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Dresdner Nachrichten : 20.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-20
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.06.1899
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V«»vs-aebS-e dlertellwrli» Mk. r.w. timb b» Dost Ml. 2.7». D» »millmie »»» »nkü»dlg»»2k» ipr die n^Me Nummer eftolat iu der Dauvtaeschailsllelle, Manenirr. 3». u. in den Nedenqnnakiniclicllen v vorm. LdiSSllurNachm Sonnioos nur Manenirr. 3« v. n-'/.r UKrMittaiS. Anzeigentarif. DIelivaltigeGrund,eileica »Silben» I» Vi. .Anlundiannaen ani der Nrivat- eeile iiir Monlaae oder nach liclttaaen 'ü Via. Mir Sainiliennachnchten rc >. de«, so Di. — Auowärtiac Aufträge nur aeaen Dorankbcmbluna. ileadiStter wird m io Pi. berechnet, "ückgabe einaeiandier Schnft- cke kein« Verbindlichkeit, kernlvrechanichlub: I N-. ir u. Ur. Sk)0». dner Skachrichien erscheinen tailich Moraeni. 44. Jahrgang. I'atL- unä Uekstoforaot I Rs Oexriinäst 1843 8tvoli- unä Ilt bietst stets nur äs.« dioueste unä Last« ru killigstsn Kreisen. Teiegl.-Adresse: Nachrichten, Dresden. kloxekLösäeLMel i» greater «cieusdl biUIgrt! frieöi'ieli kappiZek Pgenuber Z üsbm. L«A fsdriic kirckikofflstr. wolltvvi'kruul kortixl rum ^.nIsMn kos länger- unä Uanä-Verlstriingsn. K wüViL»Ib4i«»> kür Ksbrilceo. 8nmar>ter-Vnrvins, Douristsn, K H» Ksuervskren, Ikaäfakrvr st«. ^r°U." L'L'ttNL 8r;kn8tervrei,«iivs3sv ' vmuisxist und OrtlikchL-I. Leko Vallstr. U OavissolldaNz wLssigs Kreis» kevirb». mul Var»«», in »1t. 8t»»tsn, lisurir«»» tLnglsr unä öobr»aoL^ zlir»t»n-3okll^>. Unstsrsnsstslliin^ Lnsknnkt Icostsnlos. dal and. Lm» ll. »r. 20 mnuner: f klm» tt«l»ti«It, Ins-, n. k»tent-^n». -«»kapior-ksbrik-l^sor *- :-i kspler-vrossodgllSwiig «o» «Nss ^ pMplse-r, 8« I>„Iii»tn>«n^,,. Net,<>r>I> « »»verlu mul I'»r>,,en. I-«-rL-»l» »l< . »»«iilen- uaä !'»«<>«,>,»,,,«,« »Nsr korwai» ^ aalt Lollso, dücvcs utlor iu chui t-'iu ir 0ln»-ek!.»ae>»>1or ^rttküi. «vlogsudsitspustsv. — k>Um!.ls krsi,,. — I>ro,opt»st» üsäioaaax. M kdotosraNdw m KsM 8 MM. ftpeeialitäten: Iitr»«1ei- unä V>ve»pp«a-zri»k» >>»lirn«n, Visitdorten-Ldotoftrilpkisn 12 8t. 6 LI., lobensxrosss Lrustbfläer iu Osl oäsr LiiSteU van 100 iUü. an in nnsrÜLllnt ünnstlorised. ^nstudrun?. IvtLt: VLiZSllkLllS8tra88v LS, MgsnUber äem siwmaüxvu Vietoriu-Hotel. k'«v«8pnee;t»«vr tt mt I, 41888. Nr. 1SV. KliMl: Deutsche Wehrmacht. Hosnachrichten, Innungen, Jubiläumsstiftimg, Maurerstreik, Gaukegeln, Alpenfahrten, Gerichtsverhandlungen. Muthmaßl. Witterung: Heiter. Die»stall,2V.Juni 18SS. Hit 6ow 1. ^uli bexiout äls 8»m!IÄ>Il!8 III.V«IWM vsr öeruxsprsis bsträst I>«i äeu Xaisorl. Lostuostaltsu im vsutsedoo ksieds 2 28 II»;. um -Vuslanüs mit «utspreedsuäem Lostrusedlag). vieienixen vvslcd« cli« LestsIIunx kei inror kostaustalt uooli uielit srnsusrt dnbon, »ollen «lies sofort d«» «vir»«», äamit »w l. .luli iu äer ILustsIIuvs ävs Llattes Ilsius LutorbrecllUlltr sintritt. ver Lsruxspreis kur vrosrloo unä äio Vororts VI»8«Hvttr, I'I.iok-» onil L,vbtan bstrsxt dsi 2u- stellullF äse Llattss äurok unser« Loten s ALIr. Dos LrnsuerunA äsr LesteUunA seitens äsr bisksriZeu Lsrisdsr ist nickt srkorävrlied, äa äis Lsitunx odns Unter- drsekunA »sitsr xeliekert »irä. oImuiiK8veräväerunKvü bitten vir unter xsnauor -knMbg äor alten unä neuen Vkaknuog mö"Iiclist srllrlNIioli oioixs Daxo vorder in äsr uotsrrsioooston llauptgoscdüktsstslls oäer einer äsr ki.llll»dwestollso