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8. Januar 1869 Ireitag, MchMe DorsMma ' . . . — ÄiLÜaULa. Dre-de«, in der Expedi tion, kl. Meißn. Gaffe Nr. S, , zu Haden. vterteljährllch 12»/rRgr. Zu -r-iehea durch alle kgl. Poft- Ein unterhaltender Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. ...... mm. >>—- mm.— Redigiri unter Verantwortlichkeit des Verlegers C. Heinrich - — — fleht, dann wird der ganze Lärm um den griechisch. türkischen Konflikten drei bis vier Sitzungen beseitigt sein. Für zweifel hafte Fälle hat der Vertreter Griechenlands vyn .seiner Re gierung den Auftrag erhalten, sich nach dem russischen Gesandten zu -richten. > - Deutschland. Wie man hört, wird der Reichs tag erst nach Ostern, also Anfangs April, einberufen werden, da die Fertigstellung der für den Reichstag vorzubereitenden Arbeiten rm Bundeskanzleramte längere Zeit in Anspruch nimmt, als man vorher dachte. Es bezieht sich dies namentlich auf die umfassende Vorlage über dasHeimathsrecht, wonach haupt sächlich daS sogenannte Armenrecht nicht nur den an dem Ort Geborenen, sondern Jedem zustehen soll, der längere Zeit an dem betreffenden Orte ansässig gewesen ist. — Die gemeinschaft lichen Einrichtungen in Norddeutschland sollen um eine Bundes- Schulkommission vermehrt werden. Der Bundeskanzler hat einen dahin gehenden Antrag gestellt, der dem Ausschüsse für das Landheer und die Festungen (also überall die Pickelhaube obenauf) vorgelegt und von diesem genehmigt worden ist. Diese auffällige Instanz wird damit motivirt, daß die Berechtigung höherer Lehranstalten, Zeugnisse für die Reife zum einjährigen Freiwilligendienste auszustellen, nach gemeinsamen Bestimmungen geregelt werden soll, die auch für die Anstellungen im Post- und Telegraphendienst die Entscheidung geben werden. Der Ausschuß stellt dem Bundesrath anheim: derselbe wolle 1) die bald thun- liche Bildung einer aus drei Fachmännern bestehenden Kom mission zur entsprechenden Klassificirung und zur Kontrole der zur Ausstellung der mehrgenannten Zeugnisse berechtigten höheren Lehranstalten, sowie die Grundzüge für deren Instruktion und die Uebernahme der Kosten aus Bundesmitteln genehmigen, auch in Uebereinstimmung hiermit 2) die königlich preußische und königlich sächsische Regierung um Ernennung eines erstell und zweiten Mitgliedes dieser Kommission zu ersuchen, die Ernennung des dritten Mitgliedes aber in der Weise herbeizuführen, daß dieselbe einer der übrigen, vom Bundesrathe jedes dritte. Jahr zu wählenden Regierung alternirend übertragen würde. Preußen. Der Streit zwischen den preußischen und österreichischen offlciösen Blättern dauert noch fort und nur um unsern Lesern einen Einblick in das Wesen dieses Gezänkes zu gestatten, citiren wir folgende Mittheilung, welche vor ein paar Lagen der Wiener Presse aus Krakau zuging: Am ersten Weihnachtsfeiertags kam ein ungeheurer Lastzug aus Preußen nach Szczakowa. Sämmtliche Waggons waren theils mit Stroh, theils aber mit sogenannter Theerleinwand gedeckt und al- Ackerbaumaschinen und Werkzeuge deklarirt. Einem Beamten fiel die große Menge dieser „Maschinen", so wie deren äußerst vor sichtige Verpackung auf; er meldete seine Bedenken dem Vorgesetzten, und in dessen Auftrage begann er, die vermeintlichen Maschinen ein wenig zu revidiren. Er entdeckte nicht weniger als achtzig ge zogene preußische Kanonen; die vorläufige Route derselben war Czernowitz, von wo aus sie weiter expedirt werden sollten — nach Rumänien. Die