Volltext Seite (XML)
chönburger TaaMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächstsr- scheinende Nummer bis Mittags 12 Ubr des vorhergehenden Tages. und aldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dre Kolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, den 6. April 1884. Die Gast-und Schaukwirthe hier werden hierdurch anderweit davon verständigt, daß bei Strafe verboten ist, Schulkindern und Lehrlingen ohne Begleitung Erwachsener, denen sie angehören, das Aufliegen bei sich zu gestatten. Waldenburg, den 5. April 1884. Der Stadtrath. Helbig. Es wird die stadträthliche Bekanntmachung vom 6. September 1883 — Nr. 210 des Amtsblattes — betreffs der Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier eingeschärft und wiederholt betont, daß eintretenden Falles namentlich zu dring lichen Arbeiten Genehmigung zuvor hier nachzusuchen wäre. Waldenburg, den 5. April 1884. Der Stadtrath. Helbig. "Waldenburg, 5. April 1884. Nachdem der Anschluß des bisherigen Hamburger Freihafengebietes an den deutschen Zollverband eine im Prinzip feststehende Sache geworden war, ließ es sich voraussehen, daß auch Bremen nicht mehr lange zögern werde, seinen Eintritt in die deutsche Zollunion zu beantragen. Das ist denn auch jetzt geschehen, und im Bundesralh wird man bald Ge legenheit haben, sich eingehend mit den Bedingungen, unter welchen dieser Eintritt erfolgen soll, zu be schäftigen. Bremen ist der letzte deutsche Staat, welcher der Zolleinigung in Deutschland noch sernstand; sein Beitritt würde also endlich die vollständige wirth- schaftliche Einigung der deutschen Bundesstaaten be deuten. Am 1. Januar 1833 wurde diese Eini- i gung durch Preußen's Bemühungen in dem deut- schen Zollverein begonnen, fast ein Menschenalter ' hat also dazu gehört, um alle Glieder des deutschen ' Reiches erkennen zu lassen, daß für sie eine wirth- s schaftliche Einigung von nicht geringerem Interesse ! ist, als die politische. Die erstere schuf die Noth- s Wendigkeit ebenso sehr, als der eigene Nutzen, die letztere, nach dem Worte Bismarcks, Blut und Elsen. Es kann ja kein Zweifel darüber bestehen, daß für Handelsstaaten, wie Bremen und Hamburg, ein Freihafengebiet von wesentlichem Nutzen, sogar von Nolhwendigkeit ist angesichts des früheren Zu standes, wenn verschiedne Exportindustrieen nicht zu Grunde gehen sollen, aber dies erforderliche Freihafen gebiet ist Hamburg bereits zugestanden, und wird zweifellos auch Bremen bewilligt werden. Dagegen nimmt das Sonderrecht, welches diesen Bundes staaten einen Vorzug vor Anderen gab, ein Ende, und Bremen und Hamburg treten nunmehr auch in wirthschaftlicher Beziehung in Deutschland ein, wie es in politischer bereits längst geschehen. Das neue Deutsche Reich, wie es seit dem großen Nationalkriege von 1870/71 erstanden, Hal alle die Kleinigkeitskrämerei, welche den deutschen Bund be herrschte, über Bord geworfen und eine starke Kraft beruht gerade in der geschlossenen Einheit, in der Gleichstellung der Bürger aller Staaten. In dem einigen Reich soll Recht und Gesetz gleich sein, und von diesem Standpunkt namentlich ist das Fallen der Sonderrechte des hamburgischen und bremer Staates mit Freuden zu begrüßen. Gleiche Lasten, gleiche Pflichten, gleiche Rechte, dagegen giebts kein Demonstriren. Dieses Sonderrecht des Freihafengebietes ist wohl zu unterscheiden von den Reservalrechten, die einige deutsche Staaten — Bayern, Würtemberg, Braun schweig — besitzen. Die letzteren stehen nicht in solchem Widerspruch zu der Lage im übrigen Deutschland, daß eine Aufhebung dringend wünschenswerlh er schiene — mit einer einzigen Ausnahme — denn es handelt sich nicht um Vorrechte vor anderen Staaten, sondern nur um Eigenrechte. Ob das bayerische, würtembergische Militär nun vom Reiche, oder von Würtemberg und Bayern unterhalten wird, bleibt sich in materieller Beziehung gleich, wenn auch im ersteren Falle der Charakter der Reichseinheit mehr zum Ausdruck gelangte. Wider sinnig aber sind auf jeden Fall die bayerischen und würtembergischen Postwerthzeichen. Mggen beide Länder ihre eigene Postverwaltung behalten, die ihnen vertragsmäßig zugesichert ist, daß aber eine deutsche Briefmarke oder Postkarte in Bayern oder Würtemberg ungiltig ist, und ebenso die Postwerth- zetchcn dieser beiden Staaten im übrigen Deutsch land unverwendbar, hat schon wiederholt zu Kopf schütteln Anlaß gegeben. Eine solche Einrichtung wäre nur dann erklärlich, wenn Bayern und Würtem berg auch ihre eigenen Münzen behalten hätten. Das ist aber nicht der Fall; die Mark gilt hinter blauweißen Grenzpsählen ebenso, wie hinter den schwarzweißen. Bisher sind alle Bemühungen, auf diesem Gebiete eins Aenderung zu schaffen, an dem Widerstand in München und Stuttgart gescheitert. Vielleicht folgt der Aufhebung des Bremer Sonder rechts auch bald die des Briefmarken-Reseroatrechts. Auch ohne dem werden Bayern und Würtemberg nicht untergehen. "Waldenburg, 5. April 1884. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ueber das Befinden des Kaisers wird noch mit- getheilt, daß der Schlaf in der Nacht zum Freitag gut gewesen ist und die Besserung regelmäßig fort- schreilet. Die Frau Großherzogin von Baden, welche anläßlich der Krankheit des Kaisers, ihres Vaters, die Abreise nach Karlsruhe verschoben hatte, wird nunmehr am Sonntag Abend nach Baden zurück kehren. Wie der „Hann. Courier" berichtet, sind bereits in den letzten Märztagen die Anweisungen an die Obrigkeit gelangt, die Vorbereitungen für die Reichs tagswahlen in Angriff zu nehmen. Die Regie rung scheint bei diesem so frühzeitigen Erlaß der betreffenden Anweisung die Eventualität einer Auf lösung des Reichstages in's Auge gefaßt zu haben. Die Unfallversicherungscommission des Reichstages wird dis Abstimmung über den wichti gen § 9 (Organisation der Berufsgenoffenschaflen) erst nach Ostern vornehmen und jetzt nur denselben discuüren. Beantragt sind dazu: 1) von dem Abg. v. Hertling (Centrum) die Bildung von Berufs- genossenschaflen für bestimmte Bezirke, alle Betriebe derjenigen Industrien umfassend, für die sie errichtet sind. Betriebe, welche mit besonderer Gefahr ver bunden sind, sollen zu Berufsgenossenschaftcn ver bunden werden können, welche sich über das ganze Reichsgebiet erstrecken. Später ist der letzte Satz dahin abgeändert: Auf Antrag der Belheiligten kann die Berufsgenoffenschaft über das ganze Reich ausgedehnt werden. 2) Die Abgg. vr. Hirsch und Gen. (sreis. Partei) beantragen, die Versicherungen den Privatgesellschaften zu überlassen. 3) Die Abgg. vr. Gutfleisch und Gen. (Nat.-lib.) beantragen, neben den gesetzlichen Organisationen die Privat versicherung zuzulassen. 