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Lou dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Im perial-Quart, welcher zu öftcrm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werde». Der Abonncmentspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und ZeitungS - Expeditione» tc« Zu- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung des Herrn Buch händler Wilb. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn-Ieitung. 20 1844 Draunschwcig, 19. Mai. Die Reform des Englischen Eisenbahnwesens. Der Ertrag der Staalseinnahme deö mit dem 5. April 1843 zu Ende gehenden Finanzjahres giebt einen traurigen Beweis von dem Sinken deS Handels und Verkehrs, und demzufolge von dem leidenden Zustande der großen Volksmasse unseres Vaterlandes. Zoll und Accise, die beiden Hauptpunkte, wonach sich die Fähigkeit der Nation zu Ein kauf und Verbrauch berechnen läßt, haben sich, ein jedes, um mehr als eine Million Pfund Sterling vermindert. Am Stempel, diesem un trüglichen Merkzeichen von der Ausdehnung des ganzen merkantilischen Treibens, betrug der Aus fall 146000 Pfd., und bei den directen Steuern, wovon das Meiste von den mittleren Classen ausgebracht wird, ist die Abnahme dieselbe, wie beim Stempel gewesen. So beläuft sich in den vier Hauptpunkten der regelmäßigen Staats- einnahme daS Deficit auf beinahe drittehalb Mil lionen Pfd. St. — der schlagendste Beweis, den es von der Mangelhaftigkeit der materiellen Zu stände einer Nation geben kann. Indessen muß billiger Weise zugegeben wer den, daß ein beträchtlicher Theil dieses Ausfalls in der Herabsetzung der Auflagen durch den letz ten Taris seinen Grund hat; allein, wie viel man auch auf Umfang und Bedeutsamkeit die ser Ermäßigungen abrcchncn mag, so bleibt doch der Unterschied noch immer groß genug, um auch den Zweifelmüthigsten davon zu überzeugen, daß noch andere Ursachen dabei mitgewirkt haben müs sen, die mit bloßen Veränderungen im Steuer systeme selbst gar nichts zu thun haben. Es liegt außerhalb meines Planes, die verschiedenen Maßregeln zu besprechen, die man in Vorschlag gebracht hat, diesem allgemein anerkannten Uebel abzuhelsen. Das Gute der Korn- und Geldfra gen, des freien Handels und der Schutzzölle ist weitläufig discutirt worden, und wenn die Maß regeln derer, die als Vertheidigcr eines jeden dieser Punkte das Wort genommen haben, nicht gemeinnützige Verrichtungen im bürgerlichen Le ¬ in Ausführung gebracht worden sind, so liegt, die Schuld nicht an mangelhaftem Eifer in der! Ausbreitung ihrer Theorieen. Am 8. Mai legte der Canzler der Schatzkam mer sein Budget vor, und gestand offen die Un- fähigkeit der Regierung ein, diejenigen Grund-! sätze einer commercicllcn Reform weiter durch zuführen, die bei der vorhergcgangenen Parla-z mentssitzung anerkannt und befolgt waren. ES ist zu besorgen, daß der Nothstand des Landes aus einer Mannigfaltigkeit von Ursa chen hervorgchk, von welchen manche gar keiner, Beaufsichtigung von Seiten der Gesetze unter-! liegen können, und andere mit unserem commer- ciellen Systeme so innig verflochten sind, und von so mancherlei Interessen beschützt, und in ihrem Bestehen von so vielen Bollwerken ver- theidigt werden, daß sie sich nur allmälig besei tigen lassen. Auf der anderen Seite giebt es gewisse Uebel stände, die sich erst kürzlich entwickelt, und ihre Wurzeln noch nicht so tief in das Leben der Nation hineingeschlagen haben — die nur erst aus der Oberfläche zum Vorschein kommen, und gegen welche man daher noch summarisch und nachdrücklicher zu Werke gehen kann. Aus die Erwägung eines dieser Uebelstände, den ich we nigstens dazu rechnen zu müssen glaube, habe ich in folgenden Blättern die Aufmerksamkeit des Lesers hinzuleiten gesucht. Es giebt wenig Gegenstände, die von grö ßerer Wichtigkeit für unS wären, als die Er leichterung deS Verkehrs — des Reisens und Waaren-Transports durch das ganze Land in größter Schnelligkeit und mit oen geringsten Ko sten; und während wir von Tage zu Tage ver mittelst jener gewaltigen Hebel der Civilisation, der Dampfmaschinen und Eisenbahnen, der Er reichung dieses Zieles näher gekommen sind, schei nen wir eS für ausgemacht zu halten, daß der Zweck schon in seinem ganzen Umfange wirklich erreicht ist. Die practische Anwendung des DampseS aus ben war ein Riesenschritt in der Vervollkomm nung der Künste und Wissenschaften, und man kann mit Recht sagen, daß damit eine neue Aera in der Geschichte der Menschheit angefangen hat. Denn wenige Entdeckungen im Gebiete der Na lurlehre haben erfolgreichere Resultate gehabt, oder versprechen, im Fortgange ihrer ferneren Entwicklung so gewaltige Veränderungen in der Gestaltung der civilisirten Welt hervorzubringen. Auch ist die Mannigfaltigkeit ihrer Anwendung ebenso außerordentlich, wie ihre Wirkung. »Der Dampf ist noch in seinem KindeSalter" ist eine alltägliche Bemerkung, und die beständigen Ver besserungen, die bei dem Bau der Dampfma schine angebracht werden, — dieser redende Be weis von der Gewalt des Menschengeistcs, — und die verschiedenartigen Zwecke, wozu sie im merfort gebraucht wird, bezeugen die Wahrheit dieser Bemerkung. Wenn sich also der Dampf noch in seinem KindeSalter befindet, was kön nen wir nicht noch von seiner höheren Reife er warten, wenn die Zeit seine vielfältigen Kräfte zur Vollkommenheit gebracht und seine mächtigen HülsSquellen ans Licht gezogen haben wird. Unter den mannigfaltigen Zwecken, auf welche diese Kraft angewendet worden ist, kann man den der Fortbewegung in Verbindung mit den Schienenwegen bei Weitem sür den erheblichsten halten, und diesem Gegenstände sollen unsre ge genwärtigen Untersuchungen gelten. Keine einzige Entdeckung in der Wissenschaft, in alter oder neuerer Zeit, hat durch ihre Anwendung so er staunliche Resultate in derselben Periode herbci- gcführt, als diejenigen, die man täglich und stündlich durch die Arbeit der Locomotivcn auf den Eisenbahnen verwirklicht sieht. Eine Unter suchung daher, ob diese Kraft eine zweckmäßige Richtung genommen hat, oder nicht, kann nicht am unrechten Orte sein. Von der ersten Anlage der Eisenbahnen in unserem Vatcrlande bis zum gegenwärtigen Augenblicke bat man beständig über die Mißbräuche geklagt, die bei der Ver waltung derselben stattgefunden haben, und un- u.