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Dresdner Journal : 23.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-23
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1897
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Dresdner 1897 168 Freitag, den 23. Juli, abends Amtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil geordnetenhause üben, das Vereinsgesetz morgen n» Kunst und Wissenschaft. a des Weimarischen zum taiser t hier vabcn tlichcr hm in gegen Havre Kon- Jrade sauk- l, 3, s«. ", t,» 11, 1, ». , s, 10, 8«*, », mittelbar bevorstände, die Wahrscheinlichkeit genom men wird. 10, 1150, , 5, 6«, lv, 115», td", 85». 5», 2lS*, nach- ichtem vrfen. jchen) V0N rplatz. reich Ern- Ptejenigen Klezieher unseres Mattes, welche es von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - Weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die Gebühr beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die da durch entstehenden Kosten richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Expedition des Dresdner Journals. 5», S50, 2, 25», 8. 3, 11»», ^3», Ü3», S, S50, 150, 2, , 7, 75», , S, S5V, 150, 2, , 7, 75», s, 95», 15», 2, Sso, 7, >0, 105», , 35», 4, 50. 85», S, >, 1, 15», , 63», 7, ( v, 10, 25», 3, , 75», 8, 03», 11, , 4, 43», 5», 10,3. 03«, 11, , 4, 43», 3», 10». l1, 1, 3, 11, 1, Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Strumpswaarensabrikanten Heinrich Gottlieb Paul in Limbach das Ritterkreuz I. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. vei„«»rei«: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark bv Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich 3 Marl; außer halb d«4 Deutschen Reiche- Post - und Stemprlzuschlag Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Frrnpr -Anschluß: Nr 1295 Zu deu Verhandlungen in Konstantinopel. Die Reutersche Meldung, nach welcher der Sultan das Jrade, betreffend die Regelung der Grenzfrage, unterfertigt hat, wird auch offiziell durch Mitteilungen der Botschafter aus Konstantinopel bestätigt. Unter normalen Verhältnissen wäre man demnach zu der Annahme berechtigt, daß die leitenden Persönlichkeiten am Bosporus endgiltig auf einen weiteren Widerstand gegen die Forderungen der Mächte verzichteten und daß die befriedigende Erledigung der wichtigsten und schwierigsten Frage bereits eine Thatsache sei. Damit wäre auch die Lösung der anderen zwischen Griechen land und der Türkei noch schwebenden Fragen ge sichert. Bezüglich der Bemessung der Kriegsentschadig ung ist ja die Differenz zwischen den türkischen An sprüchen und der Entscheidung der Mächte nur noch eine relativ geringfügige, und was die Kapitulationen betrifft, so hat man in Konstantinopel bereits erkannt, daß die Verwiiklichung der türkischen Wünsche gewisse Interessen der Großmächte unmittelbar berühren würde. Täuscht man sich nicht mehr über die Unmöglichkeit einer Auflehnung gegen Europa in finen Einzelheiten, bei welchen die Mächte nur prinzipielle Gesichtspunkte vertreten, so wird inan sich um so mehr mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, daß der Widerstand der Kabinette gegen eine Erschütterung der Grund lagen für die Währung der Rechte fremder Unter- thanen im türkischen Staatswesen nicht zu besiegen sei. Hier kommen materielle Momente von großer Bedeutung in Betracht und ist zugleich das Ansehen der Großmächte bei den auf türkische»! Gebiete leben den Europäern engagiert. Die Pforte kann in der Kapitulationsfrage vielleicht manche untergeordnete Zugeständnisse erlangen; eine Reform im Sinne der wyr- - 0. 