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< Freitag, äen w. November INS. n. Jahrgang. /luer Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge D W^W-WU mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. KM-HWA «!nn Eprechstunü» s»r «e-akiton «il Ausnahme s»» Sonntag, nachmittag» »—s Uhr. — L,i»gramm.fi»r,ss,, Lagebla« ftueerzgeblrg». In« sprech« «. ' —E-- unverlangt eingefandt» Manufkrlvt» kann Sewtih» nicht geleistet «erbe». Nr. 2S2. Reue schwere Niederlage der Russe«. Fortschritte in den siedenbürgischen Grenzpässeu. Zur Vleöeraufrkchtung Polens. — Zknanzsorgen lm Vkerverband. — England verlangt Munltlonsdurchfuhr durch Schweden. — Nieder- fchmetterndes Ergebnis -er letzten ktaltenlschen Offensive. — Wilson zum Präsidenten -er vereintsten Staate« gewählt, nicht Hughes. Der Reichskanzler km Hauptausschuß über Grep's Rede, die Kriegsursachen, -le Zrage der Annexion öelgiens und die Zrtedeasftage. Die Beärückung äer Neutralen. Von Hermann vqm Rach, Legationsrat a. D. Als Lord Grey den Entschluß der britischen Kriegsbeteiligung begründete,, da verflieg er sich zu der Behauptung, England würde als kriegführende Macht nicht in eine viel schlimmere Lage kommen, als wenn cs neutral bliebe. Tiefe Prophezeiung hüt sich, insofern nicht bewahrheitet, als England im Lause der Zeit und unter dem Zwang der Verhältnisse ein sehr viel größe res Risito auf sich nehmen mußte, als das wür, zu dem es sich vertraglich verpflichtet Hütte, mit dem der Mi-> nister zu Kriegsbeginn rechnen zu dürfen vermeinte. Denn zum erstenmal in seiner an Kämpfen Überreichen Geschichte hat England den Kriegstribut im vollen Um fange mit dem Blute seiner eigenen Sühne entrichten müssen. Aber aus den Grehschen Worten kann Man die Voraussage herauslesen, daß die Lage der Neutralen sehr viel schwieriger werden würde als in frühe ren Kriegen. Tiefe Voraussage ist in vollem Maße ein getroffen, und die Prophetengabe des Ministers ist darum nicht sonderlich überraschend, weil England es ist, das die Erschwerung herbeigeführt hüt. Tie Sorge um die Volksernährung macht sich, auch bei den europäischen Neutralen geltend, und schon schreitet man in einzelnen Ländern zu Organisationen nach deutschem Muster, um den Lebensunterhalt sicherzustellen, legt man den Einzelnen den Zwang der Selbstbeschränkung auf. Tie Neutralen erblicken darin ein unabwendbares Ge schick, das getragen werden muß, Mit dem man sich schlecht und recht abfindet. Aber die schwerste Bedrük- kung für sie liegt nicht in dieser infolge deS Welt krieges unvermeidlichen Knappheit der Lobensmittel und Entwertung des Geldes, sondern in der Tatsache, daß das System der britischen Kriegführung auch die Neutralen in seine Dienste stellt unter brutaler Mißachtung ihrer eigenen Interessen und ihres Rechtes der Selbstbestimmung. England bean sprucht damit die souveräne Verfügungsgewalt über alle am Kriege Nichtbeteiligten, genau so, wie eS innerhalb der Entente die unbedingte Führung an sich gerissen hat. Es handelt nach dem Grundsatz: Was Englands Vorteil dient, ist gut, was ihm schadet, ist Moralisch ver werflich. Daraus ergibt sich für .jedermann in der Welt das Gesetz, sein Verhalten nach .britischem Willen einzurichten. In idealer Form wird diese Pflicht dadurch erfüllt, daß die gesarnte bewaffnete.Macht eine» jeden Landes der BerbandsfÜhrung zur Verfügung gestellt wird. Wo dies aber nicht erreichbar ist, da muß wenig stens das ganze Wirtschaftsleben auf die Unterstützung Englands und aus,die tunlichste Schädigung seiner Feinde eingestellt werden. , Wie wett die Eingriffe in Privatinteressen, die Miß achtung der Rechts- und Staatsordnung der Neutralen geht, zeigt der krasse Fall, der jüngst aus Norwegen gemeldet wurde. Sie haben eines Ihrer Schiff« ver kauft, ohne vorher die Erlaubnis der englischen Re gierung einzuholen, schrieb der britische Konsul an einen norwegischen Reeder, bet einer Wiederholung werden Sie keine Bunker kohle :nehr erhalten. Die