Suche löschen...
Dresdner Journal : 01.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-01
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 01.06.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W 1S3 ^dmnltmnü,»rrtsr: l» »«rSS. Klkrliok: k tlilr. — kSa, ^Mkrliek: 1 „ Ib „ ., 1ü „ Lii»r«Io« Kuiiuoerll: 1 „ r n»lr. 8t«rooel<s«t>iikr, »u»»«rIl»N> a«» kkocüü. öunü»« ?o»t vn<1 8tvmp«l»o»ckl»kdill«» Jaseratnipreisr: Kür ck«o N»um «ioer ^«sp»Iten«a 2eil«: t K^r. vot«r „Livx«»»i>ät" üi« 2eil«: S ki^r. Lrschrtnr«: I'Issliek, mit ao»n»dw« üer 8000 «oü Kel«rt«U», ad«vä» Mr ck«o MIx«oü«o Dienstag, den 1. Juni. DreMerÄnrnal. Verantwortlicher Redakteur: Z. G. Hartmann. 186». >nstratrnamiahmr auswärts r K» 8»t»o»r>rr»i», Ovwll>i»»>ovll^ 3«» Vrsiüoer 3ouri>»I«; «tieoä».: 8. Luol »», Kra«« Ko«r; S»mdnr^-B»rU» N.: Nm,««,»?*!»! t Vorn.»», N«rU». Onorivs'seü«- Nuekli., Ui:ri!»<^r»ii'» Nur«»u, Novol.1-« Llosir; Vrswva! ». 8c»l.nrr»< vr«,I»ll^ 7, 8r«xo««'» ^nnoneendur«»», Ni»L öl k'RüvKv; kremiert ». N.: » Nuekk.; Loli»: ^o. Nivüi^ir, k»ri»: Hivi«, kvi-iii:» <L6o., (8, kl»c« <1, I» üour»«); kr»8" K». ^»«l.i«.ii's Nuokk.r Vi«»: Xr.. Orr«l.i». qerausgedrr: Köiüxl. Lrpsäitioo cke» Vrsiävsr ^oaroall, vr«»ä«r>, LI«ri«n»tr»»»» Ho. 7. Florenz, Sonntag, 30. Mai, Abends. (W.T. B.) Der vorberatbende bomit6 der Drputirten- kammer lehnte in einer heute abgehaltenen Sitzung den Gesetzentwurf wegen Uebergabe deS Schatzdieu- steü an die Nationalbank mit 95 gegen 73 Stim men ab; ebenso wurde auch von dem vorberatheu- den Comitü der AusionSvertrag der Nationalbank mit der Bank von Toscana verworfen. Bei den Ersatzwahlen für die durch die Ernen nung mehrer Kammermitglieder zu Ministern er ledigten Mandate wurden der Minister des Innern Ferraris (in Turin mit 472 Stimmen gegen Goppino, welcher 53 Stimmen erhielt) und der Minister der öffentlichen Arbeiten Mordini (in Lucca) wieder arwählt. In Bologna findet Ballotagc statt zwi schen dem Minister deS Ackerbaues Minghetti (wel- cher 440 Stimmen erhielt) und Ceneri (welcher 487 Stimmen erhielt). London, Montag, 31. Mai. (W. T. B.) Der neuernannte Gesandte der nordamerikanischen Union, Motley, ist in Liverpool tingetroffen. Derselbe lehnte das Anerbieten des dortigen Mayors ab, in dessen Staatsequipage nach dem Hotel zu fahren, weil er daS möglichst geringe Aufsehen liebe. Tagesgeschichte. * Berlin, 30. Mai. In Bezug auf die abermalige Verschiebung der Reise des Königs nach Han nover, Bremen rc. wird in osficiöser Weise versichert, daß dieselbe lediglich in der ncch nicht vollständig er folgten Reconvalesccnz Sr. Majestät ihren Grund hat. — Die „N. Pr. Z." kommt heute wiederholt auf die Haltung des Reichstags gegenüber den Steuer vorlagen zu sprechen. Sie sagt: Dir Bcsorgniß, daß mittelst der Bundesgesetzgebung die conservativen Grundlagen des preußischen Staatswesens je mehr und mehr weggeschwemmt werden könnten, sei allmählich sehr dringend geworden. Wenn der Reichstag, um nicht mit dem preußischen Landtage in Conflict zu gerathem Anstand nimmt, BundcSsteuern zn bewilligen, durch welche das preußische Deficit beseitigt werden soll, so schmeicheln sich die Anhänger der parlamentarischen Re gierung eben mit der Hoffnung, daß nach Art. 109 der preußischen Verfassung »Die bestehenden Steuern und Abgaben werden forterhobcn, bis sie durch ein Ge setz abgeändert werden", dem Gcldbcdürsniß zum Opfer sallcn würde. Dadurch solle die Regierung in die Lage gebracht werden, bei Erfüllung und Verfolgung