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Dresdner Journal : 17.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-17
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.12.1882
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II v r a u « x « d o r r LSviel. Lipsäitioa äs» Drssäoer 7orlrr>»I», Dre»äsa, ^«iozsrstrusss tio. 80. Insrrate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- »nd Gewerb- treibende« bei Inseraten mit mehrmaliger Wie derholung antzerordentliche Lergünstignnge» ge währt werden. Dresden, im December 1882. Königs. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Tlieil. Dre-den, 14. December. Se. Majestät der König haben dem Geheimen Finanzrath Albert Golz da4 Ritterkreuz I. Klasse de- Berdlenstorden- Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Fabrikbesitzer Franz Adolf Lange zu Grünthal den Titel und Rang al- „Kammerrath* zu verleihen. Verordnung de- Ministerium- de- Innern, an die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeinde vorstände. Zum Zwecke einer Inventur bei der Altersrenten- bank machen sich Erörterungen über den Lebensbestand der Rentenanwärter erforderlich und eS wird sich des halb die Altersrentenbankverwaltung an die betreffen den Gemeindebehörden mit dem Ersuchen um Erthei- lung der nöthigen Auskunft wenden. Auf Antrag der Finanzministerium- erhalten nun hiermit die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeinde vorstände Anweisung, den bezüglichen Requisitionen der AlterSrentenbankverwaltung Folge zu geben, ohne da- sür Kosten in Ansatz zu bringen. Die Antwortschreiben an die Altersrentenbankoer- waltung sind zwar unfrankirt, jedoch unter der Be zeichnung al- portopflichtige Dienstsache abzusenden. Gegenwärtige Verordnung ist in sämmtlrchen Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 13. December 1882. Ministerium des Innern. Für den Minister: Schmaltz. Paulig. Nichtamtlicher Theil. Ntder<I»t: Letegruphische Rachrichte». Zeit«»ß»sch«». rage-teschichte. Feuilleton. Lagevkalender. Inserate. Erste Beilage. TageSgrschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im ösientl. Dienste. Dresdner Nachrichten. EivgesavdteS. Feuilleton. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Zweite Beilage. Dresdner Nachrichten. Börsennachrichtea. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 16 December. (Tel. d. Drr-dn. Journ.) In der gestrigen Sitzung der Te- werbecommisfion deS Reichstags erklärte der Bun- drSrathScommiffar StaatSministrr v. Bötticher bezüglich deS Antrags deS Abg. Ackermann auf Ein führung der obligatorischen ArbeitSbücherKolgendeS: Bei Vorberathung der Gewerbeordnungsnovelle sei die Einführung obligatorischer Arbeitsbücher von ver schiedenen Seiten angeregt, vom BundeSrath aber in Ueberemstimmung mit dem bereits früher eingenom menen Standpunkte abgelehnt worden. Seitdem fei die Frage im Schooße deS BundeSrathS noch nicht wieder zur Verhandlung gekommen und auch feiten der Reichs regierung noch nicht wieder erwogen worden. Irgend welche Instruction bezüglich deS vor wenigen Stunden vertheilten Antrags deS Abg. Ackermann besitze er nicht. Die Commission nahm nach mehrstündiger De- batte den Antrag mit 11 gegen 8 Stimmen und ebenso die ganze GewerbrordnungSnovelle in erster Lesung au. Wien, Freitag, 15. December, AbendS. (Tel. d. Boh.) In der heutigen Sitzung deS Wiener Ge- meinderatheö wurden die MandatSnirderlrguugen der Landes- und BezirkSschulräthe mit Beifall zur Kenntniß genommen. Sodann gelangte zur Mitthriluug, daß auch der Vertreter der Mittel- schuldirectoren im BezirkSschulrath, Erasmut Schwab, sein Mandat zurückgrlegt hat. (Bgl. die Rubrik „Zeitung-schau*.) Wie die „Deutsche Zeitung" erfährt, werden auch die 3 Vertreter der Lehrerschaft, Bodie», Frank und Mayer, au» dem BezirkSschulräthe au-treten. Paris, Freitag, 15. December, AbendS. (W. T. B.) Ju der heutigen Sitzung der Deputieren- kammer wurde die Brrathung deS Extraordina- rium» de» Budget- fortgesetzt. Der Ardeitsminister Härisson berechnete den Gesammtbetrag der sür di; öffentlichen Arbeiten erfar- derlichen Summen auf 9 Milliarden; davon seien indes» bereits 1l4 Milliarden verausgabt, und 1 Millarde werde von den Elsenbahngesellschaften beigesteuert wer den. Zur AuLfuhrung der bereits in Angriff genom menen Eisenbahnlinien seien 1100 Millionen erforder lich. Ein Amendement Soubeyran'S, wonach die A.