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Dresdner Journal : 09.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189603096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-09
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1896
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Dresdner M Journal ^56 1896 Montag, den 9. März, abends Ämtüchcr Seit rvaiizigjöhrign und mit- Emil tlichtanittichkr Teil Lmik imd Wissenschaft. mit da ngen ohik ize Gesetz- tation und 7 und 36» lbstimmung i. Dagegen Abg. Huste, . Minckwitz, gt sind die ang kenne, je, t der Bericht )lung erst dn Mehrheit da» auch eng- Ansprnch Wiener Staatsmänner jetzt nach anderen Biind- nissen uinsehen. müßten, wobei sie freilich in London verschlossene Thüren finden würden. Auch die „Times" halten den Dreibund für wesentlich ge schwächt und h-ben hervir, daß die Franzosen, wenn der Pakt zwischen Frankreich und Rußland das uäre, wofür man ihn inFrankreich halte, jetzt Beistand znr Zu rückeroberung der l87O verlorenen Provinzen erwarten und daß Deutschland sich beinahe vereinsamt finden dürfte. . . . Man muß sich wirklich darüber verwundern, daß sich die Welt in diesen englischen Köpfen so sehr ähnlich malt wie in den französischen, und daß sie es überhaupt als möglich erachten, Deutschland und Österreich würden sich nm Englands Gunst bewerben. amentanschn freche. f daS Schlich !räsident noch- ilchrr ,-ahl egen, t ge einen Sahl- Erutmmngen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. sie ganz natürlich aufeinander anweisen einander verknüpfen. Auffallender ist es dagegen, wenn jetzt lischt Blätter, die auf ernsthafte Beachtung »em abe ung ern und wird la« ofmann be- uft dem Pri ll" und erhält ruf. riffe des Abg rt, daß dal ernannt worden. Departement der Finanzen. Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: Adols Hugo Förster, zeither Post- seerelär, als Ober-Postsecretür im Bezirke der Kaiser!. Ober- Postdirrction zu Leipzig. V,,„i»ret»: ,zör Dresden vierteljShrktch r Mort LvPf , bei den Kaiser» lich deutschen Postanslatten tierteljShrlich »Mart; außer- Haid de« Deutschen Reiche« Poft, und Steinpelzuschlag. Einzelne -kümmern: »0 Pf Erscheine». Däglich mit Ausnahme der Sona» und Feiertage abends. Aeruspr.-Lnschluß: -krUAch^ . Jonas Lie. Rasch nacheinander sind zwei neue Romane des nor wegischen Erzählers Iona« Lie in deutscher Übertragung erschienen, im vorigen Jahre in der bekannten Engelhorn- schen Bibliothek die Familiengeschichte „Hof Gil je" (aus dem Norwegischen von I. Mangold) und eben jetzt (Berlin, 1896, Verlag von Richard Taendler) der Roman „Groß vater", beide durch die eigentümliche Mischung von trüber Resignation, pessimistisch herber Weltdarstellung und eine« Es sind Mir bei Gelegenheit Meines 50jährigen Militärdienstjubiläums so zahlreiche, von treuer An hänglichkeit zeugende Kundgebungen aus allen Kreiset» der Bevölkerung zu Theil geworden, daß es mir ein wahres Herzensbedürfniß ist, allen Denen, die Meiner an diesem Tage gedachten, herzlich zu danken. Dresden, am 9. März 189«». Georg, Herzog zu Sachsen. Zlulieus Nildetlage i» Afrika und der Rücktritt Crispis haben die Pariser Presse selbstverständlich nicht zu bedauernden Auslassungen bewogen. Ist schon das Mißgeschick der italienischen Streitmacht von den französischen Zeitungen mit größter Kühlhcit oder gar mit Schadenfreunde erörtert worden, so hat die Demission des vielgehaßten Staats manns die Pariser Organe in einen Freudenrausch