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MnM fU MlsSriiß Tharandt, Dassen, Sielienlehn nnd die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertiouspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Eorpuszeile. No 13». Dnick lind Verlast von Martin Berger in Wilsdrun. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Sonnabend, den 24. November 1SM 58. Jahrg. Bekanntmachung. Nachdem dcr Stadlgcmeinderath in seiner am 15. dieses Monats abgehal'.encn Sitzung beschlossen Hai, die Zeit sm de» Betrieb der Motoren und zwar im Ssmmerhalbjahr — das ist vom 1. April bis 3«. September — vo« früh « Uhr bis Abends « Uhr, im Winterhalbjahr — das ist vom 1. Oktober bis 31. März — von früh 7 Uhr bis Abends 7 Uhr feslzusctzen, wird solches mit dem Bemerken zur Kenntniß der Betheiligten gebracht, daß außerdem noch eil e Frühstückspause von VF—9 Uhr, eine Mittagspause von 12—1 Uhr und eine Besperpause von 4—V.5 Uhr einznhalten ist. Wilsdruff, den 10. November 1800. Der Stadtrath. Kahtenberger. Bekanntmachung. Auf Grund einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 29. September dieses Jahres, Bekämpfung der Tuberkulose der Menschen betreffend, wird mcrmit Folgendes zur Kenntniß gebracht: 1. Die Aerzte haben in jedem Falle, in welchem ein von ihnen behandelter, au vorgeschrittener Lungen- oder Kehlkopfschwindsucht Erkrankter aus seiner Wohnung verzieht oder in Rücksicht auf seine Wohnungsverhälmisse seine Umgebung hochgradig gefährdet, der OrtSpolizeibehöroe schriftlich Anzeige zu erstatten. 2. Jeder in Privatkrankenanstalten, in Waisen-, Armen- und Siechenhäusern, sowie in Gast- und Logirhäusern, Herbergen, Schlafstellen, Internaten und Penstonaten vorkommende Erkcankungs- fall au Lungen- oder Kehlkopfschwindsucht ist von dem behandelnden Arzte, wenn aber ein Arzt nicht zugezogen ist, von dem Haushaltungs- bez. Anstaltsvorstand binnen 3 Tagen nach erlangter Kenntniß schriftlich der Ortspolizeibehörde auzuzeigcn. Nichtbeachtung der im Punkt 1 und 2 ertheilten Vorschriften Hal die durch obige Verordnung ungeordneten Geld- oder Haftstrafen zur Folge. Wilsdruff, am 17. November 1900. Der Bürgermeister. Kahlenberger. Die Präsidentenwahl des Reichstags ist vorüber. Wie im vorigen Jahre, so gab auch diesmal das Ecntrum den Ausschlag. Es könnte das jedem guten Deutschen gleich sein, wenn das Centrum nicht selbst durch seine Erfolge immer zuknnstssicherer — wir könnten viel leicht auch mgen: anmaßender — in seinen Forderungen würde. Es zeigt damit, daß cs ihm weniger um Religion und Sittlichkeit, als vielmehr um Stärkung des römischen Einflusses zu thun ist. Wie kommt das Centrum daraus? Man darf doch der Partei ruhig Zutrauen, daß sie auch Männer von sittlichem Ernste in ihren Reihen Hal. Wie kommen die dazu, dem Staate und der geistigen Freiheit so oft feindlich in den Weg zu treten? Die Antwort ist nicht schwer. Sie werden vvn Priestern geleitet, die ihrer Herrschsucht, ihrer Klugheit und ihrer Ausdauer nach mit Recht die geistigen Söhne der alten Römer genannt werden können. tioms sstsrns. Es ist eine vielunistrittene Sache um die Transfusion, p. h., die Zuführung fremden Blutes in die Adern. Mancher ist dafür gewesen, mancher dagegen. Professor- Bock hat, so geht die Sage, darüber geurtheill: Es ge hören drei Hammel dazu; einer, dem das Blut entnommen wird, der zweite, der sichs zuführen