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Dresdner Journal : 19.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-19
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 19.02.1869
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41 Freitag, den 19. Februar. 1868. I» RorSä. Aldrliok: , tblr. — !7xr ^MrU-ü- I „ IS „ »lollUtlieli:— „ IS „ Lillrsloveenworsro: 1 „ I» kr.L»„o tritt j»krU«k 2 I'Slr. 8t«wvelk«düSr, »u«»«rk»Id a»» »ora<i. Luiiä»» ?o»t »oä 8k«ll>p«I»u»cüI»zl>w»l». rnserateapretse: kür a«Q N»UM einer eeepeltenell 2eil«: 1 Unter „Liuxesenat" die 2eil«: S Lrschrtnr«: VRElioU, rnit Xu»n»kio» ä«r 8onn nnck keiertnE*» ^denä» kür äen kolxenäen Hx DreMerILurnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. rnseratenamiatzme auswärts: l-eixriU! k'a. Lensoernrree, LvnunissIonLr -- äe» vreeäner Bourne!»; eßrvä»».: H. Lxai ai. Lvoxx l'oer; 8»wdnrx-8«rlla- Vi,»-l,«ix,i^-L»,el-rr»aUturt ». U.: Hn,»x»riix t Voaraii, Leriln. Onllpive'eek« Uuekd., li»ric>«ara»'» üureeu, Iivool.i-n Siu»»:: Bremen: L. 8cnl.orr«t Breelnn: l, 8 rmo>m'i ^noonoeuüureL», ^exa», NinL L t'eevxv; krenirtnrt »H.: ^eoen eoke Nucüd.; LSI»: ^v. Ltoeae«, keri«: Lvri.1»« Sc60., (8, klee« ä« In Loures); kre^i k» Lnunicn's Lucdl^; Vien: ^r.. Orrn.1«. Hrrausgrdrr: LLnizl. Lipeäition äse vreeäner ^onrnel», vrseäen, Ltnrienetr»»»» Li». 7. Ämtlichrr Theil. Dresden, 11- Februar. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Post- büreaudiener Karl August Richter in Leipzig das von Er. Majestät dem Könige von Preußen ihm verliehene allgemeine Ehrenzeichen annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Berlin: Vom Hofe. Tagesbericht. Verhandlungen des Abgeordnetenhauses. — Königs berg i.Pr.: Aus Memel. — Kassel: Betrügereien bei Militärlieferungen. — Frankfurt a. M.: Zur Receßangelegenheit. — Schwerin: Ministerielles. Das ritterschaftliche Schulwesen. — Weimar: Vom Landtage. Urheber des Postdiebstahls entdeckt. — München: Süddeutscher Staatenbund. Aus der Abgeordnetenkammer. — Wien: Die provisorische Anordnung des Cultusministers betreffs der Schul aufsicht. Vom Budgetausschuß. Da-türk. Bahnnetz.— Lemberg: Schreiben des flüchtigen Bischofs von Lublin. — Pesth: Gebahrung mit der fundirten Staatsschuld. Honveddeputation beim türkischen Con- sul. — Brüssel: Aus dem Senate. — Madrid: Von den Cortes. Zeitungsgerücht. — London: Vom Parlamente. — Kopenhagen: Aus dem Landsthing. — Bukarest: Bulgarische Proclama- tion. Ernennung. — Washington: Vom Senate. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Meißen.) Statistik und LolkSwirthsckaft. (II. Kongreß nord deutscher Landwirthe in Berlin. Postverkehr mit Nordamerika.) EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TagrSkalendrr. Börsen- vachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Mittwoch, 17. Februar, Nachmit tags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Ab geordnetenkammer brachte der Kriegsminifler die er- wartete Vorlage, betreffend eine Creditbewilligung von 4.7WM9 Fl. zur Anschaffung von Hinter- ladungsacwehren, ein und empfahl dringend deren baldige Annahme. Wien, Mittwoch, 17. Februar, Abendö. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost" erklärt nach authen tischen Mittheilunaen die von verschiedenen Zeitun gen gebrachte Nachricht von der Jnsultirung des ungarischen Banners in Bukarest für erfunden. Paris, Mittwoch, 17. Februar, Abends. (W. T. B.) Die für heute angekündiLte Sitzung der Conferenz wird erst morgen stattpnden. Der „Public" beschwichtigt wegen Belgien. Alle alarmirenden Gerüchte seien grundlos. Der französische Gesandte in Brüssel, Vicomte de La- ausronnidre, sei nicht nach Paris berufen worden. Die belgische Regierung habe am vorigen Montage eine Erklärungsnote für die französische Regierung festgestellt, deren Fassung ganz geeignet sei, Frank reich zu befriedigen und die öffentliche Meinung zu beruhigen. Die Regierungsblätter hoffen die Verwerfung des (die Cession von Eisenbahnconcessionen von der Genehmigung der Regierung abhängig machenden) Ge setzes durch den belgischen Senat. Paris, Donnerstag, 18. Februar. (W. T. B.) DaS „Journal officirl" publicirt ein Rundschrei ben deS Ministers deS Innern, de Korcade la Ro- quette, an die Präfekten vom 18. d„ betreffend die öffentlichen Versammlungen. DaS Rundschreiben sagt u. A.: Bisher beschränkte sich die Regierung auf die Ueber- wachung der Mißbräuche und ließ gesetzlich verbotene Gegenstände besprechen; sie wird aber fortan den Aus schreitungen entgegentreten, um das Versammlung-recht vor Mißbräuchen zu bewahren, welche dasselbe gefähr den könnten. Washington, Mittwoch, 17. Februar. (W. T. B., Kabeltelegramm.) DaS Repräsentantenhaus hat die beantragte Couponöbesteuerung verworfen. Die Union hat mit den Vereinigten Staaten von Columbia einen Vertrag abgeschlossen, welcher die erstere ausschließlich berechtigt, einen Canal durch Darien (Landenge von Panama) zu bauen. Tagesgeschichte. * Berlin, 17. Februar. Se. Majestät der König conferirte heute mit dem Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck und empfing sodann, wie die „Nat.-Z." mel det, den kgl. sächsischen geh. Justizrath Klemm. Zur Tafel hatten Graf Bismarck, Präsident Delbrück und die sämmtlichcn Bevollmächtigten zum Bundesrathe Ein ladungen erhalten. — Die „Prov.-Corresp." schreibt: Die Worte, welche der Ministerpräsident Graf v. Bis marck bei Gelegenheit der sogenannten Beschlag- nahmcdebatte im Herrenhause gesprochen hat, reichen in ihrer Bedeutung weit über den unmittelbaren Gegenstand der Berathung hinaus. Die Zuversicht, welche der Minister in Bezug auf die friedlichen Ab sichten der europäischen Regierungen äußerte, die ent schiedene Hinweisung auf das friedliche Streben unsrer Regierung und auf den Wunsch derselben, daß das Volk endlich zu demselben Vertrauen auf friedliche Zu stände gelange, endlich die offene und herzliche Aus sprache über „die starke und kriegstüchtige, aber gleich uns friedliebende (französische) Nation", sowie die Ver sicherung, daß „die beiden großen Stationen in der Mitte der europäischen Civilisation beiderseits den ern sten Willen hegen, mit einander in Frieden zu leben, und keine wesentlichen Interessen haben, die sie trennen könnten", — diese unumwundenen Aeußerungen werden nicht verfehlen, die Friedenszuversicht in Deutschland zu erhöhen und zu befestigen. — Der Ausschuß des Bundesrathes des Norddeutschen Bundes für Justiz wesen hielt heute eine Sitzung ab. — Der verstärkte Ausschuß des Bundesrathes des Norddeutschen Bundes für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Aus Frankfurt a. M. ist bekanntlich eine Deputation der städtischen Behörden nach Ber lin entsandt worden, um über die vermögensrcchtliche Auseinandersetzung in neue Verhandlungen mit der Regierung einzutreten. Stach der heutigen „Prov. C." ist anzunehmen, daß über einige der Wünsche und An träge der Stadt Frankfurt eine weitere Verständigung erzielt werden wird. (Vgl. weiter unten die Meldungen des „Fr.J." aus Frankfurt a.M.)