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Elb^eitung. Amts- unö Anzeigeblatt für das Königs. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark Vierteljahr!, zn beziehen. — «esc- Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 8 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh V Uhr erbeten. — Preis für die gc- 1884. KK Schandau, Mittwoch, den 27. August spaltene CorpuSzeilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbcreinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-BürcauS von Haasenstcin L Vogler, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. Politische Wcltschau. Die in den letzten Tagen von der afrikanischen Westküste cingctroffencn Nachrichten haben die erfreu liche Kunde gebracht, daß dort wicdcrnm verschiedene Lälidcrstrichc, wo sich bisher private deutsche Besitz ungen befanden, nntcr den Schlitz dcö deutschen Reiches gestellt worden sind. Zunächst ist das CamcrunSland, am Meerbusen von Guinea, vom Gcneralconsnl Or. Nachtigal, welcher sich au Bord dcö KauoucubootcS „Mövc" auf dem Wege nach dem Congo befindet, dnrch Aufhisscn der deutschen Flagge unter die Pro tcclion dcö Reiches gestellt worden, weiter ist dasselbe aber auch an drei andern Punkten Wcstafrikaö ge schehen, nämlich an Bch Beach, Bagcida und an dem Strich Danoc an der Goldküste. Es liegt über diese Vorgänge eine Fülle von znm Theil sehr interessanter Mitlhcilnngen vor, deren Wiedergabe an dieser Stelle wir nnö enthalten müssen, doch wollen wir hier kurz Lcgistrircn, waö die „Köln. Ztg." über Cameruuöland sagt: „Während Lüderitzland (die von der „K. Z." vorgcschlagcue Bezeichnung für Angra Pcgncna) 26 Grad südlich dcö Acguators zn meilenweit aus wüsten Sandhügeln besteht nnd als Ackerbau Colonic uur iu sehr beschränktem Maße in Betracht kommt, ist das nnr 4 Grad nördlich vom Aegnator obliegende CamcruuS ganz außerordentlich fruchtbar, gilt in ge. snndhcitlichcr Beziehung für einen Curort allerersten Ranges, hat eine Hafcnbucht, die zu den landschaftlich schönsten Pnuktcn der Erde zählt, und vortreffliche Ankerplätze. Camcrunö soll weitaus die werlhvollste Besitzung an der ganzen Küste sein, nud schon heute kann man feststcllcn, daß wir von allen Böllern nm diesen Besitz beneidet werden, nm so mehr, da unsere Erwerbung so ganz und gar unanfechtbar ist." Waö Bey Beach, Bagcida und die Danoe-Küstc anbclangt, so müssen hierüber erst nähere Mitthcilnugcn abgc- wartet werden. Somit weht denn das Banner dcö deutschen Reiches an drei verschiedenen Punkten West- Afrika's, denn auch iu Angra Pcgncna soll die deutsche Flagge durch die Cnrvettc „Leipzig" aufgchißt wordcu sein, womit also auch diese erste deutsche Colouial- crwcrbuug unter den officiclleu Schlitz des Mutter landes gestellt sein würde. Hoffen wir, daß cs mit dieser kräftigen und dabei doch maßvollen Colouial- Politik der Ncichsregicrung zur Ehre und Wohlfahrt dcö Reiches auch in Zukunft weiter gehen wird! In Wcstafrika sind, wie wir dem „Hannöverschen Courier" entnehmen, inögcsammt 14 hamburgische Firmen vertreten, die wohl mehr als 60 Factorcien dort besitzen. Bon diesen 14 Firmen entfallen ans Sierra Leone 1, Liberia 1, Akkra au der Goldküstc 1, Whydah 1, Groß uud Klein Popo 2, Lagos 2, Ca mcruns bis Corcöco-Bay 2, Gabun 3 uud Ambritz 1. Bremische Firmen gicbt cS in Alkra, Klein-Popo, Keta, Lagos (A. Lüderitz), Angra Pcgncna und Abda am Bolta. Für die hervorragende Stellung, welche Deutschland beim wcstnfrikanischeu Handel cinnimmt, ist cö bezeichnend, daß von Hamburg aus Dampf- schiffsliuicu (eine englische nud eine deutsche) mit monatlichen Fahrten die Verbindung mit jenen Ge genden nntcrhaltcn, während weder Holland, noch Belgien, noch selbst Frankreich, welches doch Colonien daselbst besitzt, eine regelmäßige Linie nach Wcstafrika aufzuweiscu hat. Die Wahluachrichtcu aus dem Reiche geben Zeug- niß von der fortschreitenden Bewegung anläßlich der kommenden Ncichötagöwahlcn und dürften nunmehr wohl in allen Wahlkreisen die Candidatcn nominirt sein. In den eigentlichen Wahlkampf dürften wir aber wohl