dauern der, auf die Zukunft wie auf die Gegenwart gerichte ter Staatszwecke, uiderstandslos weil mittellos, der wechselnden Laune der Tagcemcinung, welche sich in der Volksvertretung wiederspiegelt, zu gehorsamen. Die finanzielle Entscheidung, welche der Reichstag jetzt dem Landtage zuweist, nachdem die Bundesgesetzgebung sie zur Reife gebracht hat, spitze sich also in der Frage zu: „ob Preußen mit allen seinen Traditionen brechen und im Parlamentarismus zu Grunde gehen soll". — Wie die „Z. E." mittheilt, hat die preußische Negierung nicht die Absicht, die Initiative zur Erneuerung der sogenannten Cartelconvention mit Rußland zu ergreifen, und da auch die russische Negierung kei nen Werth auf jene Convention zu legen scheint, so wird dieselbe mit dem Ablaufe des Termins voraus sichtlich ihre Endschaft erreichen. Tas genannte Blatt bemerkt hierzu: Wenn wir uns nicht täuschen, wird hierbei die tiefe Etaatskunst des Abg. Löwe- Kalbe einen neuen Triuuph feiern. Tiefer große Staatsmann hat uns bekanntlich im Abgeordnetenhaus« versprochen, mit der Cartelconvention in der Hand den russischen Grenzverschluß zu sprengen, und es wird ilm dies, wie cs scheint, so weit gelingen, daß die Nüssen zunächst ihre Bummler und Vagabunden, an denen die Provinz Posen schon jetzt keinen Mangel leidet, bei uns importiren. 0 Berlin, 29. Mai. Die brlöht ng der Brannt weinsteuer ven 3 auf 4 Egr. pro 20 preußische Quart des Rauminhalts der Maischbottiche wurde in der heutigen Reichstagssitzung gegen eine sehr kleine Minderheit abgelehnt. Hingegen beschloß man die fa- crrltative Einführung der Fabrikatsteuer. Dies ist der kurz zusammengedrängte Inhalt der heutigen Debatte, welche vom Präsidenten streng auf das sachliche, tech nische Gebiet beschränkt erhalten wurde. Ein Versuch eines Redners, die allgemeine Steuerdcbatte wieder aufzunehmen und in cas politische Gebiet hinüberzu- spielen, wurde von dem Präsidenten abgclehnt. — Vor her war die Gewerbeordnung in dritter Lesung in der in der zweiten Berathung beschlossenen Fassung gegen 4 Stimmen, die den Socialisten, dem Abg. Schraps und dem Grafen Basicwitz angehörrn, angenommen worden. Als man hierauf zu den zahlreichen Peti tionen übergehen will, die zu der Gewerbeordnung eingegangen sind, beantragt vr. Hirsch (Sachsen) zu den Petitionen, die gegen die Zuchthausarbeit einge gangen sind: „den Bundeskanzler auszufordern, derselbe möge bis zur nach- sten Sitzung des Reichstages eine amtliche Untersuchung über den Einfluß der Zuchthausarbeit auf die Lage der freien Arbeiter im Nordventschen Bunde anordvcn." Er bemerkt, daß die Zuchthaus- und Sträftingsarbcit allerdings nur indirekt mit der Gewerbeordnung in sofern zusammenhänge, als hierdurch den freien Ar beitern eine unerträgliche Concurrenz gemocht würde. Man solle Vorkehrungen treffen, daß dirse Concurrenz nicht so drückend werde. Itt. Braun (Wiesbaden) äußert: Das sei keine Frage der Gewerbeordnung, sondern dcr Gefängnißreform, die den einzelnen Ländern zu über lassen sei. Diese Ansicht bekämpfen die Abgg. Fritzsche, Graf Schwerin, v. Blanckenburg, v. Forckenbcck, und es wird der Antrag vr. Hirsch fast einstimmig angenommen, dagegen werdcn die übrigen Petitio nen zur Gewerbeordnung für erledigt erklärt. — Die Ueberrinkunft mit der Schweiz wegen gegensei tigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst wird hierauf in dritter Lesung ohne Debatte genehmigt. Donn geht man über zu der Berathung derBrannt - wrinsteuer, deren Resultat