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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189108063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-06
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.08.1891
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Nr. 18«. - 11. Jahrgang: «tle an jedem Wochentag Abend (mkt dem Latum de- folgenden Tages) zur Ber« Endung gelangende unparteiische Zeitung „SSchflscher Landes-Anzriger" mit täglich einem Lrjra-Beiblatt: 1. Meine Botschaft L. Sächsischer Erzähler ' ».Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei ». Sllnstr. Unterhaltungsblatt s Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg,, bei den Post-Anstalten 7b Psg. Sächsischer Donnerstag, «. August 18S1. -s.M Lmiiies-Ailtkilikr. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter der „Sachs. LandeS-AnzelgerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sander-Ausgabe als; „Chemnitzer: Gemeval-An zeige v" stir Chemnitz monatlich 4V Pfg. freiinSHausr außerhalb Chemnitz monatlich 60Pfg.mit Zutragen. PosizeiinngSprelslistefür 1891: Nr. ISIS. Der SSchs. LandeS-Anzeiger ist für da» Jahr l891 eingetragen in der deutsche» Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr- 641», in der österreichischen unter Nr- 3540. Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr;' Jllustr. Wcihnachlsviich (JahreSbnch). Verlags. Anstalt; Alexander Wied» Chemnitz, Theaterstraße Nr. ä. Fernsprech-Anschluß Nr. 18«. Telegr-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. außerhalb Sachsen tvoh»e»de Inserenten 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Pfg. angenommen werden, da Druck nnd Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. —> -Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes-AnzeigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Drahtnachrichten unsere- Anzeigers. Vom 5. August. Petersburg. Der „Grafhdanin" antwortet dem „Solei»": Jeder verständige Russe wisse, datz der Fortschritt, wie ihn die französische Intelligenz ver- stehe, keinesfalls der Boden einer politischen Einigung beider Länder sein könne. Je aufrichtiger die Shmpathieen find, nmsomehrfet es Pflicht, sowohl Frankreichs, als Rntzlands, ihre Wege getrennt zn gehen. Rew-Uork. Bei der Verfolgung der Mörder der Famitie Brnmfield in Virginia tödtete die Polizei acht Italiener. Sollten die übrigen Verbrecher eingefangen werde», so wird die Wiederholung der Lynchaffaire von New-Orleans befürchtet. Die Ermordung Brnmfield's war ein Racheakt, weit derselbe einen Italiener, welchen er beim Weizenstehlen ertappte, erschossen hat. (Siehe auch Politische Rundschau untcr „Amerika*.) Brünn. Ans der Station der Staatsvahn Rzecz. kowitz wurde ein Geldfchrank gestohlen, welcher später feines ganzen Inhalts beraubt aus einem Felde gefunden wurde. Lemberg. Rach einer Petersburger Meldung, welche polnischen Blättern zngeht, müssen nnnmehr infolge der Einwirkung Pobedonoszew's die jüdischen «anslente ihre Gefchäftsloeale am Sonnabend und an den jüdischen Feiertagen offen halten. Athen. In Kanea wurden achtzehn christliche Notablen, welche im Verdachte stehe», türkische Familien ermordet zu haben, verhaftet. Mehrere Verhaftete wurden im Gefängnisse schwer mihhandelt. Belgrad. Die Belgrader Stadtvertrelnng richtete an den Zaren ein Danktelegramm für den herzlichen Empfang des Königs. Der Zar verlieh dem Könige den Andreasorden in Brillanten; derselbe wurde dem Könige von den Söhnen des Zaren überbracht. --»7 " Das Trunksuchtsgesetz. Chemnitz, 5. August 1891. Im NeichSamte des Innern ist, wie schon mehrfach erwähnt, ein Trnnksuchtsgesetz ansgearbeitet worden, dessen Veröffentlichung »ach der Rückkehr des Kaisers erfolgen soll. ES kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, daß die Trunksucht ein schweres sociale- Leiden ist, daS sich in allen Stände» findet. Tritt es in den breiten Mafien deutlicher hervor, so ist das ganz natürlich, denn diese sind die zahl reichere». An Beispielen dafür, daß auch