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Dchmtz-MiW Nr. 29. 59. Jahrgang. - - - Jnlerate, welche bei ve» bedeutenden Auflage d^ Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eiilge- sandt, im revaktioneuen Lheile, die Spaltenzeib» 20 Pfg. Me „Wel-erih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- t«g und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Mut Jehne in Dippoldiswalde. Äit schtsritigem „Ztlustrirteii ilntrrhaltungsblstt". » Mit humoristischer wochenbeilsge „Skislnbisskn". Mit Isud- und hsuswirthschrftlicher Moustttbeilizr. Donnerstag, den 9. März 1893. Bezirkstag der Königlichen Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde am 28. Februar 1893. Anwesend waren 21 Abgeordnete und ein der Be zirksversammlung nicht angehörendes Mitglied des Bezirksausschusses. Auch wohnte Herr Kceishaupt- mann Frhr. v. Hausen den Verhandlungen bei. Nach begrüßenden Worten des Herrn Vorsitzenden Amts hauptmann von Einsiedel trat man in die Tagesord nung ein. Deren erster Gegenstand war die Errichtung eines Bezirkskrankenhausss. Der Bezirkstag vom 24. Oktober v. I. hatte sich zu diesem Gegenstände bei fällig geäußert, auch mit einem damals zur Vorlage gelangten bezüglichen Projekt im großen Ganzen ein verstanden erklärt, zur weiteren Prüfung der Ange legenheit aber eine Kommission, bestehend aus den Herren Steyer-Reinholdshain, Hauptmann Friedrich- Theisewitz, Oehmichen-Berreuth und Oberförster Klette- Bärensels, erwählt. Diese Kommission unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmanns von Einsiedel und unter Zuziehung des Herrn Bezirksarztes vr. Flinzer hat nach eingehender Berathung ein anderweiles Projekt bearbeiten lasten und schlägt in dem heute im Drucke vorliegenden Berichte den Bau eines Bezirkskranken hauses nach diesem Projekte vor: Die Baukosten sind aus rund 35,000 Mark, die Kosten der inneren Ein richtung auf 6162 Mark berechnet. Die zum Bau vorhandenen Mittel (Wettinstiftung u. s. w.) betragen ca. 41,000 Mark: Die Verpflegsätze des Kranken hauses sind zu 1 Mark für Armenverbände, 1 Mark 25 'Pf. für Krankenkassen und 1 Mark 50 Pf. für Privatkranke einschließlich der ärztlichen Behandlung und Medikamente angenommen, ein etwa nöthiger Zuschuß zu den lausenden Verwaltungs- und Unter haltungskosten des Krankenhauses aber soll aus den Einnahmen an Kaufs- und Tanzabgaben, wie solche für hiesigen Bezirk zur Erhebung gelangen, gedeckt werden. Diese Kommissionsvorschläge standen heute zur Berathung und Beschlußfassung. Nach beendeter Vortragserstattung hierüber Seiten des Herrn Vorsitzenden brachte sofort Herr Abg. Klette, Mitglied der Kommission, folgenden Antrag ein: „Die Versammlung wolle sich mit dem Kommissions bericht für befriedigt erklären und unter Aushebung ihrer bezüglichen Beschlüsse vom 24. Oktober 1892 beschließen: 1. Die Wettinstiftung in ihrer bisherigen Weise vorläufig fortbestehen, und 2. den Plan, ein Bezirkskrankenhaus zu errichten, bis auf Weiteres aus sich beruhen zu lasten, aber 3. die Kgl. Amtshauptmannschaft ersuchen, die Angelegenheit fortgesetzt im Auge zu behalten." Dieser Antrag fand genügende Unterstützung. Der Antragsteller vermochte in seinen Ausführungen ein dringendes Bedürfniß für die Vorlage zur Zeit nicht anzuerkennen, bezeichnete auch, da erfahrungsgemäß bei Bauten mit mancherlei Eventualitäten zu rechnen sei, die gegenwärtig für den Krankenhausbau verfüg baren Mittel als unzulänglich. Aus der etwa 1'/»stündigen Debatte ging hervor, daß man der Errichtung eines Bezirkskrankenhauses im Allgemeine» nach wie vor geneigt ist; es sanden daher auch die Kommissionsvorschläge mehrererseits warme Besürwortung. Die gegen die sofortige Bau- Aussührung gellend gemachten Bedenken finanzieller Natur waren jedoch nicht allenthalben zu beseitigen; man glaubte vielmehr, zur Vermehrung der Mittel mit dem Bau des Krankenhauses besser noch warten zu sollen, und es wurde denn auch schließlich der Klcttesche Antrag von der Versammlung angenommen. Darnach waren die Kommisfionsoorschläge als abge lehnt zu erachten. Anlangend den zweiten Brralhungsgegenstand, die Erwerbsverhältniste in Altenberg betr., so schilderte der Herr Vorsitzende auf Grund von Erörterungen u. s. w. die dermalige ungünstige Lage des Zinnbergbaues in Altenberg und die mißlichen Lohnverhältnisse der Berg arbeiter daselbst. Im Anschluß hieran wurde nach eröffneter Debatte hierüber aus der Mitte der Ver sammlung verläßliche Mittheilung von der Seiten der Zwitterstocks-Gewerkschaft für den 15. März d. I. be schlossene Entlastung eines großen Theiles der Beleg schaft gemacht. Nach längerer Aussprache gelangte die Versammlung zu folgendem — nach neueren Mitthei lungen hoffentlich sich erledigenden — Beschlüsse: „Den Bezirksausschuß mit der aufmerksamen Verfol gung der Angelegenheit zu beauftragen und demselben für den Fall des Eintritts eines etwaigen Nothstandes im Sinne von § 21 des Gesetzes über die Bildung der Bezirksverbände rc. vom 21. April 1873 in Form eines Berechnungsgeldes die erforderlichen Beträge aus Bezirksmitteln zur Verfügung zu stellen, um der Kalamität sofort mit Energie entgegenzutreten." Zwei der heute ausgebliebenen Abgeordneten er achtete man für entschuldigt, während gegen einen Abgeordneten die geschäftSordnungsmäßige Bestrafung wegen seines heutigen unentschuldigten Ausbleibens beschlossen wurde. Damit wurden die Verhandlungen, während welcher Herr Kreishauptmann Freiherr v^ Hausen wiederholt das Wort ergriffen hatte, geschloffen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Morgen Donnerstag findet bei uns der Frühjahrsviehmarkt statt und während des selben und die folgenden Tage veranstaltet der hiesige Ge slügelzüchteroercin bereits seine 8. Ausstellung mit Verloosung. Der Katalog zeigt, daß noch in keinem Jahre so viel Ausstellungsthiere anwesend ge wesen sind, als Heuer, und so wird der Interessent sicher in dem Besuche der Ausstellung volle Befriedigung finden und reichen Genuß haben. Auch die Loose sollen fast alle bereits verkauft sein. — Am vergangenen Montag wurde der zur Ver größerung des hiesigen Gottesackers vor zwei Jahren angekauste Theil desselben erstmalig in Benutzung ge nommen. — Am heutigen Mittwoch herrschte großer Sturm, der an Essen und Dächern, so vornehmlich auch am Kirchendache, mehrfach Schaden anrichtete. S Glashütte. Reichstagsabgeordneter O. Zimmer mann aus Dresden wird auch nächsten Sonntag, Nachm. 4'/» Uhr hier in Stadt Dresden einen Vortrag über die Nothwendigkeit der Bildung einer Mittelstands partei halten. — Der hiesige Gesangverein feierte am Sonn tag fein 34. Stiftungsfest. Die Mitglieder hatten sich mit ihren Familienangehörigen vollzählig eingefunden. Das fein gewählte Programm des Concerts, durch den neuen Dirigenten, Herrn Lehrer Hansch, eingeübt, wurde in bekannter vorzüglicher Weise vorgetragen, so daß die Sänger stürmischen Applaus erzielten. Ein stark frequentirter Ball beschloß den Familienabend. — Am gleichen Tage feierte der Militärverein Johnsbach im Gasthof „zur Bärenhecke" sein zweites Stiftungsfest. Dresden. Im Ministerhotel auf der Seestraße zu Dresden, woselbst im Winter die offiziellen Ball feste abgehalten zu werden pflegen, treten am nächsten Sonnabend gegen 60 Vertreter der verschiedenen Kulturstaaten Europas zu der mehrfach erwähnten internationalen Sanitäts-Konferenz zusammen. Der StaalSminister v. Metzsch wird dabei als Ehren präsident die Corona illustrer Männer begrüßen, woran sich der Willkommensgruß seilens des königlich preu ßischen Gesandten in Dresden, Grafen Dönhoff, schließen wird. Die Verhandlungen, welche in franzö sischer Sprache geführt werden, finden unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Mit den Berathungen der Konferenz verbinden sich zugleich, wie wir hören, ver schiedene Festlichkeiten zu Ehren der Delegirten. So findet ein Empfang derselben durch den König im Residenzschlosse statt. — Die Konferenz tagt vor Ostern zunächst 10 Tage und dann nach kurzer Pause nach Ostern vielleicht ebenso lange. Die österreichische Re gierung bereitet ein vollständiges Programm vor. Freiberg. Vom königl. Landgericht wurde am 6. März der Seiler Karl Friedrich Lang, am 12. März 1853 in Oberwiesenthal geboren, in Reichstädt wohn haft, wegen Rückfallsdiebstahls zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt. Frirdrichsgrün bei Zwickau. Im Jahre 1890 wurde von hier aus durch Aussendung eines soge nannten Lawinenbriefes von privater Seite unter Mit wissen und Kontrole des hiesigen Kirchenvorstandes zum Zwecke der hiesigen Kirchenverschönerung eine so genannte Schneeballsammlung ins Leben gerufen. Ein Jahr nachher wurde diese Sammlung von hier aus wieder Wirt und wurden alle Inhaber von be reits gesammelten Beiträgen gebeten, dieselben, ohne noch auf den Hintermann zu warten, direkt an den hiesigen Kirchenvorstand zu senden. Jetzt, wo die Kirchenverschönerung beginnen soll, wurde Abrechnung gehalten. Es ergab sich als Gesammtergebniß der „Lawinensammlung" die Summe von 10 Mk. 38 Pf. Die Befürchtungen gewisser Theoretiker von 1890, daß das gesammte Gold der Erde zur Bezahlung des Ge- sammtertrags der Sammlung nicht ausreichen würde, haben sich also in der Praxis nicht erfüllt. Plauen i. V. Der berüchtigte Einbrecher Max Hermann Stapf aus Schlettau, der unlängst aus dem Gefängnißhofe des Amtsgerichts in Weida entwich, aber in der „Herberge zur Heimath" in Auma durch den dortigen Gendarmen wieder verhaftet wurde, hat jetzt eine unfreiwillige Reise antreten müssen. Der äußerst gemeingefährliche Mensch, welcher sowohl auf eigene Faust, als auch in Gemeinschaft Anderer an zahlreichen Orten Thüringens, Sachsens und des Vogtlandes eine Menge schwerer Einbruchsdiebstähle verübte, wurde dieser Tage gefesselt unter bewaffneter Eskorte nach' hier gebracht, wo voraussichtlich die gegen ihn eingeleitete Untersuchung zu Ende geführt und seine Aburtheilung erfolgen wird. Die weitverzweigten Spuren seiner verbrecherischen Thätigkeit finden sich namentlich im Vogtlande. Schneeberg. Die hiesigen städtischen Kollegien beschlossen, dem Erzgebirgszweigvercin Schneeberg-Neu- städtel zum Bau eines Aussichtsthurmes auf dem Keilberge den Platz und die Bruchsteine unentgeltlich zu überlassen. Waldheim. Am Montag Abend versuchte ein Sträfling auszubrechen, nachdem er den Aufseher Paufler, der bei ihm in der Zelle nach einem entwen deten Meißel suchte, niedergestochen. Auf dem Kor ridor stach der Verbrecher noch die Aufseher Finster busch und Schietzel, sowie einen Sträfling nieder, der wegen guter Führung Aufseherdienst that. Erst auf der Treppe konnte der Sträfling festgehalten werden. Paufler ist Dienstag Abend 11 Uhr gestorben. Colbitz. Noch sind hier die Gemüther erregt über das räthselhafte Verschwinden der 17'/»jährigen Lina Müller und schon wieder geht eine aufregende Kunde durch unsere Stadt. In der Nacht zum 5. d. M. ge wahrte der mit seiner Frau von einem KindtaufS- schmause aus einem benachbarten Dorfe heimkehrende allgemein beliebte, im besten Mannesalter stehende Gutsbesitzer und Kirchenrechnungssührer Stecher in Schönbach bei Colditz, daß Diebe in das Wohnhaus seines Gehöftes eingestiegen waren. Im Begriffe, einen flüchtenden Dieb mit einem erfaßten Brette zu schlagen, erhielt Stecher von einem zweiten außerhalb