>— So viel, der „Zeidl. C." zufolge, über den Entwurf einer Kreisorduung verlautet, dürfte ein wesentlicher Gesichtspunkt der sein, die Kompetenz der Kreisvertretung wesentlich zu erwei tern, in der Verfassung des Kreises, dessen doppelte Qualität als vermögensrcchtliche Corporation und als Staatsverwaltungsbczirk zum Ausdruck zu bringen, dem zufolge die Functionen des Kreistages auf das eigentliche Verwaltungsgebiet auszudehnen und zu die sem Bchufe das obrigkeitliche Element in demselben mehr als bisher zu vertreten. Die vom Staatsmini stcrium zu den Berathungen über die Kreisordnung aufgeforderten Mitglieder beider Häuser des Landtags haben die Einladung größtentheils bereits angenommen und dürften die nähern Mittheilungen feiten des Mi nisteriums des Innern heute erhalten haben. Die „N. Pv» Z." glaubt, daß die Berathungen schon mor gen beginnen können. Aus dem Abgeordnetenhaus sind außer den gestern Genannten noch zugezogcn wor den: die Abgg. Franke aus Schleswig-Holstein, Gille aus Hessen und Schwarzkoppen aus Nassau. — Wie die „N. A. Z." hört, wird wegen des hcrannahenden Schlusses der Landtagssesston eine Vorlage in Bezug auf den Bau der Lenne-Lahnbahn und der Mcmel- Tilsiter Eisenbahn in dieser Session nicht mehr er folgen. — Dasselbe Blatt schreibt: Die von mehrer» Zeitungen gebrachte Notiz, daß aus den in diesem Mo nate stattfindenden Ermittelungen über denBrief- ver kehr im Norddeutschen Bunde nach einem vorläu figen Ucbcrschlage eine bedeutende Steigerung des Briesverkehrs sich ergeben habe, ist als durchaus ver früht zu bezeichnen. Die am 8. Februar begonnenen Ermittelungen haben eine Dauer von 10 Tagen, wer den also erst morgen, den 18. Februar, abgeschlossen. Hierauf werden die bei den einzelnen Postanstalten ge wonnenen Resultate bei den Oberpostdirectioncn geprüft und zusammengcstellt. Dann gelangt das gcsammte Material an das Büreau für Poststatistik bei der hie sigen Centralstelle zur Weilern Behandlung. Schon hieraus erhellt, daß von einem vorläufigen Ueber- schlage des Gesammtresultats noch nicht die Rede sein kann, und daß zu der Zeit, als jene Notiz den Zei tungen mitgetheilt wurde, über den Verkehr der einzelnen Postanstalten noch nichts Bestimmtes sich sagen ließ. — Im Abgeordnetenhause stand heute auf der Tages ordnung die Fortsetzung der Berathung des Berichts der 14. Commission über den Entwurf eines Gesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Eigenschaft als preußischer Unterthan, sowie über den Eintritt in fremde Staatsdienste. Die Berathung über das In diz enatsgesetz war gestern bei 8 12 stehen geblieben, welcher die Gründe aufzählt, durch welche „die Eigen schaft als Preuße verloren geht". Zu § 12 und 8 20, welche zusammengefaßt wurden, sprach:« die Abgg. Miquel und Eberth, sowie der Regierungscommissar geh. Regierungsrath Graf zu Eulenburg; beide Para graphen wurden darauf mit den folgenden Anträgen der Abgg. vr. Virchow und Lasker angenommen: 1) die Nr. S im 8 12 folgendermaßen zu fasten: 3) durch Erwerbung fremder Staatsangehörigkeit und zehnjährigen Auf enthalt im Auslande (8 2V). 