wir in der Hauptsache oben bereits mitgetheilt haben. Zunächst berichtet Abg. v. Hennig über die hierzu eingelaufenen Petitionen, welche er in 5 Kategorien theilt. Das Nähere hierüber habe ich früher bereits berichtet. (Die Mehrzahl beantragt Ablehnung der Mehrsteuer und facultative Einführung der Fabrikatstcuer.) Der Bundercommissar Scheele con- statirt, daß weder das Bundeskanzleramt noch ein Bun- descommissar zu den Sitzungen der Commission cine Einladung erhalten habe. Dcr Vorsitzende der Com mission, v. Arnim Hcinrichsdorf, erwidert unter schallen dem Gelächter, daß es bei einer Zuziehung des Com- missars unmöglich gewesen siin würde, diele 300 und einige Petitionen in zwei Sitzungen zu erledigen. Man einigt sich dahin, über diese Petitionen erst nach Be rathung des Branntwcinstcrurgcsetzcs selbst abzustimmen, tz 1 des Branntweinsteucrgesetzes lautet: Die Steuer für die Bereitung von Branntwein (Spiritus) wird erhöbe« entweder ») nach dem Rauminhalte der zur Einmaischung vderEäh- rung der Maische benutzten Gesäße (Maischbottichstcucr), oder d) nach der Menge der zur Bereitung des Branntweins benutzten Materialien (Branntwen matcrialstcuer), oder o) nach Perhältniß der BranMweinausbcute (Branntwein- fabrikatsteuer). Tie hierüber sich entwickelnde Debatte war meist tech nische statistischen Inhalts. Aba. Sombart hält einen länger«, mit vielem statisti schen Material ausgestatteten und sich in technische Einzelhei ten vertiefenden Bortrag gegen die Einführung der Fabrikat steuer. Die Abgg. Graf Jyenplih und v. Sänger sprechen sirr diese Fabrikaisteuer, obwohl sie dieselbe nicht als einen Fortschritt ansehcn, londern damit durch ihre Einsühnmg end lich beniesen werde, daß sie unmöglich sei. Der BundeScrmmisiar Scheele bemerkt, daß die Frage: ob Roum- oder Fabrikalsteue, ? sc t 2V Jahren eingehend er örtert worden sei. Nur mit Widerstreben trat die preußische Regierung en die Fabrikatsteuer heran, nicht bloS wegen dcr Schwierigkeit in der technischen Steuervei Wallung, sondern auch in der Sorge für die großen Äartoffelbrennereien der östlichen Provinzen, die U aller Brennstenern in Preußen liefern. Trotz dem entschied man sich für die facultative Fabrikatsteuer, deren theoretischen Vorzug vor der Raumstcuer man nie verkannt hat. Zunächst hat die PreßhesensadrikaNon durch die Maischraum steuer entschieden gelitten und ist im Rückgang begriffen. Fer ner trifft d,e Raumsteuer denselben Rohstoff verschieden je nach seiner Qualität. Infolge besten sind diejenigen Gegenden, welche wenig mehlhaltigc Kartoffeln erzeugen, bedeutend im Nachtkeil gegen die, welche stärkehaltigere Kartoffeln erzeugen Au der dem schadet die Raumstcuer dem Nationalwohlstand insofern, als sie den Anreiz bietet, verschwenderisch mit dem Material unnugehen. Durch praktische Versuche welche dcr Bundcsralh an stellte, crgab sich, daß jährlich l Mill an Maierial verschwendet wird. Der BundeSrath einigte sich dahin, die Fabrikalsteuer ciuzusüh ren, wenn man einigermaßen darüber sicher sei, die Ausbeute unabhängig von der persöulichen Thätiqkeit dcr Beamten feit zustellen, wenn man einen Apparat gewinnt, der als Automat nicht bloS die Menge, sondern auch die Stärke des Alkohols mißt. Ein solcher Apparat ist der von Siemens und Halske. Er entspricht fast allen Erwartungen. Redner empfiehlt die Fabrikatsteuer noch dcs Weitern damit, daß dieselbe jedem Bren ner die langst beantragte Möglichkeit gewahre, täglich ganz nach seinem Belieben feinen Betriebsplan