ru mvläen. Sesokättsstells äor „vrosäaer Hückriodtoll" ALrioostrssso 38. äiiiisbmMelleii für ällreixeii lmü keriiUf>e8t«IIlU!Z«>ll: Qlrosse lktlostorgas««; 8, äokannss kässlsr; ILSnI^sdröolter^tr. SN, b'ritr 6ilbsrs; »ürA«r«tr. 441, Lied. Idle; Llold« I^IUniltror- un,I LIibr«rI>t88lr., Ulbert Laul; 8a<I»8«n-4II«o IN, Lränmnn Ikinilork; Lollnorstr. >2 (Loks Striossnerstrasss), ülar Loli; I4I«r«ediir8«r8tr. 2, Otto kilr; 8«4iiirer8tr. «8, Lust. >8sxlor; Dll>Ion«I«tr. 17, Otto Lisolioa; In 8Ia««wlltLi DoHtowitriorbilr. 2, Loior. Msdlinff; In lOütitau: 4Vll8«>rutrer8tr. ll, 0 ^ Oötrs; ««t8vvi1r!vr8tr. SI, .ariliur 8okmiät; Iu k^Iooon: ILirolisti »88« > unä »«issrvttrvr- 8tr»88« 2v, Lrikur Llattdass. Die deutsche Wehrmacht. <Jm Anschluß an den Leitartikel in Nr. ILS.) Ein Vierieljahrhundcrt ist vorübcrgegangen, seit im neuen Deutschen Reiche das Neichsmilitärgesetz veröffentlicht und zum Gemeingut der deutschen Nation geworden ist. Durch dieses Ge- icsj, welches das Datum vom 2. Mai 1874 trägt und Anfang iluni desselben Jahres zur Einführung gelangte, wurde für das das Bindeglied unseres junggeeinten deutschen Vaterlandes bildende Heer die Grundlage gegeben, zur nachhaltigen gleichmäßigen Aus bildung, wie für die jährlichen Berathungcn des Reichshaushaltes. soweit sich dieser mit der nationalen Wehrkraft befaßt. Hervor- gegangen aus der Heeresrcform vom Jahre 1860, dein bedeut samsten Werke des damaligen Königs Wilhelm I. von Preußen, hat eS unter unserem großen Kaiser Wilhelm I. seine würdige Ausgestaltung erhalten. In der Thronrede vom 26. April 1874 bezeichnete Kaiser Wilhelm dasselbe als ein „hervorragendes" Ge setz. In der That ist das Rcichsmilitärgeictz eine der großartigsten gesetzgeberischen Thaten der Aera Bismarck — Rovn — Moltke. In nur 72 Paragraphen zerfallen, regelt es in den beiden ersten Abschnitten die Organisation des deutschen Heeres und dessen Er gänzung, die Kriegsformation des Heeres und Landsturmes, die Disziplinarvorschriftcn und Ehrengerichts-Verordnung, andererseits die Aufbringung und Vertheilung des Nekruienbcdarfs, dieMilitär- und Gestellungspflicht, den ein- und mehrjährigen Areiwilligen- dienst, die Zurückstellung und Befreiung vom Militärdienst, die Ersatzreserve und die Zusammensetzung der Ersatzbehörden. Der dritte Abschnitt handelt vom aktiven Heere und beschäftigt sich mit den Angehörigen desselben, mit deren Gerichtsstand, ihrer Verehe lichung. der Uedernahme von Vormundschaften, Grundbesitz und Gewerbebetrieb, Soldatentestamenten. Zwangsvollstreckungen und der Besteuerung, der Nebernahme von Gemeinde- und Kirchen- ümtern, dem Wahlrechte und der Theilnahme an politischen Ver einen und Versammlungen. Der vierte Abschnitt enthält die Be stimmungen über die Entlassung aus dem aktiven Dienste. Der für die breiten Massen des Volkes wichtigste Abschnitt ist un bedingt der fünfte, der sich mit den Pflichten der Mannschaften des Beurlaubtenstandes besaßt. In demselben finden in gedrängter Kürze die Kontrole, die Hebungen, die Beurlaubung in das über seeische Ausland, die Entlassung aus der Staatsangehörigkeit, die unerlaubte Auswanderung, Fahnenflucht, Selbstverstümmelung, die Straffolgen der Kontrol-Entjiehung. die Verehelichung, die Wledereinbeiufung und Unabkömmlichkeit und die Naturalisa tion Erwähnung und Erörterung. Zehn Novellen haben im Laufe der vergangenen 25 Jahre zu einem den Zeitforderunyen entsprechen den Ausbau« der