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v»»ai>«»»etlich«» I»Itz Vknh»l«. druck u.V,rl-, i Mu«dn»ck, u.v«rl<>-,,»s,llsch,ftm.».tz. V»«. ll«I»-ramm«U»nss»i r«rnfpk,ch.Anschluß vi.Ui. IS. Jahrgang Montag, öen 72. Juli 7920 Nr. 758 duech unstr» »,t,n fr,l Ina kau« monatlich 4^» Mk. 0,l »» »«fch»st«a,ll, aba-kolt monatlich 4^» Mk. »,I »,r poft »«stillt un» f.Ibst adaihoit oi,rt«l!«i,rllch 1,.,» Mk., monatlich 4.1»Mk. durch »risvrirfträg r r srri in» Kan» vl«rt«i. isthriich 14.44 Mk.,monatlich 4.4» Mk. ckrschiint ta-iim in »«n Nachmittaaoflun»«» mit fluonahme oo» Sonn. UN» Leirrtagen. Unfrr»A,ttun-»au»trä-,r UN» )iu»-ad«steU«n, sowie all« Postanstallen UN» Sriestrlioer nehmen Sesteliungen «»lgrgen. Huer Tageblatt SS» Pnzeiaenpreiset vi, stedenoespalten» Petit,,U, o»,r »eren Naum fllr Nnz«I-en au» flu» un» »em deziek «ch»ae»»»d»»a 7» k>sg., auowlirlla» stn,e>oen »s psg., Neklninepetitzeilesiir stu« UN» »en Srzlrk Schwärzender- »4» Pt-., sonst -5» Pta. s»> -roheren stbschllisten «ntsprechenSec Nadal«, stnzeiaenannahme bl«spl>t«st»n»4V»Udroorm, ;llr Zehler im Sa» kann s»«8d» nicht --leistet werden, wenn »ie stus-ad« »er stnzelge durch Fernsprecher erfolgt o»er »»»Manuskript nicht »eutich teodar ist. Das Neueste vom Tage. Li« Verhandlungen tn Spa lallen eine «ndung -um Bessern erhoffen; die Ent- ^«tdung.ia der KoHlenfrage wurde ausheure schoben. Aiatz varlAufklg« ASst^mmangSergebnis aitet: Westprvußen 99 316 «hgegebeue Stimnien, »von s 1 6 3 4 deutsch und 7682 polnisch, demnach s 2 rozent deutsch; Ostpreussen S6IV63 abgege- wq HtimniÄkt, dÄvmr dent.'.chl 353 655 und polnisch l«8, ,alsq 97,9 Prozent deutsch, o Amtlich wird «US Washington gemeldet: Die rste Zusammenkunft der VölkerbundSver- am mlung. ist Fps tzen 15. November festgesetzt orden- ' . Lorv John Fisher, der bekannte englische lottenfü hrer und ehemaliger Lord der Ad- i i r a l i t ä t, ist g e st o r b e n. )ofsnungsvolle Wenäung in Spa. Bor läufige Entspannung .Kn dem Kohlen frage. Tie Sonnabendnachmittag-Sitzung in Spa hat einen 'mschwung gebracht, auf den Wohl niemand außerhalb es engsten Telegiertenzirkels gefaßt war. Minister r. Simons, Hugo Stinnes und Otto Hue haben aus aten und Ziffern den Wall getürmt, über ben Frank- eichs Revanchegeist und der Vernichtungswille der En- ente zum Stürzen gekommen sind. Tie Vertreter un srer Gegner haben erkennen müssen, daß das, was ge genwärtig im Schlosse La Freineuse von Spa vorgeht, nichts mehr mit bloßem Rache kühlen und blinder Aus räucherung eines ohnmächtigen Gegners zu tun haben .mrs. sondern daß dort die Grundsteine, zum Neuausbau, zur Fortexistenz der We^lt gelegt werden. . Simons stand, als es sich .um die Frage der Kohlen li e fe- rungeu handelte, auf, um, wie. er sagte, den oegneri- schen Delegierten ins Auge Zu blicken. Nicht nur >u- rist i s ch e Gründe, sondern auch Gründe Praktischer Natur sprächen gegen die Beschlüsse vom Freitag. Die deutsche Delegation hätte beabsichtigt, be stimmte Vo ri sch läge in bezug auf die KoHlenfrage und, die Wieder- gutmachuUgSfragen zu machen, um die gegnerischen An sprüche möglichst vollständig.zu. befriedigen ohne Ge fährdung der deutschen Lebensfähigkeit. Es sollten außer der Kohlenkommission ,d r ei weitere Kommis sionen zu diesem Zwecke, von deutscher Seite einge setzt werden: 1. für die finanziellen Probleme, 2. für die technischen und 3. für. die wirtschaftlichen.