-Sgabcn für die öffentlichen Arbeiten auf 95 Millionen reducirt werden sollen, wurde vom Arbeitsminister be kämpft. — Dasselbe geschah von mehreren Deputirten, während das Amendement von Anderen wieder befür wortet wurde. — Wilson erklärte, die Finanzlage fei eine ganz vorzügliche und eine Beunruhigung darüber ganz ungerechtfertigt; der Stand 'deS Budgets gestatte die Fortsetzung der öffentlichen Arbeiten. Die Welter- berathung wurde auf morgen vertagt. Die Subcommisfiou für Handel und Eisen bahnen hat sich für die Rothwendigkeit einer voll- ständigen Revision der Eisenbahntarife auSge- sprechen. Die „Agenee HavaS" erklärt die Gerüchte, daß der Marinemivister Jaursguiberry demisfio- virt habe oder za demisfioniren beabsichtige und die darauf bezüglichen von den Journalen gebrach- tev Mittheilvngen formell für unbegründet. AuS Riom wird über den Proceß gegen die Angeklagten von Montceau-leS-mineS Folgendes gemeldet: DaS Verhör der Angeklagten wurde heute zu Ende geführt. Sämmtliche Angeklagte gestanden rin, daß sie zn der Bande gehört hätten, die am 15. Angust d. I. die Kirche, daS Presby terium und die Schulen gestürmt und geplündert habe; Alle behaupteten aber, daß sie wider ihren Willen in die Bande ringereiht worden seien. Rom, Freitag, 15. December, AbendS. (W. T. B.) Der König hat heute dem russischen Groß fürsten Konstantin Nikolajewitsch und dessen Sohn einen Besuch abgestattrt. Dem Vernehmen nach wird der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch auch »vm Papste in Audienz empfangen «erden. Dresden, 16. December. Die Angelegenheit der Errichtung einer tsche chischen Volksschule in Wien ha», wie bereit« ge meldet wurde und unser Wiener Correspondent be stätigt, zu unliebsamen Confequenzen geführt. Nach dem die Vorstellung deS LandeSfchulratheS gegen die ministerielle Entfcheidung, mit welcher die Ernchtung jener Schule bewilligt wurde, refultattoS geblieben ist, haben die Vertreter des LandeSauSsqusfeS und der Stadtgemeinde Wien im LandeSschulrathe auf ihre Stellen verzichtet, so daß die erwähnte Körperschaft nur noch aus den von der Regierung ernannten Functionären besteht. Nachdem überdies auch die Mitglieder des Wiener BezukSschulratheS, sowie jene deS OrtSschulratheS für den 10. Bezirk, in welchem die tschechische Schule errichtet werden soll, ihre Wür den niedergelegt haben, steht eine bedauerliche Stockung in der Verwaltung deS niederösterreichlschen Schul wesens zu besorgen, zumal die Ersatzwahlen an Stelle der ausscheidenden Funktionäre voraussichtlich zu keinem Resultate führen werden. Die Erfahrungen in Brünn, schließt unser Eolreipondent, haben eben ge- lehrt, daß die tschechischen Wortführer sich mit blosen Privatfchulen nicht begnügen, sondern mit der Zeit auf der Errichtung öffentlicher Volksschulen bestehen. In diesem Falle müßte die Stadt Wien die Kosten der neuzuerrichtenden tschechischen Volksschule aus eige nen Mitteln bestreiten und überdies einen besonderen tschechischen Jnspector besolden: eine Zumuthung, die allerdings bei dem rein deutschen Charakter Nieder österreich» und Wien- etwas odiös ist. Offenbar hat daS Vorgehen der Tschechen in den Kreisen der österreichischen Hauptstadt eine große, immer weitere Kreise ziehende Bewegung heroorgerufen, über deren Tragweite man erst jetzt in den Kreisen