versetzt; verkörperte doch Crispi in den Augen der Fra zosen wie in denen seiner Gegner in der Heimat Es müßte schlimm um die Staatskunst der leitenden Männer im Dreibünde bestellt sein, wenn sie glauben könnten, England fei geneigt, für irgend jemand an deren als für sich allein eine Schlacht zu schlagen. Es ist nicht ohne Ironie, daß die Presse deljenigen europäischen Großmacht, die zur Zeit zweifellos iso liert ist, von einem Zweibund redet, der keine Freunde mehr habe. In diesem wie in den anderen Punkten, bezüglich denn heute die Schadenfreude englischer und französischer Organe sich breit macht, w.rden die That- sachen schnell genug d e voreiligen Schwätzer auf den Mund schlagen. Tik gegenwärtige Zusammensetzung des preußische« Herrenhauses war bei der zweiten Lesung des Etats dieses Hauses von Prof. vr. Friedberg als unzulänglich und ein seitig bezeichnet worden; zugleich hatte er das StaatSministerium ersucht, bei der Krone eine geeig nete Bertretung aus den Kreisen von Handel, In dustrie und korporativen Verbänden in Ämegung zu bringen. Dieser Anregung zu einer Reform des Herren hauses halten namentlich die „Köln. Ztg." und die „Nationallib. Korr.* zngestimmt. Nach ersterem Blatt wäre die jetzige Zusammensetzung des Hauses eine Berletzung der Gesamtinteresscn des preußischen Volkes, weil von den :»17 Berechtigungen auf einen Herren haussitz nur 48 den Städten und 9 den Hochschulen zugefallen, während 42 Herren aus besonderem aller höchstem Vertrauen berufen wären, darunter zum größten Teil hohe Beamte, mehrere Generäle, die Mehrzahl der Kronsyndici, sowie ein paar Gelehrte; der ganze Rest der Berechtigungen, 216, entfielen aus schließlich auf den Großgrundbesitz. Die „Köln. Ztg." hatte behauptet, es wären das nicht gerechte und sach gemäße Zustände, sie schadeten dem Ansehen und der Stellung des Herrenhauses und die Monarchie litte unter ihnen. Demgegenüber veröffentlicht nun die „Kreuz zeitung" aus Kreisen, von denen sie annehmen zu dürfen glaubt, daß sie die Anschauungen des Fürsten Bismarck kennen und zu vertreten bemüht sind, eine längere Ausführung, welcher wir folgende Haupistellen entnehmen: Wir sind der Ansicht, da» das preußische Herrenhaus gerade in seiner jetzigen Zusammensetzung besonders geeignet ist, die Ausgaben zu ersüüeu, welche ihm durch die Beriaisnng »nd die staatliche Wohlfahrt zugewiesen werden Tie „KSlu Ztg " be zeichnet diese Ausgabe selbst ganz zutreffend, indem sie aussührt, daß die Bedeutung einer Ersten Kammer in Preußen, also in eincm Staate mit konstitutionell monarchischer Regierung eine wrsenllich andere sei, als in einem Staate mit parla mentarischer Regierungsiorm, wie England oder Frankreich In einem konstitutionell monarchischen Staate wie Preußen Hingtgen, der sich nicht der vorübergehenden Volksströmung zu fügen habe, sei das Äorhandenscin einer Ersten Kam mer ein Sicherheitsventil gegen Uebcrstürzungen in der Ge setzgebung. Ter Ersten Kammer, die nicht aus Bollswahlen hcrvorgehe, deren Mitglieder nicht der gefährlichen uura popu uri^ ein Opfer zu bringen hätten, falle die Ausgabe zu, eine heil same Bremse am Staatsivagen zu bilden, namentiich in Zeiten, wo der politische Weg steil und abschüssig sei Diejenigen Elemente der Bevölkerung, die bei der jetzigen Ernennung zum Herrenhause zu kurz kommen, gehören doch im großen und ganzen nicht zu denen, bei welchen man die Neig ung voraussitzcn darf, gegebenenfalls den Staatswagen zu hemmen, wenn er einmal auf ein falsches Gleis und