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Memner Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Lonnabend. Abonnementspceis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitnng für Wrack, SkiserMrs. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cofrmannsdorf, Litban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 80. K-r«fprecherr «mt Deuben 212a Sonnabend, den 9. Juli 1910. Kernsprecher: Amt Deuben 2120 LZ, Jahrgang. — Durch Schadenfeuer wurde in Her oin Montag von zu Hause entfernt und an demselben Tage von Freiberg aus eine Postkarte an einen Freund geschrieben Hal. Auf dieser Postkarte hat der Gesuchte Selbstmord gedanken zuin Ausdruck gebracht. — Die Getreideernte hat auf den unterhalb Kötzschen brodaS liegenden Fluren mit Anfang dieser Woche begonnen. Das ist also drei bis 4 Wochen früher als Uli) Iläd tUUi UlU. !zogswalde bei Wilsdruff die Wirtschaft Rabenau, den 8. Juli 1910. des Gutsbesitzers Kießlich zerstört. — Gesucht wird der Kaufmannslehr- — Bei der städtischen Sparkasse zu - , - Rabenau wurden im Monat Juni d. Js. Ung Curt Schulz aus D-uben, welcher sich 286 Einzahlungen im Betrage von 15 813,86 """ "" Mark geleistet, dagegen erfolgten 130 Rück zahlungen im Betrage von 26 378,90 Mark. — Der Maschinenarbeiter Steinfelder in Rabenau unterschlug einen einkassierten Be trag von 30 Mk. Er behauptete, das Geld sei ihm in einer Herberge von anderen, die ihn betrunken gemacht hätten, gestohlen worden. Unter Zubilligung mildernder Umstände er kannte bas Schöffengericht Tharandt ans eine Gefängnisstrafe von 10 Tage», von denen 6 Tage durch die Untersuchungshaft als ver büßt gelten. — Unter der Anschuldigung, sich an einem 9jährigen Mävchen sittlich vergangen zu haben, wurde am Donnerstag nachmittag der ca. 60 Jahre alte Fuhrwerksbesitzer L. hier verhaftet und dem Amtsgericht Tharandt zugeführt. — Der Essenkehrbezirk Tharandt wird eine Veränderung erfahren. Herr Moritz Nau mann sen. in Tharandt, wird den Teil Ra- bena u, Eckersdorf, Klein ölsa, HainS- berg, Somsdorf und Lübau seinem Sohn Richard übertragen, der kürzlich die Meisterprüfung mit Auszeichnung bestanden hat. — Das Kgl. Ministerium des Innern hat die Zustimmung zu den bereits festgestellten und gerichtlich geordneten Verträgen über Er werb von Wasserkräften für das Elek trizitätswerk zu Deuben versagt, mit der Be gründung, daß die Pachtsumme von 68 000 Mark für R a b e n au e r G r un d (CoßmannS- dors) und 20 000 Mark für beide Talsperren abschlüsse in Malter und Klingenberg zu ge ring seien und Verschleuderung des National vermögens bedeuteten. Man kann dies um so weniger verstehen, als der einzige Mitbieter bei der Ausschreibung, Fabrikbesitzer Mahn- Klingenberg, nur 4000 Mark bot. Es soll kV. der Klageweg zur Erfüllung der Verträge beschritten werden. Mil dem Bau der Rabe- nauer Wasseranlagen gedenkt man nächstens zu beginnen. — Vergangene Nacht wurde in die Zoll einnahme inDeuben - Döhlcn ringebrochen. Die Diebe schraubten von einem Tisch eine Kassette mit ca. 3000 Mark Inhalt loS und wollten mit der Beute das Weite suchen. Durch verursachten Lärm wurden die Hausbewohner aus dem Schlafe geweckt und der Diebstahl vereitelt. Ein Polizeihund ist zur Verfolgung der hinterlassenen Spuren eingetroffen. — Vor dem Schöffengericht Tharandt standen sich in einer Privatklage gegenüber Schuhmacher Nörster und Schuhmacher Nowy aus Coßmannsd.orf. Nowy hatte nach einem Tanzvergnügen Nörster aus der Straße durch Faustschläge auf den Kopf gemißhandelt. Zwischen beiden Schuhmachern soll Konkurrenz neid herrschen. Das Gericht kommt wegen einfacher Köipeiverletzung auf eine Geldstrafe von 20 Mark zu. — Wegen Bettelns in Tharandt wurde der Schuhmacher Schnabel vom Schöffen gericht zu 4 Wochen Haft