zu ändern. Abg. v. Hennig rühmt als Vorzüge dcr Vorlage, daß sie alle Stcucrgeletze, die bisher über die ganze Materie zerstreut vorhanden seien, sammle und zweitens, weil sie die Bedürsmsse deS praktischen Lebens berücksichtigt. Er tritt energisch sür die Fabrikatsteuer ein, die gegen die Raumstencr einen eben io großen Fortschritt darstelle, wie diese seiner Zeit gegen de» Malen zioS. Er sührl als Vorzüge derselben an, dag man mu Hilfe derselben die Preßhefensabrikation zn einem landwmdschast lichen Gewerbe machen könne, daß das an Producten des Brennereigcwerbes, welches jetzt ins Ausland exportirt werde, im AuSlande auch ferner Absatz finde. Im Gegcnfalle. wenn man bei der unintelligenten Maischraumyeuer beharre, würden die meisten Brenner kaum ferner die Concurrenz deS Auslan des aushalteu könncn. Schaden thun würde die Fabr kslener Nicmaodem, aber helfen dem ganzen Gewerbe. (Beifall.) Nachdem noch der Bundcscommissar Scheele von dem Siemens-Halskc'fchen Messer als Vorzug gerühmt halte, daß derselbe das fiscalische Interesse mehr sichere als die Raumsteuer, wird die Debatte geschlossen und tz 1 unverändert angenommen. Gegen die Fabri katstcuer stimmt nur ein sehr kleiner Theil dcr Rechten. 8 2 des Gesetzentwurfs setzt die Erhöhung dcr Steuer von 3 auf 4 Sgr. fest. Er lautet im ersten Abschnitt: „Die Maischbottichsteuer wird nur bei der Bereitung dcs Brauntwcins aus ganz oder thcilwcisc mehligen Stoffen, aus Meloste, Rüben oder Rübensafl und zwar mit 3 Sckbergro schen für jede 20 preußische Quart des Rauminhalts der Maisch bottiche und für jede Einmaischuug erhoben." Aus der Debatte hierüber ist Wenig hervorzuhcbcn. Abg. Gras Bethustz spricht unter gänzlicher Thccknahm- losigkeit deS Hauses und unter theilwcisen Abschweifungen aus das politische Gebiet, die ihm der Präsident verweist, gegen die Steuererhöhllna, da die Branntweinsteuer eine der schlechleuen sei. Abg. Graf Schulenburg-Beetzendorf hält die Steuer erhöbung des Branntweins nickt sür unmöglich nnd sür kein Unglück. Gerade weil seine Privalintercssen durch diese Steuer empfind! ch getroffen werdcn würden, hielte er cs sür seine Pflicht, uubesangen für die Steuer einzulreten: die Landwirth schäft könne sich schon durch Einführoug von Locomob len Hel sen. Wenn er aber die Branntweinsteuer bewillige, möchte auch die Linke die andern Steuern bewilligen. Abg. Gras Solms Laubach spricht gegen die Steucr- erhöhung namentlich unter Beiücksichtigung der Verhältnisse von Oberhessen. Nachdrin der Bundcscommissar Scheele fick sür die Steulrerhöhung ausgesprochen hat, ohne daß er jedoch bei dem großen Lärm, der im Saale herrscht, im Detail ver standen werden kann, und Abg. Stumm sich gegen die Steuer erhöhuvg e»klärt, obwohl dieselbe ihm im Ganzen nicht Mißfiele, wird die Debatte geschloffen. Die Stcucrhöhe von -4 Sgr. für 20 Quai t rc. wu d in namentlicher Abstimmung mit 202 gegen l5Stim men abgelehnt. (Dafür stimmen: Prinz Albrecht, Graf Basicwitz, v. Bodelschwingh, Camphausen, Graf Schulenburg, Eichmann, Graf Eulenburg, v. Gräve- nitz, Graf Dohna-Firckcnstein, v. Moltke, v. Steinautz, v. Eckardstein und die preußischen Minister Abgg. v. Mühler, Graf Jtzenplitz, v. d. Heydt. Des Letztern „Jal" wird mit langanhaltendem Lachcn begleitet.) — Vian stimmt nun über den Anttag der Abgg. Som bart, v. Rabenau und v. Hcnnig ab, daß, wie bisher, die Steuer 3 Sgr. betragen soll, und genehmigt diese Höhe fast einstimmig. Der zweite Absatz dcs 8 2 dcr Gcschvcrlage be trifft die sogenannten landwirthschaftlichen Brennereien und lautet: „Von Brennereien, welche nur in dem Zeiträume vom l. October bis 31. Mai, diese Tage mit cingeschlvffcn, im Bc Amtlicher Theil. Dresden, 25. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädigft geruht, dem in Privatdiensten stehtndcn Kammerdiener Georg Heinrich hier die silberne Me daille des Albrechtordens zu verleihen. i:^ DreS-en, 27. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädigft geruht, den Friedensrichtern und Ritter gutsbesitzern Friedrich Wilhelm Schmaltz auf Glossen und Franz Freiherrn von Uckermann auf Luttowitz das Ritterkreuz des Verdienst-Ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil, lledersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Berlin: Reise des König- ver schoben. Die Steuervorlagen im Reichstage. Car- telconvention mit Rußland nicht erneuert. Reichs tagsverhandlungen. — Köln: Strikes und Excesie in Gelsenkirchen. ZeitungsconfiScation. — Wesel: Explosion. — Bremen: Vom Ausschuß dcr deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. — Mün chen: Die Königin-Witwe von Preußen nach Pos senhofen. — Mannheim: Neuer französischer Con- sul.— Wien: Ankunft des VicekönigS von Aegyp ten. Rückkehr des Grafen Crenncvillc nnd das Livorneser Attentat auf denselben. — Prag: Meeting verboten. — Pa cis: Zu den Wah len. — Genf: Fortdauer der Buchdruckergröve. Mazzini. — Rom: Postalisches. — Madrid: Von Ff den Cortes. Dementi. — Stockholm: Hofnach- hz,richt. Munck v. Roscnschöld. — Konstantinopel: Zu den Kapitulationen. — Mexico: Vom Kongreß. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Meißen.) Beilage. Fahrpläne der Leipzig. Dresdner Eisenbahn, der westlichen StaatSeisenbahnen, der DreSden-Chem- nitzer und der sächsisch - schlesischen StaatSeisen- bahn. Inserate. . Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 31. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS ReicyS- tagS wurde die Debatte über die SpirituSsteuer fortgesetzt. Dieselbe bewegte sich um technische und Specialfragev, und wurden dir einzelnen Para graphen zumeist nach der Borlage mit Amendem ents deS Abg. v. Hennig angenommen. ES folgte sodann nach d-eistundiger DiScusfion die Berathung der Wechselstempelsteuer. WormS, Sonntag, 30. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Zu der für morgen einberufcnen Ber- sammlung deutscher Protestanten sind zahlreiche Gäste hier eingetroffen. Unter den angekommcnen Gästen befinden sich Bluntschli, Schenkel, v. Holtzendorff, Lisco u. A. Die Straßen und Häuser sind mit Fahnen geschmückt; vorherrschend sind die hessischen und norddeutschen Bun- desfarben. Eine Vorversammlung im Casino beschloß mehrfache Programmänderung. Die Beleuchtung dcs Luthcrdcnkmals unterbleibt heute Abend, ebenso mor gen früh der Festzug nach dem Denkmal, Beides be sonders aus Rücksicht für die Anlagen dcs Denkmal- Platzes. Dafür findet heute Abend Beleuchtung dcr Dreifaltigkeitskirche und morgen früh ein Festzug nach derselben statt. Paris, Sonntag, 30. Mai, Abends- (W.T.B.) Die öffentlichen Wahlversammlungen für die Nach wahlen haben gestern begonnen. Dieselben haben nirgends zu einer Unordnung Anlaß gegeben. Heute wurde die Subscription auf die neuen Obligationen der Stadt Paris eröffnet. Dir Be- theiUgung des PublicumS war eine sehr be- deutende. Feuilleton. ä Neue Romane und Erzählungen. „Der blaue Kavalier. Roman in drei Bänden vonA. E. Brach vogel. Breslau, Verlag von Eduard Trcweudt." Vorliegender