rn ein gefährliches Rollen geraten sollte. Wir find der Ansicht, daß die Vertretung dieser Bevölkerungsschichten und ihre Beteiligung an der Gesetzgebung naturgemäß in die Zweite Kammer, das Abgeordnetenhaus, gehört. Ein preußisches Herrenhaus, das eine Vertretung von Handel, Industrie, Gelehrten, Berufsarten und Korporationen in dem Maße in sich vereinigt, wie es vr. Friedberg und die „Köln. Ztg." wünschen, würde die historische und politische Bedeutung einer Pairskammer all mählich vollständig verlieren und zu einer Körperschaft sich auS- bilden, die sich von der Zweiten Kammer nur dadurch unter schiede, daß sie nicht gewählt, sondern berufen würde Es ent stände dadurch ein vollständig überflüssiger Faktor in der Gesetz gebung; man thäte besser, das Herrenhaus gleich ganz zu be seitigen und zu dem Einkammersystem nach demokratischem Re zepte überzugehen Tagesgeschichtr. Dresden, 9. März. Se. Majestät der König statteten Sr. Königl. Hoheit dein Prinzen Georg gestern Sonntag, vormittags V»9 Uhr, im Palais Zinzen dorfstraße einen Besuch ab, um Allerhöchstseineu Durchlauchtigsten Bruder zur Feier des LOjährigen Militärdieustjubiläums zu beglückwünschen. Von bis '/,12 Uhr wohnten Beide Maje stäten dem Gottesdienste in der katholischen Hof kirche bei. Nach dem Kirchengaugc empfingen Se Majestät der König im Residcnzschlosse die kommandierenden Generale dcsKönigl Preußischen V. Armeecorps General der Infanterie v. Sceckt und des Königl. Bayerischen II. ArmeecorpS General der Kavallerie Ritter v.L'ylander, ferner den General Adjutanten Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Generallieutenaut v. Plessen, den Flügeladjutantcn Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Sachsen-Weimar Oberst v. Palözieux, den Kaiser!. Russischen Militärbevollmächtigten Oberstlicutenant Fürst Engalytscheff und den K. und K. Österreichisch Ungarischen Militärbevollmächtigten Major Prinz zu Schönburg-Hartenstein, Durchlaucht, Flügeladjutant Sr. Majestät des Kaisers von Österreich. Mittags 12 Uhr zeichneten Ihre Majestät die Königin den Wohlthätigkeitsbazar des St. Elifabeth- vereinS im Europäischen Hofe mit Allerhöchstibrem Besuche aus. Dresden, 9. März. Über den Verlauf der aus Anlaß des c»ojährigen Militärdienstjubiläums Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Her zogs zu Sachsen, gestern veranstalteten Festlich keiten sind wir in der Lage, folgendes zu be richten: Früh 8 Uhr brachten die Musikcorps des 7. Infanterieregiments „Prinz Georg" Nr. 106 und des Schützen-(Fnsilier-)Regiments „Prinz Georgs wolle Itten imen »erde igen, nheit chteS and- auch nicht wer- :mo- sei, Ran inch, :bei- , an sagt man daß mch, illes chtS chet !cht- sei, nett stich «e- uv,- wch ohne .zial- artet noch des machen, in den Ton der französischen Presse mit ein stimmen und gar den Franzosen eine durch die Nieder lage der Italiener erhöhte Aussicht auf Wieder gewinnung Elsaß-Lothringeus eröffnen zu dürfen meinen. So läßt sich der „Daily Telegr." vernehmen: „Das dritte und schwächste Mitglied des Dreibundes ist tot, kein Ministerium kann es ins Lebe» zurückrusen. Wenn dem Dreibund Schach geboten wurde durch die französisch russische Allianz, so steht der Dreibund gegenüber Frankreich, Rußland und der Balkanhalb insel gelähmt da, wenn Italien ohnmächtig nnd neu tral ist. Italiens neue Politik wird, seinen Inter essen gemäß, auf Freundschaft mit Frankreich hinaus laufen. Der Friede Europas wird voraussichtlich durch diese radikalen Wandlungen