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chönlniM Tageblatt A»tsd>M für in SIMch r> Waideubug —«^4— ßt.chrtÄ iizuch „ji der T«ge »«ch S»»n- Md Festtage». /KZaZ»« »an Inseraten für die nächster- tzeinrndr Nm«»« di« nachmittag« 2 Uhr. K« DtituemMtzprei« beträgt vierteljähr- Uch L Mk. »S Pf. 8Ä««te -r« Zelle 10 Pf., Linges. »0. Pf. 8zZtdir!,u: Waldsrbmcg, Obergasse L91L. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr» Kaufmann Otto Förster, in Langenchurk- darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in RochSburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Zugleich wett verbrettet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Kubr-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Dienstag, den 23. Februar Mgr. Witteruugsbericht, ausgenommen am 22 Februar, nachm. 4 Uhr. Ksrsmeterstaud 755 mm. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerftsud -j- 9' 0. (Morgens 8 Uhr -s- 6'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymetcr 60'/°. Thaupuukt -s- 2 Grad. Windrichtung: Süd. Daher WitterLvgsauSstchten für den 22. Februar: Wolkiges bis halbheiteres, fortdauernd warmes Wetter. *Waidenhnrg, 22. Februar 1892. s Es thu» immer gut, wenn gar zu selbstbewußten s Staaten und Nationen einmal ganz gründlich zu Gemüth geführt wird, daß Hochmuth vor dem Fall kommt. Eine solche Erscheinung haben wir gegenwärtig auch bezüglich Frankreichs zu verzeichnen, nach dem sich schon seit einem halben Jahre zur Genüge herausgestellt hat, daß Rußland, das Riesinretch, einem wirthschaftlichen s und materiellen Bankerotte zusteuert. An ein kriege risches Zusammenwirken der beiden Länder ist m ab- ; sehbarer Zeit ganz und gar nicht zu denken, der be s kannten Verbrüderung von Kronstadt ist heute auf s beiden Seiten eine vollständige Entnüchterung gefolgt, s Jedermann weiß ja, daß die Franzosen seit geraumer Zeit sich mit heißem Liebesmühen um die Gunst des ! Czaren beworben haben, so heiß und so dringend, daß s die Selbsterniedrigung der freien Republikaner vor dem i Reich der Knute das allgemeine Gespött wachrief, s Kaiser Alexander III., dem schon eine constitutionelle f Verfassung ein Dorn im Auge ist, hätle Frankreich ; wohl schon lange gern zur Hebung des recht gesunkenen Ansehens Rußlands benutzt, aber die radikale Strömung, welche in Paris vorwaltete, der fortwährende Minister- s wechsel berührten den Petersburger Selbstherrscher un- - heimlich, mit verschränkten Armen sah er allem Mühen der Franzosen zu. Dann schien, nach der Nieder- s werfung von Boulanger, nun endlich ein ebenso maß- volles wie beständiges Regiment in Paris Platz greifen zu wollen. j Der Ministerpräsident Freycinet, welcher im März . 1890 wieder die Leitung der Staatsgelchäfte über- s nommen hatte, zeigte sich als ein sehr ruhiger Mann, ; der Minister des Innern, Constans, bewies sich als ein unnachsichtlicher Feind aller revolutionären Umtriebe, Beeinflussungen thalen uuch das Ihrige, und so ging der Czar nach Kronstadt und hörte dort stehend den : Vortrag der Marseillaise an. Russen und Franzosen waren in diesen Tagen wie berauscht, und in beiden Staaten träumten die Fanatiker von einem Ausbruch - des großen Krieges mit Deutschland. Beide Nationen i rühmten sich ihrer Stärke, die sie allen Gegnern ge- / wachsen sein lassen werde, und von dem Dreibünde ; wurde in den deutschfeindlichen Journalen Rußlands, i wie Frankreichs nur noch wie von einer Bagatelle ge- sprachen. Selten ist solch' ein Völker-Uebermuth zu ; sehen gewesen, aber der liebe Golt hat schon dafür gesorgt, daß Ler Revanche-Hafer nicht gar zu üppig ins Kraut schoß. i Ueber Rußland brach eine entsetzliche Hungersnoth ein, von welcher