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MlMg Lokal-AnZeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend j Dl« »OüenLorjrr Fettung- erscheint Wit!- > H wvchs und SönnaLinds. 1 Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden ff s ?äcna!s beknnutgrgeüen. t« 1 I:n Falle höherer Gewalt (Krieg ad. sonst. N Z irgendwelcher Störungen des Betriebes der !) Zeitung, Ler Liejeranten od. d. Beförderung»» si Liirrichtungenl !mt der Bezieher keinen Äu» U l ssruch auf Lieferung oder Nachlieferung der » Zcliung od. aufNückzah'nngd. Bezugspreises, ri «ü AszeiZeblat! Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schnftleitnng, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer Sonntag, den 9 Nlärz lH2H G emeind e-Giro-Kont» Rr. Nök --- 23. Jahrgangs Amtlicher Teil. Gasgelder für Monat Ieörnar werden in der Zeit vom 10. Vis 15. März 1924 während der üblichen Geschäftszeit in der Girokasse ringe» Nommen. Nicht pünktliches Bezahlen zieht Verzugszinsen nach sich. Gasabnehmer die mit November und Dezember vorigen Jahres noch im Rückstände sind haben Gasab- sprrrung zu gewärtigen. Httendorf-Hkrissa, den 8. März 1924. Der GemeiAdevorstand Reisepässe. Das Ministerium des Innern hat dem Unterzeichneten für seine Person und für die Dauer seines Amies widerrufs weise die Befugnis zur Ausstellung von Reisepässen (In lands» und Auslandspässen) erteilt. Httendorf-Hkrilla, den 6. März 1924,, Der Gemeindevorstand. Oertliches rmd Sächsisches. Vtt»nd»rf.MrMa, d«n 8. März i9rq. — Wir machen hierdurch aufmerksam auf den Licht bildervortrag in der Kirche, in dem Bilder guter Kunst aus dem Leben Jesu gezeigt werden. Die am Schluß abge haltene Sammlung soll zur Deckung der Unkosten und der Anschaffung von Posaunen für die hiesige Jungmänner abteilung Verwendung finden. — Die Hausbettelei in den Ortschaften um Dresden Nimmt wieder überhand. Kein Tag vergeht, wo nicht drei und vier Bettler die Hausbewohner heimsuchen. Selbst in der Zeit der größten Arbeitslosigkeit war dies nicht in dem Maße wie jetzt der Fall. Wenn hin und her unter den Almosen heischenden ein wirklich Bedürftiger vorspricht, so wird ihn Niemand ohne Gabe von der Schwelle weisen, aber e« befinden sich leider Viele unter ihnen, die die Bettelei al« Handwerk betreiben, weil sie sehen, daß sie noch etwa« einbringt. — Vor einigen Tagen berichteten wir über den Selbst mord einer siebzehnjährigen Kontoristin die sich aus dem vierten Stock ihres Hauses auf die Straße gestürzt hatte und dort mit zertrümmerten Schädel tot liegen blieb. Der Fall gibt zu weiteren Erörterungen Anlaß. Frl. R. hatte mehrere Male den Fortbildungsunterricht versäumt, weshalb ihr eine Geldstrafe von 5 Mark zudiktiert worden war. Die Eltern haben sich anscheinend geweigert, die 5 Mark zu be zahlen, so daß die Schülerin nun in die Gefahr kam, sich einer Haststrafe im Polizeipräsidium unterziehen zu müssen. Tie zog den Tod vor. — Es besteht bekanntlich eine gesetz lich« Pflicht zum Besuch der Fortbildungsschulen für junge Leute beiderlei Geschlechtes in gewissem Alter, sofern nicht anderweitig ihre Fortbildung gesichert erscheint. Zugegeben Muß werden, daß der Statuierung einer staatlichen Pflicht die Möglichkeit eines Zwanges zur Erfüllung der Pflicht bei- gegeben werden muß. Da« ist ja auch hinsichtlich der all gemeinen Schulpflicht der