^ Diese habe sich mit Deutschlands Arbeitsleistungen und den internationalen Geldfragen überhaupt Zu beschäftigen. Die Kohlenfrage sei dabei die Zentralfrage und ohne Einverständnis von Arbeitgebern Und Arbeitnehmern auf.deutscher Seite nicht zu lösen. Stinnes erklärte dann, daß bis jetzt im deutschen Bergbau alles geschehen sei, um die Alliierten zu befriedigen Tis Forderungen der Entente, die am Freitag mitgeteilt worden seien, würden die Förderung im deutschen Berg- Lair nur reduzieren. Ferner seien die Bemühungen des deutschen Bergbaues durch die mi itärischen Be dingungen des Protokolls vom 9. Juli sehr erschwert.! Unruhen seien u nausb l e;i b lich, die Folgen wür den Störungen der Produktion sein, die auf die Alliierten zurückfallen würden. Stinnes sprach äußerst scharf, nicht politisch, aber vielleicht doch eindrucksvoll. Tann folgte eine große Rede von Hup. Er sprach .über di« Bergarbeiter und die Stimmung bei den Unternehmern. Hue erklärte, daß die Bergarbei ter entkräftet seien durch die Hungerblok- kade und unter den ungünstigsten! Umständen lebten. Trotzdem hätten sie sich zur Mehrfürderung ver pflichtet. Sie machten Ueberschichten. Tie deutsch« Ar beiterschaft sei aber fest entschlossen, am SechSstunden- tag festzuhalten.' Tie Kohlenfrage sei ein interna tionales Problem Und nur durch international« Ver ständigung lösbar. Tie Vertreter des deutschen Berg baues seien gerne nach Spa gekommen, .um mttz »ar beiten, aber die Diplomaten am grünen Tisch könnten Nichts bestimmen gegen den Willen der Ar beiterschaft. Er hoffe, daß.dis Alliierten eine sach liche Arbeit in Kommissionen ermöglichen würden, da mit eS wirklich zum Wiederaufbau Europas komme. Hue trug seine Rede in schlichten klaren Worten und ruhig vor. ES war nicht zu verkennen, daß sie einen großen Eindruck auf die ganze Versamm lung gemacht hatte. Nach einer Pause brachte dann die Nachmittagsstt- SUng die Entscheidung Aber das Schicksal der Kon ferenz. ÄMMHochiväsidMt MilleMnv ergriff sofort das Wort zu längeren Ausführungen und erklärt«, er wende sich den Ausführungen de» Reichs» Minister» Tr. Simon» in der Vormittagsttzung zu. Ti« Ausführungen der deutschen Sachverständigen Stinnes Und Hu« Heien nicht alS Regierungserklärung aufzu fassen und fielen nicht unter die Verantwortlichkeit der deutschen Negierung. Millerand betonte gegenüber den Ausführungen des Ministers Tr. Simons die Berech- tigung'der Entente zu Zwangsmaßnahmen wegen Nichterfüllung der Koklenlteferungen. Indessen wünsche man, daß die deutsche Wirtschafts kraft sich wieder hebe, wenn Deutschland nur die Bestimmungen des Friedensvertrages erfüllt. Mille rand sprach dann aus, VM Vie BcZielWugM der Alliierten Dcntschianv so — er suchte offensichtlich nach einem Worte — friedlich (pacifiques) wie möglich würden. Tas sei «in BeNiitssnG für ganz Europa!. Dieser Teil der Rede Millerands zeichnete sich durch ganz besondere Wärme aus, die überhaupt die ganze Rede durchzog. Mllsrand schloß, die Alliierten wAnschten entschieden, daß man sich durch Beratungen der Sachverständigen in Kommissionen raschest über die Kohlenfrage einige, und schlug den sofortigen Zusammen tritt der Sachverständigen in einem in der Nähe gelege nen Hotel vor. Tie Kommt s.st o n trat sofort zusam men und erklärte sich bereit, ihren Bericht bis! Sonntag nachmittag fertigzustellen. Darauf trat eine Pause ein-in der der Tee genom men wurde. Hierbei war besonders zu bemerken, daß Llohd George mit dem deutschen Arbeiterführer Hue eine längere Aussprache über Bergarbeiterfragen führte. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ergriff Minister Tr.. ShmvnA daS Wort und widersprach zunächst den Ausführungen Millerands über Berechtigung von Zwangsmaßnah men bei Nichtinnehaltung der Kohlenlieferungen. Es handele sich hier zweifellos um ein Mißverständnis. Er dankte dann für die freundlichen Worte, welche Millerand Deutschland gewidmet hatte und ging ausführlich auf die deutschen Pläne über die Wiedergutmachung Lin. Die Beratungen seien noch nicht ganz abgeschlossen. Er erklärte sich be reit, die Pläne der deutschen Regierung.Montag früh