Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-23
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ve,»«S»r«»»r Bei» Bezüge durch die GGchäk»»Ket« t«>er»«t» xr»—- »,»0 » («inschl M kL?-^,'S rß Ll llL^IlL» ll, -"rLL'^ LIL I^LII IIII «uzel« Nummer- 10 «. Mnnml HerauSgegeben von der König!. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.»Anschluß Nr. 1295. Urschet»«»« Werktag» nach» S Uhr. Mrd Zurücksenduna der für die Schristlettuag bestunmic», «der von dreier nicht «in» ««forderten Beitrüge bea»- sprncht, io ist da» Poftgeld beiznfa-en. A»«t»»t»»»,»«r«ützre>i Di« Zeil« Neraer Schrift der 7 mal aefpaltenen Antünd^ ^lngo-Seit« oder deren Raum Ri Pf Bei TabeLen- und Ziffernsatz » P, »uffchla, für die Zeil« Unterm Ne- daktiontstrich (Eingesandt) di« Textzetle mittler Schrift od« deren Raum 50 Pf Gebühren - Ermäßigung bei vsterer Wiederholung Annahme der An-naen di» mittag« 12 Uhr für dre nach» Mittag« erfcheinend« Nummer ^18. 1902 Donnerstag, den 23. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 23. Januar Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute von der Villa Strehlen in da- Residenzschloß übergesiedelt. Dresden, 14. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung hat die für die Zeit vom 1. März 1902 bi- dahin 1903 erfolgte Wahl der Geheimen Hofrats Professor 0r. Hempel zum Rektor der Technischen Hochschule in Dresden die erforderliche Bestätigung erhalten. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeatl. Dienste. 3» »efchtft«deretchede»Grt»tfteri«»»»erFt««»ie». Bri d«r Staat« - Hochbau - Berwaltung ist ernannt worden: Barr, zeilher Regierung«bauführrr in Dresden, al« NegierungSdaumrister beim Landbauamte Leipzig. Bei der Berwaltung der Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Julius Alfred Lange in Ehrenfriedersdorf, Johanne» Arndt Lauenstein in Aue und Johanne» Fried rich Klein in Dübeln, zeither RegierungSbansührer, al» Regieruag»ba«meister; die n»ch^»anntcn Feuermänner l. Kl. und Reservrsührer al-Lokomotivführer: Berchner' in Ober herold, Drabert' in Hainichen, Freitag' io Schönheide, Lüscher' und Richter" in Zwickau, Thotz' in Bautzen; Wolf- zeither Weichenwärter II. Kl., al» Schirrmeister in Plauen i B.; die nachgenannten Schlosser al» Feuermänner I. Kl., unter Belastung der Eigenschaft al» Lokomotivführer- Lehrlinge: Angelstein und »oll' in Reichenbach i v, Bühmr ", Hahn ', John ", Schendel und Seifert' in Lhemnitz, Fiedler', Friedrich' und Arno Reinhard Müller "in Leipzig!, Hünlich und Paul Richard Müller " iu Zittao, John" in Hof, Koch', Richter" und Tirlich in Zwickau, Arno Müller" in Eger, Rabe in Werdau, Roscher' in Görlitz, Zschaber' in DreSden-Fr. und Zschäbitz in Pirna; Berger', Hunger', Oettler'und teuschel', zeither HilsSseurrmänner, al-Feuermänner II. Kl. in Pirna, Chemnitz, Werdau und KOnigSbrück; Rrmu», zeit- her Schuppenfeuermann, als Nachtseuermann in Leipzig!; Fischer und Martin, zeither Stellvertreter, als Bahn wärter für Posten Dresden —Werdau 22*1! und Reitzen hain—Flüha So. 3m »eschtft-beretche «e» «iutftertams tze« Kalt»« «utz -ffeotltche« Unterrichts. Erledigt: die 4. ständ. Lrhrerstelle a. d. achMast Schule zu Wilthen. Koll.: die oberste Schulbehörde 1200 M. Gehalt u. fr. Wohnung im Schulhause Bewerbung-gesucht find unter Anschluß der er fordert. Unterlagen bis 5 Febr beim BezirkSschulinspektor Schulrat Schütze, Bautzen, einzureichen. — Zu besetzen: eine Lrhrerstelle in Stenn. Koll.: die oberste Schulbehürde. 