2) In 8 20 hinter „verlasten" folgende Worte einzuschieben: „in einem fremden Staate die Staatsangehörigkeit erwerben". § 13 wurde ohne Discussion genehmigt. Zu 8 14 (Aufzählung der Fälle, in welchen die Entlassung aus dem Staatsverbande nicht ertheilt werden darf), spra chen die Abgg. Miquel, v. Dicst, Richter (Königsberg), Windthorst (Lüdingshausen), Parisius, vr. Fauchcr, der Berichterstatter Jacobi (Liegnitz) und der Regie- rungscommissar geh. Regierungsrath Graf zu Eulen burg. Bei der Abstimmung wurde nach dem Anträge des Abg. v. Diest Nr. 1 in folgender Fassung an genommen: Preußen, welche sich in dem Alter vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 25. Jahre befinden, bevor sie ein Zeugniß der Kreisersatzeommission darüber beigebracht haben, daß nach ihrer pflichtmäßigen Ueberzeugung nicht die begründete Vermuthung vor'.regt, die Entlastung werde zu dem Zwecke nachgesucht, nm sich der Militärpflicht im stehenden Heere oder in der Flotte zu entziehen. Nr. 2 wurde nach dem Anträge des Abg. v. Bött cher in folgender Fassung angenommen: Militärpersonen, welche zum stehenden Heere oder zur Flotte gehören, Offiziere deS Beurlaubtenstandes und Beamten, bevor sie aus dem Dienste entlasten sind. Nr. 3 wurde nach dcm Anträge der Abgg. v. Bockum- Dolffs und Windthorst (Lüdingshausen) gestrichen. Die Abgg. v. Bockum-Dolffs und Richter beantragen Strei chung des § 15 (Verweigerung des Consenses zur Aus wanderung nach Bayern, Württemberg und Baden, so lange nicht nachgewiescn, daß der betreffende Staat zur Aufnahme bereit ist). Bei der Zählung wird 8 15 mit 160 gegen 156 Stimmen abgelchnt; Abg. v. Den zin beantragt Namensaufruf (Oho, links); derselbe muß nach der Geschäftsordnung stattsinden. Auch bei Na mensaufruf wird 8 15 in der Fassung der Commission mit 176 gegen 152 Stimmen abgelchnt; desgleichen der entsprechende 8 16 der Herrenhausvorlage. Dcm 8 16, jetzt 8 15, welcher besondere Anordnung für dir Zeit eines Krieges oder einer Kriegsgefahr vorbehält, trat das Haus ohne Debatte bei. Die §8 11 bis 24 der Vorlage über Erwerbung und Verlust des preußi schen Staatsbürgerrechtcs werden nach den Vorschlägen der Commission angenommen; sämmtliche Amendements werden abgelchnt. Nachdem die Berathung dcs Gesetzes beendet ist, wird eine Zusammenstellung der gefaßten Beschlüsse durch die Commission vorgenommcn werden. — Es folgt dann der Bericht dcs Abg. Bicck über den Gesetzentwurf, betreffend die Erweiterung, Um wandlung und Ncuerrichtung von Witwen- und Wai- scnkasscn für Elcmentarlehrer. Der Berichterstatter empfiehlt die Annahme. Der Regierungscommissar v. Wussow bekämpft den Satz des Commissionsvoischlages, daß es Pflicht der Staatsregierung sei, den Gemeinden, die ans eigner Kraft den Minimalsatz einer Witwen pension von 50 Thlr. nicht aufbringen können, zu Hilfe zu kommen. Abg. vr. Engel hebt die schwere Belastung hervor, welche der Staatskasse erwachsen könne. Abg. Gneist beleuchtet die Frage in längerer Rede und erklärt sich schließlich für die