nicht gestört werden; in Rußland bereitet man sich zur Krönung vor und das französische Volk wird sich nicht von seiner friedlichen Stimmung abbringen lassen, indem es weiß, daß der Tag nicht fern ist, wo es die Frucht seiner langen Geduld und Mäßigung erntet. Der Zweibuud hat nur den einen Zweck, daß Deutschland Elsaß und Lothringen erhalten bleibt. Seit dem Ruin Italiens ist er ohnmächtig, sie zu halten gegen die Wünsche Rußlands, Frankreichs und ihrer zahlreichen Freunde und Bundesgenossen auf dem Festland. Es ist nutzlos, sich auf die Macht der Diplomatie zu verlassen, wenn inan nicht die gehörige Streitmacht besitzt. Der Zwei bund hat keine Freunde mehr. Znm Glück besitzt England keine Schadenfreude, aber man würde mehr als Menschliches von ihm verlangen, wenn man von England erwarten sollte, daß es die Schlacht derjenigen schlagen möchte, die seine Freundschaft zurückgewiesen und seine Empfindlichkeit verletzt haben." Nicht ganz im gleichen kecken Ton, aber doch in ähnlichen» Sinne spricht sich „Daily Chronicle" aus, in dem er bemerkt, daß sich die Berliner und Departement der Just»;. Der Rechtsanwalt Krieg in Leipzig ist znm Notar für Alt-Leipzig aus so lange Zeit, als er dort feine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, gemäß der Notariatsordnung vom 5. September 1892 «nka»Si,un^,eptt«renr Kür den Raum einer aefoal» tenen Zeile Keiner Schrift »0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pi Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herau»»etcr: Königliche Expedition de« Dre«dner Journals Dresden, Zwingerstr.ro. Gernspr.-Anschluß: Nr IDOL, Wir halten solche Anregungen, wie sie in den Voischlägen Dr. Friedberg- und der „Köln Ztg." liegen, in der heutigen Zeit für besonder« bedenklich, insofern sie die ohnehin nur allzu verbreitete Neigung, altbewährte Einrichtungen auszugeben und Neues, UnerprobteS an ihre Stelle zu setzen, sördern. Wir be trachten rS als ein Glück, daß wir bei der jetzigen preußischen Regierung keine Inklination zu befürchten brauchen, auf der artige Anregungen eiuzugehen, wie es zur Z-it der Caprivi Rickertschen eorNiale zu befürchten gewesen wäre Ter Wert des Besitzes eines solchen Hauses tritt in poli tisch ruhigen Epochen nicht so sehr hervor und wird deshalb lncht unterschätzt; aber cS können doch wieder Zeiten eiutreten, wo sich das preußische Herrenhaus, wenn eS in seiner jetzigen Zusammensetzung erhalten bleibt, als rin wichtiges Bollwerk gegen den drohenden Hereinbruch von Tendenzen in unserer Gesetzgebung erweist, die mit der preußischen Staatswohlsahrt unverträglich sind und denen das preußische Abgeordnetenhaus unter Umständen nicht die nötige Widerstandskraft entgegen zusctzcn hätte Wären dann im preußischen Herrenhause die jenigen Elemente in größerer Anzahl vorhanden, welche Or. Friedberg und die „Köln Ztg." letzt vermissen, so würde doch naturgemäß das Maß von Sicherheit gegen Überlausenwecden auch dieses Hauses durch nivellierend« Strömungen ein geringeres, als eS jetzt ist, wo der FeudaliS mus und der Großgrundbesitz in ihm ausschlaggebend sind. Wer daS Hereinbrechen weiterer demokratischer Tendenzen in unsere Gesetzgebung als eine Gefahr für daS Königreich Preu ben ansicht, muß bestrrbt sein, das Herrenhaus und seine Posi tion zu schützen und zu besestigen, nicht aber es anzngre»sen Wir erblicken daher dir Ausgabe einer verständigen preußischen Politik nicht in einer Verminderung, sondern eher in einer Verstärkung der Widerstandskraft, die