Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblali für Äürgerlum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter ^zeipe.t- ^11 der Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.» die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reici s- pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspiennige. Vor- Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmedisvorm.ioUbr. — — Für die SiichnWrii ... durch Fernruf übermittelten Lnzrigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aabaltanlprulb erlischt, wenn der Delray durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurr gerbt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, nehmensIsd-sWochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Nüngm ^gen°?°Jm L°°b-stS-ung°n besteht k'ein Am-ruck°u^ der Leitung oder Kürznng des - Vndkn,' -ingesandt-r Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto bestiegt. Nr. 111 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telsgr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 13. Mai 19c 2 Gr« nicht W WchsMhMNister Groener zurückgetreien. Rücktritt des Reichswehrministers Groener. Reichswehrminister Groener hat an den Reichs präsidenten ein Schreiben gerichtet, in dem er ihn bittet, ihn von seinem Amt als Reichswehrminister zu entbinden. Der Reichspräsident wird diesem Wunsche entsprechen. Die Leitung des Reichswehrministeriums übernimmt für die Wehrmacht der Chef der Heeres leitung, General v. Hammerstein, für die See - macht der Ches der Marineleitung, Admiral Dr. Raeder. Allzu überraschend ist das Rücktrittsgesuch des Reichswehr- und Neichsinnenministers Dr. e. h. Wil helm Groener nicht gekommen. Man hat mit der Veröffentlichung der entsprechenden Mitteilung Wohl nur deswegen bis nach der Vertagung des Reichstages ge wartet, weil vorher dort noch die Entscheidung über die Mißtrauensanträge fallen sollte, die nicht zuletzt aus inn enpolitischen Gründen gegen das Kabinett im allgemeinen und den Reichsinnenminister im besonderen gestellt worden waren; zu einer Abstimmung der Anträge gegen Groener kam «s aber nicht mehr und — sie waren für ihn nicht ungefährlich. Denn der Reichsmnennnmster war wegen des Verbots der SA. - und SS. - Formationen der Nationalsozialisten Zielpunkt schärfster Angriffe von rechts her geworden, die nicht gerade dadurch gemildert worden sind, daß Groener das von der Rechten stürmisch geforderte Verbot des „Reichsbanners" im Reichstag als unbegründet ablehnen zu müssen glaubte. In derselben RcichSiagssitzung zeigte aber die ganze Art seines Auftretens und Redens, daß Groener zweifellos ein kranker Mann ist; er vermochte nur mühsam seine Ansführungen zumAbschluß zu bringen und sich gegenüber dem Ansturm der National sozialisten zu behaupten. Schon damals galt es als ziem lich sicher, daß der Minister daraus entsprechende Folge rungen ziehen würde, und man darf wohl auch annehmen daß der Besuch Dr. Brünings beim Reichs präsidenten noch vor Beginn der letzten Reichstaqs sitzung dem Demissionsgesuch Groeners und der Frage seiner Nachfolgerschaft gegolten hat. Bei der bevorstehenden Umbildung des Kabinetts dürfte zweifellos die Tatsache von Bedeutung fein, daß die vor Beginn des schweren Winters erfolgte Über tragung auch des Reichsinnenministeriums auf den Reichswehrminister Groener an die Kräfte dieses Mannes gewaltige, vielleicht übermäßige Anforderungen gestellt worden sind. * Groener bleibt ReWmnemniMcr. Ein Schreiben an den Reichspräsidenten und an denReichskanzler. Von unterrichteter Seite wird bestätigt, daß der Reichswehrminister Groener den Reichskanzler und den Reichspräsidenten gebeten hat, ihm sein Amt als Reichs wehrminister abzunehmcn und ihm ausschließlich das Reichsinnenmlnlsterium zu übertragen. Raeder. Groener. v. Hammerstein. über die Gründe, die Minister Groener zu diesem Entschluß bewogen haben, wird folgendes mitgetcilt: Er sähe die ihm im Oktober 1931 übertragene Ausgabe, die Reichsautorität durch Zusammenfassung aller Mittel des Reiches in der besonders schwierigen Zeit des Winters zu sichern, als erfüllt an. Die weitere Leitung dieser Ministe rien werde seine Krä-fte übermäßig in Anspruch nehmen. Außerdem sei die gleichzeitige Verwaltung eines aus gesprochen politischen Ministeriums wie des Reichs- Ministeriums des Innern durch den Rcichswehrministcr mit dem unpolitischen und überparteilichen Charakter der Reichswehr auf die Dauer nicht zu vereinbaren. Da er im Neichsinncnministcrium eine Reihe von Aufgaben in Angriff genommen habe, an deren Durchführung ihm be sonders liege, wolle er in der Lage sein, in Zukunft seine ganze Arbeitskraft diesem Ministerium zu widmen. AdMiral Raeder Nachfolger Groeners? Berlin, 13. Mai. Wie die „DAZ." erfährt, wird Admiral Raeder voraussichtlich kommissarisch mit der Wahr nehmung der Geschäfte des Reichswehrministers betraut werden. * Groener und die Chsss der Heeres- und MarmeLeiiung. Ein amtliches Dementi. Amtlich wird mitgeteilt: In der Presse wird behauptet, daß dein Gesuch des Reichsministers Groener um Ent hebung von seinem Amte als Reichswehrministcr ein Schritt der Chefs der Heeres- und Marineleitung voraus- gcgangen sei. Hierzu wird erklärt, daß diese Behauptung unwahr ist uns nicht den Tatsachen entspricht. Zum Rücktritt Groeners als Reichswehrminister wird noch mitgeleilt, daß Groener von sich aus zu diesem Erd schluß gekommen ist. Er Halle am Donnerstag vormittag eine Besprechung mit dem Kanzler und bat hierauf die Generäle von Hammerstein, von Schleicher und Admiral Raeder zu sich. Er machte ihnen hierauf die Mitteilung von seiner Absicht, als Reichswehrminister zurückzutreten. * Berliner Blätterstimmen. Berlin, 13- Mai. Zum Rücktritt Groeners als Reichs wehrminister wird von den Berliner Blättern eingehend Stel lung genommen. Die „Germania" weist auf die Gerüchte von der angeblichen „Eeneralskamarilla" und äußerst schwerste Bedenken, falls etwa Persönlichkeiten, die keine staatsrechtliche und parlamentarische Verantwortung zu tragen haben, in die ser Frage eine Rolle gespielt haben sollten, die ihnen unmög lich zukommen könne. Das Blatt betont weiter: Es sei unfaß bar, wie Regierung und Reichstag in einem Augenblick, wo sich die konzentrierte Kraft des ganzen Volkes und seiner par lamentarischen Vertretung den bevorstehenden außenpolitischen M Simmen Mrheii für Brüning. Eine erregte Reichstagssitzung. Berlin, 12. Mat. Es hatte doch alles so ruhig angesangen . . . .! Freilich — in der Nachmillernachtssitzung hatte es noch sehr erheblichen Krach zwischen dem sozialdemokratischen Redner Sollmann und den Nationalsozialisten unter seiner spätnächtlichen Zuhörerschaft gegeben, als er aus gewisse Briefe anspielte, die mit dem jetzigen Stabschef Hitlers, dem ehe maligem Hauptmann Röhm, in Verbindung gebracht werden. Zwar hatten sich neben diesen persönlich schars zugespitzten auch noch sachlich scharfe Auseinandersetzungen zwischen den Rednern der Landvolkpartei und den Wirtschastsparteilern wegen der Osthilfe abgespielt —, aber als acht Stunden später wieder die Glocke des Reichsiagspräsidcnten die Abgeordneten zusammenrief, da wußte doch all und jeder, daß heute weniger die Geistes- als die Muskelkräfte strapaziert werden würden, dieweilen lediglich letztere durch dis Abstimmungen beansprucht werden. Auch bei den namentlichen; denn dann hält der Fraktionsführer die Karte hoch mit der Weißen oder roten oder blauen Farbe — sonderbar: die französischen Hoheitszeichen —, und brav pariert die Fraktion und betätigt die Armmuskeln. Es hatte doch alles so ruhig angefangen und man wußte auch mit ziemlicher Sicherheit, daß Dr. Brüning eine Mehrheit erhalten würde gegen die Mitztrauensanträge von rechts und von links. Und es ging auch alles ganz ruhig in dem vollbesetzten Hause weiter. Die Regierung kriegt ihre Kreditermächügung, bekommt die Anleihe für die Arbeits beschaffung bewilligt, da — platzt sozusagen eine Bombe im Sitzungssaal. Es war eine solche „m. V.", wie es im Kriege hieß, „mit Verzögerung", denn sie sprengte erst nach einiger Zeit den Reichstag auseinander. Die zweimalige schwere Vsrprügelung eines früheren Nationalsozialisten, der Kuch einmal ihr Spitzenkandidat zum Badischen Landtag gewesen war, und nun — auch wegen der Briefe Röhms — erst im Restaurant des Reichstages und dann in der Wandelhalle von.einer größeren Anzahl national sozialistischer Frakuonsmitglieder und Besucher schwer miß handelt wurde, ist allerdings ein Vorkommnis, wie es das „Hohe Haus" noch nicht erlebt hat! Loebe, als „Hausherr", ließ die Sache sofort durch herbeigerufene Kriminalpolizei untersuchen und machte in Verbindung mit dem Ältesteuaus- Entfcheidungen zuwenden wollte, in diese Verwirrung hätten gestürzt werden können. Die „D.A.Z." sagt, es sei die Frage, ob Groener nicht richtiger gehandelt hatte, auch das Reichs- Innenministerium des Innern zurückzulegen. Es sei außerdem die Frage, ob Generalleutnant v. Schleicher, der schon bisher neben dem Minister die politische Seele der Bendler Straße gewesen fei, nicht auch nach außen mit der sichtbaren Verant wortung bekleidet werden müsse. — Der „V ossischen Ze i- tung" erscheint es so, als sei es Groener auferlegt, den Menschlich erschütternden Teil des Wallenstein-Schicksals zu tragen. Kameraden, denen Groener die Treue gehalten und an deren Ergebenheit und Verbundenheit er geglaubt habe, auch als, wie einst bei Wallenstein, alle Spatzen im Lager es von den Dächern pfiffen, daß er getäuscht werde, hätten ihn ver lassen. — Der „B ö r f e n k u r i e r" ist der Auffassung, daß ttcberraschungen mitgefpielt hätten, die nicht nur den Außen stehenden, sondern dem innersten politischen Kreis bereitst worden seien. — Der „Vorwärt s" hebt hervor, daß Groe ner bei seinem letzten Auftreten im Reichstag nicht geistig, aber körperlich versagt habe. Ob der Rücktritt des Reichswehrmini sters einen Triumph der NSDAP, bedeute oder ob ihm Hoke Offiziere die Treue nicht gehalten hätten, das werde die Zu kunft entscheiden. — Die „Deutsche Zeitung" meint, es stehe außer Frage, daß der Versuch, Groener wenigstens als Reichsinnenminister zu halten, nur eine vorübergehende Maß nahme sein könne. Nach der „B ö r s e n z e i t u n g" entbehrt es nicht eines besonderen Nachgeschmacks, daß Brüning Herrn Groener ostentativ zum Reichsinnenminister mache und da durch demonstrativ kundgebe, daß er gerade diejenige Politik Groeners gutheiße und fortgesetzt wissen wolle, die anderen orts mit Recht Anstoß erregt habe. — Der „T a g" hebt her- vor, daß gegen den Reichsinnenminister Groener der Wider stand der nationalen Opposition bestehen bleibe, gegen ihn und gegen das Kabinett, das auch jetzt keinen wirklichen Entschluß im Sinne einer nationalen AufLaupvlitik fassen zu wollen scheine. — Die „Rote Fahne" meint, das durch den Sturz Groeners eine neue Brücke zu den Nationalsozialisten geschla gen werde. Reichspräsident von Hindenburg verläßt Berlin zu einem kurzen Pfingstaufenthalt aus seinem Gut in Neudeck. Es ist anzunehmen, daß vor seiner Rückkehr leine Entscheidung in der Frage der Neubesetzung des Neichs- wehrministcriums fallen wird. schuß die verzweifeltsten Anstrengungen, um zu retten, was möglich war, nachdem die Sitzung unter wildem Tumult Hane abgebrochen werden müssen. Kurze Zeit scheint es zu glücken; draußen dauern die Vernehmungen durch dis Polizei fort und drinnen erfolgt die namentliche Abstimmung über die gegen das Kabinett gerichteten Mißtrauensanträge. Fast spurlos, ohne Zeichen des Beifalls, geht ihre Ablehnung vonstatten. Dann aber war es tatsächlich aus! Denn nun beantragt — es war bei dieser Spannung im Hause eigentlich kaum anders zu erwarten, denn der tolle Tumult rollt immer herüber und hinüber im Sitzungssaal und der Präsident vermag sich nur durch Einschaltung der Lautsprecher Gehör zu verschaffen — ein Sozialdemokrat, also ein Parteifreund des Präsidenten Löbe, die Unterbrechung der Sitzung zwecks Fraktionsbesprechungen über „die Lage". Bis weit zur Rechten hinüber wird dieser Antrag an genommen. Und dann, als man nach einer Stunde wieder zusammengekommen war und Löbe mitteilt, daß vier national sozialistische Abgeordnete wegen jenes Überfalles aus dreißig Sitzungstage ausgeschlossen werden, roll! das Formelle schnell ab. Die vier Herausgewiesenen bleiben im Saal, die National sozialisten sitzen fest aus ihren Plätzen, auch die zweimalige Ausforderung Löbes bleibt fruchtlos, — und da unterbricht der Präsident zum drittenmal an diesem Tage und jetzt end gültig die Sitzung. Soll man erzählen, was sich hernach begab? Wie die Tribünen geräumt wurden, weil einzelne Besucher von dort oben herab ihre Ansicht über diese Szenen zum Ausdruck brachten und Echo im Saal unten fanden! Soll man er wähnen, daß inzwischen draußen die Vernehmungen weiisr- gingen, zu denen nur ein Teil der Angeschuldigten zwangs gestellt wurde, daß nun die Schupo in den Sitzungssaal des Reichstages hincinzog, um auch die andern Beschuldigten scst- zunehmen! Soll man dieses Schauspiel, dieses — Trauer spiel schildern, wie nun die Beschimpfungen aus die Bcamnn niederhagelten und deswegen gleich noch ein paar national sozialistischen Abgeordneten die Ausweise abgenommen wurden! Allmählich ist ja auch das überstanden, die erregt aufeinander losschreienden Gruppen im Saal werden ruhiger, man sieht, wie die Diener ihre Aufrüumungsarbeiten beginnen. Der Reichstag zerbröckelt. Wirklich und — bildlich. Und nur unter schärfster Kontrolle kann man das „Hohe Haus" ver lassen und — manchem gelingt das nicht! Noch einmal: Der Reichstag zerbröckelte... Dr. Pr. Reichstag-Sitzung aufgehoben Schwere Zwischenfälle