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91 Jahrgang Nr. 10S Via 4» «Mmeler »rett, petttzetl« rv Goldpfennig», Ilngesantt «nd N«Ua««, l» GvlLpfennig«. Versteigerung. Donnerstag den 7. Mal 1925 vormittags 11 Uhr tollen in Dippoldiswalde im Versteigerungsraume des Amtsgerichts L L«- IM8« Lüslol. o». 22 kssr LüdsoL-d-, o» ö0 kL»r NlrsodLd», kU-p-LtowI» M aeaen Barzahlung meistbietend versteigert werden. 0 IWS. gegen vollzieh" Amt«,-richt, Dippolvi.waide j Bezugspreis: F«r einenMonai 2 Goldmark mit I Zutragen, einzeln« Nummern 1» Voldpfenni,«. 4 Semeinde-VerdandS-Dttokonto Nummer , Postscheckkonto Dresden 12 5«. k Fernsprecher: Amt Dip-oldlsmald. Nummer WeitzeritzZeilung ro«<«»»>mg MI» Anzeiger iiir Nppol»iswal»e, Schmieöeberg N.U " . «ettepe Zettung-es Bezirks Dieses Blatt eulhilll die amNicheu BekauulmachuWer der Amlshamtlmaunschafi» -es Amlsgerichl» im- -es Sta-lrals zu Dippoi-iswal-r ^^t^OertlicheS und Sächsisches. — Erledigt: Ständige Lehrerstelle in Beerwalde. Orts- klaffe v. Kleine Familienwohnung vorhanden. Ständige Lehrerstelle in Kreischa. Otrsklasse S. — Familienwohkung nicht vorhanden. Bewerbungen mit den erforderlichen Unterlagen bis 31. Mai d. 2. an den Bezirksschulrat zu Dippoldiswalde. — Beim Prüfungsausschuß des Landtages ist selten des Stadlrats Nadenau ein Gesuch um Gewährung eines zinslosen Darlehns zur Errichtung einer neuen Schule eingereicht worden. Dasselbe wurde an den Haushaltungsausschuh -1 zur Bericht erstattung abgegeben. — Der Rohproduktenhän-ler K. aus Cohmannsdorf ging am 4. März in Rabenau seinem Gewerbe nach, indem er Rohprodukte einkaufte, und zum Fortschaffen der eingekau.sten Lumpen, Alteisen usw. einen kleinen Handwagen benutzte. Er wurde von einem Polizeibeamten aufgefordert, die nach der Rabenauer Steuerordnung zu entrichtende Steuer in Höhe von SO Pf. zu bezahlen. K. weigerte sich und erhielt hierauf eine Strafverfügung in Höhe von 10 Mark. Gegen diese legte er Berufung ein, so dah das Amtsgericht Tharandt hierüber zu entscheiden hatte. Dieses hat den Angeklagten K. freigesprochen. In der Begründung heißt es: daß K. durch die Strafverfügung zur Last gelegt worden sei, sich einer Uebertretung nach den Paragraphen 1, 2, 3 und 4 des 11. Nachtrages zur Gemeinde steuerordnung der Stadt Rabenau schuldig gemacht zu haben. Das Ergebnis der Beweisaufnahme zeitigte zwar den Tatbestand, baß K. in Rabenau Lumpen eingekaufi, hierbei einen kleinen Handwagen während des Ankaufs eine Zeitlang auf öffentlichen Wegen in Rabenau hat stehen lasten, den er dann zum Fort- schaffen der gekauften Lumpen benutzt hat. Dieses Verhalten verpflichtete K. aber nicht, «in sogenanntes Stättegeld im Sinne von 8 1 des erwähnten 11. Nachtrages zu entrichten. Zur Entrichtung des Stätteaeldes ist nach 81 nur derjenige ver- pflichtet, der auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen im Stadtbezirk außerhalb den Jahrmärkten Handel treibt, und zwar bann, wenn dieser Handel durch Benutzung eines Wagens, Tisches oder dergleichen betrieben wird. Diese Bestimmung findet aber auf vorliegenden Fall keine Anwendung, sondern nur auf solche Fälle, in denen ein bestimmter Teil des Verkehrsraumes dem Zahlungspflichtigen zur besonderen Benutzung ausschließlich über lasten wird. Würde aber die Stadtgemeinde Rabenau auch für Fälle, wie Im vorliegenden, die Entrichtung eines Stättegeldes vorschreiben, so wäre eine solche Bestimmung zulässig. Desgleichen wäre eine derartige Anordnung, sollte sie eine Fahrzeugsleuer dar stellen, nach 8 9 des Gesetzes über die Zugtiersteuer vom 27. 3. 1923 unzulässig. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß der An geklagte der ihm zur Last gelegten Straftat nicht überführt werden konnte, mußte er freigesprochen werden. — Unglaubliche Schmutzereien in einem Bäckereibetrieb bil deten am Sonnabend den Gegenstand einer größeren Verhandlung vor dem Amtsgericht zu Dresden. Der in den 80er Jahren stehende Bäckermeister Schiebel in der Leisniger Straße in Dres den-Neustadt war von entlassenen Angestellten angezelgt worden, daß in seinem Betriebe seit Jahresfrist die denkbar größten Schmutzereien herrschten. So wurde der Angeklagte beschuldigt, daß er zum Backen von Makronen Zuckerhonig benutzt, in den zuvor ecke Katze gefallen war. Den am Fell des Tieres anhaf- »enden Kunsthonig soll Schiebel mit der Hand abgestreift und der Ä^vnigfasse befindlichen übrigen Masse wieder zugefügt haben. I»« er stinkendes (künstliches, bezw. getrocknetes!) Eiweis, verschmutzte Margarcke, Fett und 'Zucker hinein verar- Teig dazu verschiedentlich in einem Kessel ein- der wochenlang unter einer defekten Gosse ge- hinein uriniert worden ist. Schließlich wurde aelegt. daß er die Vorschriften be- in Bäckereibetrieben völlig mißachtet habe. der. Angeklagte, der besonders noch ««legentlich des Psannkuchenbackens ins ob es bereits siede, und der e als sogenannte Reibesemmeln nedraätt, so gut wie alles. Das Gericht mußte bei dieser Sachlage in eine umfanareicke Beweiserkebuna Antreten. Die Zeugen belasteten den Angeklaaten der vornebm- !öett*lebr Makronen ^ge- tckf^t, sehr ernst. Prof. Dr. phil. Beythien, der Direktor des Städtischen Chemischen Untersuchungsamtes erklärte tm Gutachten, ihm sei aus der Literatur nur ein Fall bekannt, Elternabend Am Donnerstag 7. Mai abends 9 Uhr findet im Saale des „Goldenen Sterns" Elternversammlung mit folgender Tages ordnung statt: 1. Mitteilungen 2. Stellungnahme zur ElternratSwahl 3. Film und Schule (Vortrag des Herrn Zesch) ES werden tm Anschluß an den Vortrag 3 Schulfilme vor- aekübrt. Die werten Ellern und Erzieher, die Mitglieder des Schulausschuffes und der Städtischen Körperschaften, sowie alle Freunde der Schule find hierzu herzlichst eingeladen. gie l.eki'ei'sckafl -er Holks- ri. kollMungsscliule MppMsmke Ich glaubte, daß man mit Barmat deshalb Geschäfte Mächen wollte, weil Barmat den Herren der sächsischen Regierung politisch nah«! stand. Als 2. Zeuge wurde Oberregierungsrat Mühler ver nommen, der Referent im Mirtschaftsministerium und besonders im Landeslebensmittelamte war. Er sagte, Gatzweiler sei Pro kurist der Firma Münch gewesen, die sachverständige Beraterin der Landesfettstelle war. Redner gab auf die Fragen zu, daß er mit Kranke und Gatzweiler einmal nach Berlin gefahren fei, eS sei aber auf der Reise nichts von Geschäften gesprochen worden. Kranke habe dann von Barmat gekauft, womit aber keine Ver pflichtung für den sächsische" Staat entständen sei, da di« nötigen Kredite für den Kauf vom GesamtMinisterlum bewilligt werden mußten. Von einer schlechten Beschaffenheit des von Barmat gelieferten Specks wußte Zeuge nichts. Dagegen konnte er sich auf eine von Regierungrat Lossow ergangene Warnung vor Barmat besinnen. Kranke habe den Mittelsmann zwischen Minister und Ministerialdirektor gespielt, sei aber nicht Beamter, sondern nur Angestellter gewesen. Provisionen habe er nicht erhalten. Dagegen habe Gatzweiler für die Abnahme eins Pro vision bekommen. Auf Anfrage er klär le der Zeuge: Wenn der Minister durch Kranke ein Geschäft abgeschlossen hätte, so wäre das allerdings eine Abweichüng von der üblichen Form gewesen, aber es habe ja gar kein Abschluß durch Krank« vorgelegen und er habe Kranke gegenüber sofort erklärt: Das ist kein Kauf, auch im Auftrag« des Ministers kannst Lu nicht kaufen, denn das muß das Gesamtministerium machen. Der Brief Krankes an den Minister sei Herrn v. Hübel gezeigt worden. Ob Gatzweiler auch von der Amexima Prozente erhalten habe, wisse er nicht. Zeuge wußte auch nichts