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ZWÖLFTES ABONNEMENT-CONCERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 12. JANUAR 1899. ERSTER THEIL. Die Ideale. Symphonische Dichtung (nach Schiller) von F. Liszt. (Zum i.Male.)*) *) Den Angaben der Partitur gemäss gliedert sich das Werk im Anschluss an das Schiller’sche Gedicht in folgender Weise: (Eingang, Die Ideale. Andante.) So willst du treulos von mir scheiden Um die Natur, mit Jugendlust, Bis sie zu athmen, zu erwärmen Mit deinen holden Phantasien, Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden, Mit allen unerbittlich flieh’n? Kann nichts dich, Fliehende, verweilen, O, meines Lebens goldne Zeit? Vergebens! deine Wellen eilen Hinab ins Meer der Ewigkeit. Erloschen sind die heitern Sonnen, Die meiner Jugend Pfad erhellt; Die Ideale sind zerronnen, Die einst das trunkne Herz geschwellt. (Allegro.) Aufschwung. Es dehnte mit allmächt’gem Streben Die enge Brust ein kreissend All, Heraus zu treten in das Leben, In That und Wort, in Bild und Schall. Begann an meiner Dichterbrust. (Allegro.) Wie tanzte vor des Lebens Wagen Die luftige Begleitung her! Die Liebe mit dem süssen Lohne, Das Glück mit seinem goldnen Kranz, Der Ruhm mit seiner Sternenkrone, Die Wahrheit in der Sonne Glanz! (Andante.) Enttäuschung. Doch ach! schon auf des Weges Mitte Verloren die Begleiter sich; Sie wandten treulos ihre Schritte, Und einer nach dem andern wich. Und immer stiller ward’s und immer Verlassner auf dem öden Steg. Von all’ dem rauschenden Geleite Wie aus des Berges stillen Quellen Ein Strom die Urne langsam füllt Und jetzt mit königlichen Wellen Die hohen Ufer überschwillt; Es werfen Steine, Felsenlasten Und Wälder sich in seine Bahn, Er aber stürzt mit stolzen Masten Sich rauschend in den Ocean: So sprang, von kühnem Muth beflügelt, Beglückt in seines Traumes Wahn, Von keiner Sorge noch gezügelt, Der Jüngling in des Lebens Bahn. Bis an des Aethers bleichste Sterne Erhob ihn der Entwürfe Flug; Nichts war so hoch und nichts so ferne, Wohin ihr Flügel ihn nicht trug. (Quieto.) Da lebte mir der Baum, die Rose, Mir sang der Quellen Silberfall, Es fühlte selbst das Seelenlose Von meines Lebens Widerhall. Wie einst mit flehendem Verlangen Pygmalion den Stein umschloss, Bis in des Marmors kalte Wangen Empfindung glühend sich ergoss: So schlang ich mich mit Liebesarmen Wer harrte liebend bei mir aus? Wer steht mir tröstend noch zur Seite, Wer folgt mir bis zum finstern Haus? Du, die du alle Wunden heilest, Der Freundschaft leise, zarte Hand, Des Lebens Bürden liebend theilest, Du, die ich frühe sucht und fand! — (Allegretto Beschäftigung. Und du, die gern sich mit ihr gattet, Wie sie der Seele Sturm beschwört, Beschäftigung, die nie ermattet, Die langsam schafft, doch nie zerstört, Die zu dem Bau der Ewigkeiten Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, Doch von der grossen Schuld der Zeiten Minuten, Tage, Jahre streicht. — Apotheose. »Das Festhalten und dabei die unaufhaltsame Bethätigung des Ideals ist unseres Lebens höchster Zweck. In diesem Sinne erlaubte ich mir das Schiller’sche Gedicht zu ergänzen durch die jubelnd bekräftigende Wiederaufnahme der im ersten Satz vorausgegangenen Motive als Schluss-Apotheose.< (L>. Liszt.) (Allegro