Commissions- Vorschläge. Die Sitzung wird um '^4 Uhr vertagt. Nächste Sitzung morgen (Donnerstag). Königsberg i. Pr., 17. Februar. (Tel.) Eine in Memel ,:attgcfundene große Versammlung hat be schlossen, an Se. Majestät den König eine Petition da hin zu richten, daß die Negierung eine Garantie für das Capital zur Erbauung einer stehe nden Brücke über die Memel übernehmen und einen hierauf bezüg lichen Gesetzentwurf sofort im Abgeordnetcnhause ein- bringen möge. Kassel, 15. Februar. Die „Hess. Volksztg." schreibt: Schon seit etwa 14 Tagen ist hier eine Criminalun- tersuchung im Gange, welche gegen nicht unbeträcht liche Betrügereien, die bei Militärlieferungen verübt worden sein sollen, gerichtet ist. Es haben in folge derselben mehrfache Verhaftungen von Lieferan ten rc. stattgefunden. Die Untersuchung hat nach glaub haften Nachrichten ziemlich große Dimensionen ange nommen. Frankfurt a. M., 17. Februar. Heute Vormittag fand eine Sitzung des Magistrats statt, worin über die Frage eine Entscheidung getroffen werden sollte, ob der Magistrat sich fernerhin an der Berliner Deputa tion in Betreff der Ncceßangelcgenheit bethciligcn soll. Man ist jedoch, dem „Fr. I." zufolge, über diese An gelegenheit nicht schlüssig geworden und ist demzufolge eine neue Berathung am Nachmittage anberaumt. — — Uebcr die gestern Abend stattgefundene Sitzung der Stadtverordneten in der sogenannten Neceß- angelegenheit vernimmt das „Fr. I." aus guter Quelle nachstehende Einzelnheitcn: Die Nichlöffentlichkeit der Sitzung wurde beschlossen, weil vr. Hamburger erklärte, daß er den Bericht über die Thäiig- keit und die Verhandlungen der Deputation mit den maßgeben den Behörden und Persönlichkeiten unmöglich öffentlich vortra gen könne. Die äußerst stürmischen Debatten wurden zunächst über den Antrag der Commission eröffnet, wonach eine neue oder auch die alte Commission nach Berlin entsendet und die selbe bevollmächtigt werden soll, bei einer Herausgabe von 2 Millionen den Receßvertrag definitiv abzuschließen. Ein an derer Antrag wurde von vr. )ur. Siebert gestellt, welcher die Abfindungssumme auf 2'^ Millionen Gulden erhöht misten wollte. Herr v. Heyder beantragte dagegen volle 3 Millionen. Gegen diese Anträge resp. gegen die Höhe der gestellten Forde rungen erklärte sich unter Andern der Oberbürgermeister Mumm, der außerdem noch gellend machte, daß die Versamm lung um jeden Preis heule Abend noch einen Beschluß zu Stande bringen wüste; geschehe dies nicht, dann werde morgen schon in Berlin die Sache abgcthan werden und dann sei Alles zu spät. Uebrigens könne er nach den ihm gewordenen Andeu tungen der Versammlung versichern, daß eine jede Forderung über 2 Millionen abgelehnt würde, daß diese die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit der Staatsregierung sei, und wenn diese Summe nicht beibehalten würde, lein Magistratsmitglied die abermalige Mission nach Berlin übernehmen werde. Ja seiner Feuilleton. Dresden. Mittwoch den 17. Februar begann der zweite Cyklus der Soireen für Kammermusik mit vorzüglicher Ausführung von Mendelssohn'S Quartett in L» ckur op. 12. Es zeigt eine meisterliche Kunstfertig keit und Glätte der Arbeit, die Instrumente unterhal ten sich gleichsam in feiner Form und mit klugem, sin nigem Wort, ohne aber auch bei lebhafter