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Kummer 277 — 28. Jahrgang ki«eln> 6 ma, Wicken», mit den Illustr. Gratisbeilagen .Dt« geli'und der Kinderbetlage .Frohmut", «»wie den rerlbeiiagen r,. »enno-Blatl" .Unterhaltung und Wissen". .Die Welt de« jiaM .Slerzllicker Ratgeber" .Da» gute Buck" .Fiimrund- ckau'. Monatlicher Bezugspreis 8 MI. elnlckl. Bestellgeld« sjnjrlnummer 1« 4 Sonnabend, u. Eonntagnummer iS« 4. Haupllchristlelter! Dr.«. DeSezpk. Dresden. SüchMe Sonntag, -en 1. Dezember 1S2S iverlagSor» , Dresden Anzeigenpreis«, Die igeldaltene Petit,eile »« 4 Familien» an,eigen u. Stellengesuche ««4- Die Petttreklamezeiie. 88 mm breit. I -S. Für Anzeigen miherbalb de« Verbreitungsgebietes 4U4 dieVetttreklame,eileBrieigeb.tzmZalle höherer Geivalt erltichi lebe Vervsitcktung aui Lielernng iowie Srsllllung v. An,eigen.Antträgen „.Leistung v. Schadenersatz« G-f-Lsilicher LeU, Artur Len-p Dresden. volksseuuna («eschtiftSitelle, Druck «.Bering, Germania.«^«. Uir Verlag und Druckerei,Filiale Dresden, Dresden.«, l. Polierslratze il. F,rnru«2lvis. Poillche-kionto Dresden 7708, «anksonto Etadtbnnk Dresden Rr SI71« Für chrisNtche Politik und Kultur «evattton der SSchsiscken «»lk»<ri»nn, DreSden-NUstad, t. Polierstrahe 17. Fernrm MU und riolL, Nützliche Erinnerung Die Koblenzer Zone frei Die zweite Etappe der Rheiirlan-befrelung beendet Jubel der Bevölkerung Aachen. 30. November. Ueberall in der zweiten Zone, filr die heute die Befrei- lmgsstunde schlügt, sino die Desatzungstruppen mit den letzten Vorbereitungen des Abmarsches beschäftigt. Die Zone umfaßt an wichtigen Städten: Koblenz, Aachen, Stolberg, Esch- lueilcr, Düren, Euskirchen, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Jülich, Monscl)au und Schleiden. Für dieses Gebiet treten die Ordonnanzen der Besatzungsbehörde heut« nacht 42 Uhr außer Kraft. Praktisch wird bi« eigentliche Räumung bereits im Lause des heutigen Nachmittags beendet sein. In Aache n ist ebenso nne in anderen Städten, nur noch ein Abwicklungskommando in Stärke von einer Kompanie vorhanden. Heute mittag wird auch dieser Rest der Besatzung abmarschieren, nachdem um 41.30 Uhr vom Hauptquartier am Boxgraben die Fahne hcruntergeholt worden ist. Im Anschluss daran wird der Kom mandant dem Oberbürgemeister und anderen Behörbenvertre- lern einen formellen 'Abschiedsbesuch machen. Bereits in den frühen Morgenstunden sah man vor den Hotels und anderen Gebäuden Lastwagen der Besatzungs armeen. Soldaten, feldmarschmäßig in Mantel und Stahl helm. verladen das letzt« Gepäck. Die Bevölkerung wird lhr« Freude über die Wiedergewinnung der Freiheit heute nacht 12 II,)r und morgen in den angekündigtcn großen Volks- seiern zum Ausdruck bringen. Was der Abzug der Besatzung für das befreite Gebiet bedeutet, das mögen einige Zahlen für die Stadt Aachea zeigen. Die HLchstzahl der Truppenstärke betrug in Aachen etwa 9000 Mann, der Durchschnitt in den letzten Jahren etwa 4000. Die Höchstziffer der beschlagnahmten Räum« belief sich auf ungefähr 2750 und über 1000 Privatquartier«. Im ganzen sind der Stadt Aachen 31 Millionen NM. Besatzungskosten entstanden. Durch Derkehrsunsäll«, die die Desatzungstruppen verursachten, sind 30 Personen verletzt worden. Eine