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»ruch Blatt Amts und des SLadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts D uck und Verlag von E. L. Först er'S Erben in Pulsnitz. 13. Juli 1895 in. 7-1 tu Kinder) , Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm, v Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeilc (odcr deren Raum) IO Pfennige. KesiHäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moffc und G. L. Daube L Comp. Bekanntmachung. Während der Dauer der Gerichtsflrien, vom 15. Juli bis zum 15. September, weiden in Sachen der streitigen Gerichtsbarkeit, außer in den vom Gesetze bezeichneten Feriensachen, keine Termine abgehalten und keine Entscheidungen erlassen und in Sachen der nichtstreitigen Rechtspflege, als Hypotheken-, Nachlaß-, Vormundschaftssachen u. s. w., »ur solche Geschäfte besorgt, an deren alsbäldigen Erledigung die Betheiligten ein Interesse haben. Die Gerichtsschreiberei und die Kasse des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichtes sind während der Gerichtsferien nur in den Bormittagsstuudm, Nachmittags dagegen nur für dringliche, keinen Aufschub gestattende Angelegenheiten geöffnet. Pulsnitz, am 12. Juli 1895. Königliches Amtsgericht. Weise. Uulsnitz. ii, p 1— — Sonnabend Als Beiblätter: SNih. 1' Mustrirtes Sonntagsblatt - ! (wöchentlich); Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). ! bonnements - Preil lt t 1'. !< Vierteljahr!. I M. 25 Pf. ———Wunsch unentgeltliche Zu- lEtN- ! Erscheint: ^iistwoch und Sonnabend. MekMuudviMMrr Jahrgang. N, Einfalt aher u»' l8t6H -er Lie^ l srub«' c>er., r schütt DE ale em Ei<s 'n gie? Weinge" derselt Li fert'i rk bei Neber die allgemeine Lage von Handel und Gewerbe äußert sich der soeben zur Ausgabe gelangte Bericht der Handels, und Gewerbekammer zu Dresden auf das Jahr 1894 dahin, daß das Jahr 1894 im Gegensatz zum Bor jahre, in welchem die Geschäfte unter allgemeiner Preis- entwerlhung und unter dem Mangel an Kaufkraft und Unternehmungslust darniederlagen, wenn auch die genann ten Uebelstände im Gangen noch angedauert haben, doch insofern von seinen Vorgängern verschieden war, als sich eine Belebung der geschäftlichen Thätigkeit vorbereitete. Preisentwerthung hat leider in 1894 immer weitere Fort- schritte gemacht; es gilt dies namentlich von den Erzeug nissen der Lanvwirthschast mit Ausnahme der Produkte der Viehzucht und der Molkerei; aber auch Handel und Industrie hatten unter dem Sinken der Preise theils schwere Verluste, theils empfindlich- Einbuße am Gewinn zu verzeichnen. Jndeß beschränkt sich diese Preisentwerthung nicht auf Deutschland allein, sondern hat die ganze an dem intern"sionalen Verkehre betheiligte Welt in Mitleiden schaft gezr n. Auch der Bankzinsfuß ist im verflossenen Jahre im weiter gesunken und stellte sich m Deutschland auf 3 P und einen verschwindend kleinen Bruchtheil gegen be : 4 Proc. noch im Vorjahre. Der Bericht gedenkt m., erer Ereignisse, die auf die Entwickelung des deutschen Handels Einfluß ausgeübt haben, und führt so dann eine Reihe von Industriezweigen auf, bei welchen sich eine Besserung des Geschäftes bemerkbar machte. Aber die überwiegende Anzahl von Fabriken erreichte theils '-r mit Anstrengung die vorjährige Umsatzziffer und Mußte si b mit geringerem Gewinn begnügen, theils hatten sie ei" n noch schlechteren Geschäftsgang wie 1893. In der Luve deS Handwerkes ist eine Aenderung weder zum Bess-- u »och zum Schlechteren eingetreten, es hat noch unter cn alten Uebelständen in Gestalt von Consum-, Beam^n- und Offiziersvereinen, von Geschäftsfilialen, von Ramsch- und dergleichen Bazaren zu leiden; auch ist der angekündigte Versuch einer Organisation vorderhand noch ausael. lieben. Ueber die Verhältnisse der Arbeiter stellen fast alle Berichte fest, daß das Verhalten zu Klagen keinen Anlaß gegeben habe, einzelne sprechen sich sogar dahin aus, daß es tadelfrei und geradezu musterhaft gewesen se,. Streiks sind mit Ausnahme des großen, von den Arbeitern einer Brauerei hartnäckig durchgeführten, nur in einzelnen Fällen und in kleineren: Umfange vorzekommen. Die Höhe der Lohnsätze hat sich — im Gegensätze zu den er- zielten Fabrikpreisen — unverändert erhalten, in einigen