schriftlich vorzulegen. — Llohd George unterbrach hier und fragte, ob nicht eine Beschleunigung möglich sei. Er möchte die Pläne gern etwas früher haben, vielleicht schon Sonntag abend. — Tr. Simons erklärte, es werde das Mögliche geschehen, um diesen Wunsch zu erfüllen. Die Sitzung wurde danach auf Sonntag 5Vs Uhr nachmittag vertagt, wo der Bericht der Kohlenkom mission zur Vorlegung 'kommen und Beschluß darüber gefaßt werden soll. Nach diesem Verlaufe der Sitzung darf.man Wohl sagen, daß durch den entschlossenen Einspruch des deut schen Wortführers und der beiden deutschen Sachver ständigen das Unheil in seiner gräßlichsten Form ver hütet worden ist. Wie em Hoffnungsstrahl fällt in das Dunkel der deutschen Bedrücktheit die Kunde von den versöhnlichen Tönen, die der Wortführer unserer haß erfülltesten Gegner gesunden hat. Sie sind der natür liche Widerhall auf die kalte Sprache der Daten und Ziffern,, die in diesem Kamps der Tatsachen und Notwendigkeiten fürs erste wieder einmal gesiegt haben. Und es eröffnet sich, wenn auch immer noch in bescheidenem Maße, die Aussicht, daß in dieser Zwie sprache der Frieden der Welt entschieden wird. Dor weittragenden Beschlüssen. Tentschlstiiv und Vie EntMssming. Beim Reichspräsidenten sand Sonnabend vor mittag eine Besprechung statch in der die aus Spa !zu- rückgekehrten Mitglieder der Delegation, .Minister Getz- ler, Staatssekretär Albert und General v. Seeckt Bericht erstatteten. Nach allgemeinen Mitteilungen wur den die in Spa getroffenen Vereinbarungen erörtert. Dabei wurde hervorgehoben, daß Llohd George den Schwerpunkt der Verhandlungen auf die Entwaffnung der Bevölkerung, das heißt also das Ein sammeln ver in Veit Hänvqn der, Bevölkerung befindlichen Was s en gelegt habe. Tie Androhung -eö .Einmarsches in das Ruhrgebiet ist.von den Deutschen nicht gK- nohmigt, .sondern nur zur Kenntnis genommen wor den, nachdem der Retchsmintster des Aeutzern zuvor er klärt hatte, daß eine derartige Klausel dem FricdenSvcr- trag und dem Völkerrecht widerspricht. . Die Schlußfor mel der Unterschrift geht infolgedessen.nur dahin, daß die deutsche Regierung Kenntnis nehme und versuchen werde — en ee qui concerne le gouvernement allemand (soweit dies die deutsche Negierung angeht) -- di« Bedingungen auszuführen. Llohd George hatte aus drücklich anerkannt, daß die Deutschen durch.ihre Unter schrift die Strafklausel nicht decken. ES lMt-ive weiter klargestcstlt, Paß, bet dem Nach, vrM, mit welchem v(e Einigntmlung depWaffen von der Entente gemäß deZn FrirpeniMemtraur verlangt »viird,. Deutsch land hier alsbatdj z,n «irr^chnetden de« Maßregel« gpetl«» müKs«. * Snlwasfnüitg, nicht Auslösung dek Wie die Germania, zuverlässig.erfährt, traf bet der Reich Sregierung in Berlin ein Telegramm au- Spa ein, wonach unter der Entwaffnung ver Sicher- Heilspolizei ketnesweg» deren völlige Entwaffnung oder gar Heren Auslösung zu verstehen sei, sonvern vielmehr nur die Einziehung schwerer Waffen und di« Entmilitarisierung. Somit würde die deutsche Sicher- heitswehr als reine Polizeitrutzpe sortbestehen können. W he MM ijn BewM Ein« Versammlung Berliner SicherheitS- wehrmänner hat beschlossen, gegen eine Aufhe bung ihrer auf mehrer« Jahre lausenden Verträge B o r- stellungen bei der ReichSregierung zu erhe ben. Auch die Berliner ReichSwvhrsormationen haben in Versammlungen ihrer Vertrauensleute Be schlüsse gegen die bevorstehend« Massenkündtgung der Angehörigen der Reichswehr gefaßt. Württemberg gqgen die Auslösung der, Polizei- unp! Einwvhnerwehre«. Ti« württLmbergtsche Regierung hat auf telegraphi sches Ersuchen dec Reichsregierung Zu der Frage der Auflösung per Polizeiwehren und Einwohnerwehren Stellung genommen und einstimmig beschlossen: Ein Verzicht auf Polizei und Einwohnerwehren