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Dresdner Journal : 09.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189103096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-09
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1891
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1891 Montag, den 9. März, abends W55 Dresdner Journal Die Luust und Wissenschaft. KL Nichtamtlicher Teil. Gekeg^ciphifiche WacHricHLen. Dresden, 9. März. Zur sozialen Frage. Das Zeitalter, in dem wir leben, ist das der Dampfmaschinen, der Eisenbahnen, der Elektrizität und — der sozialen Frage. Alle Anstrengungen und Jessamine. Bon H. v. Soetzendorsf-SrabowSki. (Fortsetzung.) Jessamine trat, ohne eine Aufforderung von seiner Seite abzuwarten, an das Lager des Verunglückten und reichte, ihm ihre vom Handschuh entblößte Hand. „Ich komme nicht als Feindin, Sir Warwick, und ebensowenig, uni Sie mit Vorwürfen und Fragen zu peinigen, sondern lediglich, weil ich Ihnen beistehen möchte." Seine kalten Finger schlossen sich für eine Sekunde um ihre Hand, dann gab er dieselbe wieder frei und sagte leise, aber vernehmlich: „Mein Leben zählt nur noch nach Stunden, Miß Aram; diesen Morgen empfing ich bereits den Geistlichen, der mich auf die große Reise vorbereitet hat. Weiterer Beistand ist mir hier unten nicht mehr von nöten. Ich danke Ihnen " „Aber Saunders sprach davon, daß Sie nach London gebracht zu werden verlangten?' „Allerdings war das mein Wunsch. Ich wünschte nicht hier in Aramball zu sterben. Um Ihretwillen nicht, Miß Aram! Ich wünschte es Ihnen nicht an- zuthun. Wenn ich auch die Reise nicht lebend voll brächte: war läge daran?" „O, Sir Warwick, daran dürfen Sie nicht denken! Vielleicht thnt der Himmel ein Wunder! Vielleicht werden Sie dennoch gesnnd!" Genug davon! Wie weit es mit mir gekommen war, können Sie daraus ersehen, daß ich mich dazu er niedrigte, von Mrs. Random milde Gaben anzu- nchmen: altes Geschmeide, wertvolle Bilder und dergleichen, was sich in Geld umsetzen und den Gläubigern in den immer geöffneten Rachen werfen ließ, wodurch ich mich von einer Galgenfrist zur an dern aufrecht zu erhalten vermochte, ohne in Wahr heit Vorteil daraus zu ziehen. Mein Groll gegen das grausame Schicksal, gegen mich selbst, gegen Har- vay, und — Sie stieg von Tag zu'Tag Warum, so sagte ich mir, mußte damals, wo ich so ziemlich am Ziel meiner Wünsche stand, dieser verwünschte Schulmeister mir in den Weg treten? Damals hielten Sie auf mich, Jessamine, und ich würde — das schwöre ich Ihnen angesichts des TodeS! — an Ihrer Seite das geblieben oder geworden sein, was Sie in mir sahen!. Warum also konnte der Himmel damals nicht Gnade üben? Warum mir nicht aufhelfen, wie er täglich Unwürdigeren aushalf? veraxiprel» r kür viortÄzLUrlivU A U. KO kt., d«i den deatuekv» jHUrlieU 8 Zt; »usaorlutiv äs» dsutavdo» Asielte» tritt ko»t- ru»d 8towp«lLU»ot»I»ir Uuum tluauusrD: 10 kk. ^»tvoälxuuss»redvllre»: sklr dsu m ssapultsoeo 2vit« tctviaer Helirik 20 kL Uster dis 2«ilv LV Dl L« l^kaUsu- aod 2iüsrus»tr vvtipr. Lrsedslov» r T^tiet» mit ^ussstusv der 8oss- a. ^«iert»^« »Vsvd». korniprsvU-Asusklassr ltr. 1285. Wien, 9. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Stadt Lundenburg in Mähren ist überschwemmt. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Tages geschuhte. DrcStcn, 9. März Ter Erbprinz und die Frau Erbprinzessin von Meiningen werden nächste Mittwoch vormittag zu einem mehrtägigen Besuche am Königl Hofe erwartet. — DaS zweite Hofkonzert wird nunmehr nicht erst Mittwoch, den 18. d. MtSx sondern schon Mittwoch, den 11., am Königl. Hofe abgehalten werden. * Berlin, 8. März. Se. Majestät der Kaiser begab sich am gestrigen Nachmittage nach dem Königl. Generalstabsgebände, um daselbst der Besprechung der diesjährigen Schlußprüfungsarbeiten beizuwohnen. — Während der heutigen Vormittagsstunden hatte der Monarch zunächst eine Besprechung mit dem General major Ising und daraus mit dem Prof. Albert Hertel und empfing gegen 4jl Uhr den Staatsminister v Heyden zu einem kurzen Vortrage. Am Nachmit tage um 3 Uhr empfing Se. Majestät der Kaiser im königlichen Schlosse den Besuch Ihrer Königl. Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Baden — Die am Sonnabend hierselbst versammelt gewesenen Vertreter der privaten deutschen Bergwerksindustrie haben einstimmig folgende Resolution gefaßt: Die aus allen Revieren heute in Berlin versammelten Vertreter der privaten deutschen Bergwerksindustrie erklären angesichts der zur Zeit von den Bergarbeitern in verschie denen Revieren Deutschlands erhobenen Forderungen einmütig, daß sie in der Aufstellung dieser Forde rungen nur den verwerflichen Versuch, eine allgemeine Ausstandsbeweguug einzuleiten, erblicken können. Die anwesenden Vertreter erklären, daß Forderungen der Bergarbeiter, welche allgemein berechtigt sind, nicht bestehen und daß die Androhung einer Arbeitsein stellung oder die Niederlegung der Arbeit die deutsche Bergwerksindustrie nicht veranlassen wird, von dem von ihr für r chtig gehaltenen Standpunkte abzugehen und irgend welche Zugeständnisse zu machen. — In der gestrigen Sitzung des preußischen Ab geordnetenhauses beantragten bei der zweiten Lesung des Gewerbesteuergesetzes zu §4 Abg. Brömel, Aus Prag wird Fallen teS Wassers gemeldet. Bei Buda-Pest steigt die Donau sehr rasch; die überschwcmmungSkommission traf bereit- Vorsichts maßregeln. — Der Erzbischof von Zara ist ge storben. — Bei der Wahl der Handelskammer wurden Görz und Eoronini gewählt. Die Stich wahlen in Prag finden am 16. d. Mts. statt. Paris, 9. März. (Tel. d DreSdn. Journ) Graf d'Hauffonville, welcher anstatt BocherS die Leitung der royalistischen Partei übernehmen soll, brgiebt sich heute nach Spanien zum Grafen von Paris. Die „Döbats" kündigen die Schließung weite rer Spiritusbrennereien als unmittelbar bevor stehend an und bemerken, diese ersten Resultate des Schutzzollsystems gestatteten einen Blick in die Zu- kunft. Der Ruin der französischen Spiritus- industrie sei nur das Vorspiel der Vernichtung mehrerer Hundert anderer Industrien und des Elends von Millionen von Arbeitern. DaS Blatt schließt mit der Frage, ob Meline und seine Gr- nossen wohl den traurigen Mut haben würden, bis ans äußerste zu gehen. Meldungen auS Commentry zufolge beschloß der DergarbeiterToiitzbH Resolükronen zu Gunsten deS achtstündigen Arbeitstages, sowie der Errich tung einer Arbeiterpensionskasse durch den Staat und einer LOprozentigen Lohnerhöhung. Auch stimmte der Kongreß dem Prinzipc der Organi sierung eines Generalstreiks zu. London, 9. März. (Tel. d. Dresdn. Journ) In Nord-England ereignete sich ein starker Schnee fall. In verschiedenen Gegenden liegt der Schnee 6 Zoll hoch. — Die Mitglieder deS Liverpooler Zwcigvereins des Seemanns- und Heizerverbandes erklärten, sie würden der Aufforderung des Gene ralsekretär- des Verbandes zu einem allgemeinen Streik nicht folgen, da gegen die Liverpooler Ree der keine Beschwerden vorlägen. Auch der Glas gower Zweigverein beschloß, nicht zu streiken. Ein Aufruf des Londoner Dclegiertenamtcö protestiert gegen die sinnlosen SchiffahrtSstreiks. Die Gc- werkvereinler könnten sehr wohl neben Nichtgewerk- vereinlern arbeiten. XommiaiiosLr do» Dresdner loursel«; N»»darU N,rU» Vien LaiputU L»»«l Nrsilsu NrsuKkur» *. ».: Laaaruats»* cd VoAt«-,- LirU» - Vt-u - w-mdurF Nr»U LstpMz-Nr-mkturr ». M.