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Dresdner Journal : 29.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790529
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-05
- Tag 1879-05-29
-
Monat
1879-05
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 29.05.1879
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W ISS 1878 Donnerstag, den 29. Mai. lm ssAN««» L«ut»«N«a Rotel»«: IlLrUod: . . 1» »tnrll. ^LkrUed: 4 blurlc LO kk. Linrelo« Xunuoern: 10 kk. 4—rd«1d ä«ä«ut»cden keiod« tritt?o»t- uuä 8temp«lru»epl»g dineu. lusernttnprei»« r k^Ir äeu Kama «iu«r ^apaltvuaa katitamte SO kk. Outor „Lia^««u»ckt" cli« L«Us 50 kl. LracLet»«»: Ds^llvd mit Auonudme cksr Lonn- mrä ksisrta^k 4b«ock» 5klr cken solbsaäev D»8 Dres-nerImimal. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. Io»eruttn»»»»I>»e »»»»Art«» LaipatU: Lea»»ck»tetter, LommiaeiooLr 6« vr—iaer Journal»; IlmndniU - R«rU» Vt«n Ulpntx L»»,I - Ln,»I,a kraakkar t « N: Aaoeenrte»»» st FoAler, LerUa Vt«a-L»wdar^ Rr»E-L«tp«iL Rr»n41Nrt «. ». «Saed,»: L/o«e, »arU»: S. Lornict, /nvalickenckani:, Rr«w«n: L. Lcälc/tte; Lraelaa: L. Llan-e»'» Lürvau; 0ü«mLil,: Fr : Vr»a4tart ». ».: L ^ae-er'eetis u. F v Werrmann »LÜS öuedduucklungi VSrUti: 5/ ^kü//er : Rmmor»r: (,' Sc4«e«rer, karii L»rUa-rr»LLtart ». H. »latt^art: Da«-e L ^o.,- Lundnr,: F Lle^ckAen, Ättner. N » r » a » 8 « b » r r kvviul. Lrpeäitiou äe« vroscknor Fommat», vreeäea, Lvio^emtr»«»« Ho. SV. Amtlicher Theil. Dresden, 26. Mai. Se. Königliche Majestät hat dem Vorstand de« Gerichts«mt« Falkenstein, Amtsrichter Ludwig Otto Lobeck, das Ritterkreuz I. Klafft vom Verdienstorden zu verleihen allergnädigst geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der in Sachfen staatsangehörige Schriftsteller Julius Schanz zu Rom da» von weiland Sr. Majestät Victor Emanuel II., König von Italien, ihm verliehene Ofsizier»kreuz de- Orden» der italieni schen Krone annehme und trage. Nichtamtlicher Theil, uedersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Stutt gart. Dessau. Wien. Feldkirch. Buda-Pest. Paris. London. St. Petersburg. New-Jork.) Zur Orientfragr. Ernennungen, Versetzungen rc. im ösfentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Glauchau. Nossen. Berggießhübel.) Statistik und Lolkswirthschast. Eingesandte». Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Deutscher NeickStag. (Sitzung vom 27. Mai.) Börseuuachrichtrn. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Mittwoch, 28. Mai, Nachmittag» ^2 Uhr. (Privat-Tel. d. Dresdn. Journ.) Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Krau Prin zessin Georg, sowie Ihre königl. Hoheit die Prin- zesfin Mathilde statteten heute Mittag 12 Uhr der KunstgewerbeauSstellung einen Besuch ab. Ihre königl. Hoheiten, welche am Eingang von der LusstellungScommisfion empfangen und be grüßt worden, widmeten sämmtlichen Abtheilungrn der Ausstellung sichtliche» Interesse. In dem Vor garten war die Kapelle He» 8. Infanterieregiment» Nr. 107 „Prinz Johann Georg" aufgestellt. Berlin, Mittwoch, 28. Mai, Nachmittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung de» Reichstag» staud zunächst auf der Tagesord nung die dritte Berathung des SperrgesetzeS. Nachdem der Abg. vr. LaSker die Beschlüsse der zweiten Lesung kritisirt hat, begründet der Abg. vr. Zinn sein Amendement zu 8 1, welches dahin geht, daß die Zölle auf Roheisen rc., Tabak und Wein nach Maßgabe der vorliegenden Gesetzentwürfe fofort pro- vifonfch eingeführt werden können. Der Reichskanzleramtspräfident Hofmann bittet dem gegenüber, an dem Befchlufse der zweiten Lefung festzuhalten, und wiederholt die bei der zweiten Lefung geltend gemachten Gründe. Gegenüber der gestrigen Aeußerung de» Abg. v. Kleist-Retzow verwahrt Hofmann die Regierung dagegen, daß sie durch ihre Zustimmung zum Abwarten der Beschlüsse der zweiten Lesung einer unmoralischen Spekulation Vorschub ge leistet habe. Abg. vr. Lasker polemisirt gegen den Beschluß der zweiten Lesung nach dem Amendement Windthorst's und spricht sich namentlich gegen den Petroleumzoll aus. Abg. v. Benda befürwortet die Commissionsbeschlüsse. Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Die Kunstausstellung. (Fortsetzung zu Rr. 11».) Bekanntlich sind die historischen Gemälde schon seit langen Jahren quantitativ in der Verminderung begriffen, nicht bloS in Bezug auf religiöfe, fondern auch weltliche Themen und Begebenheiten. Die Genre bilder, deren geistige Scala sich in neuer Zeit erwei tert und verliest hat, nehmen großen Theils die Stelle der vorigen ein und sind die Lieblinge des PublicumS, auch in Bezug auf pecuniäre Werthfchätzung zu nie geahnter Höhe emporgestiegen. Zu den besten Historienbildern unserer Ausstel lung, obgleich für feinen bedeutenden Gegenstand im befcheidenen Format austretend und auch dadurch ganz dem Wesen des tüchtigen Meisters entsprechend, gehört ein Gemälde, welches sich im Besitz Sc. königl. Hoheit de» Prinzen Georg, Herzog» zu Sachsen, be- sindet. ES ist ein Schlachtdild von dem in diesem Fache bewährten und beliebten Meister, Obrrstlieute- nant v. Götz: „DaS 13. Jägerbataillon erobert in der Schlacht bei Sedan am 1. September 1870 eine Mitrailleusenbatterie." ES ist wichtig, einen kurzen Blick auf den geschicht lichen, für den Kriegtruhm der sächsischen Truppen so ehrenvollen Moment zu werfen. DaS 2. Jäaerbatarllon Nr. 13 war am Morgen de» 1. September 1870, dem Tage der Schlacht bei Hierauf genehmigte der Reichstag in dritter Lesung daS Sprrrgesetz nach den Beschlüssen der zweiten Lesung (vgl. den Sitzungsbericht in der Bei lage) mit einigen unerheblichen Aenderungrn in den §tz 3 und 4. Versailles, DienStaa, 27. Mai, AbrudS. (W. T. B) In der heutigen Sitzung deS Senats wur den bei der Wahl von 2 lebenslänglichen Sena toren der Kriegsminister, General GrrSley, und der Marinemimstrr, Admiral JaurSguiberry, ge wählt. (Die Landidaten der Rechten waren der ehe malige kaiserliche Minister Pinard und der ehemalige Deputirte Marquis d'Andelarre, ein Bonapartist und ein Clericalcr ohne bestimmte Parteifärbung.) In der Deputirtenkammer brachte Clemenceau (Radicaler) einen Antrag ein, dahin gehend, pro visorisch die Freilassung Blanqui'S zu genehmigen, damit dieser nach Versailles komme und in der Kammer seine Wahl vertheidigr. Clemenceau be antragte die Dringlichkeit für seinen Antrag; die selbe wurde indessen mit 272 gegen 171 Stimmen abgelehnt. Die Kammer hat den Antrag Raquet'S (Radicaler), die Ehescheidung wieder einzuführen, in Erwägung gezogen. Die zur Prüfung der Krage wegen der straf rechtlichen Verfolgung gegen Paul de Cassagnac gewählte Commission besteht auS 7 Mitgliedern, welche für, und aus 4, welche gegen die strafrecht liche Verfolgung find. London, Dienstag, 27. Mai, Abends. ^W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses wurden mehrere Interpellationen an die Regierung gerichtet. Auf eine Anfrage Otway's erwiderte der Unter- staatSfecretär des Aeußern, Bourke, nichts in dem mit Frankeich stattgehabten Meinungsaustausche gebe Veranlassung zu der Annahme, daß bezüglich der in der ägyptischen Frage befolgten Politik eine Differenz bestehe. „Wir sind", äußerte der Regierungsvertreter, „in