erst im Laufe des nächste» Monats eiu- trctcn, da bis jetzt alle Vorbereitungen nnr den Cha rakter eines Plänklcrgefcchtcö tragen. — Bei der am 18. Augnst in Rostock staltgcfundcncn anderweitigen Wahl eines Ncichtagöabgcordncten ist der Senator Bchm (liberal) mit 3044 Stimmen gegen den Sattler Auer (Social-Dcmocrat) gewählt worden, welcher 415 Stimmcn erhielt. Die Landtagswahlcn in den Landgemeinden Obcr- östcrreichs und der Steiermark haben den Clcricalcn eine von denselben wohl nicht vcrmuthcte Schlappe gebracht. In verschiedenen Wahlkreisen, wo bisher stets nltramoutanc Abgeordnete gewählt wurden, sind diesmal die Clcricalcn gegenüber den vom Baucrn- Vcrcin anfgestclltcn Candidatcn nntcrlcgcn, was als ciu bedeutsames Zeichen zn betrachten ist, daß die an scheinend so festgcgründctc clcricalc Herrschaft in den österreichischen Alpculändcrn im Wanken begriffen ist. Die österreichische Negierung beabsichtigt, vier Kriegs schiffe zur besonderen Wahrnehmung der handels politischen nnd cousularischcn Interessen Ocstcrrcich- Ungarns zu entsenden. Diese Mission soll den Cor- vcttcn „Helgoland", „Aurora", „Fruudsbcrg" und „Saida" Zufällen, welche Ende August deu Ccutral- hafcn von Pola verlassen würden; ihr vorläufiges Ziel ist noch unbekannt. Der längst drohende Abbruch der Verhandlungen zwischen Frankreich nnd China und znglcich der diplo matischen Verbindung zwischen beiden Ländern ist nun zur Thatsache geworden. Noch am Freitag Abend hat Li-Fong-Pao, der chinesische Gesandte in Paris, mit den übrigen Mitgliedern der Gesandtschaft Paris ver lassen nnd ist ans seinen Posten nach Berlin zurück- gekehrt uud somit ist denn die Zeit der Worte uud des diplomatische» Räukespinneuö zwischen Paris und Peking vorüber nnd diejenige der Thntcn beginnt. Vor läufig scheint man aber französischcrscits noch nicht Willens zu sciu, den Krieg mit China nachdrücklich zn führen und in das Innere dieses Reiches einzndringen. Die Franzosen werden sich mit der Besetzung dieses oder jenes chinesischen Küstcnplatzcö begnügen und das Weitere abwartcn, wie man dies wenigstens den Au- dentnngen in den Pariser Blättern entnehmen kann. Den etwaigen Besorgnissen dcö Auslandes, daß die internationalen Handelsbeziehungen dnrch diese Occupa- tion geschädigt werden könnten, tritt dcr„Tcmpö"mit der Bemerkung entgegen, daß von einer Zerstörung oder Blokirung offener Häfen keine Rede sei und daß, falls sich die Besetzung eines commercicll wichtigen Platzes als Unterpfand als nölhig erweisen sollte, dies mit möglichster Schonung der fremden Interessen erfolgen werde. Vcrmuthlich wird das Arsenal von Fcmtchou, wo Admiral Courbet, der Oberbefehlshaber der fran» zösischcu Sceslrcitkräftc in den chinesischen Gewässern, mit dem größten Theile seiner Flotte vor Anker liegt, das nächste Object für das Vorgehen der Franzosen bilden. Es ist sogar wahrscheinlich, daß das Arsenal noch Ende voriger Woche von den Mariucsoldatcn Courbets besetzt worden ist. Die Vorbereitungen, welche man in Warschau an läßlich des signalisirlen Besuches des Kaisers Alexan der getroffen hat, sind nun im Großen und Ganzen beendigt. Noch aber ist der Zeitpunkt, wenn der Czar in der Hauptstadt Polens einzutrcffcn gedenkt, absolut uubekauut und waö die Dauer dcö Besuches anbclangt, so will man höchstens ans einen dreitägigen Aufent halt dcö Kaisers rechnen. Ans der Grenzstation Skicr- nicwice werden ähnliche Vorbereitungen, wie sic in Warschau gctroffcn, gcmcldct und dahin gedeutet, daß in dcr Umgcgcnd größere Jagden nntcr Thcilnahme dcö russischen Hofes abgchalten werden sollen. Auf dcr arabischen Halbinsel wüthet schon seit längerer Zeit ein Anfstand dcr Bcduincustämmc gegen die Pforte, welchen die türkischen Truppe» bis jetzt nicht habe» bewältigen können. Diesen Unruhen ist jetzt dcr französische Viceconsul in Acddah zum Opfer gefallen; derselbe wurde auf einer gleise im Innern Arabiens von Beduinen überfallen nnd gctödtct. Viel leicht gicbt dicscr Vorfall der französische!! Regierung Veranlassung, die Pforte gegen die Aufständischen zn nntcrstützcm