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VoiglliindGtr Anzeiger. Amtsblatt für das Kömqlichr Bezirfsqericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmewsWebenziMr Jahrgang. Verantwortliche Redaclion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonncmentSpreiS, welcher prüDuweosaä» zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die dis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Aönigl. Gerichtsämter und Stadträche, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. 84 A. IM IM Sonnabend. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 17. Juli. Landtag. Die zweite Kammer hat heute die Berathung der Vorlage über eine weitere Eisenbahnverbindung für das obere Erzgebirge (Chemnitz-Annaberg) begonnen. Ansgegcben wurde der Bericht der ersten Deputation der ersten Kammer (Res. Kammerh. v. Zehmen) über die Gesetzentwürfe wegen der Wahlreform. Es geht aus demselben hervor, daß die Deputation sich im Wesentlichen mit den Beschlüssen der zweiten Kammer und der Regierungsvorlage einverstanden erklärt. Die gesammte Gustav-Adolph - Stiftung besteht jetzt aus 45 Haupt- und etwa >000 Zweigvereinen. Es hat der Verein bereits über 50 neue Kirchen gebaut, über 250 alte vor dem Verfall gerettet, über 300 Schulen gegründet und gegen 1200 Gemeinden unterstützt. Leipzig, 15. Juli. Das gestrige gemeinsame Turnfest der Landgemein den aus der Umgegend Leipzigs aus dem Kuhthurme bei Lindenau ist auf das Beste und Gemüthlichste verlaufen. Die Zahl der Turner betrug etwa 7 bis 800, die Zahl der Zuschauer mochte sich auf 5 bis 6000 belaufen. (Im Voigtlanve wird noch viel zu wenig geturnt.) Plauen, 17. Juli. Nachdem gestern I. K. Hoheit unsere Frau Kron prinzessin, von Bad Klssingen kommend, gegen Abend hier eingetroffen, und in Deil's Hotel abgestiegen war, wurde Hochstdieselbe Abends gegen 8 Uhr von einem Besuche Sr. K. Hoheit unseres Kronprinzen, Höchstwelcher von Zwickau entgegeukam, überrascht. Die höchsten Herrschaften übernachteten in Deil's Hotel und reisten heute früh nach Dresden ab. Bad Elster. Nr. 24 der Curliste weist bis zum 18. Juli in 565 Par teien 908 Personen mit 655 Curgästen nach. Präsent: 574 Personen. Baiern. München, 15. Juli. Bei Beginn der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer brachte Staatsminister von Schrenk einen Gesetzentwurf zur Concessiouirung der Ostbahngesellschaft zum Bau einer Bahn von Schwandorf nach Weiden und von da einerseits nach Baireuth und andrerseits nach Eger ein. Nürnberg, 12. Juli. Die Vorboten des „deutschen Gesang- festes" gewahrt man bereits bei einem Gange durch die Straßen. Nürnberg bemüht sich, ein Feierkleid anzuziehen. Das Tagesgespräch dreht sich einzig und allein um die erwarteten Sängergäste, und Jeder setzt eine Ehre darein, einem solchen eine Herberge zu bieten. Die großartige Sängerhalle, so lang wie die berühmte Lorenzkirche, aber viel breiter, ist bereits fertig. Die Fa^ade zeigt sich im deutschen Styl; in der Mitte des Gebäudes, das äußerst solid gebaut ist, wird ein Springbrunnen Kühlung verbreiten — sehr wünschenswerth, da der Raum auf 15,000 Menschen berechnet ist. Baden. Baden, 15. Juli. Gestern Abend bewegte sich durch die Straßen unserer Stadt ein großartiger Fackelzug, an dem sich die gesammte Bürgerschaft betheiligte, nach dem Meßmer'schen Hause, der Wohnung des Königs von Preußen, um Sr. Majestät die innigst gefühlte Theilnahme und Freude der hiesigen Bürgerschaft über die so glückliche und wunderbare Rettung eines so theueren Lebens auszudrücken. Der König empfing die Spitzen der Bürgerschaft und sprach sichtlich gerührt seinen Dank für die so herzliche und allgemeine