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Dresdner Journal : 30.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189911305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-30
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1899
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veza»«pret«: Für Dresden vierteljährlich: I Mark SO Pf., bei den Soifer- lich deutschen Postaustalten ^erteljährlich » Mark; außer- ^,lb des Deutfchen Reiche« Dost- und Steinpeljufchlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Uglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. FtruIpr..«nfchlub:Rr.irvL. Dresdner M ZMrml. AntündigunsSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pi Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag HeranSgeker: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr so. Fernspr-Anschluß: Nr. 12S5. W278 Donnerstag, 3V. November abends. Bei wiederholten Ankündigungen für die Weihnachtszeit gewähren wir Handel- und Gewerbtreibenden NM- besondere Vergünstigungen. -VR Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. TreS-eu, 30. November. Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute früh Z Uhr 59 Min. von Groß Wartenberg in Schlesien rach Dresden zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Juwelier und Goldschmied Frötschner zu Dresden die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene Jubiläums- trinnerungS Medaille annehme und trage. We kannlrnachung, die Ausloosung Königl. Sachs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Die öffentliche Ausloosung der planmäßig am 1 ^.1900 -ur Rückzahlung gelangenden 3H H Staatsschuldenkassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62,66 und /68, 3 HA> StaatSschuldenkassenscheine vom Jahre 1867, 3 H StaatSschuldenkassenscheine vom Jahre 1869 und der auf den Staat übernommenen 3 k H Schuldscheine vom Jahre 1872 der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie soll den 4. Dezember dieses Jahres und folgende Tage vormittags von 10k oder 11 Uhr an, im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Die Kapitale der nach den Ziehungslisten vom 29 Mai und 1. Juni dieses Jahres auSgeloosten, m ^lligen Staatsschuldenkassen- L. >zuuuur scheine der Anleihen von den Jahren 1852/68, 1867 und 1869 und auf den Staat übernommenen Aktien der Löbau-Zittauer Eisenbahn-Gesellschaft, ingleichen die im nämlichen Termine fälligen Zinsen und Renten mm Staatsschuldenkassenscheinen, StaatSschuldverschreib- imgen, Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien und Schuld scheinen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie vom Jahre 1872 werden vom 15. Dezember dieses Jahres an , gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital- und Zins- icheine ausgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Etaatsschuldenkosse in Dresden und der Lotterie- Darlehnskasse in Leipzig, sowie auch bei den Bezirks steuereinnahmen in Pirna, Großenhain, DippoldiS- valde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach i. B., Marien ¬ berg, OelSnitz i. V. und Kamenz, bei den Haupt zollämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Hauptsteuerämtern in Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Waldheim (Wald Heimer Bank), bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neu städter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 27. November 1899. Drr MtiizttilssHih zu Demsltiiz kl ZttttrschMi. vr. Mehnert. Verordnung, die Bestellung eines Kommissars für eine Er gänzungswahl zur II. Kammer der Stände versammlung betreffend, vom 28. November 1899. Für die infolge freiwilliger Niederlegung des Mandate» seitens des bisherigen Abgeordneten für den 5. Wahlkreis der Stadt Leipzig in diesem Wahl kreise am 21. December laufenden Jahres vorzu nehmende anderweite Ergänzungswahl zur II. Kammer der Ständeversammlung ist gemäß tz 24 deS Gesetze über die Wahlen zur II. Kammer der Ständevcr- fammlung vom 28. März 1896 der Stadtrath vr. Schanz in Leipzig zum Wahlkommissar ernannt worden. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Schnauder. Bekanntmachung. Die Versicherungsanstalt „Mecklenburgische Lebens- versicherungk- und Spar-Bank" zu Schwerin führt vom 1. Januar 1900 ab die Bezeichnung „Mecklen burgische Lebensversicherungsbank." Dresden, den 28. November 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Hiss vr. Vodel. Effler. Srueuonngeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche deS evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums. Dem Psarrer vr. xbil. Johanne- Friedrich Hosfmann an St. Pauli in Chemnitz ist daSSuper- intendenlenamt sllr die Ephorie Chemnitz I übertragen worden. g« Geschtflsveretche »e« «intftert»»« »es Kalt»« »V öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: Ostern 1SO0: 1) die neugegründete 6 Stelle in Leu den. Kollator: da« Königl Ministerium de« Kultu« und öffentlichen Unterricht-. Einkommen: 1800 M Ansangsgehait bi« »Ovo M. Höchstgehalt »o« 80. Dienstjahre ab und 250 M Wohnung«grld für un verheiratete, 850 M für verheiratete Lehrer; 2) die neu- gegründete 7. stündige Stelle in Naußlitz. Kollator: da» Königl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen: 1500 M Ansang-gehalt bis 3000 M. Höchstgehalt (einschließlich SV Wohnung-geld) nach 26 Dienstjahren. Eie- fuche sind bi« zum 20. Dezember an den Königl Bezirk-- schuUnsprktor für Dresden 1l Schulrat Fink einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Der Krieg in Südafrika. DaS Militärwochenblatt widmet unter der Auf schrift „England und Transvaal" dem südafrikanischen Kriege eine Reihe von militärischen Betrachtungen, die zum Verständnisse der in der Ferne häufig recht eigentümlich erscheinenden Kriegslage beitragen. In der letzten Nummer bespricht eS die fehlerhaften Dis positionen des Generals White, die diesen mit einer nicht unbeträchtlichen Streitmacht völlig lahmgelegt haben und nunmehr auf die DiHositionen der Ober kommandierenden Sir RedverS Buller einen zwingenden Einfluß auSüben, da die Entsetzung der Whiteschrn Division, welche z. Zt. in Ladysmith festgehalten wird (?), allen anderen Schritten des Obergenerals vorangehen muß. Die peinliche Lage, in die General White ge raten ist, ist ein Ergebnis deS Fehlers, daß der eng lische General von Anfang an mehr mit dem OrtS- besitze gerechnet hat, als eS nach Lage der strategischen Aufgabe am Platze war, die doch nur darin bestehen konnte, möglichst lange die Stellung bei Ladysmith zu halten und ein weiteres Vordringen der Buren in Natal zu hindern. Kaum können die Instruktionen de» Generals aber gelautet haben, in der Stellung bei Ladysmith bis zur Vernichtung der englischen Streitkräfte auSzuhalten. Unter diesen Verhältnissen hätte der englische Kommandant durch Zusammen halten seiner Streitkräfte in einer den Einmarsch dt? Buren flankierenden Stellung, einzelne Offensiv stöße, ein rühriges Verhalten, sowie durch rechtzeitigen Rückzug vor überlegener Bedrohung seine Aufgabe jedenfalls besser gelöst, als durch die ur sprüngliche Trennung seiner Kräfte und durch zäheS Festhalten an dem Besitze einiger Grenzbefestigungen. Die faScinierende Wirkung, die Ladysmith schon zu einer Zeit auf ihn ausübte, als er durch weiter aus greifende Unternehmungen den Rückzug des Generals Dule sichern und erleichtern sollte, hat ihn schließlich ganz in den Bann dieses Platzes gezogen, so daß er zweifellos mit diesem fallen muß. Tritt in der Kampfweise Whites das Fehlerhafte seines strategischen Verhallens klar zu tage, so wird das Urteil über seine taktischen Maßnahmen sehr erschwert durch die Spärlichkeit und Lückenhaftigkeit der Gefechtsberichte. Nach dem, was bisher über den Verlauf des Gefechtes vom 30. Oktober bekannt geworden ist, scheinen sich aber auch die taktischen