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MsdmfferTagevM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, OGG Wli»druffrr Tageblatt* ettchrtt« an alle« Werlttaoen nachmittags 5 Uhr. Dr,ug«prtt»: Bei «dholuug in Gefchllfrsstelle »nd den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2^0 RM., bet PoüdesteUung 1 NW. »nrügUch Adtrng- gebühr. Einzelnummern ItApsg «Uk^oftanstaltrn Wochenbla11 für Wi!s^rusf u. !lmaeyeN0 Postboten und uniereAus. tzellgerund GeschLftssteven — ' —— nehmen z« jeder Zeit Be- stellnugen entgegen. Im Fall, höherer Gewalt. Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung bar Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — Stückiendung eingesandter Schrrftstüche erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für ÄürgerkuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltenerRavmzeile 2V Stpfg., die 4»efpalte»e Zeile der amtttchen Bebanntmacknngen 40 Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile iw textlichen »Reichsmark. 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Allzuviel ist ja bei der internationalen Kohlenwirtschaftskonferenz nicht herausge kommen, die in Genf — unter deutschem Vorsitz — von einer besonderen Delegation des Wirtschaftsausschusses beim Völkerbund veranstaltet worden ist. Diesmal waren nur die Bergwerksbesitzer vertreten, ober demnächst sollen auch die Bergarbeiter dort ihre Wünsche und Klagen vor bringen dürfen. Europa erzeugt viel mehr Kohlen, als es selbst ver braucht oder nach überseeischen Kontinenten absetzen kann, und besonders krisenhaft liegen die Dinge jetzt in den beiden Hauptexportländern der Vorkriegszeit, England und Deutschland. Alle Versuche der englischen Re gierung, die Zahl der ständig arbeitslosen Bergarbeiter — etwa ein Fünftel der früheren Gesamtbelegschaft von 1,1 Millionen — durch Übersiedlung in andere Berufe oder durch Förderung der Auswanderung herunterzu drücken, sind ebenso gescheitert wie das Bemühen, den Absatz der englischen Kohle im Ausland so zu steigern, daß eine Wiedereinstellung der Arbeitslosen hätte erfolgen können. Und es ist fast eine Strafe des Schicksals, daß diese Schwierigkeiten hauptsächlich durch gewisse Be stimmungen des Versailler Friedens hrrbeigeführt worden sind: man hat durch die Losreitzung des kohlenreichen Ost oberschlesiens die Voraussetzung für die jetzt in Skandi navien und dem Ostseegebiet überaus schmerzlich empfundene polnische Konkurrenz geschaffen und hat durch die deutschen Sachlieferungen namentlich an Italien und an Frankreich große Verluste aus dem dortigen Absatz markt erfahren; exportiert Deutschland doch auf Grund von Sachlieferungsverträgen jäbrlich rund elf Millionen Tonnen Kohle oder Koks ins Ausland Ein wilder, völlig ungeregelter Kampf um die Absatzgebiete — das ist der augenblickliche Zustand in der internationalen Kohlenwirtschaft. Und doch liegt der Gedanke eines internationalen Erzeugungs- und Ab satzübereinkommens in der Luft, weil dies allein die Krise Überwinden lassen kann. Das merkt man in allen Ländern «nd so ist man mit allen Mitteln bestrebt, sich schon früh zeitig für die kommende Absatzverteilung möglichst zu sichern. In irgendeiner Form haben alle Staaten, die das Abkommen mitmachen, aus diesem Grunde offene oder versteckte Subventionen ihrer Kohlenwirtschaft eingeführt — mit Ausnahme von Deutschland. Das können wir uns nämlich finanziell nicht leisten, besonders nicht etwa das Beispiel Englands und Polens nachahmen, wo der Kohlenabsatz