dem Selbstherrscher in Petersburg zwar nichts gesagt werden darf, die aber trotzdem von Tage zu Tage unaufhaltsam wächst. Alle Schatten seiten, alle Schwächen des Czarenreiches hat das gegen wärtige Elend zur Genüge blosgestellt: die heillose Unehrlichkeit der Verwaltung, den halbasiatischen, zügel losen Charakter so vieler Millionen seiner Bewohner, die Armuth des Staatsschatzes. Wenn heute ein Krieg gegen Rußland begonnen würde, so würde der ganze Rtesenstaat ohne Gnade und Erbarmen im Umsehen zusammenbrechen, denn alle seine Stützen sind morsch und faulen. Die Franzosen erwarteten von den Moskowitern Unterstützung ihrer Pläne gegen das deutsche Reich durch Waffengewalt, die Russen kamen aber nur, um zu borgen, sie heischten eine hundert Millionen nach den anderen, und je mehr sie forderten, um so mehr kühlte sich in Paris der Russen-Enthusiasmus ab. Schon gab es in verschiedenen Zeitungen recht böse Bemerkungen über Rußland, da trat auch für die Russin die Entnüchterung ein, das Ministerium, welchem der Czar sein besonderes Wohlwollen entgegengebracht, welches den großen Erfolg der vollzogenen Annäherung an Rußland als sein Verdienst hinstellen konnte, eben diese selbe Regierung wurde von der Deputirten- lammer wegen einer Lumperei gestürzt, und damit hat die französische Volksvertretung die russische Legende von dem starken und zielbewußtcn Frankreich gründ lich zerstört. Die Franzosen sind gerade noch so wetterwendisch, wie sie immer gewesen, und für den Czaren aller Reußen kann es gerade nicht eine Ehre sein, Arm in Arm mit ihnen Europa in die Schranken zu fordern. Politische Mrmdschsm. Deutsches Reich. Der Kaiser entsprach am Freitag einer Einladung des Finanzministers Or. Miquel zu einem Herrenabend. Am Sonnabend Vormittag ließ sich der Monarch die regelmäßigen Borträge halten, stattete am Nachmittag gelegentlich einer Ausfahrt dem Generallieutenant z. D. v. Lucadou einen Besuch ab und wohnte später einer Sitzung des Kaiser Wilhelm-Kirchen-Comitee'S bei. Abends entspach der Kaiser einer Einladung des Ge nerallieulenants v. Versen zum Diner. Sonntag Vor mittag besuchte Se. Majestät den Gottesdienst im Dom und empfing den Or. Güßfeldt zum Vortrag über eine für den nächsten Sommer in Aussicht genommene neue Reise nach Norwegen. Am Nachmittage unter nahmen beide Majestäten bei dem prächtigen warmen und frühlingsartigen Wetter eine gemeinsame Spazier fahrt. Am Freitag Abend fand beim Finanzminister Miquel in Berlin ein zwangloser Herren-Abend statt. Die Einladungen waren zu einem Glase Bier auf 9 Uhr abends erfolgt. Bereits '/« vor 9 Uhr erschien der Kaiser in Begleitung des Prinzen Heinrich. Die Ge sellschaft bestand aus etwa 24 Personen, von national- liberalen Abgeordneten waren u. A. anwesend die Herren v. Bennigsen, Or. Hammacher, Hobrecht, Möller, Graf Douglas und v. Benda, von den Conservativen Graf Mirbach, v. Erffa und v. Levetzow, vom Cen- trum Frhr. v. Hüne, von den Freisinnigen Brömel. Ferner waren die Minister Graf Zedlitz und von Bötticher, die Staatssekretäre v. Stephan und Frhr. v. Maltzahn, Oberpräfident Or. v. Achenbach, Unter- staalssekretär v. Rottenburg, sowie Geheimrath Krupp erschienen. Der Kaiser unterhielt sich lebhaft mit vielen der Anwesenden. In dem nächsten Kreise des Kaisers grupptrten sich die Herren v. Stephan, v. Levetzow, Frhr. v. Hüne, v. Achenbach, v. Bennigsen, Or. Ham macher, Möller und Brömel. Die Unterhaltung war außerordentlich angeregt. Erst gegen 1 Uhr verließ Se. Majestät die Gesellschaft. Der „Hannov. Cour." schreibt: Durch verschieden: Blätter gingen dieser Tage Mitthellungen über Ver handlungen der preussischen Regierung mit dem Herzog von