deutschen Heereseinrichtungen beigetragen. Die JriedenSpräsenzstärke, wie die Heeresformation selbst, die Wehrpflicht im Allgemeinen» die der Geistlichen im Besonderen, die Ersatzbehörden und die Ersatzvertheilung haben durch diese Novellen wesentliche Veränderungen erfahren. So sind beispiels weise an Stelle der ursprünglichen 18 jetzt 23 Armeekorps ge schaffen worden. Welche schweren politischen Kämpfe die Berath- ung dieser Novellen zeitigte, erhellt am besten ans der zwei maligen Auflösung des Reichstages, die sowohl im Jahre 1887 wie 1893 veranlaßt wurde durch die Ablehnung der auf die Heeres organisation bezüglichen Anträge der Reichsregierung. Bei den Auflösungen folgte die Annahme der bezüglichen Militärvoclagen durch die neuerwählten Volksvertretungen auf dem Fuße, als Zeichen, daß die dieselbe bekämpfenden Abgeordneten sich nicht !m Einverständnisse mit der Wählerschaft befunden hatten, welche den Schutz Deutschlands einem kaiserlichen, aber keinem Parlaments- Heere anvertraut wissen wollten. Wie oft hat der Altreichskanzler mit zündendem Worte eingegriffen in die Rcdekämpfe, die meist um Nichtigkeiten und aus Prinzipienrciterei entbrannten! Wie hochbedeutsam charakterisirte der Schlachlendenker Moltke den er zieherischen Werth unserer Heereseinrichtungen, als er sagte: „Keine Nation hat bis jetzt in ihrer Gesammtheit eine Erziehung genossen wie die unsrige durch die allgemeine Wehrpflicht. Nicht der Schulmeister, sondern der Erzieher, der Stand hat unsere Schlachten gewonnen, welcher die Nation erzogen hat zu körper licher Rüstigkeit und geistiger Frische, zu Ordnung und Pünktlich keit, zu Treue und Gehorsam, zu Vaterlandsliebe und Mannhaftig keit!" Ter 14- März dieses Jahres, wo bereits Telegramme in alle Welt die Ablehnung der Heeresverstärkung meldeten und nur in letzter Stunde durch ein Nachgeben in der Form seitens der Reichsregierung das Wesentlichere, nämlich der hauptsächliche In halt der Vorlage gerettet und damit dem Volke ein schwerer Kon flikt erspart wurde, redete wieder eine deutliche Kampsessprache. Während durch die Veröffentlichung der Militärstrasgcrichts-Ord- nung am 1. Dezember vorigen Jahres die eine der s. Z. im Neichsmilitärgesetz gegebenen Versprechungen eirgelöst wurde, ist die im 8 14 Absatz 3 des Gesetzes enthaltene Verheißung: „Ein Gesetz wird die Vorbedingungen regeln, welche zum einiährig-frel- wllligcn Dienste berechtigen" noch immer unerfüllt geblieben. Und doch khut gerade dem einjährig-freiwilligen Dienste eine gesetzliche Regelung dringend noth, wenn das Ziel nicht verrückt werden soll, welches für Einführung dieses Privilegs maßgebend war. nämlich jungen Leuten von Bildung gewisse Vortheile bei Ableistung ihrer militärischen Dienst-Verpflichtung zu gewähren, um dem Heere einen Nachwuchs an Offizieren des BenrtanbtenstandeS zu sichern. Die wissenschaftlichen Ansorderungen sind im Laufe der 25 Jahre jo herabgesetzt worden, daß dieser Zweck nicht mehr er reicht wird. Es ist zu hoffen, daß das Neichsmilitärgesetz auch in der ferneren Zukunft jene Ausgestaltung erfahren werde, die es den Wünschen seiner Schöpfer nach erhalten sollte und die es nach seiner ganz außerordentliche» Bedeutung für die Existenz unseres deutschen Vaterlandes gebieterisch fordert. Ein eigenthninliches Spiel des Zufalles will es. daß zu der Zeit, wo das Tenlsche ReichSmilitär-Geick das 25jährige Jubiläum seiner Entstehung feiert, Vertreter Deutschlands