisten, sei es, daß ein entsprechender Vorschlag beim Rat mit Unter stützung Abessiniens gemacht würde, oder der Rat -es Völ kerbundes selbst die Regierungen zu dieser Aufgabe einladen wurde. Der Kollektivcharakter der gemeinsamen Tätigkeit der drei Mächte hätte auf Italiens besondere Interessen Rück sicht nehmen können. Schließlich habe man auch an die Möglichkeit territorialer Veränderungen gedacht, bei denen Italien und Abessinien hätten ihre Zustimmung geben kön nen. Dieses Gesamtprogrämm fei jedoch durch die italieni sche Regierung abgelehnt worden. Daraufhin habe man sich getrennt. Kein Gegensatz England—Italien. Nach Verlesung des Berichtes erklärte Eden nach einem Hinweis, .Laß ein Krieg der unbedingte Feind jedes Fort- schrittes sei> di« englische Regierung sei fest entschlossen, die üoqvnpmmenen Perpflichtungen, Vor allem auch im Rahmen des Kellogg-Pattes, einzuhaltem Der Bölkerbündsminister appellierte an die Verantwortlichkeit der Mitglieder des Völkerbundes, dessen Ansehen, wenn er iq diesem Streit ver- säge, in der Zukunft schwer erschüttert fein würde. . Der Skmt zwischen Italien und Abessinien «lhalle keine Fragen, dle ein« Gegensatz zwischen England und Italien bilden, vielmehr habe Italien dar besondere Inter esse Englands in Abessinien bisher strikte geachtet und die englische Regierung habe den Eindruck, daß es dies auch weiter tu» werde. Vie einzige Beziehung der englischen Regierung zu diesem Streit kwstehe in ihrer Mitgliedschaft beim Völkerbund und in der Tatsache der Unterzeichnung de« Sellogg-Paktes. ' Kaval erhofft einen Ausgleich. Im ÄnsOuß an die Rede Edens ergriff der französische Ministerpräsident und Außenminister Laval das Wort. Er weigere sich, so erklärte er, daran zu glauben, daß nicht ein Ausgleich erreicht werden könne, der Italien die zu be anspruchende Genugtuung gebe, ohne daß die besonderen Rechte ver abessinischen Souveränität mißachtet zu werden brauchten. Laval hob die loyale Mitarbeit Italiens im Völkerbund hervor, in besten Zukunft er sein ganzes Ver trauen setze. Schroffe Sallmig Wiens. Im völligen Gegensatz zu der hoffnungsvoll« Rede Laval» stand« die Ausführungen, die darauf der italieni sche Delegierte Aloisi machte. Lr verwies auf die italie nische Denkschrift an den 'Völkerbund, in der abessini sche Pflichtverletzungen gegenüber Italien und Genf festgefiellt seien» Trotz der Politik der Ruhe und Duldung habe Abessinien seine feindliche Einstellung ver stärkt. Die italienische Regierung könne, so betonte Aloisi, Addi» Abeba, 5. Sept. (Eig. Funkmeldg.) Heute vor- ntltkag erhält der Vertreter Abessinien» in Genf neue In struktionen, darunter, wie bisher bekannt wurde, die strikte Anweisung, dm bisherigen abessinischen Standpunkt nicht zu verlast« und keine Kompromisse elnzugeh«. Dle Auf- fastung über dl- Lage ist in Addi» Abeba sehr optimistisch. ver abessinische Kaiser sandte in der Rächt zum Don nerstag dem Papst in Rom ein Telegramm, in dem er ihm für seine Frieden»kundgebungen dankte. SM SSt iS Vlikst, LMM M M. zu« fm»,»lisch« Mrrffe befriedigt. Pari», 5. Sept. (Eig. Funkmeldg.) Die Pariser Mor- genpreste behandelt die Entwicklung der Äbesstnienaus- sprache in Genf sehr vorsichtig. Sie stellt mit einer aewissen Befriedigung fest, daß der Mittwoch trotz der scharfen An klagerede des italienischen Vertreters zu keinen Zusammen stößen geführt habe und lobt das Verhalten des französischen Außenministers. Allerdings oehen nur vereinzelt einige Blätter soweit, eine friedlühe Lösung des Streitfalles M