1200 M. Behalt, 200 M unwiderrusl pers Zulage, 50 M. s. Bertr. dcS KirchschullrhrerS im Kirchendirnste u. Wohnung-- geld (200 M an einen verh, 150 M. an einen unverh. Lehrer) Gesuche sind unter Beifügung sämtl. Prüfung-- u. Amt-sührung-zeugnisse u. eine- MilitärdienstnachwciseS bi» 2. Febr. beim BezirkSschulinspektor für Zwickau II Schulrat Hörig einzureichen; — die 2. ständ. Lehrerftelle a. d. sechS- klast. Schule zu Lauterbach b. Marienberg. Koll.: die oberste Schulbehörde 1200 M Gehalt, 40 M f. Bertr deS Kirchschullehrer», SOM Beihilse z.Heizungd.Lehrerwohnung, bi» zum Einlritt der nächsten gesetzt AlterSzulage 200 M Pers. Zulage, 495 M. s. Ucberstunden, 110 M. s Fort- bildung-schulunterricht, fr. Wohnung i. Sckulhause u. Garten- aenuß Besuche mit allen erfordert Beilagen sind bi» SO. Jan. beim BezirkSschulinspektor Dr Bräutigam, Marienberg, ein zureichen; — die 2 ständ. Lehrerftelle zu Ansprung bei Zöblitz. Soll: die oberste Schulbehörde 1200 M. Behalt, 1K0 M unwiderrusl. perf. Zulage, 110 M für Turnunter richt, fr Wohnung u. Bartengenuß Gesuche mit allen er- sorderl Beilagen sind bi» 5 Febr. beim BezirkSschulinspektor 0r. Bräutigam. Marienberg, einzureichen; — mit zu er hoffender min Genehmigung Ostern eine neu zu errichtende 6. ständ. Lehrerftelle in Ellefeld. Koll: die oberste Schul behörde. 1450 M Grundgehalt, einschl. WohnungSgeld, sowie die gesetzt. Entschädigung sür 2 bez. 3 FottbildungSschul- unterrichtSstundrn, steigt bis 2800 M Endgehalt, der mit dem 5«. Lebensjahre erreicht wird. Die Einführung einer neuen, günstigeren BehaltSstaffel ist in Aussicht genommen. Besuche m sämtl. Zeugnissen, einschl. eines Mil-tärdienst- «u-weiscS, sind bis b. Febr. beim BezirkSschulinspektor Richter, Auerbach i B, einzureichen. Im Beschästöbereichr de» evangelisch-lutheri» scheu Lande»consistorium» sind folgende Stellen er ledigt und zu besetzen nach dem Kirchengesetze vom 8. Dez. 189« im 1. Halbj. 1902: III. Stelle: da- Diakonat an der Lutherkirche in Plauen i. B. (Ephoralort) — Kl III (A) — erl. durch Annahme der Design, am 10. Jan. 1902; IV Stelle: da» Pfarramt zu Neukirchen (Meißen) — Kl. III (8) —, erl. durch Design, am 10. Jan. 1902; V. Stelle: das Dom diakonat zu Freiberg (Ephoralort) — Kl. V (8) —, erl. durch Annahme der Design am 14 Jan. 1902 — Dagegen wurden angestellt bez befördert: Georg Hiller, Pfarrer in HerwigSdorf b. Zittau, als ArchidiakonuS in Penig (Roch lid); k. Emil Bruno Richter, Diakonu» in Werdau, al» Pfarrer in Kreischa (Dippoldiswalde); Karl Max Leuschel, DiakonatSvikar in Zschaitz, al» Pfarrer in König-Hain (Roch litz); Earl Schmalz, Predigtamt-kandidat, al- DiakonatS vikar in Zschaitz (Leisnig); Otto Felix Großer, Predigt- amt-kandidat, al- Hilf-geistlicher in Echmeckwitz (Oberlaufitz); Robert Theodor Lieschke, Predigtamt-kandidat, al- Hilss- geistlicher an der Lutherkirche in Plauen i.B (Ephoralort); Heinrich Eduard Schumann, Predigtamt-kandidat, al» S. Geistlicher beim Berein sür innere Mission in Leipzig (Leipzig I); Martin MagnuS MöbiuS, HilsSgeistlicher in CoSwig, als Diakonu- daselbst (Meißen); Rudolf Theodor