der Regierung sich klar zu werden beginnt. ES ist nicht die scheinbar harmlose Schulangelegenheit, welche die Aufregung der Bevölkerung veranlaßt, eS ist die fortdauernde Bedrohung deS DeutfchthumS innerhalb der Grenzen der österreichischen Monarchie. ES wird allseitig zugegeben, daß die Maßregel der Errichtung einer tschechischen Volksschule in Wien innerhalb des Rahmens deS Gesetzes liegt; allein, bemerkt das „Fremdenblatt*, „eS wäre deshalb bester und ge wiß auch der wahren Sachlage entsprechender, wenn man daS Gesetz auS dem Spiele ließe und offen be kennen würde: Dem Gesetze über die Volksschule ent spricht zwar die Errichtung der tschechischen Lehranstalt im 10. Bezirke, aber da» auS den Ersahrungen der letzten Jahre refultirende Gesetz spricht die politischen und die nationalen Bedenken wider diese Durchführung deS VolkSschulgefetzeS in Wien auS. Er würde die Sache vereinfachen, wenn man offen declariren würde: die Regierung durfte die Errichtung der Volksschule genehmigen, aber dir deutsche Bevölkerung kann nicht bemüssigt werden, an derselben zu participiren und die Verantwortung für olle weiteren Confequenzen, für da» Ende diese- Anfanges auf sich zu laden. Jeder Bürger schuldet dem Gesetze Achtung, und eS steht ihm keinerlei Kritik darüber zu, ob dasselbe seinen Wün schen entspricht. Die deutfchliberale Bevölkerung ist daher verpflichtet, dem VolkSschulgefetze die vollste Ach tung zu bewahren; aber wenn sie an der Durchführung solcher Bestimmungen nicht mitwirken will, von der sie eine Beeinträchtigung ihrer nationalen Rechte besürch- tet, so verletzt sie damit keinerlei Gesetz, und man darf wohl auS diesem Grunde nicht mit ihr hadern. Der Austritt der LandeSschulräthe, die Demission deS Be zirks- und deS OrtSschulratheS werden schwerlich von momentanen praktischen Erfolgen begleitet fein. Die Schulverwaltung wird ohne Mitwirkung der frei gewählten Repräsentanten von den Behörden besorgt werden, wie solches ja schon bei verschiedenen Anlässen der Fall war. Wren wird jedoch einen Protest gegen ein Beginnen erlassen haben, dessen Lonsequenzen vielleicht in der fernen Zukunft zu suchen sind, aber imm-rhin schon gegenwärtig gefolgert werden können. In den schweren nationalen Kämpfen hat die Schule ihren auSfchließlich pädagogischen Charakrer eingedüßt. Sie ist ein politischer Factor geworden. Die Sprache selbst wird als politisches Machtmittel gebraucht. Wer kann bei dem gegenwärtigen Stande der Gesetze die Bürgschaft übernehmen, daß, wenn die tschechischen Schulen sich vermehren, vielleicht der Gemeindever waltung übertragen werden, nicht auch der Stadt W en ein utraquistischer Charakter verliehen wird? Wenn der Bürgermeister der böhmischen Landeshauptstadt Prag als die goldige slawische Stadt verherrlicht, kann man den Eifer tadeln, mit dem Wien- Bürgerschaft den deutschen Charakter der Stadt unversehrt ihren Nachkommen überlasten und gegen jede Verdunkelung schützen will? So lange innerhalb der Grenzen deS Reiche- der nationale Krieg fortdauert, die nationale Eifersucht herrscht und dem deutschen Stamme die ihm zukommende geistige Hegemonie streitig gemacht wird, so lange namentlich der lächerliche H°ö gegen daS Deutschthum schon ein politische» Glaubensprogramm ist, können wir nicht zum ruhigen Genüsse der libe ralen Gesetzgebung gelangen, und wird auch kein Bruch- theil derselben mit Consequenz durchgeführt werden können, ohne heißen Wideripruch zu erwecken. Winde eS ein Sprachengefetz geben, welches die deu sche Sprache zur Staatssprache erheben, welches deutsche Kronländer und Städte gegen die Gefahren sicher stellen würde, einsten» im Verordnung-wege in ge mischtsprachige Districte verwandelt zu werden, dann würde wahrlich Niemand gegen die Eröffnung tchechi- scher Sprachanstalteu im Weichbilde der Residenz Ein sprache erheben. So lange dieser Schutz der deutschen Sprache nicht verbürgt ist, wird daS nationale Be wußtsein in allen deutschen Kronländern mit aller Ent schiedenheit wider Alle- reagiren, wovon eS eine Ge fährdung vorhersehen kann. Da- VolkSjchulgesetz ist in einen schweren Conflict mit dem Volksbewußisern gerathen. WaS ,daS erstere billigt, lehnt daS zweite ab, und der Widerstand deS VolkrgesühlS wird jeden falls zur Folge haben, daß die von den Anregern der tschechischen Schule möglicherweise verfolgten Zwecke erkannt sind, und die Reichshauptstadt zu ihrer Ab wehr bereit und gerüstet ist.