21 I. gegen iafflew tovelic izimon ltschew ich daß habe. Zu dem -iplomatifchtu Stellenwechsel in Rußland wird uns aus St. Petersburg geschrieben: Der kürzlich erfolgte Wechsel im auswärtigen Staatsdienste hat hier nicht überraschen können, nach dem diese Veränderungen schon eine geraume Weile vorher mit Bestimmtheit angekündigt worden waren. Dennoch hat namentlich die Versetzung des Hrn. Nelidow nach Rom jetzt wieder zu allerhand Er örterungen, mehrfach und zumeist außerhalb Rußlands auch zu der irrigen Annahme Anlaß gegeben, daß dieser um die Erstarkung des russischen Einflußes in Uildiz-Kiosk, sowie um den nunmehr gesicherten Ab schluß der Friedensverhandlungen am Goldenen Horn verdiente Diplomat dem „neuen Kurse" der russischen auswärtigen Politik im Orient, den er für minder ersprießlich als den alten halte, aus dem Wege zu gehen gewünscht habe. Diese Deutung ist aber nicht stichhaltig; in den diesbezüglich wohlunter richteten russischen Kreisen hat man die Meinung, daß Nelidows Dienste jetzt, nachdem der türkisch griechische Konflikt ausgeglichen worden ist und da die „orientalische Frage" in absehbarer Zeit nicht wieder den Gegenstand verwickelter diplomatischer Aufgaben bilden dürfte, in Rom besser verwendet werden können. Die Beziehungen zwilchen Rußland und Italien gelten als durchaus freundschaftliche, ins besondere nach der durch die letzte Heirat im italienischen Herrscherhause bewirkien verwandschaftlichen Annäherung zwischen den Höfen von St. Petersburg und Rom. Nach dieser Richtung hin würde es keinerlei Korrekturen in den beiderseitigen diplomatischen Vertretungen be dürfen. Die bewährte Kraft Nelidows soll vielmehr am Quirinal dahin sich bethätigen, in wirksamer Weise zur Herbeiführung der früheren freundschaftlichen Verhältnisse zwischen Italien und Frankieich bei zutragen. Wenn die bisherige Spannung zwischen diesen beiden romanischen Staaten unter der Ver mittelung der russischen Diplomatie einer gegen seitigen Annäherung sowohl in politischer wie auch in volkswirtschaftlicher Beziehung Platz machte, würde das Prestige des Zarenreiches auch im Südwesten Eu opas in dem Maße gehoben werden, wie dies in letzter Zeit im Osten wesentlich infolge der glücklichen Thätigkeit Nelidows am Hofe des Sultans geschehen ist. Außerdem wird Nelidow in Rom Gelegenheit haben, dem englischen Einflüsse auf den Quirinal mit demselben, für Rußland erwünschten Erfolge ent gegenzuarbeiten, wie er es am Goldenen Horn zu- wegegebracht hat. Außerdem dürfte Italien, nach Ansicht der russischen Preßpolitiker, eine werkthätige Unterstützung Rußlands willkommen sein, um die Unterhandlungen mit Abessynien bezüglich der künf tigen Grenzen der erythräischen Kolonie zu möglichst vorteilhaftem, ehrenvollem Abschluß zu bringen. Nelidow wird also auch in Rom lohnende Aufgaben vorfinden und Gelegenheit haben, im Sinne seines Monarchen den friedlichen Vermittler zu spielen. Die übrigen Verschiebungen in den diplomatischen Stellen sind von geringem politischen Belang. Man nimmt hier an, daß der neue russische Botschafter am Goldenen Horn, Sinowjew, weder den Auftrag noch auch das Talent habe, der russischen Politik im Orient eine neue Richtung zu geben, und den übrigen diplomatischen Vertretern bietet sich an den Höfen, wo sie neubeglaubigt erscheinen, keine Anregung zur weltumstürzenden diplomatischen Thätigkeit. Allenfalls verdient noch die Versetzung des bisherigen Residenten in Eetinje, des Hrn. Argyropulo nach Teheran insofern bemerkt zu werden, als durch die Übertragung des Gesandtschaftspostens am persischen Hofe an diesen Aniänger im diplomatischen Dienst den von der eng lischen Presse verbreiteten Gerüchten, wonach die Besitzergreifung Persiens durch Ruhland schon un- Dresden, Zwingerstr. 20 Fernspr.-Anschlub: Nr 1SSL. oot. !N. Gedicht: Flieh Täubchen flieh" von Max Morris, „ Goethe und Gerard de Nerval" von LouiS P Betz und „Goethes Tod und Wien" von Robert F. Arnold, ist die erstgenannte von Scheidemantel eine Fortsetzung und Folge einer früheren, als wissen- uw s Uhr. Nich), iUhr >Uhr. Mch): Tieck- ktage, 8 Vt., )ürer- 19 1. türkischen Forderungen kann aber nicht im Zusammen hänge mit dem Zufallsereignisse des türkisch griechischen Krieges, sondern nur dann erfolgen, wenn die Ent wickelung der inneren und speziell der administrativen Verhältnisse des ottomanischen Reiches allen aus ländischen Unterthanen, die sich dort angesiedelt haben, einen gesicherten Rechtsschutz verbürgt. An das Vor handensein solcher Bürgschaften vermag man aber heule nicht zu glauben, da jeder Tag die Kunde von Willkürakten der türkischen Provinzbehörden bringt. Allem Anschein nach haben die türkischen RegierungS- kreise in richtiger Würdigung der Dispositionen der Mächte die Aussichtslosigkeit weiterer Bemühungen in der Kapitulationssrage, die übrigens in den eigent lichen Friedenskonferenzen gar nicht erörtert wird, bereits erkannt. In Bezug auf die Kriegsentschädigung sind die Gegensätze schon nahezu beglichen. Man darf daher vermulen, daß der Sultan und die Pforte eine Übertragung ihres Widerstandes gegen die Ent scheidungen der Mächte auf neue Gebiete nicht planen, wenn sie sich endlich in der Grenzfrage ohne Vor behalt jenen Entscheidungen anbeauemen. Der Ab schluß des peinlichen Schauspieles der über alle Ge bühr verschleppten Verhandlungen wäre sonach erzielt — wenn die Ünterfertigung des Grenz-Jrade wirklich das Ende aller von türkischer Seite in di-ser Einzel frage beliebten Verschleppungsversuche bedeutet. In diplomatischen Kreisen hegt man die Hoffnung, daß dem so sei. Freilich haben die Erfahrungen der letzten Wochen gezeigt, wie wenig die ottomanischen Staats männer davor zurückfcheuen, Zusagen, welche anscheinend in unbedingt bindender Werse erteilt wurden, binnen kürzester Frist in einer für die fremden Vertreter verletzen den Form zurückzunehmen Mit ähnlichen Zwischenfällen muß man auch heute noch rechnen. Eine günstige Auffassung der neuesten Wendung wird aber immer hin dadurch unterstützt, daß diese Wendung das mittel bare Ergebnis sehr drastischer Mahnungen war, welche in den letzten Tagen während der von türkischer Seite hervorgerufenen Unterbrechung der Konferenzen nach Konstantinopel ergingen. Diese Mahnungen waren so geartet, daß sie auch dann nachwirken dürften, wenn in Konstantinopel die Neigung zu Verschleppungs- Versuchen, zu nachträglicher Schmälerung der schon eingeräumten Konzessionen abermals erwachen sollte. Auf türkischer Seite hat man bis vor kurzem der An schauung gehuldigt, eine Einigung der Mächte über die Durchführung von Zwangsmaßregeln sei in keinem Falle zu besorgen Die Kundgebungen, welche man seit Wochenfrist empfing, dürften diesen Glauben er schüttert haben. Es ist wohl richtig, daß an manchen Stellen eine gewisse Antipathie gegen jenen Plan herrscht. In Konstantinopel darf man aber nicht übersehen, daß diese Antipathien gerade durch die hartnäckige Ablehnungspolitik der Pforte allmählich abgeschwächt werden und daß die Fortsetzung dieser Politik das erste Mittel zur Anbahnung eines Ein vernehmens Europas bezüglich der Zwangsmaßregeln wäre. Die Mächte sind durch das Interesse an einer baldigen Klärung der Orientlage und zugleich durch ihr Wort gegenüber Griechenland verpflichtet, eine weitere Verzögerung des Friedensschlusses unbedingt zu verhindern. Ihr Verhalten ist daher nicht allein von allgemeinen Empfindungen und Erwägungen ab hängig Sie befinden sich in einer Zwangslage und in Konsequenz dieser Thatsache müßte die Pforte bei der Fortdauer ihres Widerstands gegen die Beschlüsse Europas Gewaltmaßrcgeln zu kosten bekommen. Mit Scheingründen wird man sich in Konstantinopel nun nicht mehr über den Ernst des Augenblickes hinweg täuschen können, und deshalb dürfte