davon, daß di« Geschäfte mit Barmar aus anderen als rein geschäftlichen Gründen getätigt worden seien. Im Auftrage des Ministers Schwarz habe er «inen Brief an den Reichsminister Dr. Hermes nach Berlin gebracht, habe aber den Inhalt nicht gekannt und wisse auch nicht, ob eine Beschwerde über die Warnungen von Lossow darin enthalten waren. Schließ lich wurde Bei^ordneter Kranke als Zeuge vernommen. Das interessanteste Moment aus feiner Vernehmung war, als er mit Zeichen, daß er sich seiner Handlung jetzt schäm«, sagte, er habe den Brief an den Minister Schwarz, in dem er diesem von dem Abschluß -es Geschäfts mit Barmat Mitteilung macht«, nur des halb geschrieben, um möglichst rasch vom Reiche die Einfuhr erlaubnis zu erhalten und einem eventuellen Kauf« des Reiches zuvorzukommen. Er habe weder selbst noch im Auftrage oeS Ministers Schwarz ein Geschäft mit Barmat abgeschlossen. Weiter bekundete der Zeuge Kranke, Gatzweiler, der ihm vorher nicht bekannt gewesen sei, habe ihm empfohlen, das Geschäft mit Barmat zu versuchen. Als der Berichterstatter Abgeordneter Lippe versuchte, die Eignung des Zeugen für dergleichen Geschäfte zu ergründen und deshalb nach seiner Schulbildung fragte, wurde von den Ausschutzmitgliedern der Linken lebhafter Widerspruch da gegen erhoben. Auf die Frage, wie «S möglich gewesen sei, daß damals, als Kranke an den Minister schrieb, -aß er -aS Geschäft getätigt habe, -ie sonst säst unmögliche Einfuhrerlaubnis sofort zu erhalten, vermochte der Zeuge keine Auskunft zu geben. Davon, daß Barmat sich bereit erklärt habe, nach dem Abschluß des Geschäfts ein« bestimmte Summe für Wohlfahrt szwecke zu kisten, wußte Zeug« nichts. Melier verneinte er, jemals außer einem Gehalt Provisionen für die von ihm abgeschlossenen Se- chäfl« erhalten zu haben. Die Beziehungen Barmais zur Sozial demokratischen Partei seien ihm und seinen Bekannten erst nach den ersten Geschäften mit Barmat bekannt geworden. — Der Ausschuß wird sich in einer späteren Sitzung weiter mit der An gelegenheit befassen. — In den letzten Tagen haben es in Plauen ein 28 Jahre alter Vertreter aus Oelsnitz i. E. und ein 22 jähriger Tischler- gehilf« aus Weinböhla verstanden, unter der Zusicherung bi« Waren bei der Lieferung zu bezahlen, von Firmen Kaff«, Schokolade, Spirituosen usw. im Gesamtwerte von etwa 350 M» zu beziehen. In dem .GeschästSlokal", einem «mieteten Zimmer in der Ostenstraß«, haben sie es ferliggebracht, den lieberbringern der Ware einzureden, daß die Zahlungsverbindlichkeiten schon geregelt seien, sodaß die Boten die Waren ohne Bezahlung aus der Hand gaben. In einem weiteren Falle, wo es sich um Wert« von 176 M. handelte, blieb es dank der Vorsicht des Geschäfts inhabers beim Versuch. Die beiden Betrüger find kurz nach dem Erhalt der Maren flüchtig geworden, nachdem sie diese wahr scheinlich unter dem Werte verschleudert haben. Pirna. In einem Lokal in Cunnersdorf gerieten Angehörige der Linksorganisationen mit einem Arbeiter, der einer vain ländischen Organisation angehört, in Streit, der sich vor de» Lokal fortsehte. Der Angegriffene wurde schwer verletzt nach dem Krankenhaus gebracht, er hatte außer Verletzungen am Körper auch eine Gehirnerschütterung -avvngetragen. Krummenhennersdorf. Der Bund für eine lebendige Volks kirche hat in dem Wunsche, ein christliches Hospiz zu schaffen, und für Kurse, Freizeiten, Ferienlager usw. einen geeigneten Plaß zu gewinnen, ein grotzes Landhaus in Krummenhennersdorf er worben. Das Heim liegt an der sogenannten Grabentour zwischen Freiberg und Nossen in landschaftlich schöner Umgebung. Ls ent hält einen großen Gaal und über 30 Zimmer. Chemnitz. Im benachbarten Siegmar fuhr am Sonntag der bei den Wandererwerken angefiellt« Ingenieur Kirsten auf seinen Motorennrad