durch sehr weitgehende Ermäßi gungen der Eisenbahntarife wirkungsvoll gefördert wird. Dadurch ist schließlich die privatwirtschaft liche Konkurrenz immer mehr zu einem staatlichen Macht kampf zwischen den wichtigeren Kohlenerzeugungsländern geworden, was die Verwirklichung des Gedankens, dis Kohlenwirtschaft international zu regeln, keineswegs er leichtert. ?luch auf der Tagesordung der Genfer Wirt- schaftäkonferenz stand als besonderer Punkt die Aus wirkung der Staatssubventionen ans Erzeugung. Handel, Verteilung und Absatz der Kohle, ohne daß man aber bei der Besprechung über eine vorsichtige Zurückhaltung hin auskam. Am schärfsten gebt bei dieser staatlichen Forcie rung der Kohlenausfuhr Polen vor und das erklärt die Hartnäckigkeit, die von der Warschauer Regierung bei den deutsch-polnischen Handelsvsrtragsverhandlungen be wiesen wird, wo man ein außerordentlich großes Ausfuhr- kontingent nach Deutschland verlangt. So sitzt die deutsche Kohlenwirtschaft nicht bloß in der Zange zwischen England und Polen, sondern dazu tritt als jüngster Konkurrent im Rheinland auch noch Holland auf, das seine Kohlenbergwerke erheb lich ausgebaut hat und im Begriff ist, durch Ausbau feines Kanalnetzes guten Anschluß an den Meinschiff- fabrtsweg zu finden. Außerdem ist, auch durch den Ver sailler Vertrag, Frankreich durch den Erwerb der lothrin gischen und saarländischen Bergwerke zu einem Lande ge worden, das jetzt gleichfalls mehr Kahlen erzeugt als verbraucht. Kohlen Überfluß überall in der Welt, in der Theorie auch die Erkenntnis von der Not wendigkeit einer internationalen Regelung der Kohlen wirtschaft, in der Praxis ein mordender Kampf aller gegen alle und dazu noch die sinkende Absatzmöglichkeit durch das Vordringen anderer Arten der Kraft- und Wärme erzeugung, z. B. durch Elektrizität, Ausw'tzung der Wasser kräfte. Vordringen der Braunkohle, systematische Natio- nalisierungs- und Ersparnispolitik — so sehen die Dinge in Wirklichkeit aus. Nicht zuletzt die Bergarbeiter sind dabei die Leidtragenden. Hier etwas Ordnung zu schaffen, ist außerordentlich schwer, und in Genf ist man darin auch kaum weiterqekommen. Tie Krise muß offen bar erst noch viel gefährlicher werden, ehe sich der Wille ru einer Verständigung durchsetzen kann. Giresemann für Wahlreform. Eine Rede an die Angestellten. Im Nahmen einer Veranstaltung des Angestelltenaus. khusses der Deutschen Volkspartei nahm der Partewor- Vtzende, Reichsaußenminister Dr. Stresemann, das Wort. Er bedauerte in seiner Rede u. a. die Entwicklung zum Spezialistentum, die im P a r l a m e n 1 zu beobachten lei. Ebenso bedauerlich sei der Umstand, daß beute bereits Abdankung Aman Allahs Sei« älterer VM» Mrullnult die ReiicrlW. London, 14. Ian. Wie aus Kabul amtlich gemeldet wird, hat König Aman Ullah zugunsten seines älteren Bruders Inayat Mah auf den afghanischen Königsthron verzichtet. König Aman Ullah begründet seinen Schrill mit einer Erklärung, derzu- felge er hofft, daß sein Rücktritt seinem Lande den Frieden und die innere Einigkeit wiedergeben möge. Sein älterer Bruder Inayat Ullah, genannt Muin Es Sal- taneh, hat die Regierung übernommen. Inayat Ullah ist am 20. Oktober 1888 geboren und mit einer Schwester der Königin verheiratet. Die Banden Badschai-Kakans haben zuletzt mit Inayat Ullah in Verbindung gestanden. Der Rücktritt des Königs Aman Ullah dürste das Ende der Kämpfe in der Nähe der Stadt Ka bul bringen. Welchen Einfluß der Rücktritt des Königs auf die Schinwaristämme haben