Kanonen waren in Srroh, die Gestelle in Lein wand gehüllt. Die Bahnverwaltung in Szczakowa. welche die Sen dung als falsche Deklaration aufzuhalten berechtigt war, machte hiervon Politische Wcltscha«. , ' Die Konferenz ist nun definitiv auf den 9. d. M. festge setzt, so Verkünder das „Journal offiziel" d. h. der umgetaufte „Moniteur" der französischen Regierung. Wenn irgend EtwaS geeignet ist, das friedliche Resultat derselben im Voraus zu kon- siatnen, so der Umstand, daß sich die Insurgenten auf Kreta ergeben haben, und zwar freiwillig, nicht etwa von ihren türkischen Gegnern auf allen Seiten umzingelt und eingeschlossen. Woher auf einmal dieser plötzliche Umschwung? Es ist kaum anders denklich, als daß Rußland die Situation für nicht ge eignet hält, den orientalischen Brand zu Hellen Flammen anzu fachen und deshalb mag es wahrscheinlich zum Rückzug und zur Einstellung der Revolte gerathen haben. Die unter Lava- lette'S Vorsitz zusammentretende Konferenz wird also ihre Arbeit in kurzer Zeit erledigen können. Bekanntlich dient das türkische Ultimatum als Grundlage der Verhandlung. In Betreff- des ersten Punktes, die Auflösung der griechischen Freiwilligen und das Verbot der Bildung neuer Banden betreffend, soll das hellenische Kabinet bereits Verbindlichkeiten übernommen haben, deren Ausführung von allen Mächten verbürgt werden würde. Zusagen und Bürgschaft sind von der Pforte angenommen worden. In Betreff des zweiten Punktes, der Abrüstung der Korsarenschiffe oder der Schließung der griechischen Häfen für diese Schiffe, würde die Verständigung in derselben Weise, wie über den ersten Punkt herzustellen sein. Die Rückkehr der kreten- fischen Auswanderer unter dem Beistand und Schutz Griechen lands nach ihrer Heimath bildet den dritten Punkt. Dieses Verlangen ist bereits erhört worden. Die schon getroffenen Maßregeln wären also nur zu verallgemeinern und öffentlich mit dem politischen Charakter zu versehen, welchen die Be friedigung der Pforte erheischt. Hinsichtlich des vierten Punktes, der Bestrafung der Individuen, welche sich Angriffe gegen die türkischen Soldaten und Unterthanen zu Schulden kommen ließen und der den beschädigten Familien zu gewährenden Ge- nugthuung, ist keine moralische Schwierigkeit vorauszusehen. Nur werden die Bedingungen festzustellen sein, unter welchen die bezüglichen Untersuchungen einzuleiten sind. Der fünfte Punkt ist vorzugsweise politischer Natur: die Pforte verlangt von Griechenland das Versprechen, in Zukunft ein den Ver trägen und dem Völkerrecht entsprechendes Verhalten zu beobachten. Die Dazwischenkunft der Vertragsmächte von 1856, der Zu sammentritt der Konferenz, der Beitritt Griechenlands zu der selben, daS für die Berathung bezeichnete Terrain, kurz die Lösursg deS Konflikts durch die europäische Diplomatie stellt bereits eine erste Genugthuung für die türkische Regierung dar und so wird auch ihr Vertreter instruirt sein, die Sache auf-, zufassen. Wenn übrigens die Türkei und mit ihr die Groß mächte entschlossen sind, von Griechenland die Genugthuungen zu verlangen, welche es den in den Verträgen, niedergelegten Grundsätzen schuldet, so sind sie nicht weniger geneigt, die Em pfindlichkeit der hellenischen Regierung zu schonen und ihr die nöthige moralische Kraft zu lassen, um der schwierigen Situation, die sie allerdings sich selbst geschaffen, Herr zu werden. Erhebt Niemand absichtliche Schwierigkeiten, waS kaum zu erwarten Etrumd-reißigster Jahrgang. I. Quartal.