* Von einem ähnlichen Gesichtspunkte auS faßt die „Wiener Allgemeine Zeitung* dre Angelegenheit auf. Sie weist darauf hin, wie die Deutschen in der öster reichisch-ungarischen Monarchie in der Minorität seien. In Ungarn seien die Magyaren bereits vollständig die Herren im Lande, so daß der Ministerpräsident v. TlSza sich soeben erst zu der Erklärung veranlaßt fühlte, den enormen Fortschritten gegenüber, welche die Ver breitung der ungarischen Sprache feit 1867 gemacht habe, bestehe nur Eine Gefahr, wenn nämlich Einige, außer Acht lassend, daß nicht bloS Ungarn im Lande wohnen, Gewaltthätigkeiten im Interesse der ungarischen Sprache üben wollen. In der That steht die heute in Oesterreich geübte Politik mit der frühern in selt samem Widerspruch. Als die Nationalltätentheorie Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Refidevztheater. Die Gesellschaft de- herzoglich meiningenschen HostheaterS führte am 15 December zum ersten Male Shakespeare'- Trauerspiel „Iuliu- Cäsar* nach der Schlegel'schen Uebersetzung auf. Schon beim frühern Gastspiel der Meininger war diese Darstellung eine ausgezeichnete. Ich lege kein gar hohes Gewicht auf die neuen Decorationen, bei welchen die letzten Forschungen und wahrscheinlichen Reconstructionen auf römifchem Terrain berücksichtigt sind. ES giebt viel prachtvollere und auch künstlerisch glänzendere Leistungen in solcher DecorationSmalerei (da- wunderbar gelungene Landhaus und den mond- scheinbeleuchteten Garten de» Brutus ausgenommen). Doch daß jene Decorationen eben nur höchst würdig, historisch möglichst treu und geschickt sind, da» macht meiner Ansicht nach die paffende Art derselben au»; denn auf diesem kostspieligen Gebiete, wie auf dem der Costüme soll man über da» Würdige, Gediegene, Geschmackvolle, sofern die« zugleich zeitgetreu ist, nicht in da» Luxuriöse Hinüberschweifen. In der künstlerisch praktischen Verwendung solcher Au»stattung»objecte — die niemals da- Auge der Zuschauer vom Dichtung-- aeiste ab und aus- Aeußerliche lenken dürfen — zeigt sich die wahre Weisheit beim Jnsceniren. viel mehr al- durch da» decorative Arrangement hat die Vorstellung durch einen Theil der neuen Rollenbesetzung gewonnen. Und dieser Gewinn ist ein ganz außerordentlicher. Ohne daS bekannte maßvoll zufammengestimmte Zusammenspiel durch ein persönliches Hervortreten mit der Dreistigkeit deS egoistischen BirtuosenthumS oder mit jugendlichem Schausplelerehrgeiz zu zerreißen, wurde die Rolle deS Marc Anton durch Hrn. Drach mit einer Frische deS Talent- und mit einer immer wachsenden physischen Kraft und Energie dargestellt, die mich auft Freudigste überrascht hat. Die große Rede an da» Volk kann der fertigste Künstler kaum befriedigender aufbauen, jedenfalls gehört sie zu den beachten-werthesten und glaubhaftesten Ausführungen dieser erhabenen Scene, die ich seit langen Jahren auf der Bühne gehört habe. Hier vereinigen sich geistige Intelligenz mit den besten Anlagen: gesunder Kern, Freisein vom akademischen Declamiren und wirklich leidenschaftliche Empfindung. Ich brauche nichts weiter über den jungen Künstler zu sagen, um hier und auSwärt» die volle Aufmerksamkeit der Bühnenkenner und -Leiter auf denselben hinzulenken. Der Brutus wurde von Hrn. NeSper im hohen Grade gehaltvoll, ganz dem