der That miteinander einverstanden." Der Staatsfecretär deS Krieges, Stanley, ant wortete Lawson, soweit bis jetzt bekannt geworden sei, seien in dem Kriege gegen die ZuluS 1186 Mann ge- tödtet worden und 86 an Krankheiten gestorben. — Sullivan brachte die Zulufrage weiter zur Sprache. — Im Laufe der Debatte erklärte Gladstone, ob wohl er ebenfalls eine verföhnliche Politik gegen den König Cetewayo befürworte, glaube er doch, daß es nicht angezeigt fei, wegen Mittheilungen von Details in die Regierung zu dringen; er fei davon befriedigt, daß die Regierung sich jetzt den Ansichten der Oppo sition in der Zulusrage genähert habe. — Der Schatz kanzler, Sir S. H. Northcote, erklärte, es fei un- thunlich, jetzt Details mitzutheilen. Im klebrigen bestritt der Schatzkanzler die Behauptung, daß die Regierung ihre Politik nach den Ansichten der Oppo sition abgeändert habe; die Regierung habe nur einen correcten Schritt gethan, ihre Politik fei jedoch un verändert. Hierauf wurde ein Antrag, daS HauS wegen des Pfingstfestes heute bis zum 9. Juni zu ver tagen, angenommen. St. Petersburg, Mittwoch, 28. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Unterrichtöminister hat so eben ein Rundschreiben an die Vorsteher der ver schiedenen Lehrkreise erlassen, wodurch diese ange wiesen werden, besonders vorsichtig iu der Aus wahl der Lehrer uud Erzieher zu sein, um dem ruchlosen Einwirken der Propagandisten auf die Schuljugend entgegen zu treten. Namentlich handle es sich darum, den Schülern der höheren Gym- Sedan, von der auf Lamoncelle vorrückenden Avant garde des XII. Armeecorps in der Richtung auf Rubvcourl abgezweigt worden, um die Verbindung mit dem Gardecorps herzustellen. Diesem Auftrage entsprechend war dasselbe von Rubecourt in nördlicher Richtung am Rande des Bois-Chevalier vorgegangen, hatte dann, nachdem es Fühlung mit der Garde erlangt, links abbiegend, das Gehölz an einer lichten Sielle quer durchschritten und war plötzlich in ganz überraschender Weise für den Feind in dessen linker Flanke, am Westrande der ge nannten Waldung, gegenüber von Daigny erfchienen. Vor dem Bataillone, in einer Entfernung von etwa 600 Schritt, mit der Fronte nach links, stand ein Zuavenrcgiment und 2 Batterien in lebhaftem Feuer gefechte mit Abtheilungen des XII. Armeecorps, welche es vergebens versucht hatten, weiter vorzudringen, und für welche augenblicklich die Gefechtslage eine äußerst kritische geworden war, weil der Feind, durch frische Regimenter verstärkt, nun selbst im Stande war, mit Erfolg die Offensive zu ergreifen. DaS Bedenkliche diefer Lage erkennend, schritt daS 13. Jägerbataillon ohne Säumen zum Angriffe. In musterhafter Ord nung und mit glänzender Tapferkeit fiel eS über die Zuaven her, warf sie nach kurzem, aber blutigem Kampfe zurück und entriß ihnen mit stürmender Hand 3 Gefchütze. Dies ist der Moment, welchen das Bild darstellt. An Porttaitdarstellungen sind zu finden: der Com- mandeur der 13. JäaerbataillonS, Major v. Götz, mit feinem Adjutanten, Premierlieutenant v. Hausen, die Hauptleute Walde, v Slchart und v. Welck, Bierfeld- webcl v. Friesen rc. (Fortsetzung folgt.) Auf diesen Gegenstand von patriotischer Tragweite will für heute keine andere Stimmung passen. O. B. nafial- uud Realklassen die Sinnlosigkeit der socia- listischrn Lehren klar zu machen. Konstantinopel, Dienstag, 27. Mai, Vor mittags. (W. T. B.) General Stolypin hat der Pforte die Mittheilung zugehea lassen, daß, nach dem den russischen Militärbehörden der Befehl zu- gegangen sei, die Räumung von Ostrumeliea zu beschleunigen, eS nothwevdig