prompte Ant wort lautete: Ta ich norwegischer Bürger bin, habe ich mit der englischen .Regierung nicht« zu schaffen. Kohle kann ich Wohl auch anderswo bekomiwen. Im übrigen habe ich bis jetzt nicht gewußt, daß Norwegen eine englische Kolonie ist. — Solche Fälle unbeugsamen Widerstande» beobachten wir selten. Lt« Regel ist, daß der brutale englische Zwang sein Ziel erreicht, mag dabet auch die Existenz de» Neutralen in die Brüche gehen. So würde kürzlich einem neutralen Schiffer die Ausfahrt au- einem englischen Hafen verboten, wenn er sich nicht verpflichtete, Bannware in Gestalt von Koh!-! len nach Italien zu verfrachten. Der Schiffer weigert« sich und blieb Im Hafen liegen. Als aver sein Geld auf gezehrt war und der Hunger sich meldete, unterwarf er sich dem britischen Zwange. Die Folge war, daß sein Bannwarenschtff von einem deutschen U-Boot« torpediert und er ruiniert wurde. Di« Bedrückung der Neutralen erfolgt nicht nur in LinzelMen, wo man sich unmittelbaren Vortev da- >II!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIi!!IIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIlIII»I»IIIlII MmtWWMGWW! (Amtlich). Großes Hauptquartier, 10. Nov. vorm. Westlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Kronprinzen Rupprecht Bei günstigen BeobachtungsverhaltMen war an vielen Stellen der Front die beiderseitige Feuertätigkeit lebhaft. Im Sommegebiet erfolglose feindliche Teilachgriffe bei Eaucourt, l'Abbaye, Gueudecourt, Lesboeufs uckd Prefsoire. Starke französische Kräfte gingen westlich von Sailly vor. Sie wurden zum Test im Nahkampf abge schlagen. Die Flieger setzten ihre tagsüber sehr reg« Tätig keit in der mondhellen Nacht fort. In den zahlreichen Luftkämvfen habe» wir im ganzen 17 feindliche FluMuge, die Mehrzahl beiderseits djer Somme, abgeschoffenj. Um sere Geschwader wiederholten ihre wirkungsvollen An griffe aus Bahnhöfe, Truppen- und Munitionslager, be-( sonders im Raume zwischen Peronne und Amiens. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generals Prinzen Leopold von Bayern. Unter Führung dos Generalmajors von Woyna stürmten brandenburgische Truppen und da» Infanterie- Regiment 4vi in der Gegend von Skrovowa in etwa vier Kilometer Breite mehrere russische BertetdtgungS, linien und warfen den Feind über den Skrvbowabach zu rück. Unseren geringen Verlusten stehen bedeutende blu tige Opfer des Feindes und eine Einbuße an Gefange nen von 4S Offizieren und 388V Man« gegenüber. Tie Beute beträgt 27 Maschinengewehre, 12 Minenwer- ser. Ter Russe hat auch hier wieder -ine schwere Nie derlage erlitten. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl. Unsere Angriffe im Gyergyo-Gebirge nehmen einen günstige« Fortgang. Gelände, da» irr den seit dem 4. November hier im Gange befindliche« Kämpfen ver loren gegangen war, wurde bereit» fast vollständig zu- rückgewonnen. Am Predeal-Wbschnitt wurde« westlich vv« Mznga neue Fortschritte gemacht und rwraäniM Gegenangriffe beiderseits der Paßstraße abgeschlagen. 188 Gefangen« und vier Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Beiderseits de» Alt erfolgreiche Gefechte, fn denen sich neben bayerischer Fnsanterte und österreichtsch'un- gartschen Gcbtrgstruppe« auch ««sek Landsturm! beson der» anügeichuete. Balkan-Kriegsschauplatz. Front des GeneralseldmarschallS von Mackensen. Bei Ginrgin erbeuteten Monitor- hwfch rumänisch» mit Petroleum beladene Schlepps. Ä» der Tvbrudscha keine wesentlichen Ereignisse. Mazedonische Front. SU* Lage ist unverändert. Der erste llNeneralquartt«rm»ist*l (W. T. v). Ludendorsf. III!I!!II!IIIIIII!IIII!II!IIII!IIIIIIIINII!IIII!I'IIIII!II!II!!!!III!