dem preußischen Herren- Hause in feiner jetzigen Zusammensetzung gegen den Einbruch staat-gefährlicher Tendenzen in die Gesetzgebung des Landes innewohnt; und wir wünschen ein PluS, nicht ein Minus des Einflusses des Herrenhauses aus die Legislative. Im übrigen glauben wir nicht irre zu gehen, wenn wir die neuen Vorschläge aus Umgestaltung de- Herrenhauses zu gleich aus das Bedürfnis zurückfahren, den starken agrarischen Einfluß zu brechen, den daS Herrenhaus in seiner jetzigen Zu sammensetzung unter Umständen auszuüben vermag, und daß sich die Tendenz dieser Vorschläge nicht bloß gegen daS Maß von politischem Konservatismus richtet, daS im jetzigen Hause vorhanden ist. Wer der Ansicht ist, daß die Vertretung der Landwirtschaft in der preußischen Gesetzgebung nicht noch einer weiteren Verminderung ausgesetzt werden darf, wird deshalb auch aus diesem Grunde den Refsrmvorschlägen gegenüber sich ablehnend verhalten müssen. Se. Majestät der König haben anläßlich des jährigen Militärdienstjubiläums Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, folgende Allerhöchste Ordre erlassen: Ich stelle Se. Königliche Hoheit den Generalfeldmarschall Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, » in dankbarer Anerkennung Seiner hervorragenden Verdienste um Meine Armee und zur Erinnerung an den heutigen Gedenktag Seines fünfzigjährigen Militärdienstjubiläums » In suite Meines Garde-Reiter-Regi- ments und Meines I. Feld-Artillerie- Regiments Nr. 12. Dresden, den 8. März 1896. Albert. von der Planitz. als unsere Hofbllhne in Frl. Wedekind und Hrn. Perron vortrefflich geeignete Vertreter für die beiden Hauptrollen der Oper besitzt. Frl. Wedekind, die die Lucia zum erstenmal sang, fügte mit derselben der Zahl der von ihr vorzüglich beherrschten Partien eine neue hinzu. Die Gestalt bedeutet hier wenig, die gesangliche Ausführung alles und für diese erntete Frl. Wedekind schon vom ersten Akte an rauschenden Beifall. Da nun auch Hr. Perron (Lord Heinrich Asthon) die Rolle des grimmigen Lords, der die Schwester in verhaßte Ehe hin einzwingt, mit großer Verve und bestrickenden» sinnlichen Glanze des Tons wiedergab, so läßt sich erwarten, daß „Lucia von Lammermoor" ihre erneute Anziehungskraft wieder für längere Zeit bewähren werde. Die Opernregie irrt sich in der Annahme, daß iir Schottland am Ende des 17. Jahrhunderts das bewaff nete Gefolge eines großen Lords mit den Jagdspießen aus dem ^Tannhäuser" zu Wald und ins Feld gezogen sei. In der Schilderung der Schlacht von Killiecrankie, die ungefähr um die gleiche Zeit stattfand, heißt e» aus drücklich, daß die ganze Linie der Hochländer im Vor- rücken feuerte, dann ihre Gewehre wegwarf und ihre breiten Schwerter zog. Natürlich kommt nichts darauf an, aber die mittelalterliche Ausrüstung ain Ende des 17. Jahrhunderts nimmt sich wunderlich au« K. Hvftheater. — Altstadt. — Am 7. März: „Lucia von Lammermoor", Oper in drei Akten nach dem Italienischen des Salvatore Eammerano. Musik von Donizctti. (Neueinstudiert.) Unverkennbar wendet sich in neuester Zeit ein Teil des Publikums den italienischen Opern aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts mit einer gewissen Vorliebe wieder zu. Begreiflich genug ist's, daß die uncharakteristische, weichliche aber melodische Musik dieser Werke, die ja nie völlig von der Bühne verschwunden sind, wiederum gesteigerte An- ziehungSkrast auSübt. Es »var verhältnismäßig leicht, Menschen, die Neigung hatten, behaglich im lauen, unbe