läßt, und der dritte und größte, der die Geschichte anstellt. Daß aber das Blut von Todten, in die Adern Lebender gebracht, eine furchtbar zersetzende Wirkung hat, daß eS in kurzer Zeit den Jnfizirten tödtet, ist wohl allgemein bekannt. Das sind zwei Gleichnisse für das deutsche Volk, das für die abgelebten romanischen und die kräftigeren, leider nicht besseren angloromanischen Völker Tamende seiner Söhne hingab, die im fremden Lande, vhne An schluß an die Heimath, zu Ausländern geworden sind und flch wohl gar "ihres deutschen Namens schämen, und das Zugleich geneigt ist, allerlei flaviscke Eindringlinge zu hegen. Das erste ist sicher nicht gut, das zweite unbedingt bsu r^hier- — Wir kämen nun auf das zweite Gleichniß. Das bezieht sich g„s Völker, die, ehemals mächtig und esing, Mt ohne Siaat, ohne Heimath, ohne politische Ein heit in lremde Völker eingedrungen sind und in ihnen, gleich dem Leichengift, zersetzend wirken und ihren Zerfall herbeiführen, wenn ihrem schändlichen Treiben nicht beizeiten gewehrt wnd. Der ewige Jude wird darin nicht schwer zu erkennen fern Aber es g ebt uock andereTrägersolchenLeichen- giftes. Nun ist zwar mit der Absetzung des Romulus Augstulus im Jahre 476 Rom vom Throne des Abend- und Morgen landes geschieden, den es fast fünf Jahrhnnderie gegen alle Angriffe zu behaupten gemußt hatte. Aber der alte, stolze, gebieterische Römergeist starb nicht so schnell. Wie sollte das auch möglich sein? Für den Ruhm, die Macht und die Größe „des Staates" zu arbeiten, zu streiten, zu dulden, das war von den Tagen der beiden Marssöhne an der Stolz römischer Männer und Jünglinge gewesen und war es im Laufe siegreicher Jahrhunderte mehr und mehr geworden. Der nationale Ehrgeiz lebte im Blute weiter und der römische Legionär rief sein Koma LLtsrna nickt weniger stolz und vielleicht mit größerem Rechte, als der englische Matrvse heute sein Kuts Krümmia. Der „römische Siaatsgedauke" lebte weiter und strebte nach neuer Lelhätigung. Mit Waffengewalt ließ sich freilich nichts thun; denn was wollte das kleine Volk wirklicher Rönier gegen die überschäumende Kraft der germanischen Stämme ausrichtcn, die im Westen das Erbe der ewigen Stadt angetreten hatten? Andere Gegner, andere Waffen. War die römische Nation bisher ein Riese gewesen, der mit gewaltigen Armen die eroberten Länder und unter jochten Völker zusammenhielt, so mußte sie jetzt an die Stelle des alten, gemeinsamen Verwaltnugsapparatcs ein anderes, womöglich festeres Band bringen. Ein solches war in Rom nicht schwer zu finden. Weil alles politische, kauf männische und geistige Leben dort seinen Mittelpunkt hatte, so war auch das Christenthum, die gewaltige internationale Macht der Zukunft, recht zahlreich vertreten. Um das Christeuthum machten sich ehrgeizige, thatkräftige Römer- dienstbar. Als „Nachfolger Christi auf dem Stuhle des Petrus" trieben sie, ohne dessen bewußt zu sein, römische Machtpolitik, und zwar ward diese um so entschiedener, je mehr „Schäflein" sich unter ihrem Hirtenstab einfanden. Der Geist der Cäsaren war also vom Palatin nach dem Vatikan gewandert. Dort hatte er leichtere Arbeit und größere Aussicht auf Erfolg. Einen rönnfchen Imperator- Halten die ersten Frankenkönige, wie auch die sächsischen Kaiser- und die Hohenstaufen nicht geduldet. Sie wollten die römischen Kaiser sein. Aber dem Papste, dem eigent lichen