geworden sei, unver züglich für eine Ersetzung der russischen Beamten zu sorgen, welche «it der OccupationSarmre zu- gleich nach Rußland zurückkehren müßten. ES seien deshalb von der russischen Behörde einge borene Beamte, die auS den Fähigsten der Bevöl kerung genommen seien, mit der Verwaltung der verschiedenen administrativen Posten beauftragt worden. Vorbehalten sei hierbei die Bestätigung derselben durch Aleko Pascha, dem die Wahl seiner Untergebenen überlassen bleiben müsse. Athen, Dienstag, 27. Mai, Mittags. (W. T. B.) Der Kinanzminister Deligeorgis ist ge storben. Die geflüchteten kretenfischen Jnsurgentenführer traten hier gestern zusammen, um zu erklären, daß vou kretenfischen Anführern der Schutz England» nicht nachgesucht worden wäre. * DaS einzige öffentliche Denkmal, welches sich bis jetzt in Buda-Pest befand, daS des Erzherzogs Josef, wird künftig nicht mehr vereinsamt sein. Szechcnyi und Deak werden auf dem Franz-JosefSplatze ihre Denkmäler erhalten, und ein dritte-, das von dem be rühmten Romandichter EötvöS, ward auf jenem Platze bereits am 25. d. enthüllt. Adoly HuSzar, ein ta lentvoller ungarischer Bildhauer hat diese Statue mo- dellirt und sie ist in der Wiener Erzgießrrei vollendet worden. Auch Petüfi wollen die Buda-Pester in Stein oder Erz verewigen. * Der Professor der Naturwissenschaften an der Universität Glasgow, Sir William Thomson, wurde am Freitag vom parlamentarischen Ausschuß für elek trische Beleuchtung vernommen und sprach sich sehr zu Gunsten von deren Einführung au»; er glaubt, daß das Licht eine große und nahe Zukunft haben und seine Anwendung bald eine sehr allgemeine, selbst in Wohnhäusern sein werde. Er erklärte, daß, während die Anwendung von einer Pferdekraft nur ein Gaslicht von der Stärke von 12 Kerzen hervorbringe, sie ein elektrische- Licht von einer Stärke von 2400 Kerzen produciren könne. Die allgemeine Einführung des elektrischen Lichtes sei kein leerer Traum der Gelehrten, sondern eine praktische Möglichkeit für die Zukunft Sowohl die glücklichen Folgen dieser siegreichen That, wie die schweren Opfer an Mannschaften und Offizieren sind in der Kriegsgeschichte wie in den Herzen vieler Tausende verzeichnet. Selten vergönnte es das Geschick einem Maler, eine Action darzustellen, bei welcher er selbst als Haupt leiter thätig war. Hier hat sich diese Doppelhandlung, als commandirender Offizier und nachträglich als Dar steller, der im Spiegel der Kunst daS Geschehene fest hält, um so überraschender vollzogen, da ein reiches Können im Gebiete der sinnvollen Composition, der geschickten Zeichnung und Farbe auch dem malerischen Unternehmen wie dem soldatischen Sieg verlieh. Wie immer hat v. Götz die Massen ökonomisch be handelt, die Gruppen klar vertheilt, Gang und End resultat der Action deutlich verrathen. Diese Bewegung der Reflexion, der vorauseilenden Auffassung des Be schauer- ist die einzige Bewegung, über welche der stets an den Moment und an daS räumliche Neben einander gefesselte Maler zu gebieten vermag. Da er nur abbildcn, nicht wie der Dichter in der Zeitfolge erzählen kann, muß das Abgebildcte durch dessen Art und Haltung sofort selbst anfangen, zu erzählen. Und diese Erzählung der lebendigen Bilderschrift darf über daS Fragwürdige keine Zweifel aufkommen lassen, die Episoden dürfen das Interesse nicht vom Strom der Haupthandlung ablenken. Die Einbildungskast wird durch dieses ernste, mit vieler Farbenharmonie und ausdrucksvoller, charakteri stischer Haltung der Köpfe und Portraits durchgeführte Bild lebhaft mit fortgerissen, das Gemüth erschüttert, daS