von der Hoferstrahe in di« Zwickauer Straß«, dabei wurde das Kraftfahrrad von «inen Personenkraftwagen umge- worsen. Kirsten und sein« Frau^ -I« aut dem Soziussitz« saß, wurden auf die Straß« geschleudert und schwer verletzt. Chemnitz. In Llbwesenhelt seiner Eltern trank In eine« Hause der Gabelsbergerstraße In Chemnitz ein 6 Jahre alter Knab« Coanak. Das Kind wurde bewußtlos aufgefunden und stark alsbald im Krankenhaus an Alkoholvergiftung. Limbach. Hier wurde vom hiesigen Kriminalposten eln 17 jähriger Handelsschüler angehalten, der sich an Personen heraw gemacht hatte mit dem Vorgeben, er sei beauftragt, sür ein M gründendes größeres Unternehmen Beamte zu werben. D« Zweck war natürlich, In den Besitz von Kautionen zu gelangen. Seit etwa 3 Wochen hat sich der junge Mensch auS der elterliche« Wohnung In Riesa entfernt, sich zieh und planlos umhergetriebe« und offenbar seinen Lebensunterhalt durch unlauter« Mani pulationen gefristet. Verantwortlicher Redakteur: SeNrSe-n«. - Druck und Verlag: Lari Sedne in DiVvottiswal-e Dienstag den 5. Mai 1925 wo ähnliche Schmutzereien zu verzeichnen waren. Es betraf dies «ine Bauerfrau, die 1888 in Berlin verurteilt wurde, weil sie Käs«, damit dieser schneller alt werde, mit Urin besprengt habe. — Staatsanwalt Dr. Friedrich führte in der Anklagerede aus, der Ruf des Bäckerhandwerks erfordert schärfste Ahndung, wo solche Unsauberkeiten wie hier festgestellt worden seien. Der An- geklagte gelte in allen wesentlichen Punkten für überführt, nicht erwiesen sei lediglich die Verwendung verschmutzter Margarine, Fett und mit Mäusedreckern vermischter Zucker. Das Gericht verurteilte den Angeklagten den Anträgen des Staatsanwaltes entsprechend wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz und Uebertretung der Verordnung bett, die Sauberkeit In Bäckereibetrieben zu Insgesamt zwei Monaten Gefängnis und 790 Reichsmark Geldstrafe. Auch wurde die Publikation des Urteils in sämtlichen Dresdner Tageszeitungen verfügt und letz teres damit begründet, derartige Schmutzereien und Unsauberkeiten müßten öffentlich gerügt und als abschreckendes Beispiel wei testen Kreisen zuaängig gemacht werden. , , „ Kreischa. Teuer ist ein Katzenbraten zwei hiesigen Ein- wohnern zu stehen gekommen, die eine Katze wegfingen, schlach teten und verzehrten. Sie wurden durch Strafbefehl-des Amts gerichts Dippoldiswalde mit 15 und 10 Mark Geldstrafe, event. 3 bez. 2 Tage Gefängnis, belegt. Poffendorf. Wie von der staatlichen Krasiwagenverwaltung mitgeteitt wird, haben die auf der Linie Dresden—Possendors bestehenden Zeitkarten ab 1. d. M. auch für die Nachtfahrten ohne jeden Zuschlag Gültigkeit. Poffendorf. Die freiwillige Feuerwehr hielt am Sonnabend einen Familienabend verbunden mit Konzert und komischen Vor trägen ab. Im Mittelpunkte dieses Abends stau- di« Uebernahme -es gespendeten Krankenwagens. Brandmeister Brühl vollzog die Weihe dieses Wagens, dankte denen, die ihr Scherflein hierzu beigetragen haben, im besonderen Herrn Meile, der di«! neu zeitliche Vorrichtung und Ausstattung dieses Magens in muster hafter Weif« vorgenommen hatte. Bürgermeister Albert dankte der Mehr für ihr VorwSrtsstreben und wünschte ihr weiteres Blühen und Gedeihen. Er überreichte dem Wehrmann Richard Lose, für die 20 jährige Zugehörigkeit zur Mehr, eine ent sprechende Urkunde. Tharandt. Am Montag früh fuhr auf dem Bahnhof Tharandt eine Rangierlokomotive einem einfahrenden Güterzuge in die Flanke, wodurch der Packmeisterwagen mit einem nach folgenden Leerwagen entgleist«. Beide Wagen und die zwei Lokomotiven wurden hierbei beschädigt. Durch den Zusammen- stoß wurden drei Lvkomotlvbedienstete verletzt. Verkehrs stockungen sind nicht eingekreten. Dresden» 4. Mai. Der vom Sächsischen Landtag eingesetzte Ausschuß zur Untersuchung der von der sächsischen Regierung mit Barmal (Amexima) abgeschlossenen Lebensmittelgeschäfte hielt heute seine erste Sitzung im StändehauS ad. Den Vorsitz führte Abgeordneter Dr. Kastner. Ms erster Zeug« wurde Mini sterialdirektor Dr. v. Hübel vernommen. Der Vorsitzende bot ihn, zusammenhängend Aufschluß zu geben über die Fragen: Wie ist die Regierung mit Barmat zusammengekommen, wer hat bi« Verhandlungen geführt und die Abschlüsse getätigt und welcher Kontrolle sind diese unterworfen worden, ist von jemand darauf einaewirkt worden, Barmat mehr zu berücksichtigen, als andere Lieferanten, sind die Lieferungsbedingungen durch Barmat quanti tativ eingehalten worden usw.? Ministerialdirektor Dr. v. Hübel: Das Lebensmittelamt hatte früher Geschäftsverbindungen mit der Hamburger Firma Bödicker. Eines Tages tauchte der Bei- geordnete Kranke auf und empfabl uns, anstatt mit der Firma Bödicker, die nicht mehr prompt lieferte, mit der Amexima Ge schäfte zu tätigen, da diese Firma leistungsfähiger sei. Auf An ordnung des damaligen Ministers Schwarz ist dann das Geschäft mit Barmat eingeleitet worden. Die ersten beiden Lieferungen waren gut, die beiden letzten aber schlecht und der Staat erlitt daran den enormen Verlust von etwa 180 Millionen Mark. Die Geschäfte mit Barmat wurden persönlich durch Kranke in Berlin getätigt. Das war eine Abweichung von der Regel. Mir ist das ausgefallen und ich habe einem anderen Ministerialdirektor davon Mitteilung gemacht, daß bei den Geschäften mit Barmat das Lebensmittelamt ousgeschaltet werde. Bei dem dritten Geschäfts abschluß ließ mich Minister Schwarz zu sich kommen und fragte, ob Sachsen mit Fett und Speck genügend versorgt sei. Als ich das verneinte, erklärte der Minister, daß die Fettmengen un bedingt beschafft werden müßten und daß Barmat deshalb mit der Lieferung beauftragt werden solle. Bei den Geschäften mit Barmat spielt« auch ein gewisser Gatzweiler eine Rolle, der mir vorher nicht bekannt war. Gatzweiler soll an den Geschäften mit der Amexima viel Geld verdient haben. Er stand mit Kranke und dem Minister Schwarz in persönlichem Verkehr und die drei sind auch in Berlin zusammengekommen. Das Geschäft mit Barmal wurde abgeschlossen, trotzdem der preußische Landtag Regierungsrat v. Lossow uns privatim gewarnt halte, mit Barmat in Verbindung zu treten. Davon habe ich auch -em Minister Kenntnis gegeben. Auf Anfrage erklärt der Zeuge noch, daß der von Barmat gelieferte Speck so schlecht war, daß ihn niemand haben wollte, er hatte eine gelbliche Farbe und roch sehr stark. Auf Vorhalt wurde uns erwidert, der Speck stamme aus China und dort liebe man diesen Geschmack. Weiter erklärt der Zeuge: Kranke wurde als unmittelbarer Adjutant des Ministers Schwarz angesehen. Seit der Revolution war ein Volksdeauf- lragter Namens Hensel in der Landesfettstelle tätig, dieser wurde dann durch Kranke, -er mit Minister Schwarz persönlich bekannt war, ersetzt und mir als Aufsichtsperson beigegeben. Er berichtete Schwarz über alle Vorgänge und hatte ständige Beziehungen zum Großeinkauf. Mir war Krank« nicht unterstellt. Während die Landesfettstelle sonst die eingegangenen Lieferungsangebote prüfte, wurde im Falle Barmat diese Firma direkt durch Kranke mit Auftrag versorgt. Das war ein ungewöhnlicher Meg. Gatzweiler trat erst bei den Geschäften mit Barmat in Erscheinung. Ob er Beauftragter von Barmat oder von Münch, der Dresdner Firma, die als Beraterin fungierte, war, oder ob er selbständig aufttat, weiß ich nicht. Auf di« Frage des Abgeordneten Siewert tKom.) ob es auffällig gewesen sei, daß gerade Barmat die Lieferung bekam, daß wir auf einmal beim Abschluß von Geschäften nicht . mehr gefragt wurden, sondern Kranke das alles selbst machte: '