verurteilt. — Herr Pfarrer Jentsch in Deuben wurde vom Kirchenvorstande der Schloßparochie in Chemnitz zum Pfarrer von Chemnitz-Land gewählt. — Bei der Gemeindcverbandssparkasse in Seifersd 0 rf wurden im Juni ds. Js. 2 943,05 Mk. eingezahll und 433,— Mark zurückgezahlt. — Der Dippoldiswalder Bezirksausschuß genehmigt« die Uebernahme bleibender Verbind lichkeiten durch Ruppendorf und Seifers dors, eine Darlehnsaufnahme von Ruppen dorf zu Wafferleitungsjwecken, die Schulspar kaffe zu P 0 sjend 0 rf, sowie ein Konzessions gesuch Klemms-Nuppendvrf. — Der 19jährige Dachdecker Lippmann aus Oberweißig stürzte von dem Dache eines Scheunengebäudes ab und trug einen Unterschenkelbruch und innere Verletzungen da von. Lippmann wollte diesen Herbst freiwillig bei dem 13. Jägerbataillon eintreten. in den vergangenen Jahren. Da- Korn ist be reits abgemäht und die Garben sind schon zum Teil >n Puppen aufgestellt worden. Was Vie Qualität des Getreides anbetrifft, so ist dieses Jahr im großen ganzen eine zufrieden stellende Ernte in Aussicht gestellt worden. — Auf der fiskalischen Straße Auerbach- Jägersgrün wurde die Dampfwalze von Bubenhänden in den Straßengraben gefahren. Bis jetzt konnte der über 600 Zentner schwere Koloß trotz aller Bemühungen noch nicht wieder entfernt werden. — In Radebeul erfolgte in der che mischen Fabrik von Hayden eine Explosion, wodurch ein Schadenfeuer entstand. Das schnelle Eingreifen der Fabrikfeuerwchr verhinderte eine größere Ausdehnung deS Brandes. — Zwecks einer Besprechung wegen Schaf fung von Kleinwohnungen hat in Kreischa eine Versammlung statlgefunden, in der Brief träger Stöcker-Dresden sprach. Nach seinen Aussagen ist Kreischa ein besonders günstiges Feld für die Gründung eines Bau- und Spar vereins. ES erfolgten 37 Unterschriften für die Gründung eines Bau- und Sparvereins für Kreischa. Man wählte einen interimistischen Vorstand, der die weiteren Schritte in die Wege leitet. — Einen bedeutenden Absatz in Garten- erzeugniffen haben die beiden Gemeinden Stetzsch und G 0 hliszu verzeichnen. Gegen fünfzig Gärtnereien haben in diesen Jahre nicht weniger wie rund 80 000 Schock Salat erbaut. Die Hauptabsatzgebiete sind außer Dresden Chemnitz, das Erzgebirge und Berlin. — Von den in der Familie Kirschner in Lommatzsch geborenen Vierlingen sind zwei Kinder gestorben. Die Mutter liegt schwer krank darnieder. — „Parseval" wird auch heute und morgen Sonnabend seine Fahrt nach Dresden nicht unternehmen können, da die Wetleraus- fichlen nicht günstig sind. — Im Befinden der geisteskranken Frau v. Schoenebeck-Weber ist eine plötzliche Wendung zum Besseren eingetreten. Voraus sichtlich verläßt Frau Weber bereits in 14 Tagen die Irrenanstalt Kortau- — Kleine Notizen. — Das zweijähr. Söhnchen eines Stickers, daS sich bei den Groß eltern in Muldenhammer aufhielt, trank in einem unbewachten Augenblick aus einer Benzinflasche und starb nach kurzer Zeit. — Im Wassertroge ertrank das anderthalb Jahre alte Söhnchen des Fuhrwerksbesitzers Rich. Schnabel in Lugau. — In Ebensd 0 rf erhängte sich eine 70 Jahre alte Witwe. Schwermut über die Gebrechen des Alters, noch dazu in Armut, trieb sie zum Selbstmord. — Zu dem M 0 rd vers uch auf den Grund stücksbesitzer Taubert in Wernsdorf wird mit- geteilt, daß sich der Verletzte aus dem Wege der Besserung befindet und Hoffnung besteht, ihn am Leben zu erhalten. Die Vermutung, daß der rachsüchtige Täter Seifert, der seinem Schwager den Schuß in den Kopf beibrachte, nach der Tat selbst Hand an sich gelegt hat, bestätigt sich. Ec wurde mit einer tödlichen Schußwunde an der Niederschindmaaser Mühle als Leiche aus der Mulde gezogen. — Der in der Hilpertschen Brauerei in Plauen beschäf tigte Tagearbeiter Richter wurde beim Heuein fahren von dem umstüczenden