wegten Wasser eines WeiherS zu baden, davon zu über zeugen, um wie viel frischer, kräftigender und erquicklicher das Schwimmen in den, au« hundert Ouellcn genährten prächtigen Strom sei. Wenn aber der Strom versiegt und den Schwimmern zum Ersatz dafür Gewitter mit wechseln den wilden Regengüssen und Hagelschauern über» Haupt prasseln, so ist's nicht zum Erstaunen, wenn sich eine Sehn sucht nach den stillen, sich wohlig uin die Glieder schmiegen den Wassern des WeiherS von ehedem regt Keinen, der die Entwickelung der Oper und der Musik überhaupt im letzten Jahrzehnt anteilnehmcnd begleitet hat, kann die Erscheinung befremden, daß das Verlangen nach dem leichten und bequemen Genuß und den Wonnen de« lu-I eanto sich nachdrücklicher geltend macht. „Lucia von Lammermoor", im Libretto von trostloser Dürftigkeit und Armseligkeit hat um de« Reichtum« schöner und gefälliger Melodien willen seit ihrem ersten Erscheinen (IK3S) immer al« eine« der besten Werke Donizetti» nächst der „Lucrezia Borgia" gegolten Ihre Wiederaufnahme erweist sich insofern al« glücklicher Griff, Dresden, 8. März. Ihre Hoheiten der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und der Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg sind gestern nachmittag hier eingetroffen und haben im Königl. Residenzschlosse Wohnung genommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ober-Telegraphenassistent August Friedrich Hermann Dreßler in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Ka ser und Könige von Preußen verliehenen Kronen - Orden 4. Klasse ansege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hotelbesitzer und Post halter Jäger in Annaberg das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehene Ritterkreuz 2. Klaiv des Ordens Albrechts des Bären annehme und trage. worin Ma immer wieder Trost fand. Und die Zeit war noch nicht gekommen, wo die Mas sich die Frage vor legten, ob sie c« sich nicht schuldig seien, ihr eignes per sönlichetz Leben zu verwirklichen." Wenn eS nun aber zu den Bedingungen dieses persönlichen Lebens zu gehören scheint, daß jedes Mädchen ihrer ersten NeigungSregung unbedingt folgt, wenn Jung-Norwegen fordert, daß in jedein Falle dem armen und bedrängten Bewerber vor dem bürgerlich wohlgestelltcn der Vorzug zu geben sei, so ist nicht recht zu ersehen, wie daS persönliche Leben verwirklicht und die Mühsal de« täglichen Leben« ins nicht« verwiesen werden soll. Ebenso widerspruchsvoll erscheint die Auffassung des persönlichen Rechtes der Ehegatten zu einander in der erschütternden Erzählung „Großvater". Der junge norivegische Ehemann, der CorpSarzt, hält sich nicht für berechtigt, die Freiheit, die seine Frau Stephanie sich nimmt und von der sie so schlimmen Gebrauch macht, auch nur mit Vorstellungen einzuschränken, aber er nimmt sich dafür da« Recht, die Ehebrecherin vor eine Art Gottesgericht zu stellen Er vergiftet ihre in einem einsamen Landhau« zurückbleibende LieblingSnäschcrei und die schuldige Frau »ßt sich bei einer ihrer dort stattfindcnden Zusammenkünfte mit dein Konsul Wingaard den Tod Hier ist c-, wo mitten in dem modernen Raffinement ein Element alt nordischer Wildheit und heißen Rachedurste« sich regt. Bei alledem aber unterscheidet sich Iona« Lie noch immer zu seinem Vorteil von anderen Norwegern Soweit geht die Parteinahme bei ihm nicht, daß Jung Norwegen um jeden Preis Alt-Norwegen gegenüber verherrlicht würde. Der Hauptmann Carsten Rönnow freilich (in „Hof Gilge") der in Stockholm