Zeißig, Predigtamt-kandidat, al- HilsSgeistlicher in Eer»- dorf (Glauchau). (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Ans ßem Reichstage. Der Reichstag begann gestern die zweite Beratung deS Etats mit dem Spezialetat deS Reichskanzlers, der dem Abg. Barth und anderen Rednern der Linken Anlaß gab, die schon oft verlautbarten und in Re solutionen nirdergelegten Wünsche bezüglich besserer Sicherung deS Wahlgeheimnisses und der Gewährung von Diäten an die Reichstagsmitglieder von neuem zu erörtern. Der Reichskanzler Graf v. Bülow ging m seiner Erwiderung nicht nur auf diese Punkte, sondern auch auf die vom Abg. Barth berührten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika ein. Die für diese Beziehungen aus der deutschen Wirtschaftspolitik nach der Meinung deS Abg. Barth erwachsenden Schwierigkeiten werden nach der Meinung des Reichskanzlers von Barth überschätzt. Er wiederhole, waS er vor drei Jahren gesagt habe: daß die Reichsregierung von dem Wunsche erfüllt sei, auf der Basis voller Gegen seitigkeit und gegenseitiger Achtung die traditionellen guten Beziehungen aufrecht zu erhalten, die zu den Vereinigten Staaten von Amerika immer be standen haben und die einen Ausdruck in der Reise deS Prinzen Heinrich von Preußen finden. Er sei überzeugt, daß der Empfang deS Prinzen den gegen seitigen Gefühlen zweier großen Völker entsprechen werde In bezug auf die Diätenfrage wies der Reichskanzler, indem er sie für eine offene erklärte, darauf hin, daß die Diätenlosigkeit der Reichstags mitglieder als ein Korrelat des allgemeinen direkten Wahlrechts in die Verfassung ausgenommen worden sei. Eine Aenderung des Wahlgesetzes würde auch Wünsche in andrer Richtung herausfordern, und es fei am besten quiet» non movere. Die von den Rednern der Linken und des Zentrums behauptete Verpflichtung des Bundesrats, bei der Ver handlung des Reichstags über Initiativ-Anträge vertreten zu sein, lehnte er entschieden ab. Von der Rechten traten die Abgg. v. Levetzow, v. Tiedemann und Oertel diesen Ausführungen bei. Der letztere wies die Unterstellung des Abg. Singer, die konser vative Partei wolle die Diäten als Kompensation für die Aenderung des Neichstagswohlrechts ein führen, mit der Erklärung zurück, daß die konser vative Partei eine Abänderung des Wahlrechts nicht beabsichtige. Beim Etat deS ReichSamtS deS Innern wurde von den Abgg Müller Meiningen und Prinz v. Schönaich-Carolath eine Reihe von Einzelfragen angeregt, die der Staatssekretär des ReichSamtS deS Innern vr Graf v. PosadowSky - Wehner beant wortete. Was die Ausdehnung des Frauenstudiums anlangt, so warnte er vor allzuviel gesetzlichen Maß regeln; man möge die weitere Entwickelung auf diesem Gebiete von dem Fortschritte der öffentlichen Einsicht erwarten. Die Vorlage eines Krankenkassen gesetzes ist für die gegenwärtige Tagung wegen der zahlreichen streitigen Punkte dieser Materie nicht mehr zu erwarten, dagegen wird das Gesetz wegen des gewerblichen Kinderschuhes noch an den Reichs tag kommen. Die vom Abg. Müller unterstützte Forderung einer Entschädigung der Phosphor- Streichholzindustrie bezeichnete der Staatssekretär al» unberechtigt. Schon die Bezifferung der Ent schädigung für die Fabrikation auf 10 Mill. M. zeige, daß der Grundsatz, sür Maßregeln zum Schutze der Gesundheit der