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Donnerstag, den 25. März 1880. d Bl .rbittrn wir «ns weqcn des Cha,srei»ags bi- deute Vvvoerstsx ^devü. EMm und Anzeiger. Amtsötatt dtr König!. ÄmtshavPtmannlchaft Großenhain, -er Sönlgl. Amtsgerichte Nies« an- Ätrehta, sowie des Zta-traths M Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redactton verantwortlichr T. Langer in Riesa. 37. ß Mc-eint ist Riesa ^bcntlich dreimal: vie«»taa, Donnerstag u d Sonnabend. «bounementspreis vierteljährlich 1 Mart 25 Pfg. - Bestellungen nehnmr atle «asten. Pweanststum die lkwrdttionen in Riesa und Strehla <E. Schön), sowie M Bonn ci tgegen. — Inbrate, wclstie bei dem auSgcbreiteten Leserkreise ein» wirksame Lerössentlichung fiiwen, erbttwu wir uns vis LagS vo>ber ') orniittagS 1» Ubr ' > . WM" Jnscrate für die nächste Nummer -IWMWW-W»MWI»WIW*«»«« Mrmlnts-EmlllhW-. Ans das mit dem I. April beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Erdeblatt «ud Einzeiger" werden Bestellungen zum Preise von 1 Mk. 2b Pf. von den Kaiser!. Postanftalten, den Landbriesträgern, unseren Boten, sowie unseren Expeditionen in Riesaund Strehla angenommen. Ankündigungen aller Art finden in den Amtsgrrichtsbezirken Riesa und Ttrehla und den angrenzenden Ortschaften durch das„Elbcblatt «Nd Anzeiger" die beste und weiteste Verbreitung. Vie Rerlags-Erpt-itio«. LrrUiche- md Sächjijchrs. Riesa, den 24. März 1880. -7-- Die von dem hiesigen Gewerbevereine für den Monat August projcctirte Industrie - undGewerbe- Ausstellung ist im besten Gange. Täglich treffen neue Anmeldungen von hier und auswärts ein. Richt allein Riesa und seine Nachbarstädte mit ihrer Um gebung, sonder» auch viele von den größten und be deutendsten Jndustrieorten Sachsens werden auf der Ausstellung vertreten sein. Ja sogar aus Städten außerhalb SachsenS haben sich schon Aussteller ange meldet. Kurz, aus den bisher erfolgten Anmeldungen ist man jetzt schon den Schluß zu ziehen berechtigt, daß die Ausstellung nicht blos eine reichhaltige, sondern auch eine vielseitige zu werden verspricht. Für die Unterbringung der Ausstellung ist in einer Weise Sorge getragen worden, daß dafür garantirt werden kami, daß die ausgestellte» Gegenstände keinen Schaden er leiden werden. Außer der Aula und einem Flügel der neuen Bürgerschule, sowie der städtischen Turn halle, welche von der städtischen Behörde zur Ver fügung gestellt worden sind, werden auf dem Turn plätze und im Schulhofe solide und geräumige Hallen erbaut werden. Die Anmeldungsfrist ist, wie aus der betrcffendenBekanntmochungdcrÄusstellungs-Commission zu ersehen war, bis Ende Mai festgesetzt worden. Zu der Verloosung ausgestellter Gegenstände hat die König!. Kreishauptmannschaft zu Dresden die Ge nehmigung erthrilt. Es wird daher in den nächsten Tagen mrt dem Vertriebe der Loose, deren Preis auf 1 Mark festgesetzt worden ist, begonnen werden. Auf je 25 Loose werden 2 Freiloose gewährt, so zwar, daß die beiden Freiloose in den 25 Stück inbegriffen sind und für 25 Stück Loose nur 23 Mark bezahlt werden. Für 100 Loose sind demnach 92 Mark zu bezahlen. Jedem Anmelder wird 1 Ausstellungsprogramm und 1 Anmeldeschein zugeschickt. Zuschriften sind an den Vorsitzenden der AuSstellungs-Commission, Herrn I. G. Schuster, zu richten. — Alle Tage Heller Sonnenschein und demnach eine Lufttemperatur, die unangenehmer und unerträg licher ist, als selbst der eisige Hauch des Winters! Der nun schon seit Wochen andauernde Ost- und Nordostwind hat uns den gepriesenen Lenzmonat Karls des Großen in diesem Frühjahre gründlich verleidet. Nicht allein, daß die trockene, rauhe Luft der Gesund heit ini höchsten Grade nachtheilig ist und besonders die AthmnngSorgane afficirt, auch die Vegetation stockt und kommt zu keiner Entfaltung. In letzter Beziehung freilich ist noch nichts verdorben, ja es ist im Gegen- thcil sogar gut, wenn die Lebenskraft der Natur nicht mit einem Male hervorbricht; die nicht ausbleibenden Nachsröste im April und Mai zerstören oft wieder, was ein warmer Lenz gezeitigt. Ein kühleS Frühjahr ist demnach, auch noch ans manchem anderen Grunde, fast immer der Vorbote eines gesegneten Getreide- und Obstjahres. Aber der anhaltende trockne Wind, wie wir rhn nun schon den ganzen Monat haben, trocknet das Erdreich zu sehr aus und das ist besonders für unsere Gegend mit ihrer leichten Bodenart durchaus nicht gut ; wenn später der Ackerboden der Erdfeuchtig keit, die dem Wachsthume der Pflanzen vonnöthen ist, bedarf, ist dieselbe nicht in hinrerchendem Maße vor banden und wir haben über Trockenheit zu klagen. Recht fatal ist die gegenwärtige Witterung auch für die kleine Kinderwclt, die nun schon seit Mitte November an das Zimmer gefesselt gewesen ist und jetzt trotz des warmen Sonnenscheins nicht hinaus ins Freie darf. Tenn Morgenluft ist für Kinderkehlen und Kinder lungen immer ein Gift, besonders aber dann, wenn sie so rauh und kalt ist wie jetzt. Staar und Lerche sind zwar längst zmückqekehrt, allein zu sehen und zu hören bekommt man von diesen Frühlingsboten zur Zeit noch blutwenig. Kurz, alle Welt lamentirt und begegnet sich in dem Urtheile, daß die Monate Derember, Januar und Februar trotz ihrer Fröste und Schnee gestöber doch angenehmere Gäste waren, als der März mit seiner kalten, rauhen Morgenluft es ist. Seit einigen Tagen haben wir am Morgen immer starken Reif. — Um auck diejenigen Reuconfirmirten, welche im Lehr- oder Dienstverhäliniß nach der Confirmation an einen andern Wohnort übersiedeln, vor den außerhalb des Elternhauses ihnen drohenden sittlichen Gefahren möglichst zu bewahren und in Verbindung mit der Kirche zu erhalten, hat das evangelische Landesconflstorium neuerlichst den Geistlichen empfohlen, die Confirmanden vor der Entlassung über ihren künftigen Aufenthalts ort zu befragen und anzuhalten, daß sie sich bei dem Pfarrer ihres künftigen Wobnorts melden, außerdem aber brieflich dieselben der Fürsorge des betreffenden Geistlichen zu empfehlen. Wenn sich auch, namentlich in großen Städten und Kirchspielen, der Durchführung dieser Maßregel mannigfache Schwierigkeiten entgegen stellen werden, so ist doch die aufgewandte Mühe schon reichlich belohnt, wenn nur ein Theil der in Frage kommenden Jugend vor kirchlicher Entfremdung und sittlichen Gefahren bewahrt bleibt. — Der Verkäufer einer Waare, welcher durch Täuschung über die Qualität derselben den Käufer zur Gewährung eines ollzuhohen Kaufpreises bewegt, macht sich nach einem Erkenntniß des Reichsgericht, 1. Straf senats, vom 22. Januar 1880, des Betruges schuldig. — Das Ministerium des Innern hat entschieden, daß in den Landgemeinden Geistliche und Lehrer, wenn sie sächsische Staatsangehörige sind und seit mindestens einem Jahre ihren wesentlichen Wohnsitz innerhalb des Gemeindebezirks haben, bei Gcmeindewahlen stimmbe rechtigt und wählbar sind, aber selbst dann, wenn sie Nutznießer des Pfarrlehens sind, nicht, in der Claffe der Ansässigen, sondern als Unansässige zu wählen haben, wenn sie nicht etwa einen Grundbesitz im Ge meindebezirk haben. — Vom Reichsgericht. Maaren auf Credit nehmen und später nicht bezahlen, ist die tatsächliche Grund lage eines bedeutenden Procentsatzcs sämmtlicher Civil- prozesse. Der Gläubiger gewinnt endlich den Proceß; aber er erhält nichts, weil der Schuldner nichts hat. Tas Geschäft war also für den Käufer immerhin ein vorteilhaftes. Ein Uriheil des Reichsgerichts vom 24: Januar d. I. bedroht solchen Vortheil mit vollem Recht mit der Betrugsstrafe. Es wird nämlich Fol gendes ansgcsührt: „Ein Kaufmann, welcher vermögens los und bewußt ist, di« übernommene» Babmdlich- keiten nicht erfüllen zu können, auch von der Absicht ausgeht, die bestellte» Maaren unht zu -Gahlen, handelt betrügerisch, wen» er Bestellungen macht, deren Effcctuirung, wie er weiß, nur ««ter der BorauSsetzuag der Zahlungsfähigkeit des Bestellers erfolgt:" — Urkunden im Sim,« des ReichSstrafgefetzbuchs sind nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts II. Strafsenats, vom 23. Januar 1880, leblose, von Menschenhand gefertigte Gegenstände, wckche zum Be weise von Thatsachen geeignet sind, gleichgültig, ob eS sich dabei um Vorgänge des äußeren Leben- oder um s. g. innere Thalsachen, die der Gedankenwelt ange hören, handelt. Die Fälschung, Vernichtung, Beiseite schaffung, Beschädigung solcher Urkunde» ist strafbar, wenn nicht in der darauf bezttgl. Bestimmung des Strafgesetzbuches ausdrücklich für die Strafbarkeit der Fälschung rc. noch besoudire Eigenschaften der «fälschten Urkunde erfordert werden. Da- Vergehen derUrkunden- fälschung auS § 267 de- StrsfjefMvcheS kann daher nur an öffentlichen oder solchen Privaturdmde« be gangen werden, welche zu» Beweise von Rechten und Rechtsverhältnissen von ErhMWeit find, «eil der gedachte Paragraph diese» Ersordermß ausdrücklich vor schreibt. Dagegen liegt das Vergehe« der Berfälschung, Vernichtung rc. einer Urkunde Seitens chneS Bemalen aus 8 348, 2 des Strafgesetzbuches auch i» dem Falle vor, wenn die dann beurkundeten Thatsachen nicht von rechtlicher Erheblichkeit sind. — Nach dem Beruhte deS Vereins Invaliden dank für Sachsen" ist das BereinSvermvgen, welches Ende 1878 im Ganzen 8495 M. betrug, durch Bei träge, welch« in Dresden 6638 M., in Leipzig 2197 M. und in Chemnitz 1658 M. betrugen, bis zu einer Höhe von 18,S8S M. gestiegen. Stellen sind an Invaliden kostenfrei vrrmittelt worden: in Dresden seit 1873: 151, in Leipzig seit 1878: 18, und in Chemnitz seit 1879: 7. Gleich günstige Resultate werden aus anderen Filialen des Vereins in Sachsen und Thüringen gemeldet. Dresden, 23. März. Se. Majestät der König hat gestern längere Zeit außerhalb des Bettes sich be wegt und ist als genesen zu betrachten. Auf dem Plateau, das sich nördlich vom Dresdner Elbthalkcssel von den Hellerbergen über Moritzburg nach Radeburg rc. ausdehnt, hat während der Nacht zum Montag und zwar von ^12 Uhr bis gegen 4 Uhr ein so heftiger Schneefall stattgesunden, wie sonst nur mitten im Winter vorzukvmmeu pflegt, und ist dieser Schnee auch während der Vormittagsstunden des folgenden Tages liegen geblieben. Bis nach dem Heller herein lag die weiße Decke so hoch, daß man den Schlitten mit dem Wage« hätte vertauschen können. Auch in mehreren Theilen des oberen Erzgebirges hat es seit dem Sonnabend früh, also seit Frühlings An fang periodisch ziemlich stark geschneit. Dresden, 23. März. Auf dem heutigen Schlacht viehmarkte standen 421 Rinder, 971 Land- und 217 Ungarschweine, mithin in Summa 1188 Schweine, 1036 Hammel und 226 Kälber zum Verkauf. Ob gleich hiesige und auswärtige Fleischer in großer Zahl sich eingestellt hatten, Nm ihre Einkäufe für die be vorstehenden Festtage zu bewirken, wollte doch nichts weniger als ein flotter Geschäftsgang Platz greifen, da der vorliegende Jleischbcdarf dein flotten Auftriebe gegenüber ein viel zu geringer war. Infolge dessen mußten die Händler in sehr gedrückte Preise willigen und erlitten namhafte Verluste. Selbst die ausgesucht schönsten Rinder kamen über 63 M. pro Centner