Maßnahmen des Generals nicht über seine strategischen Leistungen er hoben zu haben. Die Teilung seines Corps in drei sich während deS Gefechts notwendigerweise von einander trennende Verbände, der bei der Menge der vorhandenen Kavallerie ganz unverständliche Mangel an genügender Ausklärung, das gänzliche Versagen des Melde- und Nachrichtendienstes, das bei der über den linken Flügel hereinbrechenden Katastrophe zu tage Lunst und Wissenschaft. Konzert. Freundliche musikalische Eindrücke hinterließ die Aufführung, die gestern abend von der geschätzten Gesangslehrerin und Konzertsängerin Frau Wine Hempel im Saale des Musenhause« veranstaltet wurde. Da» Konzert bot zugleich Gelegenheit, den Solo-Violon- cellisten de« Leipziger Gewandhaus-Orchester« Hrn Max Kiesling kennen zu lernen. Auf klangvollem Instru ment spielte der Künstler mit schönem, gesunden, in seiner edlen Männlichkeit und Ausdrucksfähigkeit an Meister Scützmicher erinnernden Ton ein Andante von Molique md (als Zugabe) Godards Wiegenlied. Später folgte der effte Satz au« Goltermann« moll Konzert, in dem »llerding« für die glatte, mühelose Bewältigung der Tappelzriffe und hochgelegenen Paffagen noch einige Wünsche offen blieben. Jedenfalls hat sich Hr. Kiesling sehr vorteilhaft in Dresden eingeführt. Als Künstler von Geschmack und feiner musikalischer Empfind ung bewährte sich Hr. KammermusikuS El «mann in seinen Biolinoorträgen, denen gleichfall« eine Zugabe folgen mußte. Im Verein mit Hrn Johanne« Reichert «n Klavier erfolgte die willkommene Vorführung einer Sonate von Grammann, die zwar in allen Sätzen die zenrndte, melodisch fließende Schreibweise de« Komponisten zeigt, an Eigenart jedoch hinter dem unlängst gehörten Klavier-Quartett zurücksteht. — Die Konzertgeberin, Frau Wine Hempel, hatte eine für den Umfang ihrer aesang lichen Leistungsfähigkeit, die sich in der Hauptsache aus die sympathische Wiedergabe de» Anmutigen, Heiteren, Gefälligen erstreckt, vorteilhafte Au«wahl von Liedern älteren und neueren Datums getroffen So hörte man um ersten Male R Becker« reizvolle« „Komm mit", Hugo Wolf« bedeutsame „Verborgenheit" und „Frühling«zeit" sowie zwei ansprechende, modulatorisch jedoch zu überladene Gesänge von Reichert, dem trefflichen Begleiter am Klavier. Besonders wirkungsvolle Momente, namentlich in der glücklichen Anwendung der Kopfstimme, hatte Frau Hempel in Schumanns „Mondnacht" und in dem stimmungsvollen Grammannschen Liede „Der Rose Begräbnis", während in den Eingangsgesängen (Gluck, Haydn) die Tonhöhe durch, weg um eine Schwebung zu hoch erschien. U. S. Reue Novellen. Die alljährliche Herbstlese der deutschen Novellistik hat begonnen, und der Berichterstatter ist in der gleichen Loge mit dem Winzer, der über einen gewissen Zeitpunkt hinaus auch nicht darauf warten kann, daß die Trauben süßer und reifer werden. Leicht möglich, daß in den Wochen zwischen hier und Weihnachten eine weitere Novellen sammlung hervortritt, die der Beachtung und Empfehlung so gut und bester würdig wäre, al« manch' eine der heute zu nennenden Aber eS ist nicht länger zu zögern, denn die Zeit, in der bei Büchern überhaupt nichts mehr unter schieden wird, al» die Titel und Einbände, rückt mit starken Schritten heran Nahezu ein Dutzend neuer Novellensammlungen liegen un» zur Zeit vor. Da ist zuerst ein nach der Haupt geschichte getaufter Band thüringischer Kleinstadtgeschichten „Der goldene Engel und kleine Geschichten" von Luise Glaß (Leipzig, Fr. Wilh Grunow, 189S), der sich der bekannten sorgfältigen und geschmackvollen Aus stattung de» Grunowschcn Verlag» erfreut Die Haupt» erzählung diese« Bande« scheint unmittelbar au« der Schule Otto Ludwig« zu stammen Die in Thüringen von jeher heimischen Sonderexistenzen und wunderlichen Schicksale sind im „Goldnen Engel" um die Geschichte einer Projektmacherfamilie vermehrt, die mit verzweifelter Hingabe da« Glück und Leben