beladenen Heu wagen erschlagen. — Schwermut infolge Angst vor einer Operation bei einem unheil baren Leiden trieb den Fabrikarbeiter Richard Steinbach in Kirchberg dazu, sich in einem Teiche auf Leutenhofner Flur zu ertränken; er stand im 27. Lebensjahre. — Die beiden Kinder des Henkerschen Ehepaares in Pirna spielten in der Küche der Wohnung, während die Mutter Kartoffeln schälte. Um den Kin dern eine Freude zu machen, gab sie ihnen Kirschen und nach Kinderart schmückten sie sich damit, indem sie die Früchte als Ohrringe ver wandten. Beim Spiel muß der kleine, etwas über drei Jahre alte Knabe dem anderen im Scherz Kirschen fortgenommen und in den Mund gesteckt haben. Plötzlich fiel der Kleine um und erlag einem Erstickungsanfall. — Eine Wahlrechtsdemo n st ra- ti 0 >i aus Anlaß der infolge der Einverleibung von Vororten notwendig gewordenen Neuein- leilung der Wahlkreise für die Stadlverordneten wahlen hatte die Sozialdemokratie zu Mitt woch abend vor dem Rathause in Leipzig veranstaltet, jedenfalls zu dem Zwecke, auf die Beschlüsse der Stadtverordneten einen Druck auszuüben. Die sozialdemokratischen Stadtver ordneten verlangten die Einführung des allge meinen, gleichen Wahlrechts für die Stadtver ordnetenwahlen, worauf die bürgerlichen Stadt verordneten nicht eingehen konnten. — InLeipzig trifft eine große Anzahl Mitglieder deS TurvereinS in Christiania ein, um den Betrieb und die Einrichtungen in der Leipziger Turnerschaft kennen zu lernen. Den norwegischen Gästen werden von der Leipziger Turnerschaft eine Reihe turnerischer Vor führungen geboten werden. Dresden. Vor den Geschworenen halte sich der inBirkwitz geborene Fabrikarbeiter Albin Arthur Höhne wegen Totschlags zu ver antworten. Ec hat seinen Lebensunterhalt durch Betteln gefristet. Am 21. September 1909 wurde er aus Hoheneck entlassen; er war ar beitslos und kam beim Betteln auch zu der Frau Bellmann und Frau Heinz am Jüden- hof, decen Mitleid er sich durch die Angabe, er komme aus dem Krankenhaus und sei ar beitsunfähig, versichert haben soll. Die Witwe Heinz war 72 Jahre alt und schwerhörig. Ain 29. Januar betrat er die Wohnung der Heinz, als sich diese bei der Bellmann befand. Auf der Kommode lagen 2 Geldtäschchen, die er entwendete nnd der Frau Trentsch gab. Dem Höhne war bekannt, daß die Frau Heinz größere Geldmittel besaß. Ec schlich sich des halb in ihrer Wohnung ein, wozu er von der Trentsch angestiflet worden sein will. Ec ver steckte sich unter das Bett im Schlafzimmer. Die dann zurückgekehrte Katze wurde ihm zum Verräter. Sie hatte die Anwesenheit eines Fremden im Zimmer gewittert und ihr Ver halten veranlaßte die alte Frau, unter ihr Bett zü schauen. In diesem Augenblick kam Höhne unter dem Bett hervorgespcungen und faßte die zu Tode erschrockene Frau am Halse mit dem Rufe: „DaS Geld her oder das Leben!" Mit einer Hand hat der Räuber seinem nach Hilfe rufenden Opfer dann in den Mund hineingegriffen und es mit der andern fortwährend in brutaler Weise gewürgt und abgeschüttelt. Dann hat er die Frau in eine im Zimmer stehende, mit Wasser gefüllte Wanne hineingestoßen und sie dann weiter ge würgt. Schließlich hat der Unhold ein auf dem Tische liegendes Holzmeffer ergriffen und hatte seinem Opfer in die Brust gestochen. Das Messer ist dabei mit der Spitze abge brochen und die Spitze im Körper stecken ge blieben. Der Räuber hat dann sein Opfer loSgelaffen, damit es ihm das geforderte Geld herbeischaffe. Erst nachdem er 251 Mk. Bar geld von der zitternden Frau erhalten hatte, entfloh er durch das Dachfenster. Er nahm seinen Weg über die beschneiten Dächer und wurde schließlich in einem Dachraume ergriffen, In der Verhandlung wurden 8 Zeugen ver nommen. Die alte Frau Heinz ist bekanntlich mehrere Tage nach dem Attentate im