-MLurL«: Ltoue, ksrt, Losäau-NarUo-Nrautleart n Daud« , LorUn: Lroilnn: L»»t Ivakalk,' Snnnooor: v. LckUnter, LUI» ». 8.: Laret t-'o Uvrausxsder: Lövißb LrpedrUon des Dresdner lournnln. Dresden, Avingerstr. 20. kornoprvek-^noetünso: dir. 1285. unter den heutigen Verhältnissen ohne allen Zweifel aussichtsloser denn je. Die Leiter der Bewegung wissen das selbst sehr genau. Sie würden nicht neuer dings die Wolfspelze abgelegt und sich in blendend weiße Schafskleider gehüllt haben, wenn sie nicht selbst der Überzeugung wären, daß jeder Angriff auf die staatliche Ordnung vorkommenden Falls mit einer Wucht niedergeschlagen werden würde, welche dem Bürgertum auf lange Zeit hinaus Ruhe und den un gestörten Fortgang seiner Kulturarbeiten sichern würde. Hiermit soll natürlich nicht gesagt sein, daß es den sozialistischen Führern Ernst wäre mit ihren jüngsten friedlichen Versicherungen. Lediglich deshalb, weil sie die Dinge noch nicht für reif halten, unterlassen sie jetzt jede Kundgebung, die wie eine Aufforderung zu Umsturz und Gewalt gedeutet werden könnte. Sobald ihnen die Zeitumstände günstiger erscheinen, werden sie ihr wahres Gesicht schon wieder zeigen und das Evangelium der gewaltsamen, blutigen Revolution in der alten Weise weiter predigen. Hierüber kann sich niemand, der die Bewegung mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, einer Täuschung hingeben. Aber als ebenso sicher darf es gelten, daß die aberwitzigen sozialistischen Lehren niemals den Sieg über Vernunft und Auf klärung erringen können. Der Bau unseres Staats wesens ist stark und fest gefügt und die von Hrn. v. Caprivi in einer der letzten Sitzungen des Reichs tages abgegebene Erklärung läßt nicht darüber in Zweifel, daß die Regierungen gute Wacht halten und allen weiteren Wühlereien der Umsturzpartei auf dar Nachdrücklichste entgegenzutretcn gewillt sind. tungen getroffen worden sind und unser Volksleben dadurch auf gesündere Grundlagen gestellt ist, inner halb aller Volkskreise, namentlich im gebildeten deut schen Bürgertum eine frohe, gehobene Stimmung herrschen müßte, wie sie das Bewußtsein redlich ge- tbaner Pflicht hervorruft. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Innerhalb deS Bürgertums hat eine gewisse Verstimmung und Schwarzseherei Platz ge griffen; man hat das Vertrauen auf die Zukunft ver loren und sieht der weiteren Entwickelung der Dinge vielfach nicht ohne Besorgnis und Unruhe entgegen. Es hieße Vogel Strauß-Politik treiben, wollte man leugnen, daß eine solche Stimmung in der Bevölke rung vorhanden sei. Sie besteht und läßt sich nicht wegschaffen. Sic tritt uns entgegen in den Äuße rungen einzelner, in den Auslassungen der Presse und in all den zahllosen Broschüren, welche die soziale Frage behandeln Man kann in privaten Kreisen sehr häusig die Äußerung hören, daß alle Bemühungen, die Lage der arbeitenden Klassen zu bessern, von den unter dem ausschließlichen Einfluß der sozialdemokratische« Führer stehenden Massen nur mit einem Hohnlachen beant wartet würden und daß auch die weitgreifendsten Re formen gegenwärtig nicht mehr geeignet seien, einer sozialen Revolution vorzubeugen. In einer vor kurzem erschienenen, vielbemerkten Broschüre: „Wird die So zialdemokratie siegen?^ vertritt ein preußischer Gerichts präsident, L. v. Kunowski, sogar die Meinung, daß die beiden wichtigsten Bollwerke gegen die Ausbrei tung der sozialistischen Ideen, die Monarchie und die christliche Kirche, in Deutschland nicht mehr stark ge nug seien, um den Ausbruch und Sieg einer inner halb weniger Jahrzehnte bevorstehenden sozialen Re volution zu hindern. Der Verfasser meint freilich, daß dieser Sieg nur von kurzer Dauer sein werde, da der sozialistische Zukunftsstaat an seiner eigenen Unvernunft notwendigerweise sehr bald wieder zu Grunde gehen müsse. Aber schon das Aussprcchen einer solchen Anschauung zeigt, in wie weite Kreise die sozia!e Schwarzseherei bereits eingedrungen ist. Und doch liegt zu eurer solchen Auffassung der Dinge nicht der geringste Grund vor. Gefährlich sind die sozialdemokratischen Lehren mit ihrer Ausgleichung der wirtschaftlichen Mißverhältnisse und ihrer schein baren Gerechtigkeit für alle ja ohne jeden Zweifel. Das Gefährliche liegt namentlich in der Verquickung derselben mit den wilden und heftigen Begehrlichkeiten der bedürftigen Massen. Wenn den Arbeitern tag täglich vorgeredet wird, daß die Besitzenden Ausbeuter seien, „welche sich von dem Schweiß und Blut der Arbeiter mästen und das verprassen, was von Rechts wegen diesen gehört, was diese allein geschaffen", so muß dadurch notweudigcrweise unter den Massen eine Verbitterung hervorgerufen werden, an der jeder Vcr- nunftgrund wirkungslos abprallt und die den gelegent lichen gewaltsamen Ausbruch zerstörender Kräfte nicht unmöglich erscheinen läßt. Hieraus aber den Schluß herzuleite«, daß es den Führern der Umsturzpartei gelingen werde, die bestehende staatliche Ordnung in ihren Grundfesten zu erschüttern und die Ge walt am Ende doch einmal, wenn auch nur vor übergehend, in die Hände zu bekommen, erscheint mehr als gewagt. Eine solche Möglichkeit kann als gänzlich ausgeschlossen gelten Unsere Sitten und Gewöhnungen, die Festigkeit unserer Staatseinrich tungen, das Schwergewicht der bestehenden Verhält nisse, alle diese Tinge bilden neben unserer Armee Schutzwehren von ausreichender Stärke, um den Sieg der wahnwitzigen sozialistischen Lehren gründlich zu vereiteln. Im übrigen ist aber auch durchaus kein zwingender Grund zu der Befürchtung vorhanden, daß uns schon die nächsten Jahrzehnte eine allgemeine sozialistische Schilderhebung bringen könnten. Eine solche wäre Lebensäußerungen unserer Zeit, öffentliche wie private, drehen sich um den sozialen Punkt; Gesetzgebung und Politik, Kirnst und Wissenschaft, Littteratur und Poesie, alles steht unter dem Banne der sozialen Gedanken und Kundgebungen. Sie beherrschen die Parlamente und politischen Vereine, sie verfolgen unS in unsere Lesestunden und in die öffentlichen Vorträge, ja sie tauchen sogar vor uns auf, wenn wir im Theater, dem Konzertsaal oder an anderen der Kunst geweihten Stätten weilen. Da finden wir eine überlaute, quälende Musik, die unser Nervensystem aufregt, statt es zu beruhigen; eine bildende Kunst, die ihr hervor ragendes technisches Können mit besonderer Vorliebe in den Dienst des Häßlichen und Widerwärtigen stellt; eine dramatische Poesie, die unS je nach Veranlagung und augenblicklicher Seelenstimmung trostlos und elend macht, weil sie uns niemals die Höhen, sondern immer nur die Tiefen und Klippen des Lebens vor Augen führt, und eine Broschürenlitteratur, welche immer