Arbeiter Entschädigung zu leisten, jeden sozialen Fortschritt in dieser Richtung unter binden würde. Den von den Interessenten verlangten Aendcrungen der Gesetze über die Gebrauchs- und Geschmacksmuster stehe neben anderen Bedenken die Unmöglichkeit, das Patentamt noch zu erweitern, entgegen. Zur serbische« Thronfolge-Frage. AuS Wien schnibt man unS: Vor kurzem ist in den Blättern daS Gerücht aufgetaucht, König Alexander von Serbien trage sich mit Abdankungkplänen und er werde auf den Thron verzichten, wenn er von Oesterreich-Ungarn und Rußland gewisse finanzielle Zuwendungen erhalte. Zugleich wurde erzählt, die leitenden Faktoren in Wien und St. Petersburg hätten sich dahin ge einigt, daß diese Bedingung zu erfüllen sei, damit die serbische Thronfolge zu Gunsten des 14jährigen Prinzen Georg Karagcorgiewitsch abgeändert werden könne. Die Richtigkeit dieser Angaben wird von offizieller serbischer Seite auf da» entschiedenste be stritten und zwar mit gutem Grunde. Die Frage der serbischen Thionfolge hat allerdings infolge der bekannten bedauerlichen Zwischenfälle einige Aktualität nicht nur für Serbien selbst, sondern auch für die zunächst an der Balkanpolitik interessierten Groß mächte gewonnen. Jene Zwischenfälle haben die Aufmerksamkeit deS serbischen Volkes und des Aus landes auf ein heikles Problem gelenkt, das unter anderen Verhältnissen kaum so rasch in den Vorder grund getreten wäre. Dazu kommt noch, daß die Entwickelung der wirtschaftlichen Zustände Serbiens eine höchst unbefriedigende ist und daß die Notlage eine Verstimmung hervorruft, die die ruhige und nüchterne Erörterung der Zukunft der serbischen Dynastie erschwert. Die Thronfolge-Frage ist in Belgrad zu einem Thema geworden, dessen die Politiker sich bemächtigten, um ihren Groll über die jetzige Lage mittelbar kundzugeben; sie wird von den Offizieren und Beamten besprochen, die durch die Geldnot der Regierung sehr empfindlich betroffen werden — kurz, sie beherrscht daS Tages gespräch. Daher ist eS nicht überraschend, daß die leidenschaftlich erregte Behandlung des Gegenstandes manche Vermutungen und Bchauptungen zum Vor scheine bringt, die entweder ganz haltlos sind oder zumindest den Ereignissen weit voraneilen. Zu dieser Art gehören auch die oben erwähnten Ge rüchte, deren Wert dadurch gekennzeichnet wird, daß Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 22. d. Mt« : »Jphigenia j« Tauris". Große Oper in vier Akten. Musik von C W. v Gluck Zur Freude aller ernsten Musikfreunde erschien daß Werk wieder auf dem Spielplane, da» man al» die restloseste Ausstrahlung der schöpferischen Kraft Glucks bezeichnen kann. In der „Jphigenia auf TauriS" werden selbst die Schwächen der Begabung de» großen Reformator« zu Vorzügen Gerade der Mangel an Blutwärme de« Empfinden», an modern berührender Leidenschaftlichkeit und schöner Sinnlichkeit ist e» viel mehr, der jene „Herbigkeit" der Antik« aufkommen läßt, di« schon die enge Anlehnung de» Texte« an Euripide» erforderte In der «dien Einfachheit dieser Musik, drr scharfen Plastik der Melodik, der prägnanten Dekla mation und der Sparsamkeit der Begleitung gewinnt für un« jene Objektivität der Weltanschauung der Alten «»«druck, die die Gestalten de« Drama« de« Eng- menschlichen entkleidet erscheinen läßt „Lebendig ge wordenen