Volltext Seite (XML)
Auerlyal -Zeitung. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue «. Umgebung. Erscheint Mttivu»», Areitag» u. Sonntag», «vonnementspreis inkk. Ker3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn IMk. durch die Post 1 Mk. Mit 3 Aamitienvtättern: Aroystnn, Oute Geister, Aeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: »mil Hegemrister, Aue sErzgebirge.1 Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Inserat« die einspaltige Petitjeile 10 Pfg. amtliche Inserate die Corpus-Zeile 25 Pf. Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Alle Postanstalten und Landbrlesträger nehmen Bestellungen an. Freitag, den 19. August 1898. Nr. 98. 11. Jahrgang. Wir machen hierdurch wiederholt bekannt, daß das Bade« im Schwarz- j wasser und in der Mulde innerhalb des hiesigen Stadtbezirkes verboten ist und i Uebertretungen dieses Verbotes mit Geld bis zu 60 Mk. oder Hast bis zu 14 Tagen ' bestraft werden. «... d°n 17. August ISW. Der Rath der Stadt. Rathsafsessor Taube. Hermann Die Hundesperre erlosch gestern den 16. August. Aue, den 17. August 1898. Mttth dSV Rathsasseffor Taube. Hr. Aus Sachsen und Umgebung. — Bei Sebnitz sand man am Freitag einen weibli chen Leichnam aus, der schon 3—4 Monate im Freien ge legen haben mußte. Ein Bein war abgelöst und ver schleppt. Mun vermutet in der Toten das Opfer eines Mordes. — Aus dem Wege zum Bahnhofe trafen sich in Mei ßen zwei Schwager und wollten gemeinsam zu einem aus wärtigen Begräbnis reifen. Das Gespräch mag nun ver mutlich auf die zu erwartende Erbschaft gekommen sein und hierbei gerieten die beiden Männer in so heftigen Streit, daß einer den anderen anspuckte und schließlich eine Prügelei entstand, ivobei die Zylinderhüte eingetrie ben und die schönen neuwaschenen Vorhemdchen zerrissen wurden. In ziemlich „defektem" Zustande langten die beiden zärtlichen Verwandten aus dem Bahnhofe an und fuhren auch trotz ihres stark zerknitterten Aussehens zum Begräbnis. — Unter den Festdekorationen, welche von der Be wohnerschaft Pirnas beim Elbgau-Sängersest angebracht worden waren, befand sich an dem Hause eines Zahnarz tes an der Bahnhofstraße ein Transparent, welches in der Mitte ein großes, geivaltiges Gebiß zeigte und die Umschrift trug: „Ohne Zähne kein Gesang. Heil deutsche Sänger!" — Großenhain. Mit dem heutigen Tage ist der an gedrohte und seit einigen Tagen teilweise begonnene Aus stand der Maurer zur Thatsache geworden. Die Mau rer forderten 35 Pfg. Stundenlohn bei täglich lOstündi- ger Arbeitszeit, die im Laufe der Verhandlung auf eine lOl/ystündige ausgedehnt wurde. Die der Innung Bau hütte angehörigen Meister glaubten nicht mehr als 33 Pfg. Stundenlohn bewilligen zu können, demzufolge ist heute die Arbeitseinstellung eine allgemeine geworden und sind heute die Unverheirateten der Mehrzahl nach bereits von hier abgereist. — Die Anstifter des großen Brandes in der Nacht vom 23. zum 24. Juli zu Tharandt, bei dem 2 Menschen ums Leben kamen, sind nach den „Dr. Nachr.", in dem zu Tharandt wohnenden Bauunternehmer Kramer und dem Dienstknechl Greulig aus Somsdorf ermittelt worden. — Grerz. Das plötzliche Verschwinden des aus einer Fectenreise begriffenen Lehrers Goswin Weiß verursacht hier große Aufregung. Es ist bis jetzt soviel festgestellt, das sich Weiß am 5. d. M. abends II Uhr noch im Ho tel Fiume zu Ofen-Pest befunden hat und von dort aus verschwunden ist. Sein Reisebegleiter, Lehrer Weber, schreibt in einem Briese an seine Angehörigen: „Mittwoch besuch ten wir das Theater, und um '/^ll Uhr sagte er zu mir: „Ich will mich einmal umseheu, ich komme sofort zurück." Er kam aber nicht ins Theater zurück. Um 11 Uhr wur. de er im Hotel gesehen. Freitag