traurige Bilanz ist auch die Ausweisung von 334 Beamten und Ange stellten mit ihren Familien. Diese Zahlen zeigen, auch wenn von der Bevölkerung durchaus anerkannt wird, daß das Be satzungsregime sich in den letzten Jahren gebessert hatte, wie viel Grund vorliegt, daß die Einwohnerschaft di« Befreiungs stunde mit großer Freude er,»artet. Die Aachener Defreiungsfeier Köln, 30. November. Der Westdeutsche Rundfunk wird in der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember von 23.00 bis 24.30 Uhr die Befreiungsfeier der alten Grenzstadt Aachen über tragen. Diese Uebertragung wird übernommen vom Deutsch- landsender Königswusterhausen, Berlin. Magdeburg Stettin. Königsberg. Danzig, Breslau, Gleiwitz, Hamburg, Bremen, Hannover, Kiel, Flensburg und Wien. Somit wird also die Aachener Feierlichkeit in ganz Deutschland und weit darüber hinaus allen Nundfunkhörern zugänglich gemacht. Len Ab schluß bildet die Eroikasinfonie von Beethoven, die vom Großen Orchester des Westdeutschen Rundfunks unter Leitung von Tr. Wilhelm Buschkötter gespielt wird. „Wer in zwanzig Fahren Deutschland betritt, das ec als eines der blühendsten Länder der Erde gekannt hat, wird niedersinken vor Scham und Trauer ... Die deut« scheu Städte werden nicht als Trümmer stehen, sondern als halberstorbene steinerne Blöcke, noch zum Teil be wohnt von kümmerlichen Menschen. Ein paar Stadtvier tel sind belebt, aber aller Glanz und alle Heiterkeit ist gewichen. Die Landstraßen sind zertreten, die Wälder ab geschlagen, auf den Feldern keimt dürftige Saat. Häfen, Dahnen, Kanäle verkommen..." Von wem stammt diese grausige Vision? Hat einer der Gegner des Uoung-Plans hier mit magischer Sprach- geivalt geschildert, wie er sich die Wirkung des Planes auf Deutschland vorstellt? — O nein. So schrieb Wal ther R « thenau im Dezember 19t8. unter dem ersten Eindruck der Friedensbedingungen, die damals erst in ihren Umrissen bekannt geworden waren. Elf Jahre ist das jetzt her. Der Uebergang zu jenem furchtbaren Zu kunftsgemälde müßte heute zu spüren sein. Aber es ist ganz anders gekommen. Wohl lastet Not und Elend heute auf Millionen von Volksgenossen. Aber die Folgen des Krieges sind im wesentlichen über wunden. Die Wirtschaft hat sich den Forderungen der Zeit angepaht. Nichts ist verfallen, sondern materiell und geistig zeigt sich überall Fortschritt. Deutschland steht nicht im Zeichen des Verfalls, sondern der allinählläzen Gesundung. Das s»d die Folgen einer Politik, die von Männern wie Erzberger in richtigem Instinkt, wenn auch vielfach mit.falschen Mitteln, begonnen worden ist, die Reichs kanzler wie Wirft) und Marx in wachsender Erkenntnis fortgeführt haben und der sich schließlich auch ursprüng lich Andersdenkende wie Nalhenau und Stresemann angeschlossen haben, lieber ungeheure Gefah ren sind iv i r mit dieser Politik ßinweg- gekommen. Denken wir nur an das Jahr 1923: Nuhrinvasian, Wirtschaftskrise, Inflation. Hitler-Putsch in Bcnzern, Kominuiüsten Regierung in Sachsen, Separa tismus im Rheinland drohten Deutschland zu vernichten. „Jeder einzelne dieser Faktoren, falls er sich ausgeivirkt hätte, würde eine grundlegende Veränderung entweder in der inneren Struktur des Landes oder in seinen Be ziehungen