Geiste der Dichtung ent- sprechend, abgerundet und mit jener ruhigen Würde und Vertiefung gegeben, mit denen der Dichter diesen Charakter geschmückt hat. DaS edle männliche Organ deS Künstler», seine ungewöhnliche Erscheinung und die Natürlichkeit seiner Bewegungen im antiken Costum unterstützen den guten Gerst de« Ganzen. In ihm ist al» BruruS eine Persönlichkeit gefunden, die sich glaub haft als der Mittelpunkt der anticäsarischrn Action markirt. Auch feine Rede an der Lerch« ferne« Opfer war musterhaft in ihrer Einfachheit. Frl. Haverland gab al- Portia eine fehl befrie digende Leistung. Wenn man diefe Rolle und zugleich jene der Hermione im Wintermärchen inS Auge faßt, so springt ihre vielseitige und gediegene Entwicklung gegen ihr früheres Können sehr lebhaft in die Augen. Dre mangelhaften Betonungen, die vage Wortmusik, die ungenügende Durcharbeitung der Rollen haben einem soliden Studium auf» Vortheilhafteste Platz gemacht. Auch schon ohne die Pracht ihrer äußern Erscheinung und ihrer Mittel würde Frl. Haverland's jetzige Fer tigkeit einen achtbaren Platz behaupten. Die Titelrolle gab Hr. Richard mit vielem Fleiß, die Ausführung des Calsiu» von Hrn. Teller giebt ein scharf gezeichnete- Bild, der Ca-ca wurde von Hrn. Weiser sehr natürlich dargestellt. Otto Banck. DaS dritte Symphonieconcert der königl. Ka pelle, Freitag, den 15. December, enthielt in seinem Programm Cherubini'- Anakreon Ouvertüre, I. Raff'- Symphonie Leonore, da- Vorspiel zu Wagner'-„Par- sisal* und Beethoven'S k-clur-Symphonie. Sämmt- lichc Ausführungen unter Direktion deS Hrn. Kapell meister» l)r. Wüllner waren musterhaft in fein auS- gearbeiteter, klar gestaltender und warm empfundener, geistig erfaßter Wiedergabe der Intentionen der Com- ponisten, namentlich auch vollendet in den Modifika tionen der Bewegung, in den Steigerungen, in der Schönheit de» ToncoloritS. Durch letztere» kamen wunderbar reizende, orchestrale Tongestaltungen und Färbungen de» Vorspiel» Wagner«, da« im Wagner- concert so mangelhaft producirt wurde, zu einer ganz neuen fesselnden Wirkung. Dennoch blieb in musika lischer und gedanklicher Hinsicht der Eindruck aneinan- dergereihter, in stimmungsvoller, farbenreicher Ton- spi ache auf- und abwogender kurzgegliederter Sätze be stehen, die nur mit einem brettern Aufbau zum Schluß führen, ohne ein poetisch einheitliche» Tonbild zu geben, und unter deren vorgeführten Leitmotiven nur da- erste als bedeutend hervorragt. Wer so unablässig und eilig producirte wie Raff, mußte sich trotz seines reichen Talent» und seiner künstlerisch fertigen Technik, für unsere den einfachen und reinen Formen und AuSdruckSntttteln entrückte Kunstzeit, den LuxuS versagen, immer den höchsten Zielen mit streng prüfender und wählender Selbstkritik treu zu bleiben, nur daS Beste zu geben, wa» seinem Talent in guten Stunden erreichbar war. Aber Raff'- Leonore-Symphonie ist dennoch gleich seiner „Wald symphonie* freier von jenen gejuchten, künstlich tffec- tuirenden und kühl und unsympathisch berührenden Elementen, welche in anderen seiner Symphonien den natürlichen Fluß der Gedankenverbindung und der symphonisch reichen Durchführung stören. Der Ein druck ist weniger gemischt, reiner in der Stimmung, im Einzelnen neu, durch geistreiche, charakteristische und phantastisch-malerische Schilderung und durch reichen instrumentalen Ausdruck fesselnd. Den dritten Satz „Trennung* mit dem originell erfundenen echt mili- tärifchen Marsch meisterhaft zu einem lebensvollen Bilde gestaltet und instrumentirt, möchte ich fast al ben gehaltvollsten dieser Symphonie, jedenfalls al» ein.»» künstlerisch vollendeten symphonischen Tonfatz be zeichnen. Mit außerordentlich geistiger Frischt und Schwung der Au»sührung beschloß Beethoven « Symphonie da» Concert. C. Banck.
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