früh fragte der Poli zeihauptmann telephonisch an, in allen Krankenhäusern rc. Aber nirgends ist eine fremde Person ausgenommen worden." — Das rätselhafte Verschwinden des Lehrers GoSwin Weiß erinnert an einen ähnlichen Fall, an das spurlos gebliebene Verschwinden eines hiesigen Stadtkin des, des Apothekers Wittig in Konstantinopel. Er war Leibapotheker des Sultans und wohnte im Palast des selben, bis er eines Tages verschwunden war und bis auf den heutigen Tag verschollen geblieben ist. — Der Lehrer Goswin Weiß aus Greiz, welcher sich mit dem Lehrer Weber auf einer Vergnügungstour in Pest befand und seit einigen Tagen vermißt wurde, ist in der Donau als Leiche aufgesunden worden. Man glaubt, da Weiß an Schwermut und Tiefsinn gelitten hat, daß ein Verbrechen ausgeschlossen ist. Ueber ein Original wird aus der Oberlausitz geschrie ben: „In der Nähe des Dorfes Roßwitz lebt mitten in der Haide ein 80jähriger Einsiedler, der in der ganzen Gegend wegen seines langen silberweißen Haares unter dem Namen „Silber-Lehmann" bekannt ist. Seit etwa 15 Jahren haust der seltsame Greis fernab vom mensch lichen Verkehr tief drinnen im Walde in seinem selbster bauten Häuschen, um das er sich nach vieler Mühe den Boden urbar gemacht hat. Der Mann hat in seiner Ein öde schon Winter erlebt, in denen er wochenlang voll- ständig eingeschneit gewesen ist. Nahe beim Hause beftn- drt sich rin Leiner sorgsam gepflegter Gemüsegarten, so gar einen zierlichen Blumengarten hat sich der Alte an gelegt. Unter dem Dache eines mächtigen Lmdenbaumes hat sich „Silber-Lehmann" eine Laube hergerichtet, in der er an heißen Tagen seine Mittagsruhe hält. Im Winter beschäftigt sich der Einsiedler mit Netzestcicken; seine Fa brikate sind sehr beliebt. Im Sommer ist PUzesuchen seine Hauptbeschäftigung. — Von einer musikalischen Kuriosität berichtet das „Leipziger Tageblatt": Schon im 16. Jahrhundert wur den am sächsischen Hofe bei Tafel und bei besonderen Festlichkeiten sogenannte „Hof- und Kammermusikern" auf geführt, worüber eine der ältesten Nachrichten sich in: Haupt- staarsarchio zu Dresden aus dem Jahre 1516 befindet. Man würde das ganze für eine scherzhafte Erfindung halten, wenn nicht der Ort der Aufbewahrung der Ueber- lieferung dagegen spräche. Die Aufführung dieser Musik eigentlich eines Oratoriums, erfolgte aick 13. Juli 1615. Sie enthielt „Die Geschichte des Holofernes", wozu den Text Magister Matthesius Pflaume gedichtet und der Hof kantor Hilarius Grundmann (oder Grundmaus) die Kom position geliefert hatte. Nachdem letzterer dem Kurfür sten Johann Georg seinen Plan zu diesem Riesenconcert vorgelegt und nicht nur gnädigste Genehmigung dazu, sondern, auf Seiner Durchlaucht besonderen Befehl, für die Proben auch ein Gescheut »on fünf Fässern Bier aus der Hoskellerei erhalten, war eine Einladung an alle Mu siker erlassen worden, sich nebst ihren Gesellen zur Mit wirkung an diesem Fest in Dresden einzufinden. Bereits am 9. Juli hatten sich 576 Jnstrumentisten und, ohne die anwesenden Chorschüler, 919 Sänger eingestellt. Un ter den mitgebrachten Instrumenten führte ein gewisser Ropolsky aus Krakau eine „greuliche Baßgeige" mit sich, die auf einen von sechs Mauleseln gezogenen Wagen ge packt und sieben Ellen hoch war. An derselben war ein Leiterchen angebracht, aus welchem Rapolsky, um die hohen und niederen Töne herauszubringen, mit dem Fidelbo gen .auf- und niedersprang". An genanntem Tage wur de das Oratorium ausgesührt, und zwar im Freien, um einen am Finkenhölzchen gelegenenHügel herum, nachdem die Schaubühnen für den Hof und die Gerüste für die Musiker und Sänger daneben aufgeschlagen waren. Aus Besorgnis, daß die große Baßgeige des Rapolsky doch vielleicht