im Haag weilen, um an den Bc- rathungen über die Hecresabrüstnng Theil zu nehmen. Wir sind gewiß, daß an den Fundamentatgcsctzen unserer Heereseinrichtungen nicht gerüttelt werde» wird, sichert doch nach des großen sieg reichen Friede nskaisers Wilhelm I. eigenen Worten das Militäraesetz dem deutschen Heere dauernd diejenige Organisation, in welcher die Gewahr für den Schutz unseres Vaterlandes und für den Frieden Europas liegt. Fernschieib- uud Aenisprech-Berichte vom 19. Juni. * Paris. Eine Note der Agenee Havas nietdct: Waldeck- Rousscau begab sich Abends wieder zu dem Präsidenten Loubet und theilte demselben mit, daß er sich zu seinem großen Bedauern gezwungen sehe, den übernommenen Anstrag zur Kabinctsbildung abzulehnen, weil er nicht mit allen Kollegen, deren Mitwirkung er erbeten, ein Einvernehmen habe erzielen könne». Berlin. Reichstag. Aus der Tagesordnung steift zunächst die dritte Lesung des H a » d cIsP r o v is o r in ms mit England. Es liegt hierzu der Antrag von Heul zu Herrnsheim (ntl.) vor: die Vollmacht zur Gewährung der Meistbegünstigung soll nur gelten gegenüber denjenigen Gebietsthcilen des britischen Reiches, welche auch ihrerseits Deutschland die Meistbegünstigung gewähren. — Staatssekretär Gras Posadowskv bittet, den be antragten Zusatz abzulehnen, umso mehr, als die Vollmacht nur auf ein Jahr erthcilt wird und da er soeben höre, daß auf die diesseitigen Vertragsvorschläge jetzt eine Antwort Englands ab- gegangen sei. Eventuell bitte er. lieber die Vorlage nochmals an die Kommission zurückzuverweisen, wo er bereit sei, nähere Auf klärung zu geben. — Abg. Dr. Lieber jEntr.) tritt für sofortige unveränderte Annahme der Vorlage ein, da man nach den Erklär ungen der Negierung in der Vorwoche den leitenden Stellen ver trauen könne, daß sie die deutschen Interessen wahren werden und da ohnehin schon der Antrag Kanitz znm Zolltarisgesetz vvrliege. Auch sei zu erwägen, ob nicht der Zusatz die Stellung unserer Regierung bei den Verhandlungen mit dem Ausland eher schwächen als stärken würde. — Abg. Brömcl jsrcis. Ver.) spricht sich im gleiche» Sinne aus. — Abg. Dr. R ö s i ck e - Kaiserslautern <Bu»d der Landwirthe) ist mit der Haltung der Regierung nicht cinverstttiidcn. — Abg. v. Kord orff (NeichSV ) tritt für den Antrag Helft ein. — Abg. Liedermann v. Sonncnberg lReichsp.) empfiehlt trotz der Geschäftslage die Zurückverweisuna an die Kommission. — Staatssekretär v. Bülow äußert sich dahin, durch Abg. Lieberniann v. Sonnenberg veranlaßt, müsse er nochmals unsere Politik aus Samoa beleuchte». Wir würden dort den Nechtsboden nicht verlassen, noch unS von demselben ver drängen lassen. Wir würden unsere Rechte unbedingt dort be haupten. keine Acnderung werde ohne unsere Zustimmung durch- gesührt werden können. Von unseren Dcleairten läge eine tele graphische Nachricht vor, deren Inhalt er mitrheilen wolle, obwohl sie im Wesentlichen nur schon Bekanntes enthalte. Mit den Waffenlieferungen sei bereits der Anfang gemacht. Nicht aus geschlossen sei, daß dem Kampse der Hmipttinge durch Abschaffung des Königthums werde ein Ende gemacht werden können. Die verhafteten Deutschen seien in Freiheit gesetzt worden. Nach Ordnung der politischen Verhältnisse werde die Kommission zur Entichädigungsfrage Stellung nehme» : erst müsse aber die Rübe wieder hergestellt werden, die in einer Weise gestört gewesen sei. welche das deutsche Rechtsgesübl schwer verletzt