und immer wieder die soziale Frage behandelt, ohne doch jemals eine befriedigende Antwort auf das große Rätsel zu finden, unter dem die Menschheit seufzt. Zweifelsohne ist diese Geistesrichtung, welche sich auf allen Gebieten unseres öffentlichen Lebens bemerk bar macht, mit eine Folge der sozialpolitischen Gesetz gebung der letzten Jahrzehnte. Die „soziale Frage" als solche ist zwar keineswegs eist in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts aufgetaucht. Ihre Wur zeln reichen weit bis in das vorige Jahrhundert hinein und schon während der ersten französischen Revolution erschien sie als treibende Kraft auf der politischen Bühne. In dem Revolutionsjahre 1848 führte sie zu dem furchtbaren Aufstande der Arbeiter in Paris, den Cavaignac in der viertägige« Junischlacht niederschlug und nach der Beendigung des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 gab sie den Anstoß zu der Er hebung der Pariser Kommune, die erst nach lang wierigen blutige« Kämpfen von den Armeen der dritten Republik unterdrückt werden konnte. Ihre eigentliche Bedeutung aber hat die Frage erst «ach der Gründung des deutschen Reiches und seitdem hier eine Reihe wichtiger gesetzgeberischer Maßregeln zum Schutze der Arbeiter getroffen wurden, erlangt. Diese sozialpolitische Gesetzgebung, durch welche die arbeiten den Klassen gegen die Folgen von Erkran kungen und Unfällen, sowie gegen die durch Alter oder Invalidität eintretende Erwerbsunfähig keit sicher gestellt wurden und deren weiterer Ausbau z«r Schaffung von möglichst weitgehenden Rechten und Sicherheiten des Arbeiterstandes in Vorbereitung ist, wurde unter der Mitwirkung und Mitarbeit der ganzen bürgerlichen Gesellschaft ins Leben gerufen, was zur Folge hatte, daß man sich in den weitesten Kreisen während der letzten Jahrzehnte sehr eingehend mit der sozialen Frage beschäftigte und die berechtig ten Ansprüche der Arbeiter an den Staat aufs sorg fältigste prüfte. Mit echt deutscher Gründlichkeit ging man dabei zu Werke und ließ die für notwendig und heilsam erkannten Maßnahmen, welche in dem gleichen Umfange außer Deutschland bis jetzt noch kein anderes Land besitzt, erst «ach gewissenhaftester Untersuchung aller einschlägigen Verhältnisse in Wirksamkeit treten. Es ist darum sehr erklärlich, daß die Erörterungen über die sozialen Gedanken noch immer fortgesetzt werde« und daß Staat und Gesellschaft gewissermaßen „sozial gestimmt" sind. Weniger erklärlich aber ist es, daß die betreffenden Kundgebungen Formen an genommen haben, wie sie eingangs geschildert wurden, und daß unter dem Einfluß derselbe« im deutsche« Volke eine Stimmung Platz gegriffen hat, welche etwas Überreiztes und Krankhaftes hat. Man sollte meinen, daß, nachdem für d e arbei- tendln Klassen alle die angeführten WohlfahrtSeinrich „Für einen Burschen meiner Art wird sich drr Himmel sicher nicht bemühe«, und es geschähe mir, ehrlich gesprochen, auch kein Gefallen damit," erwiderte der Baronet mit einem Anflug seines alten ironischen Lächelns. „Wie der Herr will," sagte Jessamine sehr sanft. „Keineswegs dürfen Sie aber der falschen Voraussetz ung Naum geben, daß es mir wünschenswert sei, Sie von Aramhall entfernt zu sehen." „Die Welt wird Romane über Sir Warwicks letzte Tage und seinen auf geheimnisvolle Art er folgten Tod erfinden, Miß Aram, und auch Ihrer dabei nicht schonen! Bedenken Sie das!" Sie erhob mit stolzer Bewegung das schöne Haupt „Seit waun fragte ich nach dem Urteile der Welt, Sir Warwick? Ich glaube, bewiesen