dürste, ist noch ungewiß. Der Rücktritt König Aman Ullahs wird von -er Berliner afghanischen Gesandtschaft amtlich bestätigt. Der ehemalige König Aman Ullah folgte seinem Vater Habib Ullah, der ermordet wurde, am 20. Februar 1919 auf den afghanischen Königsthron. Er erzwang in einem Feldzug gegen England die Anerkennung der Unabhängigkeit Afghanistans und nahm im Jahre 1925 an Stelle des bisherigen Emirtitels den Titel eines Königs von Afghanistan an. Aman Ullah war von der Notwendigkeit europäischer Reformen in seinem Lande überzeugt und versuchte durch zahlreiche Maßnahmen Afghanistan zu mo ¬ dernisieren. Er berief zu diesem Zwecke zahlreiche ausländische Spezialisten, darunter auch zahlreiche Deußche, in sein Land, di« insbesondere die Wirtschaft und die Kultur des Landes heben soll ten. Um seine Reformen zu vervollkommnen, unternahm der König 1928 eine Studienreise nach Europa, die ihn u. a. auch nach Deutschland führte. Nach seiner Rückkehr nach Kabul kün digte er ein großes Reformprogramm an, das u. a. die Einfüh rung der Nationalversammlung, der allgemeinen Wehrpflicht, zahlreicher neuer Steuern, sowie die allgemeine Schulpflicht der Kinder beiderlei Geschlechts vorsah. Diese Maßnahmen lösten jedoch lebhaften Widerspruch aus, weil man glaubte, daß seine Maßnahmen im Gegensatz zu den Bestimmungen des Korans stünden. Im Verlaufe von wenigen Monaten erregten seine weiteren Maßnahmen, insbesondre die Abschaffung des Parbats (Schleiers) für die Frauen unter der orientalen Geistlichkeit schärfsten An stoß, die schließlich, als die Schinwaris sich empörten, zu einer großen Erregung gegen ihn führten. Obgleich es ihm glückte, durch Verhandlungen und Einsatz starker Truppenmasten mit den Schinwaris zu einem Waffenstillstand zu kommen, gelang es ihm nicht, größere Banden in der Nähe seiner Hauptstadt Kabul zu schlagen, denen sich im Lause der Zeit allmählich auch aktive Truppen des Königs anschlossen. Anscheinend simd in den letzten Tagen, in denen die Telegraphenverbindung mit Kabul unter brochen war, größere Truppcnmengen, darunter auch Anhänger seines Bruders Inayat Ullah zu den Ausständischen überge- ganaen, so daß der König sich zum Rückzug gezwungen sah, ob gleich er durch weitestgehenden Verzicht aus seine Reformen noch in letzter Stunde versucht hatte, seine Stellung wieder herzu- stellen. Pierpont Morgan SachvrrltänMger Wendung in der Reparaü'onsfrage. Allgemeine Überraschung. Neben dem schon früher genannten Owen Aoung ist nunmehr als zweiter amerikanischer Sachverständiger für die Konferenz zur endgültigen Schuldenregelung Deutschlands aus dem Weltkriege der größte Bankier Newqorks, dessen Machtbereich sich über die halbe Welt er streckt, Pierpont Morgan, ernannt worden Da nach Hal die Reparationskommission ihre Einladungen endgültig an Owen Noung und Joh» Pierpont Morgan in Newyork ergehen lassen. Als Stellvertreter dieser beiden Sachverständigen ist der Bostoner Rechts anwalt Thomas Perkins ausersehen In allen drei Fällen soll die Einladuna bereits anaenommen worden John Pierponi Morgan, der Amerika auf der großen Reparationskonkerenz vertreten wird. 70 Prozent des deutschen Volkes Lohn- und Gehalts, empfänger seien. Er gab den jungen Kräften und Stän den, auch der Angestellten- und Arbeiterschaft, den Rai, die Ellenbogen zu gebrauchen, um sich durchzusetzen. Die An gestellten müßten bei den kommenden Wahlen rechtzeitig Ausschau nach geeigneten Persönlichkeiten halten. Der Minister erklärte, er könne es mit