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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächst«, scheinend« Nummer bis BormittaaS '/.11 Uhr. D« dlbmmementSvreiS beträgt Vierteljahr- N * Mk. 8« Pf monatlich Ü8 Pf. «"t-lne Nr°. 10 Pf. Inserat" pro Zeil. Pf-, für auswärts 1b Pf. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herm« Otto Förster; in Callenberg beiHrn. Strumpf- wir!« Fr. Herm. Richt«; in Kaufungeu bei H«rn Fr. Janafchel; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herr» WS- Helm Dabler; in Wolkeuburg bei Herr» Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herr» Eduard Arsten. «nr Valöenburgkr Anzeiger «"»sprecher Nr. s. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. — Zugleich weit verbreitet t» den Städten Penig, L«»ze«a«, LiÄste«fteiN'Caü«berg mrd in den Ortschaften der nachstehenden StandeSamtSbezirkei 8ltK,dt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grurnbach, Kaufnngen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Lauzenleuba-Oberhai« Niederwiera. Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. -^53. Mittwoch, Seu 4 Mär; 1908. Witterung-bericht, ausgenommen am 3. März Nachm. 3 Uhr. M«r«»eterst»od 757 will reduziert aus den MecreSipiegel. Thermomelerstand -s- 3' 6. (Morgens 8 Uhr -f- 1° O. Tiefste Nachttewperatur — 1,r' 6.) Uenchtixkett e PtzM der Luft nach Lambrecht- Polymetrr 81"/«. Tanpnukt — 0" 6. Kiadrichtung: Nordost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Ahr: 0,. nu» Daher WtNernnaKan-fickte» kür ^en 4 Mär,: Halbheiter, zeitweise dunstig bedeckt. *Wat»euvarg, 3. März 1908. Neuerdings Hot man wieder einmal von allerhand Per. suchen der englischen Regierung gelesen, zu einer Verständi. gung mit Deutschland über die beiderseitigen Aufwendungen für Marinezwecke zu gelangen. Man hat in London aus- einandergejcht, wie zwecklos es doch im Grunde sei, sich gegenseitig mit den Ausgaben für die Flotte in die Höhe zu schrauben, und den Wunsch daran geknüpft, Deuifchland möge mit England gemeinsam ein langsameres Tempo im Schiffs» bau aunehmen und zu diesem Behuf mit England bestimmte Abmachungen treffen. Komme eS zu keinen solchen Ab. machungen, so wurde freilich hinzugesügt, dann werde die englische Regierung die Vermehrung ihrer Flotte so energisch betreiben, daß der Abstand von der deutschen immer größer werde. Wir dürfen in diesen Sondierungen wohl die Fortsetzung der im vorigen Jahre im Haag unternommenen Versuche erblicken, der Entwickelung der deutschen Seemacht bestimmte Grenzen zu ziehen. Was damals durch allgemeine Beschlüsse der Mächte erreicht werden sollte, soll nunmehr, da sich jener Weg nicht als gangbar erwies, durch rin Sonderabkommrn mit der deutschen Regierung erreicht werden, die Beschrän kung der deutschen Rüstung zur See auf gewisse Grenzen. Hat man erst Deutschland aus eine langsamere Vermehrung seiner Seemacht festgelegt, dann darf man hoffen, auch mit den andern Mächten zu gleichen Vereinbarungen zu gelangen, und dann Hal man das Uebergewicht Englands auch für die Zukunft gesichert, ohne allzu viel Geld dafür ausgeben zu müssen. Tenn in England ist man augenscheinlich in nicht geringer Verlegenheit. Man will feine Weltstellung nicht im gering- sie» beeinträchtigen lassen, die großzügige Weltpolitik