Personen, denen ursprünglich alle Freude» des Lebens offen standen, herabgekonimcn sind, fehlt es ebensowenig, wie an traurigen Episode» aus bürgerlichen Kreisen, in welchen Familienglück und materieller Wohlstand durch den Trnnl vernichtet sind. Nicht jeder Trinker hat mit dem Schnapse angefange», aber jeder hört schließlich mit ihm auf. Es giebt nichts, was die Menschen derartig entarte» läßt und dem Viehe nahe bringt als der Trunk, und gegen seine unheilvollen Folgen ist Niemand gesichert, Wer sich ihm einmal hingiebt. In Deutschland ist die Trunksucht leider Gottes stark genug verbreitet, aber doch sind bei uns die Ver hältnisse noch lange nicht so schlimm wie in anderen Länder», z. B. in England und Rußland. Ans England hat Mist Bismarck einmal im Reichstage ein für die dortige» Verhältnisse bezeichnendes Stückchen erzählt. Er kam in jungen Jahre» dort an eine», Sonntag-Morgen a». war in bester Laune n»d pfiff sich ans der Straße ein vergnügtes Lied. Ein biederer Engländer machte ihm Vorwürfe wegen des Pfcifens, das eine Sonntagsentheilignng sei, nnd dabei war der Mahner so betrunken, daß er nicht gerade stelle» konnte. Daß Ruß land das Land des Schnapses ist nnd daß von de» russischen Herrscher» nicht bloß Peter der Große ei» Trinker erste» Ranges gewesen ist, weiß Jedermann. Aber die schlechte» Zustände in anderen Ländern befreien »ns nicht von der Pflicht, bei uns de», Nebel nach Möglichkeit cntgegenzutrcten. Nur muß auf Eins Gewicht gelegt werden: Man darf das Laster der Trnnkfncht nicht bloß da angreifcn, wo es sich offen zeigt, inan nutz es auch da packen, wo es im Geheimen wuchert. Wenn dem nucunt olirbaren Schnaps- trinkeil von Betrunkenen entgegeugetreten werden soll, dann innß auch an den Stellen ein Riegel vorgeschoben werden, wo inan sich i»i Stillen dem Laster ergiebt. Geschieht das nicht, dann würde solche Gesetzgebung fortwährend de» Eindruck mache», als sollten nur die weniger gut situirten Bcvölkerungsclassen getroffen werden, nnd das Wäre ungerecht. Die Proceßacte» der Großstädte Welsen schlagend »ach, daß Personen der besseren Stände häufig genug im betrunkene» Zustande Straßer.scandale und sonstige Rohheiten verübt haben. Wen» Jemand von einem Betrunkene» geinißhandclt wird, so ist die Herkunft der Betrunkenheit glcichgilti'g. Die Verletzungen tsun gleich Weh, gleichviel ob der Excedent von Champagner oder Schnaps betrunken war. Mir könne» und müssen fordern, daß Niemandem sei» Recht, sich bei einem Glase zn vergnügen, eingeschränkt wird; es giebt trübe Stunden im Lebe» genug; aber es n»iß auch darauf gehalten werde», daß gewohnheitsmäßigen Trinkern — gut deutsch also Säufern — die Flasche höher gehängt wird. Mag der Trinker .sich eine Zehnthaler-Rechnnug für Champagner an einem Abende leiste», mag er für einen Thaler Bier trinken oder für eine halbe Mark Fusel, Einer ist nicht besser wie der Andere, Alle solle» und müsse» gleich behandelt werden. Vor allen Dingen muß auch dem Ilnwesen sogenannter Spaßvögel entgegeugetreten werden, die Personen zum übermäßigen Trinken verleite», um mit dem Sinnlosen sich allerlei Jnx z» erlauben. Es giebt nichts Verwerflicheres, und schon heute wird kein verständiger Wirth Derartiges dulden. Mab'ialimen zur Vorbeugung haben aber doch immer ihre ^^l'keil im eigenen Hanse ist mit gesetz- ^ Da muß denn um so strenger Helene aber war so Awstwe der Trunkenheit an Gesetzwidrig» " '"'gangen wird. Die' Trunkenheit dark fortan kein mildernder Umstand vor Gericht mehr sein, gleichviel welchem Stande der Trinker angehört. ES muß sich ei» Jeder darüber klar sei», was er vertrage» kann, und hält tr es nicht der Mühe für werth, hierüber mit sich selbst in'S Reine zu komme», dann hat er eben die Folgen zu tragen. Werden dann aber wirklich nur alle Strafthate». die im Zustande der Trunkenheit ausgeübt werden, erst in der Betrunkenheit geplant? Keincswegs. Die Zahl derjenigen Fälle, in welchen die Leute sich Muth antrinke», »»> irgend etwas zu thnn, waS gegen das Gesetz verstößt, ist recht