Fall. Der Zwang wird einerseits auf die Eltern durch Geldstrafen ev. Haftstrafen aurgeübt, andererseits können die Kinder durch die Polizei zwangS- wrise der Schule zugeführt werden, was freilich selten.ge schieht. Hinsichtlich der Besuche« der Fortbildungsschulen richten sich die Zwangsmaßnahmen gegen die Schüler und Schülerinnen selbst, die gemeinhin schon alt genug sind, um den Sinn der Fortbildungsschulpflicht zu begreifen. Aber in solchen Fällen, wo der Zwang bis zur Haftstrafe ausgedehnt Verden muß, entstehen doch erhebliche Bedenken. Wird rin junge», anständige« Mädchen von 17 Jahren, das sich als gewerbliche Arbeiterin tapfer ernährt, von einem Schutzmann Nach dem Polizeipräsidium abgeführt, um dort eingesperrt iu werden, so ist da« eine sehr üble Sachs, denn man weiß Nicht, wa« man damit anrichtet. Ein solche junge Person, dir „schon einmal gesessen hat", wird nicht nur von anderen in einem besonderen Lichte angesehen, sondern fällt sehr leicht in eine Seelenverfassung, in der sie sich selbst in einem besonderen Lichte sieht. Er ist gar nicht vorauszusehen, was sich daraus entwickeln kann, wenn auch vielleicht nicht immer da« Schlimmste entwickeln wird. Die einen nehmen es schwer, und dann wird es ein Trauerspiel, die anderen nehmen es sehr leicht, woraus dann wohl oft eine innere Annäherung an den Verbrecherheroismus sich entwickelt, der es als ein Heldenstück ansieht, „gesessen" zu haben. Denn die jungen Menschen begreifen den Unterschied zwischen leicht« Hast, Gefängnis und Zuchthaus nur sehr unvollkommen. Wir kennen die Gründe für den ForbildungSschulzwang sehr genau und billigen sie. Aber wenn es sich Herausstellen sollte, daß die Ausübung dieses Zwanges oft die Anwendung der Haft nötig macht, sind wir eher geneigt auf die obli» gatorische Fortbildungsschule zu verzichten und die fakultative Fortbildungsschule mit Garantien gegen die Besuchsver- Hinderung durch die Lehrherren und Arbeitgeber vorzuziehen Traut man einem jungen Menschen schon so viel Verant wortlichkeit für ftch selbst zu, daß man ihn in polizeiliche Haft nehmen und davon eine erziehliche Wirkung erwarten kann, dann kann man ihm auch zutrauen, daß er einen ge wissen Grad von Verantwortlichkeit für seine Aurbildung hat. Ohn diese Verantwortlichkeit ist ja ohnehin das Fort» bildungsschulwesen wirkungslos, denn man kann die Schüler wohl zwingen, zu erscheinen, aber nicht zwingen, etwas zu lernen, zumeist wenigstens nicht. Wir gestehen, daß sich da» Problem nicht restlos lösen läßt, aber da« ist bei allen pädagogischen Problemen auch der Fall. Ganz schlimm er scheint jedoch uns die polizeiliche Einsperrung, so daß uns jede andere Lösung besser erschnnt, die ohne Einsperrung möglich ist, wenn sie auch sonst Mängel hat. — Der Verband sächsischer Vereinigungen selbständiger Maler und Lackierer, e. V-, Sitz Dresden, hat eine Eingabe an die sächsische Regierung gesandt, in der die Landes regierung ersucht wird, dahin wirken zu wollen, daß der Ab bau der Wohnung«- und MietenzwangSwirtschaft schnellstens herbeigeführt wird. In der Begründung wird u. a. aus» geführt: Der erfolgte Abbau der Zwangswirtschaft auf allen Gebieten hat gezeigt, daß Kapital und Arbeit alle Lebens- bedürfn'sse des deutschen Volke« binnen kurzer Zeit über- schußmäßig zu erfüllen vermochten. Es gibt keinen stich haltigen Grund anzunehmen, daß Kapital und Arbeit das Bau- und Wohnungsproblem nicht ebenso glücklich und schnell lösen werden. Die kommunalen Wohnungrbauunter- nehmungen mögen ebenso interessante Versuche sein wie die vielerorts amtlich unterstützten sogenannten sozialen Baube triebe. Das WohnungSelsnd werden sie nicht beseitigen, den vielen Hvndrrttausenden von Baugewerbrtreibenden wer den sie die eischnte Arbeitsgelegenheit nicht verschaffen. Sie werden Höch n einen ganz bescheidenen Teil des laufenden Baubedürfmsscs decken können. Ohne die völlige Bffreiung der baugewerblichen und hauswirtschaftlichen Kreise von den Fesseln der Ausnahmsgesetzgebung müssen alle Unternehm ungen gegen die Wohnungsnot scheitern. Hunderttausende von Arbeitern de« Baugewerbes und der Baunebengewerbe sind erwerbslos, abermals Hunderttausende baugewerbliche Fach- und Qualitälrarbeiter befinden sich in Fabrikbstrieben wo sie als Maschirenarbsiter der Volkswirtschaft bei weitem nicht die wertvollen Dienste leisten, die sie ihrer Ausbildung nach zu leisten vermögen. Sie verdrängen aber mindesten« ebenso viele Industriearbeiter von ihren Arbeitsplätzen. Die Erwe-bslosmziffer wird durch diesen wirtschaftlich wider sinnigen Plotzwechse! ganz ungeheuerlich erhöht. Dazu kommt daß es in der Mehrzahl gerade die tüchtigsten und bestaus gebildeten Kräfte der baugewerblichen Berufe find, die diesen verloren gehen. Gegen den etwa zu befürchtenden Wohnungswucher reicht die Wuchergesetzgebung völlig au«. Gegen WohnungSschikanen — sie kommen auf Mieter- wie Vermieterseite vor — mag ein vorsorglicher Wohnungsschutz der beiden Teilen gerecht wird, bestehen bleiben. Die Bau« gelber für den Wohnungsbau müssen au« der Haurwirtschast wiedergewonnen werden, wie es auch in der Vorkriegszeit der Fall wc-r. Eine gesunde Bauspekulation ist ebenso wünschenswert als notwendig, um die weit mehr als 100000 baugewerblichen Betriebe aller Branchen, die heute bis zu 60 und 80 v. H. leerlaufen, wieder voll zu beschäftigen. Ungezählt und unbeachtet sind hierbei noch die Belange der baustoffliefernden Industrien, unbeachtet die unverantwort lichen Zustände der stehenden Häuser und die Beschaffenheit der Wohnungen, die in sittlicher und hygienischer Hinsicht zum weitaus größten Teile längst nicht mehr den dringendsten Bedürfnissen entsprechen. Bautzen. In der letzten Sitzung der Bezirksaus schußes gab Regierungsrat Rysek einen Ueberblick über den Stand der Nonnengesahr in der Oberlausitz. Danach hat sich die 1922 geäußerte Vermutung, daß die Zittauer Nonnen« gefahr weiter vordringen und auch den Löbauer und Bautznrr Bezirk ergreifen würde, bestätigt. Dagegen hat die Hoffnung saß die Raupen infolge der regnerischen Witterung de« ver flossenen Jahres zugrunde gehen würden, sich nicht erfüllt. Infolgedessen sind die Bekämpfungsmaßnahmen auf Grund oer Richtlinien des sächsischen Wirtschaftsministertum energisch durchgsführt worden. Auch in diesem Jahre sollen 300 Hektar neu geleimt und etwa 100 Hektar aufgefrtscht werden. Das Hauptgefahreugebiet ist der Süden. Am schwersten ist jetzt die Amtshauptmannschaft Kamenz bedroht. Eine Besichtigung des Taucherwaldes bei Bischofswerda hat eine geradzu trostloses Bild ergeben. Große Bestände müssen umgelegt werden. Der Vertreter von Kamenz hat den Taucherwald als eine Nonnenbrutstätte bezeichnet. Leider werden die Waldungen auch noch von anderen Schäd lingen bedroht. Im Norden ist e« der Kiefernspinner, der von Preußen aus hereingekommen ist, im Süden der Borken käfer, dessen Vordringen von Böhmen aus droht. Da» sächsische Wirtschastsministerium hat bereit» Richtlinien zur Bekämpfung des Borkenkäfers herausgegebru. Pirna. Die Elbe ist jetzt eisfrei. Wochenlang war der Strom infolge der anhaltenden Kält» dicht mit starken Eisschollen bedeckt. Mittweida. In der Oberoffauer Lustmord-Ange legenheit war auch der bekannte und berüchtigte Ein- und Ausbrecher Löffler, der früher iu Seifersbach und Crumbach bei Hainichen diente, der Tat dringend verdächtig. Jetzt ist es der Gendarmerie gelungen, den gefährlichen Menschen der den Gefängniswärter in Pegau niederschlug und flüchtete und seinen Eltern drohte, sie mit ihrem Hau» ntederzubrenuen bei Auuabcrg zu verhaften. Er wurde zunächst dem dortigen Amtsgerichtsgesänguis zugesührt und dürfte nun nach hier transportiert werden. Gersdorf b. Stollberg. Schon seit längerer Zeit trieb auf dem Friedhof ein Unbekannter sein Unwesen. Dem hiesigen Totenbettmetster fiel er seit einiger Zeit auf, daß seine Leiter, dis er zum Aurschachten der Gräber brauchte, verschwunden war. Durch den Neuschnee bemerkte er auch frische Spuren nach dem Friedhof. Er ging denselben nach und sah, daß sie vor eine Familiengruft führten. Der Deckel derselben war erbrochen. Al» rr hinetnblickte, bemerkte er, daß zwei Särge ausgedeckt und mit Laub und Stroh gefüllt waren. Unter dem Laube lagen die Skelette der vor dreißig Jahren betgesetzten Leichen. Diese Lagerstätte hat einem Unbekannten wahrscheinlich seit längerer Zeit zum Nachtaufeuthalt gedient. Die Skelette sind durch den ge heimnisvoll Uebernachtenden zerstört worden. Die Polizei hat die Sache in die Hände genommen. Anuaberg. Hier wurde ein 23 jähriger, tu der Zwickauer Umgebung wohnender Bergarbeiter von der Polizei feggenommen, der seine schichtsreie Zeit dazu benützte, in entfernt liegenden Orten zu betteln. Er legte bei seinen Bettclgängru einen von ihm verfaßten schriftlichen Schmerzen»- schrei eines Vaters von fünf nach Brot verlangenden Kindern und einer erst iu der Nacht vorher ntedergekommeneu Frau vor, worauf viele Gutgläubige hereiufielen. Der bei deu Verhafteten Vorgefundene Vorrat au Geldscheinen, Kuchen, Brötchen, Apfelsinen, Bücklingen, Strümpfen, usw. zeugte von der Einträglichkeit seiner Bettelgänge. Glauchau. Die Stadtverordneten haben die Ein führung der kommunalen Totenbestattung beschlossen. Die Stadt trägt alle Kosten der Beerdigung, mit Ausnahme der Kleidung der Toten. Planitz. Im Phyfikzimmer einer hiesigen Knaben schule wurden durch einen jungen Lehrer praktlschr Versuch« über die Entstehung der Streichhölzer angestellt. Hierbei entzündete sich der im Mörser befindliche Phosphor. Der Lehrer erlitt schwere Brandwunden im Gesicht und au den Händen, auch die Augen des Verunglückten sollen gefährdet sem. Glücklicherweise befanden sich die Schüler während der Explosion auf ihren Plätzen in den Bänken. Mrchenrrachrichtert. Sonntag, den 9. März 1924. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Vorm, r/t 11 Uhr Kindergottesdienst. Abends halb 8 Uhr Lichtbildervortrag iu der Kirche. Gesangbücher mitbringeu. Kathol. Gottesdienst vorm. halb 9 Uhr im Ring. AM" Kierzu die Beilage „Neue AÜostrierte". "WH