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Dienstag. ' Nr. 48. 24. Juni 1873. Weißerih-Ieitrmg Amts-Matt für die Kerichts-Aemter und Stadträttie zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippotdisioaldc. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. „Erinn're Dich!" „Erinn're Dich" an jene stillen Räume, Wo dunkelschattig die Cypresse steht. Dem letzten Ziele aller Menschenträume, Wo alles Irdische zu Staub vergeht! „Erinn're Dich" an Jene, die einst gingen Nach letztem Kampf zur ew'gcn, süßen Ruh; Die Dich in warmer Liebe einst umfingen, Sie deckt jetzt still der grüne Hügel zu! Zum Johamüsfeste. „Erinn're Dich" der bunten Blumenspenden, Die hier die Liebe ihren Tobten beut. Dann wirst den Blick Du hin zum Grabe wenden, Es schmücken mit Johanniskränzen heut! „Erinn're Dich", daß nach dem letzten Wege Im Himmelslicht daS Wiedersehen winkt, Ein treu' Gedenken für Entschlafne hege, Bis Deiner Hand der Wanderstab entsinkt. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Der evangelischeZweigverein der Gustav-Adolph-Stiftung sendet in diesen Tagen seine Boten aus, um das Sammelwerk für dieses Jahr zu beginnen. Das Arbeitsfeld des Vereines ist mit jedem Jahre größer geworden, und größer sind darum auch die Anforderungen, welche an die Thätigkeit des Vereins gestellt werden. 1038 evangelische Gemeinden, zerstreut in den katholischen Landen fast in allen Theilen der Erde, strecken in diesem Jahre hülferusend ihre Arme dem Verein aus. Sie begehren die Hülfe ihrer Mutterkirche zum Trost an der Wiege, an der Bahre, am Traualtäre, wie zur Stärkung in den heißen Kämpfen des Lebens. Und Tausende von evangelischen Christen leben in der Zerstreuung, welche die Hand des Vereins noch nicht erreichen und von denen ein Hülfcrnf noch nicht zu unseren Ohren dringen konnte! Wer sich in die Lage versetzen kann, nach den heiligsten Gütern der Menschheit zu verlangen und dieselben doch nicht erreichen zu können, der wird seine Mithülfe der Thätigkeit des Vereines auch nicht entziehen. Der Vorstand unseres Zweigvereins aber richtet im Vertrauen auf die oftbewährte Opferfreudig keit unserer liebesthätigen Zeit, wie in Hinblick auf den ernsten Zweck des Vereines, an alle Glieder der evangelischen Kirche in Stadt und Umgegend, soweit sie dem hiesigen Zweigvereine angehört, die herzliche Bitte: die Boten des Vereines nicht wie leeren Händen abzuweisen! Jede Gabe, auch die kleinste, ist willkommen! Dippoldiswalde. Wie im vorigen Jahre, regen wir auch Heuer zeitig genug, um von unseren städtischen Be hörden noch endgültig berathen werden zu können, die Frage an: Es möge dem Nationalbewußtsein der Bewohner unsrer Stadt Rechnung getragen werden, indem der 2. September zu einer Dank fei er werde für die herrlichen Thaten Gottes an unserm Volke, zu einem Erinnerungstage an die ge fallenen Helden, zu einem Ehrentage für die lebenden Sieger, zu einem Jubel tage für unser ganzes Volk in Neubelebung der Liebe zum Vaterlande, zu einem lebendigen Denkmal der errungenen Einheit All-Deutschlands! Dippoldiswalde, 23. Juni. Gestern unternahm Herr Lehrer Stein mit den hiesigen Turnschülern, 31 an der Zahl, denen sich auch mehrere Turnfreunde und Turner angeschlossen, eine Turnfahrt nach der „Friedrichs-Höhe" bei Bärenburg. Früh gegen 7 Uhr erfolgte, nachdem eine Turnschülerin die muntere Schaar mit Eichenzweigen geschmückt hatte, der Abmarsch, und war es eine Lust, zu sehen, wie die kleinsten, 7 bis 8 Jahr alten Knaben den 3 Stunden langen Weg nach Dorf Bärenburg ohne jegliche Rast zurücklegten. Hier wurde Frühstück und Rast gemacht. Alsdann wurde unter der dankenswerthen Führung des Herrn Revierförster Hohlfeld die Friedrichshöhe besucht, von deren sehr glücklich angelegter Warle sich eine prächtige, wenn auch etwas bedeckte Aussicht darbot. Nachdem noch die „Tellkoppe," von der besonders die Rundsicht auf das Weißeritzthal und Frauen stein gerühmt wird, besucht worden, sollte im Bärenburger Gasthofe Mittag gemacht werden; hier war aber, trotz vor heriger Bestellung, für gar Nichts gesorgt, und mußten die Hungrigen mit Butter und Brod vorlieb nehmen. Unter Singen, Jubeln und Spielen vertrieb sich hier die muntere Jugend die Zeit, bis gegen 4 Uhr der vom Herrn Oeconom Zimmermann in freundlichster Weise gestellte Wagen an langte, der Alle nach Dippoldiswalde zurückbrachte, wo man sich nach einem dreifachen Hoch auf den Geber des Wagens trennte. — Dank sei aber Allen, die zum Gelingen dieser kleinen Turnfahrt beitrugen, welche wiederum zeigte, daß die Turnkunst bei uns in der Jugend kräftige Wurzeln schlägt. — Wie wir hören, beabsichtigt Herr Lehrer Stein, in den nächsten Wochen eine ähnliche Parthie mit den Turnschülerinnen zu unternehmen. — Am Sonntage war die Wärme des Wassers in unserer Bade-Anstalt 171/2 Grad. — Nicht weniger als 50 Brauereien Dresdens und der Umgegend (auch aus der unsrigen Dippoldiswalde, Reinhardtsgrimma, Kreischa, Possendorf) machen bekannt, daß sie sich in Folge der, in der letzten Zeit eingetretenen erheb lichen Steigerung der Ausgaben für den Betrieb ihres Ge schäftes veranlaßt sehen, den Preis des einfachen Breres