deS Jnfelreichs soll unter allen Umstünden fortgesetzt, seine Neber- legenheit zur See soll aufrecht erhalten werden, — aber eS soll nicht allzu viel kosten. So reich England auch ist, die güten Rechner an der Themse Haden nicht Lust, allzu viel Geld auszugeben. Der Burenkrieg hat dem britischen Reiche gewaltige Opfer auferlegt, die noch jetzt nicht ganz verschmerzt sind. Im Geschäftsleben macht sich, wenn auch von einem Nlickgang keineswegs gesprochen werden kann, die Konkur renz der andern Nationen recht bemerkbar. Man möchte mit den Mitteln, über die man verfügt, Haushalten, Nie- wand kann ja wissen-, was noch kommen mag. Dir Liberalen haben bei den letzten Wahlen nur gesiegt, weil sie sparsame Verwaltung versprochen hatten und die Wähler Erleichterung der Staatslasten von ihnen erwarteten. Auf der andern Seite aber ist die Erhaltung der britischen Machtstellung zur See eine Lebensfrage für Großbritannien. Es muß zwei Seemächten zugleich Trotz bieten können, nicht nur seiner Kolonien wegen, die es unter allen Umständen festhalten muß, wenn es seinen Wohlstand behalten will, sondern vor allem wegen der Sicherung seiner Küsten und damit auch der Rahrungs-Zusuhr im Kriegsfälle. Wenn die Uebcrmacht von zwei verbündeten Seemächten es jemals ge- stattete, den britischen Inseln die Nahrungs-Zufuhr abzu schneiden oder auch nur erheblich zu erschweren, so wäre es mit Englands Macht vorüber, ganz zu schweigen von einer feindlichen Landung an den britischen Küsten. Darum also wacht man in England so eifersüchtig über der Seeherrjchaft des Landes. Darum auch versucht es jetzt, um diese Herr schaft nicht allzu teuer bezahlen zu müssen, mit allen Mitteln der Diplomatie die andern Mächte von allzu eifrigem Schiff- bauen abzuhalten. Es steht für England viel zu viel auf dem Spiel, als daß es ruhig zusehen könnte, wie auch an dere Mächte mehr und mehr ihre Blicke aus die See lenken und da ihre Rüstung zu verstärken suchen. , ist zunächst wohl kaum anzunehmen, daß die freund- '^°ft"chen Mahnungen Englands, unS doch Zeit zu lassen °em Ausbau der Marine, in Berlin viel fruchten. Unsere ist ja nicht gegen England gerichtet, sie soll der Machtstellung Deutschlands im allgemeinen dienen, mithin kann uns auch eine Beschränkung im Schiffbau, die England sich auferlegt, keine hinreichende Gewühr geben, daß wir eine verstärkte Marine nicht anderwärts nötig haben werden. Eine stärkere Flotte schafft man nicht von heute auf morgen, dazu gehören viele Jahre. Wie die Weltlage in zehn Iah- ren aussieht, kann kein Mensch wissen; was heute versäumt würde, könnten wir dann bitter zu büßen Haden. Ucberdies ist der Flottenbauplan auf viele Jahre gesetzlich sestgelegt, ein Abweichen von diesem also jetzt nicht tunlich. Aber eben weil sonach England durch gütliches Zureden die deut sche Flotte in ihrer Entwickelung schwerlich aushalten wird, müssen wir darauf gefaßt sein, die englische Politik überall auf dem Wege zu finden, wo man dem deutschen Reiche schaden kann. Daran ändern alle Friedensbestrebungen und FreundschastSbrteuerungen nichts, die man an der Themse jetzt zur Schau trägt. Die Geschichte der letzten 200 Jahre beweist, mit welcher Konsequenz die britische Politik das Ziel verfolgt, jede Macht, die zur See unbequem wird, un- fchädlich zu machen. Es ist nicht anzunehmen, daß diese Politik jetzt geändert wird. Wohl aber ist eines anders geworden: eS treten heute mehr Mächte alS sonst auf den Plan, um zur See etwas zu gelten. Rußland ist freilich geschwächt, Frankreich und Japan find von England irS Schlepptau genommen. Aber eines TageS wird Japan keine Neigung mehr haben, sich von England bevormunden zu lassen. Tann wird auch die nordamerikanische Union sich zur See melden. Dann wird vielleicht an diesem oder jenem Punkte der Erde die britische Herrschaft durch die eigenen Untertanen bedroht sein. Dann erst wird sich zeigen, ob Englands Vorherrschaft zur See mit den bisherigen Mitteln aufrecht erhalten werden kann. politische Rrm-fch<m. Deutscher Reich. Der Kaiser besuchte am Montag den Staatssekretär des Auswärtigen Amts und den Reichskanzler und empfing den neuen ReichSjchatzsekretär Sydow. Am heutigen Dienstag findet bei den Majestäten FastnachtSball statt. DaS Kaiferpaar tritt mit der Prinzessin Viktoria Luise die Reise nach dem griechischen Eiland Korfu am 24. März an. Die Reise geht über München, den Brenner und durch Südtirol, da sich die Majestäten in Venedig an Bord der Pacht „Hohenzollern" begeben wollen. Angeblich will das englische Thronfolgrrpaar den Kaiser im Frühjahr in Deutsch land besuchen. Der deutsche Kartoffelbau ist arg gefährdet. Wie Gras, Arnim-Schlagenthin in der „Landwirtsch. Ztg.- mit- teilt, hat die in der letzten Zeit ausgetretene Blattvollkrank heit große Fortschritte gemacht und sich über ganz Deutsch land verbreitet. Als Urheber der Krankheit ist ein Pilz nachgewiesen worden, dem aber bisher nicht brizukommen war. Da Gras Arnim auS allen Teilen des Reiches 400 Sorten Saatkartoffeln bezogen und als krank befunden hat, nimmt er an, daß schon in diesem Jahre ein Mangel an guten Speisekartoffeln eintreten wird. Der Ausfall wird von ihm auf 30 Mill. Tonnen oder 600 Mill. Mk. berechnet. DaS neueste deutsche Linienschiff, das in dieser Woche in Gegenwart des Kaisers und deS Prinzgemahls von Holland in Wilhelmshaven vom Stapel laufen wird, soll angeblich den Namen „Oranien" erhalten. Zum Streit im Ruhrgebiet wird gemeldet, daß die Knappfchaftsverwaltung eine neue Rentenvorlage ausarbritete, die den Wünschen der Arbeiter entgegenkommt. Die Inva liden mit 11 bis 23 Dienstjahren sollen etwas bester, die mit 24 bis 43 etwas schlechter gestellt werden. Die 26. Reichstagskommission muß dieser Tage zur Vor bereitung der „großen" Gewerbenovelle gebildet werden. So zahlreiche Kommissionen wie in dieser Tagung haben selten bestanden. Die große Zahl der Kommissionen beweist aber, wie stramm die Herren Volksvertreter zu arbeiten haben. Tie Vereinsgesetz-Kommission des Reichstags hat den die Sprachenfrage betreffenden Z 7 der Vorlage in jeder Fassung abgelehnt und damit die ganze Vorlage zu Fall gebracht. Man hofft jedoch bis zur zweiten Kommisfions- lesung, mit der am Mittwoch begonnen wird, zu einer Ver ständigung zu gelangen. Der Polen-Antrag, wonach jede Sprache innerhalb des Reiches, deren sich ein ReichSange- höriger als Muttersprache bedient, im Sinne des Gesetzes als deutsche Sprache zu gelten habe, wurde mit den 15 Stimmen der Blockparteien gegen 12 Stimmen des Zentrums, der Polen und der Sozialdemokraten abgelchnt. Ter Antrag Gräf (Wirtschaft!. Vrg.), die Gewerkschaften nicht unter den § 7 zu stellen, wurde mit 14 gegen 13 Stimmen abgelehnt. Von dem freisinnigen Kompromißantrage wurden die 4, die Anmeldefrist für fremdsprachige Versammlungen regelnden Absätze mit 15 gegen 12 Stimmen angenommen. Die Minderheit bestand aus Konservativen, Nalionalliberalen und Antisemiten. Tie Absätze 1 und 6 wurden abgelehnt. Da der Reichstag die in dem Regierungsentwurf enthaltenen Verbesserungen auf dem Gebiete des Vereins- und Bersamm- lungSwejens nicht verloren gehen lasten will, fo wird er dir Bemühungen, zu einer Verständigung zu gelangen, fort- sctzen, und hoffentlich mit gutem Erfolg. Zur Reichssinanzreform wird geweidet: Die Meldung, der neue Reichsschatzsekretär Sydow plane eine Erhöhung der Postgebühren für Zcitungsbeförderung und eine Erhöhung der Worttaxe für inländische Telegramme, wird der „Deutsch. Tagesztg." von gut unterrichteter Seite als vollkommen un begründet bezeichnet. Auf eine Verabschiedung der Gehalts Vorlagen im Reichs tage ist vor dem 1. April nicht mehr zu rechnen. Wenn aber die Vorlage im April oder Mai im Reichstage erledigt wird, werden auch die Mittel zu ihrer Durchführung laut „Berl. N N." unabhängig von den Entschließungen über die Steuervorlagen zur Verfügung gestellt werden. Zur preußischen Wahlrechtsreform beschloß der Zen tralvorstand der Nationalliberalen Partei nahezu einstimmig, daß die Reform unaufschiebbar, von der Einführung des Reichswahlrechts ober abzusehen sei. Zum Ausgleich für dir eingetretenen erheblichen Veränderungen ist eine ander weitige Feststellung der Wahlbezirke und der Zahl der von ihnen zu wählenden Abgeordneten herbeizuführen. Es ist auf die soziale und wirtschaftliche Schichtung des Volkes und ihrer Bedeutung für die Gesamtwohlsahrt Rücksicht zu nehmen. In die Reform muß dir grheime und direkte Stimmabgabe ausgenommen werden. Eine Herabsetzung des Reichsbankdiskonts, allerdings nur um Vs */.' von 6 auf 5*/, wird in der heutigen Sitzung des Zentralausschuffes erwartet. Tie dem Reichstage zugegangene Zivilprozcßreform erweitert die Zuständigkeit der Amtsgerichte auf 800 Mark. Eine Erweiterung erfährt auch die Zuständigkeit der Kammer sür Handelssachen. Die Bestimmung, daß in Sachen bis zu 50 Mk. die Berufung ausgeschlossen sei, wurde gestrichen. Zu Gunsten des Gesetzes zum Schutze der Bauhand- Werker wurde in Berlin die Gründung eines Deutschen Handwerkervrrbandes in die Wege geleitet, dessen Ziel eS sein soll, in den Kreisen des Bauhandwerks Aufklärung zu verbreiten und feine Interessen in allen Fragen nach jeder Richtung hin zu fördern. Demnächst sollen die beteiligten Handwerker zu einer großen Versammlung einberufen werden. Ter Deutsche Handelstag ist auf den 20. und 21. d. nach Berlin einberusen. Auf der Tagesordnung stehen: Fernsprechgebühren, Börsengefetz, Fragen der Organisation deS Handwerks. An den Verhandlungen werden laut „Boss. Ztg." die Staatssekretäre Dernburg und Krätke, die preußi schen Minister v. Delbrück und v. Rheinbabcn, sowie der ReichSbankpräsident Havenstein teilnchmen. Zu dem Fest, mahl des Handelstages wird der Reichskanzler Fürst von Bülow erwartet. Tas Weißbuch der Regierung über die Vorgänge in Marokko wkd dem Reichstag wahrscheinlich bis zur Be-