nach außen herbcigeführt haben." So urteilt Viscount d'Abernon, der langjährige Botschafter Englands in Berlin, im zweiten Bande seiner Erinnerun gen*). der soeben erschienen ist und die Zeit der R u he be s e tz u n g behandelt. „Politische Führer in Deutsch land". so fügt er ironisch hinzu, „sind nicht gewohnt, daß ihnen die Qeffentlichkeit Lorbeeren stundet, und dach haben diejenigen-, die das Land durch diese Gefahren hin- dnrchgestenert haben, mehr Anerkennung verdient, als ihnen zuteil werden wird." O Welche Anerkennung den Führern Deutschlands in schwerer Zeit zuteil wird, das kann man jetzt von der Tribüne des Reichstags hören. Und man kannte es alle Tage var und ivährend der Zeit des Voiksbegchrens hören. Der 8 4 des Volksbegehrens, unterzeichnet von mehr als vier Millionen deutscher Männer und Frauen, bildet ein ewiges „Ruhmesinal" für die Dankbarkeit und Einsicht un'eres Volkes: Ins Zuchthaus möchten die Volksbegehrlichen jene Männer werfen, die das Reich vor dem Sturz in den Abgrund bewahrt haben. Ans der sicke ren Grundlage, die mühsam in den letzten Jahren err ch- tet worden ist, im Gesühl wiedererwachter Kraft rüttel! inan an dein Van, der mit so viel 'Mühen und Opfern er richtet worden ist. Es gibt in Deutschland Leute, die bei der lebten großen Krise ,zn gute Geschäfte gemackl haben, als daß sie nicht die Wiederkehr einer solchen Krise für eine vorteilhafte Licke hielten. Deshalb ist es eine bäckst nützliche Sacke, an jene Zeit des Schreckens zu erinnern an die Ialne 1922 und 1928. in denen nur die Gnade Gattes zwischen Teut'ch'and und der Vcrnicktnng zu stehen schien. Selten ist ein Buch so zur rechten Zeit gekommen wie jener neue Abschnitt der Erinnerungen des Viscount ü'Ahernon. In den Tage. wette Lesung -es Volksbegehrens Die -eukschnattonale Fraktion nach siebenfkiln-iger Sitzung mühsam geeinigt Dolktsparlei gegen Deulschnaiionale Berlin, 30. November. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Reichs tages steht die zweite Lesung des ans dem Volksbegehren her- vergegangenen „Freiheitsgesetzes". Abg. Frau Lehmann (Dnt.) verteidigt das Bcrt-allen des Ncichsausschusses für das Volksbegehren und die hinter ihm stehenden Parteien gegen die gestrige Rede des Ministers Cur- tius. Seit dem Abschluß des Vertrages von Versailles Hab« noch kein politisches Thema solche Anteilnahme des Volkes hervorgerufen, wie dies Volksbegehren. l?> Zahlenmäßig sei dcr ganze Umfang der Veivegung noch nicht zu erfassen: mau siehe erst am Anfang der 'Bewegung. Die Kriegsschuldfrage werde leider unterschätzt. Sie bilde die Grundlage dcr ganzen Misklavung des deutschen Volkes. In den Schulen sollte ein Vö-sailler Katechismus zur Einführung kommen, der die Schüler über die Grausamkeiten des Versailler Diktates aus- kftn. In diesem Jahre bei der zehnjährigen Wiederkehr des Tiktats von Versailles haben wir schmerzlich eine Kundgebung der Regierung gegen die Kriegsschulölüge vermißt. (Beifall bei den Deutschnationalen.) Abg. Freiherr von Kardorsf <D. Bp.): Ich habe das Ge- s.hl, daß das Volksbegehren sich in erster Linie gerichtet hat a.gen unfern verewigten Führer Dr. Stresemann, in zweiter L nie gegen die Deutsche Volkspartei. Wir sind grundsätzlich Eemier des