Marmorbilder«" gleich ziehen sie an un« vor über, von der Hand de« Schicksal« geleitet, Wesenheiten, nicht Persönlichkeiten Die Schwierigkeiten, die die Wiedergabe eine« so gearteten Werke« für neuzeitliche Darsteller bietet, erhellen au« dem Gesagten von selbst. Da« Zurückvrängen aller der Instinkte, die gegenwärtig nach freiem Sichbethätigen ringen, da« Niederzwingen der Leidenschaften und Affekte ist hier die Voraulsrtzung jeder stilvollen Wirkung Sie zu erzielen, wird also heut« nur denen gegeben sein, die in der Lage find, fich vollkommen über ihre Aufgabe zu stellen Ehedem ward den Künstlern diese« „Maßhalten" leichter, und man erinnert sich noch gern der echten Gluck-Vorstell ungen unsere« König! Institut«, in denrn neben einer Kainz-Prause ein Degete, v Witt u. a. mutten. Für die gegenwärtige Wiedergabe der „Jphigenia" hatte man in Frl Charlotte Huhn eine Vertreterin der Titelrolle gewonnen, die unter den obwaltenden Verhält nissen immerhin eine vortreffliche zu nennen ist Die Künst- kenn verfügt zwar nicht über die stimmlichen Mittel, um un» an der Hand der edlen Linienführung der Gluck- schen Melodik einzuführen in die Welt der Empfindungen der hoheit«vollen Priesterin. Aber sie entschädigt dafür dadurch, daß sie wenigsten» darauf verzichtet, da» Manko durch sogenannte dramatische Accente wettzumachen. Fast ein Gleicht«, möchte man sagen, gilt von ihrem Spiel. Die ungesuchte Hoheit dieser Gestalt vollkommen zur Erscheinung zu bringen, dazu empfindet auch Frl. Huhn, wie ihr Mienenspiel verrät, zu modern, auch find die Bewegungen nicht immer frei von einer ge wißen ungriechischen Unruhe Daß aber die Künstlerin di« Titelrolle in den Grundzügen richtig erfaßt hatte und dem Hervordrängen de« persönlichen Moment» kräftig wehrte, gereicht ihr allein schon zu voller An erkennung. Man kann da« Gleiche leider von Hrn Scheidemantel» Orest nicht sagen Der Künstler ließ seinem Temperament im Spiel die Zügel zu locker und beeinträchtiate so auch die Wirkung de» gesanglichen Teil«. Wie Sichmäßigen allein schon hier wirkt, zeigte Hr Anthe« al« Pvladr«, drr fich sehr richtig aus «ine würdige Repräsentation und aus schöne« Singen beschränkte Vollkommen im Stil hielt sich Hr Perron al« Thoa«. In den kleineren Solo Par tien wirkten noch die Damen Krull, Nast, Schäfer rc. und die Herren Nebuschka und Gutzschbach mit. Einen Sondererfolg aber hatte die König! Kapelle unter Hrn v Schuch zu verzeichnen. Man kann sich den orchestralen Part kaum schönheitsvoller und unnervöser gespielt denken OS Residenztheater. — Am 22 d Mt« : „Da» große Licht". Schauspiel in vier Aufzügen vonFelixPhilippi. Seit dem vergangenen Sonntage spielt die Rolle des Maler» Ra«muffen, die in den ersten Ausführungen auf da« Unvorteilhafteste mit einem Gaste besetzt war, drr jugendliche Liebhaber und Held unsere« Residenz theater« Hr. Emil Reiter. Eie ist zwar nicht di« führend« de« Stücke», obwohl um sie die geschilderten Konflikte gruppiert sind, erfordert aber eine große Epiel- gcwandtheit, weil der Dichter sie stark zwischen zwei Extremen, einer grübelnden Tiefsinnigkeit und einer bi» zu WahnsinnSparoxpSmen gesteigerten Exaltation, sich be wegen läßt. Da Hr. Reiter ern denkender Künstler ist, der die Pose vermeidet und immer da« Bestreben zeigt, die von ihm verkörperten