Roman, der vielleicht richtiger als „Er zählung" zu bezeichnen gewesen wäre, versitzt den Le ser nach England in die ereignißvcllc Zeit, als König Iakob der l. regierte und die Tynastie der StuartS zu Ende ging, und so begegnet man denn einer Anzahl historischer Persönlichkeiten, wie z. B. Rochcstcr, Laud, Strafford, Richmond, bssrx, Vaugham, Crvmwrll,Monk, desgleichen Gustav Adolph, Wallenstein und andern Führern aus dem 30jährigen Kriege, da Brachvcgcl's Roman thrilweis auch in Deutschland spielt. Der Mit telpunkt des Ganzen ist „der blaue Kavalier", Wil liam Craven, Sohn eines Gewandschncidrrs dcs Königs. Jakob I. schlägt ihn zum Ritter und Edclmann, weil er zur Entdeckung eines Mordes beigelragen. Stun steigt William Craven, der sich als weckrrcr Krieger auszrichnet, von Stufe zu Stufe, wird Herzog (Hampstead- Hall gehört noch heute den Earls v. Craven) und er ringt sogar Elisabeth Stuart, die Winterkönigin, die Witwe Friedrich'- V., als Gattin. Während manche historische Figuren nur flüchtig an un- vorübrrziehen, hat der Dichter gcrade dieses edle Paar mit psycholo gischer Vertiefung gezeichnet uud mit dem Nimbus alt- englischer Romantik zu umgeben gewußt. Beiläufig erwähnt, wurde Sophie, Elisabeth'- und deS Palatin- Friedrich einzige Tochter (später mit dem Erbherzog Ernst August vermählt), die letzte Hoffnung Englands; denn al- Wilhelm v. Oranten und auch Königin Anna kindrrlo- gestorben waren, berief Britannien ihren ältesten Sohn Georg l. auf den Thron. Sophie ward so die Stammmutter von England- und Preußen- Herr- schcrhause. Ncch sei erwähnt, daß Craven dcm Bru derbünde im Wclbyhause angehörte. Dos Jahr 1865 brachte die Pest, so daß binnen sechs Mcnaten 160,000 Mcnschen in London stcubcn, und im Septcv bcr des selben Jahns dcn großen Brand. Der Wiederaufbau der Stadt durch das Volk wird als das Gebmtsfcst dcr sogenannten freien Maurerei bezeichnet, und bhri- stophcr Wrcn soll ihr erster Meistcr gewesen sein. Brach- vogel's Roman ist fließend und prägnant, in einzel nen Particn höchst fesselnd geschrieben, so der Kampf zwischen dcn Rcligivnsscctcn, zwischen Parlament und Soldateska, der Ucbergang vom Königthnm zur Re publik, das lustige Schlaraffenleben Inder Rrstauraticns- < poche, Crvmwell's Leben nnd Wirken. — „Verworrene Fäden. Roman von Albany Fonblanque. Frei nach dem Englischen von L. K. Zwei Bände. Köln, Druck und Verlag von I. P. Ba chem." Ter Held dieser Erzählung ist Stephen Frank land, der als Copitän aus Indien nach England heim- kehrt. Eine Verkettung von widrigen Umständen schlingt dcn Faden seines Lebens in so heilloS düstern Wirr warr, dvß eine zeitlang alle Aussicht auf Lebensglück für ihn verloren scheint. Endlich lichtet sich sein Le bensweg, so daß alle Wünsche znm rrsihntcn Ziele ge langen. Der ciwcs weitläufig gehaltene und ins kri- minalacbict spielende Roman >st, wie gern anzuerkrn- nen, solid gearbeitet, die darin verkommenden Personen athmen individuelles Leben, englische Sitten und Zu stande sind leben-treu geschildert, und die verworrenen Fäden werden sicher auf manche Leser den beabsichtigten SpannungSreiz au-tben; diejenigen indeß, welche in einem derartigen Buche zugleich edle Grdankrnnahrur g und einen Jdeenkrets suchen, der über die Alltagsphäre hinau-geht, dürften sich kaum von dem Buche befriedigt fühlen, da dasselbe eben nur stoffliches Interesse bietet. — „Zwei Familien. Eine Erzählung in zwei Bänden von Edmurd Hoefer. Breslau, Verlag von Eduard Trcweudt." Das