Theilnahme der Bewohner hiesiger Stadt aus. Als der König an der Seite der Königin wiederholt auf dem Balkon erschien, wurde er von der dichtgedrängten Menge jedesmal mit wahrhaft enthusiastischen Freudenbezeigungen begrüßt. Heute findet in den Kirchen der beiden christlichen Confessionen ein feierlicher Dankgottesdienst für die glückliche Erhaltung Sr. Maj. des Königs von Preußen statt. Gestern sah man den ganzen Tag über ganze Schaaren von Fremden aus allen Nationen nach der königl. Wohnung strömen, um dort durch Einzeichnung des Namens ihren Gefühlen der innigsten Theilnahme wie der Entrüstung über eine so ruchlose That einen Ausdruck zu geben. Wiewohl man wußte, daß der König bei dem Attentat unverletzt geblieben, und sogar zu Fuß in seine Wohnung zurückkehrte, so beruhigte man sich doch erst, als um Mittag ein Bulletin aufgelegt wurde, welches sagte, daß die Contusion, welche der König durch die Wirkung der Kugel am Halse erlitten hat, nichts Bedenk liches darbiete. Oskar Becker ist 22 Jabre alt, von etwas über mittlerer Größe, blond, blaß, bartlos, hager. Einer Studentenverbindung hat er nicht angehört. Kurz vor der That nach Baden gekommen und in der „Blume" abgestiegen, war er bestrebt, alsbald der Person des Königs ansichtig zu werden und er kundigte sich bei verschiedenen Personen über die Lebensweise desselben, nament lich darüber, wann und wohin er auszugehen pflege, ob in Begleitung oder nicht :c. Am Sonntag Morgen war er zuerst auf der Promenade und folgte dann dem Könige, als dieser sich in die Lichtenthaler Allee begab. Dort über holte er Se. Majestät, welche von dem Grafen Flemming begleitet wurde, grüßte respektvoll, ging dann auf die andere Seite der Straße und ließ den König vorausschreiten. Bald darauf kehrte er wieder auf die Straßenseite, die er so eben verlaffen, zurück, eilte auf Se. Majestät zu und schoß, vielleicht vier Schritte von dem Könige entfernt, im Rücken desselben das Doppelterzerol auf ihu ab. Der König und Graf Flemming drehten sich auf den Schuß rasch um. Letzterer ging auf den Mörder zu und sagte: „Sie haben auf den König geschossen?" und als O. Becker dies bejahte, so packte ihn der Graf mit den Worten: „Sie sind verhaftet!" Alsbald kamen denn auch noch andere Personen heran, namentlich Rechtsanwalt Tüpfle, von Gernsbach, Reserendär Schill von Achern, ein Franzose, H. Blanquet, Beamter in Algier, u. A., die den Verbrecher festnahmen und nicht übel Lust zeigten, ihrer äußersten Ent rüstung nicht blos durch Worte, sondern auch durch die That Luft zu machen. Se. Maj. der König bat jedoch, keine Mißhandlung an dem Unbekannten zu begehen, worauf derselbe in eine Droschke gehoben und nach der Stadt gebracht wurde. Becker machte nach der That keinen Fluchtversuch und leistete keinen Widerstand. Das Terzerol hatte er weggeworfen; es lag einige Schritte von ihm im Grase. In der Brieftasche des Verbrechers befand sich das Portrait des Königs, sowie das eigene des Mörders. Oesterreich. Brünn, 13. Juli. Die Herrschaft Tischnowitz in der Nähe von Brünn ist von Cisterzienser-Nonnen aus Marienthal in Sachsen um den Preis von 480,000 fl. angekauft worden. Frankreich. Aus Paris wird eine entsetzliche Mordthat gemeldet. Baron Bidil, ein bisher geachtetes Mitglied des diplomatischen Corps, gewesener Gesandte Frankreichs in Kopenhagen, hatte eine Wittwe geheirathet, welche einen Sohn aus ihrer ersten Ehe besaß. Als sie starb, vermachte sie ihr beträcht liches Vermögen ihrem Sohn, mit dem Zusatz, daß eS im Falle seines TodeS an ihren Gemahl übergehe. Jetzt hat der Baron diesm Sohn ermordet. Letzterer ist zwar noch nicht todt, doch erklären die Gerichtsärzte, ihn nicht