gegen die Menge der anderen Instrumente nicht genug durchdringen könnte, ließ Hoskantor Grundmann an einer beim Hügel stehenden Windmühle von einem Flügel zum andern ein starkes Monochord von einem Schifsstau spannen, das gleichsam den Kontraviolin ab geben sollte und mit einem Bogen, der einer Schrotsäge glich, gerissen wurde. An der Seite stand ein großes Or gelwerk, welches der Pater Serapion „mit den Fäusten schlug". Anstatt der Kesselpauken wurden zu den Chören kupferne Bottiche zurecht gemacht und weil diese dem Hof kantor noch zu schwach schienen, befahl der Kurfürst, ei nige Kartaunen herbeizuschaffen, die, durch bemessene Pul verladungen gestimmt, vom Hvskanonier „gespielt" wer den sollten, —Die Aufführung des Riesenkonzerts gelang über alle Maßen und erregte allgemeine Freude und Be wunderung. Unter den Sängern zeichnete sich besonders die berühmte Signoria Biccasie aus Mailand aus. Der zu damaliger Zeit gleich berühmte Violinspieler Scipio trug einige schwere Stücke in höchster Vollkommenheit vor, indem er die Violine hinter sich auf dem Rücken spiel te. Der Student RUmpler aus Wittenberg sang die Rolle des Holofernes und unter Begleitung der großen Baß geige eine Baßarie mit einer solchen Stärke, das alles zitterte. Dieser hatte die Begünstigung erhalten, seine an und für sich vehemente Baßstimme durch beliebiges Biertrinken im Gasthof auf kurfürstliche Kosten noch zu verschärfen. DaS Ganze beschloß eine Doppelfuge, wobei die singenden Chöre vollen Ernstes miteinander in Thät- lichkeit gerieten, indem diejenigen, welche die fliehenden Assyrer darstellten, von den Chorschülern, welche die sin genden Israeliten spielten, mit unreifem Obst und Erd- klößen beworfen wurden, worüber der durchlauchtigste Kurfürst sich sehr belustigte. Hofkantor Grundmann er hielt als Zeugnis Allerhöchster Zufriedenheit zur Beloh nung SO Meißnische Gülden und ein Faß rheinischen Weins. — Zum Eisenbahnbau in Südwestasrtka sollen dem- nächst von der Kolonialabtheilung ISO Arbeiter, sowie 6 Unteroffiziere zur Aufsicht und 2 Lazarethgehilsen zur Pflege nach Lwakopmund entsandt werden. Hierzu kön nen sich die Mannschaften melden, die im Herbst dieses Jahres zur Entlassung kommen. Vornehmlich kommen Angehörige der Eisenbahnbrigade, der Pioniere und als- dann Fachkundige der anderen Waffen in Betracht Die Ausreise soll spätestens am 25. September von Hamburg nach Swakopmvnd erfolgen. Die Unteroffiziere werden auf drei Jahre mit kaiserlicher Genehmigung nach Süd- weitasrika beurlaubt, ihre Stellen können besetzt werden, jedoch müssen die Unteroffiziere, wenn die Stellen bei ihrer Rückkehr nicht frei sind, bis zum Freiwerden durch die Kolonialabteilung entschädigt werden. Die Mann schaften erhalten die Genehmigung zu einem dreijährigen Auslandsurlaub unter Befreiung der gewöhnlichen Dienst obliegenheiten und der Rückkehr bei einer Mobilmachung. Die Unteroffiziere erhalten 1200, die Mannschaften 1000 M. jährlich, freie Ausrüstung, Hin- und Rückreise, Verpfleg ung, Unterkunft und ärztliche Behandlung. Denjenigen, die nach dreijähriger Arbeitszeit dort zu bleiben wünschen, kann ein Stück Landes an Stelle der Rückreise überwie sen und soll in wohlwollenster Weise für ihr ferneres Fortkommen in den Kolonien gesorgt werden. Ein be sonderer Vertrag stellt die Rechte des Arbeitgebers und Arbeitnehmers, sowie die Pflichten beider fest. Gegen das Lagern des Wintergetreides Die meisten Landwirte sind heute noch der Ansicht, das daß Lagern des Getreides lediglich eine Folge der Witterung sei und cü deshalb kein Mittel gebe, diesem Uebelstandc vorzubeugen. Daß letzteres aber dennoch möglich ist, soll in folgendem gezeigt werden. Zu enger Stand der Pflanzen