zweier Generationen einem Luftschiff opfert Nur durch da« Feuer und die selbst vergessene Treue der Schwester und Tante Line, einer Prachtfigur aus ganzem Kernbolz, werden schließlich die fünf Buben der dritten Generation, Lines Neffen, davor bewahrt, auch ihrerseits dem Dämon de« „Goldnen Engels" (so heißt das Luftschiff) zu verfallen. Die kleinen Geschichten „Wer schlägt den Leuen, wer den Riesen?", „Osterwaffer", „Alle« auf einmal", „Knut Hertwigs Pfingsten", „Sonnenwende", „Hochwald", „Hanse manns Weisheit", „Entsühnt", „Entweder — Oder" und „Au» der Art geschlagen" sind reich an feinen Zügen, die eigentliche Phantasie und Darstellungskraft der Verfasserin aber offenbart sich in der Hauptnovelle de« Bandes, die in der That so fesselnd als vielversprechend erscheint. Von Adolf HauSrath (George Taylor), dem Ver fasser der Romane „Klytia" und „Pater Maternus" ist eine „Unter dem Katalpenbaum" (Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1899) betitelte Sammlung oder vielmehr Folge historischer Novellen erschienen, die durch eine Rahmenerzählung von hübscher Erfindung verbunden sind. Der Held der Geschichten, der emeritierte Rektor Timotheus, der von kräftiger Abneigung gegen die lärmende, partei zerklüftete und banausische Gegenwart erfüllt ist, hat eine auS dem Holz einer Mumienkiste gezimmerte Gartenbank und auf dieser (wie der Justizrat Knap in Andersens „Galoschen des Glück»") den Traum, immer um je ein paar Jahrhunderte zurückoersetzt zu werden Er träumt eine Geschichte aus der Rokokozeit, eine aus dem Mittel- alter und eine aus der antiken Welt, in deren jeder es ihm schlechter und schlechter ergeht „Drei Stationen der Geschichte bin ich zurückgefahren, schon auf der ersten war e» ungemüt lich, die zweite war traurig, die dritte abscheulich, da be gehre ich die Grenzen der Menschheit nimmer zu schauen", erklärt unser Rektor am Schluß, läßt da» allgemeine Wahlrecht leben und geht, um Herrn Rollmops, über den er im Anfang die Achseln gezuckt hat. zum Reichstags abgeordneten zu wählen. Fragt e» sich freilich noch immer, ob und warum e» just Herr Rollmops sein muß, so illu strieren di« HauSrathschen Novellen die alte Wahrheit, daß 18SS. trat, und andere Mängel der Gefechtsführung, welche die kargen Berichte allerdings nur andeuten, bekunden eine Ungewandtheit in den taktischen Anordnungen, die um so schwerer in» Gewicht fallen mußte, als die Leistungen der Buren gerade in dieser Beziehung vollste An erkennung verdienen. Was die englischen Manöver der letzten Jahre bereits anzeigten, tritt im jetzigen Burenkrieg in unzweifelhafter Gestalt in die Er scheinung: die unzulängliche Vorbereitung der eng lischen Führer auf die Anforderungen deS Kriege» und die Minderwertigkeit der Schule, welche die eng lischen Kriege der neueren Zeit in anderen Kolonien bieten. Den Buren kommen in ihren Operationen nicht allein die genaue Kenntnis des Geländes, die guten Nachrichten über die englischen Maßnahmen, die Vertrautheit mit den Schwierigkeiten der Gebirgs landschaften, sondern vor allem die außerordentliche Vorsicht zu statten, mit der sie ihre Bewegungen durchführen und dabei soweit nur immer möglich die Fortschritte der getrennten Kolonnen in Ueberein stimmung erhalten, sodaß sie der Gefahr von Teil niederlagen aus dem Wege gehen. Sie rücken nie vor, ehe sie die Verbindung mit den Nebenkolonnen hergestellt, die Rückzugslinie gesichert, die rückwärts liegenden Flußübergänge und Eisenbahnknotenpunkte in starke Verteidigungsstellungen verwandelt und sich aller beherrschenden Höhen ihres OperationSgebieteS bemächtigt haben. Ihre Taktik besteht darin, daß sie zu erst in kleinen Abteilungen rekognoszieren und, sobald das Gelände frei oder dem beabsichtigten Angriffe günstig befunden worden ist, mit vollem Lagertrain, einschließlich Artillerie und den Ochsenkarren, in die neue Stellung vorrücken, oder wenn sie dem