Rücksicht auf seine inner politische Einstellung nicht mit ansehen, daß die Deutsche Polkspartei als eine Partei hingestellt werde, der, wenn auch absolut fälschlich, äußerlich etwa ein antisoziales Ge präge anhaften solle. Er appelliere an die Jugend, sich an den Wahlen zu beteiligen: denn wenn die Jugend glaube, neue Ideen durchsetzen zu können, müsse sie auch für diese Ideen kämpfen. Gewiß trügen auch andere Gründe zu der geringen Wahlbeteiligung bei, die vor allem im heutigen Wahlsystem ihre Ursache hätten, das in mancher Hinsicht dringend einer Reform bedürfe. sein. Die Ernennung Morgans hat Überall große Über raschung hervorgerufen, soll aber namentlich in Berlin mit uneingeschränkter Genugtuung ausgenommen worden sein. Man hält dafür, daß Pierponi Morgans Ernennung Gewähr dafür biete, daß aus den Verhandlungen auch etwas herauskommen werde. Denn sonst hätte er das Amt nicht übernommen. Die Meinung wird allerdings vertreten, Pierport Morgan werde gegen der Versuch auf- treten, die deutschen Reparaiionsscheine schon in nächster Zeit aus den amerikanischen Markt zu werfen. Sein Ver langen werde es sein, zunächst einmal fesizustellen, was und wieviel Deuischland zu bezahlen habe, damit die amerikanischen Bankiers in der Lage wären, zu erkennen, ob genügend Sicherheit für etwaige Geldanlagen vor handen sei. In diesem Sinne dürfte die Meinung der deutschen Kreise sich mit der Morgans decken. Auch im Reich wurde stets an der Forderung festgehalten, eine be stimmte Schuldsumme zu nennen mit anschließender Prü fung, ob die dentsche Wirtschaft in der Lage sei, die zu übernehmenden Lasten bei ausreichender Sicherung der Existenz der Voltsmassen zu tragen Aus dem Weißen Haufe. Die angeblichen Erklärungen des Sprechers im Amerikanischen Repräsentantenhaus in Washington (Weitzes Haus) über die Tilgung der deutschen Repara- lionsschuld, die danach angeblich nur in der Weiteraus wirkung des jetzigen Dawes-Plans bestehen könnte, hatten zum Schluß der vorigen Woche ziemliches Aufsehen und auch einige Beunruhigung in bezug auf den Zweck der neuen Konferenz hervorgerufen. Zu dieser Beunruhigung hat nun das amerikanische Staatsdepartement in Beantwnrtung einer Anfrage deS Botschafters Sckurman in Berlin m-tgeteilt, die Meldung sei gänzlich unbegründet. Der Präsident habe sich über die Summe, die als Deutschlands Gesamtschnld festgesetzt werden solle, in keiner Weise geändert und auch nick-ttz her über gesagt, wie viele Jahreszahlungen Deutschland leisten solle. Nach der Ernennung Piervont Morgans erwartet man die Bekanntgabe über den Zusammentritt der Kon- ferenz in allernächster Zeit. Es ist die Rede davon, daß einer der Amerikaner, wahrscheinlich Owen Uoung, den Vorsitz übernehmen wird. Ostpreußen a's Vorposten des Reiches. Ein Vortrag des Oberpräsidenten Slehr. Auf der Vollversammlung der Industrie- und Handels kammer zu Essen hielt der Oberpräfidem der Provinz Ost preußen Ernst Siehr einen Vortrag über »Die Provinz Ost preußen als Vorposten des Reiches" Er führte u a. aus, vatz jetzt, wo die Ruhr und dih erste Zone wieder frei seien und die Westgrenze als gesichert zu bezeichnen sei. Vie schwerste Gefahr für Deutschlands Zukunft im Osten vornehmlich in der Frage, ob Ostpreußen gehalten werden könne, liege Polen habe die Wichtigkeit dieses Vorpostens von Anfang an klar erkannt. Wer glauben wollte, daß die breite Masse des pol nischen Volkes die Hoffnung Ostpreußen zu gewinnen, für alle weiten aukaeaeben babe. irre lebe. Die Mittel, mittels