Volltext Seite (XML)
MMufferTageblali Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RW. K-i Haus, bei Posibestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apsg. Alle Post-nftalt-n, Post. bolen und uniere Aus- . — .. s. träger und «cschaftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be. WvckeNblatt für Wilsdruff U. Umgegend ftellungen entgegen. Im III Uli ' für Bürgertum/ Beamte, Angestellte u. Arbeiter or.. «c. — r,--,—— L"—. I ""den nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nl- k !°s;und stlatzvorschristen Falle höherer Lewa», ' Krieg oder sonstiger Be. V I ' ! ann-hm-b,soorm.10Uhr. — «UI» «»llsoruu ^ir. v berüchsichtigt. Anzeigen, sti-bsstörungen besteh, kein --Bezugspreises. - Bü-ks-ndung durch Fernrus °d-rmju-.^^^nük^ir -n- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der anttlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meiffen des Amt^- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits^ Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Nr. 139 — 91. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 16. Juni 1932. keginn in Lausanne. Konferenzstadt Lausanne. Die Orte um den Genfer See herum haben es gut: Jeder einzelne ist am Ufer des smaragdgrünen größten Binnenwassers Europas wundervoll gelegen, und über das weite Wasser hinweg haben sie entweder, wenn sie am Nordufer liegen, eine herrliche Aussicht aus die riesigsten Alpengipfel vom Montblanc bis zur Dent du Midi, oder, wenn sie am Südringe liegen, aus die gegenüberliegenden Jurahöhen mit ihren lachenden Weilern und viehbesäten Matten, oder sie haben, wenn sie sich ihren Blickpunkt so günstig ausgesucht haben wie Genf, beide Landschaften vor Augen. Etwa an der Mitte des Nordufers des Sees liegt Lausanne, das jetzt wieder einmal die internatio nalen Diplomaten empfängt. Der Reisende, der sich auf dem Dampfer der Stadt nähert und ihre vielversprechenden malerischen Umrisse in sich ausgenommen hat, ist zunächst ziemlich enttäuscht, wenn er Ouchy, die am See gelegene Unterstadt, betritt und lauter ganz moderne, nüchterne und architektonisch keines wegs bedeutende Straßenzüge vor sich sieht. Nur eines fällt auch dem Reisenden auf, der die übrige Schweiz und namentlich die Gegend um den Genfer See herum bereits kennt: Das ist die außerordentliche Zahl von Hotels, Pen sionen und Gaststätten. Kaum ein Haus scheint da zu stehen, was nicht irgendwie an der Fremden industrie beteiligt ist. Aber auch in der etwa 150 Meter höher gelegenen Oberstadt, die man am besten er reicht, wenn man die eigenartigen, in den natürlichen Fels gehauenen Treppenstraßen erklettert, hält der Eindruck von dieser Überfülle von „Gastlichkeit" an. Sonst aber wechselt hier das Bild: Viele Straßen und Gassen sind malerisch winkelig und eng, so daß man ihnen den alten Ursprung der schon seit der Römerzeit blühenden und im Mittelalter zu gewaltiger Macht gelangten Siedlung ansieht, wenn auch eine gewisse Nüchternheit bleibt. Mit den Reizen zahlreicher anderer Orte der deutschen Schweiz oder auch der Jnnenviertel des benachbarten Genf kann Lausanne in keiner Weise wetteifern. Allerdings enthält es ein Kleinod, welches jedem Kunstfreund einen Abstecher nach Lausanne doch lohnend macht, das ist die alte, einst bischöfliche und seit Calvins Reformation, die hier und nicht in Gens entschie den wurde, evangelisch-reformierte Kathedrale, zu deren Merkwürdigkeiten die unzähligen, mehr als tausend Säulen gehören, welche die Wölbungen der Schiffe tragen und mit einer sich nie wiederholenden Vielfältigkeit mit Pflanzenfriesen in