Cumberland, die de» thatsächlichen Verhältnissen in wesentlichen Punkten nicht entsprechen. Nach den uns zu Gebote stehenden Nachrichten ist anzunehmen: 1. daß die Verhandlungen die Thronfolge in Braun schweig überhaupt nicht zum Gegenstand haben, 2. daß sich dieselben nur auf die privatrechtlichen Ansprüche ß des Herzogs, welche der Beschlagnahme unterstehen, be- ziehen; 3. daß anscheinend begründete Aussicht auf günstigen Verlauf der sä 2 erwähnten Verhandlungen vorhanden ist. Erfüllt sich diese Aussicht, so würde in dem angekündiglen Welfenfondsgesetz die Aufhebung des Beschlagnahmegesetzes beantragt werden. In der „Nord Ostseeztg." schildert ein Herr, der kürzlich den Fürsten Bismarck besucht hat, seine Ein- r drücke, die er dabei von dem Fürsten erhalten hat, in j folgender Weise: „Der Vollendung des 77. JahrcS s entgegengehend, ist der Fürst das Bild körperlicher und s geistiger Rüstigkeit. Auf seinen Spaziergängen führt I er, weit ausschreitend, einen Knotcnstock nicht als Stütze bei sich, sondern benutzt.ihn, von den Ellenbogengelenken ; gehalten, als Geradchalier. Dem Erfinder des „schnell f alternden Reichskanzlers (von ehedem)" kann versichert i werden, daß eher von einem in der „Erholung" von / den Strapazen des Dienstes schnell sich verjüngenden Bismarck die Rede sein kann. So verleugnet er auch nach Temperament und Stimmung und nach der Tief- > geistigkeit seiner Unterhaltung in nichts sein lebensvolles, mächtiges Naturell Im Laufe des Zwiege- s sprächs wurde die Frage berührt, ob sein Refidiren in ! Friedrichsruhe wirklich ein definitives sein sollte. Ent- s gegen den Ausstreuungen der Presse, die seinen angeb lich nach Gcnuzthuung dürstenden Ehrgeiz, die Rückkehr in die leitenden Aemter erstreben läßt und zum Com- paß seiner Preßäußerungen machte, stellte der Fürst, vielleicht auch im Hinblick auf die gegenwärtig verän derte Bedeutung ministerieller Stellungen mit einer nicht mißzuverstehenden volksthümlichen Wendung die Neigung, dahin zurückzukehren, wo er den 20. März . 1890 erlebt hat, auf das Entschiedenste in Abrede. Die Budgetcommission des Reichstags hat am Sonn- s abend die Berathung des Marineetats beendet. Es wurden bei den außerordentlichen Ausgaben 8,722,000 Mark gestrichen. Die Lags der deutschsüdwestafrikanischen Co lon ie ist in ein kritisches Stadium getreten. Mit i dem 18. Februar ist die Frist abgelaufen, mit welcher der Vertrag zwischen der Coloniegeseüschaft für Süd- s westafrika und dem deutsch, englischen Consortium zu Stande kommen und die neue Südwestafrikacorporation s hätte ins Leben treten sollen. Diese Frist ist frucht- i los verlaufen. Die Verhandlungen wurden bis zum letzten Tage fortgesetzt, und am 17. kamen die Herren ! Wischmann und I)r. Scharlach aus Hamburg und ' Cooper, Clarkn und Aston aus London, bezw. Glasgow, ? nach Berlin, um, da eine Verlängerung der Frist von - der Regierung abgelehnt wurde, zu erklären, daß sie ! unter den obwaltenden Umständen genöthtgt seien, zurück- ; zutreten und die Cauction von 200,000 Mark ver fallen zu lassen. Der in Berlin avgehaltene Handwerkertag hat auch der dortigen Socialdemokratie Anlaß zu einer großen Versammlung gegeben, in welcher der Abg. Bebel über die Lage von Handwerk und Kleingewerbe sprach. Die Versammlung nahm die übliche Resolution an, daß nur die Verwirklichung des socialdemokratischen Zukunftsstaates eine Besserung zu schaffen vermöge. (Natürlich!) Aus dem in Berlin sich abspielenden ProccßAhl- wardt wegen Beleidigung der dortigen städtischen Be hörden theilt die Voss. Ztg. folgende Bemerkung des Gerichtspräsidenten mit: Es sei wohl kein Zweifel darüber, daß die an Gerichtsstelle abgegebene Erklärung