Erregung einander innerste Gefühle und Ceclcngeheimnisse zu verrathen. Nur der zweite Satz, die Canzenetta macht in ihrer sommernachtSträumerischcn Sprache eine Aus nahme; das reizende, duftige Musikstück wurde mit außerordentlicher Delikatesse vorgetragen. Es folgte Beethoven's Serenade für Flöte, Violine und Viola op. 25, als ein höchst passendcS Zwischenstück, dessen erste Einführung hier wir dem Tonkünstlerverein ver danken. Ein liebliches Tonspiel, um die Träume einer Schönen zu umgaukeln, in dem sich drei zärtliche Spie ler mit galanter Virtuosität einander die Motive und deren Variationen abjagen — wobei die verkannte schwermüthige Bratsche am letzten zu Worte kommt —, nicht müde, sich selbst zu hören und gehört zu werden. Bei dem letzten schmachtend bittenden Adagiosatze haben sie wohl das süße Kind am Fenster erblickt mit einem Lächeln wohl für Irden, denn sie spielen sich nun im Finale seelenvergnügt nach Hause. Der einfache naive dilettantische Jdeeninhalt ist vom Meister mit so viel Grazie, geistreich hriterm Humor, mit einem Geschmack und WobMang der virtuosen Verschlingung der In strumente ausgestattet, daß man sich gern an Stelle der Holden von dem Gekose der reizenden Tonbilder umstricken läßt. Die Herren Kammermusiker Für stenau, Göring und Herr ksncertmriper Lauter ¬ bach spicltcn die Serenade mit entzückender Vollendung; die feine Eleganz, das zarte schaltirte Colortt in der Ausführung Herrn Fürstcnau's sci noch besonders hcr- vorgehoben. Wie ganz anders redet der große Genius, als er nahe dem Ende seiner Laufbahn die Cvnflicte und Lei den des Lebens überwunden hat, als er vereinsamt und in sich selbst versunken voll tiefsinniger Abstraktion und geistiger Erhebung sich ins unendliche Ideal ver senkt, die Fülle und Tiefe seines Seins mit kühnster Phantasie, Cvnccniraticn ces Gedankens und Vergei stigung kunstvollster Technik in Tonsprache unv For men rffcnbart, die erst über Leben und Tod hinaus Unsterblichkeit verleihen. So im Cälußstück der Eoirse dem großen Säur-Quartett op. 130. Die Spieler haben an Festigung, klarer Gliederung, an Wohlklang und gleichgestimmtem Ausdruck in Wiedergabe ihrer durchdachten Auffassung dieses schwierigen Werkes un endlich gewonnen. Ihre erreichte schöne Leistung, voll endet in Technik und feiner Abrundung des Ensembles, der Details, voll warm beseeltem Leben, und treu ein gehend in den genialen Gedankengang, erhob Phan tasie und Gesühl der Hörer zu dem hohen poetischen Inhalt dieser Tondichtung. Specirll sei z. B. nur das innig empfundene, edle und tonschöne Spiel Herrn Lauterbach's in der Kavatine erwähnt. Um den Musikfreunden und Kenncrn rin volles Verständniß der letzten Quartette Beethoven's zu er leichtern, um sie völlig mit dieser; Werken vertraut zu machen, müßten dieselben öfter wiederholt und zwar in kürzern Zwischenräumen zum Vortrag kommen, als bisher geschieht: nicht al» seltene, durch Jahrespausen getrennte und gleichsam noch mit einigem Wagniß für den Dankesempfang der Spieler verknüpfte Gabe. C. Banck. DrcSden. Wissenschaftlicher Cyklus. Herr Mcdicinalrath vr. Warnatz sprach am 8. Februar über Bc griff und Aufgabe der öffentlichen Gesund heitspflege oder Medicinalpolizei. Dieselbe ist wohl zu unterscheiden von der gerichtlichen Medtcin und gehört