hochgotischer Bildhauerei geschmückt sind. Dieser Dom mit seinen zahlreichen Grabdenkmälern und Denktafeln bildet gleichzeitig auch eine Art geschicht licher Ruhmeshalle des protestantischen Waadlandes. Lausanne ist früher mit Recht als die „deutscheste" unter den französisch-sprachigen Städten der Schweiz be zeichnet worden, nämlich in dem Sinne, daß es keine andere gab, wo jahrein, jahraus so viele tausende Deutsche, namentlich deutsche Heranwachsende Jugend, wohnten. Man besuchte diese Stadt, um sich in der französischen Sprache auszubilden, viele junge Mädchen nahmen hier einen einjährigen oder längeren Aufenthalt in einer der Pensionen, um sich, wie schon ihre Mütter und Großmütter, die französische Konversation anzueignen, viele Studenten belegten aus demselben Grunde ein oder zwei Semester an der an sich nicht sehr bedeutenden Universität. Dabei ver mied man streng, deutsch zu sprechen, eben weil man lernen wollte, und so hörte man hier, wo jeder Mensch des Deutschen mehr oder weniger mächtig war, selten einmal ein deutsches Wort. Diese Vorliebe hat Lausanne seinen deutschen Gästen dann im Kriege sehr schlecht ge dankt. Stresemann hat einmal in einer seiner ersten Genfer Reden an das Wort erinnert, das im Kriege um ging: „Clemenceau hätte schon längst Frieden mit Deutsch land geschlossen, wenn die „Gazette de Lausanne" es er laubt hätte." In der Tat war Lausanne der Platz, wo die Deutschenhetze unter der Führung dieser unter fran zösischem Einfluß stehenden Zeitung am wildesten sich überschlug. Als Folge davon hat Lausanne auch die Be deutung als Studienort für sprachbeflissene Deutsche nicht wiedererlangt. Dafür haben die Franzosen bei jeder Ge legenheit versucht, die ihnen so ergebene Stadt mit Kon ferenztagungen zu bedenken, so schon im Winter 1924/25, obgleich nur ein wenig geeigneter Hotelsaal in Ouchy für diese Verhandlungen zur Verfügung steht. Auch die Konferenz von Locarno sollte nach einer französischen An- regung nach Lausanne verlegt werden. Auch seither haben die Franzosen, wenn deutsche Angelegenheiten in Genf zur Erörterung standen, sich auf ihr Echo in der Lausanner Presse immer verlassen können. » Die deutschen Minister in Lausanne. K « Reichskanzler vonPapen und Reichsaußenminister .N e u r a t h, Relchsfinanzminister Gras Schwe ll n-Kr o s i g k. Reichswirtschaftsminister Warmbold sind mit dem fahrplanmäßigen Berliner Schnellzug zu der Lausanner Konferenz eingetroffen. Melchior, der Deutschland im Baseler Sachverstän digenausschuß vertreten hat, ist bereits früher in Lausanne eingetroffen. Die deutsche Abordnung ist im Hotel Savoy abgestiegen. Auf dem Bahnhof wurde sie von General konsul Immelen und Vertretern der Lausanner Be hörde empfangen. Eine Abordnung der deutschen Stu dentenschaft an schweizerischen Hochschulen begrüßte den Reichskanzler und richtete an ihn eine kurze Ansprache. Am Bahnhof waren von den schweizerischen Behörden strengste Absperrungsmaßnahmen getroffen worden. Die übrigen Vertreter der an der Lausanner Konferenz teil nehmenden Mächte sind im Laufe des Nachmittags teils in Autos in Lausanne eingetroffen. * Die Lausanner Konferenz eröffnet. Die Lausanner Tributkonferenz hat am Mittwoch um 17Uhr mit einer Chefvorbesprechung be gonnen, an der Reichskanzler von Papen, Außen minister von Neurath, Macdonald, Herriot, Grandi, der belgische Ministerpräsident Renkin und der japanische Botschafter in Rom, Noshida, teilnahmen. Nach amtlicher Mitteilung nehmen an der Lausanner Kon ferenz 18 Mächte teil, und zwar: Deutschland, England, Frankreich, Italien, Belgien, Japan> Rumänien, Tschechoslowakei, Südslawien, Ungarn, Griechen land, Polen, Portugal, Canada, Australien, Neuseeland, Süd afrika und Bulgarien. Die österreichische Regelung ist nicht eingeladcn, da aus der Haager Konferenz bereits die österreichi schen Reparationen endgültig geregelt worden sind. Die Sitzungen der Konferenz finden in dem altertümlichen Chateau d'Ouchv statt. Die technischen Vorbereitungen der Lausanner Konferenz sind bis ins kleinste mit großer Sorg falt getroffen. Wegen der Ermordung des Sowjetkommissars Wo- rowski auf der Lausanner Konferenz im Jahre 1923 sind die Kontrollmaßnahmen ungewöhnlich streng. Für die internationale Presse sind in einer großen ge deckten Glashalle im Chateau d'Ouchy alle zweckmäßigen Vorkehrungen getroffen. Macdonald ist als Präsident der Konferenz auserschen. Die ursprünglich getroffene Vereinbarung, nach der Reichskanzler von Papen, Herriot und Grandi Reden halten sollten, ist nicht angenommen worden, da poli tische Erklärungen in der öffentlichen Eröffnungssitzung nicht für zweckmäßig erklärt wurden. Die Eröffnungssitzung wird somit einen politisch bedeutungslosen Chraakter tragen. Generalsekretär der Konferenz ist Sir Maurice Hankey, der Generalsekretär der beiden Haager Konferenzen. * Deutsche Ministererklärungen in Lausanne. Die deutschen Minister auf der Lausanner Konferenz haben vor der deutschen Presse Erklärungen abgegeben: Reichskanzler von Papen betonte zunächst die unbedingte Notwendigkeit eines engen Gedankenaustausches der deutschen Abordnung mit der deutschen Presse während der Konferenz. Die deutsche Re gierung werde selbstverständlich mit der gleichen Festigkeit politische Notverordnung unterzeichnet. Veröffentlichung am Donnerstag. Die politische Notverordnung der Reichsregierung, die u. a. auch die Frage des SA. -Verbotes behandelt, trägt das Datum des 15. Juni mit der Unterschrift des Reichspräsidenten. Den Vertretern der Länder wurde der Inhalt der Verordnung im Reichsinnenministermm mrt- geteilt. Mit der V er S ffen tl i ch un g der Verordnung ist für Donnerstag zu rechnen. Die Verordnung erscheint dann im Reichsgesetzblatt, sie tritt am Freitag in Kraft. Ans dm Inhalt Berlin, 16. Juni. 2m Reichsinnenministerkum fand am Mittwoch nachmittag eine Konferenz statt, in der den Vertre tern der Länder die innerpolitische Notverordnung mitgeteilt wurde. Die Notverordnung umfaßt sowohl die Aushebung des SA.- und des Uniformverbots wie die Neuregelung der Pres- wie ihre Vorgängerin die nationalen Notwendigkeiten vertreten. Es handele sich jetzt nicht nur um die Frage, einen endgültigen Strich unter das Reparationsproblem zu ziehen, vielmehr müßte dieses Problem in seiner ganzen Tragweite sowie die Gesamtlage, in der sich das gesamte Europa heute befinde, mit den übrigen Staatsmännern vertrauensvoll behandelt werden. Die Öffentlichkeit er warte von den Staatsmännern Taten. Die gegenwärtige außerordentlich ernste Lage vertrage es nicht mehr, daß diese Konferenz nur mit Versprechungen und Zusicherun gen ende. Die Aufgabe dieser Konferenz sei, einen end gültigen Auftrieb für Deutschland und damit für das gesamte Europa zu finden. Die ersten Vorbesprechungen der einladenden Mächte seien planmäßig und zufrieden stellend verlaufen. Am Freitag werde er in der ersten Sitzung der Konferenz als Vertreter Deutschlands den Standpunkt der deutschen Regierung zu den in Frage kommenden Problemen darlegen. Ncichsautzenminister Freiherr von Neurath erklärte sodann, daß die Haltung Deutschlands auf der Konferenz selbstverständlich versuchen werde, dem natio