dichterischen Gestalten lebens wahr vor den Zuschauer zu stellen, so konnte man von vornherein annehmen, daß er der Gestalt de» RaSmußen den zutreffenden Ausdruck geben würde Dennoch über raschte er durch mehrere Züge höchst individueller Auf- fafsung, und e» gelang ihm namentlich der Schluß de« dritten Akte« in ganz vorzüglicher, sehr wirksam ge steigerter Weise Die Leistung de« talentvollen Künstler» ist für die Direktion hoffentlich ein Hinwei« darauf, daß e« rätlicher ist, bewährte Kräfte der Bühne zu erhalten, al« si« durch unfertige oder talentlose Schauspieler zu ersetzen Der wiederholte Besuch der Vorstellung ergab, daß Frl. Hilda Dittmar, die Vertreterin der Charlotte, zwar nicht au einem Sprach-, wohl aber an einem Sprechfehler leidet, der immer dann störend hervortritt, wenn die Künstlerin nicht sorgsam auf ihre Deklamation achtet Da» geschah im Vrrlause de« gestrigen Abend« mehrere Male, jedoch nicht in so auffallender Art wie in der ersten Vorstellung, in der die Künstlerin unter einer begreiflichen Aufregung zu leiden hatte Ihr Spiel entfprach auch gestern wieder den künstlerischen Anforderungen der Rolle. W Dg» sie, wenn nicht alles trügt, von serbischen Persönlich keiten herrühren, die durch ihre eigensten Erlebnisse zur erbitterten Gegnerschaft gegen da» heutige Re giment gedrängt wurden. Betrachtet man m Belgrad die Verbreitung der betreffenden Gerüchte als so überaus unbequem, so sollte man nicht übersehen, daß man eS mit den indirekten Folgen einer Methode zu thun hatte, die daS Ehrgefühl der jeweilig in Ungnade gefallenen Personen empfindlich und fast unheilbar verletzen mußte. Diese Methode hat dazu geführt, daß im Laufe der Zeit jede der großen serbischen Parteien mit dem Stigma angeblich hoch verräterischer Gesinnungen behaftet und nach alt orientalischen Gepflogenheiten auf da- gehässigste be drückt wurde. Man darf daher nicht allzusehr darüber staunen, wenn die Leute, denen man so umspielt, ihre Rache in ihrer Weise nehmen und wenn sie die dynastische Treue verleugnen, die man ihnen längst in den schwersten Anklagen absprach. Aus diesen Andeutungen, die hier nicht weiter ergänzt werden sollen, ergiebt sich — vielleicht über zeugender als aus den halbatntlichen serbischen De mentis — die Folgerung, daß man den jüngsten Mitteilungen über die Thronfolge-Frage schon wegen ihres Ursprung« nur eine sehr beschränkte Glaub würdigkeit beizumessen hat. Die Versicherungen der serbischen Offiziösen verraten aber einen Uebereiser, wenn sie darauf hinzielen, die Erörterung dieser Frage als gänzlich unnötig darzustellen und somit kurz weg abzuschneiden. In Wien und in St. Peters burg denkt man nicht daran im heutigen Stadium der Angelegenheit entscheidend einzugreifen. Man achtet da wie dort die EntschließungSfreiheit König Alexanders und die Wünsche des serbischen Volkes. Man kann sich aber nicht darüber täuschen, daß die inneren Verhältnisse Serbiens infolge der steigenden Unzufriedenheit der Bevölkerung vielleicht in naher Zukunft abermals ein krisenhaftes Gepräge gewinnen dürften und daß dann die dynastische Frage mög licherweise daS Schlagwort für die Entfesselung der Leidenschaften bilden würde Gelingt eS dem König Alexander, die Lage zu klären und die vielfachen Schwierigkeiten zu überwinden, die sich jetzt