zu haben, wie viel mir dasselbe gilt!" „Sic sind ein mutiges Mädchen, in der That!" sagte er bewundernd, und ein warmer Ausdruck trat in seine fieberhaft glänzende« und doch so müden Augen. „Nun, Miß Aram, so wollen wir denn den Mensche« ihre Freude lassen! So will ich meine« letzten Atemzug hier aushauchen: in Aramhall, von dem ich hoffte, daß cS mir dereinst eine wirkliche Heimat werden würde. Wie seltsam das Schicksal spielt, daß Sie mir nun doch noch einmal Gastfreund schaft erweisen mußten und daß Sie eS mit dieser Güte und Bereitwilligkeit thun! Es ist, als hätte ich niemals Ihr Glück, Ihren Frieden zu vernichten ge strebt! Der Tod löscht alles auS. Werden Sie mir Ihre volle Vergebung und einen Strauß Sommer blumen auS dem alten Garten von Aramhall nit- geben, Miß Aram?" „Gewiß, mein Freund, aber ich denke doch, Sie sprechen zu viel und sollten nun eine Weile schweigen." „Wer sagt Ihnen, ob ich nach dieser „Weile" über haupt noch zu sprechen vermag ? Nein, nein: die mir geschenkte Gnadenfrist soll gut benutzt werden. Ich bin Ihnen ja noch die Aufklärung über den „geheimnis vollen Unglücksfall// dieser Nacht schuldig, Miß Aram! Sind Sie denn gar nicht neugierig?" „Gar nicht, Sir Warwick! Ich wünschte, Sie ver schonten sich und mich damit. Es ist mir ja bekannt, daß Sie Mrs Random ehedem auf ähnliche verstoh lene Weise besucht habe», und etwas derart lag ohne Zweifel wieder vor. Sie wissen, daß ich Ihnen alles vergeben habe/' „Aber Mrs. Random hatte diesmal mit meinem Wagnis nichts zu thun! Hören Sie mich an, Miß Aram! Ich könnte Ihnen sitzt ein sentimentales Mär chen erzählen von meiner Sehnsucht, Eie noch einmal, wenn auch nur verstohlen, zu sehen, bevor ich dem Vaterland für immer den Rücken wendete, und könnte Ihnen sagen, ich habe aus diesem doch wahrlich idealen Grund mein Leben riskiert, das heißt, die Mauer in der Richtung Ihrer Privatgemächer erklommen. Aber ich mag nicht mehr lügen. Und Sie würden mir auch nicht glauben." „Nein, Sir Warwick! Aber ich wiederhole Ihnen, daß eL mir lieb wäre, den Grund Ihrer Handlungs weise nicht zu erfahren." „Diesen Wun ch darf ich nict berücksichtigen, Miß Aram! Sie mü sen mich ganz kennen, um dann noch nicht aufhelfen, wie er täglich Unwürdigeren aufhalf? einmal das kräf ig tröstende Wort von Ihrer Ver Die Spekulation auf eine „gute Partie" rechnet man gebung zu wiederholen. Ich könnte nicht ruhig ster- heutzutage nicht unter die Sünden und sie gehört den, wenn ich nicht alle- sogen dürfte." auch n'cht darunter. Der Mann, welcher ein Mädchen „So sprechen Sie denn! Ich höre." „Ich weiß nicht, wie Sie jetzt mit Mrs. Random stehen, Miß Aram, und wie viel diese ehrenwerte Lady Ihnen von mir offenbart hat. Thatsachc ist, daß ich schon seit geraumer Zeit finanziell sehr schlecht stehe, und dadurch auch moralisch unheilbar heruntergekommen bin. Sie werden mich mit Recht verachte», aber glau ben Sie mir, daß ich ebenso viel Mitleid als Ver achtung verdiene. Durch eigene Schuld ins Elend kommen, ist ein immerwährendes in der Hölle braten. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Dem Ober - PostdirectionSsecretär Fischer auS Hannover ist vom 1. März 1891 ab die Telegraphen- Jnspector-Stelle für den Bezirk der Kaiserlichen Ober- Postdirection in Leipzig übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 der Verfassung des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 6. März 1891. Finanz - Mt11istcrium. von Thümmel.
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