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Mörser Grenzbote Hiss Blatt euchSK N« ««ÜMsn Bek-c«OjMschk8se» Ler LMt^hvAPt»««»schsst Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amtsan- WSkschsft ««L des Stadtrstes -u ALs^. M,Sprecher M. !4 SchMlstter. Tracker Md Verleger Otto Meyer iu Adorf Tel.-Ddr.: Grenzdote. UV Freitag, dr« 25 Mai 1S2S Kahrs. 8K. Oesfcutliche Brotversovgnng. Die Bestimmungen, nach denen bisher Personen von der öffentlichen Brotversorgung ««geschlossen blieben, werden «it Wirk««« vom S I«ni 1923 ad dahin ge- Sudert, daß die öffentliche Brotversorgung auch von den bisher von ihr ausgeschlossenen Personen in Anspruch genommen »erden kann, wenn sie im Einzelfalle den Nachweis erbringen können, daß ihr Einkommen im Wirtschaftsjahre 1922/23 s16. August 1822 — lö. August 1923) das Fünsuadsiebzigfache der für das Kalenderjahr 1921 fest gesetzten Grenzen (30 000 Mk. für Einzelperson oöer Haushaltsvorstand, 15 000 Mk. für Haushaltstmgehörige) nicht übersteigt. Dabei gilt als Einkommen des Wirtschaftsjahres 1922/23 das Einkommen vom Beginne des Wirtschaftsjahres bis zu dem Zeitpunkte, an dem die öffentliche Brotversorgung beansprucht wird, umgerechnet auf das ganze Wirtschaftsjahr. Den im gemeinsamen Haushalt verpflegten Haurhaltsangehörigen stehen die Per sonen gleich, die dem Haushaltsvorstand gegenüber unterhallsbercchtigt sind und anher- halb feines Haushaltes von ihm unterhalten werden. Personen, die auf -Grund der erweiterten Bestimmungen ab 3. Juni 1923 Anspruch auf Brotmarken zu haben glauben, haben dies bei ihrer Gemeindebehörde unter Vor legung der Belege anzuzeigen. 313 Lr Oelsnitz i. V., 23. Mai 1923. Der Bezirksverband Oelsnitz i. Dgtl. Am 25. Mai 1923 vormittags 10 Uhr soll im Amtsgerichte hier 1 Schreibmaschine „Kulma" meistbietend gegen Barzahlung öffentlich versteigert werden. y 10 23 Der GrrichtsvoLzieher des Amtsgerichts. Was gibt es Aeues? — Die Kommunistentumulte in Dortmund wiederholten sich; auch in Gelsenkirchen kam es zu Unruhen. — Lloyd George hat eine scharfe Kampfrede gegen Baldwin gehalten. — Die Lage auf der Konferenz von Lausanne hat eine erneute Zuspitzung erfahren. — In der Pariser Kammer kam es zu Lärmszenen. — Die Berufung Baldwins zum englischen Minister präsidenten wird in Paris und Washington günstig aus genommen. — Die endgültige Zusammensetzung des englischen Kabi netts ist nicht vor Mittwoch abend zu erwarten. — Der Dollar ist an der Berliner Börse auf 55 361 «vrückgegangen. Ser Kurs bleibt der alte. Tie durch den plötzlichen Rücktritt Bonar Laws geschaffene englische Kabinettskrise ist äußerst schnell Überwunden worden. Von den beiden einzigen Kan didaten Curzon und Baldwin hat der letztere den Sieg davongetragen. Da er vom Ministerrat einstimmig -um Ministerpräsidenten vorgeschlagen wurde, hat ihm der König die Kabinettsbildung übertragen, und Bald- ivin hat den Auftrag auch angenommen. Tie Umbil dung des Kabinetts dürfte sich ebenso schnell vollziehen, ^ie die Berufung des Ministerpräsidenten. Sie dürfte sich darauf beschränken, daß Sir Robert Horne den durch Baldwins Berufung frei gewordenen Posten des Kchatzkanzlers, den er unter Llohd George bereits inne hatte, wieder übernimmt. Lord Curzon wird jeden falls weiter das Auswärtige Amt leiten. Ta es sich bei dem Rücktritt Bonar Laws nicht Um einen Systemwechsel, sondern nur um einen Perso nenwechsel handelte, so konnten wir der Entwicklung der Tinge in London mit größtem Gleichmut entgegen- ichauen. Ties umso mehr, als wir von den beiden Männern, die als Ministerpräsident in Frage kamen, uichts zu erwarten haben. Wenn auch Baldwins Be rufung als ein Sieg des äußersten rechten Flügels und zugleich der City gilt, so ist doch Lord Curzon wcht weniger Franzosenfreuud als Baldwin. Sein doppelzüngiges Verhalten in der Frage des deutschen Mgebots hat uns am besten gezeigt, wie wenig Bei stand wir auch von ihm zu erwarten haben. Wenn er w seinem Amt bleibt, so würde dies überdies bedeu- ^n, daß der Kurs derselbe bleibt, wie er unter Bonar <aw war und wie er auch geblieben wäre, wenn Lord ^urzon selbst an die Spitze der Regierung getreten Ware. Englands Außenpolitik hängt zurzeit überhaupt sstcht von irgend einer Person ab, sie ist durch die po- unsche Gesämtlage festgelegt. Durch den gemeinsam "».