>!!!!!I!!I!IIII»II!I!I!IIIIIIIIIIIIIIIM!»IIIIIIII Von verspricht, sondern allgemein, systematisch und un ter zynischem Eingeständnis der Mißachtung der davon betroffenen Länder in breitester > Oeffentltchkeit. Die englisch-russische Nowvje Wremja verkündete kürzlich eine Programmatisch« Begründung M die Bedrän gung der Neutralen r Bet der BekitiMPfung Deutschland» auf seiner nördlichen Front werden allerding» die In teressen jener kleinen neutralen Mächte leid»». Dies« Interessen erscheinen aver so unbedeutend, daß man st« recht Wohl außer acht lassen kann. Da» ist di» Ver kündigung HM krassesten LruKmW und die Forderung seiner Anerkennung durch die gänzlich am Kriege Un beteiligten. TaS ist die Ableugnung der durch Herkvm- men wie durch .zahllose Übereinkommen geschaffenem Grundlage für di« Beziehungen zivilisierter Völker un tereinander. Fürderhin sollen nicht Recht und Ge setz, sondern allein brutale Gewalt sie bestirnt» men. Wir fragen Lord Grey, wie dies« Praxi» sich zu der von ihm so emphatisch verkündeten Theorie stellt, in Zukunft das Verhältnis der Nationen durch schieds richterliche Vereinbarungen zu regeln, wir fragen, wo sind di« Garantien dafür, daß England selber sich an solch« Abmachungen hält?! Einzeln ohnmächtig, Haven die Neutralen es versäumt, sich zu wirksamem Wider stand gegen die britische Bedrückung zusammenzuschlie» tzen. Nur allmählich, mit kaum, bemerkbarer Steige, rung hat England den Druck verstärkt. Durch dies« vorsichtig« Taktik im Verein mit Manipulationen, die Einzelnen reiche Gewinne brachte, gelang es ihm, ein Zusammensließen d«S Widerstandes zu einem wirksamen Strom« zu verhindern. Mt dem steigenden Müschen Druck wächst natürlich auch di« Energie unsere» Wider stand« gegen seine Folgen Mr uns. Wenn dadurch gleichzeitig auch die Verlegenheit der Neutralen zu nimmt, unser« Schuld ist eS nicht. Nicht um die Neu tralen zu schädigen, sondern um Englands Schläge zu parieren, führen Wie die unsrigen. Noch lange nicht sind wir an der Grenze unserer HilfSmittel angelangt. Vie Unabhängigkeit Polenr. Halbamtlich wird mitgeteilt: Ein Berliner Blatt hat di« Behauptung ausgestellt, das preußisch« Staats ministerium hab« von dem polnischen Plan der Reichs leitung erst amtlich erfahren, al» schon alles feststand. Wir stellen fest: Da» Staatsmtnistertum Wurde selbstverständlich gehört, und zwar in jedem Stadium der Verhandlungen und vor Fassung endgültiger Be schlüsse. Es hat da» gesamte Für und Wider eingehend und zu wiederholtem Male durchgesprochen und sich auf den Boden der mit der kaiserlichen Kundgebung vom 5. November Ltngfletteten Politik gestellt. Ei« Manifest de» Zaren Wer Polen? Der Corriere della Sera bringt ein Petersburger Telegramm, wonach di« russisch« Reichsduma mit einem Manifest d«S Zaren über Polen eröffnet wurde. Die Auslassungen der russischen Presse Über die pol nische Frage wurden der Vorzensur unterstellt. T!ie La«v ver Polen im russische« Heere. Nach zuverlässigen Angaben russischer Gefangener polnischer Nationalität werden die im,russischen Heere stehenden Polen al» Versuchskanin chen behandelt. So wurden sie beim-Versuch« yeuer Gasmasken dazu ausersehen, die Masken aufzusetzen und Ga« auf sich anblasen zu lassen. An Fällen, in denen die Maske nicht ganz dicht War, Wurden die Leute krank. ES werden ausschließlich Polen zu diesen Experimenten im russischen Heere benutzt. Tie Haltung der Pole« in Ver Schweiz. Da» Wiener Deutsch« VokkMatt meldet au» Zü rich: Lite zahlreichen Polenverein« der freien Schwei bereiten eine allgemein« ZustlWMungGkundg« - bung Mr die Proklamation de» /reuen Königreich» Polen durch die Herrscher der Mittelmächte, vor. Der militärische Zuwachs für die Mittelmächte. Di« Pariser Presse rechnet den Neuen Zürcher- Nach, richten zufolge au», daß di« Mittelmächte durch die Pro-, klamterung de» Königreich» Polen ein«« militärischen Zuwachs von mehreren 100 000 Mann erhalten. Sie könnten die Polnischen Kriegsgefangenen in ihre Armeen einreihen, die über 200000 Mann zählten. Tie Rekrutenaushebungen der letzten zwei fälligen Satz,, gänge in Polen würden etwa 800000 Mann ,ergeben. N-1rW«sauM»m«nr W-mL Di» Neuen Zürcher Nachrichten melden au» Romr Die Agentur Stefanl »«richtet, daß Dieser Tage «n Rom, London und Pari» VmsimtmlumM der Polen statt-