ist für Württemberg.unmöglich, weil dies gleichbedeutend wäre mit der Auflösung feder Staatsordnung. Bezüg lich -er Reichswehr wird die Entscheidung Der Reichsregterung überlassen. Dieser Beschluß wurde der württembergsichen Gesandtschaft in Berlin übermittelt. Bayern rntwassuet nicht! Dis bayrische Negierung hat die Reich-regie- rung aufgesordert, ihren Beschluß, keine Entwaff nung der Einwohnerwehren in Bayern durchzufüh ren, den Vertretern der Entente in Spa bekanntgeben zu »lassen. In der Sonnabendsitzung des Neichskabi- netts wurde der Standpunkt des Reiches dahin festge- lsgt, daß durch die Unterzeichnung de» Diktats der Alliierten in Spa auch Mr Bayern die Pflicht der Entwaffnung der Einwohnerwehren gegeben sei. Die Polenheere in voller Ilucht. National Tidende meldet .aus Helsingspr»! Tie aus Polen in HelsingforS eingelaufenen Nachrich ten bestätigen, daß die militärische Lage Polen» verzweife lt ist. Auf der ganzen Front besinden sich die Polen in panikartiger Flucht. Von den Karpathen bis an die Beresina ist die polnische Front in Auf-, lösung. TAnmibMN pneDMMben. Nach in Reval eingegangenen Nachrichten sind di« (bolschewistischen Tr^rppen südlich von Dünaburg bis zur litauischen Front vorgerückt und haben die Ver bindung zwischen der lettischen und pol nischen Front durchbrochen. Tie Manische Re gierung ist von den Bolschewisten ersucht -worden, den Durchmarsch durch litauisches Gebiet nach Polen zu gestatten.. Dünaburg, daö von lettischen Truppen aus.Aufforderung -er Polen besetzt worden war, wurde von den Letten geräumt und von den Bolschewisten bese tzt. Brvst-Litaw-rk nnM Achter. Tie Wiener Reichspost meldet aus Warschau: Brest- Litowsk wird von den Russen mit schweren Ge schützen beschossen. Tas polnische Hauptquartier ist nach Warschau zurückverlegt worden. Wilna wird von der Polnischen Armee eiligst in den Verteidigungszustand gesetzt. Ti« Kämpf« rücken an uWLyo Grenz«! Nack Meldungen aus Tils.it zeigte sich der schnelle Rückzug -es polnischen Heeres von der roten Armee in der zunehmenden Ansammlung polnischer Soldaten in der Nähe der ostpreußischeu Grenze. Flucht der Polnischen Regierung Ms Warschau? Die Warschauer Regierung dementiert die Meldung, nach der die Regierung von Warschau nach.Posen Über- zusiedeln beabsichtige. Demgegenüber ist festzustellen, daß pon der polnischen Regierung -och umfangreiche A! aß nahmen für einen (.ofortigenAbmarsch aus Warschau getroffen sind. Allerdings scheint der Plan, nach.Posen zu gehen, fallen gelassen worden zu sein, da in Posen bekanntlich eine starke regierungs feindliche Strömung vorhanden ist. Es wurden andere Städte des östlichen Polens wie Thorn »nd Gran de n z in Orwägung gezogen. 4> Rußland nimmt dlo «nMichM Bedingungen a». Di« Antwort der russischen Regierung an England ist-in London eingetroffen und sofort an Lloyv George in Spa übermittelt worden. Llohd George wird di« russische Antwort dem Obersten Rat unterbreiten. In dieser Antwort erklärt der russische Volkskommissar,d«S Aenß«rn Tschitscherin, daß die Sowietreg^e- rung bereit sei, die Bedingungen der englischen Negierung ungeschmälert anzunehmen. Di« Be dingungen d.er englischen Regierung lauteten: Frei lassung aller englischen Gefangenen, Räumung.Persien» durch die Bolschewisten, Einstellung. t«d«r bolschewisti- sehen Propaganda im Orient,. Ungültigkeitserklärung aller russischen Schulden an die Ententeländer. Klein« politisch« W»elduu«eu. ' Di« Relch-präsldenttnwahl. Wie aus parlamentarisch«« Kreisen verlautet, wird der Reichstag erst beim Wiederzu sammentritt im Herbst den Termin der Reichspräsidenten wahl sestsetzen. Präsident Ebert hat sich bereit erklärt, bi» längsten« Ende de« Jahre« sein Amt wes' terzuführen. Die Präsidentenwahl soll erst nach den