4. Abg. Buhl stellt einen ähnlichen Antrag, wie 3, will indeß den Ueberlritt aus den Berufsgenossenschaften m die Pcivatver- sicherungsgesellschaften nur mit Zustimmung der er steren gestattet. Ueber den Zollanschluß von Bremen schreibt man den „Hamb. Nachrichten" von dort: Senator vr. Meier ist zu den Verhandlungen über den Zoll anschluß und die Weser-Correction nach Berlin ab gereist. Er ist ein Neffe des Reichstagsabgeordneten H H. Meier, der neulich mit dem Reichskanzler eine ihn sehr befriedigende Unterredung über diese wich tige Doppel-Angelegenheit hatte. Die Verknüpfung beider über Bremen's Zukunft entscheidenden Fra gen ist ein vollendetes Factum. Ohne die Weser- Vertiefung wird sich den Zollbehörden kaum plau sibel machen lassen, daß sie ein Fceihafengebiet bei Bremen selbst zugestehen müssen. Mit dieser wirk samen Fahrwasserverbefferung ist es selbstverständlich. Die „Nordd. Allg. Ztg." bespricht die deutsch freisinnigen Parteitage und äußert sich u. A. folgendermaßen: „Ob die Führer mit ihren Erfol gen zufrieden sein mögen? Wer vermag das zu sagen? Schwer ist es aber nicht, die öffentliche Meinung dahin zu constatiren, daß alle nichtsort- schrittlichen Kreise mit dem Erfolge ausnahmslos zufrieden sein können, und daß sich immer deutlicher herausstellt, daß neben den Führern nicht Geführte, ' sondern Angeführte in der Komödie mitspielten." ' Namentlich wundert sich das Blatt, daß Frhr. von j Stauffenberg, der eigentliche Parteiführer, nicht ein- i mal in Nürnberg erschienen sei. I Zur Ministerkrise in Preußen schreibt die „Nat.- Ztg.": Gegenüber anders lautenden Mittheilungen können wir unsere Nachricht aufrecht erhalten, daß bei dem gegenwärtig im.Schoße des preußischen Ministeriums beabsichtigten Veränderungen die Stel lung des Ministers des Innern, Herrn von Putt- kamer, in Frage steht. Ueberaus großes Aufsehen hat es in Abgeordnetenkreisen gemacht, daß der Minister von Puttkamer bei der Berathung des Antrages Stöcker am Mittwoch für denselben stimmte, während der Cultusminister dagegen sprach. Die schon länger bestehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Herren sind dadurch zum offenen Ausdruck gelangt. Der „Voss. Ztg." zufolge haben „büße Zungen" geäußert, daß, im Falle die Berliner Stadtverord netenversammlung trotz der Warnung des Oberprä sidenten vr. Achenbach den Antrag Singer berathen hätte, der Versammlungssaal der Stadtverordneten durch Militär geräumt worden wäre. Das Centralwahlcomitee der nationalliberalen Partei hat sich in Berlin definitiv constituirt. Es besteht aus den Herren Abg. Hobrecht, v. Benda, v. Cuny, Francke, Gneist, Hammacher, Friedrich Weber, Max Weber. Die bekannte Zuschrift des Oberpräsidenten Or. Achenbach an den Berliner Sladtverordneten- vorsteher Or. Straßmann bildet in den Berliner Blättern den Gegenstand permanenter Erörterung. Je nach der Partei ist natürlich auch das Urtheil verschieden. In der Stadtverordnetenversammlung selbst hat Or. Straßmann am Donnerstag mitge- theilt, er habe dem Oberpräsidenten geantwortet, daß er den Antrag Singer nicht auf die Tagesord nung setzen werde. Dagegen wird die Versammlung in der nächsten Sitzung über das oberpräsidentliche Schreiben beraihen. Dem hierauf abzielenden An träge des Stadtv. Stryck widersprach Namens der Bürgerpartei nur der Stadtv. Irmer, welcher meinte, die Versammlung könne sich durch eine derartige Debatte Verlegenheiten zuziehen. Ueber die in der linkslideralen Presse ausgespreng- ten Behauptungen, nach welchen an der dem Throne zunächststehenden Stelle (bei dem Kronprinzen) das