Johann- städter Krankeuhause gestorben. Höhne wurde zu 2 Jahren Zuchthaus und wegen schwerer räuberischer Erpressung zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. — Ein aufregender Vorgang spielte sich am Donnerstag vormittag auf der Elbe zwischen dem Pionierübungsplatze und Städtische Freibank. Heute Sonn abend, den 9. Juli von vorm. 8 Uhr an Verkauf vou Rindfleisch a Kilo 80 und 60 Pfg. Grund der Beanstandung: Tuberkulose. Uva» Ttslltnst. Vorstadt Uebigau ab. Das 12. Pionier-Ba taillon hatte vom Ostra-Gehege aus eine Kriegs brücke nach Uebigau hinübergeschlagcn. Beim Abbruch derselben fiel infolge Aus gleitens der Pionier Kanis von der 2. Kompagnie rücklings in die Elbe. Er vermochte sich eine Zeitlang als Schwimmer über Wasser zu hallen und schwamm etwa 50 bis 60 Meter stromab, dann aber verließen ihn die Kräfte und er verschwand unter dem Wasserspiegel. Ein Leutnant und ein Unteroffizier sprangen dem Ertrinkenden zwar sofort nach, leider gelang es ihnen aber nicht, den'im Wasser Versun kenen zu fassen. Sein Leichnam konnte bisher noch nicht gefunden werden. — Erschossen hat sich der auf der Dürer- straße in Dresden wohnhaft gewesene 50- jährige Markthelfer Achilles in der Holbeinstr. 10, wo er in Stellung war. Er war sofort tot. Der Beweggrund zur Tat ist langjährige Krankheit. — Der Vater des seinerzeit unter rätsel haften Umständen in der alten Kaserne in Bautzen ermordeten Knaben Willy Kaiser, hat beim sächsischen Kriegsministerium unter eingehender Begründung das Wiederaufnahme verfahren des noch unaufgeklärten Falles durch das Oberkriegsgericht beantragt. — Die Erzeugung und Ausfuhr vou MusikinstrumentrninMarkneu- kirchen hat seit 2 Jahren wieder eine an sehnliche Steigerung erfahren. Während 1908 noch ein Rückgang der Ausfuhrziffern gegen das Voijahr um etwa 40 Prozent festgestellt werden mußte, betrug der Wert der Ausfuhr von Musikinstrumenten und Saiten aus dem Konsulatsbezirle Markneukirchen allein nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1909 2 337 596 Mk. oder 211 182 M. mehr als 1908, was einer Zunahme um fast 10 Prozent entspricht. — Ein großer Stickerkampf steht für den Herbst in Aussicht, da die Maschinen besitzer den im vorigen Jahre bewilligten Tarif gekündigt haben. — Großfeuer äscherte die Tuchfabrik von Schlabach in Sagan ein. Der Schaden beziffert sich auf eine Million Mark. 200 Arbeiter sind beschäftigungslos. — In der Nähe von Aachen stießen 2 Eisenbahnzüge zusammen. Sechs Reisende sind schwer verletzt. — Infolge der noch immer anhaltenden großen Hitze sind im Staate Newyork un gefähr 170 Personen an Hitzschlag gestorben. — Eine für den gesamten Holzhandel wichtige Neuerung hat die Reichsbank getroffen, indem sie fortan die im Torner Holzhafen lagernden Hölzer beleihen wird. Bei der Lage rung im offenen Strom wird eine Beleihung bekanntlich nicht gewährt, weshalb die Holz- besitzers meistens schnell verkaufen müssen. Durch die Beleihung bei Lagerung im Thorner Holzhafen können sie nunmehr die Konjunktur besser ausnutzen. — In einem Gartenhäuschen des 11. Be zirks in Wien brach nachmittags ein Brand aus, bei dem zwei Knaben verbrannten und ein Knabe schwere Verletzungen davontrug. Der Brand ist wahrscheinlich durch Spielen mit Zündhölzern entstanden. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 10. Juli Dom. 7 p. Trin. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst: k. Pescheck. Pcedigttext: 1. Petri 2, 5—10. Nachmittags r/z 2 Uhr Unterred, mit den Jüngl. k. Pescheck. Nachm- ^4 3 Uhr Kirchentaufen: Derselbe. Getraut: Am 3. Juli Wilhelm Arno Henker, Maschinenschlosser in NiederhäSlich u. Frieda Marie Lorenz hier. Kirchennachrichten von Somsdorf. Am 7. Sonntag nach Trin. Vorm, halb 9 GotteSd. mit Predigt über 1. Petri 2, ü-10.