und einseitige starke Düngung mit Stickstoff tragen sehr ost die Schuld am Lagern des Getreides, besonders wenn dann im April und Mai die W ilterung den: Wachstum sehr günstig ist und später ein starker Regen folgt. Dem beugt man aber dadurch leicht vor, daß man besonders aus allen humosen Böden für die Winter - Halmfrüchte die Stallmistdüngung möglichst einschränkt, dafür aber den Reichtum des Ackers an mineralischen Pflanzennährstoffen, PhoSphorjäurc, Kali und Kalk vermehrt. Hierbei bleibt dann stets die Möglichkeit, nach Bedarf noch eine Stickstosfdüngung zu geben. Gerade der Reichlhum an mi neralischen Pflanzennährstoffen kräftigt die Pflanze und wirkt dadurch dem Lagern entgegen. Außerdem bewirkt der reichliche Borrat an mi neralischen Pflanzennährstoffen auch, daß die Ausnutzung des vorhan denen Stickstoffs eine vollständigere ist. Heute ist die Versorgung des Bodens mit den erforderlichen mineralischen Nährstoffen eine sehr leichte, da sie in Kainit bezw. Chlrrikalium und Thomasmehl sehr billig zu beschaffen sind, andererseits ein Verlust bei diesen beiden Düngern, auch bei sehr starker Anwendung, so gut wie ausgeschlossen ist. Die Ver wendung des Thomasmehls gewährt jedoch außerdem noch den Vorteil, daß, da in jedem Ccntner dieses Düngemittels zugleich ungefähr VM. wirksamer Kalk dem Boden zugeführt wird, eine Kalkdüngung, wenn solche ersorderlich, bedeutend eingeschränkt werden kann. Wir bemerkten schon, daß neben Mangel an mineralischen Nähr stoffen auch ein zu enger Stand dec Pflanzen das Lagern begünstigt. !!' an säe deshalb lieber etwas dünner, führe nach Möglichkeit Drill kultur ein, sorge dagegen durch kräftige Düngung für volle Entwickelung der Pflanzen, und die Ertrüge werden viel sicherer sein. 398 Die größte Sorge für den Landman» muß die Erlangung eines guten Samenkorns bei der bevorstehenden Saatzeit sein, das die oft strengen Winter erträgt, das sich reichlich bestockt und inhaltsreiche Ähren trägt. Die Kornkammer Bayerns, Niederbayern, producirt neben dem schönsten Weizen und Hafer bekanntlich auch den schwersten Roggen der Welt; derselbe kann vom September an bis in den Oktober hinein mit Vortheil gesäel werden, wintert nicht aus und blüht spät, daher er die mährend der Blütezeit eintreffenden Eismänner stets überwindet. Die Ähren sind stets stark begrannt und erhalten tiO—i 00 große u. schwere Körner voll des prächtigsten Mchlcü und die Ernte wurde Heuer >o schön hereingebracht, wie seit Jahreti nicht mehr! Alle Landwirthe soll ten Versuche mit diesem verbesserten Ricjen-Kaiier-Roggcn machen und nicht versäumen, den Samen zu wechseln, früh zu bestellen und von der Ferne zu beziehen, da sind sie eines gute» Ertrages gesichert. Ich konnte Heuer im schönsten Sonnenschein wieder ausgezeichnete sehr schwere Qualität hereinvrtiigen und verweise wegen Bezuges auf die Annonce in der heutigen Nummer dieses Blattes. Albert Fürst Gutsbesitzer in Schmalhos, Post VilShofen in Niederbayern. L-oäesLalt eines 'kdeilkabers unck Aeu-klvbernabmo, veranlassen uns ru einem rrtrtcllvlivll ^usverlcuuk sümmtl. I-amenlüeickvrstoüe lür Sommer, k'rtlbzakr, Herbst n. Muter u. otkerireu beispielsweise; 6 Roter soltäeu 8oin,nor8toll r. tvlviü f. LI. I.öv kg. « » „ Oudunostoir „ „ „ „ 1.80 „ 6 » » I-urlet, mockvrn „ „ „ 2.10 „ 0 n » Oriipe-Oureaux „ „ „ 3.30 „ sowie modernste Kleider- u. Blousenstoffe Vers, in einzelnen Metern 1) bei Aufträgen von 20 Mk., an franko vklllULLK » Oo, frantlkurt am «ain Versandhaus. 10 Prozent extra Rabatt aus alle schon reduzirlen Preise während der Inventur-Liquidation. Muster a. Verl. fr. — Modebilder gr. Stofs -. ganzen Herrenanzug f. M. » 7s) mit 10 Prozent Sxtra- „ „ „ Eheviotanzug „ 5.85) Rabatt.