^geführten Weltkrieg sind England und Frank sch aneinander geschmiedet wie zwei Kettengefangene; üo können nicht von einander los, mögen sie wollen nicht. Sie wollen vorläufig aber auch noch gar Mt, weder Frankreich noch England. Mag den Eng- "wdern auch manchmal der französische Bundesgenosse u"f die Nerven fallen, so muß sich doch jeder englische Staatsmann fragen, welche Vorteile ihm die Preisgabe k» französischen Freundschaft bringen könnte. Und da In ? Antwort nur lauten: Gar keine! Dsutsch- Atw ist heute kein Faktor, mit dem irgend ein Staats- Mnn ernstlich rechnen kann. Das muß immer wieder ^wnt werden, damit wir uns keinen Illusionen hin- . Vielleicht gibt es heute schon manchen Engländer, ^"ttert, daß England heute nicht mehr sein l» Spiel mit dem „europäischen Gleichgewicht" spie» d » denn England hat sich dabei sehr gut gestau- Nachdem England aber selbst dieses Gleichgewicht hat, muß es gute Miene zum bösen Spiele "HM und Tinge nehmen, wie sie sind. Wenn - -1 l. ^....1-^— Deutschland als Gegengewicht gegen Frankreich für di« ! Engländer nicht mehr zu brauchen ist, so läßt es sich doch immer noch als Kompensationsobjekt verwenden. England wird daher jederzeit bereit sein, deutsche In teressen Frankreich preiszugeben, wenn es damit Vor teile für England auf anderen Gebieten eintauscherr j kann. Hier gibt es für die Engländer nur eine j Grenze: Wenn deutsche Interessen zugleich englische i Lebensinteressen berühren, dann wird selbst der fran- i zosenfreundlichste englische Staatsmann auch den Fran zosen zurusen: Hände weg! Was man von Baldwin erwart. Befriedigung iu Paris und Washington. Tie Berufung Baldwins ist nicht nur in London, - sondern auch in Paris und Washington mit großer s Befriedigung ausgenommen worden. Tie Amerikaner erwarten insbesondere eine baldige Regelung d-r ame rikanischen Sämldenfrage. In den Pariser Srättrrn ' wird besonders di« Franzosenfreundschaft Baldwin» betont, und man hofft hier Wohl auf ein größeres Entgegenkommen in der Reparationsfrage, als es Bonar Law gelegentlich gezeigt hat. Tabei vergißt man allerdings, daß auch schon im Kabinett Bonar Law die Neparationspolitik im wesentlichen von Baldwin geführt wurde. Ter diplomatische Berichterstatter des ! Daily Telegraph erklärt denn auch, daß Baldwin die j bisherige Reparationspolitik unverändert weitersühren - werde. Deutschland brauche die Uebermittlung seiner ! Reparationsnote wegen der englischen Ministerkrise , nicht länger auszuschieben, da sich in dieser Beziehung I nichts geändert habe. Tie gegenwärtige Reparations- Politik Englands sei keine Politik einer Partei, sondern eine nationale Politik, die vom Vertrauen der über wiegenden Mehrheit des englischen Volkes getragen werde. Baldwin und die Ruhrfrage. In der Frage des Ruhrkonfliktes und der Re parationspolitik hat Baldwin als Schatzkanzler feinen Standpunkt in einer Rede am 29. März o. I. fest gelegt, in der er u. a. sagte: „Der Zlugenblick wird kommen, wo unsere Dienste sür unsere Mliierten und für Deutschland von unschätzbarem Wert sein werden. Wenn der Augenblick kommt, wo die Entwickelung durch irgend eine Art von Intervention einen Schritt vorwärts machen kann, wird die englische Regierung Schritte tun, um den von Europa längst ersehnten Frieden näherzubringen und in der Frage der Schulden und Re parationen eine Regelung zustande zu bringen, ohne die cs keine dauernde Besserung der internationalen Beziehungen geben kann. Wir haben das Vertrauen und die Freundschaft > unserer Alliierten aufrechterhalten, und ich glaube, Dentsch- ' land wird uns als ehrlichen Makler annehmen, ivenn die ! Zeit kommt." Tiefe Aeußerung in Verbindung mit der Auf- j forderuug Curzons an Deutschland, ein neues An- - gebot zu machen, hatte in Deutschland vielfach zu der ' Annahme verleitet, daß England schon mit dieser Auf- - sorderung dis Rolle des ehrlichen Maklers übernehmen j wollte, ein Irrtum, der alsbald von der englischen Re- ! gierung selbst zerstört wurde. LloYS George gegen Baldwin. Als innerpolitisches Programm Baldwins wird die Vereinigung aller Konservativen angegeben. Ins besondere liegt dem neuen Ministerpräsidenten daran, auch die früheren konservativen Mitarbeiter Llohd Georges für sich zu gewinnen, wie schon die