groß, und es ist doch wirklich nicht abznsehen, wie man solchen Leuten »och mildernde Umstände znbilligen soll. Abge feimte Excedenten baue» auch schon auf die berühmten „mildernden* Umstände, und wenn im Laufe der letzten Zeit ihren Wünschen auch schon etwas weniger entsprochen worden ist als früher» so muß doch »och viel strenger durchgegriffen werdet:. Keine Cur wird nützen» die nicht mit vollem Ernste angefaßt wird. Es ist zweifellos, daß durch Thate», die im Trünke verübt wurden, schon unendliches Un glück angerichtet worden ist. Das schlimme Capitel vom „Messer* hat wesentlich durch de» Trunk seine jetzige Ausdehnung erfahren. Hier kann kein gefühlvolles Mitleid obwalten, hier heißt cs einfach: „Wer nicht höre» will, muß fühlen!" Im Jntcrcffe der Allgemein heit müssen einmal tüchtige Exempel staluirt werden, denn daß die Trunksucht für die Allgemeinheit eine Gefahr in sich schließt» ist ganz außer Frage. Daneben darf natürlich nicht versäumt werden, dafür zu sorgen, Personen, welche der Trunksucht cmhcimgefallen sind, wieder auf den rechten Weg zu führen. Die Errichtung von Trinker- Asylen, von Anstalten, welche der Besserung der Schnapstrinker ge widmet sind, wird mehr und mehr eine Aufgabe unserer Zeit werte». Ganz und gar das Schnapstrinken aus der Welt zu schassen, ist un möglich; der Branntwein kann in unseren Regionen nicht ohne Weiteres entbehrt werden, und darum niüffe» alle Anstrengungen nur dem Ziele gelten» ein Uebermaß zu verhüten. Warum soll dieses Ziel nicht erreicht werden können, besonders, wen» für billige Ersatz mittel für Branntwein Sorge getragen wird? Ueber dos Laster der Trunksucht in Deutschland ist Wohl schon recht viel gesprochen und geschrieben worden, aber zu allgemeinen »»ifassenden Maßregeln ist es »och nicht gekommen. Eine Enthaltsamkeitsbewegung wird bei uns nie Boden finde», darüber mag man sich nicht täuschen, aber dem Uebermatze zu steuern, damit wird jeder verständige Bürger ein verstanden sein. Politische Rimdschau. Chemnitz, den 5. August. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist Montag Abend 9 Uhr an Bord der „Hohenzollcrn" bei prächtigem Wetter in dem sonst durch seinen Regen berüchtigten Bergeneingetroffen. Die Kaiser yacht wurde bei ihrer Ankunft von der dent che» Corvette „Slosch", welche die Naaen bemannt hatte, und von den Geschützen der Festung Bergenhus salutirt. Am Dienstage statt.te der Kaiser dem deutschen Consnl nnd den schwedischen Behörden Besuche ab. Im Hasen von Berge» ließ der Kaiser von den deiitschen Schiffen Manöver vornehmen. Am Dienstag Abend erfolgte die Weiterreise nach Odde im Har- daugersjord. — Gegenüber entgegengesetzten Meldungen theilt der Berliner Hofbcricht mit, daß der Regent von Braunschwrig, Prinz Albrecht von Preußen, weder der Jubiläumsfeier des Posener Hnsaren-Negi meines, »och den Cavallerie-Manöver» bei Brombcrg beiwohnen wird. Auch zu den Manövern in Bayer» wird der Prinz den Kaiser nicht begleiten. — Aus dem französischen Flottenbesuche in Krön stadt zieht die „N. A. Z.* das Resultat, daß eine direct beunruhigende Wirkung in keiner Weise zu erwarten sei. Es sei aber nicht un möglich, daß man versuchen werde, verschiedene politische Fragen wieder»»! ans die Tagesordnung zu bringe», so Rußland etwa die Aufhebung der Neutralität der türkischen Meerengen und Frankreich d e Beendigung der englischen Occupatio» Aegyptens. So bald wird allerdings hierin kaum eine Acndernng erzielt werden. — In einer officiösen Petersburger Zuschrift der „Pol. Corr." wird die politische Bedeutung der Kronstädter Flottenbegegnung folgender maßen defiiiirt: „Wenn zwei Staaten, deren Negierungsfvri» und ge sellschaftliche Einrichtnngca so weit auseinandergehen, wie dies bei Rußland und Frankreich der Fall ist, sich trotzdem auf dem Gebiete der auswärtige» Politik so enge mit einander verbinde» konnte», so liegt die Erklärung hierfür nicht allein in den frennvschaftliche» Ge sinnungen der beiden Völker, sonder» mehr noch in der beiderseits dringend gefühlten