Herz erfüllt von Achtung vor der Tapferkeit und Begeisterung einer braven Truppe. Lagesgeschichte. Dresden, 28. Mai. Ihre königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg nebst Prin- zessin-Tochter Mathilde haben sich heute Morgen zu einem Besuche der Kunstgewerbeausstellung nach Leip zig begeben und werden heute Abend von dort wieder in Hosterwitz eintreffen. Dresden, 28. Mai. Mit der am gestrigen Nach mittag gegen 2 Uhr begonnenen und um 5 Uhr be reits beendeten Ueberführung der derzeitigen Insassen des alten hiesigen Militärhospitals in die Räumlich keiten deS neuen MilitärlazarethS in der „Albertstadt" ist nunmehr der Umzug der ehedem innerhalb Dresdens garnifonirenden Truppen in die neuen Casernements vollständig durchgeführt worden. Die Ueberführung der Kranken erfolgte unter Anwendung der im Kriege benutzten SanitätSttansportmittel. Die alten hiesigen Casernements fallen sämmtlich an die königl. Bauverwalterei Dresden zurück. * Berlin, 27. Mai. Die „N. A. Z." fchreibt: DaS Palais des Reichskanzlers wurde gestern zum ersten Male seit seiner Neugestaltung durch die An wesenheit Sr. Majestät des Kaisers ausgezeichnet, Aüerhöchstwelcher die Gnade hatte, einer Einladung des Reichskanzlers zum Diner zu folgen. Dasselbe fand in dem Saale Statt, in welchem vor nicht ganz einem Jahre die Schicksale Europas geregelt wurden, und ward noch durch die Gegenwart eines zweiten Souveräns, Sr. königl. Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin beehrt. Se. Majestät, dessen rüstiges Aussehen auf alle Anwesenden den erfreulich sten Eindruck machte, war in heiterster Laune und saß zwischen der Fürstin Bismarck und der Fürstin Radziwill. Nach aufgehobener Tafel unterhielt Sich Allerhöchst- derselbe in leutseligster Weise mit allen Gästen und geruhte alsdann unter Führung deS Reichskanzlers und seiner Gemahlin die sämmtlichen Wohnräume des Hauses in Augenschein zu nehmen. Von dem erhal tenen Eindruck augenscheinlich sehr befriedigt, fuhr Se. Majestät um H8 Uhr nach dem Palais zurück. — Dem Vernehmen nach hat der Reichskanzler die Gelegenheit benutzt, um von Sr. Majestät einen mehr monatigen Urlaub in seinen dienstlichen Beziehungen zu erbitten. — Im Zusammenhänge mit der jetzigen Conjecturalpolitik über die Folgen der vom Centrum eingenommenen Stellung wird auch die Frage in der Presse erörtert, ob die sogenannte Amnestie, welche man am 11. Juni erwartet, sich auch auf die Ber- urtheilungen infolge de- Lulturkampfe» erstrecken werde. E- ist die-, wie heute die „N. A. Z." bemerk, müßi ges Gerede, veranlaßt durch die gänzlich falsche Vor aussetzung einer großen Ausdehnung der zu erwarten den Begnadigungen. — Der ReickSkanzler macht heute im „ ReichSanz." bekannt, daß auf Grund deS tz 139» der Gewerbe ordnung der BundeSrath nachstehende Bestimmungen über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Spinnereien erlassen hat: I. Jugendlichen Arbeitern darf in Hechselsälen, sowie in Räumen, in welchen Reibwölfe im Betriebe sind, während der Dauer des Betriebes eine Beschäftigung nicht gewährt und der Aufenthalt nicht gestattet werden II. Für junge Leute zwischen 14 und I« Jahren, welche ausschließlich zur Hilfeleistung bei dem Betriebe der Spinn maschinen verwendet werden, tritt die Beschränkung des § 13L, Absatz 4 der Gewerbeordnung mit folgenden Maßgaben außer Anwendung: 1) die tägliche Arbeitszeit darf 11 Stunden nicht überschreiten; r) vor dem Beginn der Beschäftigung ist dem Arbeitgeber für jeden Arbeiter ein ärztliches Zeugmß einzu- bändigen. nach welchem die körperliche Entwickelung de- Ar beitgeber- eine