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Sächsische Clheitung. AmtMM für das NchW Äinlsgcrilhl und de» Zlsdimlh gi ZdMnda», sowie für de« KlMgcmindcrE i» Ad»s!ti»^ Ackitunddreißigstcr Jahrgang. 7 1884 Sti. Schandau, Sonnabend, den 14. Juli Die Sächs» Elbzeitung" erscheint Mittwoch «»d Sonnabend und ist durch die Expedition diese» Blatte» für L Mark SS Vf» vierteljährlich zu ^,nter fünf ^Zeilen werde',, bi» Dienstag früh N Uhr, für da» SennMndsdlau spätesten» bi» Freitag früh tt Uhr erbeten. - Preis di-g-sMM Dresden mW Leipzig die Annoncen- wcrdcn mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereinkunft.) — Inserate fiir die Elbzeüung nehmen an in Hohnstein Herr Bärgcunstr. H ll , BUreauS von Haasenstein L Vogler, Invalidcndank und Nnd. Mosse, in Frankfurt a. M- G. L. Daube c' r>o. Amtlicher Theil. Bekanntmachun g. Sonnabend, den 21. dss. Mts. Vorm. 10 Uhr sollen in Krippen in der Wohnung de« FleischermeistcrS Hanitzsch 2 Schränke, I Sopha, 1 Kommodi, 1 Handwagen, 1 Dezimalwaage, 1 Tafelwaage, sowie sämmll. zum nebst Ladeneinrichtung PP. durch dcu Unterzeichneten öffentlich versteigert werden. Schandau, am 13. Juli 1801. Fltischcrgcwcrbc gehörigen Gcräthe Schellig, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Locales und Sächsisches. lieber den Besuch Ihrer Majestäten und deren hoher fürstlicher Gäste am Mittwoch in Schandau wird uns berichtet: Die hohen fürstlichen Herrschaften hatten eigent lich Mittags nm 12 Uhr ein Picknick in der Nähe des „Zeughauses" geplant, nm alsdann über den hohen Winter berg nach Schmilka zn gehen nnd von dort per Schiff nach Schandau zu gelangen. Infolge des wenig günstigen Wetters wurde dieser Plan vereitelt, und die hohen Herr schaften trafen bereits halb 4 Uhr in Schandau ein. Sie begaben sich in bereitstchendcn Wagen nach der Billa Quisisana, wo im Jagdsalon das Diner eingenommen wurde. Im Gefolge der Königl. Majestäten und Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Henriette von Belgien, so wie Ihrer Durchlauchten Prinz und Prinzessin von Hohcn- zollern befanden sich: die Excellenzen Oberhvfmarschall Graf Vitzthnm und Oberstallmeister v. Ehrenstein, Ihre Excellcnz Oberhofmcisterin v. Pflugk, Gräfin Einsiedel, Fräulein v. Oppel, die Kammerherren v. Minckwitz und v. Schönberg n. s. w. Als Ihre Majestäten halb 0 Uhr am Ansstellnngsgebäude eintrafen, hatte sich daselbst eine große Menge von Kurgästen und Bewohnern von Schandan eingefnndcn. Herr Bürgermeister Wieck begrüßte die Königl. Majestäten mit einem Hoch, in welcbcs die Menge freudig einstimmtc. Der Empfang der allerhöchsten Herr schaften seitens des Ansstellnngs-Evmitös fand durch den Vorsitzenden desselben, Herrn Rudolf Seudig, und die Comito-Mitgliedcr Sauitätsraths Ur. Müller und Stadt- rath Gustav Noeßler statt. Herr Seudig, unter dessen Führung die Besichtigung der Ausstellung erfolgte, stellte den allerhöchsten Herrschaften die Vorstände der' einzelnen Abtheilnngen, die Herren Kunsthändler Schulz, in Ver tretung des Herrn Rentier Erichson, Direktor Schaufuß- Meißen, Alfr. Müller, Vorstand der Fröbel-Abtheilmig, nnd Direktor Max Seifert-Dresden, vor, welche bei der Besichtigung der einzelnen Abtheilnngen die erwünschten Erläuterungen gaben. Die hohen Besucher weilten ca. eine Stunde in der Ausstellung nnd gaben wiederholt ihrer hohen Befriedigung über deren interessante Zu- sammenstellung nnd ihr Arrangement Ausdruck. Ihr be sonderes Interesse wandten dieselben n. A. dem Bildniß Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg von Prof. Pohle, dem Bild von Böcklin, dem weiblichen Kopf von Conti, dem Bild „Trostlos" von Uhde, ferner der „Sächsischen Entwickelung im Bilde" von Arthur Menuell, der kost baren Sammlung alten Porzellans nnd den modernen Prachtstücken der Meißner Manufaktur zu. Eiu Besuch der elektrischen Abtheiluug war in Anbetracht der gegebenen Zeitvcrhältnisse nicht möglich; er ist einer späteren Ge legenheit Vorbehalten. Nach Besichtigung der Ausstellung unternahmen die allerhöchsten Herrschaften mit ihren Gästen noch eine Wagenfahrt nach dem Wasserfall, begaben sich ZU Fuß nach dem Kuhstall und fuhren vom Wasserfall wiederum zurück nach dem Bahnhof Schandan, von wo die Rückfahrt nach Pillnitz mit dem Znge 0 Uhr 23 Min. erfolgte. — Die nm 12. Juli erschienene 11. Nummer der Knrlistc von Bad Schandau weist 705 Paitcicu mit 1453 Personen, sowie 10080 Passanten nach. — Dnö am Mittwoch Abend im KurhauSsaalc von Herrn Max Canzler veranstaltete Cvucert der Kapelle des schwedischen Garde-Hnsarcm Regiments erzielte vor einer zahlreichen Hörerschaft einen ganz außergewöhnlichen Erfolg. Von wirklich berufenen nnd gediegenen Musikern znsanuucn- gestcllt, besteht die Kapelle zwar anö nur 16 Herren, von denen aber ein Jeder seine Stimme in so virtuoser Weise vertritt, daß man hier die Stimmen zn wägen nnd nicht zu zählen Hal. Daö Conccrt hinterließ allgemein den Ein- druck der Vornehmheit nnd der künstlerischen Vollkommenheit. — Reiche Abwechselung nnd damit anch die angenehmste Unterhaltung bot das am gestrigen Donnerstag Abende in den Sanlrünmen des Hotels zum „Lindcnhvf" abgchaltcnc Conccrt dcö Violinisten Botho Weber, des Pianisten Alfred Hollinger nnd der Conccrtsüngcrin Frl. M. Mcdcfind. Die musikalischen Darbietungen, die der leider nur kleinen Zn- Hörerschaft geboten wnrdcn, trugen einen durchaus vornehmen Charakter. In Herrn Botho Weber, der den Vortrags- rcigcn mit dem ersten Satze dcö schwierigen aber klangschönen Violrn-Conccrtcö von Mendelssohn eröffnete, lernten wir einen wahrhaft gottbegnadeten Künstler kennen. Seine Die neue amcnkamsche Tarifbill. Nach nwnatelangeu schwierigen und verwickelten Ver handlungen'hat der amerikanische Senat endlich die neue Tarifvorlage, die sogenannte Wilson-Bill, anacuvmmen, welche bekanntlich an die Stelle des berüchtigten Mac Kinley- GeseheS treten soll. Gegenüber dem ursprünglichen Ent würfe der Wilsvnbill, wie er im Allgemeinen im Re- präscntantenhanse Zur Annahme gelangte, weist die im Senate zu Staude gekommene Zollvorlnge allerdings er hebliche Veränderungen auf, sie wird also einer gemein samen Conferenz der beiden Hänser des amerikanischen Parlaments behufs Erzielung einer endailtigen Ver- ständigung über die einzelnen Zollsätze unterbreitet werden müssen. Es ist indessen sehr wahrscheinlich, daß die Wilson- Bill hierbei in der Form, welche ihr der Senat gab, im Großen und Ganzen bestehen bleiben wird, die europäische Export-Industrie und der Exporthandel werden also aut thiln, sich bei Zeiten auf das neue amerikanische Zollgesetz cinzurichten. Im Einzelnen läßt sich nnn zwar dasselbe noch nicht genau übersehen, aber sein Gesammtcbarakter kann doch schon mit genügender Sicherheit benrtheilt werden. Und dieses Nrth'eil kantet vom Standpunkte der handelspolitischen Beziehungen Europas zu Nordamerika aus keineswegs er freulich, den» die vom Seuat beschlossene Tarifbill stellt sich eigentlich nur als eine verschlechterte Auflage des Mac Kinley-Zvllgesetzes Var. Gewiß weist jene nach manchen Richtungen hin Verbesserungen, d. h. Zoll- crleichternngcn, aus, welche verschiedenen Exportartikeln bei der Einfuhr nach der Union künftig zu Gute komme» werde». Ihne» stehe» jedoch gaiiz wesentliche Ver schlechterungen, also Zvllerhöhungcn, gegenüber, und letztere überwiegen so sehr, daß man die im Senat zu Stande gekommene Tarifvorlage als eine „nmgekrempelte" Mac Kinley-Bill bezeichnen könnte. Denn die Wilsvnbill des amerikairischen Senats zeigt weit überwiegend einen aus- gcsprvchcnm hochschutzzöllnerischen Zug, der sich darin ansprägt, daß etwa rund 300 Positionen des neuen Tarifs eine Steigerung von 6 Prozent bis zn 300 Prozent im Vergleich' zn den entsprechenden bisherigen Zollsätzen er fahren haben. Im Spcciellcn ist hervorzuheben, daß Zucker und Eise» vv» der Freiliste des Repräsentanten hauses wieder gestrichen und mit eiiiem erheblichen Zoll belegt worden sind, welcher namentlich die Fortdauer der Ausfuhr der europäischen nnd besonders der deiitschen Zucker-Industrie »ach de» Vereinigte» Staate» miss Ernst- lichste gefährde» dürfte. Es bleibt »»» zwar »och abzu- wartc», welche schließliche Gestalt die Wilsv»-Bill i» de» bereits begonnene» gemeinsame» A»ssch»ßverha»dl»»ge» des Senats nnd des Repräsentantenhauses erhalten wird, aber bei dem großen parlamentarischen Einflüsse der extrem- schutzzölluerischen Partei des Senats ist an wesentliche Abschwächungen der beschlossenen Zollsätze wohl kaum mehr zu denke». Die europäische» »»d vor Allem »»sere dciltsche» Export-Industrielle» möge» daher ihre Er- wartungen i» Bezug auf das neue amerikaiusche Zvllgesetz nicht hoch spanne»,' de»» es ist offenbar gleich dem Mac Kinley-Gesetz im Allgemeinen darauf zugeschnitten, die Ausfuhr aus Europa möglichst zu erschweren. Freilich mögen aber auch die maßgebende» Factvre» Amerlkas ihrerseits bedenke», eine wie zweischileidige Maßregel solche Zvllerhöhnnge» bedeute». Scho» die Mac Ki»ley-Bill hat ihre» »»heilvvlle» Eiiifliiß a»f das wirthschaftliche »»d sociale Lebe» der Union empfindlich gcnng geäußert, denn sie kam eigentlich nur weuigeu Jnterefseuteugruppeu auf Kosten weiter Bevölkeruiigskreise, im Besonderen der Arbeiterschaft, zu Statten. Ganz die selbe Wirkniig nach innen stünde indessen sicherlich anch von der Wilsvnbill zu erwarten, wem, sie in ihrer jetzigen Form thatsächlich Gesetz werden sollte. Eine solche ein seitige wirthschaftliche Juteressenpolitik ist aber für Nord amerika gerade ii» jetzigen Zeitpunkt doppelt bedenklich nnd gefährlich, da im Westen des gewaltigen trans atlantischen Staatswesens die Flammen wirlhschaftlicher und socialer Unzufriedenheit so bedrohlich emporzüiigeln. Vielleicht darf mail daher noch hoffe», daß die Herre» i» Washington bei ihren weiteren zvllpvlitischen Verhaiid- luiigen die erkennbare Warnung, welche in den Unruhen von Chicago u. s. w. liegt, doch beherzige» werde»! glänzende, jede Schwierigkeit mit Leichtigkeit überwindende Technik zeigte sich so recht bei dem Vortrage der Passagen- reichen Ballade nud Polonaise von VienxtempS. Liecht lobcnSwerlheö leistete anch Frl. M. Mcdcfind. Mil vor züglichster Stimmenbehandlnug — die Sängerin verfügt über einen angenehm klingenden und von ausgezeichneter Schulung Zcuguiß gebenden Mezzo-Sopran — verbinden sich die wohlthncndste Frische dcö Vortrages sowie sorgfältige Tcxtanösprachc. Das neckische „Zur Drossel sprach der Fink" von Engen d'Albert, das humorvolle „Geheimniß" von Zöllner, sowie das einfache, ticfempfnndcuc „Wiegen- Iied""von Petri waren vorzügliche Leistlingen. Die Begleit ung sämmllichcr mnsilalischcr Spenden lag in de» bewährten Händen dcö Pianisten A. Hollinger, der sich durch dcu Vor trag ciuer schwärmerischen Chopin'schcu Etüde und der Herr- Uchen, freilich technisch ziemlich schwierigen „Fantasie über eine Romanze von Halövy" von Stephen Heller, als fein sinniger Solo-Piauisl aufs Vorlhcilhaftcstc ciuführlc. Sorg fältige Schallirnugöfcinhcilcn und sauberste Behandlung der arabcökcnhaftcn Passagen kennzeichnen sein Spicl. Reicher und wohlverdienter Beifall wurde alle» diesen prächligen Darbictnngcn zu Theil. —u. — Wie wir erfahren, werden von nächster Woche an jeden Mittwoch Abend im AuöstcllungSparke Conccrte von der hiesigen Knrknpclle abgchalten. Näheres wird noch dnrch Plakate veröffentlicht werden. — Am Dienstag ist dnrch den abends 7 Uhr 50 Miu. von Dresden-Attsladi nach Bodenbach verkehrenden Personen, zng auf der Fahrt zwischen Schandan und Schöna ein älterer Mann überfahren und sofort gctödtcl worden. — Eiu Exlrazug kommt am Sonntag, den 15. Juli zn ermäßigte» Fahrpreisen von Bertin nach Dresden und Schandau über Rödcrau zur Beförderung. Derselbe fährt 6,48 Vorm, vom Anhaltischcn Bahnhöfe ln Berlin ab und trifft in DrcSdcn-A. 11,38, in Schandan 12,53 Rachm. ein. Die Rückfahrt kann innerhalb acht Tagen, bei Schnellzügen gegen Lösung von Zuschlagkarten, beliebig über Rödcrau oder Elstcrwcrdn crfolgcn. Frcigcpäck wird nicht gewährt. Fahrtuntcrbrcchung ist nur bei der Rückfahrt in Dresden Zulässig. — Die hochsommerliche Temperatur der letzten Zeit ist den Erntcanssichlcn in Deutschland ungemein förderlich geworden. Berichte über Gewitter, nud Hagelschäden treten bis jetzt nur vereinzelt auf; während die Entwickelnng des Ungeziefers durch den kühlen nnd nassen Wilternngöcharakler des Junimonalö eine starke Beschränkung erfahren Hal; endlich dürfte der sonst vielfach so sehr empfundene 'Mangel au Ernlearbcilcrn dieses Rial weniger hervorlreten, da die mißlichen Verhältnisse zahlreicher industrieller Branchen, wenn sic auch nicht gerade dircct den Rückfluß der Be völkerung aus den Städten ans daö platte Land begünstigen, so doch auf dcu weiteren Andrang der Landarbeiter nach den Städten einigermaßen hemmend wirken und demzufolge dem Platte« Laude manche Arbeitskräfte erhalten, welche diesem während der ErMcsaison doppelt zn Stallen kommen. — Die WcUübungcu für daö 8. Deutsche Turnfest sind soeben erschienen. Es wird je eine Kraft- nnd eine Schwnugübung am Barren und Lieck vorgeschricbcu, eine Schwungübung am breitgcstelllcn Pferde (Schwingel) und ein Sprung am lauggcstclltcu Pferde. Außerdem hat der Wcllturuer an jedem Gerälhe eine Kürübung zu turnen. Im Ganzen sind eö also 9 Hebungen an 3 verschiedenen Geräthen. Daz» kommen 3 volköthümlichc Hebungen, dieses Mal Hochspringcu, Schnellhangcl» nnd Gcwichlheben mit beiden Händen. Nnr wer in allen Uebnngcn Gnies leistet, Hal Anösicht ans einen Preis. Angcmcldct sind gegen 000 Wetttnrner, von denen immer ein Theil nach Bekaunl- machnng der Uebnngcn znrücktritt. — Die bisher von der Post in Verkehr gebrachten AricfconvertS mit anfgcdrnckteu Marken ebenso wie dergleichen Strcif-(Krcuz )Bändcr sind seit 1. Juli d. I. vom Gebrauche ausgeschlossen. Wer jedoch solche Couverts und Bänder noch in Vorrath hat, bekommt dieselben bis spätestens Ende Dcccmbcr d.J. ihrem Ncnnwerlhc entsprechend gegen 3-und 10-Pfcnttigmarkcn umgetauscht. Durch daö Hcrcinblnscn von größeren Baumstämmen vom Hcnstcig bis an die Kamnitz respcctivc Dorfstraßc in H c r r n ö k r ctschcn wnrde am 10. Juli ein vorbcifahrcndcö Miclhgcschirr derartig von einem hernntcrsansendcn Stamm getroffen, daß daö Geschirr stark beschädigt, der Gcschirr- sührcr vom Bocke geschlendert wurde und die Pferde durch-