Tages,qeschi ch t e. Sachse». Schandau. Die Mitglieder des hiesigen Gcwcrbcvcrcinö werden sich, wie aus einem Inserate dicscr Nnmmer zn ersehen ist, heute Mittwoch um 4 Uhr im Gasthausc zur Carola- brückc iu Wcudischfähre versammel», »m, nachdem die Herren Gcbr. Rößler in frenndlichstcr und ent gegenkommendster Weise dem Vereine den Eintritt in die Papierfabrik zn Prossen gestattet haben, die Besichtignng dieses ncnen nnd schcnswerthen Etablisse ments vorznuchmcn. Wenn dies — in dcr Zeit von 5—6 Uhr — geschehen ist, wird sich von Vs? Uhr au iu dem Saale des gedachte» Gasthofes dcr rühm lichst bckmmtc Zauberküttstlcr uud Bauchredner Herr Iwan i)licdick, genannt Oculorum, aus Finnland producirc», worauf vou 8 Uhr ab bei Orchcstcrmusik ciu Tnuzchcu stattfiudcn soll. Hosfcullich wird sich das Ganze zu einer recht gemüthlichcu Nachfeier der wohlgclungcncu Excursiou nach Tcplitz gestalte»! — Künftige» Oktober werde» es 25 Jahre, seit dem daö hiesige Hanptschulgcbälide vollendet nnd sei ner Bestimmlmg übergeben worden ist. Gleichzeitig vollzog sich im Jahre 1859 die Reorganisation dcö hiesigen Schnlwcscnö nnd dcr erste, der in das »c»- bcgründctc Direktorat berufen wurde, war Or. Karl Gärtner, dessen Lieder, von Jul. Otto trefflich iu Mäuncrchöre verwandelt, allüberall in dentschcn Lan den gcsnngcn werden imd von Literaturhistorikern wie Kurz u. a. rühmliche Anerkennung gefunden haben. I» der Ucbcrzcugung, daß die Freunde de» verstorbe nen Freund, die zahlreichen Schüler und Schülerinnen ihren ehemaligen Lehrer noch nicht vergessen haben, hat die Wittwe Dr. Gärtners nntcr dem Titel „Altcö und Ncncs" eine größere Anzahl bis jetzt noch »»- gedrncktcr Gedichte dcr Ocffcntlichkcit übergebe». Daö vortreffliche Werk, welchem dcö Dichters Bildiiiß ci»- gcfügt ist und welches nugcbnndc» znm Preise von 2 Mark in der Bnchhandlimg des Hrn. Lewnhn zu habe» ist, hat schon in viele» H»»derten vo» Exem plaren Verbreitung gefmidc». — Die Vorbereitungen zn den Festlichkeiten, welche ans Anlaß des deutsche» Schriftstellertagcs dcmuächst iu Schaudau stattfilidcii wcrdcu, habe» be reits seit Wochen begonnen nnd werden von dem gro ßen ans hiesigen Bürgern gebildeten Fcstcomitä in umfassender Weise fortgcführt. Wenn, was freilich die Hauptsache ist, dcr Himmel dem Feste durch frcmid- lichcu Scmucuschciu seine Gnnst erweist, so darf er wartet werden, daß sich die Festtage ganz außerordent lich genußreich gestalten und unserer Stadt eine große Anzahl Fremder zuführcn werden. Sehr viel Effect verspricht man sich auch von dem Schmucke, welcher an der Elbfront iu dcr ganzen Ausdehnung vou Bahr'ö Hotel bis zum Dampfschiff-Hotel Dank des opfer freudige» Entgegenkommens der sämmtlichcn dortigen Grtmdstücköbcsitzer von Seiten des Dccorationscomitoö in Aussicht gcuommcu wordcu ist uud nach ciucm wohlgclungcncu Plaue dcö hiesigen Bildhauer Herrn Hcyncrt in imposanter nnd geschmackvoller Weise vou deu Herren Zimmermcister Porsche, Tapczirer Han schild, Gärtner Kohlberg und Gärtner Beyer niiöge- führt werden wird. — Die am 25. Augnst erschienene 23. Nnmmer dcr Knrlistc weist 1229 Parteien mit 2747 Personen nnd 21800 Passanten nach. — Beim hiesigen Hanptzollamtc sind in der Zeit vom 9. Jannar bis mit 16. Angust d. I. überhaupt 5187 beladene Fahrzeuge zur Abfertigung gelangt. — Vorigen Sonntag unternahm dcr „Liedcrkraiiz" seinen zweiten Sommcrausflng. Als Reiseziel war dcr herrliche „große Dom" auserschen. Hier in die sem großartigen Natnrtcmpcl mit sciiic» gewaltigen Fclscugcbildcn und grünen rauschenden Bäumen, dar über dcr klarblaue Himmel, entfaltete sich ein reges fröhliches Leben. Ein guter Truuk nuö dem Keller dcö Sommcrhcrbcrgöwirthcs, Herr» Plaß, labte die dmstigcu Sängerkehlcn, daö edle Naß ließen sich aber auch die treuen Begleiter dcr Säuger, Francu, Jung frauen und Kinder, gnt schmecken. Dcr cdlc Mättner- gcsang wnrdc nuögicbig gepflegt, abwechselnd ertönte fröhlicher Kindcrgcsang von hoher Felsenklippe, anch war Seiten der Regie für ganz cxgnisite Schaustell ungen Sorge getragen worden. Es wurde» fremd-