Beschäftigung bei dem Betriebe der Spinn maschinen bis zu II Stunden täglich ohne Befahr für die Ge- fundheit zuläßt; 3) der Arbeitgeber hat mit dem ärztlichen Zeugniß nach 8 137, Absatz 3 der Gewerbeordnung zu ver fahren. III. In den Räumen, in welche» jugendliche Arbeiter be schäftigt werden, muß neben der nach 8 13», Absatz 3 der Ge werbeordnung auszuhängeudcn Tafel eine zweite Tafel aus gehängt werden, welche die Bestimmungen unter I. und II. in deutlicher Schrift wiedergiebt. — Der Reichskanzler hat dem BundeSrath unter dem 22. d. M. den am 24. Januar d. I. zu Apia abgeschlossenen Freundschaft-Vertrag zwischen dem Reich und den Samoainseln zur Beschluß- nahme vorgelegt. Dem Vertrage ist eine Denkschrift nebst Tabellen, Karten und Actenstücken beigefüat, unter welchen sich auch vorläufige Uebereinkünfte zwischen dem Reich und einigen anderen unabhängigen Inselgruppen der Südsee befinden. Der Bettrag umfaßt 13 Artikel. Die erwähnten Beilagen nehmen mit demselben einen Umfang von 54 Druckbogen in Anspruch Die Denkschrift giebt eine sehr interessante Ueber- sicht über die Geschichte des Bertrages, die diplomatischen Ver handlungen, welche zu seinem Zustandekommen Beziehung haben, und über den Inhalt des Vertrage», sowie endlich bezüglich der Verständigung mit anderen unabhängigen Inselgruppen. In dem Vertrage ist die vollständige Gleichberechtigung Deutschlands mit jeder anderen Ration zur Anerkennung gelangt. Der Ver trag bestätigt ausdrücklich die Eigenthumstitel der Reichsange- hörigen an den von ihnen auf Samoa ordnungsmäßig erwor benen Ländereien und sichert ihnen da« Recht zurHerbeischaffung der für die Ausdeutung dieser Ländereien unentbehrlichen Arbeitskräfte. Hiermit wird denjenigen Bemühungen einZiel gesetzt, welchedaraus gerichtet waren, den deutschen Ansiedlern die Früchte langjähriger Arbeit durch tendenziöse Anfechtung ihrer RechtStitel streitig zu machen, oder die fernere Ausbeutung der, eine wesentliche Grundlage und Sicherheit für ihre Handelsunternehmungen bildenden Plantagen zu erschweren Die im Art. s enthaltene Bestimmung, daß die Deutschen in Samoa von einer Occm>a- tion ihrer Hifuser, Ländereien und Pflanzungen durch krieg führende Parteien befreit bleiben sollen, gewähr« da» vertrags mäßige Recht auf eine Befreiung, welche bis dahin nur auf gelegentliche Abmachungen zwischen dem deutschen Lonsul und den Kriegsparteien vor dem AuSbruch der verschiedenen Bürger kriege beruht hatte, und deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist, so lange die noch streitige KönigSsrage schwebt, und daher die Besahr neuer Bürgerkriege andauert. Um den Samoanern gegenüber den Brundmtz der vollkommenen Gleichberechtigung Deutschlands ausnahmslos durchzusühren, ist im Art. 5 da» Recht erworben, den nahe bei Apia gelegenen Hasen vonSalua- fata zur Anlegung einer Kohlenstation für deutsche Kriegsschiffe zu benutzen, nachdem Amerika durch seinen Vertrag zu gleichem Zweck den Hasen von Pagopago aus der Insel Tutuila erwor ben hat. Die Oberhoheit der Samoaregierung über Saluafata ist indeß ausdrücklich gewahrt, wie dies auch hinsichtlich de« HasenS von Bavau in dem FreundschaftSvertrage vom 1. No vember 1876 dem Königreiche Tonga gegenüber geschehen ist. Bei der Wichtigkeit des HasenS von Apia als Lentralpuukt det deutschen Handel» in der Südsee ist sehr zweckmäßiger Weise durch Art 5 die Möglichkeit auSgeschloffen worden daß die Samoaner in diesem Hasen irgend einer anderen Regierung irgend welche Vorrechte vor Deutschland einräumen Die Be-
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