habe. (Beifall, Gegenüber den Streitigkeiten der Häuptlinge werden wir nicht Partei ergreifen. Einer Aufgabe sind wir uns aber noch bewußt daß nämlich die Deutschen dort Entschädigung erhalten, sowohl für die Störung in ihrem Eigenthumsrecht, wie auch für die wide> rechtliche Beschränkung in ihrer persönlichen Freiheit. (Beifall rechts.) Wir werde» nicht unterlassen, daß ihnen ihr gutes Recht werde: wir werden nicht um Haaresbreite von unserem guten Recht abweichen, aber wir werden die Sacke niit ruhiger lleberlegung und mit kaltem Blute behandeln. — Abg. Tr. Lieber (Centr.j erklärt, nach diesen Ausführungen würde seine Partei für Rückoerweisung der Vorlage stimmen. Nach einzelnen Be merkungen des Abg. Dr. Hahn (Bund der Laiidwirihe) beschließt das Haus die Nückverweisnng der Vorlage. — Es folgt die erste Lesung des Gesetzentwnrss, betr. den Schutzdes ge werblichen Arbeitsverhältnisses oder den von den demokratischen Blättern als Ziichthansvorlage vielgenannten Gesetz entwurf. — Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Noch che der Gesetzentwurf, der uns heute beschäftigt, dem Reichstag vorgelegt war, wurden lebhafte Angriffe gegen denselben erhoben, sowohl in der Presse, wie auch in öffentlichen Versammlungen. Diese Angriffe haben auch bereits im Reichstag mehrfachen Ausdruck gesunden, und doch bringt das Gesetz nichts Neues und Un erwartetes. Schon vor acht Jahren hat der Minister v. Berlepsch die spätere Wiederaufnahme der damals abgelehntcn RcgicrnngS- vorlage mit den gleichen Ziele» ansdrückticb in Aussicht gestellt. Nach den Erfahrungen, die man in der Zwischenzeit bei Ansständen gemacht hat, konnte Niemand vorailSsetzen. daß die verbünde ten Regierungen ihre Absicht dauernd ailfgeben würden, den Terrorismus, der bei Ansstcindcir den Arbeitswilligen gegenüber angcweiidet werde, energisch zu bekämpfen. Die abfällige Kritik an der gegenwärtigen Vorlage wird nun insbesondere von der sozialdemokratischen Partei in leidenschaftlicher Weise ausgeübt', und zwar ohne Zweifel aus dem Grunde, weil sie die Folgen des Gesetzes ihren Interessen für nachtheilig hält. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Glocke des Präsidenten. Präsident: Ich bitte, den Herrn Reichskanzler nicht zu unterbreche»!) Reichskanzler Fürst Hohenlohe, fortfahrend: und befürchtet, daß die Macht, weiche sie ans die Arbeiter ansübt. dadurch beeinträchtigt werden konnte. Daß diese Besorgniß nicht unbegründet ist, muß ich zu geben. Ich begreife deshalb vollkommen, daß die Herren der loziaidemokratischcn Partei den Gesetzentwurf bekämpfen. Was ich aber nicht begreifen würde, wäre, wenn dieienigcn Parteien, deren Bestrebungen weder ans die republikanische Stantsform, noch auf den Kollektivismus abziete», sich auch an der grundsätz lichen Bekämpfung des Gesetzes betheiligcn wollten. «Lachen links, sehr richtig rechts.) Run, meine Herren, das Koalitionsrecht der Arbeiter soll nicht im Geringsten beschränkt werden. (Lachen links.) Arbeitgeber wie Arbeitnehmer besitzen nach wie vor das Recht und die Möglichkeit, sich zur Einwirtnna aus die Gestaltung der Arbeitsbedingungen behufs gemeinschaftlicher Verabredung zu- sammeiizuschließen : Arbeiierausstände bleiben, wie bisher, möglich. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Es ist eine Uedertreibung, wenn man behauptet, daß den Arbeitern die Möglichkeit ab- geschnitten werden solle, bessere Bedingungen für ihre Arbeiten zu erhalten. TaS Gesetz soll lediglich die Beschränkung der Willens sreiheit des Einzelnen durch Terrorismus, vor Allem aber das Treiben gewerbsmäßiger Agitatoren und Hetzer verhindern. Wen» wir das Gesetz erst m letzter Stunde vorgelegt haben, so lag der Grund der Verzögerung i» Hindernisse», die die Verbündeten Regierungen zu beseitigen nicht in der Lage waren. So kam das Ende der Tagung Hera». Nach den feierlichen Ankündigungen der Thronrede und seit Gerüchte über den Inhalt des Gesetzes tendenziös verbreitet wurden, dursten die verbündeten Regierungen nicht zögern, das Gesen dein Reichstag vorzulcaen, und damit die künstlich geschaffenen Besorgnisse zu zerstreuen. Wenn ich nicht irre, ist dieser Zweck erreicht. Jeder Unbefangene wird zugeben, daß die verbündeten Regierungen noch aus dem Standpunkt stehen, ans dem sie 1890 gestanden haben. Ich hoffe, daß wir. wenn auch nicht jetzt, doch bei späteren Verhandlungen ein Gesetz zu Stande bringen werden, das die Interessen der Arbeiter zu schütze» ge eignet ist. «Bravo rechts.) — Staatssekretär Graf Posadowst» . Die Gegner jagen der Regierung nach, sie wolle das Koalitione recht nur formell aufrecht echalten, thatsächüch aber eS den Arbeitern nehmen. Diese Behauptung ist unrichtig, und das wissen auch Ticienigcn, welche diese Behauptung anfstellcn Die Regierungen denken gar nicht daran, das Koalitwnsrcclft aus zuliebe» oder zu beschränken, sie wollen vielmehr den ArbeitS- willigen die Arbeit sichern. Sv. wie die Soziatdeiirvtraicu gegen die arbeitswilligen Arbeiter Vorgehen, wird diesen die persönliche Freiheit beschränkt — (Lebhafter Widerspruch links; Unterbrechung — Präsident Graf Ballestrem: Ich bitte dringend, die Mitglieder des Bnndesraths nicht zu unterbrechen. Ich werde nachher dafür Sorge tragen, daß auch Sie nicht von den Mitgliedern des Äuirvesraths unterbrochen werden. Große Heiterkeit.) Redner, fortfahrend: Sie, zur Linke» gewendet, legen die Koalitionsfreiheit m einem Sinne aus. welcher mit einer wirklichen persönliche» Freiheit der Arbeiter und Arbeitgeber nicht vereinbar ist. Die Koalitionsfreiheit schließt doch auch das Recht für die Arbeiter in sich, sich von einer Koalition auszuschließen. Redner weist an der Hand von Citaten ans dem „Vorwärts", der „Neuen Zeit" rc. und ans Ausdrücken sozialdemokratischer Redner nach, daß die sozialdemokratischen Arbeiter das Recht für sich in Anspruch nehmen, auch mit unberechtigten Handlungen zu drohen. Offenbare RechtSwidrigkeitcn seien für sie Voraussetzungen des Koatttionsrechts. Der Staat, der das dulde» wollte, würde das Schwert aus der Hand legen. Das Streitposlcnstehcn wird als harmlos lftngestelli. läuft aber in Wirklichkeit ans die schwerste» Bedrohungen und Einschüchterungen hinaus. Redner will die schwarzen Listen nicht vcrtheidiacn. aber die Arbeiter hätten ja genau das gleiSe Recht in ihrem Bohkott. Die Koalitions- s'd? 3 3 2. 77 rr « § L » ^ ili^- /-r—-- c> -> reihest, wie die Sozialdemokraten sich dieselbe denken, hat ein Janus gesicht : auf der einen Seite gesicherte Freiheit, auf der anderen Seite absoluten Zwang. Und da muß der Staat dafür sorgen, daß die Arbeiter stets das eine Gesicht zu sehen bekommen: ge sicherte Freiheit. Die Sozialdemokraten wollen einen Staat im Staate bilden; sic haben ihre Polizei, die sogar Aktenstücke aus Ministertischen holt. lHeiterkeit 1 Ich selber habe ja diese Er-
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