Gegner erst abgenommen werden muß, nach sorgfältiger Artillerievorbereitung in langen, möglichst umfassenden Schwärmen gegen sie vorstoßen. Im großen Kriege betrachten sie eS, gegensätzlich zum Guerrillakriege, als Hauptaufgabe, zunächst die Beherrschung de» Vorgeländes durch die Artillerie zu gewinnen und erst versammelt in langem Zuge wieder vorzurücken, wenn die unter dem Schutze der Artillerie vorgeschobenen Kommandos den Rückzug des Feindes gemeldet oder ihn geworfen haben. Dieser Kampferweise fehlt allerdings der frische Zug der modernen Kriegführung größerer Armeen und ge wissermaßen auch die Erfolge, welche die entschlossene Initiative einzelner im Kampfe hervorzurufen vermag, denn kühne Vorstöße von Avantgarden oder sonst abgezweigten Teilen kennen die Buren ebensowenig wie verwegene Kavallerieangriffe, so sehr sie auch im kleinen Kriege zu kühnen Unterehmungen neigen. Dafür ernten sie aber die Früchte der Vorsicht und den Lohn hohen Verständnisses für geschickte strategische und taktische Schachzüge, indem ihre langsamen, aber systematischen Flankcnumgehungen und angestrengten Märsche im Rücken des Feindes ihren Operationen stets ein eigenes, den Gegner meist überraschendes Ge präge verleihen. Nach den heute vom Kriegsschauplätze vorliegenden Meldungen soll Lord Methuen die gesamte Streit macht der Buren am Modder-River vollständig ge schlagen haben. Doch bleibt eS noch abzuwarten, ob diese von den Engländern als großer Sieg auS- gerufene Schlacht am Modderfluß ein so großer Er folg der englischen Waffen gewesen ist. Nach den bisherigen Ersahrunoen haben sich noch immer die mit großer Emphase gemeldeten Siege der Engländer nachträglich als bedeutungslos herausgcstellt. Die neuesten Nachrichten lauten: Modder-River. Nach einem amtlichen Telegramm stieß Lord Methuen mit den gesamten BurenstreitkrSften am Modder- River zusammen und schlug sie gänzlich. keiner au« seiner Haut springen kann, in ganz hübscher Weise und sind lebendig vorgetragen Eine beliebte Form der Veröffentlichung scheint die Zusammenfügung je zweier Novellen unter einem Ge samttitel oder auch unter ihren Einzeltiteln zu werden. Da haben wir zuerst „Salonmüde", zwei Novellen von Lisa Weise (Berlin, Verlag von Gebr.Paetel, 1899), von denen die erste „Um ihrer Augen willen" und die andere „Naturmenschen" überschrieben ist. Die zweite ist die bedeutendere, ein unschöner, aber erschütternder Aus druck der Todesmüdigkeit an ihrer eignen Kultur, die so zahllose Kulturmenschen von heute erfüllt. Auch darf die Frage wohl aufgeworfen werden, ob eine Kultur, in der echte Empfindung, hohe Bildung, Pflicht, Ehre und selbst lose Hingabe an ein Höhere» dem Genuß, dem Komfort und dem Sport den Platz geräumt haben, noch den Namen der Kultur verdiene? Herr und Frau Tessin muten jeden an wie bekannte Gestalten, der Dampfschiffstcuermann Bornstein erscheint schon mythischer Sehr wenig lobens wert ist, daß die Verfasserin ihr geliebte« Deutsch mit Dutzenden von überflüssigen Fremdwörtern durchsetzt, die« verursacht „Desillusion" um mit Lisa Weise zu reden Auch Karl Federer bietet in den Geschichten „Irr wege" und „Verbrecher" „Zwei Novellen" (Berlin, Verlag von Gebrüder Partei, 1899). Beide behandeln sehr moderne Vorgänge, nicht ohne Talent, aber ohne die erschütternde UeberzcugungSkrast de« tiefsten Mit lebens und Mitfühlen« solcher Schicksale und Konflikte, wie hier dargestellt werden Man fühlt ihnen gegenüber, wie mißlich für den Dichter die modische Stimmung ist, die die Ausnahme ein für allemal zur Regel zu erheben trachtet Die Ausführung ist eine sehr sorgfältige, der Verfasser versteht zu entwickeln, darzustellen und schreibt vor allem keinen Plakatstil, den die Novelle noch weniger erträgt, al« der Roman, obschon er auch im Roman un erträglich ist. Aus der schwülen Lust dieser Doppelgeschichten ge-
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