nalen Interesse Deutschlands gerecht zu werden, über die Methoden könne vorläufig noch nichts gesagt werden. Der optimistische Ton der ausländischen Presse entspreche in keiner Weise der tatsächlich ernsten Lage. Wenn auch die Erkenntnis von der Unmöglichkeit weiterer Reparations zahlungen Deutschlands allgemein durchgedrungen sek, sei es jedoch noch ein weiter Schritt bis zu deren offizieller Anerkennung. Ncichsfinanzmknister Graf Schwerin-Krosigk wies sodann darauf hin, daß die letzte Notverordnung keineswegs eine endgültige Konsolidierung der Lage be zwecke. Vielmehr stelle die Notverordnung einen Versuch dar, den drohenden kastenmäßigen Zusammenbruch der öffentlichen Hand hintanzuhalten. Keineswegs sei sie im Hinblick auf die Lausanner Konferenz erlassen, bedeute jedoch die beste Illustrierung der Notlage Deutschlands und sei ein Beweis, daß an eine weitere Reparations zahlung Deutschlands tatsächlich nicht mehr zu denken sei. Die Lausanner Konferenz werde sich mit zwei großen Problemen zu befassen haben: Dem Neparationsproblem und dem großen wirtschaftlichen Problem. Die deutsche Regierung werde gerade der Frage der wirtschaftlichen Probleme die größte Beachtung schenken müssen. Dis Regelung der Neparationsfrage sei zweifellos eine Vor aussetzung für die Lösung der Wirtschaftsfrage. Ohne eine solche Lösung fei eine Gesundung der Wirtschaft nicht zu erreichen. Aber die Herbeiführung einer Gesamt gesundung der Weltwirtschaft sei jetzt eine unerläßliche Aufgabe geworden. Ob diese Konferenz für beide Fragen reif sei, sei allerdings die Frage. AM lausanne Hendels, und MrlMMonlerenz? Aus maßgebenden französischen Kreisen verlautet, Herriot und MacDonald seien übcrcingekommen, der Lau sanner Konferenz vorzuschlagen, im Anschluß an diese Konferenz oder einige Wochen danach in Lausanne eine gesamteuropäische Wirtschaftskonferenz abzuhalten, in der die gesamteuropäischen Handels- und wirtschaftspolitischen Fragen, besonders die Fragen der Zollhcrabsetzungen und der Währungsangleichung, erörtert werden sollen. Ferner sei zwischen Herriot und MacDonald verein bart worden, der Lausanner Konferenz Verlängerung des Tributmoratoriums auf sechs Monate vorzuscklagen, da bis zum 1. Juli, dem Tage des Ablaufes des Hoover- Zahlungsaufschubs, eine endgültige Regelung der gesam ten Reparationsfragen nicht zu erwarten sei. sevorschriften, des Versammlungs- und Demonstratkonsrechks usw. Die Vertreter der Länder haben sich, wie die „Vossische Zeitung" erfährt, in der Besprechung die Stellungnahme chrer Regierungen Vorbehalten. Der Reichsinncnminister Habs die Bedenken der süddeutschen Regierungen abzuschwächen ver sucht, indem er ausdrücklich versicherte, daß alle Reichsinstan zen zu sofortigem Eingreifen entschlossen seien, wenn in irgend einem Teile des Reichsgebietes durch die ueue Regelung Schwierigkeiten entstehen sollten, und daß diese Entschlossen heit vor allem auch für die Wiederzulassung der Uniformen gelte. Die neue Verordnung spreche nicht von militärischen Verbänden, sondern von „Verbänden, die in geschlossener Ord nung auftreten" und verpflichte solche Verbände, ihre Satzun gen auf Verlangen dem Innenminister mitzuteilen und sich Anordnungen des Innenministers zu fügen. Der Reichsinnen- Minister erhalte auch die Ermächtigung, einzugreifen, sobald sich Unzuträglichkeiten herausstellen. Bon besonderer Bedeutung sei es, daß der Innenminister auf Beschwerden hin in einzel nen Teilen des Reiches eingreifen und Sonderregelungen tref fen könne. Darin liege indirekt die Bestimmung, daß nicht die Sie MW MverMmg.