Träger römischer Machtgcdanken und Herrscherpläne, waren sie nicht gewachsen. Unbegreiflich ist es, wie Karl der Große, der doch sonst einer der weitschanendsten Kaiser war - man beobachte sein Streben nach Vereinigung aller Länder deutscher Zunge — den Papst bevorzugen konnte. Er muß wohl die römische Geschichte wenig gekannt haben, oder, was wahrscheinlicher ist, er hat seinen Stachfolgern die gleichen Herrschergaben zngetraut, die erhalte. Leider haben die nicht alle geerbt, und das Papstthum gewann unter Ludwig dem Frommen und unter Ludwig dein Kinde Zeit und Macht und als die Hohenstaufen auf den Thron kamen, da waren die deutschen Kaiser dein Römer nicht mehr gewachsen. Sie gingen im Kampfe gegen ihn zu Grunde. Am deutlichsten sind diese Herrscherpläne des päpstlichen Stuhles an den? fanatischen Gregor VII. zu erkennen, dem seine Herrschsucht und sein Ehrgeiz ein geradezu dämonisches Gepräge geben. Er hat sein Ideal, Vereinigung aller- Reich. unter päpstlicher Obergewalt, bis zu seinem Ende fcstgehalteu, und dabei glaubte er vollständig im Rechte zu sein. (Ollexi instüiacn st octi imguitLtsm, itLgue morior in sxilio.) Von ihm sollten Kaiser uud Könige ihre Reiche und Rechte als bsnsstcium empfangen, „wie der Mond sein Licht von der Sonne." Welch ein Gegensatz zu dem, der vor Pilatus sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Wclt." Ein Papstthum, ein prünatus pscri, auf die Lehren und Worte Christi gegründet, ist wenigstens in der Art, wie es jetzt besteht, unmöglich, unerklärlich. Es wider spricht ihm geradezu. Aber das Christenthum — oder besser, das Kirchen thum — ließ sich, wie jedes Ideal, wenn es im Dienste gewissenloser, thatkräftiger Spekulanten steht, trefflich zu einer äußerlich internationalen, innerlich römischen Knechtung der Völker brauchen. Offiziell sagt die Papstkirche: Alle Menschen sollen gläubig gemacht und dem Schooße der allein selig machenden Kirche zugeführt werden. ^slitische Rundschau. Unser Kaiser, der am Bußtag dcr Feier des Ge burtstages seiner Mutter beiwohnte und Abends im Schlosse zu Homburg v. d. H. einen „Herrenabend" veranstaltete, nahm am Donnerstag Vormittag Vorträge entgegen und fuhr sodann nach der Oberurseler Motorenfabrik, woselbst er sich ein Modell für einen Spiritus-Motor Vorfahren ließ Später besuchte der Kaiser seine Mutter, die Kaiserin Friedrich, auf Schloß Friedrichshof. Am heutigen Freitag Mittag trifft Se. Majestät in Kiel ein und betheiligt sich an der Vereidigung der Marine-Rekruten. Bei der Feier werdeu auch Prinz Heinrich von Preußen und der Staats sekretär des Reichsmarineamts v. Tirpitz zugegen sein. Kaiser Wilhelm gedenkt der Stadt Paris ein Geschenk zu machen. Wie dem „B. T." von dort ge meldet wird, beabsichtigt der Kaiser, das auf dem Aus stellungsgelände errichtete deutsche Reichshaus der Stadt Paris zu schenken. Ein Komitee plant, die „Rue des nations" (Siraße der Nationen) der verflossenen Ausstell ung noch eine Anzahl von Jahren zu erhalten. Reichstag. Berlin, 22. November. Die China- Zlnth ist längst abgesluihet, aber es giebt iminer noch ein paar Volksvertreter, die etwas zu sagen haben. Sie finden !nur wenig Gehör bei den Cvllegen und selbst die süodeutsch ^kräftige Stimme des Herrn Payer vermag nur mühsam das allgemeine Summen und Schwirren zu durchdringen. Auf den Tribünen ist allerdings auch heute eine zahlreiche