Volksbegehrens in solchen außenpolitischen Fra- g :>. Wir halten Ihre Aktion (nach rechts) für ein Spiel mit tu n Feuer. Was würden Sie dazu sogen, wenn Volksbegehren ringeleitet werden über die Streichung hoher Ofsizierspensio- »cn oder über di« Konfiskation aller Vermögen über 50 000 NM.? Wir hatten erwartet, daß der Abg. Hugenbcrg selbst Las Wort nehmen würde. Sein« Zeitungen haben ihn doch mit Bismarck verglick-en (Gelächter). Bismarck war kein guter Redner, aber er redete doch, weil er dem Parlament in nrer etwas zu sagen hatte. Die Männer des Voiksbegchrens mußten von vornherein wissen, daß sie damit eine Mehrheit n-ch, erzielen konnten. Dieses Volksbegehren diente nur dem Zwecke der Ber. Wirrung und Verhetzung. Es hat die Parteien und die Regie- rimg in eine schiefe Loge gebracht. sAbg. Stöhr (Noksoz.): Da» wallten wir ja gerade!) Wir waren gezwungen, das Volks begehren zu bekämpfen, und dadurch konnte im Ausland dcr salsci-e Eindruck «riveckt iverden, als wenn wir es nicht ab- rvarten könnten, den Uoungplan anzunehmen. Wir kennen die vielen Mängel de» Uoungplanes. Aber wir wissen auch. daß er immer noch Erleichterungen bringt gegenüber dem Daioesplan. der nur mit Hilfe der Deutschnationalen ange nommen iverden konnte. Es ist durchaus gerechtfertigt, daß auch spätere Gcueraüonen einen.Teil mittragen oon den un erhörten Kriegslasten, die der heutigen Generation auserlegt worden sind. (Lärm bei den Nationalsozialisten.) (Die Sitzung dauert an.) » Die Sitzung der Deutschnationalen Reichs tag s f ra k t i o n. oie Freitag abends 8 Uhr begonnen Halle, dauerte bis gegen z:3 Uhr am Sonnabend morgen. (!> Gegen 2 Uhr trat eine neue Unterbrechung der Sitzung ein. ivährend der eine neue Sonderberatung einiger Mitglieder statt,'and. Ueber das Ergebnis der Fraktionssitzung erführt das Nachrich tenbüro des VDZ.. daß über das Verfahre» bei der Abstim mung über das Frecheitsgesetz in der heutigen Sonnabend sitzung Einigkeit in der Fraktion errielt wurde. Es wird kein Mitglied der Fraktion gegen das Freiheitsgesetz bezw. gegen den 8 4 stimmen. Byrds Südpolslug gerungen Neuyorli, 30. November. Neuyork Times meldet, daß Commander Byrd mit seinem Gefährten von einem erfolgreichen Flug über dem Südpol wohlbehalten nach seiner Basis in LIttle America zurückgekehrt ist. Coniander Byrd war gestern früh 3.29 Uhr Greenwicher Zeit gestartet. Bis 5.30 Uhr wurden seine drahtlosen Botschaf ten im Büro der Newyork Times ausgenommen. Die Flug dauer betrug ungefähr 18 Stunden, die zurückgelegle Strecke 2590 Kilometer. ..Times" veröffentlicht in großer Ausmnchung als erste telegraphische Meldung vom Südpol einen Fnnkspruch des Commanders Byrd, ber oon dem Flugzeug Byrds genau über dem Südpol abgesandt wurde. Das Blatt hjbt in den Ucber- schriftcn hervor, daß das Flugzeug eine» nahezu 4099 Meter hohen Gletschcriraß überfliegen mußte und daß der Südpol eine gewaltige Hochebene darstellc, an deren Rande vereiste Berge zu sehen waren. Der Proviant des Flugzeuges mußte zum Teil abgeworfen werden, damit die nötige Höhe zur Ueberquerung der Hocheben« erreicht werde» Konnte. Keule: Die Well sIllnstrierte Wockentwillige) Das gute Buch Unterhaltung und Wissen. Turnen Sport und Spiel Filmrundschau