auch den neuesten „günstigen" Meldungen vom Bosporus mehr Wahr heit innewohnen als den früheren erfreulichen Ver heißungen. Das Goethe-Jahrbuch für >897. (Schluß.) Die selbständigen Aufsätze des „Goethe-Jahrbuchs" zeigten von jeher und zeigen jetzt mehr als je ein doppeltes Gesicht Neben den auf Goethische Werke und Lebensverhältnisse bezüglichen Abhandlungen, die natur gemäß im Laufe der Jahre vielfach vom Einzelnen ms Einzelste geraten sind, stehen Arbeiten, die nur einen gewissen entfernten Bezug zu dem Dichter haben und gleichwohl der Beschäftigung mit ihm ihre Entstehung verdanken. Als eine vortreffliche Studie dieser Art er scheint im diesmaligen Jahrbuch „Das Stadtbild Roms zur Zeit Goethes" von Emil Sulger-Gebing, in der der Verfasser den Versuch unternimmt, an der Hand der Goethischen Aufzeichnungen und mit Zuhilfenahme der Werte von Johann Jakob Volkmann, K PH Moritz, Ridolfino Venuti, der bildlichen Darstellungen von Giuseppe Vasi, G. B Piranesi, das Rom Pius VI und der Jahre 1786 und 1787 vor Augen zu stellen Für den, der das heutige Rom kennt, hat es natürlich doppelten Reiz, die Erweiterungen, Veränderungen — leider zum Teil auch Verwüstungen der gegenwärtigen Stadt mit den Bauten und TffimmeiJätten zu vergleichen, die der Dichter vorfand und die ihm so allmächtige Eindrücke hinterließen Städtebilder dieser Art würden Teilnahme erwecken und belehrend wirken, auch wenn sie nicht Goethe zum Anlaß hätten, und insofern muß man der sorgfältigen Arbeit allgemeinere Bedeutung zuerkennen Unter den fünf enger an Goethes Dichtung und Leben angeschlossenen Abhandlungen: „Neues zur Entstehungsgeschichte von Goethes Torquato Tasso" von Ed Scheidemantel, „Zu Goethe» philosophischem Aufsatz" von Fr Braß, „Goethes Gymnasiums veröffentlichten Schrift „zur Entstehungs geschichte des Tasso", für deren den bisherigen Annahmen mannigfach widerstreitende Ansichten der Verfasser im Goethe-Schiller-Archiv urkundliche Belege gefunden hat, die seine früheren Ergebnisse bestätigen und noch mehr Licht über den Entwickelungtzgang des Tasso verbreiten Es handelt sich dabei freilich um die Erörterung von Fragen, die nur den engeren Kreis der Goethephilologen beschäftigen und fesseln können, denn welcher genießende Leser des „Tasso" wird an der durch Vergleichungen der Handschriften und Quittungen des Sekretärs Vogel er mittelten Entstehungsfolge der Szenen tieferen Anteil nehmen, wenn ihm auch natürlich die Thatsache interessant sein wird, daß der Dichter seine letzte Bearbeitung der Tassodichtung mit dem fünften Akt im unmittelbaren An schluß an seinen schmerzlichen Abschied von Rom be gonnen hat Von allgemeinerer Bedeutung, insofern er die all gemeine Frage nach dem Verhältnis Goethes zur fran zösischen Poesie und Litteratur in seine Darstellung und Betrachtung hereinzieht, ist der Aufsatz von Louis P. Betz „Goethe und Gsrard de Nerval", der den vielgenannten Faustübersetzer und Vorkämpfer deutscher Poesie in Frank reich gegen Geringschätzung und falsche Anklagen in Schutz nimmt, während er anderseits die von den französischen Romantikern nach und nach aufgebrachte Legende von der gewaltigen Schätzung und Überschätzung des jugendlichen französischen Poeten durch Goethe, eine Legende, die sich auf ein paar Sätzen Eckermanns aufgebaut hat, ent schieden bekämpft. Freilich wird nicht leicht jemand die Meinung de» Verfasser» teilen, daß das weite interessante und unbedingt eine Mehrheit finden würde! Für die sozialdemokratischen Blätter ist der Gedanke an eine Annahme des Vereinsgesetzes der denkbar unbe haglichste Wenn sie auch noch so oft die alte abgebrauchte Phrase wiederholen, daß ihnen ein solches Gesetz nur Wasser auf ihre Mühlen liefern werde, zeigt sich nur allzudeutlich die Furcht vor dem Gesetze. Der „Vorwärts" äußert sich über die morgen bevorstehende Abstimmung im Abgeordnetenhaus? folgendermaßen: „Es ist ein Ent scheidungstag Für die Nationalliberalen wie für die Sozialdemokratie, wie für die gesamte politische Entwickel ung Preußens und Deutschlands Für die national liberale Partei handelt es sich um Sein und Nichtsein. Für die Sozialdemokratie handelte« sich, ob ihr neue, Schillers und Goethes in sich ausgenommen hatte, war es, der die junge Künstler- und Litteratenschar des Atelier Rioult in die „wilde Bergschlucht de« NomanticiS- muS" führte und für die Hernanischlacht einexerzierte Mit Nervals schlichter Faust- und Jntermezzoübersetzung betritt die französische Übersetzungslitteratur neue Bahnen. Statt das Original nach französischem Muster zuzustutzen, zu verballhornen, sucht sie nun ohne Konzession an den französischen Geschmack und ohne selbstsüchtige Motive all mählich Geist, Ton und Farbe wiederzugeben. Dadurch fördert sie indirekt die natürlichere Gestaltung der franzö sischen Sprache und Poetik Der sogenannte „eoüt elMis" der klassischen Diktion wird geläutert, aufgefrischt Der Übersetzer schnallt das fremde Dichterwerk nicht mehr auf da« Prokrustesbett des klassischen Stils und der französischen Eleganz, sondern mehr und mehr strebt er darnach, die fremde Blume aus den einheimischen Boden zu verpflanzen, ohne daß allzuviel von ihrer Farbe und ihrem Dufte ver loren geht „Ich darf den Inhalt de« Faust als bekannt voraussetzen, denn da« Buch ist in der letzten Zeit auch in Frankreich berühmt geworden" schreibt Heine in der „Romantischen Schule" 1836. Goethe ist nun nicht mehr bloß „l'auteur 6e VVertber", bald wird er überhaupt nur noch „lauteur kaust," genannt worden Mag auch der Faust nicht so durchschlagend und auffallend auf die französische Litteratur eingewirkt haben, wie Werther« Leiden, so beruht die vielfach ausgestellte Behauptung, eS sei die Bewunderung sür den Faust unfruchtbar gewesen, „es sei diese mächtige Gestalt, der ganz Europa sich beugte, den Franzosen völlig fremd und von ihnen nie dem Wesen nach aufgesaßt worden" (Brande«) teil« auf Irrtum, teil» aus Übertreibung. Ich möchte sogar behaupten, daß der Faust in Frankreich tiefere und deutlichere Spuren hinterlassen al« in Deutschland selbst, wo er nicht auf solche Gegensätze im Bestehenden stieß Die holde Gestalt de« Gretchen hat gerade dort, des Kontraste« mit den so ganz ander« gearteten Heldinnen der franzö- Tagesgeschichte. TreSde», 23.Juli. Se.Majestät der König kamen heute vormittag vonPillnitzinsResidenzschloßzuDreSden und nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister rc. sowie militärische Meldungen entgegen. Nachmittags um I Uhr geruhten Se. Majestät den nachgenannten Herren Audienzen zu erteilen: Oberfinanzrat Gasier- städt, Mcdizinalrat Or. Lehmann in Untergöltzsch, Oberförster Schneider in Wildenthal, Landrichter Jost in Freiberg, Prof. Gußmann, Kassenkontrolleur Hauffe, Untersteuereinnehmer Müller in Schellenberg und pensionierter Briefträger Gneuß in Pirna. Sodann empfingen Se. Majestät eine aus den Herren Stadl- rat Weigandt, Oberpostsekretär Haase und Hofjuwelier Jähne bestehende Deputation der privil. Dresdner Bogenschützengesellschaft, welche dem Könige die Ein ladung zum diesjährigen Festfchießen unterbreitete. Ihre Majestät die Königin trafen heute vor mittag, von Pillnitz kommend, gleichfalls in Dresden ein, zeichneten die Internationale Kunstausstellung mit einem Besuche aus und verweilten längere Zeit im Residenzschlosse. Nachmittags kehrten Ihre Ma jestäten der König und die Königin ins Sommer- hoflager Pillnitz zurück. TeatfcheS Reich. * Berlin Sc Majestät der Kaiser sind am Mittwoch abend nach guter Fahrt in Gadwangen eingetroffen. — Wie verlautet, werden Se. Majestät am 30 Juli abends oder am 31. Juli morgens wieder in Kiel ein treffen Der Antritt der Reise nach Rußland auf der „Hohenzollern" soll dann am 5. August erfolgen — Die nationalliberale „Rheinisch-Westfälische Zeitung" schreibt: „In den Blättern wird vielfach ver sucht, die Bedeutung der Erklärung der Industriellen de« Regierungsbezirkes Köln mit dem Hinweis abzuschwächcn, daß die Unterzeichner doch nur eine Minderheit seien Es sei deshalb ausdrücklich betont, daß die mitgeteilten Unter schriften in wenigen Tagen aus eine eilige Umfrage zu- fammenkamen; inzwischen haben zahlreiche weitere Firmen, wie die Sieg-Rheinische Hütten-Aktrengesellschast, Friedrich WilhelmShütte, Steingutfabrik Mehlem bei Bonn ihren Beitritt erklärt Schließlich ist darauf hinzuweisen, daß erfahrungsgemäß immer nur ein Bruchteil der Bevölker ung oder der beteiligten Klassen öffentlich auftritt und vor allem in Fällen wie hier, wo man unter dem Drucke der Not dazu übergehen muß, seine eigene Partei, welche auf falsche Wege geraten ist, zu bekämpfen Sicher ist, daß die gewaltige Mehrheit der Industrie nicht nur im Regierungsbezirke Köln, sondern in ganz Rheinland und Westfalen für das VereinSgefetz ist" Auch in anderen Teilen Preußens scheinen übrigens die nationalliberalen Wähler gegen ihre Vertreter Stell ung nehmen zu wollen. Wenigstens läßt sich die „Vossische Ztg" aus Meiningen telegraphieren: Der Abgeordnete Paasche wird von den hiesigen Nationallibcralen gedrängt, im Abgeordnetenhaus für die Herrenhausbeschlüsse zur Vereinsqesetznovelle zu stimmen Soviel steht fest, daß ohne den starren Zwang, den die Fraktionsleitung des Zentrums und der Nationalliberalen auf die Parteianaehörigen aus- dankbare Forschungsgebiet der litterarischen Wechselbeziehun gen zwischen Goethe und Frankreich so gut wie brach läge. Kaum irgendwelche Gesamtdarstellung von Goethes Ent wickelungsgang und kaum irgend welche eingehende Studie über die deutschen Einwirkungen auf Frankreichs Litteratur wird diese wichtigen Beziehungen außer acht gelassen haben Welche Gefahr es aber einschließt, sich einem allzu panegy rischen Ton just auf diesem Gebiet zu überlassen, das belegt die Arbeit von Betz selbst, die uns schließlich glauben machen möchte, daß der Faust in Frankreich tiefere und deutlichere Spuren hinterlassen habe als in Deutschland und die dem zufälligen Worte Goethes, daß ihn in jüngeren Jahren die Aufführung der Meisterwerke der französischen Bühne derart ergriffen habe, daß er damals den ersten Gedanken faßte, sich dem dramatischen Beruf zu widmen, eine viel zu hohe Bedeutung beilegt, gegen über der Energie, mit der sich der Jüngling in Straß burg von den letzten Resten französischer Einwirkung befreite. Der Kritik, die in Deutschland und neuerdings in Frankreich an der Prosaübersetzung Gerards geübt worden ist, setzt Betz die Worte entgegen: „Der Faust Nervals ist heute noch in Frankreich von den einigen zwanzig Faust dearbeitungen der bedeutendste und geschätzteste. Er ist vor allem der litterarhistorisch interessanteste Er erlebte bis zum Jahre 1853 vier Auflagen und wurde seither wieder holt neu herausgegeben. Dem Erfolg seiner Übersetzung verdankte Gerard de Nerval seinen jungen Ruhm; sie hat ihm die Gönnerschaft Viktor Hugos eingetragen, bei dem er von nun an ein- und ausging Nerval war es, der alle die rührigen und empfänglichen (öeister des unter seiner Führung stehenden „petit cönncl«" mit der deutschen Poesie bekannt machte. Zwanzig Jahre später erzählt noch Thöophile Gautier, wie ihnen allen da« reiche Wissen und besonders die sprachlichen Kenntnisse ihre« Klubhaupte« imponierten Nerval, der sich in die dramatischen Ab handlungen A W Schlegels vertieft und die Dramen
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