Fabriken wird über Aufbesserung des Lohnes an einzelne gute Arbeiter berichtet, nur in ganz wenigen Fällen hat eine Verkür zung des Lohnes stattgefunden. Aus den Berichten der Fabrik- inspektoren geht hervor, daß sich die Zahl der Fabrikarbeiter nach der am 1- Mai vorgenommenen Zählung um 2 Proc. vermeht Hal. Ueber die sozialpolitische Gesetzgebung wird zwar in Anbetracht der bedrängten wirrhschaftlichen von vielen Seiten stark geseufzt und gegen die da durch verursachten Lasten als unerträglich schwer protestirt, 'M Ganzen scheinen sich aber diese sozialen Gesetze mehr ""d Zs-^gebürgert zu haben. Hinsichtlich der Beziehungen zum Auslände wird Nerm ^ Handelsverträge nicht so sehr eine starke m als vielmehr die Sicherung der vorhandenen Ausfuhr vor weiteren Störungen bewirkt haben. Das der Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn. Unter den Berichten über das Geschäft mit der Schweiz überwiegen diejenigen, die eine Bef erung feststellen. Nach Ausfuhr 1894 bei 550784 LireS Werth über 25 Prozent mehr als 1893. Seit aew^n d". " I^mt das Geschäft wieder flotter geworden zu sein. Ueber die Absatzvechältmsse nach dem letzten der Staaten, mit denen 1892 Handelsverträge ge schlossen wurden, Belgien, lauten nur einzelne Berichte ungünstig. Ueber die Wirkungen des Handelsvertrags mit Rußland ist ein abschließendes Urtheil noch nicht möglich. Immerhin beweist die deutsche Ausfuhrstatistik bereits, daß der Absatz deutscher Waaren nach Rußland seit Ende des Zollkrieges nicht nur naturgemäß weit größer war als während desselben, sondern auch m zahlreichen Waarengatlungen und in der Gesammlheit bedeutender als in früheren Jahren. In den der Kammer zugegangenen Berichten wird eme Besserung und Vermehrung des Ab satzes oder erfolgreiche Anknüpfung neuer Beziehungen flut Abschluß des Vertrages festgestellt, während eine Verschlechterung des Absatzes nur ganz vereinzelt behauptet wird. Alle Hoffnungen wurden freilich nicht erfüllt. Zum guten Theile beruhte hierbei die Enttäuschung auf dem Umstande, daß während des Zollkrieges in Ruß land zahlreiche Fabriken entstanden sind, gegen deren Mitbewerb nun schwer oder gar nicht wieder aufzukommen ist. Was Rumänien betrifft, so sind Klagen über schlechte Zahlungsweise, Creditunsicherheit und chikanöse Beanstan dungen häufig, die zum Abbruch oder zur Einschränkung des Verkehrs nach diesem Lande Anlaß gaben. Den besten Beweis für die Nothwendigkeit vertragsmäßiger Regelung der Handelsbeziehungen liefern die Berichte über das Geschäft mit Spanien. Sie constatirten fast sämmtlich über völliges Ende oder starken Rückgang des Absatzes wegen der Zollerhöhungen. Ueber das Geschäft nach Großbritannien lauten die Berichte wieder sehr verschieden. Auch über die Ausfuhr nach Schweden und Norwegen sowie auch Dänemark erlauben die Berichte kein sicheres Urtheil, da nur ein kleiner Theil sich über den Geschäfts gang näher ausspricht. Von diesen sind etwa eben so viele zufrieden wie unzufrieden. Am erfreulichsten lauten abermals die Berichte über den Absatz nach den Nieder landen. Von den Berichten über die Ausfuhr nach Frank- reich lassen etwa eben so viele eine Zu- wie eine Abnahme erkennen. Ebenso steht es mit der Türkei. Recht ungünstig gestaltete sich der Absatz nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Ueber die Hälfte aller vorliegenden Berichte stellt einen Rückgang desselben oder gänzliches Aufhören fest. Am 1. August 1894 traten zwar für viele Waaren ermäßigte Zölle in Kraft. Während aber gerade in Aussicht hierauf alle Bestellungen bis dahin aufs Aeußerste beschränkt wurden, zeigte sich dann, daß unter den hohen Schutzzöllen eine eigene Industrie auf manchen Gebieten entstanden war, die auch unter den ermäßigten Zöllen den Wettbewerb sehr schwer oder un möglich machte. Auf anderen Gebieten dagegen nahm der Absatz in dem letzten Drittel des Jahres einen starken Aufschwung. Auch das Geschäft nach Südamerika erlitt einen Rückgang, der aber nicht durch Zolländerungen, sondern durch die unsicheren politischen und wirthschastlichen Zustände und die stark gesunkene Valuta in den meisten südamerikanischen Staaten begründet ist. In Australien herrscht eine allgemeine Stockung. Das Geschäft nach Südafrika wird vielfach als gut und zunehmend bezeichnet. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz, 12. Juli. Als der Lonnersstag 4 Uhr 14 Min. von Pulsnitz nach Arnsdorf abgehende Zug den Wald nach Großröhrsdorf Passirte, wurde auf denselben ein Schuß, wahrscheinlich aus einem Revolver,-abgegeben, der die Scheiben eines Coupees 1. Klasse zertrümmerte. In dem Coupee befand sich ein Kassenrevisor der Staatsbahnen, welcher glücklicher Weise unverletzt blieb. Pulsnitz. Sonntag, den 14. Juli wird Herr Schützenhauswirth Schäfer ein Ungarisches Schnitterfest veranstalten. Da bekanntlich in Ungarn die Ernte zeitiger ist, als bei uns, so wird selbiges schonjetzt vom Tanzlehrer Hrn. Lu dw. Rentsch aus Dresden hier einstudirt und mit feschen Damen und Herren zur Aufführung gebracht. Herr Rentsch führt alljährlich diese Feste auch an anderen Orten auf und ist mit zahlreichem Besuch und Beifall geehrt worden, was auch in Pulsnitz gewiß der Fall sein dürste, indem das Entree ein sehr niedriges ist. Pulsnitz. Der Militär - Verein zu Wachau be geht nächsten Sonntag, den 14. dss. Mts. sein 25jähriges Stiftungsfest in festlicher Weise. Sämmtliche Militär- Vereine der nächsten und weiteren Umgebung sind zu dieser Festlichkeit eingeladen worden und haben ihr Er scheinen mit mehr oder weniger Theilnehmern zugesagt. Der hiesige Militär-Verein wird sich ebenfalls noch daran betheiligen, wie aus einer im heutigen Inseraten Theil befindlichen Annonce zu ersehen ist. — Sendungen von frischem Obst, wie Erd-, Johan nis-, Stachelbeeren, Kirschen u. s. w., werden auf den Eisenbahnen Deutschlands eilgutmäßig zu den einfachen Frachtsätzen befördert, wenn die Auflieferung mit weißem Frachtbrief erfolgt; für Sendungen mit Eilgutfrachtbrief kommt die volle Ellguttaxe zur Erhebung. — Ein merkwürdiges Wetter! Der Himmel hängt seit acht Tagen voll schwerer Regenwolken, sehnsüchtig schauen die Landwirth! nach oben, aber kein Tröpfchen gelangt zur Erde. Und das hat mit seinem Prophezeien Professor Falb gethan: Er hat für die erste Woche des Juli zahlreiche Gewitter mit starken Niederschlägen „vor ausgesagt". Folglich große Trockenheit ohne Gewitter! Professor Falb mag ein ganz guter „Privatgelehrter" sein und seine Ecdbebentheorie mag Manches für sich haben, aber — das Wetterprophezeihen sollte er doch lieber den Laubfröschen überlassen! Kamenz. Nachdem das Stadtverordneten-Collegium zu Dresden am vergangenen Donnerstag nach lebhafter Debatte sich für eine Aushebung der dasigen Jahrmärkte einstimmig entschieden hat, auch die Dresdner Handels- und Gewerbekammer mit Stimmenmehrheit bereits eine diesbezügliche befürwortende Erklärung abgegeben, macht sich in fast allen sächsischen Gewerbe-Vereinen und durch eine Aufhebung der Märkte betroffenen Kreisen der Markt fieranten eine Bewegung dagegen bemerkbar, um einem etwa im Sinne der Dresdner Stadtverordneten vom da sigen Rathe zu fassenden Beschlusse durch Petitionen und Einsprachen zuvorzukommen. Auch der hiesige Gewerbe- Verein erklärte sich in einer am Sonnabend abgehaltenen Vorstandssitzung einstimmig gegen eine ev. Aufhebung dieser Märkte und beschloß, nachdem auch von den zu dieser L-itzung geladenen Marklfieranten unserer haupt sächlichsten Gewerbe die empfindlichen Nachtheile einer Aufhebung der Märkte betont worden waren, die schleunige Absendung einer diesbezüglichen Petition an den Stadtralh zu Dresden. Dieselbe soll u. a. auch darlegen, daß die in der betr. Stadtv. - Sitzung aufgestellte Behauptung — was unsere Stadt betrifft — weder in Bezug aus die die Märkte von auswärts nur besuchenden „Händler", noch auf die von auswärts nur zu Markte gebrachten „Schund- waaren" durchaus zutreffend ist. Dagegen soll mit Zahlen bewiesen werden, daß von hier wohl fast aus- nahmslos nur selbstfabrizirende Gewerbtreibende mit ihren soliden, sich immer eines guten Rufes erfreut habenden Waaren die Dresdner Märkte besuchen, so ca. 12—14 Böttcher, 12—16 Schuhmacher, 5 Töpfer, 6 Lohgerber und Weißgerber, 5 Hutmacher, 2 Drechsler, 2 Tuchmacher, 2 Kammacher, Korbmacher, Tischler rc. Auch ist hervor- zuhcben, daß Dresden gerade durch die Märkte bedeutende Beträge zugesührt werden, so allein ca. 11,000 Stand-