um seinen Thron auftürmen, so wird diese Entwickelung von außen her gewiß nicht durchkreuzt werden. Die nächstbeteiligten Kabinette müssen aber auch den un günstigeren Fall inS Auge fassen, damit sie nicht von den Ereignissen überrascht werden. Diesem Zwecke dürften die zwangslosen Besprechungen gedient haben, die in letzter Zeit mit Bezug auf Serbien -wisch,» der österreichisch-ungarischen und der russischen Diplo matie gepflogen wurden, und die in den mehrerwähnten Gerüchten eine willkürliche Ausschmückung erfuhren. Den Urhebern jener Gerüchte, den unversöhnlichen Gegnern der derzeitigen serbischen Regierung, kann es erwünscht sein, den zwischen Wien und St. Peters burg in ganz allgemeinen Formen ersolgten Mein ungsaustausch so auszulegen, daß ein beängstigender Eindruck im Belgrader Königspalaste bewirkt wird. Die Staatsmänner Oesterreich - Ungarns und Ruß lands haben aber weder die Aufgabe noch die Ab sicht, derartige Effekte zu erreichen. Ihre Pflicht ist es nur, dafür zu sorgen, daß die konservative Balkan politik, die Europa seit langem jede Belästigung durch die Vorgänge im Südosten ersparte, auch weiterhin aufrecht bleiben kann. Dieser Anforderung wird im wesentlichen schon genügt, wenn die Fort dauer des Einvernehmens der beiden Mächte für alle etwa drohenden Möglichkeiten verbürgt erscheint. Die loyale Aussprache der beiden Kabinette berech tigt zu der Erwartung, daß auch aus einer etwaigen, Verein für Erdkunde. Am 17 d Mt«. teilte im Dresdner Verein für Erdkunde Hr. Prof vr. Schneider Berichte mit, die von zwei korrespondierenden Mitgliedern de» Vereins au« zwei weit voneinander entfernten Gebieten, aus Togoland und Nordostsibirien, ziemlich zu gleicher Zeit eingegangen sind. Au» Togoland hat Hr Mischlich, der EtationSchef von Kete-Kratshi, dem der Verein schon mehrere Beiträge zur Völkerkunde diese« unsere« Schutz gebiete» verdankt, vom 15. Oktober v I. datierte wert volle Mitteilungen au» dem Fetischleben der Eingeborenen gesandt Sie betreffen zunächst drei Jagdfetische, genannt Gbofü, Nakaku und Efewura, au« der Landschaft Adele Den au« dem Orte Dadeas« stammenden Gbofu, au« Blättern der Raphiapalme und Kaurimuscheln angefertigt, trägt der Jäger in einem Säckchen bei sich, damit er nacht« im Walde die wilden Tiere beruhige, wenn deren Geheul den Schlaf de« Jäger« stört Al« Opfer werden dem Fetisch Hühner gebracht, die durch die Anwendung gewißer Kunstgriffe von seiten de« Jäger« eingehen, während da« Volk glaubt, daß der Fetisch fi« tötet, der dann mit ihrem Blute besprengt wird, wie auch mit dem Blute der geschoßenen Tiere. Ein junger Mann wird dadurch gleichsam zum Jäger geweiht, daß er mit dem Blute de« ersten größeren Tiere«, da« er erlegt bat, den Fetisch bespritzt und sich mit einer Medizin wäscht, die er von dessen Eigentümer erhält. Die Fetische Nakuku und Efewura, beide au« Mpoti stammend, von denen der erstere au« einer Kalebaß« mit einigen Kaurimuschrln und einrm Deck«!, d«r letzter« au« »wer einen Mann und eine Frau darstellenden, au« dem Lehm eine« Termiten hügel« gefertigten kleinen Töpfen besteht, bringen dem Besitzer Glück auf der Jagd Al« Opfer werden ihnen Hühner und Palmwein oder einheimische« Bier gebracht Die Fetische Okra und Kanakra,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite