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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung un- Anzeiger Pir DipM-iswal-e, Schmiedeberg U.L Aelkesle JeUung des Bezirks Verantwortlicher Redakteur: Vmtt Äebne. — Druck und Verlag: Larl Iekne in Divvoldiswalde. Donnerstag den 21. Juli 1921 Nr. 168 bauptmamlschast 7S Ptg^ im amlltchc« Lell <E E Behörden) die Zelle 200Pfg.— Einaek»dI«O Reklame» 200 Pfg. 87. Jahrgang Dieses Blatt enihätt die amtlichen Dekannlmachunge» -er Amishaupimannschast, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dippotvtswatve Dietteliährlich ^JMK.ohneZuu tragen. - Einzelne Nummem 20 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. L. Gemelndeverbands-Girokonlo Nr. 3. — Postscheck-- Konto: Dresden 12548. rrvltag, ckaa 22 Fall 1921 »dsuä» 7 vkr LeffMliiht 8ik»g litt ZlaSlOtriiriliieleii zii UDsiSiswslSk Tagesordnung hängt im Nathause aus. Die Brücke im Tal Naundorf ist wegen Bahnbau bis auf weiteres gesperrt. HDer Ver kehr wird über die Mühlbrücke und den Miihlhof verwiesen. ' Naundorf, 19. Juli l 92 i. vsr Ssmalmtavontimck. Die der Eisenbahn-Generaldirektion Dresden bis zum 15. Juli ds. Js. erteilte Ermächtigung zur Ausführung von Vorsrkvitoa su! trsmävll SrauÄMelwll tür öt» ttsdsa - Lison- dakv Lollmivüodorg—Aolllsa ist durch Verfügung des Reichsverlehrsministers von, 9.ds. Mts. für die Strecke von Bärenfels bis Bahnhof Moldau bis auf weiteres verlängert worden. Die Erteilung der Ermächtigung stützt sich auf 8 14 (2) des sächsischen Enteignungs gesetzes vom 24. Juni 1902 in Verbindung mit Art. 90 der Reichsverfassung und 8 17 des Gesetzes betr. die Feststellung des Reichshaushaltplans für das Rechnungsjahr 1921 vom 26. März 1921. Die aus der Ermächtigung sich ergebenden Rechtsverhältnisse sind durch 8 14 (3—I I) des sächsischen Enteignungsgesetzes geregelt. ^ Dresden, am l6. Juli 1921. Via tt^ois-Lllptmonvookstt. yrsrNatv«»» Mt Anchorvtkcret Earl AltzMk. Zu dcm „OffcntN Bries" des Ministerial rates Vr. Woetter au Minister Lipinski versendet letzterer eine Antwort an die fresse, in der es u. a. heißt: .Die Ernennung des Reichstagsabgeordneten Ryssel zum Amtshauptmann von Leipzig durch das Gesamtministerium hat mir die lebhafte Fehde der bürgerlichen nationalistischen Presse eingebracht und der Ministerialrat Dr.Woelcker hak in der ge samten Presse am 16. Juli unter der Aeberschrist .Amtshaupt mann Ryssel" einen ossenen Bries an mich gerichtet. Das nötigt mich, zur Sache Stellung zu nehmen. Es handelt sich gar nicht, wie Woecker behauptet, um eine Politisierung der Beamten, denn politisch waren sie längst von der konservativen Regierung eingestellt, sondern um eine Kampfansage der höheren Staats beamten an die Regierung und die Festigung ihrer Macht. Die höheren Staatsbeamten fordern nicht mehr und nicht wenige-' als die Mitentscheidung bei der Besetzung von höheren Beamten stellen und stützen sich hierbei auf ein angeblich gewerkschaft liches Prinzip. Weil ein nach der Berfassung allein der Regierung zustehende-- Recht nicht geteilt werden kann, deshalb wurde dieser Anspruch von mir und dem Gesamtministerium abgelehnt. Der Borstoß gegen mich wird deshalb so heftig vorgenommcn, weil ich auch den Abschluß eines Kompromisses in dieser Frage strikt abgelehnt habe." Der Minister geht dann auf die Berhand- lungen zwischen seinem Borgänger, dem mehrheitssozialistischen Minister Kühn, und den Beamtenorganisationen ein, die dank dem Entgegenkommen des Ministers zu einem beiderseits be friedigenden Ergebnis geführt hatten und fährt dann fort: .Als ich im Dezember 1920 das Ministerium des Innern übernahm, setzten die Ministerialbeamten alles ein, um die Anregungen des Ministers Kühn zum endgültigen Abschluß zu bringen. Ich lehnte dies ab, weil die Ernennung von Staatsbeamten ausschließlich «in politisches Recht der Regierung ist. Als die Besetzung der Amtshauptmannschaft Leipzig aktuell wurde, bat der Beamten bund, zu der Frage der Besetzung der AmtshauptmannschaflS- stelle in Leipzig erst nach erfolgtem Bernehmen mit der Gewerk schaft der sächsischen Staatsbeamten endgültig Stellung zu nehmen. Das Gesamtministerium lehnte einstimmig dieses Berlangen ab und besetzte die Stelle." Dann beruft er sich auf das im Jahre 1835 geschaffene Staatsdienergeseh, in dessen 8 8 ausgeführt wird, daß kein Skaatsdiener rechtlichen Anspruch auf Ausrückung in eine höhere Stelle oder in ein höheres Gehalt habe. .Bor der Revolution waren die Beamkenstellen nur den bevorzugten Par teien Vorbehalten, und es ist ganz selbstverständlich, daß dies ver ändert werden muß, daß den Bevölkerungsschichten, die von der Beamtenlaufbahn ausgeschlossen waren, jetzt die Tore geöffnet werden. Hierbei kann man an eine allmähliche Auffüllung des Beamtenapparates aus den bisher ausgeschlossenen Schichten denken, man kann aber auch diesen Weg wählen und dennoch der Auffassung sein, daß damit auf zu lange Zeit der Weg ge sperrt bleibt und daß schnelles Zugreifen durch Besetzung ver antwortlicher und entscheidender Posten mit Personen, die abso lute Bürgschaft für die Durchführung republikanischer Auffassung bieten, zwingende Staatsnotwendigkeit ist. .Letztere Ausfassung teile ich, und ich hoffe, auch die Mehrheit des sächsischen Volkes? Zum Schluß seht er, der unabhängige Minister, sich noch in Ver teidigungsstellung für den .bürgerlichen Staat" und schließt: .Die demokratische Berfassung des bürgerlichen Staates, die einstimmig von der Volkskammer beschlossen wurde, muß verbürgt sein auch in der Tätigkeit der Beamten. Diese Bürgschaft zu schaffen, das ist Staatsnotwendigkeik. Darüber entscheidet aber die vom Gesetz bestimmte Körperschaft und nicht die Beamten organisation." ^^^Ot'rUjchrtz Sächsisches. Dippoldiswalde. Als am vergangenen Sonntag abends gegen 8 Uhr zwei Siedler auf der Siedelung an der Wolframsdorfer Straße mit Ausschachtungsarbeiten beschäf tigt waren, fiel vom Schwarzbachtale her plötzlich ein Schuß. Das Geschoß flog in unmittelbarer Nähe der Siedler vor über und schlug in die nahe Feldscheune von Irmscher ein. Zn der Richtung, aus der das Geschoß gekommen, erblickte man einen Flurschuhbeamten von der Landessicherheits- poltzei an einem Kornfelde, der auf Befragen erklärte, den Schuß auch gehört, selbst aber nicht abgegeben zu haben. Inzwischen erschien auf der Ziegenrücks eine andere Patrouille »on zwei Mann, die von Obercarsdorf kam und nach der Stadt zu ging. Sie hatte nichts wahrgenommen. Da über diesen Borgang von den Siedlern Anzeige erstattet worden war, wurde am Dienstag nachmittag 4 Uhr an Ort und Stelle »on den berufenen Organen eine Besichtigung vorgenommen. Das Ergebnis war, daß ein Nachweis, daß einer von den Beamten der Landesstcherhettspolizei den Schuß abgegeben, nicht zu erbringen war; es besteht die Möglichkeit, daß er auch von anderen Personen, wie Jäger, Malddieb, Spazier gänger usw., abgegeben worden ist. — Am morgenden Donnerstag bringen die Stern-Licht- ! spiele den Kriminalfilm .Opfer der Blutrache", sowie ein Lustspiel zur Darstellung. — Erhöhung der Schöffen- und Geschworenen entschädigung. Die Tagegelder, die den Schöffen und ° Geschworenen seit dem Jahre 1913 gewährt werden, und die ursprünglich auf 5 M. festgesetzt waren, sind im Jahre 1920 ! auf 20 M. erhöht worden; zugleich wurde die Zulage für Nachtquartier von 3 auf 12 M. heraufgesetzt. Angesichts der herrschenden Teuerung reichen auch diese Sätze nicht mehr aus, so daß weiteren Teilen der Bevölkerung die Teilnahme an der Rechtsprechung erschwert wird. Bom 1. August d. I. tritt daher nach einer soeben veröffentlichten Verordnung der Neichsregierung vom 12. Juli eine weitere Erhöhung ein; das Tagegeld wird künftig 30 M„ die Aebernachtungszu- lage 20 M. betragen. — DieErnte ist da! Die Getreideernte gelangt zur Höhe, und wenn die Witterung günstig bleibt, dann wird jetzt von Sonnenaufgang bis zur sinkenden Nacht geschafft. Jetzt ist für den Landwirt die Parole, morgens als erster auf dem Platze zu sein, damit keine Stunde verloren geht, die der . Arbeit dient, und damit den Menschen und Tieren ihr Recht wird. Wer merkt, wie ihm der Schweiß vom Kopfe bis in die Schuhe hinunterläuft, und wer abends die Arme kaum mehr rühren kann, der muß auch danach zu essen haben. Darum wird auf jedem Ackerhofe ein Schwein oder ein ' Kalb geschlachtet. Auch Kuchen wird für alle, die mit der Ernte zu tun haben, zum Kaffee gebacken, das ist von alkers- her Sitte. Natürlich darf auch das Zugvieh nicht zu kurz kommen. So geht das nun Wochen hindurch, und dazu s gehören, wie Fritz Reuters prächtiger „Inspektor Onkel ! Bräsig" sagt, Knochen aus Elfenbein. Minder wichtig er- § scheint der Normalarbeitstag, weil er doch nicht auf die Stunde eingehalten werden kann. Wir können uns nichts ! besseres wünschen, als eine solche Ernte, daß wir für Brot- i Korn nicht mehr viel Geld ins Ausland zu tragen brauchen. Dann mag es einen frohen Erntetanz auf dem Lande und ein dankvolles Erntefest in der Stadt geben. Schmiedeberg. Die nächste Mütkerberatungsstunde findet i Mittwoch den 27. Juli 1921 nachmittags 3—4 Uhr in der ! Schule statt. Kipsdorf. Ein ganz besonderes Fest bereitete am Sonn tag der Kleintierzuchtoerein den Kipsdorfer und Bärenfelser Kindern. Seit langen Jahren durfte die Gemeinde zum erstenmale wieder ein Kinderfest feiern. Mit Kränzen und Fahnen marschierte die Jugend unter den Klängen der Musik durch die geschmückten Straßen nach der Festwiese, wo ihrer eine außergewöhnlich große Anzahl von Belustigungen harrte, die unter den Kleinen die hellste Begeisterung hervorriefen. Aber auch das Alter kam auf seine Kosten, einmal durch die Mitsreude mit der Jugend, dann durch Tombola, Scheiben schießen und andere Unterhaltungen. Auch sür das leibliche Wohl war reichlich gesorgt. Am Abend kehrte die Jugend mit bunten Lampions ins Dorf zurück. Note Vuntfeuer er leuchteten überall den Weg, sodaß die fröhliche Stimmung bis zuletzt vorhielt. Der Tag wird noch lange in der Erinnerung unserer Gemeinde fortleben. Den Veranstaltern des Festes, insbesondere den Vorsitzenden, Herrn Postschaffner Arthur Tietze, ist der Dank aller Beteiligten auf jeden Fall gewiß. Reinhardtsgrimma. Eine Einrichtung, über die trotz ihres teilweise schon langjährigen Bestehens im Bezirke noch viel Unkenntnis und Unklarheit herrscht, sind die sogenannten Waisenkolonien. Außer den beiden östlich des Müglitztals in Dittersdorf bei Glashütte und in Liebenau bei Lauenstein befindlichen sind ihrer westlich der Müglitz noch fünf unter gebracht, in Reinhardtsgrimma, Hennersdorf, Beerwalde, Frauenstein und Pretzschendorf. Sie sind eine Einrichtung des Rates zu Dresden und unterstehen der Leitung des der zeitigen Jugendamtes, das sich aus dem Armen- und Für sorgeamt zu einem selbständigen Zweig« der großen städti schen Verwaltung entwickelt haf. Diese Kolonien sind nicht zu verwechseln mit den neuerdings von der Inneren Mission oder aus Bezirksmitteln begründeten und unterhaltenen Kinderheimen, in denen Kinder gruppen- oder familienweise unter Leitung besonders angestellter Pfleger untergebracht sind. Ebenso wenig haben sie mit der Einrichtung „Stadt kinder aufs Land" zu tun, die erholungsbedürftigen Stadt kindern Ferienaufenthalt auf dem Lande ermöglichen will. And endlich befassen sie sich nicht mit der Unterbringung von Fürsorgezöglingen aus staatlichen oder kommunalen Zwangs erziehungsanstalten. Der Rat einer Großstadt wie Dresden hat jahraus, jahrein für Hunderte von Kindern zu sorgen, die Ganz- oder Halbwaisen sind, oder Familien entstammen, die infolge äußerer oder innerer Notstände ihren Elternpflichten nachzukommen nicht imstande sind. Einer oft erschütternden Fülle von verschuldetem oder auch unverschuldetem Groß- sladtelend gegenüber muß er darauf bedacht sein, der einer Fürsorge anheimfallenden Kinderwelt die fehlende oder man gelhafte elterliche Fürsorge, so viel in seinen Kräften steht, zu ersehen. Das kann aber erfahrungsgemäß auch durch die bestgeregelte Anstaltserziehung nicht so geschehen, als wenn die Kinder in die Hände einzelner, fürsorglicher und treuer Pflegeeltern, namentlich auf dem Lande, gegeben werden. Zudem sind die vom Rate unterhaltenen Anstalten in Vor stadt Trachenberge, Kinderpflegeanstalt, Findelhaus usw. zu mal in der Jetztzeit dauernd überfüllt. Zu diesem Zwecke sind seit Jahren im Bezirke die sogenannten Waisenkolonien errichtet, die Kinder, Knaben und Mädchen, jeden Alters bis zur Konfirmation in den Kolonieorken und ihrer näheren und weiteren Umgebung in Familien unterzubringen sich be mühen, dis Elkernstelle an den ihnen anvertrauken Kindern zu vertreten bereit und geeignet sind. In Hunderten von Familien haben diese Pfleglinge Ersah fürs Elternhaus ge funden und ihnen, zu arbeitssamen und tüchtigen Menschen erzogen, oft jahre- und lebenslange treue und dankbare An hänglichkeit bewahrt. Für nach dem Alter abgestufkes Pflege geld, Ausstattung, ärztliche Behandlung und dergleichen kommt der Rat zu Dresden auf. Auch werden die Kinder, was vielfach nicht bekannt ist, durch ihren Aufenthalt auf dem Lande nicht Heimat- und unkerstützungswohnsihberech- tigt, sondern verbleiben Angehörige der Stadt Dresden bez. des Landesarmenverbandes, so daß irgendwelche finanzielle Verpflichtungen weder für die Pflegeelkern noch für die Ge meinden entstehen können. Pflegeelkern, die in der Lage und bereit sind, derartige Kinder aufzunehmen, erhalten jeder zeit nähere Auskunft bei den Leitern der Maisenkolonien, deren Namen in der Bekanntmachung des Rates zu Dresden im Inseratenteil dieses Blattes genannt sind. ' g Dresden. Es liegt eine Statistik über die Eheschließungen in Sachsen während der letzten sieben Jahre vor, die recht instruktiv ist und besonders auch Schlüsse auf die noch immer bestehende Wohnungsnot zuläßt. Wir entnehmen dieser Sta tistik folgende Ziffern: Es wurden in Sachsen Ehen geschlossen im Jahre 1914: 40414; 1915: 26 323; 1916: 24 211; 1917:25009; 1918:25 279; 1919:53020; 1920:71537. Hieraus geht hervor, daß die Eheschließungen gegenüber 1914 nahezu um 100 Prozent zugenommen haben, sodaß die außerordentliche Wohnungsnot durchaus begreiflich erscheint. Auf welche besondere Gründe diese Erscheinung zurückzuführen ist, ließ sich nicht ermitteln. In diesem Zusammenhang ist auch die Zusammenstellung der Ehescheidungen und Nichtig keitserklärungen interessant, worüber uns folgende Ziffern vor liegen. Es sind Ehen geschieden oder für nichtig erklärt worden im Jahre 1914: 1900; 1915: 1149; 1916: 1103; 1917: 1102; 1918: 1390; 1919: 1862. Altmittweida. Vor etwa 14 Tagen wurden zwei hiesigen Landwirten aus den verschlossenen Ställen zusammen neun Gänse gestohlen. Die Ermittelungen mit Hilfe eines Polizei hundes hatten das überraschende Ergebnis, daß die Gänse in der Jauchengrube eines hiesigen Einwohners aufgesunben worden sind.