Berufung Sir Robert Hornes zeigt. Die Folge einer Konzentra tion der Konservativen dürfte ein engerer Zusammen schluß der beiden liberalen Richtungen sein. Llohd George hat bereits in diesem Sinne seinen Ruf er tönen lassen. In Wales hat er am Dienstag abend s eine große Neds gehalten, in der er unumwunden ' gegen die Negierung Stanley Baldwin Stellung nahm l nnd einen Ausruf zur Vereinigung der beiden Flügel der liberalen Partei erließ. Im besonderen entwarf Llohd George ein Bild von der Situation in Europa: Las wunde und triumphierende Frankreich — so sr- ! klärte er — ist mächtiger denn je aus dem eurir ischen Kontinent infolge der Niederlage seiner Feinds. Deutschland ist durch den Sturz, den es von e reo i so großen Höhe getan hat, betäubt und aus der Faß- s sung gebracht. Dieses Land, das sich kraft- und ziel- los bewegt, weiß nicht, was es anfangen soll. Ader unser größtes Unglück ist, daß es seit Bismarck keine i großen Staatsmänner hatte. Für ein Land, das sich in Not befindet, ist das geradezu eine Katastrophe. AlÄ Deutschland durch Napoleon I. erniedrigt wurde, hatte, es das Glück, Staatsmänner erster Ordnung zu be sitzen, die an seinem Wiederaufbau arbeiteten. Glücklicherweise, so fährt Llohd George fort, be wahrt England seine Ruhe, und es wird durch Fe stigkeit und Klugheit die Welt retten. Nachdem Llovd George die auswärtige Politik von Bonar Law kri» s ttsiert hatte, gab er die Erklärung ab, daß er sich j jetzt der neuen Regierung gegenüber der Verpflicht , tungen enthoben sehe, die er und die Mitglieder seiner; Partei gegenüber der Regierung von Bonar Law eiw- ; gegangen waren. BaldwinS politischer Lebenslauf. Der neue englische Ministerpräsident Baldwin stl«V aus der parlamentarischen Tätigkeit in die amtliche Polit« im Jahre 1921 aus, als er als Nachsolger Sir Roberts l Hornes das Präsidium des britischen Handelsamtes überq , nahm. Bei der Bildung des Kabinetts Bonar Law wurde» ihm der Posten des Schatzkanzlers übertragen. Als solches ! leitete er mit großem Erfolge die englische Delegation^ die in Washington über die Fundierung der englischen ! Kriegsschulden an Amerika verhandelte. Vor einigen Wocheri Wurde das von ihm vorgelegte Budget, das gewisse Steuers t erleichterungen und eine ansehnliche Rücklage für Schuldens regelung enthielt, allgemein als eine finanziell« Tat beq grüßt. Baldwin ist seit langem ein intimer Freund Bonas , Laws, den er während seiner Krankheit vor dem Unterhaus» vertrat. Er ist als ein geschickter Redner bekannt und aemcLß ' Kas vertrauen aller Parieren im Parlament. Reue Kommunistenkrawalle in Dortmund. Stnrnmugriss auf eine Polizeiwache. In Dortmund kam es am Dienstag zu neue« Unruheu. Rach Lchluß einer kommunistischen Bersannulung bildet« sich ein Tcn oustrationszug, der nach dem Norden zog und i« i die Steinstraße ablcnktc, um die Polizeiwache zu entwaffnen. Bou dem in der Nähe befindliche» Steigerturm des «ieh- marktes aus wurde ei« Sturmangriff auf die Wache ««ter. nommen, di« mit Revolvern und Gewehre» beschossen wurde. ! Einige der Angreifer bestiegen den Feuerwehrturm und be» i schosse» die Polizeiwache von dort aus. Nachdem di« «in««» schlossen« Polizei Verstärkung«» erhalte» hatte, koni tcn di« ! Straße» unter Anwendung der Schuß- und Hicdmaffe ge säubert werde». Inzwischen war ein Pottzeitommando, da« i zur Verstärkung entsandt worden war, in der Bornstraß in» gekreist und mit Maschinenpistole» beschossen worden. De«t Polizeibeamte wurde» dabei verwundet, jedoch gelang «A auch hier, die Straß« zu säubern. Die Angreifer hatten View Verwundete, doch tonnt« di« Zahl dersrlbeu noch nicht fest- gestellt werden. e Einen kleineren Krawall hatte es schon am Borch ' mittag gegeben. Auf den Eisenwerken Union unÄ > Hoesch versammelten sich morgens eine Menge Arbeite», ' die die Arbeit wieder aufnehmen woMcn,'aber aage« ! sichts der Haltung der kommunistischen Hundertschaft, ten davon Abstand nahmen. Gegen 11 Uhr vormid« j tags wurde ein stärkeres Kommando von PoiizcibeaniM j tcn zur Union geschickt, da dort 400 Kommunisten ein»- i gedrungen waren, um das Werk stillzulcgen. Die dorts s anwesenden Arbeiter erklärten der Polizei, sie hätte« s durchaus friedliche Absichten, worauf die Schützlern« wieder abzogen. Kaum aus dem Tore heraus, wurdeA