Talent dieses routinirtcn Autors, gewisse Stoffe in der Form spannender Ver wickelung vorzutragcn, Gcmüthszustände und Leidcn- schasttn der Menschcnsecle mit gcübterm Blicke zu be obachten uud zu schildern, überhaupt glatt und fließend zu erzählen, wird man in dcm genannten Werke von Neuem erkennen. Dcr Verfasser führt uns dicsmal in die Familien eines hohen Beamten und eines wacttrn Handwerker-, und es gilt, den Urheber eines schweren Verbrechens zu ermitteln. Muß man einerseits zugr- ben, daß die criminalgc'chichtlichcn Partien dcs Buchcs mit großem ncvcllistischln Geschick gearbeitet sind, so muß andererseits freilich auch gesagt werden, daß die Erzählung wohlthuende Gcmüthsanrcgung und poetische Erhebung nicht ru gewähren vermag, und zu bedauern bleibt es immer, daß ein Autor von Begabung sich kein höhercs künstlerisches Ziel stcckt, als eben nur das gewöhnliche Unterhaltungsbcdürfniß zu befriedigen. — „Volkserzäblungrn und Schilderungen ans dem Berliner Volksleben. Von Ferdinand Schmidt. 3. und 4. Bändchen. BrcSlau, Verlag von Eduard Trewendt." Es wurden bereits bei Gelegenheit der beiden ersten Bändchen die trefflichen Eigenschaften die- sir Erzählungen hervorgrhrben, so daß die diesmalige Anzeige nur wcnigrr Worte bedarf. F. Schmidt be sitzt ein warmes, ti« fehlendes Gemüth, daß uns in den Geschichten dieser Autor- sofort sympathisch berührt. Dazu kommt, daß die Erzählungcn Schmidt's, der die Leiden des Volkes kennt wie Wcnige, jederzeit einem sittlichen Ziele zusteuern. Was ihn endlich über viele andere Volk-schriftstellcr erhebt, ist, daß er geläuterten Geschmack besitzt und seine Darstellungen von einem künstlerischen Hauche durchdrungen sind. Die Volks« erzählung „Dichter, Handwerker und Kaufmann" ist als besonderer Abdruck erschienen, indcm ein wackerer Berliner Bürger auf seine Kosten 1000 Exemplare Her stellen und dem Vereine für die Wohlfahrt dcr ans der Schule entlassenen Jugend übermitteln lnß. Ge nannte Erzählung bringt zunächst ein Lebensbild des Volksdichters Karl Weise (Drcchslermeister in Freien walde), sodann die s hr lehrreiche Geschichte eines Ber liner Bürgers, dcr als armer verwaister Knabe nach dcr Residenz kam und gegenwärtig als wohlhabender und gcachteter Mann dasteht. — Mögen Ferdinand Schmidt's Schriften nochmals allcn Volksbiblivthekcn angelegentlich empfohlen sein! st Reiseliteratur. „Wegweiser durch das Riesen- grbirge vrn D. Lctzner. Hildburghausen, Verlag deS bibliographischen Instituts in Hildburgkausrn I»69." Die Reisesaison beginnt, und dcn zahlreichen Tonristcn, welche das Riesengebirge als Ziel erwählt habcn, wn d die jüngste Novität dcr unter dcr Rcdaction Berlcpsch erscheinenden Mcyer'schcn Reiscbibliothck, dcr obcn ge nannte Führer als treffliches OrientirungSmittcl wul- kommen sein. Das Buch bat ein bequemes Taschen format und bietet in dtcscm handlichen Rahmen eine reichhaltige und zweckentsprechende Zusammenstellung de- Nützlichsten und Wissenswerthcsten aus Berg und Thal. Die praktischen Reiserouten berücksichtigen mög lichst alle GcbirgSgruppen der Sudeten, insdesondcre da- eigentliche Rtesengrbirge, das Waldenburger Ge birge und die Grafschaft Glaz; auch dürfte das Buch in feinem letzten Theile sich namentlich al- Führer zu den böhmischen Schlachtfeldern eignen, welche eingehend beschrieben sind. Al» sehr brauchbare Beigaben wer den sich die UeberfichtS- und Routenkärtchen, wie auch da- Panorama erweisen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite