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wa 4 000 Konzerten in der ganzen Welt mit wirkend. Suk war auch ein hervorragender Pädagoge. Einer seiner Schüler war Bohuslav Martinü. 1922 wurde er Kompositionsprofessor am Prager Konservatorium — eine Stellung, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1935 inne hatte. 1898 hatte er Dvoraks Tochter Otilka geheiratet. Als 1904 der Schwiegervater verstarb, entschloß er sich, Dvoraks Andenken durch eine groß angelegte fünfsätzige Sinfonie zu ehren und diese nach dem Engel des Todes „Asrael" zu benennen. Als Suk sich bereits mit dem vier ten Satz befaßte, starb - 1905 - plötzlich auch *ne Frau. Unter dem Eindruck dieses Schick- ^Psschlages hat er anstatt des bisherigen vierten Satzes einen ganz neuen geschrieben; desgleichen nahm er von dem beabsichtigten raschen Variationsfinale Abstand und schuf ei nen anderen fünften Satz. So sind die ersten drei Teile der 1906 beendeten Sinfonie dem Andenken Antonin Dvoraks, der vierte und der fünfte Teil seiner Frau Otilka gewidmet. Diese von tief leidvollen Gefühlen durchdrun gene lyrische Sinfonie c-Moll op. 27, deren programmatischen Inhalt der Kompo nist, wie bereits gesagt, mit dem Untertitel „Asrael", dem Namen des Todesengels, angedeutet hat, gilt als das bedeutendste Werk Josef Suks, das übrigens letztmalig vor 28 Jahren, im Februar 1960, unserem Publi kum präsentiert werden konnte, damals inter pretiert von Dr. Vaclav Smetäcek. Mit der klassischen Sinfonie hat die „Asrael"- Sinfonie lediglich die humanistische Idee des Ringens „durch Nacht zum Licht" gemeinsam. Suk folgt nicht den strengen, klassischen Form gesetzen, sondern in freier Gestaltung seinen erschütterten, vom Schmerz durchbebten Emp findungen, in denen er um die Befreiung von jter Last des Leidens ringt und aus dessen Verwindung neue schöpferische Kraft und Wues Leben gewinnt. Er schreibt eine stark psychologisierende Musik, eine Musik subjek tiven, seelischen Erlebens, die emotionelle „Stimmungen" in oft ergreifenden Klängen einfängt. In ihr setzt er sich mit den Phäno menen des Todes und des Lebens auseinan der und läßt zum Schluß die Idee vom Sieg des Lebens über den Tod verklärend aufleuch ten. Charakteristischerweise besteht die „Asrael"- Sinfonie vorherrschend aus langsamen Sätzen. Der erste Satz ist ein breit ausgesponnenes Andante sostenuto, in dem ein leidenschaft liches Ringen einander widerstreitender Ge fühle dargestellt wird : Klage, Trauer und Trotz, verzweifelter Schmerz, Trost und sehnsüchtiges Verlangen, Resignation und Hoffnung. Ein feierliches Posaunenmotiv des Todes und ein unerbittlich pochendes Motiv des Fatums sind die symbolischen Leitgedanken, die das Werk durchziehen. Ein marschartiger Rhythmus läßt freundlichere Bilder der Erinnerung aufleben. Bald lyrisch versonnen, bald dramatisch be wegt im dynamisch zerklüfteten Verlauf klingt der Satz leise aus. Der zweite Satz in Andante-Bewegung singt das „Lied der Furcht", der Furcht vor dem To de. Er ist aufgebaut auf einem Motiv aus Dvo raks „Requiem", das vom Rhythmus eines feierlichen Trauermarsches getragen wird. Wie Klagerufe durchziehen lang ausgehaltene Tö ne in hohen Lagen das ganze Stück. Der folgende Vivace-Satz ist ein gespensti sches Scherzo, ein seltsamer Totentanz mit gro tesken Zügen, zuweilen mit schrillen, grellen Farben getönt und mit verzerrten Motiven aus den früheren Sätzen durchflochten, darin Gu stav Mahler verwandt. Im lyrischen Mittelteil (Andante sostenuto) blühen sehnsüchtig ge träumte, lichte Erinnerungsbilder auf. Im langsamen vierten Satz (Adagio) entwirft der Tondichter ein inniges, zartes „Porträt Otilies". Solovioiine und Flöte erzählen schwärmerisch die Geschichte einer glücklichen Liebe, bis das pochende Fatum-Motiv auf klingt und das liebliche Bild wie im Schauer der Nacht erlischt. Das Finale (Adagio maestoso) nimmt die Stimmung des ersten Satzes wieder auf: Kla ge und Verzweiflung, Schmerz und wildes Auf begehren. Ein erregter Kampf setzt ein, der nach Überwindung und Befreiung drängt. Neue Kräfte sammelnd, wird das Ziel erreicht. Aufstrahlend in Dur, besingt das Maestoso den Sieg des Lebens, den Aufbruch der schöp ferischen Kräfte. Kein lärmender Triumph wird dargestellt, sondern ein feierlich-hymnisches, verklärtes Jasagen zum neu gewonnenen Le ben. Mit zartem lyrischem Auskiang endet die „Asrael"-Sinfonie. PHILHARMONISCHE NOTIZEN Direktor Wolfgang Hornig wurde von der Tschechoslowakischen Gesellschaft für interna tionale Beziehungen mit einer Goldmedaille geehrt. Sie wurde damit zum ersten Mal einem Bürger der DDR verliehen. Wolfgang Hornig erhielt diese Auszeichnung für seine Verdien ste um die Förderung der freundschaftlichen Verbindungen zwischen der CSSR und der DDR. Er setzte sich in den 10 Jahren seiner Amtszeit unermüdlich für die Partnerschaftsbe ziehungen zwischen den Prager Sinfonikern und der Dresdner Philharmonie ein, die seit 25 Jahren bestehen und bis heute durch re gen künstlerischen und freundschaftlichen Aus tausch belebt sind. Der Philharmonische Kinderchor Dresden war Ende vorigen Jahres zweimal vom Fernsehen der DDR verpflichtet worden: am 24. 12. in der Sendung „Alles singt", an der er bereits zum vierten Mal beteiligt war, und in der Sendung „Zwischen Frühstück und Gänsebraten" am 25. Dezember, in der der Chor u. a. Ausschnitte aus seiner Winterlieder-Schallpiatte „Winter land — Wunderland" sang. Am 24. Januar nahm der Chor am Chortreffen im Hygiene- Museum teil, das vom Rat des Stadtbezirkes Dresden-Mitte veranstaltet wurde. Peter Krauß, Birgit Lieh, Steffen Seifert und Matthias Bräutigam produzierten das Quar tett für Solo-Kontrabaß, Flöte, Viola und Vio loncello D-Dur von Johannes Mathias Sper- ger für den Rundfunk, Sender Dresden. Die ses Werk stand anläßlich des 175. Geburtsta ges des Komponisten auch auf dem Programm des 3. Kammerkonzertes im Blockhaus. Die Dresdner Bläsersolisten, eine Kammermu sikvereinigung von Solo-Bläsern der Dresdner Philharmonie (Hans-Detlef Löchner, Klarinet te, und Hans-Peter Steger, Fagott) und der Staatskapelle Dresden (Eckart Haupt, Flöte, Andreas Lorenz, Oboe, und Istvan Vincze, Horn), gaben im Dezember und Januar ^^if zwei Gastspielreisen insgesamt neun Kon^M in verschiedenen Städten der BRD. Sie strei ten dort Biäserquintette von Mozart, Danzi, Rossini, C. Ph. E. Bach und dem Dresdner Komponisten Rainer Lischka. Im Januar reiste Philharmoniker Volker Kaufmann als Hornist mit. Solo-Klarinettist KV Hans-Detlef Löchner kon zertierte als Solist mit dem musica-viva-en- semble dresden am 25. und 26. Januar in Frei burg i. Br. und Karlsruhe. Die Musiker gaben ein öffentliches Konzert und produzierten die Werke des Programms für den Süddeutschen Rundfunk, und zwar ausschließlich zeitgenös sische Musik von Komponisten aus der DDR (Dittrich, Herchet, Schenker, Goldmann) und der BRD (Flammer, Lauck). VORANKÜNDIGUNG: 6. ZYKLUS-KONZERT Werke Donnerstag, den 11. Februar 1988, 19.30 Uhr (Anrecht B) Freitag, den 12. Februar 1988, 19.30 Uhr (Anrecht^^l Festsaal des Kulturpalastes Dresden Dirigent: Gotthard Lienicke, Potsdam Solist: Chor: Ralf-Carsten Brömsel, Dresden, Violii Philharmonischer Kinderchor Dresden Einstudierung Wolfgang Berger von Bartök, Bruch und Borodin Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Hartwig Die Einführung in die Asrael-Sinfonie J. Suks folgt teilweise Ausführungen Dr. Karl Schönewolfs, des Herausgebers des Konzertbuches II, Berlin 1960. Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1987/88 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-5-88 EVP -.25 M 5. ZYKLUS-KONZERT 1987/88