Nothwcndigkeit, sich jener gefährlichen Jsolirung zn entziehe», in welcher der Eine wie der Andere durch das Bündniß der rivalisirenden Mächte gerathen war. Vor Kurzem noch bestand zwischen dem französisch-russischen Einveriiehme» und der Triple-Allianz ein schwerwiegender Unterschied. Das Elftere war lediglich als ein stillschweigendes Uebcreinkommen aufznfasse», welches ans die Interessen gemeinschaft der delheiliglen Mächte gegründet, dessen dauernder Be stand aber durch keinen formellen Vertrag gewährleistet war, während die drei gegnerischen Mächte eine solche formelle Bürgschaft besaßen. In diesem Zustande lag augenscheinlich ein großer Nachtheil für Rußland, denn von der einen wie von der anderen Seite kvnnte im gegebene» Momente eine plötzliche Aendcrung der Lage herbeigefnhrt werden, ein Rückzug oder gar ein Abfall von den bisyer gemcilisam verfolgten Zielen erfolgen. So ist es denn begreiflich, daß sich in beiden Ländern Stimmen erhoben, ivelche vor den möglichen Folgen eines etwaigen geschickten Versuches warten, das Einvernehmen beider Mächte zn stören, so daß keine derselben im Bedarfsfälle mit Sicher heit auf die Unterstützung der andere» zählen kvnnte. Man begann auf beiden Seiten, sich über diese» Pnnkt sowohl in besonderen Broschüre» als auch in Zeituiigsarlikeln ziemlich »naugenehmc Dinge zu sage», Das französisch-russische Einvernehmen war auf solche Weise gerade in seiner wichtigsten Grundlage bedroht, Ivelche bei dem Mangel formeller Verpflichtungen keine andere sein konnte als das weitest gehende Vertrauen deS einen Theiles in den anderen. Liber wen» eS auch den Interessen »nd Anschauungen beider Mächte nicht ent sprach, solche formelle Verpflichtungen einzugehen, durch welche drohende internationale Verwicklungen vielleicht gar beschleunigt werden könnten, so war es doch wenigstens unerläßlich, das in manchen Kreise» beider Länder erschütterte Vertrauen auf's Neue zu befestige». Beide Theil« fühlten endlich die Nothwendigkcit, einander greifbare Bürgschaften ihrer Einigkeit zu geben nnd durch eine nicht zu mißdeutende Kund gebung ihr enges Einvernehmen darzuthun. Dieser Zweck erscheint durch den Besuch der französischen Escadre in Kronstadt vollständig erreicht, und man braucht gegen eine solche Demonstratio» »m so weniger Bedenken zu tragen, als ja die Mächte der Triple-Allianz derartige Kundgebinigen wiederholt (p Szene setzte».* — An Stelle deS jetzigen EijenbahnministerS Thielen ist der Abtheilungsdirigent dei der Eiscnbahndircetion Berlin, Ober-Reg. Rath Reitzensteiu, zum Präsidenten der Eisenbahn- direction Hannover ernannt worden. E« — Der preußische Handels mini st er hat, wie mitgelheiÜ Ä wird, alle preußischen Handelskammern angewiesen, für eine Bctheiligung der Industrielle» an der Chicagocr Weltausstellung thälig zu sei». / — Commissare der anierikaiiischen Weltausstellung in Chicago, welche für daS Projekt Propaganda in Deutschland mache» sollen, sind in Berlin angekommc» und vom Reichskanzler von Caprivi und Staatssccretär von Bötticher empfangen worden. — Keine Versuche mit dem Zonentarif. Die „Nordd. Mg. Ztg.* schreibt: „Durch die Blätter geht di« Nachricht eines Berliner freisinnigen OrganS, nach welcher der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Toielen, beabsichtigen sollte, einen Versuch, mit dem Zonentarif zu mache» nnd denselben zunächst für den Berliner Vorortsverkehr in Anwendung zu bringe». Trotz der sehr detaillirlen Angaben des gedachten Blattes ist die Nachricht falsch. Vom Zonen tarif, im Sinne der für einen solchen betriebenen Agitation,, ist keine " Rede. Erwogen wird jedoch, wie der gedachte Vorortsverkchr anders zn gestalten und zu vereinfachen sei, worüber seiner Zeit bereits unter der Verwaltung oes Herr» v. Maybach sowohl im preußische» Ab geordneten-, wie im Herrenhause Auskunft ertheilt wurde. Ueber den Termin der Elnfühcung dieser in Erwägung gezogene» Aendernngcii ist noch keine Bestimmung getroffen und konnte auch bisher nicht getroffen werden, weil eben die Erwägungen noch nicht zum Abschluß gelangt sind.* — Uever die Einverleibung der Berliner Vororte halte eine Deputation eine längere Unterrej^« mit dem Minister des Innern, Herrfurth. Derselbe gab zu, dcWUne Einverleibung der unmittelbaren Vororte einmal erforderlich' werden würde, konnte aber hinsichtlich des Zeitpunktes keine näheren Angaben machen. Jnforniirendc Vorarbeiten hierüber finden bereits statt. — Die „Hamb. Nachr.* melden, die Bevölkerung von Elsaß- Lothringen habe seit 1885 um 38,000 Personen abgciiommen, welche nieist nach Frankreich ansgewcindcrt seien. Die Bevölkerung hat indessen nicht ab-, svndern Angenommen. — Die Au s führ»,, gscomm iss ion der deutschen Co!o»ial-L otterie hat nach der „Köln. Ztg.* a» verschiedene Schisssdanwerften die Aufforderung ergehen lassen, Entwürfe Nnd Anerbietungen znm Bau eines flachgehendeu Dainpsers für den Vicloria-Nyanza bis Mitie August einzureicheii. — I» Dentsch-S üdwesta fr ika wird jetzt für die dort befindliche deutsche Schntztrnppe eine neue große befestigte Kaserne errichtet. Die nölhigcn Steine werden in einer dort errichteten Ziegelei von Mannjchasteti der Schntztrnppe selbst gebrannt. — Unsere Dampfer-Linie». Nach de» in der Ham- biirgcr „Ascika-Post" alle vierzehn Tage veröffentlichten Paffagier- listen erfreut sich sowohl die regelmäßige Wenlinie, als die ncu- degründete unterstützte deutsche Ostafrika-Linie eines regelmäßig zunehmenden Verkehrs. Tie Oslafrika-Linie hat sich sehr bald in Folge der vorzüglichen Kajütcn-Einrichtunge» und der ansgczeichncteu Verpflegung die Gunst der Reisenden ermvrben. Während im Anfänge selbst dcnische Reisende englische und französische Schisse bevorzugten, hat sich jetzt bereits ein Umschwung dahin geltend gemacht, daß Reisende aller Nationaliinlen die deutschen Schiffe, welche sich gleichzeitig als die schnellsten erwiesen haben nnd auch bisher die Post regelmäßig früher überbrachten als andere Schisse, sehr gern liemitzcii. Oesterreich-Ungarn. Ueber den bereits gestern von uns telegraphisch gemeldeten unerhörlen neuen Uebcrfall Deutscher durch Tschechen werden folgende Einzelheiten bekannt: Der Komiker Manuel, Opereltensänger Lössler nnd Sonfflciir Nora standen, sich in deutscher Sprache nnlerhaltend, vor der Wohnung des Obcrregissenrs Muschel, welcher eine Guitarre in der Hand hielt und darauf einige Accorde griff. Bier Bursche», die den drei Elfteren schon längere Zeit gefolgt waren, riefe» in tschechischer Sprache: „Was wollen die Ochse»?* Auf die Frage Nora's, was sie wünschten, fiele» sie mit Stöcken und Messern über die Denlschen her. Löffler erhielt eine tiefe Stich wunde in der Herzgegend, die nach der Anssage des Arztes, wenn sie ein Viertel Cenlimeter tiefer wäre, tödlich gewesen wäre, ferner zwei Schnittwunde», an dem rechten Arme, die eine Lähmung desselben befürchte» lassen nnd schließlich eine klaffende Stichwunde am Kopfe und eine Wunde an der linken Hüfte. Da trotz des Lärmes die Sicherheitswache sich nicht sehen ließ, so entkäme» leider die Atten täter unbehelligt. Auch Manuel erhielt einen Stockhieb und eine schwere Kopfwunde. Italien. Der in Mailand tagende Arbeitercongreß hat die Errichtung einer italienischen Arbeiterpartei beschlossen, welche aber keinen socialistischen Charakter habe» soll. — In Bologna veranstaliete ein znsaminengelanfener Vvlkshause antimilitärische Demonstrationen. Die Polizei zerstreute die Denionstrauleii ohne Schwierigkeit. Frankreich. Die französische Negierung crkläit jetzt gerade heraus, daß ihr von einem Bündiiißvertrage mit Rußland absolut nichts bekannt ist. — In Cherbourg tvüthet der BsgeisternNgstaumel ans Anlaß der Anwesenheit eines russischen Kriegsschiffes fort. Jeder Tag bringt neue Feste: Trinke», Umarmen und Reden, damit wird die Zeit verbracht. Die Cherbourgcr haben ihre Häuser illuminirt und die Stadt mit Fahnen geschmückt, gleichsam, als ob ei» n« französischer Potentat seine» Einzug in die Siadt halte» wollt«
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