unter den virlumsassendcn B> griff der Po lizei als einer Fürsorge für die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des Volkes. Darum wird für sie auch die Autorität der Etaatsregieiung immer eine wesent liche Geltung haben. Die Geschichte der Mcdicinal- polizci ist nicht sehr alt; denn, von schwachen Anfän gen im Alterthume abgesehen, stammt sie erst aus dem vorigcn Jahrhunderte. Ihr Umfang ist sehr groß, da eine ganze Menge von Verhältnissen des bürgerlichen Lebens ihrer Obhut anhcimfallcn, wie ein Ucbcrblick über die Cinthcilung der Medicinalpvlizei in dcm Werke von Lorenz Stein lehrt. Aus diesem reichen Inhalte wählte der Vortragende die Seuchen aus, um über diese endemischen oder epidemischen Anstcckungskrank- heiten, welche noch immer und mit Rccht so gefürchtet wcrden, sich weiter zu verbreiten. Er beschrieb den Charakter der Cholera, des Typhus, der Blattern, dcs Scharlachficbers, der Masern und der in neuerer Zett besonders stark hervortretendcn Schwindsucht und deu tete das Verfahren an, welches vom Staate beobachtet wird, um epidemische Krankheiten zu verhüten oder ihre Gewalt zu verringern. — K— Dresden. In der letzten Sitzung der zoologischen Sectton der „Isis" gab vr.Abendroth ein sehr aus führliches, durch Zeichnungen erläutertes Referat von den neuen Untersuchungen Kowalewski'» über die Ent- wickelungsgeschichte des ^mpkioru, I,neeol>tii8, des niedrigsten aller Wirbelthiere, der ohne Kopf, Schädel, Gehirn und Herz doch wegen seiner Odorä, Sonali, al» Wirbclthicr sich charakterisirt. Seine Embryolaufbahn fällt die ersten Stunden seines Lebens mit der aller übrigen Wirbclthierembryonen zusammen, bald aber hält sie an und der Amphioxus bleibt auf der niedrigsten Stufe der Ausbildung stehen, während alle übrigen Wirbelthiere einer weitern Vervollkommnung entgegen gehen. Für die Anhänger der Entwickclungstheorie bildet der Amphioxus einen Ausgangspunkt für die vielseitige Wirbelthicrorganisation, eine Urform, aus der die verschiedenen Strahlungen im Wirbelthiertypus abzuleiten sind. Als Analogon hierzu charakterisirt Vr. Ebert die neuseeländische Brückencidcchse, vstteri, puoclst», welche die verschiedenen Charaktere der ein zelnen Rcptilienordnungcn noch in sich vereinigt. Prof. Geinitz zog Parallelen zwischen der Struktur des kooroo» mit verschiedenen Einschlüssen in Diamanten und kry- stallinischen Masscngesteinen. vr. Hofmeister zeigte an, wie es ihm im Verein mit Hrn. Assistent Nashold ge lungen sei, aus Pferdeharn Jndigoblau zu gewinnen, und legte die gewonnenen Präparate vor. k. f Von H. Hettner'S „Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts", deren letzter Theil im laufenden Jahre erscheinen wird, ist noch vor Vollendung des ganzen Werkes eine neue Auflage nothwendig geworden. Nach dem schon früher die zweite Auflage der englischen und der französischen Literaturgeschichte herausgekommen, werden jetzt auch der erste und der zweite Theil der „deutschen Literaturgeschichte" neu aufgelegt werden. * Don C. H. Bttter's Schrift über „Gervinus, Händel und Shakespeare" ist in kurzer Zeit bereit» eine dritte Auflage nöthig geworden. — G. zu Putlitz' Märchrnstrauß „Was sich der Wald erzähU" liegt gegen wärtig in 28. Auflage vor.
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