bejiebt ist und al« Adjutant dahin be rufen wird, muß pflichtschuldigermaßen ein eitler Tropf sein, der durch den Verlust der Braut für sein späte« Ver langen nach Glück gebührend bestraft wird Aber der Dickster 'st doch weit davon entfernt, einmal für allemal nur Licht auf der'einen, nur Dunkel aus der andern Seite den Dreibund! Wir haben es neulich schon abgelehnt, uns »nit den politisch unvernünftigen Betrachtungen dieser Presse, die unisono von der Zersprengung des Dreibundes faselt, näher zn befassen. Man kennt das Verfahren dieser Organe, die ihre Politik nach ihren heißesten Wünschen, nicht nach dem wirklichen Stand der Dinge und Verhältnisse betreiben und stets nach der nämlichen Methode auf den billigen Beifall ihrer chauvinistischen Leser abzielen. Mag es den französischen Blättern immerhin weiter gefallen, die Erschütterung des Dreibundes durch den Sieg Mene- liks in ihren Spalten auszuschreien: die Zeit wird es ja bald mit Thatsachen belegen, daß Deutschland und Österreich-Ungarn keinen Augenblick gesonnen gewesen sind, ihren Verbündeten im Mißgeschick zn verleugnen. Weder die Niederlage in Afrika noch der Rücktritt Crispis könne»» die bestehende Allianz be rühren, denn was dieses Bündnis geschaffen hat und erhalten wird, ist durch die jüngsten Ereignisse nicht verändert worden, nämlich die allgemeine Weltlage und die besonderen Interessen der drei Staaten, die tiefen »vealistlschen Glaubens an die Macht echter, tiefer Empfindung, an die Lebenskraft und den Lebensmut eines neuen Geschlechts ausgezeichnet. Es ist wunderbar zu sehen, wie der ursprüngliche einfache Zug der germanischen Natur in Lie« Erfindungen und Gestalten mit der fran zösischen Schule oder besser der französischen Manier in Kampf liegt, der sich die talentvollen Nordländer ange- schlosscn, ja untergeordnet haben. Immerhin siegt in Lie« größeren Erzählungen die Macht eine« ursprünglichen Ge fühls und einer von ihm erfüllten Natur meist über die entgegengesetzten Mächte des Leben«, und sowohl die Cie schichte der schönen und stolzen Inger-Johanna, die lieber ein glanzloses Lcbcn wählt als ihre Liebe verkauft in „Hof Gilje", wie die poetische Gestalt der jugendlichen Terna, die aus dem Untergang ihre« Hause« als glück liche Erbauerin eine« neuen, reineren cmportaucht/ sind er reisende Zeugnisse für die unausrottbare Sehnsucht einer echten Tichterseele nach Glauben, nach seelischer Reinheit, nach innerem Glück/Dicht neben dieser Sehnsucht stehen dann die herber, Schilderungen au« der Durchschnittsivelt, in der lebendige Eindrücke de« Dichter« und gewisse modische und tcn- dcnziöse Überlieferungen sich begegnen. Auch Lie steht neuerlich dicht neben der Gruppe der Erzähler, die den Wert der ,nenschlichen Naturen und Herzen von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Partei oder Schule abhängig machen und die tiefen klaffenden Widersprüche, die dabei ent stehen, qarnicht wahrnehmen wollen Charakteristisch ist zun Beispiel in „Hof Gil,e" die Darstellung de« ab- aemattcten, in HautzhaltungSsorgen und Sorgen um die Kinder aufgegangeoen Leben« der Frau Hauptmann Jäger, wir sehen die Frau vor der Zeit alt geworden vom Er tragen kleinlicher Nörgeleien, alt von Mühen und Be schwerden, alt durch die ewigen Versuche mit wenig Geld viel auszurichtcn, alt vom sich beugen und krümmen, vom beständigen Bestreben unbekümmert outzusehen „Allein man lebt ja nur für die Kinder Da« war der Trost,
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